Internationale Kommunikationskulturen

10. Kulturelle Faktoren: Kleidung und Anstand

2. Teil II: Bekleidungsstücke


von Margarete Payer

mailto: payer@hdm-stuttgart.de


Zitierweise / cite as:

Payer, Margarete <1942 - >: Internationale Kommunikationskulturen. -- 10. Kulturelle Faktoren: Kleidung und Anstand. -- 2. Teil II: Bekleidungsstücke. -- Fassung vom 2001-05-13. -- URL: http://www.payer.de/kommkulturen/kultur102.htm. -- [Stichwort].

Erstmals publiziert: 2001-05-13

Überarbeitungen:

Anlass: Lehrveranstaltung, HBI (HDM) Stuttgart, 2000/2001

Unterrichtsmaterialien (gemäß § 46 (1) UrhG)

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Dieser Text ist Teil der Abteilung Länder und Kulturen von Tüpfli's Global Village Library


0. Übersicht



Statt eines Motto:

Abb.: Daumier, Honoré <1808 - 1879: Coquetterie -- Gefallsucht

1. Einleitung


Im Folgenden werden einige Grundbegriffe zu Bekleidungsstücken gegeben samt den Anlässen, zu denen sie getragen werden.

Nach Produktgruppen werden Bekleidungstextilien eingeteilt in:

Wichtige Bekleidungsformen sind u.a. :

Webportale:

Der Wert, der Bekleidungsstücken beigemessen wird, richtet sich oft nach dem Preis: "je teurer und seltener, desto besser". Deshalb akzeptieren viele folgende Werthierarchie:

  1. Einzelfertigung
    1. Haute Couture: Gruppe von Pariser Mode"schöpfern", die den Anforderungen der Chambre Syndicale de la Couture entsprechen: kleiner Kundenkreis (ca. 2000), riesige Preise: 30000 bis 50000 DM für ein Kostüm, Lieferzeit: drei Monate
      Alta Moda: italienische Entsprechung zur Pariser Haute Couture, Sitz in Florenz und Rom, nicht so streng reglementiert wie Haute Couture
    2. Maßanfertigung: wegen der geringen Löhne in Ländern der dritten Welt, dort oft die preiswerteste Kleidung
  2. Serienfertigung: begrenzte Stückzahl
    1. Prêt à Porter: Fertigkleidung, entworfen von Mitgliedern der Chambre Syndicale du Prêt-à-porter des Couturiers et des Créateurd de Mode, Paris. Designer, die in ihrer Selbsteinschätzung gleich nach Haute Couture kommen.
    2. Maßkonfektion: Serienware, die dem Kunden von einem Schneider angepasst wird
    3. Boutiquemode: von einer Einzelperson entworfene und in kleinsten Auflagen hergestellte Kleidungsstücke
  3. Massenfertigung 
    1. Kultmarken: sowohl Kultmarken der gehobenen Schichten als auch der Mittel- und Unterschichten (z.B. Nike)
    2. Marken
    3. No Logo, No-Name

Auf die Herstellungsbedingungen von Bekleidung kann hier nicht eingegangen werden, oft werden Kleidungsstücke unter extrem ausbeuterischen Bedingungen in Freihandelszonen der Dritten Welt (besonders China) hergestellt. Siehe dazu:

Entwicklungsländerstudien / hrsg. von Margarete Payer. -- Teil II: Kernprobleme. -- Kapitel 24: Arbeit und Beschäftigung  / verfasst von Yvonne Hermann. -- URL: http://www.payer.de/entwicklung/entw24.htm

Klein, Naomi <1971 - >: No Logo! : der Kampf der Global Players um Marktmacht ; ein Spiel mit vielen Verlierern und wenigen Gewinnern. -- [München] : Riemann, ©2001. -- 501 S. : Ill. -- (One earth Spirit). -- ISBN 3570500187. -- Originaltitel: No logo (2000). -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}


2. Röcke


Rock ist ein taillenabwärts getragenes Kleidungsstück, vorwiegend der Damen- und Mädchenbekleidung. Mit einer Jacke wird der Rock zum Kostüm ergänzt.


Abb.: Rocklängen

[Quelle der Abb.: Fachwissen Bekleidung. -- 5. Aufl. -- Haan-Gruiten : Europa-Lehrmittel, ©1998. -- ISBN 3898562056. -- S. 200. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]

Mit Ausnahme von schottischem Kilt, Sarong, Pareu und einigen anderen ist der Rock meist ein Damenbekleidungsstück. Westliche Frauen gehen im Ausland meist nicht fehl, wenn sie einen kniebedeckenden, nicht zu engen Rock tragen. Sehr kurze Röcke sowie sehr enge Röcke können -- vor allem in muslimischen Gegenden -- als sexuelle Aufforderung missverstanden werden und Anstoß erregen bzw. sexuelle Belästigungen provozieren.

Von Röcken nicht-westlicher Kulturen sind heute noch Sari und Sarong von besonderer Bedeutung.


2.1. Sari



Abb.: Teepflückerin in Sari (©Corbis)

Der Sari ist der von Frauen Südasiens auch heute noch am meisten getragene Rock. Wenn Ausländerinnen bei entsprechenden Anlässen Saris tragen, wird dies von Südasiaten geschätzt. Zum Sari gehört eine Bluse mit Ärmeln, die meist den Bauch frei lässt. Unter dem Sari trägt man einen Unterrock.

Abb.: Anziehen eines Sari (animated gif)


Abb.: Die einzelnen Schritte erklärt

[Quelle der Einzelbilder: http://www.kerala.com/fashion/hwsari.htm. -- Zugriff am 2001-04-05]

Webportal für Saris:


2.2. Sarong



Abb.: Sarong, Java, Indonesien, um 1920 (©ArtToday)

Der Sarong ist der traditionelle Wickelrock für Männer und Frauen in weiten Teilen Südostasiens. In Indonesien wird er vor allem noch bei religiösen Zeremonien getragen (in Bali ist er in hinduistischen Tempeln Vorschrift). In Thailand gilt der Sarong heute als bäurisch-rückständig.

Webportal:


2.3. Pareu



Abb.: Frauen in Pareu, Tahiti, Anfang 20. Jhdt.


Abb.: Mann in Pareu, Tahiti, Anfang 20. Jhdt.

Der Pareu ist das um den Körper gewickelte Lendentuch polynesischer Frauen und Männer. Er wurde zum Vorbild für Strandmoden.


3. Blusen



Abb.: Typische Bluse in vielen südostasiatischen Dörfern und Kleinstädten (©ArtToday)

Bei Blusen ist zu beachten, dass in konservativen Ländern (Südasien und muslimische Länder) ärmellose Blusen als schamlos gelten, dasselbe gilt für durchsichtige Blusen sowie "gewagte" Ausschnitte. Bezüglich "bauchnabelfrei" muss man sich nach den landesüblichen Kleidungsstücken richten (indische Sariblusen lassen normalerweise den Bauch oberhalb des Bauchnabels frei). Im Zweifelsfall ist es besser, bauchnabelfrei zu vermeiden. Tops (Trägerhemdchen) sind oft kritisch.


Abb.: Eine solch harmlose Bekleidung ist an vielen konservativen Arbeitsplätzen unerwünscht (©ArtToday)


4. Kleider



Abb.: Coco Chanel: das kleine Schwarze. -- Vogue. -- 1926

Als Kleid im engeren Sinn bezeichnet man ein einteiliges Bekleidungsstück, bestehend aus Rumpfteil und angeschnittenem oder angenähtem Rockteil.

Für Kleider gilt das zu Röcken und Blusen gesagte entsprechend. In konservativen Betrieben erwartet man von Angestellten konservative Kleider bzw. konservative Röcke mit entsprechendem Oberteil.

Unter den Kleidern (im weiteren Sinn) nicht-westlicher Kulturen ist vor allem der japanische Kimono von Bedeutung.


4.1. Kimono


Kimono


Abb.: Moronobu <gest. 1694>: Professionelle Sexarbeiterin in Kimono (nach alter Form getragen), 1685


Abb.: Hanabusa Itchô <1652 - 1724>: Der schweigsame Gast (Mann und Mädchen, beide  in Kimono)


Abb.: Teile eines Frauenkimono (Quelle der Abb.: http://jin.jcic.or.jp/kidsweb/virtual/kimono/types1.html. -- Zugriff am 2001-04-11)

Der Kimono ist sowohl Frauen- als auch Männertracht. Er wird von einem sehr kostbaren Stoffgürtel (Obi) zusammengehalten. Der Obi ist 3,60 bis 9,60 cm lang und 60 cm breit. 


Abb.: Obi (©Corbis)

Den Kimono anzuziehen und ihn zu binden ist eine schwierige Kunst, für die es in Japan eigene Kimonoschulen gibt. Früher zeigte die Bindungsart des Obi die soziale Stellung der Trägerin an (professionelle Sexarbeiterin, Mädchen, verheiratete Frau), heute hält man sich nicht mehr an diese Konventionen. In Japan wird der traditionelle Kimono noch bei besonderen Festanlässen getragen. Ausländer, die nicht perfekt sind im Kimonobinden, sollten in Japan keine Kimonos tragen, da sie dann in japanischen Augen lächerlich aussehen.

Webportal:


5. Maschenoberbekleidung


Unter Maschenoberbekleidung versteht man jegliche Oberbekleidung aus textilen Stoffen, die nicht gewoben, sondern Strickware oder Kettengewirke sind. Hierzu rechnen also z.B. Strickkleider, Strickwesten, Pullover, T-Shirt, Sweater, Pullunder, Twinset. "Dezente" Maschenoberbekleidung gilt heute bei vielen Anlässen als formelle Kleidung.

Die Dirigenten Herbert von Karajan (1908 - 1989) und Leonard Bernstein (1918 - 1990), die im weißen Rollkragenpullover dirigierten, machten diesen zum Gesellschaftsanzug populär. Seither kann man einen solchen Abendpullover sogar zum Smoking tragen.

Webportale:


6. Hosen


In seinem Lehrbuch über Herrenkleidung schreibt Alfons Hofer 1990 zu Herrenhosen zusammenfassend:

  1. "Zu den Straßenhosen zählen Rundbund- und Gürtelhosen mit und ohne Umschlag aus eleganteren Wollstoffen und Mischgeweben uni, Vigoureux und gemustert. Frack, Smoking, Cut und Stresemann werden durch umschlaglose Hosen ergänzt. Ob mit hohem oder mit niederem Umschlag, ist heute eine Modefrage. Umschlaglose Hosen sollten mit Innenumschlag gearbeitet sein. Die Linie der Straßenhose kann durch die Weite an Bund, Knie und Fuß stark variiert werden. „Rundgebügelte" Hosen haben keine Bügelfalte.
  2. Gürtelhosen haben meist eine etwas kürzere Leibhöhe und dementsprechend schlank gehaltene Gesäßweiten im Gegensatz zur voller gehaltenen Rundbundhose (mit schräg gestellter Hinterhose). Diagonaltaschen oder konische Flügeltaschen finden sich nicht nur an Gürtelhosen.
  3. Die Sommerhosen sind durch leichte, poröse und in ihrer Webart unkonventionelle Stoffe aus den verschiedensten Textilrohstoffen deutlich gekennzeichnet und meist mit Gürtel gearbeitet. Knickerbocker, Golfhose und Kniebundhose unterscheiden sich in der Weite des Knieballons und im Überfall. Caddyhosen sind knielange modische Stiefelhosen. Shorts sind kürzer als knielang.
  4. Skihosen verwenden kaum mehr die unelastischen, besonders winddichten Wollstoffe wie Gabardine oder Trikot, aber in hohem Umfang kettelastische Gewebe mit Elasthan oder Helanca-Zwirnen. Wegen ihrer Winddichtigkeit und gut wärmenden Wirkung setzen sich Stepphosen antigliss mit Fußabschlüssen durch, die sich an hochschäftige Stiefel anpassen. Für den alpinen Skisport sind Nässesperr-Membranen sehr beliebt; speziell für alpinen Skilauf wurden die körperengen Renn- oder Jethosen geschaffen; Latzhosen und Overalls aus gestepptem und aus elastischem Material werden auch als Langlauf-Kleidung getragen. Jodhpurhose und Breecheshose sind Reithosen mit Ballon und verschließbarem Knie- und Wadenteil, oft mit Leder besetzt.
  5. Bundfaltenhosen gestatten eine höhere Oberschenkelweite bei gleichzeitig der Figur angepasster Gesäßgestaltung, bringen ein gutes Bild der Vorderfront und sind die richtige Ergänzung zum Anzug in der Y-Linie. Ihr Erscheinungsbild von einem bis vier Faltenpaaren ist vielfältig, sie können nach außen und nach innen gelegt sein.
  6. Karottenhosen werden bereits ab der Hüfte weiter, laufen aber zum Fuß hin enger zu; der Schnitt ist besonders bei Jeanswear und Baumwollstoffen anzutreffen.
  7. Die Mode bei Hosen wird durch die Details der Gürtelschlaufen, Ziernähte, zusätzlichen Billet- und Uhrentaschen, sowie durch die Vielfalt der Stoffqualitäten, Muster und Farbgebung ausgedrückt.
  8. Wohnhosen sind weit geschnittene Hosen aus dicken Stoffen bis 600 g Gewicht, Pulloverhosen als Ergänzung zum Pullover gedacht und aus rustikalen Stoffen angefertigt.
  9. Bermuda-Shorts können je nach verarbeitetem Stoff am Strand, zu Sportswear und Designervorschlägen zufolge sogar auf der Straße getragen werden. Bicycle-Hosen, eng, knielang, meist aus elastischen Stoffen, gehören sicherlich ausschließlich zu Sportswear."

[Hofer, Alfons: HAKA : Citykleidung, Sportswear, Jeanswear. -- 3. Aufl. -- Frankfurt a. M. : Deutscher Fachverlag, ©1990. -- ISBN 3-87150-312-6. -- S. 398 - 399]

Lange Damenhosen, die nicht zu gesäßbetonend sind, erregen heute kaum noch irgendwo Anstoß.

Abb.: Als Freizeitkleidung o.k., am Arbeitsplatz oft unerwünscht: Shorts (©ArtToday)

Shorts (auch Bermuda-Shorts) können außerhalb von Freizeitbeschäftigungen bei Männern und Frauen als deplaziert angesehen werden.

In Indien sind noch zwei andere Beinbekleidungen von großer Bedeutung: Dhoti und Paijama


6.1.  Dhoti



Abb.: Dhoti


Abb.: Wie man einen Dhoti bindet

(Quelle der Abbildungen: http://www.shakti.clara.net/sari/dhot.html. -- Zugriff am 2001-04-11)

Dhoti ist das klassische südasiatische Beinkleid. Es wird heute noch von vielen Männern, besonders bei religiösen Anlässen, getragen. Der Dhoti ist ein langes Stück Stoff, das hosenartig um die Beine gebunden wird. In stark westlich orientierten Kreisen Indiens gilt das Tragen des Dhoti als Zeichen der Rückständigkeit bzw. als reaktionär.


6.2. Paijama



Abb.: Frau in Paijama unter Schador, Pakistan (©Corbis)

Paijama [sprich: paidschama] ist die indische Männer- und Frauenhose. Diese Tageshose wurde um 1890 die Vorlage für das (den) Pyjama, den Hosenschlafanzug..


6.3. Jeans


Jeans machten eine Entwicklung durch von der strapazierfähigen Arbeitshose zur weltweiten Alltags- und Modehose. Inzwischen wurden Jeans -- besonders Damenjeans -- von Designern entdeckt und existieren in verschiedensten Schnitten und Längen. Wirken Jeans leger, dann sind sie vor allem in den USA an vielen Arbeitsstellen nur an casual days geduldet.


7. Hemden


"No shoes, no shirt -- no food!"

Aufschrift an vielen amerikanischen Restaurants 

"Entgegen europäischen Vorurteilen herrschen in den USA, insbesondere an der Ostküste, strenge Dresscodes. die vor allem für das Geschäftsleben gelten. Wer sich morgens in Manhattan bei einem der vielen Schuhputzer seine »wingtips« auf Hochglanz bringen laßt, ist nur von Herren in Anzügen umgeben. Im Sommer darf der schon mal beige, oliv oder hellblau sein. solange es eben ein Anzug ist. Als einzige Auflockerung wurde irgendwann der »casual dress Fridav« einge fuhrt. denn der Freitag gilt als ein Tag, an dem man zwar nicht gerade in Jeans und Polohemd, aber immerhin mit Sportjacke, Chino und einem etwas legereren Hemd erscheinen darf, dem »Fridac shirt«. Tatsächlich ist im Versandkatalog von Brooks Brothers [Webpräsenz: http://www.brooksbrothers.com/. -- Zugriff am 2001-04-15] dem »Fridav-sltirt« regelmäßig eine eigene Seite gewidmet. und da finden wir dann all die beliebten Qualitaten wie die feinfadigen Chambrays. die etwas derberen Oxfords und natürlich die vielen verschiedenen typischen Muster wie »mini plaids«. »candy stripes« und »mini tattersalls«. die uns farblich auf das Wochenende einstimmen."

[Roetzel, Bernhard <1966 - >: Der Gentleman : Handbuch der klassischen Herrenmode. -- Köln : Könemann, ©1999. -- ISBN 3895086371. -- S. 65. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]

In seinem Lehrbuch über Herrenkleidung schreibt Alfons Hofer 1990 zu Herrenhemden zusammenfassend:

  1. "Die City-Hemden gehören als Ergänzung zum Anzug oder Sakko und heißen Krawattenhemden, wenn sie nur mit Krawatte getragen werden können, und Semidress-Hemd, wenn sie auch offen getragen werden können. Sie unterscheiden sich durch Dessin, Farbe und Kragenform (Art der Spreizung und Form der Kragenecken). Der Button-down-Kragen wird auf die Hemdbrust geknöpft, der Piccadilly-Kragen ist ein Nadelstangenkragen und der Tab-Kragen hat eine Stoffspange.
  2. Sporthemden sind heute Flanellhemden oder Hemden in klassischem Schnitt mit halbem Arm.
  3. Die Sportswear-Hemden beziehen ihre Modell-Anregungen aus der Welt der Abenteuer (Safari- und Trekking-Stil mit vielen großen Taschen), von Urlaubserlebnissen (Hawaii-Hemden mit bunten Südsee-Motiven) oder vom Badestrand und der Kreuzfahrt (Marine-Look, Yachting-Stil).
  4. Das als Tennishemd viel benutzte Polo-Shirt ist aus einer porösen, körnig strukturierten Maschenware und hat eine kurze Knopfleiste unterhalb des Kragens. Sportswear-Hemden aus Wirkwaren bezeichnet man allgemein als Shirt.
  5. Weitere Variationen an Sportswear-Hemden sind der Blouson-Bund, die Schlupfform und die asymmetrische Vorderfront (John-Wayne-Hemd)."

[Hofer, Alfons: HAKA : Citykleidung, Sportswear, Jeanswear. -- 3. Aufl. -- Frankfurt a. M. : Deutscher Fachverlag, ©1990. -- ISBN 3-87150-312-6. -- S. 428]

In den Tropen ist der indische Kurta eine sehr angepasste Kleidung.


7.1. Kurta



Abb.: Frau in Kurta über Sari (©Corbis)


Abb.: Männer-Kurta, Seide (Bildquelle. http://www.eshakti.com/. -- Zugriff am 2001-04-12)

Der Kurta ist das traditionelle, lange indische Hemd für Männer und Frauen. Durch seinen weiten Schnitt ist er ein in tropischem Klima ausgesprochen angenehm zu tragendes Kleidungsstück. Ausländer können in Südasien ohne weiteres einen Kurta tragen, so lange sie ihn nicht zum Gammel-Look umwandeln.


8. Jacken


"Ein Streifzug durch den Blätterwald der europäischen Illustrierten verrät, daß in Südeuropa Politiker und Wirtschaftsführer nach wie vor Anzug tragen, während den Angehörigen aller anderen Berufsgruppen die Sportjacke erlaubt ist.

In England herrscht immer noch in fast allen Wirtschaftszweigen Anzugpflicht. In Mittel- und Nordeuropa ist die Sportjacke weithin akzeptiert, der Anzug wird nur noch in den ganz konservativen Branchen wie Banken und Versicherungen getragen - und auch dort nur noch in der Führungsebene. Die Amerikaner sehen, genauso wie die Engländer, in der Sportjacke ein informelles Kleidungsstück, dementsprechend schlicht sind die dort getragenen Modelle."

[Roetzel, Bernhard <1966 - >: Der Gentleman : Handbuch der klassischen Herrenmode. -- Köln : Könemann, ©1999. -- ISBN 3895086371. -- S. 120. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]

In seinem Lehrbuch über Herrenkleidung schreibt Alfons Hofer 1990 zu Sportsakko, Blazer, Weste zusammenfassend:

  1. "Das Sportsakko folgt in seiner Silhouette der Modelinie des Anzug-Sakkos, und bringt diese oft verstärkt zum Ausdruck. Es ist mit formerhaltender Einlage ausgestattet, aber nicht immer ganz gefüttert. Die Stoffe sind rustikaler, variabler, der Mode stärker unterworfen.
  2. Sportsakkos aus englischen Stoffen im Handweb-Charakter werden auch unter dem Begriff Country-Look oder Gutsherren-Stil zusammengefasst.
  3. Dreiteilige Ensembles aus Sakko, Weste und Hose bezeichnet man dann als Coordinate oder Coordonné, wenn mindestens eines der drei Bekleidungsstücke einen anderen Stoff verwendet. Werden mehrere Teile mit divergierender Modell- oder Musterungs-Charakteristik miteinander kombiniert, nennt man dies Cross-Dressing.
  4. Die Ergänzung zum Sportsakko bildet nicht immer das City-Hemd mit Krawatte. Auch Rollis, Sweatshirts, Sporthemden und andere modische Oberteile ohne Krawatte werden viel getragen.
  5. Charakteristisch für den Blazer, der vielseitig und sogar oft am Abend getragen werden kann, sind das Wappenschild, aufgesetzte Taschen, Zierknöpfe und der dunkle, meist blaue Kammgarnstoff. Es gibt jedoch auch modische Variationen.
  6. Die Weste war früher hauptsächlich die Ergänzung des Anzugs zum Dreiteiler aus dem Oberstoff des Anzugs, oder als Phantasie-Weste ein modisches Element. Seit 1989 ist sie ein selbständiges Bekleidungsstück mit vielen Variations- und Kombinationsmöglichkeiten."

[Hofer, Alfons: HAKA : Citykleidung, Sportswear, Jeanswear. -- 3. Aufl. -- Frankfurt a. M. : Deutscher Fachverlag, ©1990. -- ISBN 3-87150-312-6. -- S. 382 - 383]

Zum indischen Gesellschaftsanzug gehört oft die Nehru-Jacke.


8.1. Nehru-Jacke  (Bandgalla bzw. Sherwani)



Abb.: Pandit Jahwarlal Nehru (1889 - 1864), indischer Ministerpräsident,  in Sherwani mit Jacquelline Kennedy (1929 - 1994), Gattin des amerikanischen Präsidenten, Washington DC, 1961-11-06 (©Corbis)


Abb.: Sherwani (Bildquelle. http://www.eshakti.com/. -- Zugriff am 2001-04-12)

Die Nehru-Jacke gehört zum Gesellschaftsanzug indischer Männer soweit sie sich für Gesellschaftsanlässe nicht westlich kleiden. Sie ist Ausdruck nationaler (und politischer) Identität.

Bandgalla ist die kurze, hüftlange, Ausführung der Nehru Jacke, Sherwani die knielange.


9. Mäntel 


Bei Mänteln aus Leder oder Pelz sind Empfindungen von Hindus, Tierschützern (und vom Aussterben bedrohten Tierarten) zu beachten. Sonst geht es einem wie der früheren Bundestagspräsidentin Annemarie Renger (geb. 1919), die es für ihr Selbstgefühl nötig hatte, einen Leopardenfellmantel zu tragen, und von der es dann zu Recht hieß:

"Es gibt Schafe im Wolfspelz und Ziegen im Leopardenpelz!"

Der Kente ist Ausdruck westafrikanischen Selbstbewusstseins, der Poncho breitete sich von Lateinamerika ausgehend aus.


9.1. Kente -- vom Königsmantel zur Nationalkleidung der Asante und Ewe



Abb.: Kente

 


Abb.: Lage von Ghana und Togo, Westafrika (©MS Encarta)

Kente ist ursprünglich der Königsmantel der Asantehene. Er entwickelte sich zu einer Art festlichen Nationaltracht der Asante in Ghana und der Ewe in Ghana und Togo. Ausländer sollen keinen Kente tragen: dies gälte als Anmaßung (wenn nicht gar Sakrileg).

Siehe: Wrapped in Pride: Ghanaian Kente and African American Identity. -- URL: http://www.nmafa.si.edu/exhibits/kente/. -- Zugriff am 2001-04-11


9.2. Poncho



Abb.: Sombrero und Poncho zusammen bilden eine sinnvolle Schutzkleidung (©ArtToday)

Der Poncho ist ursprünglich eine Decke aus Wollstoff mit Kopfschlitz. Er gehört zur Kleidung lateinamerikanischer Indios sowie Gauchos, sowie einiger Völker Asiens.


10. Kombinationen der Damenoberbekleidung


Als solche Kombinationen sind zu nennen:


11. Anzüge


"Der Anzug ist immer noch die eleganteste Kleidung, die ein Mann tragen kann, vorausgesetzt, Schnitt, Farbe und Stoff sind richtig, also passend zu Anlass, Tageszeit, Jahreszeit und Klimazone ausgewählt. Diese Reihenfolge ist kein Zufall, denn der Schnitt ist in der Tat der wichtigste Faktor. Ein gutgeschnittener Anzug aus einem nicht ganz hochwertigen Stoff sollte im Zweifel einem schlechter geschnittenen Anzug aus einem besseren Stoff vorgezogen werden - obwohl eigentlich gerade beim Anzug überhaupt keine Kompromisse gemacht werden sollten. "

"Als angemessene Farben für den Anzug gelten traditionell Dunkelblau, dunkles bis ganz helles Grau und Schwarz. Der Anzug sollte auf jeden Fall in einem dieser Töne gehalten sein, wenn er bei der Ausübung geschäftlicher Tätigkeiten im Bereich Finanzen, Recht, Handel oder Politik getragen wird. Nur am Wochenende oder zu sportlichen Anlässen darf ein Anzug braun oder grün sein. "

[Roetzel, Bernhard <1966 - >: Der Gentleman : Handbuch der klassischen Herrenmode. -- Köln : Könemann, ©1999. -- ISBN 3895086371. -- S. 90. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]

In seinem Lehrbuch über Herrenkleidung schreibt Alfons Hofer 1990 zu Herrenanzügen zusammenfassend:

  1. "Bei den Anzugtypen sind drei große Gruppen zu unterscheiden: 
  2. Modellvariationen, die bei informellen Anzügen für die Freizeit häufig anzutreffen sind, sind Golffalten, Quetschfalten im Rücken, Rückengurt, aufgesetzte Taschen, Brusttaschen mit Patten (Flaptaschen), Lederbesätze, Lederflecken am Ärmel, Lederknöpfe, sowie Variationen der Kragen und am Revers.
  3. Anzugarten, wie Einreiher oder Zweireiher, sind als solche kein Charakteristikum mehr für den Verwendungszweck als Business- oder informeller Anzug, sondern mehr eine Frage der geltenden Moderichtung.
  4. Zur Gesellschaftskleidung des Tages zählt 

    Spezial-Gesellschaftskleidung für den Abend sind Frack und Smoking, deren Farbe und Modell (mit Schal- oder Reverskragen, ein- oder zweireihig) keinen Einfluss auf die gesellschaftliche Einstufung haben. 

Der variabel gestaltete Partyanzug entspricht in seinem gesellschaftlichen Rang etwa dem Cocktailkleid der Dame."

[Hofer, Alfons: HAKA : Citykleidung, Sportswear, Jeanswear. -- 3. Aufl. -- Frankfurt a. M. : Deutscher Fachverlag, ©1990. -- ISBN 3-87150-312-6. -- S. 334 - 335]

"Der italienische Anzug. Man kann sich wohl keinen größeren Gegensatz vorstellen, als den zwischen eitlem Engländer und einem Italiener, wenn die Verallgemeinerung hier erlaubt ist. Insbesondere was die Kleidung angeht, treffen hier unvereinbare Gegensätze aufeinander. Auf der einen Seite britisches Understatement bis hin zur Selbstverleugnung, auf der anderen Seite jene Lust an der Selbstdarstellung, die sich bisweilen zu purer Eitelkeit steigern kann. Beides schlägt sich nieder in den grundsätzlich verschiedenen Anzugkulturen dieser einzig wirklich stilbildenden Nationen in Sachen klassischer Herrenkleidung. Der Engländer, die Verallgemeinerung sei hier erneut verziehen, möchte mit seinem Anzug ausdrücken, dass er Teil einer bestimmten Gesellschaftsschicht ist, Teil eines großen »we«; Wir, die wir Anzüge aus der Savile Row tragen, wir, die wir um Richtig und Falsch in Fragen von Kleidung, Lebensstil, Politik und Religion wissen. Da sich der Engländer als Teil eines Ganzen versteht, darf sein Anzug auch keinerlei individuelle Prägung haben, vielmehr muss er genau den überlieferten Regeln folgen, damit er genauso aussieht, wie der Anzug des Vaters und des Großvaters. Und tatsächlich werden diese Anzüge noch von den Söhnen aufgetragen, falls sie passen. Wenn nicht, werden sie passend gemacht. Der italienische Mann dagegen will sich selbst darstellen, denn er ist von seiner Individualität und Wichtigkeit überzeugt. Dieses Gefühl haben ihm schon seine Mutter und seine Familie mit auf den Weg gegeben. Sein Anzug soll seine Einmaligkeit hervorheben, allerdings nicht durch marktschreierische Extravaganz, sondern durch eine gewisse Eleganz, für die der Engländer sich im allgemeinen nicht interessiert, da er lediglich richtig angezogen sein will. Klassische Eleganz entspricht den Idealen der in Italien immer wieder gern bemühten Renaissance. Eleganz strebt der Italiener in seiner Kleidung und in seinem Lebensstil an, und so ist der italienische Anzug vor allem dies: elegant, also fein, gewählt und erlesen. Seine Feinheit zeigt sich in den leichten, weichen Stoffen, seine Gewähltheit in den Farben und Dessins, seine Erlesenheit im Schnitt und in der erstklassigen Verarbeitung. Der italienische Anzug ist zudem ein Requisit der italienischen Tradition der »passeggiata«, jenes Flanierens, bei dem der Mann den Konkurrenten seiner Art seinen wirklichen oder auch nur vorgegebenen Wohlstand präsentiert, natürlich mit Hilfe von eleganter Kleidung. Dies sei bedacht, wenn wir im folgenden die italienische Schneiderkunst betrachten, die sicherlich die eleganteste Herrenmode der Welt hervorbringt."

[Roetzel, Bernhard <1966 - >: Der Gentleman : Handbuch der klassischen Herrenmode. -- Köln : Könemann, ©1999. -- ISBN 3895086371. -- S. 108. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]


12. Gesellschaftskleidung



Abb.: Praetorius, Emil: Fashionable. -- In: Simplizissimus. -- 1909
"Sagen Sie mal, zieht man zum Offenbarungseid Gehrock oder Smoking an?"

Hierher gehören


Zu Kapitel 10, Teil III: Accessoires und Schmuck