Ausgewählte Erzählungen aus Somadeva's
Ozean der Erzählungsströme

3. Buch I, Welle 2

2. Vers 9 - 17: Das von Kātyāyana abgelauschte Gespräch zwischen Śiva und Pārvatī


verfasst von Somadeva

übersetzt und erläutert von Alois Payer

mailto:payer@payer.de


Zitierweise / cite as:

Somadeva <11. Jhdt. n. Chr.>: Kathāsaritsāgara : der Ozean der Erzählungsströme : ausgewählte Erzählungen / übersetzt und erläutert von Alois Payer. -- 3. Buch I, Welle 2. -- 2. Vers 9 - 17: Das von Kātyāyana abgelauschte Gespräch zwischen Śiva und Pārvatī. -- Fassung vom 2006-11-06. -- http://www.payer.de/somadeva/soma032.htm    

Erstmals publiziert: 2006-11-06

Überarbeitungen:

Anlass: Lehrveranstaltung WS 2006/07

©opyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Verfassers

Dieser Text ist Teil der Abteilung Sanskrit  von Tüpfli's Global Village Library


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Der Sanskrit-Text folgt im Wesentlichen folgender Ausgabe:

Somadevabhaṭṭa <11. Jhdt.>: Kathāsaritsāra / ed. by Durgāprasād and Kāśīnāth Pāṇḍurāṅg Parab. -- 4. ed. / revised by Wāsudev Laxman Śāstrī Paṇśikar. -- Bombay : Nirnaya-Sagar Press, 1930, -- 597 S. -- [in Devanāgarī]


Die Verse sind, wenn nichts anderes vermerkt ist, im Versmaß Śloka abgefasst.

Definition des Śloka in einem Śloka:

śloke ṣaṣṭhaṃ guru jñeyaṃ
sarvatra laghu pañcamam
dvicatuṣpādayor hrasvaṃ
saptamaṃ dīrgham anyayoḥ

"Im Śloka ist die sechste Silbe eines Pāda schwer, die fünfte in allen Pādas leicht
Die siebte Silbe ist im zweiten und vierten Pāda kurz, lang in den beiden anderen."

Das metrische Schema ist also:

 ̽  ̽  ̽  ̽ ˘ˉˉ ̽ 
 ̽  ̽  ̽  ̽ ˘ˉ˘ ̽ 

 ̽  ̽  ̽  ̽ ˘ˉˉ ̽ 
 ̽  ̽  ̽  ̽ ˘ˉ˘ ̽

Zur Metrik siehe:

Payer, Alois <1944 - >: Einführung in die Exegese von Sanskrittexten : Skript.  -- Kap. 8: Die eigentliche Exegese, Teil II: Zu einzelnen Fragestellungen synchronen Verstehens. -- Anhang B: Zur Metrik von Sanskrittexten. -- URL: http://www.payer.de/exegese/exeg08b.htm


Mahākaviśrīsomadevabhaṭṭaviracitaḥ

Kathāsaritsāgaraḥ

Der von großen Dichter, dem Ehrwürdigen Gelehrten Somadeva verfasste Ozean der Erzählungsströme

Kommentar:

Zu Autor und Werk siehe:

Somadeva <11. Jhdt. n. Chr.>: Kathāsaritsāgara : der Ozean der Erzählungsströme : ausgewählte Erzählungen / übersetzt und erläutert von Alois Payer. -- 1. Einleitung. -- http://www.payer.de/somadeva/soma01.htm


dvitīyas tarangaḥ


kapāleṣu śmaśāneṣu
kasmād deva ratis tava |
iti pṛṣṭas tato devyā
bhagavān idam abravīt |9|

9. Die Göttin1 fragte den Ehrwürdigen2: "Gott, warum findest du Gefallen an Totenschädeln3 auf Leichenverbrennungsplätzen?" Darauf antworte er dies:

Kommentar:

1 d.i. Pārvatī

2 d.i. Śiva

3 Totenschädeln: Gefallen an Totenschädeln findet nicht nur Śiva, sondern auch unsere Vorfahren z.B. in der Schweiz (z.B. Beinhäuser in Naters, VS oder Poschiavo, GR) und Österreich fanden daran als stete Erinnerung an den Tod Gefallen:


Abb.: Freude an Totenschädeln: Beinhaus, Hallstatt, Österreich

[Bildquelle: Alan M Hughes. -- http://www.flickr.com/photos/alan_hughes/169189222/. -- Zugriff am 2006-11-04. -- AttributionNoncommercialShare Alike Creative Commons Lizenz (Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung)]

purā kalpakṣaye vṛtte
jātaṃ jalamayaṃ jagat |
mayā tato vibhidyoruṃ
raktabindur nipātitaḥ |10|

10. "Vormals, als der Kalpa1 zu Ende gegangen war, ist die Welt als Wasser neu entstanden. Ich ritze mir den Schenkel auf und ließ einen Bluttropfen hinabfallen.

Kommentar:

1 Kalpa

"In Hinduism, a kalpa is equal to 4,320 million years, a "day of Brahma" or one thousand Yugas, measuring the duration of the world; a "month of Brahma" is supposed to contain thirty such Kalpas, or 129.6 billion years. According to the Mahabharata, 12 months of Brahma constitute his year, and 100 such years the life cycle of the universe. Fifty years of Brahma's are supposed to have elapsed, and we are now in the shvetavaraha-kalpa of the fifty-first; at the end of a Kalpa the world is annihilated."

[Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Kalpa_%28time_unit%29. -- Zugriff am 2006-11-03]

"Im religiösen, spirituelle Sinne gehen Hindus von der Vorstellung aus, dass das Sein einem sich immer wiederholendem Ablauf von Werden und Vergehen ausgesetzt ist. Dieser Kreislauf wird Weltzyklus genannt und in die vier Weltalter aufgeteilt (mit den ihnen zugeordneten Schriften):
  • Satya-Yuga (Shruti)
  • Treta-Yuga (Smriti)
  • Dwapara-Yuga (Puranas)
  • Kali-Yuga (Agamas)

Im ersten Weltalter, dem Krita Yuga (Satya-Yuga), wird das in ihm Gestalt gewordene Lebensgesetz (Dharma) voll verwirklicht. Die Kraft des Heiligen Dharmas schwindet um je ein Viertel von Weltalter zu Weltalter. Im Treta-Yuga sind also nur noch 3/4, und im Dvapara-Yuga nur noch 1/2 des Dharma vorhanden. Im Kali-Yuga wird mit 1/4 der schwächste und somit schlechteste Zustand erreicht.

Die vier Yuga bilden ein Großzeitalter, Maha-Yuga genannt. Dieses umfasst 12.000 Götter- bzw. 4.320.000 Menschenjahre. 1.000 Maha-Yugas sind ein Brahma-Tag (kalpa). Auf einen Brahma-Tag folgt eine ebenso lange Brahma-Nacht. Das Leben eines Brahmas dauert 100 Brahma-Jahre. Anschließend kommt es zu einem Zustand vollkommener Eingeschmolzenheit für weitere 100 Brahma-Jahre. Ein kompletter Weltenzyklus dauert demnach 311.040 Milliarden Menschenjahre. Es folgen im Anschluss daran weitere Zyklen.

Über die Zeitspannen gehen die Meinungen jedoch auseinander. Nach Darlegung einer Korrektur der zuvor genannten zeitlichen Dauer der Welt- oder auch Zeitalter durch Swami Sri Yukteswar Giri in seinem Werk Die Heilige Wissenschaft beträgt die tatsächliche Dauer eines vollständigen Zyklus der vier Yugas nur 24.000 Jahre. Die extremen Längen der vorher genannten Zeiten beruhen danach auf einem Rechenfehler, der sich im Kali-Yuga eingeschlichen haben soll, dem dunklen Zeitalter, dessen Ende ungefähr mit der Renaissance ab dem späten 15. eher 16. Jhd. zusammenfällt.

Nach Sri Yukteswar beträgt die Dauer des Kali-Yuga inklusive einer Übergangszeit am Beginn und am Ende von 100 Jahren 1200 Jahre. Das Dvapara-Yuga dauert mit je 200 Jahren Übergangszeit 2400 Jahre, das Treta-Yuga mit einer Übergangszeit von je 300 Jahren 3600 Jahre und schließlich das Satya-Yuga mit 400 Jahren Übergangszeit 4800 Jahre. Ein aufsteigender Zyklus umfasst nach dieser Berechnung also 12.000 Jahre und der darauffolgende absteigende Zyklus ebenfalls 12.000 Jahre. Wir befinden uns demnach jetzt am Beginn des Dvapara-Yuga und haben die Übergangszeit bereits hinter uns. Der Tiefpunkt des Kali-Yuga, jene Zeit, wo sich das letzte Kali-Yuga des absteigenden Zyklus und das erste Kali-Yuga des aufsteigenden Zyklus treffen, wäre demnach ungefähr 498 nach Christus.

Die meisten Hindus dagegen gehen davon aus, dass wir jetzt im Kali-Yuga leben, seit Krishna die Welt verlassen hat, wobei man auf Grundlage der Mythologie oft 3102 v.Chr. als Jahreszahl angibt."

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Zeitalter#Indisch_hinduistisches_Verst.C3.A4ndnis_2. -- Zugriff am 2006-11-03]

jalāntas tad abhūd aṇḍaṃ
tasmād dvedhākṛtāt pumān |
niragacchat tataḥ sṛṣṭā
sargāya prakṛtir mayā |11|

11. Im Wasser wurde das zu einem Ei1. Dieses wurde zweigeteilt und daraus ging die männliche Urseele2 hervor. Daraus erschuf ich die weibliche Urmaterie3 zum Zwecke der weiteren Schöpfung.

Kommentar:

1 Ei = Weltei, mit Brahmā assoziiert

"Another legend says that Brahmā was born in water. In this he deposited a seed that later became the golden egg. From this golden egg, Brahma the creator was born, as Hiranyagarbha. The remaining materials of this golden egg expanded into the Brahm-anda or Universe. "

[Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Brahma. -- Zugriff am 2006-11-04]

2 männliche Urseele = Pumān = Puruṣa

"Purusha (Sanskrit, m., पुरुष, puruṣa, Mann, Mensch, Menschheit, Person, Urseele) ist ein wichtiger Begriff in der indischen Mythologie, in der Sankhya-Philosophie und im Shivaismus.

Der Begriff "Purusha" hat im Laufe der Zeit eine interessante Entwicklung durchgemacht:

  • Der älteste Beleg ist im Rigveda (RV.10.90), dem sog. Purusha-Sukta, das auch die Entstehung der Kasten beschreibt. Purusha ist hier eine Art Urriese, der geopfert wird und aus dem die Welt und die Varnas (Kasten) entstehen. Purusha wird mit tausend Köpfen und tausend Füßen beschrieben. Er bedeckte die Erde vollständig und ragte noch darüber hinaus. Er gilt als Herrscher der Unsterblichkeit. Er breitete sich aus und zwar durch Selbstzeugung. Er entließ die Viraj (weibliches Schöpfungsprinzip) aus sich und ließ dann aus ihr die Welt gebären. Den so geborenen Purusha bringen die Götter als Opfergabe dar. In diesem Opfer wurden die Verse und Gesänge geschaffen. Die Pferde und Kühe wurden geboren. Der Mund von Purusha wurde zu den Brahmanen, die Arme zu den Kshatriyas, die Schenkel zu den Vaishyas und die Füße zu den Shudras. Aus seinem Geist wurde der Mond geboren, aus seinen Augen die Sonne. Indra und Agni kamen aus seinem Mund. Aus seinem Kopf entstand der Himmel, aus seinem Nabel das Weltall.
     
  • In der dualistischen Sankhya-Philosophie ist Purusha die Urseele, der ewige, metaphysische Weltgeist, der unveränderlich ist. Purusha befindet sich in Gegensatz zur weiblich gedachten Prakriti (Natur), der Welt der Phänomene. Man stellte die Urseele und die Urmaterie als Mann und Frau gegenüber und leitete ihre Verschiedenheit aus dieser Gegensätzlichkeit her. Prakriti ist die Frau und daher das schaffende und gebärende Prinzip. Purusha ist der Mann, sein Wesen ist es zu betrachten, zu schauen und zu erkennen. Purusha und Prakriti sind die zwei unterschiedlichen Prinzipien, auf die die Welt zurückgeführt wird. Purusha ist das Sankhya-Pendant zu Atman (Weltseele) in der monistischen Vedanta-Philosophie.
     
  • In den shivaitischen Texten (z.B. Lingapurana) wird Shiva als höchstes Wesen über Purusha und Prakriti gestellt. Shivas männlicher Aspekt wird mit dem Purusha und dessen weiblicher Aspekt mit der Prakriti identifiziert. Prakriti wird als die Grundlage alles Materiellen und alles Dynamischem im Universum begriffen. Auch wird die Prakriti als seine Gattin, der Purusha als sein Lingam betrachtet. Ikonografisch wird Shiva als Purusha, als Uma-Maheshvara bezeichnet; die auf seinem linken Schenkel sitzende Uma wird als Prakriti aufgefasst, also Vater und Mutter der Schöpfung.
  • Sri Aurobindo stellt in seinem Werk "Die Synthese des Yoga" die Behauptung auf, dass es immer der beiden Kräfte Purusha (Seele) und Prakriti (Natur) bedarf um die Manifestationen des Kosmos zu erstellen. Weiterhin führt er aus, dass der Suchende im Yoga feststellt, dass die Einwirkungen der Natur auf ihn nur durch eine Einwilligung oder Sanktionierung seiner Seele möglich sind und dass eine "schweigende" Seele dieses nicht zulassen muss."

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Purusha. -- Zugriff am 2006-11-04]

3 weibliche Urmaterie = Prakṛti

"Prakriti (Sanskrit, f., प्रकृति, prakṛti, Natur) ist in der indischen Samkhya-Philosophie die Urmaterie aus der das Universum besteht. Prakriti ist die kosmische Substanz, die ursprüngliche, nicht verursachte Ursache phänomenaler Existenz, die formlos, grenzenlos, unbeweglich, ewig und alldurchdringend ist. (pra, vorher, zuerst + kri, machen). Die Prakriti gibt es in zwei Zuständen: in "nicht-entfalteten" (d.h. nicht-manifestiertem) Zustand (Avyakta) und in "entfalteten" (d.h. manifestiertem) Zustand (Vyakta). Sie ist aus den folgenden drei Gunas (Eigenschaften) zusammengesetzt: Tamas (Trägheit, Dunkelheit, Chaos), Rajas (Rastlosigkeit, Bewegung, Energie) und Sattva (Gleichgewicht,Harmonie,Frohsinn).

Den Vorstellungen der (dualistischen) Samkhya-Philosophie zufolge ist die Welt aus zwei Prinzipien aufgebaut: Purusha (Geist) und Prakriti (Urmaterie). Purusha ist das reine Bewusstsein (Chit). Das Benennbare, sich Manifestierende hingegen ist Prakriti (Urmaterie). Das menschliche Denkorgan (Manas) entstammt auch der Prakriti. Die Prakriti ist die Grundlage alles Materiellen und Dynamischen im Universum. Obwohl ewig getrennt, beeinflussen Purusha und Prakriti einander. Die Prakriti wurde als weiblich empfunden und könnte als das schaffende Prinzip verstanden werden. Purusha hingegen ist das erkennende Prinzip und männlich.

Der Samkyha-Philosoph Pancashikha entwickelte die Vorstellung, dass die Urmaterie, die ewig und allgegenwärtig ist, unendlich fein (sukshma) ist und daher nicht wahrgenommen werden kann. Aber sie ist trotzdem vorhanden und aus ihr geht die sichtbare Welt hervor und kehrt wieder in sie zurück. Sie ist jedoch ungeistig und daher Materie. Überdies ist sie tätig und schaffend.

Pancashika nahm an, dass sich drei verschiedenen Eigenschaften (Gunas) der Prakriti in der verschiedensten Form miteinander verbinden. Sobald die Urmaterie bei der Weltenschöpfung in Bewegung gerät, wird das ursprüngliche Gleichgewicht der Eigenschaften gestört. Die Eigenschaften vermischen und verbinden sind (zu dieser Zeit stellte man sich die Eigenschaften noch substanzhaft vor). Bald überwiegt diese, bald jene Eigenschaft. Die unendliche Mannigfaltigkeit der Mischung ermöglicht die Verschiedenheit der Dinge. Dabei ergeben die Urmaterie und ihre Schöpfungen die Zahl von 24 Wesenheiten (Tattvani), zu denen die Seele als fünfundzwanzigste tritt. Aus der Prakriti geht das Erkennen (Buddhi) hervor und aus dem Erkennen das Ichbewusstsein (Ahamkara). Dieses ist einerseits der Ursprung des Denkens (Manas) und der zehn Sinnesorgane (Indriyani). Außerdem entstehen daraus die fünf Elemente (Mahabhutani).

Aurobindo geht in seinen Vorstellungen davon aus, dass sich die indivuelle Seele entweder mit der aktiven Prakriti identifizieren kann und dann in den für die Prakriti typischen mechanischen Wirkungsweisen gefangen ist oder nicht. Weiterhin ist er der Meinung, dass die Seele ganz in Prakriti untertauchen kann und dann gänzlich unbewusst und unterbewusst wird. Sie ist dann in der Form von Erde, Metall oder Pflanze gänzlich der Dunkelheit und Trägheit (Tamas) unterworfen. Die höheren Prinzipien Rajas und Sattva sind noch vorhanden, aber verborgen. Im Tier gelangt dann das Prinzip des Rajas mit seinen Wirkweisen von Aktion und Passion, Begehren und Instinkt zum Tragen. Im Menschen gelangt letztlich Sattva, die Seinsweise des Lichts mit seiner relativen Freiheit, dem Wissen und der Freude zum Ausdruck."

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Prakriti. -- Zugriff am 2006-11-04]

tau ca prajāpatīn anyān
sṛṣṭavantau prajāś ca te |
ataḥ pitāmahaḥ proktaḥ
sa pumāñ jagati priye |12|

12. Diese beiden schufen die anderen Schöpfergötter1 und diese schufen die Geschöpfe. Deswegen wird diese männliche Urseele auf Erden Vatersvater2 genannt, meine Liebe.

Kommentar:

1 Schöpfergötter = Prajāpatis

"PRAJĀ-PATI. 'Lord of creatures,' a progenitor, creator In the Veda the term is applied to Indra, Savitṛ, Soma, Hiraṇya-garbha, and other deities. In Manu the term is applied to Brahmā as the active creator and supporter of the universe; so Brahmā is the Prajā-pati. It is also given to Manu Svāyam-bhuva himself, as the son of Brahmā and as the secondary creator of the ten Ṛṣis, or " mind-born sons " of Brahmā, from whom mankind has descended. It is to these ten sages, as fathers of the human race, that the name Prajā-pati most commonly is given.

They are

  1. Marīci,
  2. Atri,
  3. Aṅgiras,
  4. Pulastya,
  5. Pulaha,
  6. Kratu,
  7. Vasiṣṭha,
  8. Pracetas or Dakṣa,
  9. Bhṛgu, and
  10. Nārada.

According to some authorities the Prajā-patis are only seven in number, being identical with the seven great Ṛṣis. (See Rishi.) The number and names of the Prajā-patis vary in different authorities : the Mahā-bhārata makes twenty-one."

[Quelle: Dowson, John <1820-1881>: A classical dictionary of Hindu mythology and religion, geography, history, and literature. -- London, Trübner, 1879. -- s.v. ]

2 Vatersvater = Pitāmaha = Beiname Brahmā's. Damit wird Puruṣa mit Brahmā identifiziert. Großvater, weil er Schöpfer der Prajāpatis, der Schöpfer der Menschen, ist.


Abb.: Brahmā, Braghmā-Tempel, Pushkar

[Bildvorlage: the Indian Runner. -- http://www.flickr.com/photos/anuji_the_indian_runner/55576080/. -- Zugriff am 2006-11-06. -- AttributionNoncommercialShare Alike Creative Commons Lizenz (Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung)]

"BRAHMĀ (masculine). The first member of the Hindu triad; the supreme spirit manifested as the active creator of the universe. He sprang from the mundane egg deposited by the supreme first cause, and is the Prajāpati, or lord and father of all creatures, and in the first place of the Rishis or Prajā-patis.

When Brahmā has created the world it remains unaltered for one of his days, a period of 2,160,000,000 years. The world and all that is therein is then consumed by fire, but the sages, gods, and elements survive. When he awakes he again restores creation, and this process is repeated until his existence of a hundred years is brought to a close, a period which it requires fifteen figures to express. When this period is ended he himself expires, and he and all the gods and sages, and the whole universe are resolved into their constituent elements. His name is invoked in religious services, but Pushkara (hodie Pokhar), near Ājmīr is the only place where he receives worship, though Professor Williams states that he has heard of homage being paid to hin at Īdar.

Brahmā is said to be of a red colour. He has four heads; originally he had five, but one was burnt off by the fire of Śiva's central eye because he had spokon disrespectfully. Hence he if called Chatur-ānana or Chatur-mukha, 'four-faced,' and Ashṭa-karna, 'eight-eared.' He has four arms; and in his hands he holds his sceptre, or a spoon, or a string of beads, or his bow Parivīta, or a water jug, and the Veda. His consort is Saraswatī, goddoss of learning, also called Brahmī. His vehicle is a swan or goose, from which he is called Hansa-vāhana. His residence is called Brahmā-vrindā.

The name Brahmā is not found in the Vedas and Brāhmaṇas, in which the active creator is known as Hiraṇya-garbha, Prajāpati, &c.; but there is a curious passage in the Śatapatha Brāhmaṇa which says: " He (Brahma, neuter) created the gods. Having created the gods, he placed them in those worlds: in this world Agni, Vāyu in the atmosphere, and Sūrya in the sky."

Two points connected with Brahmā are remarkable.

  • As the father of men he performs the work of procreation by incestuous intercourse with his own daughter, variously named Vāch or Saraswatī (speech), Sandhyā (twilight), Śata-rūpa (the hundred-formed), &c.
  • Secondly, that his powers as creator have been arrogated to the other gods Vishṇu and Śiva, while Brahmā has been thrown into the shade.

In the Aitareya Brāhmaṇa it is said that Prajāpati was in the form of a buck and his daughter was Rohit, a deer. According to the Śatapatha Brāhmaṇa and Manu, the supreme soul, the self-existent lord, created the waters and deposited in them a seed, which seed became a golden egg, in which he himself was born as Brahmā, the progenitor of all the worlds. As the waters (nara) were " the place of his movement, he (Brahmā) was called Nārāyaṇa." Here the name Nārāyaṇa is referred distinctly to Brahmā, but it afterwards became the name of Vishṇu. The account of the Rāmāyana is that "all was water only, in which the earth was formed. Thence arose Brahmā, the self-existent, with the deities. He then, becoming a boar, raised up the earth and created the whole world with the saints, his sons. Brahmā, eternal and perpetually undecaying, sprang from the ether; from him was descended Marīchi; the son of Marīchi was Kaśyapa. From Kaśyapa sprang Vivaswat, and Manu is declared to have been Vivaswat's son." A later recension of this poem alters this passage so as to make Brahmā a mere manifestation of Vishnu. Instead of " Brahmā, the self-existent, with the deities," it substitutes for the last three words, "the imperishable Vishnu." The Vishnu Purāṇa says that the " divine Brahmā called Nārāyana created all beings," that Prajāpati "had formerly, at the commencement ef the (previous) kalpas, taken the shape of a fish, a tortoise, &c, (so now), entering the body of a boar, tho lord of creatures entered the water." But this "lord of creatures" is clearly shown to be Vishnu, and these three forms, the fish, the tortoise, and the boar, are now counted among tho Avatāras of Vishnu. (See Avatāra.) This attribution of the form of a boar to Brahmā (Prajāpati) had been before made by the Śatapatha Brāhmaṇa, which also says, " Having assumed the form of a tortoise, Prajapati created offspring." The Linga Purana is quite exceptional among the later works in ascribing the boar form to Brahmā. The Mahā-bhārata represents Brahmā as springing from the navel of Vishnu or from a lotus which grow thereout; hence ho is called Nabhi-ja, 'navel-born;' Kanja, 'the lotus;' Sarojin, 'having a lotus;' Abja-ja, Abja-yoni, and Kanja-ja, 'lotus-born.' This is, of course, the view taken by the Vaishnavas. The same statement appears in the Rāmāyana, although this poem gives Brahmā a more prominent place than usual. It represents Brahmā as informing Rāma of his divinity, and of his calling him to heaven in "the glory of Vishnu." He bestowed boons on Rāma while that hero was on earth, and he extended his favours also to Rāvana and other Rākshasas who were descendants of his son Pulastya. In the Purāṇas also he appears as a patron of the enemies of the gods, and it was by his favour that the Daitya King Bali obtained that almost universal dominion which required the incarnation of Vishnu as the dwarf to repress. He is further represented in the Rāmāyana as the creator of the beautiful Ahalyā, whom he gave as wife to the sage Gautama. Brahmā, being thus inferior to Vishnu, is represented as giving homage and praise to Vishnu himself and to his form Krishna, but the Vaishnava authorities make him superior to Rudra, who, they say, sprang from his forehead. The Śaiva authorities make Mahā-deva or Rudra to be the creator of Brahmā, and represent Brahmā as worshipping the Liṅga and as acting as the charioteer of Rudra.

Brahmā was the father of Daksha, who is said to have sprung from his thumb, and he was present at the sacrifice of that patriarch, which was rudely disturbed by Rudra. Then he had to humbly submit and appease the offended god. The four Kumāras, the chief of whom was called Sanat-kumāra or by the patronymic Vaidhātra, were later creations or sons of Brahmā.

Brahmā is also called Vidhi, Vedhās, Druhiṇa, and Srashtri, 'creator;' Dhātri and Vidhātri, 'sustainer;' Pitāmaha, 'the great father;' Lokeśa, ' lord of the world;' Parameshṭa, 'supreme in heaven;' Sanat, 'the ancient;' Ādi-kavi, 'the first poet;' and Drū-ghana, ' the axe or mallet.'"

[Quelle: Dowson, John <1820-1881>: A classical dictionary of Hindu mythology and religion, geography, history, and literature. -- London, Trübner, 1879. -- s.v. ]

evaṃ carācaraṃ sṛṣṭvā
viśvaṃ darpam agād asau |
puruṣas tena mūrdhānam
athaitasyāham acchidam |13|

13. Nachdem die männliche Urseele so alles Belebte und Unbelebte erschaffen hatte wurde er übermütig stolz. Deshalb schlug ich ihm dann den obersten Kopf1 ab.

Kommentar:

1 mūrdhan = Kopf, Spitze, Gipfel. Deshalb hat Brahmā nur noch vier Köpfe.

tato 'nutāpena mayā
mahāvratam agṛhyata |
ataḥ kapālapāṇitvaṃ
śmaśānapriyatā ca me |14|

14. Aus Reue habe ich dann als großes Gelübde auf mich genommen, fortan einen Totenschädel in der Hand zu tragen1 und Leichenverbrennungsplätze zu lieben.

Kommentar:

1 Ikonographisch ist dies eine Form des Bhairava:

"Bhairava (भैरव) is a name of the fearsome aspect of God Shiva. As Kala Bhairava he is shown carrying a head, that belongs to Brahma. He had cut off Brahma's fifth head, making him guilty of Brahmanicide, and as a result, he was forced to carry around the head for years until he had been absolved of the sin."

[Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Bhairava. -- Zugriff am 2006-11-04]

Dem folgen die Kapālika nach:

"In Hindu culture, Kapalika means bearer of the skull-bowl, and has reference to Lord Shiva's vow to take the kapala vow. As penance for cutting off one of the heads of Brahma, Lord Shiva became an outcast and a beggar. In this guise, Shiva frequents waste places and creamtion grounds, wearing nothing but a garland of skulls & ash from the pyre, and unable to remove the skull of Brahma fastened to his hand. The skull hence becomes his begging-bowl, and the Kapalikas (as well as the Aghoris of Varanasi) supposedly use skulls as begging bowls and as drinking and eating vessels in imitation of Shiva. Although information on the Kapalikas is primarily to be gleaned from classical Sanskrit sources, where Kapalika ascetics are often depicted as depraved villains in drama, it appears that this group worshipped Lord Shiva in his extreme form, Bhairava, the ferocious. They are also often accused of having practiced ritual cannibalism (like the Aghoris) and even human sacrifice. Ujjain is alleged to have been a prominent centre of this sect.

The Kapalikas may also have been related to the Kalamukhas ("black faces") of medieval South India (Lorenzen 1972). Moreover, in modern Tamilnadu, certain Shaivite cults associated with the goddess Ankalaparamecuvari, Irulappasami, and Sudalai Madan, are known to practice or have practiced ritual cannibalism, and to center their secretive rituals around an object known as a kapparai (Tamil "skull-bowl," derived from the Sanskrit kapala), a votive device garlanded with flowers and sometimes adorned with faces, which is understood to represent the begging-bowl of Shiva (Meyer 1986).

References
  • Dictionary of Hindu Lore and Legend (ISBN 0-500-51088-1) by Anna L. Dallapiccola (London : Thames & Hudson, 2002).
  • Kapalikas and Kalamukhas: Two Lost Saivite Sects (ISBN 0-520-01842-7) by David N. Lorenzen (Berkeley : University of California Press, 1972).
  • Ankalaparamecuvari : a goddess of Tamilnadu, her myths and cult (ISBN 3-515-04702-6) by Eveline Meyer (Stuttgart : Steiner Verlag Wiesbaden GMBH, 1986)"

[Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Kapalika. -- Zugriff am 2006-11-04]

kiṃ caitan me kapālātma
jagad devi kare sthitam |
pūrvoktāṇḍakapāle
dve rodasī kīrtite yataḥ |15|

15. Göttin, so liegt die Welt, die als Wesen die Schädelschale hat, in meiner Hand. Denn die beiden Schalen1 des zuvor genannten Eis heißen Himmel und Erde."

Kommentar:

1 kapāla n.: "Schale, Schüssel -> Schädel"

ity ukte śaṃbhunā tatra
śroṣyāmīti sakautuke |
sthite mayi tato bhūyaḥ
pārvatī patim abhyadhāt |16|

16. Als der Glücksbewirker1 dort so sprach und ich dort voll Neugier stand, um mehr zu hören, sprach Pārvatī zu ihrem Gatten:

Kommentar:

1 Glücksbewirker: śambhū = Name Śivas, aus śam + bhū erklärt: śam Indekl.: Partikel, der einen Segen oder Glückswunsch ausdrückt.

sa puṣpadantaḥ kiyatā
kālenāsmān upaiṣyati |
tad ākarṇyābravīd devīṃ
mām uddiśya maheśvaraḥ |17|

17. "Nach wie langer Zeit wird der Puṣpadanta zu uns zurückkommen?" Als er das vernahm, zeigte der HERR auf mich und sprach zur Göttin:


Zu: 3. Vers 18 - 29: Wie Kāṇabhūti ein Piśāca wurde