नामलिङ्गानुशासनम्

2. Dvitīyaṃ kāṇḍam

14. kṣatriyavargaḥ

(Über Kṣatriyas)

1. Erster Abschnitt

2. Vers 9c - 17b
(Kṣatriyas: Außenpolitik, Innenpolitik, Verwaltung)


Übersetzt von Alois Payer

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Zitierweise | cite as: Amarasiṃha <6./8. Jhdt. n. Chr.>: Nāmaliṅgānuśāsana (Amarakośa) / übersetzt von Alois Payer <1944 - >. -- 2. Dvitīyaṃ kāṇḍam. -- 14. kṣatriyavargaḥ  (Über Kṣatriyas). -- 1. Erster Abschnitt. -- 2. Vers 9c - 17b (Kṣatriyas: Außenpolitik, Innenpolitik, Verwaltung).  -- Fassung vom 2011-04-09. --  URL: http://www.payer.de/amarakosa6/amara2141b.htm                                 

Erstmals hier publiziert: 2011-04-09

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Meinem Lehrer und Freund

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2. dvitīyaṃ kāṇḍam - Zweiter Teil


2.141. kṣatriyavargaḥ I - Abschnitt über Kṣatriyas I


Übersicht



Eine vorzügliche systematische Sammlung aller hierhergehörigen Sanskrittexte ist:

Dharmakośa / ed. by Laxmanshastri Joshi. - Wai, Dist. Satara : Prajnapathashala Mandal
(Prājña-paṭha-śālā-maṇḍala grantha-mālā). -- Vol. 4. Rājanītikāṇḍa. -- Part 1 - 6. -- 1973 - 1979. -- 3400 S.


2.141.24. Feind


9c./d. viṣayānantaro rājā śatrur mitram ataḥ param

विषयानन्तरो राजा शत्रुर् मित्रम् अतः परम् ॥९ ख॥

Der König, dessen Reich unmittelbar angrenzt, ist ein शत्रु - śatru m.: Feind 


Colebrooke (1807): "A foe. A neighbouring prince ; for enmity frequently arises between neighbours."



Abb.: शत्रुः । Indo-pakistanischer Krieg 1971 in Ostpakistan
[Bildquelle: Mike Young / Wikipedia. -- Public domain]


Abb.: शत्रुः । Schild bei Minji, Jammu & Kashmir, 2006
[Bildquelle: Rich. -- http://www.flickr.com/photos/drogpatravel/208901638/. -- Zugriff am 2011-04-04. -- Creative Commons Lizenz (Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung, keine Bearbeitung)]


"Der Faktor Feind [ari] ist, was nach allen Seiten im Kreis um ihn herliegt4 und soweit es den unmittelbaren Nachbarländern angehört. Gleicherweise ist, was durch ein dazwischenliegendes Land getrennt wird, der Reichsfaktor Freund [mitra].

Der mit der Vollzahl der Eigenschaften eines Widersachers ausgestattete Grenznachbar ist der Feind (oder: Hasser, śatru). Ist er in Schlimmes hineingeraten5, dann ist er ein »Anzugreifender« (yātavya). Ist er ohne Stütze oder schwach gestützt,6 dann ein »Auszutilgender« (ucchedanīya).

Im gegenteiligen Fall,7 ein zu »Pisackender« (pīdanīya) oder zu Schwächender (karśanīya). Das sind die Besonderheiten des Feindes.8

Von ihm aus gerechnet fügen sich vorne (vor dem Eroberer) an: der Freund, des Feindes Freund, des Freundes Freund und der Freund von des Feindes Freund, (alles) in fortlaufender Folge der Länder.9

Hinten: der Fersenpacker [pārṣṇigrāha] (Feind im Rücken), der »Angerufene« (der Freund im Rücken, ākranda, der den Fersenpacker angreift), der Beistand des Fersenpackers und der Beistand des »Angerufenen« (des Freundes im Rücken).10

Der Fürst im unmittelbar angrenzenden Reich ist der Feind von Natur. Der von der gleichen Familie ist der angeborne.11 Der, dem man in den Weg getreten ist, oder der, der einem selber in den Weg tritt, ist der erworbene.

Der durch ein Land getrennte Fürst ist der Freund von Natur. Der durch Mutter oder Vater (oder durch beide) verwandte oder verbundne ist der angeborne. Hat sich einer um Gewinnes oder des Lebens willen an einen angeschlossen, dann ist er ein erworbener.

An das Land des Feindes und des Eroberers angrenzend, fähig, den zweien zu nützen, seien sie nun miteinander zusammengeschlossen oder nicht zusammengeschlossen, und sie zu ducken, wenn sie einzeln stehen, ist der Mittelfürst (madhyama).

Stärker als die äußern Reichsfaktoren des Feindes, des Eroberers und des Mittelfürsten, fähig, dem Feind, dem Eroberer und dem Mittelfürsten zu nützen, seien sie nun zusammengeschlossen oder nicht zusammengeschlossen, und sie zu ducken, wenn sie allein stehen, ist der Abseitsstehende (udāsīna).12

Dies sind die Faktoren [prakṛti] (der äußern Politik).13

[...]

Oder er mag sehen: »Kommt mein Feind in den Besitz der Macht, dann wird er durch beleidigende Reden, durch gewalttätige Strafen und durch Güterraub seine Untertanen schädigen. Oder kommt er in den Besitz des glücklichen Erfolges, dann wird er durch Jagd, Würfelspiel, Rauschtrank und Weiber in Unbesonnenheit verfallen. Und wenn er so seinen Untertanen verhasst und geschwächt ist, oder wenn er unbesonnen wird, dann werde ich ihn überwältigen.« Oder (er mag sehen:) »Im Kriege angegriffen, wird er mit all seinem Kriegsaufgebot an einem einzigen Orte bleiben müssen, oder: er wird ohne Burg sein. Mit seinem zusammengedrängten Heere, abgeschnitten von Freunden und Burgen, wird er in meine Hände fallen«. Oder (er mag sehen:) »Wenn ich von einem Starken angegriffen werde und mir es bei meinen tätigen Unternehmen (d.h. bei meiner Verteidigung) schief geht, wird er in der Besorgnis: ›Der König ist mächtig und jetzt begierig, den Feind anderwärts auszutilgen; hat er aber diesen ausgetilgt, dann möchte er auch mich austilgen‹,21 mir Beistand leisten; oder auch wenn mich ein Mittelkönig überwältigen will«. Liegen solche und ähnliche Gründe vor, dann mag er sogar des Feindes Macht und Erfolg wünschen.

Die durch ein Land getrennten Könige (also die Freunde) zum Radreif und die unmittelbaren Nachbarfürsten (also die Feinde) zu den Felgen und sich selber zur Nabe machend, halte der führende Fürst Faktoren und Staatenkreis fest an sich gepreßt.22

Der in die Mitte zwischen den beiden: dem führenden Fürsten und seinem Freund hineingesetzte Feind ist, auch wenn er stark ist, dazu angetan, vernichtet oder drangsaliert zu werden.

Fußnoten

4 Maṇḍalībhūta zugleich: »zu seinem Staatenkreis gehörig, in die Sphäre seiner Politik mit einbezogen«. Natürlich ist hier und in 259, 1 Bhūmyanantara zu lesen. Vgl. Kām. VIII, 17–18; Śaṅk. zu VIII, 16, wo er unsere Stelle frei zitiert; auch MBh. XII, 69, 14 u. bes. Kauṭ. 258, 18; 260, 14; 309, 6; 428, 1.

5 Vyasanin, also: in Laster oder in Unglück versunken.

6 »Stütze sind Burg und Freund.« Kām. VIII, 63.

7 D. h. falls er zu stark ist, als dass ein Krieg gegen ihn Erfolg verspräche. »Oder« ist = sive.

8 Die besonderen Dinge, die bei ihm in Betracht kommen und zugleich: »das sind die verschiedenen Arten von Feinden«. »Oder« ist = sive.

9 D. h. immer einer hinter dem anderen, vom Standpunkte des Eroberers aus betrachtet.

10 Da immer der nächste Nachbar der natürliche Feind seines nächsten Nachbarn ist, so ist der Fürst im Rücken des Fersenpackers (pārṣṇigrāha,) dessen Feind, mithin der Freund des Eroberers. Er heißt ākranda »Anruf«, der »Angerufene«, nämlich des Eroberers. Der Fürst, der hinter dem »Angerufenen« sitzt, ist natürlicherweise der Feind des »Angerufenen« und damit auch des Eroberers, aber der Beistand (āsāra) des Fersenpackers; der noch weiter hinten sitzende Nachbar dieses āsāra ist ein Beistand (āsāra) des Angerufenen, sintemalen er ja als Nachbar den Beistand des Fersenpackers hasst. Folglich ist der āsāra oder »Heranstürzer, Heraneiler« entweder ein Feind oder ein Freund des Eroberers, immer aber durch mehrere Länder von ihm getrennt und immer in seinem Rücken. Die gleiche Bezeichnung für zwei so verschiedene Größen bildet einen öfters verwirrenden Mangel in der Sprache der Politik.

11 Hinter prakṛtyamitraḥ und prakṛtimitram gehört ein Punkt. Auch nach Śaṅk. zu Kām. IV, 71 und VIII, 58 ist dies Kauṭ.s Lehre.A4

12 Udāsīna wird ebenso wie madhyama oft mit Neutraler, auch mit uninteressierter Neutraler übersetzt. Kām. VIII, 19 heißt es: Maṇḍalād bahir eteṣām udāsīno balādhikaḥ Anugrahe saṃhatānāṃ vyastānāṃ ca vadhe prabhuḥ. Danach wäre die richtige Übersetzung: »Außerhalb der Reichsfaktoren des Feindes, des Eroberers und des Mittelfürsten (stehend) und mächtiger als sie ... ist der Abseitsstehende«. Aber 1. wäre da bahis adjektivisch gebraucht, und das kommt meines Wissens sonst nicht vor, 2. sollte dann bahiḥ hinter prakṛtibhyaḥ stehen, wohin es Śaṅk. in seinem Zitat auch stellt; 3. sagt ja sogar Kauṭ, selber gleich darauf, der udāsīna gehöre zu den Reichsfaktoren. Woher sollte er da außerhalb stehen? Der Name zwar schiene auf ein solches Abseitsstehen hinzuweisen.A5 Ich möchte also bahiḥprakṛtibhyaḥ zusammenrücken. Die außerhalb des eigenen Landes stehenden, die der äußeren Politik angehörenden Faktoren sind: Freund, Feind, Feindes Freund, Freundes Freund usw.

13 Das wären also zwölf Fürsten, die für die Politik nach außen in Betracht kommen und besonders für die Fragen von Krieg und Frieden wichtig sind:

  1. der Eroberer (vijigīṣu),
  2. sein Feind (ari, amitra, śatru),
  3. sein Freund (oder Bundesgenosse, mitra),
  4. der Freund des Feindes (arimitra),
  5. der Freund des Freundes (mitramitra),
  6. der Freund des Freundes des Feindes,
  7. der Fersenpacker oder Feind im Rücken,
  8. der Angerufene oder Freund im Rücken,
  9. der Beistand des Fersenpackers,
  10. der Beistand des Angerufenen,
  11. der Mittelfürst,
  12. der Abseitsstehende.A6

[...]

21 Lies ucchidya mām ucchindyāt und vgl. Kām. VIII, 66; IX, 10. Die Lesart na mām ucchidyat, die ich jetzt in Sham.'s 2. Ausg. finde, läuft genau aufs Gleiche hinaus: »Er soll, nachdem er diesen ausgetilgt hat, nicht auch mich austilgen«.

22 Lies netuḥ. Netar »der Führende« ist ebenfalls ein häufig gebrauchter Ausdruck und gleichbedeutend mit vijigīṣu oder »Eroberer«. Statt prakṛtimaṇḍale ist möglicherweise -maṇḍalaṃ zu setzen (vgl. 261, 4; 264, 15): »den Kreis der Faktoren«. Sonst: »halte der Führende mitten in seinem Faktorenkreis (alle) fest an sich gepresst«. Vgl. Raghuv. IX, 15. In Zeile 14 muss natürlich ekāntarān stehen.

A4 Auch nach Śiśup. II, 36 gibt es dreierlei Feinde und dreierlei Freunde, nämlich sahaja, prākṛta, kṛtrima. Vgl. Mall.'s Bemerk. dazu; ebenso nach Nītiv. 115, 8ff. Māgha nun meint: »Wichtig und wesentlich sind der erworbene Freund und Feind; denn diese sind es wegen einer bestimmten Handlung (oder: Absicht, Ziel, kārya). Sowohl Feind wie Freund aber können der angeborene und der natürliche sein.« Vgl. Mall. dazu. Ebenso erklärt Nītiv. 115, 9–11: »Der unmittelbare Nachbar ist ein Feind, der durch ein Land getrennte ein Freund. Dies aber nicht unbedingt. Denn eine bestimmte Handlung (oder Absicht) (kārya) ist Ursache von Freundschaft und Feindschaft, nicht aber Entfernung oder Nähe.« »Es gibt keinen Feind von Geburt; wer das gleiche Streben hat, der ist Feind, sonst kein Mensch.« MBh. II, 55, 15. Ähnlich XII, 140 51. Feindschaft heißt denselben Gegenstand ausschließlich besitzen wollen und zunichte machen, was dem anderen lieb ist. Śukran. IV, 1 9–17; 7, 504. Vgl. Kām. VIII, 14. Fürsten haben überhaupt nur erworbene Freunde und Feinde, heißt es in MBh. XII, 138, 109; Śukran. IV, 1, 18–19. Vgl. MBh. II, 55, 10 (wo lekhya Verbriefung und mātṛkā feste Schablone bedeutet); XII, 138, 13; 110; 137ff.; 80, 8–9; Mudrār. ed. Hillebrandt 134, 9f.; Śiśup. II, 37 usw. – Gaṇ.'s Auslegung der Stelle ist verkehrt. Wegen der gleich folgenden drei Arten von Freunden vgl. z.B. MBh. XII, 80, 3.

A5 Aber auch Nītiv. 114, 10ff. stimmt mit Kām. überein: »Einer, der vorne, hinten, an einer Seite oder an einer Ecke in benachbartem Kreise sitzt und den madhyama und die übrigen, wenn sie untereinander in Streit liegen, zu bekriegen, und wenn sie miteinander verbunden sind, zu fördern fähig ist, sich trotzdem aber aus irgendeinem Grunde irgendeinem anderen Fürsten, der als Eroberer auftritt, gegenüber abseits stellt, ist der Abseitsstehende.« Vom madhyama heißt es in 114, 13ff.: »der, welcher, wie der Abseitsstehende, nicht eingeschränkt ist in bezug auf den Staatenkreis (also keinem bestimmten angehört, hierin sein freier Herr ist) und welcher, obwohl in Hinsicht auf andere Fürsten selber von größerer Macht, dennoch aus irgendeinem Grund einem anderen König, der als Eroberer auftritt, gegenüber sich neutral verhält, ist der Neutrale (madhyastha).« Das Nītiv. fährt fort: »Wer dem Eroberer, wenn er zu Feld gezogen ist oder zu Feld zieht, hinten einen Aufruhr (paścātkopa) verursacht, ist der Fersenpacker. Der hinten sitzende Freund des Eroberers (1. mitram statt amitram) ist der Angerufene (ākranda). Der Freund des Fersenpackers (1. pārṣṇigrāhamitram) ist der Heraneiler« (āsāra, 115, 1ff.)."

[Quelle: Kauṭilya: Das altindische Buch vom Welt- und Staatsleben : das Arthaśāstra des Kauṭilya / [aus dem Sanskrit übersetzt und mit Einleitung und Anmerkungen versehen von] Johann Jakob Meyer [1870-1939]. -- Leipzig, 1926. -- Digitale Ausgabe in: Asiatische Philosophie. -- 1 CD-ROM. -- Berlin: Directmedia, 2003. -- (Digitale Bibliothek ; 94). -- S. 402f. 405.]


2.141.25. Freund


9c./d. viṣayānantaro rājā śatrur mitram ataḥ param

विषयानन्तरो राजा शत्रुर् मित्रम् अतः परम् ॥९ ख॥

Der König, dessen Reich an das Reich des Feindes grenzt, ist ein मित्र - mitra n.: Freund


Colebrooke (1807): "A stranger or neutral. Being more distant."


Siehe zum Vorhergehenden!


Abb.: मित्रम् । UdSSR (Sowjetunion): Leonid Iljitsch Breschnew - Леонид Ильич Брежнев, Parteichef der KPdSU, und Indira Priyadarshini Gandhi - इंदिरा प्रियदर्शिनी गांधी, Premierministerin von Indien, 1981
[Bildquelle: Wikimedia. -- Public domain]


Abb.: भारतगणराज्यस्य शत्रवो मित्राणि च । Indiens Feinde und Freunde (zur Zeit der Sowjetunion)
[Bildvorlage: Wikimedia. -- Public domain]


2.141.26. Neutraler


10a./b. udāsīnaḥ parataraḥ pārṣṇigrāhas tu pṛṣṭhataḥ

उदासीनः परतरः पार्ष्णिग्राहस् तु पृष्ठतः ।१० क।

Ein weiter entferntee König ist उदासिन - udāsina m.: gleichgültig, Unparteischer, Neutraler


Colebrooke (1807): "A stranger. Remote ; showing neither friendship nor enmity."


Siehe zum Vorhergehenden!


2.141.27. Wadenbeißer


10a./b. udāsīnaḥ parataraḥ pārṣṇigrāhas tu pṛṣṭhataḥ

उदासीनः परतरः पार्ष्णिग्राहस् तु पृष्ठतः ।१० क।

Ein König im Rücken heißt पार्ष्णिग्राह - pārṣṇigrāha m.: Fersenpacker, Wadenbeißer


Colebrooke (1807): "An enemy in the rear."


Siehe zum Vorhergehenden!


2.141.28. Feind


10c./d. ripau vairi-sapatnāri-dviṣad-dveṣaṇa-durhṛdaḥ
11. dviḍ vipakṣāhitāmitra-dasyu-śātrava-śatravaḥ
abhighāti-parārāti-pratyarthi-paripanthinaḥ

रिपौ वैरि-सपत्नारि-द्विषद्-द्वेषण-दुर्हृदः ॥१० ख॥
द्विड्-विपक्षाहितामित्र-दस्यु-शात्रव-शत्रवः ।
अभिघाति-पराराति-प्रत्यर्थि-परिपन्थिनः ॥११॥

Bezeichnungen für Feind (रिपु - ripu m.: Betrüger, Verräter, Feind):

  • वैरिन् - vairin m.: Blutrache Nehmender, Feind
  • सपत्न - sapatna m.: Nebenbuhler, Feind
  • अरि - ari m.: Fremdling, Feind
  • द्विषद् - dviṣad m.: Hasser, Feind
  • द्वेषण - dveṣaṇa m.: Hasser, Feind
  • दुर्हृद् - durhṛd m.: der ein böses Herz hat, Feind
  • द्विश् - dviś m.: Hasser
  • विपक्ष - vipakṣa m.: zur gegnerischen Partei gehörig, Gegner, Feind
  • अहित - ahita m.: Unfreundlicher, Schädlicher, Feind
  • अमित्र - amitra m.: Nicht-Freund, Feind
  • दस्यु - dasyu m.: Dasyu, Feind1
  • शात्रव - śātrava m.: Feindlicher, Feind
  • शत्रु - śatru m.: Feind
  • अभिघातिन् - abhighātin m.: Schlagender, Schädiger, Feind
  • पर - para m.: Ferner, Fremder, Feindlicher
  • अराति - arāti m.: Missgünstiger, Feind
  • प्रत्यर्थिन् - pratyarthin m.: der entgegengesetzte Ziele hat, Gegner, Feind
  • परिपन्थिन्  - paripanthin m.: Wegelagerer, Widersacher, Feind

Colebrooke (1807): "Any enemy.


1 दस्यु - dasyu m.: Dasyu, Feind

"Dasyu, a word of somewhat doubtful origin, is in many passages of the Rigveda1 clearly applied to superhuman enemies. On the other hand, there are several passages in which human foes, probably the aborigines, are thus designated. This may be regarded as certain in those passages where the Dasyu is opposed to the Āryan, who defeats him with the aid of the gods.2 The great difference between the Dasyus and   the Āryans was their religion : the former are styled 'no sacrificing,' 'devoid of rites,' 'addicted to strange vows,' 'god-hating,' and so forth.3 As compared with the Dāsa, they are less distinctively a people : no clans (viśaḥ) of the Dasyus are mentioned, and while Indra's dasyu-hatya, 'slaughter of the Dasyus,' is often spoken of, there is no corresponding use of dāsa-hatya. That the Dasyus were real people is, however, shown by the epithet anās applied to them in one passage of the Rigveda.5 The sense of this word is not absolutely certain : the Pada text and Sāyana both take it to mean ' without face' (an-ās),6 but the other rendering, 'noseless' (a-nās), is quite possible,7 and would accord well with the flat-nosed aborigines of the Dravidian8 type, whose language still persists among the Brahuis, who are found in the north-west. This interpretation would receive some support from Vṛtra's being called 'broken-nosed' if this were a correct explanation of the obscure word rujānās.9

The other epithet of the Dasyus is mṛdhra-vāc, which occurs with anās,10 and which has been rendered11 'of stammering, or unintelligible speech.' This version is by no means certain, and since the epithet is elsewhere12 applied to Āryans, its correct meaning is more probably 'of hostile speech.'

Dasyu corresponds with the Iranian daṅhu, daqyu, which denotes a 'province.' Zimmer13 thinks that the original meaning was 'enemy,' whence the Iranians developed the sense of 'hostile country,' 'conquered country,' 'province,' while the Indians, retaining the signification of 'enemy,' extended it to include demon foes. Roth14 considers that the meaning of human enemy is a transfer from the strife of gods and demons. Lassen15 attempted to connect the contrast daqyu : dasyu with that of daeva : deva, and to see in it a result of the religious differences which, according to Haug's theory, had separated the Iranians and the Indians. The word may have originally meant 'ravaged land'16 as a result of invasion ; hence 'enemies' country,' then 'hostile people,' who as human foes were more usually called by the cognate name of Dāsa.

Individual Dasyus are Cumuri, Śambara, Śuṣṇa, etc.

In the Aitareya Brāhmaṇa17 the word has, as later,18 the sense of uncivilized peoples generally.

1 i. 34, 7; 100, 18; ii. 13, 9, etc. See Macdonell, Vedic Mythology, pp. 157, 158.
2
Rv. i. 51, 8; 103, 3; 117, 21; ii. 11, 18. 19; iii. 34, 9; vi. 18, 3; vii. 5, 6 ; x. 49, 3. Probably also in v. 70, 3 ; x. 83, 6, people are meant.
3 The Dasyu is called a-karman, ' rite-less,' x. 22, 8; a-devayu, 'indifferent to the gods,' viii. 70, 11 ; a-brahman, 'without devotion,' iv. 16, 9; a-yajvan, 'not sacrificing,' viii. 70, 11; a-yajyu, id., vii. 6, 3; a-vrata, 'lawless,' i. 51, 8; 175. 3; vi - J4 3; ix. 41, 2; anyavrata, 'following strange ordinances,' viii. 70, 11; deva-pīyu, 'reviling the gods,' Av. xii. 1, 37. It is impossible in all cases to be certain that people are meant.
4 Rv. i. 51, 5. 6; 103, 4; x. 95, 7; 99. 7; io5, " Cf. dasyuhan, ' Dasyu-slaying,' i. 100, 12 ; vi. 45, 24; viii. 76. 11 ; 77, 3 ; x. 47, 4 (all of Indra) ; vi. 16, 15 ; viii. 39, 8 (of Agni), etc.
5 Rv. v. 29, 10.
6 This sense allows of two interpretations: 'misfeatured,' which seems that of Roth, St. Petersburg Dictionary, s.v., and Grassmann, Wörterbuch ; or 'speechless' (that is, unable to speak the language of the Āryans), which is that of Bollensen, Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, 41, 496.
7 This view is supported by Megasthenes' report as to natives who were
αστομοι : see Strabo, p. 711 ; Pliny, Nat. Hist., vii. 2, 18, cited by Zimmer, Altindisches Leben, 430. See also Ludwig, Translation of the Rigveda, 2, 109 ; 5, 95 ; Hillebrandt, Vedische Mythologie, 3, 277 ; Knauer, Kuhn's Zeitschrift, 29, 52 ; Wackernagel, Altindische Grammatik, 2, 293 (accent).
8 The suggestion in the Indian Empire, i, 390, that the modern Brahui type is the true Dravidian, while the modern Dravidian is the result of fusion with Munda-speaking tribes, would render this theory improbable. But it seems more probable that the Brahuis in speech preserve the tradition of Dravidian settlements in North India.
9 See Bloomfield, American Journal of Philology, 17, 415 (who takes rujānāḥ of Rv. i. 32, 8, as = rujāna-nāḥ) ; Oldenberg, Rgveda- Noten, 1, 31, 32 (who suggests as possible the analysis of the word as rujā-anāḥ). But cf. Lanman, Sanskrit Reader, 361, who suggests the emendation rujānaḥ as nominative singular of the simple participle 'broken' ; Macdonell, Vedic Grammar, p. 59, n. 1.
10 Rv. v. 29, 10.
11 Cf. Muir, Sanskrit Texts, 22, 393 et seq.
12 The expression is used of the Āryan Pūrus in vii. 18, 13 ; of the Pāṇis in vii. 6, 3 ; and of hostile persons in i. 174, 2 ; v. 32, 8 ; x. 23. 5. Roth, Erläuterungen zum Nirukta, 97, thinks the sense is 'of insulting speech,' and Zimmer, op. cit., 114, 115, strongly supports this view. But Hillebrandt, op. cit., 1, 89, 90, 114, prefers to see in it 'speaking an enemy's speech,' and thinks that the Pūrus were dialectically different from the Bharatas -- a view which can be supported from the Śatapatha Brāhmaṇa, iii. 2, I, 23. 24, where the Asuras say he 'lavo ( = he 'rayo, 'ho, enemies,' in Sanskrit). See Muir, op. cit., 22, 114; Davidson, Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, 37, 23 (the Mahābhāṣya version) ; Eggeling, Sacred Books of the East, 26, 31, n. 3. The word could thus apply to the Dasyus also, as the strange speech of the enemy could be either Āryan or aboriginal.13 Op. cit., 110 et seq. So Macdonell, Vedic Mythology, p. 158.
14
St. Petersburg Dictionary, s.v.
15 Indische Alterthumskunde, I2, 633 et seq. This theory is now generally discredited. Cf. Justi, Göttingische Gelehrte Anzeigen, 1866, 1446 et seq. ; Geldner, Vedische Studien, 1, 142; Oldenberg, Religion des Veda, 162 et seq. ; Macdonell, Vedic Mythology, p. 156.
16
Both this word and Dasa appear to be derived from the root das, which, according to Whitney, Roots, means 'lay waste' ; but, according to Roth, 'suffer want,' 'waste away.'
17 vii. 18, where the descendants of Viśvāmitra are called dasyūnāṃ bhūyiṣṭhāḥ ; Śāṅkhāyana Śrauta Sūtra, xv. 26, 7.
18 Manu, v. 131 ; x. 32. 45 ; Zimmer, op. cit., 118.
Cf. Hillebrandt, op. cit. , 3, 276 et seq. ; Zimmer, op. cit., 101 et seq."

[Quelle: MacDonell, Arthur Anthony <1854 - 1930> ; Keith, Arthur Berriedale <1879 - 1944>: Vedic index of names and subjects. -- London . Murray, 1912. -- 2 Bde. -- Bd. 2. -- S. 347ff.]


शत्रु - śatru m.: Feind



Abb.: शत्रवः । Der große Krieg zwischen den Kaurava und Pāṇḍava auf dem Schlachtfeld von Kurukṣetra (Mahābhārata-Krieg)
[Bildquelle: Wikipedia. -- Public domain]


अभिघातिन् - abhighātin m.: Schlagender, Schädiger, Feind



Abb.: अभिघातिनः । Schlachtszene, Bhāgavata-Purāṇa-Manuskript, Uttar Pradesh, 1780
[Bildquelle: Asian Curator at The San Diego Museum of Art. -- http://www.flickr.com/photohttp://www.flickr.com/photos/asianartsandiego/4838434662/. -- Zugriff am 2011-04-04. -- Creative Commons Lizenz (Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung, keine Bearbeitung)]
 


2.141.29. Altersgenosse


12a./b. vayasyaḥ snigdhaḥ savayā 'tha mitraṃ sakhā suhṛt

वयस्यः स्निग्धः सवया थ मित्रम् सखा सुहृत् ।१२ क।

[Bezeichnungen für Altersgenosse:]

  • वयस्य - vayasya m.: Altersgenosse, Freund
  • स्निग्ध - snigdha m.: Anhänglicher, Liebender
  • सवयस् - savayas m.: von gleicher Kraft, Gleichaltriger, Freund

Colebrooke (1807): "A friend or contemporary."


2.141.30. Freund


12a./b. vayasyaḥ snigdhaḥ savayā 'tha mitraṃ sakhā suhṛt

वयस्यः स्निग्धः सवया थ मित्रम् सखा सुहृत् ।१२ क।

[Bezeichnungen für Freund:]

  • मित्र - mitra n.: Freund
  • सखि - sakhi m.: Gefährte, Freund
  • सुहृद् - suhṛd m.: Gutherziger, Freund

Colebrooke (1807): "A friend.


2.141.31. Freundschaft


12c./d. sakhyaṃ sāptapadīnaṃ syād anurodho 'nuvartanam

सख्यं साप्तपदीनं स्याद् अनुरोधो ऽनुवर्तनम् ॥१२ ख॥

[Bezeichnungen für Freundschaft:]

  • सख्य - sakhya n.: Gefährtenschaft, Freundschaft
  • साप्तपदीन - sāptapadīna n.: auf sieben Schritten beruhend (d.h. auf den sieben Schritten bei der Hochzeitszeremonie beruhend)1, Freundschaft

Colebrooke (1807): "Friendship."


1 Vgl. "Auf Schritt und Tritt"


साप्तपदीन - sāptapadīna n.: auf sieben Schritten beruhend (d.h. auf den sieben Schritten bei der Hochzeitszeremonie beruhend), Freundschaft



Abb.: साप्तपदीनम् । Die sieben Schritte bei der Hochzeitszeremonie
[Bildquelle: Dahon. -- http://www.flickr.com/photos/dahon/37875827/. -- Zugriff am 2011-04-04. -- Creative Commons Lizenz (Namensnennung, keine Bearbeitung)]


2.141.32. Nachgeben, Sich-Fügen


12c./d. sakhyaṃ sāptapadīnaṃ syād anurodho 'nuvartanam

सख्यं साप्तपदीनं स्याद् अनुरोधो ऽनुवर्तनम् ॥१२ ख॥

[Bezeichnungen für Nachgeben / Sich-Fügen:]

  • अनुरोध - anurodha m.: Rücksichtnahme, Gefälligkeit, Willfährigkeit
  • अनुवर्तन - anuvartana n.: Nachgeben, Rücksichtsnahme, Willfährigkeit

Colebrooke (1807): "Complaisance. The accomplishing of a desired object. Some explain this, service."


2.141.33. Spitzel


13. yathārhavarṇaḥ praṇidhir apasarpaś caraḥ spaśaḥ
cāraś ca gūḍhapuruṣaś cāptaḥ pratyayitas triṣu

यथार्हवर्णः प्रणिधिर् अपसर्पश् चरः स्पशः ।
चारश् च गूढपुरुषश् चाप्तः प्रत्ययितस् त्रिषु ॥१३॥

[Bezeichnungen für Spitzel:]

  • यथार्हवर्ण - yathārhavarṇa m.: wer ein den Umständen entsprechendes Äußeres annimmt, Spitzel
  • प्रणिधि - praṇidhi m.: Aufmerksamer, Aufpasser, Spitzel
  • अपसर्प - apasarpa m.: Davonschleicher, Spitzel
  • चर - cara m.: Herumtreiber, Spitzel
  • स्पश - spaśa m.: Späher
  • चार - cāra m.: Herumtreiber, Spitzel
  • गूढपुरुष - gūḍhapuruṣa m.: Geheimperson, Geheimer

Colebrooke (1807): "A spy. The two first, others say the three first, terms signify a secret agent under a disguise : and the rest an occasional emissary : or else a spy in general."


यथार्हवर्ण - yathārhavarṇa m.: wer ein den Umständen entsprechendes Äußeres annimmt, Spitzel



Abb.: यथार्हवर्णः । Kim (Romanfigur von Rudyard Kipling)
[Bildquelle: Kipling, Rudyard: Kim. -- New York, 1901]


चर - cara m.: Herumtreiber, Spitzel



Abb.: चरः । Pandit Nain Singh - पण्डित नैन सिंह (gest. 1882), Landvermesser und Spion (Pandit) in Tibet


"Elftes Kapitel (7. Gegenstand). Die Anstellung von Geheimdienern (Die Errichtung von Spionagesammelstellen).

Ist nun die Schar seiner hohen Beamten durch listige Mittel erprobt, dann soll sie1 Geheimdiener [gūḍhapuruṣa] schaffen: fahrende Schüler (kāpaṭika), abgefallene Bettelmönche (udāsthita), als dörfliche Hausväter (gṛhapati), Händler und Büßer Verkappte Hinterhaltsmänner, Bravi,2 Giftmischer und Bettelnonnen.A1

Vertraut mit den Blößen anderer und zuversichtlich ist der fahrende Schüler.3 Den soll der Ratgeber durch Geld und Ehren anspornen und zu ihm sprechen: »Indem du den König und mich als einzige Autorität ansiehst, melde du uns auf der Stelle, was für Böses du auch immer bei irgend jemand wahrnimmst.«

»Seiner Wanderasketenschaft abtrünnig geworden und mit Verstand und Lauterkeit begabt ist der abgefallene Bettelmönch. Er soll an der ihm für die Ausübung seines Gewerbes4 zugewiesenen Stelle, mit viel Geld und Schülern ausgerüstet, sein Werk betreiben. Und aus dem Ertrag seiner Tätigkeit soll er allen (den unter ihm stehenden) Wanderbüßern Futter, Kleidung und Wohnung schaffen. Und (allen Asketen), die einen Unterhalt begehren, möge er zuflüstern: ›Grade mit Hilfe dieses Makels5 muss unseres Königs Sache getrieben werden; und kommt die Zeit, deinen Unterhalt und Lohn zu fordern, dann stell dich nur bei mir ein.‹« Und alle diese Wanderasketen sollen dann ihre jeweilige eigene Brüderschaft dazu aufstiften.

Ein Bauer, der nichts mehr zu beißen und zu brechen hat, ist der als dörflicher Hausvater Verkappte. Er soll an der ihm zum Ackerbau angewiesenen Stelle es gerade so machen, wie der eben Genannte (d.h. soll andere herabgekommene Bauern, die nach einem Lebensunterhalt ausschauen, als Unterspione anstellen usw.)

Ein Kaufmann, der nichts mehr zu beißen und zu brechen hat und Verstand und Lauterkeit besitzt, ist der als Händler Verkappte. Er soll an der ihm zu Kaufmannsgeschäften zugewiesenen Stelle es machen wie der erstgenannte.

Ein kahler oder ein flechtentragender Asket, der nach einem Lebensunterhalt begehrt, ist der als Büßer Verkappte. Der soll in der Nähe einer Stadt, zusammen mit zahlreichen kahlen und flechtentragenden Schülern, in Zwischenräumen von einem Monat oder zweien öffentlich Gemüse oder eine Handvoll Futtergras, im Geheimen aber die Nahrung, die er gern hat, essen. Und Schüler der Händler sollen ihn mit passenden Hokuspokuskniffen verehren.6 Und seine eigenen Schüler sollen verkünden: »N. N. ist ein vollendeter Heiliger, der Glück verleiht.« Und denen, die mit Wünschen für ihr Glück7 zu ihm kommen, möge er auf Grund seiner Kenntnis der Körpermerkmale und auf Grund der (heimlich gegebenen) Zeichen seiner Schüler die in ihrer Familie beschlossenen8 Geschäfte künden und geringen Gewinn, Feuersbrunst, Gefahr von Räubern, Hinrichtung von Aufrührerischen, Beschenkungen Zufriedener und Nachricht von dem, was im Ausland vorgeht. »Dies wird heute oder morgen geschehen«, oder: »Das wird der König tun«, so soll er sprechen. Und was er sagt, das sollen die Geheimdiener und die Hinterhältler bestätigen.9

Denen von ihnen (den genannten Spionen), die besonders reich mit mutig festem Wesen, Verstand und Redekraft begnadet sind, soll man Dinge, die der König vorhat und solche, die mit seinen Ratgebern in Verbindung stehen, mitteilen. Der oberste Ratgeber (mantrin) soll sich ihren Lebensunterhalt und ihre Tätigkeit eifrig angelegen sein lassen.10 Und die, die aus gutem Grund erzürnt sind, soll er mit Geld und Ehren zur Ruhe bringen, die mit Unrecht Erbosten aber und die, die dem König Feindliches unternehmen, durch die »stille Strafgewalt«.11

Vom König mit Gut und Ehren bedacht, sollen sie die Lauterkeit derer in Erfahrung bringen, die vom König leben (aller Diener des Königs). Damit sind diese Spionagesammelstellen abgehandelt.12

Fußnoten

1 Oder: »er« (der König), wie man die Sache bisher verstanden hat. Sprachlich liegt doch wohl meine Auffassung näher, und ein paar Zeilen später ist es der Mantrin oder Ratgeber, der diese Spione anstellt (vgl. 19, 13–14), während 20, 12 der König selber die Wanderspione einsetzt. Es scheint mithin, als ob das Ministerkollegium oder der oberste Ratgeber die festen Spionagenzentralen unter sich habe.

2 Damit übersetze ich tīkṣṇa. Sowohl der Etymologie wie dem ganzen Wesen des tīkṣṇa entspricht am besten das italienische Bravo.

3 Vgl. Nītivākyāmṛta (Jolly, ZDMG 69, 374): Paramarmajñaḥ pragalbhaś chāttraḥ kārpaṭikaḥ. Dies kārpaṭika stützt meine längst vor der Bekanntschaft mit dieser Stelle gewonnene Ansicht, dass karpaṭika und kāpaṭika vertauschbar seien. Dergleichen Vögel bekamen so viel zu sehen und pfiffen wohl auch, wenn sie nicht befriedigt wurden, ihre Kunde so leicht von allen Dächern, dass kārpaṭika und marmavid sogar als Synonyma erscheinen. Siehe P.W. unter kārpaṭika.

4 Vārtā hat hier kaum seine bekannte Bedeutung: Ackerbau, Viehzucht und Handel. Diese Dinge hat der kāpaṭika wohl keinesfalls betrieben. Dem Ackerbau lag der gṛhapati (oder kṛṣīvala Kām. XIII, 36) ob, dem Handel der vaidehaka; als Viehzucht ausübende Spione haben wir anderwärts regelrechte Hirten. Mit »Gewerbe« wird hier einfach das Gewerbe eines Oberspions gemeint sein. Für diese Tätigkeit bezieht der kāpaṭika reichliche Gelder von der Regierung, und diese werden mit dem »Ertrag seiner Tätigkeit« (karmaphala) gemeint sein, wohl kaum aber Gewinn aus Viehzucht, Ackerbau und Handel.

5 So verlockend auch die Lesart veṣeṇa für doṣeṇa sein mag, so scheint doch auch eva auf die Richtigkeit des viel schwierigeren doṣeṇa hinzuweisen. Bei veṣeṇaiva hat eva keinen rechten Sinn, wohl aber einen vorzüglichen bei doṣeṇa. Asketen dürfen sich ja gar nicht mit solchen Dingen befassen. Diese sind Schmutz und Schmach für sie.

6 Wahrscheinlich sind Schüler, d.h. Lehrlinge der als Händler verkappten Spione gemeint. Samiddha ist mir dunkel Man könnte es als ein p. p. zu samedhayati nehmen, wie Kauṭ. siddha als p. p. zu sādhayati gebraucht, oder als Prakritismus für samṛddha. In beiden Fällen hätten wir eine Art Synonym zu samedhā und sāmedhika unseres Textes und erhielten die Übersetzung: »sollen ihn wegen der (dem Büßer angeblich zu Gebote stehenden) glückverleihenden (oder: vollkommenen) Zaubermittel verehren«. Oder: »wegen (der schon geschehenen und wohl auch der erhofften) Begabungen mit Glücksgütern, (mit Erfolg«). Oder: »wegen der Begabungen mit vorzüglichen (vollkommenen) Dingen«.A2 Der Übersetzung im Text liegt die Konjektur saṃsiddha – zugrunde. Dieses braucht Kauṭ. 31, 31 in dem Sinne von passend, tauglich, geschickt. – Sāmedhika wäre nach Gaṇ. nur ein Zukunftskundiger (»einer der zukünftiges Glück voraus weiß«). Aber »geringer Gewinn, Feuersbrunst, Räubergefahr usw. sind doch kein Glück.«

7 Weniger wahrscheinlich: »um Glück- und Segenswünsche«. Nach Sham., Gaṇ. und anderen: »in der Hoffnung, kommendes Glück zu erfahren«. Der Heilige wäre da also nur ein Wahrsager. Das Folgende beweist zwar nicht, stützt aber immerhin diese Auffassung.A3

8 Oder: abgeschlossenen, ausgeführten.

9 Die Lesart sampādeyuḥ ist nicht kurzer Hand abzuweisen. Zwar öffentliche Hinrichtungen können die Spione nicht selber ausführen, geheime aber (tūṣṇīṃdaṇḍa) gehören zu ihren Hauptaufgaben, wobei die Lockspitzel freilich nur als Mithelfer, nicht aber als wirkliche Täter erscheinen. Auch müsste ja nicht unbedingt alles Aufgezählte von ihnen verübt werden. Dass sie aber öfters Brandstiftung, räuberische Überfälle usw. ins Werk setzten, um solche Vorhersagungen in majorem gloriam regis wahr zu machen, erregt keinerlei Bedenken. Ja, da saṃvādayati auch »zusammenstimmen, (oder wahr) machen« bedeuten kann (vgl. visaṃvāda Nichteintreffen, Nichtverwirklichen, Enttäuschung, Wortbrechen), so könnte man auch übersetzen: »sollen die Geheimdiener ... wahr machen (verwirklichen, in Erfüllung bringen)«.

10 Die Sache würde klarer, wenn man diese zwei Sätze einfach umstellte. Der »Ratgeber« wäre da Subjekt der beiden Sätze (dann also: »er« statt »man«). Das Kapitel handelt ja von den »Geheimen«, und im Schlussvers haben wir wieder die Ehrung durch Geld und Auszeichnungen und zwar deutlich als Belohnung der »Geheimen«. Also wird arthamānabhyām. in Zeile 14–15 ebenfalls auf diese bezogen werden müssen. Dass der mantrin, des Fürsten Kanzler oder oberster Rat, die saṃsthās, d.h. die Leiter der Spionagezentralen anstellt, haben wir eben gehört. Daher ist es natürlich, wenn er für ihren Lebensunterhalt und ihre ganze Tätigkeit die Verantwortung hat (zu viyatate vgl. 33, 15), und ebenso natürlich wäre es, wenn er dafür Sorge trüge, dass besonders Tüchtige in den Stand gesetzt würden, Vorzügliches zu leisten. Er steckt ihnen also, wie ich die Sache verstehe, die nötigen Lichter auf. Rājabhāvya heißt auch am ungezwungendsten: »was vom König (für den König) bevorsteht, wessen man sich von ihm zu vergegenwärtigen hat,«A4 und mantrisaṃyoga »Verbindung mit den Ratgebern« oder: »das was mit ihnen zusammenhängt,« hier das, was sie raten und besonders was sie tun oder ins Werk setzen. Nach der gewöhnlichen, auch von Gaṇ. vertretenen Ansicht wäre freilich etwa so zu übersetzen: »denen von ihnen (den Befragern), die mit festem Charakter, Verstand und Redekraft (oder: Beredsamkeit [vgl. 407, 7] und Wirkenskraft) begabt sind, soll er (der Heilige), was ihnen vom König werde zuteil werden, und Verbindung (Konnexionen) mit den Ministern verkünden. Und der Ratgeber soll sich um Lebensunterhalt und Amt für solche Leute bemühen.« Das Zusammenarbeiten käme auch so zustande, aber weniger kräftig. – Anuvyāharati, das Rām. VII, 100, 33 im Sinne von besprechen, beschwören (ein Übel) steht, bedeutet MBh. XII, 318, 13 sagen, reden. Vgl. auch Kauṭ. 25, 14 und anuvadati prophezeien Kalāvilāsa IX, 5.

11 Mir scheint also, dass auch in diesem Satz von den »Geheimen« die Rede ist. Dass diese dunkeln Ehrenmänner in keiner Weise »treue Diener ihres Herrn« waren, ist von vornherein klar und erhellt auch aus dem Arthaśāstra.

12 Saṃsthās ist hier nicht vom maskul. saṃstha »Spion mit festem Wirkensgebiet«, obwohl auch Śaṅk. zu Kām. XIII, 35 es so auffasst. Gerade im Śloka vorher gebraucht es ja Kām. selber als fem. Wie sonst bei Kauṭilya bedeutet das Wort eben Sammelstelle, Zentrale. Bei Kām. XII, 35 heißen die Leiter dieses Bureaus: vaṇig, kṛṣīvalo, liṅgī, bhikṣuko, 'dhyāpakas tathā. Den »fahrenden Schüler« macht er also zum »Lehrer«. Diese Fünf sind Stipendiaten des Staates (dattadāya), die einen gemächlichen Standort haben (sukhāśaya Kām. XIII, 36). Sein feuriges Loblied auf die Spione oder doch auf ihre Bedeutung steht ganz im Einklang mit den landläufigen altindischen Anschauungen. Er sagt: Sie sind des Fürsten in der Ferne weilendes Auge; mit diesem Auge sieht er, auch wenn er schläft. Schläft er aber, ohne dass dieses Auge für ihn wacht, ohne dass er durch seine Spione alles, was unter seinen eigenen Leuten und denen des Feindes im Gang ist, wahrnimmt, während dagegen seine Widersacher wachen, dann wacht er nicht wieder auf – den Sorglosen ereilt das Verderben. Wie die Sonne mit ihren Feuerstrahlen, wie der Wind mit seiner immer regen Bewegung die ganze Erde, so durchdringt sie der Fürst mit seinen Spionen, die die ganze Menschheit erfüllen. (Statt lokasammata wäre weit besser lokasammita »kommensurabel mit der Menschenwelt« XIII, 30). Der Fürst, der nicht mit diesem Auge dahingeht, der stürzt auch auf ebener Straße vom Wege ab; denn er ist blind. Die Spione sind für ihn dasselbe wie der Opferleitfaden für den Priester.

Aufsaugend alles, was die Leute denken,
Gleichwie der Sonnenstrahl das Nass der Erde,
Vertraut mit Künsten viel und Wissenschaften,
In mancherlei Verkappung gehn die Späher.

Kām. XIII, 26ff.

A1 Der abtrünnig gewordene Asket muss Ms zum Tode Sklave des Königs sein und kann nie frei werden noch sein Verbrechen sühnen. Nār. V, 35; Viṣ. V, 152; Y. II, 183. Zwei sind durch ihre eigene Tat Caṇḍāla geworden, weit hinausgestoßen von der anständigen Gesellschaft: wer vom Stande des Bettelmönchs in die Welt zurückkehrt und wer in eitlem Sinne Asket geworden ist (vṛthā pravrajita, d.h. in einem Ketzerorden, wie Jolly meint, aber wohl eher: zu Unrecht, weil er nämlich ein Śūdra ist, oder weil er seine übrigen Pflichten noch nicht erfüllt hat u. dgl. mehr). Quotations from Nārada p. 265. So werden denn auch am Ende des Uddālakajātaka (IV, 298ff.) die falschen Asketen gezwungen, ihren Stand aufzugeben und in den Dienst des Königs zu treten. Eine besonders lange und interessante Reihe von Spionen und »Geheimen« hat Nītiv. 54. Da werden z.B. auch genannt: Der Spielhaushalter (akṣaśālika, nach 23, 2–3 einer der elf Landschäden, als deren erster der Spion aufmarschiert), der yamapaṭṭika, der Schlangengaukler, der Schenkwirt, der Schattenspieler (śaubhika), der Dieb oder Räuber, der Hurenkuppler (viṭa etwa: Hetärenschranze), der Hanswurst (vidūṣaka etwa: »Heruntermacher« »Verdreher« Spaßmacher), der Lehrer der Liebeskunst (pīṭhamarda etwa: Wanderlehrer der Lebewelt); Sänger, Tänzer, Musikspieler, in Kauṭ. 408, 12–14 genannte und andere.

A2 Samiddha mag aber sehr wohl von idh, indh kommen. Siehe das PW. unter iddha. Dies bedeutet nämlich: flammend, glänzend, herrlich. MBh. V, 72, 66; Kirāt. I, 22; II, 59. vgl. iddhaṃ tapas MBh. VII, 71, 16, wo sowohl »brennend« wie »gewaltig« beabsichtigt zu sein scheint. Also ist wohl »wegen der Begabung mit vorzüglichen Dingen« das Richtige. Damit stimmt Gaṇ.: samiddhaiḥ samṛddhaiḥ yogaiḥ iṣṭārthalābhaiḥ.

A3 Gegen sie spricht samiddhayogair in 19, 6.

A4 Dies bhāvya haben wir wohl auch bei Bṛ. VIII, 14 in sarvabhāvyavivarjita unantastbar durch alles, was man erwarten mag, alles, wessen man sich versehen mag, nämlich von der Zukunft, vor allem aber von Fürstenwillkür; königlichen Eingriffen nicht preisgegeben."

[Quelle: Kauṭilya: Das altindische Buch vom Welt- und Staatsleben : das Arthaśāstra des Kauṭilya / [aus dem Sanskrit übersetzt und mit Einleitung und Anmerkungen versehen von] Johann Jakob Meyer [1870-1939]. -- Leipzig, 1926. -- Digitale Ausgabe in: Asiatische Philosophie. -- 1 CD-ROM. -- Berlin: Directmedia, 2003. -- (Digitale Bibliothek ; 94). -- S. 17 - 20.]


2.141.34. Zuverlässig


13c./d. cāraś ca gūḍhapuruṣaś cāptaḥ pratyayitas triṣu

चारश् च गूढपुरुषश् चाप्तः प्रत्ययितस् त्रिषु ॥१३ ख॥

[Bezeichnungen für zuverlässig:]

  • आप्त - āpta 3: geeignet, vertraut, zuverlässig
  • प्रत्ययित - pratyayita 3: vertraut, vertrauenswürdig

Colebrooke (1807): "Trusted ; confidential."


2.141.35. Astrologe


14. sāṃvatsaro jyautiṣiko daivajña-gaṇakāv api
syur mauhūrtika-mauhūrta-jñāni-kārtāntikā api
 

सांवत्सरो ज्यौतिषिको दैवज्ञ-गणकाव् अपि ।
स्युर् मौहूर्तिक-मौहूर्त-ज्ञानि-कार्तान्तिका अपि ॥१४॥

[Bezeichnungen für Astrologe:]

  • सांवत्सर - sāṃvatsara m.: Jahreskundiger, Astrologe
  • ज्यौतिषिक - jyautiṣika m.: Gestirne-Kundiger
  • दैवज्ञ - daivajña m.: Schicksals-Kundiger
  • गणक - gaṇaka m.: Rechner, Astrologe
  • मौहूर्तिक - mauhūrtika m.: Muhūrta-Kundiger1
  • मौहूर्त - mauhūrta m.: Muhūrta-Kundiger1
  • ज्ञानिन् - jñānin m.: Wissender, Wahrsager
  • कार्तान्तिक - kārtāntika m.: Schicksals-Kundiger

Colebrooke (1807): "An astrologer."


Siehe

Payer, Margarete <1942 - >: Internationale Kommunikationskulturen. -- 12. Kulturelle Faktoren: Zeit, Pünktlichkeit, Verlässlichkeit. -- 3. Ostasiatische und südasiatische Kalender und Zeiten. -- URL: http://www.payer.de/kommkulturen/kultur123.htm


1 Muhūrta-Kundige

Zu muhūrta siehe ausführlich hier!

"Es gibt mindestens drei Muhurta-Systeme:
  1. Das erste definiert ein Muhurta als die Zeitspanne von einem Achtel vom Tag oder von der Nacht. Das entspricht eineinhalb Stunden (90 Minuten = 1 Muhurta) an einem Zwölfstundentag. Hier hat ein Tag 8 und eine Nacht 8 Muhurtas; also zusammen 16 Muhurtas.
  2. Das zweite System definiert ein Muhurta als die Zeitspanne von einem Fünfzehntel vom Tag oder von der Nacht. Das entspricht 48 Minuten (= 1 Muhurta) an einem Zwölfstundentag. Hier hat ein Tag 15 und eine Nacht 15 Muhurtas; also zusammen 30 Muhurtas.
  3. Das dritte System definiert ein Muhurta als die Zeitspanne von einem Sechzehntel vom Tag oder von der Nacht. Das entspricht 45 Minuten (= 1 Muhurta) an einem Zwölfstundentag. Hier hat ein Tag 16 und eine Nacht 16 Muhurtas; also zusammen 32 Muhurtas."

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Muhurta. -- Zugriff am 2011-03-19]


सांवत्सर - sāṃvatsara m.: Jahreskundiger, Astrologe



Abb.: सांवत्सरः । Astrologe mit Gattin
[Bildquelle: Vardapillai, 1837]


ज्यौतिषिक - jyautiṣika m.: Gestirne-Kundiger



Abb.: ज्यौतिषिकः । Pandit Bapudeva Sastri, Professor für indische und westliche Astronomie, Queen's College, Varanasi - वाराणसी, ca. 1870
[Bildquelle: Brajo Gopal Bromochary. -- http://www.bl.uk/onlinegallery/onlineex/apac/photocoll/p/019pho001000s46u04709000.html. -- Zugriff am 2011-04-05]


दैवज्ञ - daivajña m.: Schicksals-Kundiger



Abb.: दैवज्ञः । Malabarischer Wahrsager mit Gattin
[Bildquelle: Vardapillai, 1837]


गणक - gaṇaka m.: Rechner, Astrologe



Abb.: गणकः । Astrologe, 1892
[Bildquelle: Raja Lala Deen Dayal (1844 - 1905)]


मौहूर्तिक - mauhūrtika m.: Muhūrta-Kundiger



Abb.: मौहूर्तिकः । IT-Astrologe
[Bildquelle: Clive Moss. -- http://www.flickr.com/photos/chmoss/4142142412/. -- Zugriff am 2011-04-04. -- Creative Commons Lizenz (Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung, keine Bearbeitung)]


"Extravagant claims were made for the importance and utility of astrology and astrologers. The Sārāvalī declares: there is no one else except astrology that would serve as a helper of men in acquiring wealth, as a boat in the sea of calamities and as a councillor when one starts on a journey or invasion. Varāhamihira boasts 'Even those who have resorted to a forest (i. e. who have become forest hermits), who are free from wordly attachments and are without property, ask questions of one who knows the movements of heavenly luminaries. As the night without a lamp or the sky without the sun, so a king without an astrologer (with him) wanders about (or wavers) as a blind man on a road. If there be no astronomer and astrologer, auspicious times, tithis, nakṣatras, seasons and the ayanas ( northward and southward passages of the sun) - these would all become confused. What a single astrologer knowing the country and time can effect, that even a thousand elephants or four thousand horsemen cannot accomplish.

The Rājamārtaṇḍa provides 'the purohita (family or palace priest), an astronomer, a councillor and an astrologer as the fourth - these must always be supported by the king even with great trouble, as in the case of women'."

[Quelle: Kane, Pandurang Vaman <1880 - 1972>: History of Dharmaśāstra : (ancient and mediaeval, religious and civil law). -- Poona : Bhandarkar Oriental Research Institute. -- Vol. V, 1. -- 2. ed. -- 1974. -- S. 546f.]

"ASTROLOGY, the Fann-u-Tanjim of the Arabs, is largely believed in throughout Asia ; but even some of Cardinal Richelieu's journeys were determined by astrologers ; and an astrological almanac, bearing the name of Zadkiel, is still published in London. Astrologers are largely consulted by Hindus on questions relating to the ordinary affairs of life, whether an article bought for sale will produce profit or not ; whether a child to be born will be a boy or a girl ; will a wife bear children or not? will a wife keep a man in health or not? or a Hindu of position lives in concubinage but abstaining from marriage, having been warned by an astrologer that he would die if he entered on matrimony. Stellar astrology is of the most ancient date amongst the Hindus. The ancient Aryans, with Agni, Vāyu, Indra, Varuṇa, etc., worshipped the sun, the moon, the graha or planets. The moon, Chandra, was the object of divine honours, and the centre of numerous legends, and the Sankara-vijaya, ch. xliv., mentions a sect of moon-worshippers. The worship of the stars is described at length in the Yajnavalkya, and to the present day Surya, the sun, and groups of stars, particularly the Nakshatra, continue objects of worship from Vedic times, as the sun and moon were gods of the Babylonians. At the present day, there are dies fasti and dies nefasti with the Hindus, and the astrologer plies his trade even in the village. The bondage in which the Tamil races are held by astrology is the occasion of neverending expenses, and the fruitful source of unceasing anxieties to all classes. The horoscopes of all, except the very lowest, are written out, and consulted on occasions of any importance. Before setting out on a journey, or commencing to plough, sow, etc., the astrologer is asked about a lucky time. Hence favourable opportunities are often lost. Indeed, never does a Hindu take any step of importance without first consulting the stars. This is usually done by reference either to a Brahman astrologer or to the astrological almanac. When business will not admit of delay, a Hindu will consult either the Sivagyanmut, or 'advices of Siva,' or the Cuchuns, or 'sayings' of Khona, the wife of Varahamihira, the great astronomer, who was one of the nine gems in the court of Vikramaditya, the great monarch of Malwa. The planets are invoked in the Vedic books, and their worship is prescribed in the Gajnaralkya. Chand, the moon, was from the time of the Brahmans the centre of numerous legends and the object of divine honours.

In Ceylon, the preparation of the ephemeris predicting the weather, and other particulars of the forthcoming year, appears to have undergone little or no change since this custom of the inhabitants of India was described by Arrian and Strabo. But in later times the Brahmans and the Buddhists have superadded to that occupation the casting of nativities, and the composition of horoscopes for individuals, from which the sophistae described by Arrian abstained. It is practised alike by the highest and most humble castes of Singhalese and Buddhists, from the Vellala, or agricultural aristocracy, to the beaters of tom-toms, who have thus acquired the title of 'Nakatiya,' or astrologer. The attendance on particular ceremonies, however, called Bali, which are connected with divination, belongs exclusively to the latter class.

The Mahomedans of British India keep their calendar or Jantri, and the Hindu Joshi calculates the ephemeris. The Hindus also have their calendar or panjangam ; but they all practise divination from books, for which the Chintamani pastakam is in use in the south of India.

Tennant's Christianity in Ceylon, p. 184 ; Trav. of a Hind. i. xxi. See Almanac ; Divination ; Ordeal."

[Quelle: Balfour, Edward <1813-1889>: Cyclopædia of India and of eastern and southern Asia, commercial, industrial and scientific: products of the mineral, vegetable and animal kingdoms, useful arts and manufactures / ed. by Edward Balfour. -- 3rd ed. -- London: Quaritch. -- Vol. 1. -- 1885. -- S. 193f.]


2.141.36. Universalgelehrter


15a./b. tāntriko jñātasiddhāntaḥ satrī gṛhapatiḥ samau

तान्त्रिको ज्ञातसिद्धान्तः सत्री गृहपतिः समौ ।१५ क।

[Bezeichnungen für Universalgelehrter:]

  • तान्त्रिक - tāntrika m.: Kenner der Tantras1
  • ज्ञातसिद्धान्त - jñātasiddhānta m.: durch den die Siddhāntas2 erkannt sind

Colebrooke (1807): "A man versed in any science."


1 Tantra n.: Grundlehre, Theorie; Disziplin; wissenschaftliches Werk usw.

2 Siddhānta m.: endgültig feststehender, begründeter Satz, Lehre, System, Standardlehrwerk


तान्त्रिक - tāntrika m.: Kenner der Tantras



Abb.: तान्त्रिकः । Vaman Shivram Apte - वामन शिवराम आपटे (1858 - 1892)


ज्ञातसिद्धान्त - jñātasiddhānta m.: durch den die Siddhāntas erkannt sind



Abb.: ज्ञातसिद्धान्तः । Surendranath Dasgupta - সুরেন্দ্রনাথ দাসগুপ্ত (1887–1952)


2.141.37. Vollbringer eines Sattra


15a./b. tāntriko jñātasiddhāntaḥ satrī gṛhapatiḥ samau

तान्त्रिको ज्ञातसिद्धान्तः सत्री गृहपतिः समौ ।१५ क।

[Bezeichnungen für Haushalter:]

  • सत्रिन् - satrin m.: Vollbringer eines Sattra1, Teilnehmer an einem Sattra, Feiernder, Festgenosse
  • गृहपति - gṛhapati m.: Hausherr, Hausvater; wer bei einem Sattra den Vortritt hat

Colebrooke (1807): "A generous householder. Constantly giving alms and performing sacrifices."


1 Sattra n. "Eine große Somafeier von mehr als zwölf Tagen mit vielen Offizianten" (PW)


2.141.38. Schreiber


15c./d. lipikāro 'kṣaracaṇo 'kṣaracuñcuś ca lekhake

लिपिकारो ऽक्षरचरणो ऽक्षरचुञ्चुश् च लेखके ॥१५ ख॥

Bezeichnungen für Schreiber (लेखक - lekhaka m.):

  • लिपिकार - lipikāra m.: Schrift-Macher, Schreiber
  • अक्षरचण - akṣaracaṇa m.: berühmt für seine Buchstaben, Schreiber
  • अक्षरचुञ्चु - akṣaracuñcu m.: bekannt für seine Buchstaben, Schreiber

Colebrooke (1807): "A scribe."


Siehe unten zu Erlass (śāsana)


लिपिकार - lipikāra m.: Schrift-Macher, Schreiber



Abb.: लिपिकारः । Schreiber mit Gattin
[Bildquelle: Vardapillai, 1837]


अक्षरचण - akṣaracaṇa m.: berühmt für seine Buchstaben, Schreiber



Abb.:
अक्षरचणः । Junge aus der Kaste der Schreiber, Bengalen, um 1856
[Bildquelle: Robert Schlagintweit (1833 - 1885)]


अक्षरचुञ्चु - akṣaracuñcu m.: bekannt für seine Buchstaben, Schreiber



Abb.:
अक्षरचुञ्चवः । Buch-Kopisten, Jammu und Kashmir, um 1895
[Bildquelle: http://www.bl.uk/onlinegallery/onlineex/apac/photocoll/b/019pho000015s10u00012000.html. -- Zugriff am 2011-04-01]


2.141.39. Schreiben, Schrift


16a./b. likhitākṣarasaṃsthānea lipir livir ubhe striyau

लिखिताक्षरविन्यासे लिपिर् लिविर् उभे स्त्रियौ ।१६ क।

[Bezeichnungen für Schrift:9

  • लिखित - likhita n.: Geritztes, Schrift

  • अक्षरसंस्थान - akṣarasaṃsthāna n.: Buchstaben-Gestaltung

  • लिपि - lipi f.: Bestreichen, Schreiben, Schrift
  • लिवि - livi f.: Schreiben, Schrift

a var. lect.  likhitākṣaravinyāse: "Bezeichnungen für das Anordnen von geschrieben Buchstaben"


Colebrooke (1807): "Scripture or writing. According to another reading (अक्षरविन्यासे) this and the preceding term are the interpretation of the two next words."


लिखित - likhita n.: Geritztes, Schrift



Abb.: लिखितम् । Kupferplatten: Sanskrit in Mixed Kalinga Schrift, 9. Jhdt n. Chr.
[Bildquelle: Daderot / Wikimedia. -- Public domain]


Abb.: लिखितम् । Palmblatt-Manuskript in Tamil-Schrift
[Bildquelle: தகவலுழவன் / Wikimedia. -- Creative Commons Lizenz (Namensnennung, share alike)]


लिपि - lipi f.: Bestreichen, Schreiben, Schrift



Abb.: लिपिः । Gerollte Palmblatt-Manuskripte, Nepal
[Bildquelle: Naoko Takagi, Yoriko Chudo, Reiko Maeda / Wikimedia. -- Public domain]


Abb.: लिपिः । Rāmāyaṇa-Manuskript in kannaresischer Schrift, ca. 1820
[Bildquelle: James. -- http://www.flickr.com/photos/whatsthatpicture/2428206107/. -- Zugriff am 2011-04-05. -- Creative Commons Lizenz (Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung)]


2.141.40. Bote, Gesandter


16c./d. syāt sandeśaharo dūto dūtyaṃ tadbhāvakarmaṇi

स्यात् सन्देशहरो दूतो दूत्यं तद्भावकर्मणि ॥१६ ख॥

[Bezeichnungen für Bote / Gesandter:]

  • सन्देशहर - sandeśahara m.: Mitteilungs-Bringer, Anweisungs-Bringer, Bote
  • दूत - dūta m.: Bote, Gesandter

Colebrooke (1807): "A messenger or ambassador.


सन्देशहर - sandeśahara m.: Mitteilungs-Bringer, Anweisungs-Bringer, Bote



Abb.: सन्देशहरः । Junge Frau und Bote, 1765


दूत - dūta m.: Bote, Gesandter



Abb.: दूतः । Col George Ramsay (Pfeil), Botschafter des Government of India am Hof des Königs von Nepal, Maharaj Dhiraj Surendra Bikram Shah (regierte 1846 - 1881), 1863/65
[Bildquelle: Clarence Comyn Taylor. -- http://www.bl.uk/onlinegallery/onlineex/apac/photocoll/d/019pho000000855u00018000.html. -- Zugriff am 2011-04-02] 


Abb.: दूतः । Brahmanischer Bote mit Gattin
[Bildquelle: Vardapillai, 1837]


Sechzehntes Kapitel (12. Gegenstand). Vorschrift für Gesandte [dūta].

Ist er mit der Beratung im Reinen, dann kommt die Maßnahme1 mit dem Gesandten [dūta].

Ein Mann, der mit der Vollzahl der Vorzüge eines Ministers ausgerüstet ist, das ist ein Bevollmächtigter; einer, der um ein Viertel geringer ist, ein Gesandter mit fest umschriebener Aufgabe; einer, der um die Hälfte geringer ist, der Überbringer einer königlichen Kundgebung.2

Mit einer wohl besorgten Ausrüstung an Wagen, Zugtieren und Männern breche er auf.3 »Den Auftrag musst du so an den anderen (den Feind, para) ausrichten. So wird er sprechen. Dies ist die Erwiderung darauf. So musst du ihn übertölpeln«.4 Also bei sich studierend, reise er. Mit den Wald- und den Grenzhütern und den Hauptleuten in den festen Städten und draußen im Reich (des Feindes) pflege er Verkehr. Er mustere die Gegenden, die für die Eigenen und für die Feinde geeignet sind, das Heer zu lagern, eine Schlacht anzunehmen oder ihr auszuweichen.5 Er bringe in Erfahrung die Größe der (feindlichen) festen Orte und des Landes draußen im Reich und ebenso, wie man dem kostbaren Eigentum, dem Lebensunterhalt und den Schutzmitteln (im Feindesland) beikommen kann. In die Residenzstadt (des Feindes) zugelassen, ziehe er ein.6 Und seinen Auftrag richte er aus, wie ihm befohlen, auch wenn er Lebensgefahr vor sich sieht. Er schaue darauf, ob in des Feindes Rede, Gesicht und Blick sich gnädige Stimmung verrät, ob er seinen Reden Ehre erweist, ob er ihn nach Angenehmem fragt, ob er gern von seines Herrn Vorzügen redet, ob er ihn nahe bei seinem Thron sitzen lässt, ob er ihm Huld erweist, ob er an Menschen erinnert, die ihm (dem Gesandten) oder seinem Herrn lieb sind,7 und ob er Vertrauen fasst, wie das alles beim Zufriedenen geschieht; das Gegenteil aber beim Unzufriedenen.8 Er spreche zu einem solchen: »Nur durch den Mund des Gesandten reden die Könige, du und die anderen. Deṣalb dürfen unter den Gesandten die, die sogar mitten unter erhobenen Waffen reden, wie ihnen gesagt ist, nicht getötet werden,9 selbst wenn es Caṇḍāla sind. Wieviel weniger aber Brahmanen! Eines andern (meines Herrn) Rede ist dies. Das ist Gesandtenpflicht und -recht«.

Er wohne dort, solange er nicht entlassen ist, ohne durch Ehrenerweisung aufgeblasen oder übermütig zu werden. Die Stärke der Feinde achte er für nichts. Unliebe Rede ertrage er. Er meide Wein und Weiber. Allein schlafe er. Denn man hat es gesehen, wie durch Schlafende und Betrunkene der Sachverhalt10 bekannt wurde. Über die Aufwieglung der Bearbeitbaren, über die Mordspitzelanstellung bei den Unbearbeitbaren,11 über liebevolle und feindliche Gesinnung gegen den fremden Herrscher (in dessen eigenem Land) und darüber, wie man seinen Reichsfaktoren beikommen kann, unterrichte er sich durch die als Büßer und als Händler verkappten Spione (im Reich des fremden Fürsten). Oder durch deren Schüler oder durch solche, die als Ärzte und als Ketzer verkleidet sind, und durch solche, die Sold von beiden Seiten bekommen. Kann er mit den Genannten nicht sprechen, dann bringe er das (von den Geheimen) Ausspionierte durch die Reden von Bettlern, Betrunkenen, Verrückten und Schlafenden12 oder durch Malereien, Aufschriften und Zeichen13 an heiligen Orten und Tempeln in Erfahrung. Wen er (so als einen Bearbeitbaren) in Erfahrung gebracht hat, den suche er zu der eigenen Partei herüberzuziehen.

Vom fremden Herrscher gefragt, soll er die Stärke der eigenen Reichsfaktoren nicht angeben. »Du, o Herr, weißt alles«, soll er sagen, oder was (sonst) den Erfolg der Unternehmung herbeiführt.14

Glückt seine Sendung nicht und wird er (vom fremden Herrscher) zurückgehalten, dann untersuche er bei sich: »Hält er mich zurück, weil er für meinen Herrn ein Unglück nahen sieht, oder weil er einem Unglück für ihn selber entgegen arbeiten will; oder weil er einen ›Fersenpacker‹ und dessen Helfersmann,15 eine innere Empörung oder einen Waldhäuptling gegen ihn auf die Beine bringen möchte; oder will er ihn durch seinen Freund und seinen Hilfsgefährten im Rücken vernichten;16 oder will er einen von anderswoher kommenden Krieg gegen ihn selber, eine Empörung im eigenen Land oder einen Waldfürsten von sich selber abwehren; oder will er die für einen Feldzug meines Herrn taugliche17 Zeit verloren gehen machen; oder will er die Ernte, Rohmaterial und Kaufmannsgüter einsammeln, eine Festung herrichten18 oder ein Heer auf die Beine bringen; oder wartet er auf einen Ort oder eine Zeit, die der Betätigung19 seiner eigenen Soldaten günstig sind; oder geschieht es zur Kränkung oder aus Sorglosigkeit; oder sucht er Verbindung und Gefolgschaft«?20

Hat er das Richtige erkannt, dann bleibe er oder entweiche. Oder er richte sein Augenmerk auf eine erwünschte Gelegenheit. Oder wenn er einen unerwünschten Auftrag auszurichten hatte, so mag er auch aus Furcht vor Tod oder Gefängnis, selbst wenn er nicht entlassen ist,21 davongehen; sonst möchte ihm Gewalt angetan werden.

Die Absendung von Botschaften, die Aufrechterhaltung von Verträgen, kräftige Machtübung,22 die Erwerbung von Freunden (in Feindesland), Aufwiegelung, Entzweiung von Bundesgenossen, Hinüberschmugglung von Gewaltmitteln,23 Raub von Verwandten und »Kleinoden« (des fremden Herrschers,24 Kenntnisnahme von dem (durch die Geheimen) Ausspionierten, tapferes Auftreten und die Lösung von Verträgen, das ist die Aufgabe eines Gesandten und dazu noch ein Rückhalt zu sein für die Mordlisten.25

Durch seine eigenen Gesandten soll der Fürst dies alles ausführen lassen und die Gesandten des Feindes durch Gegengesandte und Beschleicher, sowie durch sichtbare und unsichtbare Wächter26 davon abhalten.

Fußnoten

1 »Kommt die Anstellung oder Ernennung eines Gesandten« schiene besser zu passen. Aber obwohl auch Gaṇ., wie anderwärts, so auch hier annimmt, praṇidhi sei = praṇidhāna, so ist doch meines Wissens im ganzen Kauṭilya nicht eine Stelle, wo das Wort klar und deutlich so gebraucht würde. Dafür hat auch Kauṭ. praṇidhāna (z.B. 31, 2). Vgl. zu dem Kap. Manu VII, 63–68; Kām. XIII, 1ff. Uddhṛtamantra wörtlich: »hat er die Beratung aus dem Wege geräumt (d.h. bewältigt)« oder vielleicht wahrscheinlicher: »hat er einen Ratschlag ausgelesen (bestimmt, gefasst)«.

2 Śaṅk. zu Kām. XIII, 3 liest śāsanahāraka und umschreibt mit lekhanahāraka Überbringer eines (königlichen) Briefes. Die drei Arten von dūta werden auch im Agnipur. erklärt (tr. M. N. Dutt II, 863f.).A1

3 Oder: »nachdem er wohl gesorgt hat für ...« Parivāpa könnte auch nur mit puruṣa verbunden werden: »Wagen, Zugtiere und Männergeleit«. Das Wort bedeutet durchaus nicht Proviant, wie Sham. und Jolly meinen, sondern Ausrüstung, Ausstattung, Gegenstände für den persönlichen Gebrauch, Geräte, Möbel, Geleite, Gehilfen. Siehe 118, 4; 154, 11; 162, 13, 14, 16; 254, 17 usw. Also wäre natürlich auch möglich: »Zugtiere (oder wohl eher: Reittiere), Männer und Geräte«

4 Śaṅk. zu Kām. XIII, 4 bietet den Text: Śāsanam evaṃ vācyam, para evaṃ vakṣyati, evaṃ tasyedaṃ prativācyam, evam atisaṃdhātavyam. Oder nach den Varianten: vācyaḥ paraḥ, sa pravakṣyaty evam, prativācyam evam. Diese zweite Fassung ist höchstwahrscheinlich eine durch andere nach dem Text Kauṭilyas gemachte nachträgliche Besserung und die erste die des Śaṅk. selber. Auf jeden Fall haben wir hier ein besonders klares Beispiel dafür, dass Śaṅk. nach häufiger Glossierersitte aus dem Gedächtnis zitiert. So wertvoll auch seine Hilfe sein mag, wäre es töricht, seine Lesart ohne weiteres für eine gute oder eine erträgliche des Textes selber eintreten zu lassen. Ebenso verhält es sich mit den Anführungen von Kauṭilyastellen durch andere Kommentatoren. – »Studierend« (adhīyāna) gerade wie das schweizerische »studieren« (sinnen).

5 Oder: »zur Lagerung, zur Schlacht, zur (Aufstellung der) Reserve und zum Entweichen (Rückzug oder vorübergehender Rückwärtsbewegung)«.

6 So auch Sham. und Jolly. Aber vielleicht hätte ich meiner ursprünglichen Auffassung: »zur Audienz beim anderen vorgelassen, trete er ein« treu bleiben sollen. So wohl auch Gaṇ., denn er sagt: parādhiṣṭhāna = paragṛha.

7 Oder: »ob er (der fremde Herrscher) sich erinnert, wenn Leute genannt werden, die ihm (dem Gesandten und seinem Herrn) lieb sind«. Oder: »wenn es sich um Dinge handelt, die« usw. Nach Gaṇ.: »wenns gute Dinge zu essen gibt« (dass er ihn da also teilnehmen lässt). Das wäre gleichbedeutend mit bhakṣyeṣu smarati 250, 13, wo ebenfalls die Zeichen der Huld eines Fürsten aufgezählt werden, hier des eigenen. Darum mag diese Auffassung die alleinrichtige sein. Hat Kām. aber an dieser zweiten Stelle kathyeṣu gelesen und deshalb kathāntareṣu?

8 Wörtlich: »Er achte auf (oder bemerke, genau das englische to mark) die Huld in Rede, Gesicht und Blick des anderen (des Feindes) ... wenn er zufrieden ist, und auf das Gegenteil des Unzufriedenen« (wie es sich beim Unzufriedenen zeigt).

9 Oder: »Deshalb dürfen diejenigen, die sogar unter gezückten Waffen deren (der Könige) Wortführer sind, genau wie ihnen anbefohlen ist, nicht getötet werden.« Da die altindischen Gesandten oft eine äußerst freche Sprache führten, von ihren Heimtückereien und Mordteufeleien gegen den fremden Herrscher ganz zu schweigen, so war es gewiss nicht leicht, ihre »Heiligkeit« zu achten, und befremdet es keineswegs, wenn wir hören:

Nicht reden von Gesandtenmord die Weisen.
Für den Gesandten gibt es viele Strafen:
Verstümmlung an den Gliedern, Peitschenhiebe,
Kahlscheren auch, Aufdrückung eines Brandmals.
Von den Gesandtenstrafen wird geredet;
Vom Morde des Gesandten hört' ich nimmer.

Rām. V, 52, 14–15.

10 Oder: »die Absicht« (bhāva).

11 Zu den ihrem Herrn Getreuen treten ja »Geheime« in nähere Beziehung (z.B. als Diener), um sie bei guter Gelegenheit abzumurksen.

12 Diese dienen natürlich als unverdächtige Mittelspersonen. Die »Schlafenden« reden »im Traum«.

13 Selbstverständlich sind diese durch die Spione dort angebracht, um dem Gesandten die nötigen Aufschlüsse zu vermitteln.

14 Vgl. 29, 14 und zum ganzen Kām. XIII, 11ff., wo interessante Einzelheiten zu finden sind.

15 »Fersenpacker« ist ein Feind, der unmittelbar hinter einem Fürsten wohnt und ihm in den Rücken fällt; des Fersenpackers »Helfersmann« heißt āsāra »Heranstürzer, Herzueiler«. Āsāra aber wird auch der Hilfsgenoß des ākranda oder »Angerufenen« genannt, d.h. des Freundes oder Beistandes, der im Rücken eines Königs, hinter dessen »Fersenpacker«, sitzt. Näheres im 2. Kapitel des 6. Buches.

16 D.h. ist er daran, den vorn sitzenden Bundesgenossen (mitra) und den hinten sitzenden Beistand meines Herrn (ākranda) gegen ihn aufzuhetzen und ihn durch diese beiden zu vernichten? Das klingt indischer und politisch feiner als die andere Möglichkeit, dass nämlich der mitra und der ākranda des Feindes selber die Kastanien aus dem Feuer holen solle. Gaṇ. liest mitrākrandam »will er den Freund und den im Rücken befindlichen Hilfsgenossen (meines Herrn) vernichten?« Dann hätte Kauṭ. jedenfalls mitrākrandau geschrieben, wenn auch mitrākrandam an sich richtig ist.

17 Das schon besprochene saṃsiddha »geschickt, tauglich«, wie auch MBh. (K) XII, 100, 3 (da mit dem Dativ), vermittelt durch die Bedeutung (vollendet) fertig, bereit zu, ein Gebrauch, der im Rām. und MBh. IX, 38, 5 vorkommt. Vgl. auch bhavantaḥ kva saṃsiddhāḥ »where are you bound for?« MBh. V, 83, 63 (cf. K 83, 27). Möglich aber immerhin: »Will er die glücklich erlangte Zeit (die Zeit, die wie geschaffen ist) für einen Feldzug meines Herrn ungenutzt verstreichen machen?«

18 Oder: »errichten« (durgakarman).

19 Vyāyāma ist bei Kauṭ. im besonderen die Betätigung körperlicher Kraft (im Gegensatz zu der des Geistes, der List usw.).

20 Anubandha Anhang, Anhänger, Gefolgschaft. Siehe z.B. 71, 7; 366, 11; MBh. I, 133, 10; V, 124, 4. »Verhandlung« (über ein Bündnis), wie es Jolly fasst, vermöchte ich nicht zu rechtfertigen. Wohl aber scheint anubadhnāti 362, 5 = ausführen, besorgen zu sein.

21 Lies nach 30, 19 bhayād avisṛṣto 'py apagacched.

22 Pratāpa, im wesentlichen richtig von Sham. mit Ultimatum übersetzt. Der Gesandte muss vor allem das »Prestige« seines Herrn oder Volkes, diesen Inbegriff aller Scheußlichkeit und Hirnlosigkeit der Politiker, aufrecht erhalten. Die beste Wiedergabe von pratāpa wäre wohl »Prestige«, d.h. Aufrechterhaltung des Prestige.

23 Wörtlich: »die versteckte Hinüberführung von Gewaltmitteln« (Soldaten, Spionen, Waffen). Oder: »die Hinüberschaffung (Hinüberbeförderung) versteckter Gewaltmittel«. Oder: »die Hinüberschaffung von Geheimen und von Gewaltmitteln«. So nach 305, 7, also dies wohl das Beste. Oder: »eines Heeres von Geheimen«. U. dgl. mehr.

24 Oder: »von Perlen von Verwandten«, d.h. von besonders wertvollen Verwandten? Ratna sind aber wohl überhaupt wertvolle Dinge oder Personen.A2 Der Gesandte stiehlt dem Herrscher, bei dem er altheilige Vorrechte beansprucht, sogar Verwandte und Reichsgroße weg, entweder so, dass er sie ihm abspenstig macht, oder, was wohl hier gemeint ist, er lässt sie durch »Geheime« abfangen und wegführen, um ihn zu schwächen, einen Druck auf ihn zu üben usw. Gūḍhadaṇḍa mag hier soviel sein wie upāṃśudaṇḍa oder tūṣṇīṃdaṇḍa »die stille Strafgewalt«, d.h. die hinterlistige Abmurksung von hinderlichen Personen. Der Gesandte wäre also eine Art Oberleiter dieser Tätigkeit der »Geheimen« im Lande des fremden Fürsten. Dabei mag atisāraṇa nicht ohne possenhafte Anspielung auf atisāra Durchfall gewählt sein. Vgl. vāmana. Aber atisāraṇa erinnert auch an das bei Kauṭ. nicht seltene atinayana Hinüberschmuggeln, Einschmuggeln; es mag also besonders auf eingeschmuggelte Streitkräfte zielen. Kommt doch der dūta mit einem Gefolge von Männern. Vgl. 305, 6ff.

25 Es ist wohl karma abzutrennen. So stimmt alles auch gut mit Kām. XIII, 24 b. Über die »Mordlisten« (yoga) werden wir besonders in den zwei ersten Kapiteln des 5. Buches, im letzten des 12. Buches und im zweiten des 13. noch gar manches zu hören bekommen. Sham.'s Text hieße etwa: »das sind die Grundlagen der Berufsübung eines Gesandten«. Aber auch Gaṇ. trennt karma ab. Gegen diese Auffassung könnte man als freilich nicht beweisenden Gegengrund den fünfmaligen Plur. karmāṇi auf Seite 389 anführen.

26 Diese »Unsichtbaren« sind vor allem die in Feindesland stationierten Spione.

A1 Hierher gehört der lekhāriya Lohajaṅgha in den Ausgewählten Erzählungen in Māhāraṣtrī (Hindu Tales S. 141), d.h. der Briefüberbringer, der Briefbote Eisenbein. Ich setze jetzt nämlich lekhāriya = lekhacārika. Wozu hätte auch ein »Schreiber« die Eisenbeine nötig! Wohl aber braucht Lohajaṅgha sie als Schnelläufer, wenn er sich von seinem buddhistischen Gegenstück, dem Kāka oder der »Krähe« nicht lumpen lassen will. Dieser legt 60 Yojana an einem Tag zurück. Dhammap. ed. Fausböll p. 160. vgl. auch sonst die Erzählung von Udāyana, buddh. Udena, besonders Hindu Tales 106 mit dieser buddhistischen Geschichte. Die bei den Buddhisten nur vorgeblich bucklige Tochter Pajjotas des Schrecklichen ist bei den Jinisten wirklich zu einer Buckligen geworden, und mit weiterer Umkehrung der Sache wird sie bei den Jaina dem Udāyana von Pajjota geraubt.

Sieben Eigenschaften soll laut MBh. XII, 85, 28 der dūta haben: Kulīnaḥ, kulasaṃpanno, vāgmī, dakṣaḥ, priyaṃvadaḥ / yaihoktavādī, smṛtimān, dūtaḥ syāt saptabhir guṇaiḥ. Kulsaṃpanno kann freilich nur eine Verderbnis sein. Man muss wohl balasaṃpanno setzen, wie auch eine Vergleichung von Kauṭ. 30, 3 mit 15, 4 zeigt. – Hier nur noch einige Stellen über den dūta, besonders aus dem Epos. MBh. V, 6, vor allein 8ff. 73, 29–37; 150, 9ff. (ist zugleich Spion, Wühler und Aufhetzer); V, 83, 11ff. (rüstet sich kriegerisch aus); V, 21, 18ff. (sūta als dūta und Botschaft an den Feind); V, 37, 27 (wie der dūta sein soll); V, 47, 13 (wie er mit Sindherrossen zur sabhā fährt); V, 59, 3ff.; 89, 1ff.; 189, 18ff.; 192, 14–27 (wie er empfangen wird, sich beträgt und seine Botschaft ausrichtet); V, 72, 7; 88, 17f.; 161, 2f.; 162, 18f.; XII, 85, 27 (unverletzlich und muss vorbringen, was ihm aufgetragen); V, 93 (Heuchelrede des dūta); V, 160–163 (Hohnbotschaft an den Feind vor der Schlacht); V, 91, 24–92 (weist die Ehrung und Bewirtung durch den Feind unter Vorwänden ab); III, 284, 9ff.; V, 48; 91; 189, 18ff.; 160–163 (tritt möglichst stolz und schmähgewaltig auf); XII, 364, 2 (Wanderasketen und Heilige als dūta); V, 192, 15, 25 (Brahmanen als Maulhelden gern zu dūta verwendet); V, 59, 5ff.; Hindu Tales 54 (wird respektlos, hochmütig, schmähsüchtig behandelt); Jāt. II, 319 (darf von niemand aufgehalten werden); Śiśup. XVI, 37 (frecher dūta hat ein Maul wie ein offenes großes Stadttor); Śiśup. XVI, 3–15 (Bote sagt in doppelsinniger Rede scheinbar die größten Liebenswürdigkeiten, in Wirklichkeit aber die grimmigsten Bosheiten). Siehe auch Hillebrandt, Altind. Pol. 103 bis 106. Eine lange und lehrreiche Liste der Aufgaben des dūta, die manches aus Kauṭ. verwertet, gibt auch Nītiv. 50, 3ff.

A2 Ratna erinnert an die ratna und ratnin der älteren Literatur, die auch als »Königsmacher« erscheinen. Siehe wegen dieser Sarkar, Pol. Inst. 176f.; Hillebrandt, Altind. Pol. 78f.; Kalidas Nag, Théories diplomat. de l'Inde ancienne 24, besonders aber N. N. Law, Aspects 87ff. Law identifiziert die ratnin mit den tīrtha oder mit sonstigen hohen Beamten bei Kauṭ. Sie scheinen in der Tat zum Teil mit den tīrtha gleichbedeutend zu sein. Auf jeden Fall werden die ratna des Kauṭ. besonders wertvolle Persönlichkeiten des Reichs vorstellen."

[Quelle: Kauṭilya: Das altindische Buch vom Welt- und Staatsleben : das Arthaśāstra des Kauṭilya / [aus dem Sanskrit übersetzt und mit Einleitung und Anmerkungen versehen von] Johann Jakob Meyer [1870-1939]. -- Leipzig, 1926. -- Digitale Ausgabe in: Asiatische Philosophie. -- 1 CD-ROM. -- Berlin: Directmedia, 2003. -- (Digitale Bibliothek ; 94). -- S. 34 - 38.]


2.141.41. Botschaft


16c./d. syāt sandeśaharo dūto dūtyaṃ tadbhāvakarmaṇi

स्यात् सन्देशहरो दूतो दूत्यं तद्भावकर्मणि ॥१६ ख॥

Sein Wesen und seine Tätigkeit heißen दूत्य - dūtya n.: Botenamt, Botschaft


Colebrooke (1807): "An embassy or message."


2.141.42. Reisender


17a./b. adhvanīno 'dhvago 'dhvanyaḥ pānthaḥ pathika ity api

अध्वनीनो ऽध्वगो ऽध्वन्यः पान्थः पथिक इत्य् अपि ।१७ क।

[Bezeichnungen für Reisender:]

  • अध्वनीन - adhvanīna m.: Reisender, Wanderer 
  • अध्वग - adhvaga m.: auf dem Weg gehend, Wanderer
  • अध्वन्य - adhvanya m.: Reisender, Wanderer
  • पान्थ - pāntha m.: Reisender, Wanderer
  • पथिक - pathika m.: Wanderer

Colebrooke (1807): "A traveller."


अध्वनीन - adhvanīna m.: Reisender, Wanderer 



Abb.: अध्वनीनः । Fürst auf Reisen, Nordindien, um 1860
[Bildquelle: Eugene Clutterbuck Impey. -- http://www.bl.uk/onlinegallery/onlineex/apac/photocoll/c/019pho000000971u00070000.html. -- Zugriff am 2011-04-01]



Abb.: अध्वगाः । Bahnhof, Kolkata - কলকাতা, West Bengal, 1945
[Bildquelle: Brajeshwar Oinam. -- http://www.flickr.com/photos/brajeshwar/267605092/. -- Zugriff am 2011-04-05. -- Creative Commons Lizenz (Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung, share alike)]


अध्वन्य - adhvanya m.: Reisender, Wanderer



Abb.: अध्वन्याः । Thovalai, Tamil Nadu
[Bildquelle: sreeji..th. -- http://www.flickr.com/photos/sreeji_maxima/4677367295/. -- Zugriff am 2011-04-05. -- Creative Commons Lizenz (Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung, keine Bearbeitung)]


पान्थ - pāntha m.: Reisender, Wanderer



Abb.: पान्थः । Europäischer Reisender mit Soldaten, Himachal Pradesh, ca. 1820
[Bildquelle: Asian Curator at The San Diego Museum of Art. -- http://www.flickr.com/photos/asianartsandiego/4837861911/. -- Zugriff am 2011-04-05. -- Creative Commons Lizenz (Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung, keine Bearbeitung)]


पथिक - pathika m.: Wanderer



Abb.: पथिकाः ।
[Bildquelle: Eileen Delhi. -- http://www.flickr.com/photos/eileendelhi/117958319/. -- Zugriff am 2011-04-05. -- Creative Commons Lizenz (Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung)]


Zu kṣatriyavarga I. -- Vers 17c - 23 (Kṣatriyas: Staatslehre)