Mahavamsa : die große Chronik Sri Lankas

5. Kapitel 5: Das dritte Konzil

7. Vers 173 - 211: Mahindas und Sanghamittas Eintritt in den Orden


verfasst von Mahanama

übersetzt und erläutert von Alois Payer

mailto: payer@hdm-stuttgart.de


Zitierweise / cite as:

Mahanama <6. Jhdt n. Chr.>: Mahavamsa : die große Chronik Sri Lankas / übersetzt und erläutert von Alois Payer. -- 5. Kapitel 5: Das dritte Konzil. -- 7. Vers 173 - 211: Mahindas und Sanghamittas Eintritt in den Orden. -- Fassung vom 2006-07-08. -- URL: http://www.payer.de/mahavamsa/chronik057.htm.  -- [Stichwort].

Erstmals publiziert: 2006-06-11

Überarbeitungen: 2006-06-08 [Ergänzungen]

Anlass: Lehrveranstaltungen, Sommersemester 2001, 2006

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Die Zahlreichen Zitate aus Malalasekera, G. P. <1899 - 1973>: Dictionary of Pāli proper names. -- Nachdruck der Ausgabe 1938. -- London : Pali Text Society, 1974. -- 2 vol. -- 1163, 1370 S. -- ISBN 0860132692. sind ein Tribut an dieses großartige Werk. Das Gesamtwerk ist online zugänglich unter: http://www.palikanon.com/english/pali_names/dic_idx.html. -- Zugriff am 2006-05-08.


Pañcama pariccheda

Tatiyadhammasaṃgīti

Fünftes Kapitel

Das dritte Konzil


Alle Verse  sind im Versmaß vatta = siloka = Śloka abgefasst.

Das metrische Schema ist:

 ̽  ̽  ̽  ̽ ˘ˉˉˉ
 ̽  ̽  ̽  ̽ ˘ˉ˘ˉ

 ̽  ̽  ̽  ̽ ˘ˉˉˉ
 ̽  ̽  ̽  ̽ ˘ˉ˘ˉ

Ausführlich zu Vatta im Pāli siehe:

Warder, A. K. (Anthony Kennedy) <1924 - >: Pali metre : a contribution to the history of Indian literature. -- London : Luzac, 1967. --  XIII, 252 S. -- S. 172 - 201.


Kommentar:

Der Hauptzweck der drei Kapitel zu den ersten drei Konzilen ist, zu zeigen, dass der Theravādabuddhismus Lankās der Bewahrer der reinen Buddhalehre ist.


173. Vihāre te samāraddhe,
sabbe sabbapuresu pi;
sādhukaṃ tīhi vassehi,
niṭṭhāpesuṃ manorame.

173.

Man vollendete den Bau all der schönen Klöster, die man in allen Städten begonnen hatte, problemlos innert drei Jahren.


174. Therassa Indaguttassa,
kammādiṭṭhāyakassa tu;
iddhiyā cāsu niṭṭhāsi,
Asokārāmasavhayo.

174.

Durch die Wundermacht des Thera Indagutta, der der Arbeit vorstand, wurde auch der Asokārāma1 beendet.

Kommentar:

1 Asokārāma siehe oben zu Vers 81.


175. Jinena paribhuttesu,
ṭhānesu ca tahiṃ tahiṃ;
cetiyāni akāresi,
ramaṇīyāni bhūpati.

175.

Der König ließ schöne Cetiyas errichten an den verschiedenen Plätzen, die der Eroberer (Buddha) genutzt hatte.


176. Purehi caturāsīti-
sahassehi samantato;
lekhe ekāham ānesuṃ,
vihārā niṭṭhitā iti.

176.

Von all den 84.000 Städten brachte man am selben Tag Schreiben, dass die Klöster vollendet waren.


177. Lekhe sutvā mahārājā,
mahātejiddhivikkamo;
kātukāmo sakiṃ yeva,
sabbārāmamahāmahaṃ.

177.

Als der an Majestät, Wunderkraft und Macht große König die Schreiben vorgelesen bekommen hatte, wollte er selbst das Fest für alle Klöster zur gleichen Zeit veranstalten.


178. Pure bheriṃ carāpesi,
sattame divase ito;
sabbārāmamaho hotu,
sabbadesesu ekadāa.

a Geiger: sabbathā

178.

Er ließ in der Stadt eine Trommel1 herumgehen: "Von heute gerechnet am siebten Tage soll das Fest für alle Klöster an allen Orden gleichzeitig stattfinden.

Kommentar:

1 Trommel (bheri)


Abb.: Bheri, Ceylon, um 1850

[Quelle der Abb.: Tennent, James Emerson <1804-1869>: Ceylon: an account of the island. --  2nd ed. --  London : Longman, Green, Longman, and Roberts, 1859. --  2 Bde. : Ill. ; 23 cm. -- Bd. 1, S. 471.]


179. Yojane yojane dentu,
mahādānaṃ mahītale;
karontu gāmārāmānaṃ,
maggānañ ca vibhūsanaṃ.

179.

Auf jedem Yojana1 der Erde gebe man groß Almosen. Man schmücke die Dörfer, Klöster und Wege.

Kommentar:

1 Yojana: Längenmaß, ca. 11 km.

180. Vihāresu ca sabbesu,
bhikkhusaṅghassa sabbathā;
mahādānāni vattentu,
yathākālaṃ yathābalaṃ.

180.

In allen Klöstern sollen der Zeit und dem Vermögen entsprechend große Almosenspenden an die Mönche stattfinden.

181. Dīpamālāpupphamālā-
laṅkāre ca tahiṃ tahiṃ;
tūriyehi ca sabbehi,
upahāraṃ anekadhā.

a Birm.: -ālaṅkārehi

181.

Man schmücke hier und dort mit Lichterkränzen und Blumenkränzen. Man bringe auf vielerlei Weise Opfer mit Musikinstrumenten dar.

182. Uposathaṅgān' ādāya,
sabbe dhammaṃ suṇantu ca;
pūjāvisese 'neke ca,
karontu tadahea pi ca.

a Geiger: tadahū

182.

Alle sollen die Uposathagelübde1 auf sich nehmen, die Lehre hören und an diesem Tag auf vielerlei Art verehren."

Kommentar:

1 Uposatha-Gelübde, d.h. die acht Übungspunkte der Sittlichkeit:

Im Unterschied zu den fünf Übungspunkten der Sittlichkeit, die eine allgemeinmenschliche Sittlichkeit ausdrücken, sind die haben die zehn Übungspunkte der Sittlichkeit asketisch-zölibatäre Inhalte.  Die zehn Übungspunkte der Sittlichkeit sind die Übungspunkte, die ein Novize im buddhistischen Orden auf sich nimmt. Auch andere Personen, die ein asketisch-zölibatäres Leben führen wollen können diese Übungspunkte auf  Zeit oder für Dauer auf sich nehmen.

1. Enthaltung vom Töten (und Verletzen) von Lebewesen - Ich nehme diesen Übungspunkt auf mich pāṇātipātā veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmi
2. Enthaltung vom Nehmen von Nichtgegebenem - Ich nehme diesen Übungspunkt auf mich adinnādānā veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmi
3. Enthaltung von jeglicher Art sexueller Betätigung -- Ich nehme diesen Übungspunkt auf mich abrahmacariyā veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmi
4. Enthaltung von Lügen, Hinterträgerei, Denunziation, verbalen Grobheiten, Geschwätz -- Ich nehme diesen Übungspunkt auf mich musāvādā veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmi
5. Enthaltung von berauschenden Mitteln, die Anlaß zu Nachlässigkeit sind -- Ich nehme diesen Übungspunkt auf mich surāmerayamaccapamādaṭṭhānā veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmi
6. Enthaltung von Essen zur Unzeit (d.h. zwischen Mittag und nächstem Morgen) -- Ich nehme diesen Übungspunkt auf mich vikālabhojanā veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmi
7. Enthaltung von Tanz, Gesangs- und Instrumentaldarbietungen und von Unterhaltungsshows -- Ich nehme diesen Übungspunkt auf mich naccagītavāditavisukkhadassanā veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmi
8. Enthaltung vom Tragen von Kränzen, Parfüm und Schminke und Schmuck zum Schmücken -- Ich nehme diesen Übungspunkt auf mich mālāgandhavilepanādharanamaṇḍanavibhūsanaṭṭhāna veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmi
9. Enthaltung von hohen und großen (d.h. luxuriösen) Betten  -- Ich nehme diesen Übungspunkt auf mich uccāsayanamahāsayanā veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmi
10. Enthaltung vom Entgegennehmen von Gold und Silber   -- Ich nehme diesen Übungspunkt auf mich jātarūparajatapaṭiggahaṇā  veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmi

Buddhistische Laien nehmen oft an Vollmondtagen asketische Übungen auf sich, wie sie in den acht Übungspunkten der Sittlichkeit ausgedrückt werden:

Die acht Übungspunkte der Sittlichkeit lassen Übungspunkt 10 weg und fassen Übungspunkt 7 und 8 zu Übungspunkt 7 zusammen:

7. Enthaltung von Tanz, Gesangs- und Instrumentaldarbietungen und von Unterhaltungsshows, vom Tragen von Kränzen, Parfüm, Schminke und Schmuck zum Schmücken -- Ich nehme diesen Übungspunkt auf mich


183. Sabbe sabbattha sabbathā,
yathāṇattādhikā pi ca;
pūjā sampaṭiyādesuṃ,
devalokamanoramā.

183.

Alle brachten überall und auf jede Art in der angeorneten Weise und noch darüber Hinaus Verehrung dar, schön wie Götterwelten.


184. Tasmiṃ dine mahārājā,
sabbālaṅkārabhūsito;
sahorodho sahāmacco,
baloghaparivārito.
185
. Agamāsi sakārāmaṃ,
bhindanto viya mediniṃ;
saṅghamajjhamhi aṭṭhāsi,
vanditvā saṅgham uttamaṃ.

184. - 185.

An diesem Tag ging der Großkönig zu seinem Kloster (dem Asokārāma), geschmückt mit allem Schmuck, zusammen mit Frauen und Beratern, begleitet von einer Heerschar. Es war, als ob er die Erde spaltete. Er stand inmitten der Mönchsgemeinde und grüßte die hochwürdigste Gemeinde.

186. Tasmiṃ samāgame āsuṃ,
asīti bhikkhukoṭiyo;
ahesuṃ satasahassaṃ,
tesu khīṇāsavā yatī.

186.

Bei dieser Versammlung waren 8.000.000 Mönche, unter ihnen 100.000 Arhants.


187. Navuti satasahassāni,
ahūa bhikkhuniyo tahiṃ;
khiṇāsavā bhikkhuniyo,
sahassaṃ āsu tāsu tu.

a Geiger: āsuṃ

187.

Anwesend waren 9.000.000 Nonnen. Unter ihnen waren 1000 Arhants.


188. Lokavivaraṇaṃ nāma,
pāṭihīraṃ akaṃsu te;
khīṇāsavā pasādatthaṃ,
Dhammāsokassa rājino.

188.

Diese Arhants machten das Wunder, das Weltentdeckung heißt, um so den König Dhammāsoka im Glauben zu bestärken.


189. Caṇḍāsoko ti ñāyittha,
pubbea pāpena kammunā;
Dhammāsoko ti ñāyittha,
pacchā puññena kammunā.

a Geiger: pure

189.

Früher war er wegen seines bösen Tuns als "Asoka, der Grausame" (Caṇḍāsoka) bekannt, später war er wegen seines verdienstvollen Tuns als "Asoka, der Fromme" (Dhammāsoka) bekannt.


190. Samuddapariyantaṃ so,
Jambudīpaṃ samantato;
passi sabbe vihāre ca,
nānāpūjāvibhūsite.

190.

Er sah in alle Richtungen Jambudīpa (Indien) bis zum Ozean und alle Klöster, die für verschiedene Verehrungszeremonien geschmückt waren.


Abb.: Das sah Asoka angeblich alles samt den hier nicht sichtbaren Details: Satellitenaufnahme des indischen Subkontinents. Ca. 4,480,000 km²
[Bildquelle: NASA]


191. Atīva tuṭṭho te disvā,
saṅghaṃ pucchi nisīdiya;
kassa bhante pariccāgo,
mahā sugatasāsane.

191.

Als er diese sah, war er äußerst zufrieden, setzte sich nieder und fragte die Mönchsgemeinde, wessen Freigebigkeit am größten sei in der Religion des Vollendeten.


192. Thero so Moggaliputto,
rañño pañhaṃ viyākari;
dharamāne pi sugate,
natthi cāgī tayā samo.

192.

Der Thera Moggaliputta beantwortete die Frage des Königs: "Selbst als der Vollendete noch lebte, gab es keinen so Freigebigen wie dich."


193. Taṃ sutvā vacanaṃ bhiyyo,
tuṭṭho rājā apucchi taṃ;
buddhasāsanadāyādo,
hoti kho mādiso iti.

193.

Über diese Antwort war der König noch zufriedener und fragte, ob es einen Erben der Religion Buddhas gebe wie ihn.


194. Thero tu rājaputtassa,
Mahindass ūpanissayaṃ;
tatheva rājadhītāya,
Saṅghamittāya pekkhiya.
195. Sāsanassābhivuddhiñ ca,
taṃhetukam avekkhiya;
paccābhāsatha rājānaṃ,
so sāsanadhurandharo.

194. - 195.

Der Thera, der die Verantwortung für die Religion trug, beachtete, dass der Prinz Mahinda und die Prinzessin Saṅghamittā die Voraussetzungen für die Arhantschaft besaßen. Er sah auch den durch die beiden bewirkten Wachstum der Religion voraus und antwortete deshalb dem König so:


196. Tādiso pi mahācāgī,
dāyādo sāsanassa na;
paccayadāyako ceva,
vuccate manujādhīpa.

196.

"Herrscher der Menschen, selbst ein so Freigebiger wie du ist nicht Erbe der Religion. Er wird nur "Spender der materiellen Bedingung"1 genannt.

Kommentar:

1 Spender der materiellen Bedingungen, d.h. von Speise, Kleidung, Wohnung und Medizin


197. Yo tu puttaṃ dhītaraṃ vā,
pabbajjāpetia sāsane;
so sāsanassa dāyādo,
hoti no dāyako api.

a Geiger: pabbajjāpesi

197.

Wer aber den Sohn oder die Tochter in der Religion ordinieren ließ, der ist ein Erbe der Religion und auch unser Spender."


198. Atha sāsanadāyāda-
bhāvam icchaṃ mahīpati;
Mahindaṃ Saṅghamittañ ca,
ṭhite tatra apucchatha.

198.

Da wünschte der König, Erbe der Religion zu werden, und fragte Mahinda und Saṅghamittā, die dort standen:


199. Pabbajissatha kiṃ tātā,
pabbajjā mahatī matā;
pituno vacanaṃ sutvā,
pitaraṃ te abhāsisuṃ.

199.

"Wollt ihr Novizen werden, meine Lieben? Novizenordination schätze ich hoch." Auf die Frage des Vaters antworteten sie:


200. Ajjeva pabbajissāma,
sace tvaṃ deva icchasi;
amhañ ca lābho tumhañ ca,
pabbajjāya bhavissati.

200.

"Heute noch werden wir Novizen werden, wenn Du, König, das willst. Die Ordination zu Novizen wird für uns und dich von Vorteil sein."


201. Uparājassa pabbajjā-
kālato pabhutī hi so;
sā cāpi Aggibrahmassa,
pabbajjākatanicchayā.

201.

Seit der Vizekönig Novize geworden war, war Mahinda entschlossen, Novize zu werden, Saṅghamittā seit Aggibrahmā Nivize geworden war.


202. Uparajjaṃ Mahindassa,
dātukāmo pi bhūpati;
tato pi adhikā sā ti,
pabbajjaṃ yeva rocayi.

202.

Obwohl der König Mahinda eigentlich zum Vizekönig machen wollte, war er zufrieden, dass dieser Novize wurde, denn er schätzte die Novizenordination höher als das Vizekönigtum.


203. Piyaṃ puttaṃ Mahindañ ca,
buddhirūpabaloditaṃ;
pabbajjāpesi samahaṃ,
Saṅghamittañ ca dhītaraṃ.

203.

Er ließ noch am selben Tag seinen geliebten Sohn Mahinda. der die anderen an Weisheit, Schönheit und Kraft überragte, sowie seine Tochter Saṅghamittā Novizen werden.


204. Tadā vīsativasso so,
Mahindo rājanandano;
Saṅghamittā rājadhītā,
aṭṭhārasasamā tadā.

204.

Damals war Mahinda, die Wonne des Königs, zwanzig Jahre alt, Prinzessin Saṅghamittā achtzehn Jahre.


205. Tadahe va ahu tassa,
pabbajjā upasampadā;
pabbajjā sikkhādānañ ca,
tassā ca tadahu ahu.

205.

Am selben Tage war Mahindas Ordination1 zum Novizen und zum Mönch. Saṅghamittā's Ordination zur Novizin und die Aufnahme des Trainings2 war ebenfalls an demselben Tag.

Kommentar:

1 Ordination

siehe:

Payer, Alois <1944 - >: Vinayamukha : Grundbegriffe der Ordensregeln und des Ordensrechts des Theravāda. -- Teil I. -- (Materialien zu den Grundbegriffen des Buddhismus). -- URL: http://www.payer.de/buddhgrund/vinaya01.htm

2 Aufnahme des Trainings (sikkhā)
 
"Sikkhamānā

A female novice (having crossed her Sāmaṇerī stage) who is undergoing a training of two years (or probationary period) preceding to her higher ordination (the Upasampadā), is known as Sikkhamānā.

During this period she has to observe the following six Sikkhāpadas (precepts), for which the Bhikkunī Saṅgha holds a Ñattidutiyukamma. The Sikkhāpadas are :

  1. Abstention from killing (Pāṇālipātā veramaṇī);
  2. Abstention from stealing (Adinnādāna veramaṇī);
  3. Abstention from unchastity (Abrahmacariyā veramaṇī);
  4. Abstention from falsehood (Musāvādā veramaṇī);
  5. Abstention from intoxicants (Suramerayamajjapamādaṭṭhānā veramaṇī);
  6. Abstention from taking meal after mid-day (Vikālabhojanā veramaṇī), (Pāc. pp. 435-137).

The Upasampadā or the higher ordination can only be conferred upon when the Sāmaṇerī completes her two full years as a Sikkhamānā (unlike a Sāmaṇera who can get his Upasampadā without undergoing to any such probationary period). An offence of Pācittiya is committed if the Bhikkhunīs confer Upasampadā upon a Sāmaṇerī who has not completed her two years' probationary period as Sikkhamānā. (Rule No. 63; Pāc. p. 473; Pm. (B), p. 43).

If a married girl becomes a Sāmaṇerī and undergoes the training as a Sikkhamānā, she is known as Gihīgata-sikkhamānā. The age of such a Sikkhamānā should not be less than ten jears. If an unmarried girl gets her Pabbajjā as Sāmaṇerī and undergoes a training of Sikkhamānā, she is called Kumārībhūta-sikkhamānā or Mahāsikkhamānā. The age of this trainee should not be less than 18 years of age before undergoing the training. Thus, the Gihīgata-sikkhamānā and Kumārībhūta-sikkhamānā must be twelve and twenty years of age respectively prior to Upasampadā. If it is not followed, the Pācittiya offences are'committed. (Rule Nos. 65 & 71; Pāc. pp. 441 & 450; Pm. (B), pp. 43 & 44; SP. Vol. III, pp. 982-943).

A formal ceremony is held for allowing a Sāmaṇerī to undergo the 'training' as a Sikkhamānā (Sikkhāsammuti). The ceremony is simple. The desirous Sāmaṇerī requests ihe Bhikkhunī Saṅgha to allow her to undergo the 'training' of a Sikkhamānā. A Ñattidutiyukamma is held by the Bhikkhunī Saṅgha for this purpose. The Sāmaṇerī acknowledges it and promises before the Bhikkhunī Saṅgha to observe the above mentioned six 'precepts' scrupulously. (Pāṣ. p. 436)."

[Quelle: Upasak C. S. (Chandrika Singh): Dictionary of early Buddhist Monastic terms : (based on Pali literature). -- Varanasi : Bharati Prakashan, 1975. -- III, 245 S. ; 25 cm. -- s.v.]


206. Upajjhāyo kumārassa,
ahu Moggalisavhayo;
pabbājesi Mahādeva-
tthero Majjhantiko pana.
207
. Kammavācaṃ akā tasmiṃ,
so ’pasampadamaṇḍale;
arahattaṃ Mahindoa so,
patto sapaṭisambhidaṃ.

a Geiger: mahāsatto

206.

Upajjhāya1 des Prinzen war Moggali. Der Thera Mahādeva gab ihm die Novizenordination. Majjhantika aber vollzog die Riten2 der Mönchordination. Im Kreis der Mönche, die zur Mönchsordination zusammengekommen waren, erreichte Mahinda die Arhantschaft zusammen mit den sprachlichen Fähigkeiten3.

Kommentar:

1 Upajjhāya: siehe oben zu Vers 71

2 Kammavācā: formelle, zur Rechtsgültigkeit notwendige Durchführung eines Rechtsakts des Ordens, in unserem Fall der Mönchsordination

Nach der Art der formellen Durchführung unterscheidet man:

saṅgha-kamma n. -- Handlungen, die nur ein saṅgha vollziehen kann:

  1. apalokana-kamma n. -- Verlautbarung innerhalb eines saṅgha ohne ñatti und ohne anussāvanā (z.B. Bekanntgabe, dass man jemanden zum Novizen ordinieren will)
  2. ñatti-kamma n. -- nur ñatti ohne anussāvanā
  3. ñatti-dutiya-kamma n. -- ñatti plus anussāvanā
  4. ñatti-catuttha-kamma n. -- ñatti plus dreimal anussāvanā

(Samantapāsādikā II, 903)

Formelle Bestandteile von 2-4:

  1. ñatti f. -- Bekanntmachung, meist mit den Worten: suṇātu me bhante sañgho ... esā ñatti -- "Die ehrwürdige Mönchsgemeinde möge mir zuhören ... (folgt Bekanntmachung) ... Dies ist die Bekanntmachung."
  2. anussāvanā f. (vācā f.) -- Aufforderung, eventuellen Widerspruch anzumelden: "Die ehrwürdige Mönchsgemeinde möge mir zuhören ... (folgt Bekanntmachung) ... Wer (dem saṅghakamma) zustimmt, der soll schweigen. Wer nicht zustimmt, soll sprechen." Am Schluss nigamana n.: "Ich fasse das Schweigen so auf, dass die Mönchsgemeinde zustimmt."

s. Vajirañāṇavarorasa: The entrance to the Vinaya = Vinayamukha. -- [Transl. from Thai]. -- Bangkok : Mahāmakuṭarājavidyālaya. -- Vol. 3. -- 2526 = 1983. -- p. 8 - 10.

3 Zu den Arten von Arhants siehe oben zu Vers 171.

paṭisambhida-ppatta m. -- Ein Arahat, der die vier paṭisambhidā f. -- sprachlichen Fähigkeiten besitzt, nämlich:

  1. attha-paṭisambhidā f. -- klares Wissen um das Bezeichnete
  2. dhamma-paṭisambhidā f. -- klares Wissen um das Bezeichnende (Worte, Ausdrücke, Silben)
  3. nirutti-paṭisambhidā f. -- klares Wissen der sprachlichen Regeln
  4. paṭibhāna-paṭisambhidā f. -- klares Wissen von den rhetorischen Regeln (der Schlagfertigkeit)

208. Saṅghamittāy' upajjhāyā
Dhammapālā ti vissutā;
ācariyā Āyupālā,
kāle sāsi anāsavā.

208.

Uppajjhāyā Saṅghamittā's war Dhammapālā, Ācāriyā1 war Āyupālā. Als die Zeit gekommen war, wurde sie eine Arhant (Arhatī).

Kommentar:

1 Ācāriyā: Lehrerin

 
ācāriya m. -- Lehrer
 
Man unterscheidet vier Arten:
  1. pabbajjācāriya m. -- der Thera, der einen Novizen bei der pabbajjā aufnimmt und betreut
  2. upasampadācāriya m. -- der Thera, der bei der upasampadā die kammavācā rezitiert
  3. nissayācāriya m. -- der Thera, der gegenüber einem navaka stellvertretend für den upajjhāya dessen Aufgaben und Rechte wahrnimmt
  4. uddesācāriya m. -- ein Thera, der einem Navaka den Dhamma unterrichtet


209. Ubho sāsanapajjotā,
Laṃkādīpopakārino;
chaṭṭhe vasse pabbajiṃsu,
Dhammāsokassa rājino.

209.

Beide Leuchten der Religion, die Helfer der Insel Laṅkā, wurden im sechsten Jahr1 des Königs Asoka Novizen.

Kommentar:

1 d.h. ca. 267 v. Chr.

210. Mahāmahindo vassehi,
tīhi dīpappasādako;
piṭakattayaṃ uggaṇhi,
upajjhāyassa santike.

210.

Der große Mahinda, der Bekehrer der Insel, lernte in drei Jahren bei seinem Upajjhāya den Dreikorb1 .

Kommentar:

1 Dreikorb der kanonischen buddhistischen Texte:

  1. Vinaya-piṭaka n. -- Korb der Ordensdisziplin
  2. Sutta-piṭaka n. -- Korb der Lehrreden
  3. Abhidhamma-piṭaka n. -- Korb der philosophischen Darstellung der buddhistischen Lehre (abhidhamma m.)


211. Sā bhikkhunī candalekhā,
Mahindo bhikkhū sūriyo;
sambuddhasāsanākāsaṃ,
te sadā sobhayuṃ tadā.

211.

Die Nonne als Mondstrahl und der Mönch Mahinda als Sonne erleuchteten hinfort den Raum der Religion des Sambuddha.


 Zu Kapitel 5, Vers 212 - 282: Anlass und Abhaltung des 3. Konzils