Ausgewählte Texte aus der Carakasaṃhitā

1. Sūtrasthāna

5. Kapitel 5: "Maßvoll essend"

Sūtra 14 - 20b


übersetzt und erläutert von Alois Payer

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Zitierweise / cite as:

Carakasaṃhitā: Ausgewählte Texte aus der Carakasaṃhitā / übersetzt und erläutert von Alois Payer <1944 - >. -- 1. Sūtrasthāna. -- 5. Kapitel 5: "Maßvoll essend". -- Sūtra 14 - 20b. -- Fassung vom 2007-06-05. -- URL: http://www.payer.de/ayurveda/caraka0105014.htm     

Erstmals publiziert: 2007-04-13

Überarbeitungen: 2007-06-05 [Verbesserungen]; 2007-05-22 [Ergänzungen]; 2007-05-11 [Ergänzungen]

Anlass: Lehrveranstaltung SS 2007

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Dieser Text ist Teil der Abteilung Sanskrit  von Tüpfli's Global Village Library

WARNUNG: dies ist der Versuch einer Übersetzung und Interpretation eines altindischen Textes. Es ist keine medizinische Anleitung. Vor dem Gebrauch aller hier genannten Heilmittel wird darum ausdrücklich gewarnt. Nur ein erfahrener, gut ausgebildeter ayurvedischer Arzt kann Verschreibungen und Behandlungen machen!


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Verwendete und zitierte Werke siehe: http://www.payer.de/ayurveda/caraka0001.htm

Die Verse sind, wenn nichts anderes vermerkt ist, im Versmaß Śloka abgefasst.

Definition des Śloka in einem Śloka:

śloke ṣaṣṭhaṃ guru jñeyaṃ
sarvatra laghu pañcamam
dvicatuṣpādayor hrasvaṃ
saptamaṃ dīrgham anyayoḥ

"Im Śloka ist die sechste Silbe eines Pāda schwer, die fünfte in allen Pādas leicht
Die siebte Silbe ist im zweiten und vierten Pāda kurz, lang in den beiden anderen."

Das metrische Schema ist also:

 ̽  ̽  ̽  ̽ ˘ˉˉ ̽ 
 ̽  ̽  ̽  ̽ ˘ˉ˘ ̽ 

 ̽  ̽  ̽  ̽ ˘ˉˉ ̽ 
 ̽  ̽  ̽  ̽ ˘ˉ˘ ̽

Zur Metrik siehe:

Payer, Alois <1944 - >: Einführung in die Exegese von Sanskrittexten : Skript.  -- Kap. 8: Die eigentliche Exegese, Teil II: Zu einzelnen Fragestellungen synchronen Verstehens. -- Anhang B: Zur Metrik von Sanskrittexten. -- URL: http://www.payer.de/exegese/exeg08b.htm


ata ūrdhvaṃ śarīrasya
kāryam akṣyañjanādikam |
svasthavṛttim abhipretya
guṇataḥ saṃpravakṣyate |14|

14. Von hier an werden mit ihren Eigenschaften behandelt die Wirkungen von Augen-Kollyrium und ähnlichem auf den Körper inbezug auf den Erhalt der Gesundheit.


añjana - Augenpulver


sauvīram añjanaṃ nityaṃ
hitam akṣṇoḥ prayojayet |
pañcarātre 'ṣṭarātre vā
srāvanārthe rasāñjanam |15|

15. Zum Heil der Augen soll man regelmäßig auf beiden Augen Sauvīra-Augenpulver1 anwenden. Jede fünfte oder achte Nacht wende man Rasa-Augenpulver2 an, um die Augen zum Fließen3 zu bringen.

Kommentar:

1 Sauvīra-añjana: Stibnit. So genannt, weil man es am Ufer des - von mir nicht identifizierbaren - Suvīra-Flusses findet. Nach Āyurveda-prakāśa unterscheidet man sauvīrāñjana und "sroto-añjana":

[Siehe: Encyclopaedia of Indian medicine / Ed.: S. K. Ramachandra Rao. - Bombay : Popular Prakashan. -- 25 cm. -- Vol. 5: Materia medica - mineral and metallic drugs / ed. S. R. Sudarshan. -- 2005. -- XVIII, 122 S. -- S. 46.]

"Stibnit, auch unter den Namen Antimonsulfid Antimonit, Antimonglanz oder Grauspießglanz bekannt, ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze mit dem Stoffmengenverhältnis Metall:Schwefel (Selen,Tellur) < 1:1. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Sb2S3 und entwickelt kurze bis lange, prismatische, nadelige oder radialstrahlige Kristalle, aber auch massige Aggregate von bleigrauer Farbe und Strichfarbe.


Stibnit mit Anlauffarben

Besondere Eigenschaften

Die Stibnitkristalle sind überwiegend in Längsrichtung gestreift und zeigen einen ausgeprägten Metallglanz. An der Luft verblasst der Glanz jedoch mit der Zeit und die Kristalle laufen buntfarbig an. Die Mohshärte von Stibnit beträgt je nach Reinheit 2 bis 2,5 und die Dichte zwischen 4,6 bis 4,7. Es wird gelegentlich mit Bleiglanz verwechselt, unterscheidet sich von diesem Mineral jedoch dadurch, dass sie bereits in der Streichholzflamme schmilzt.

Die größten Stibnitkristalle sind zwischen 60 Zentimetern (aus Japan) und 1 Meter (China) groß.

Etymologie und Geschichte

Die Bezeichnung Stibnit und Antimonit sind eine Ableitung des in der chemischen Verbindung auftretenden Antimons.

Das Mineral ist bereits seit der Antike Griechenlands bekannt und wurde in dieser Zeit zur Herstellung von Bronze und Schminkpuder verwendet.

Bildung und Fundorte

Stibnit bildet sich hydrothermal in Erzgängen mit Quarz und Gold. Es findet sich meist vergesellschaftet mit anderen Sulfiderzen, tritt aber auch in Kalkstein auf.

Fundorte sind unter anderem Hunan [湖南] in China, Wolfsberg/Ostharz in Deutschland, Shikoku [四国] in Japan, Kadamdzhai in Kirgisistan, Baia Sprie, Herja und Baiut in Rumänien, Kremnica in der Slowakei und Manhattan in den USA.

Struktur

Die Moleküle des Antimonsulfids bilden Doppelketten in Richtung der c-Achse, daher auch die typische Längsstreifung der Kristalle und die sehr vollkommene Spaltbarkeit parallel dieser Richtung.

Verwendung

Wirtschaftliche Bedeutung hat das Mineral durch seinen hohen Antimon-Gehalt von etwa 71,4%. Dieses sehr seltene Metall, dass lediglich 0,00002 % der Erdkruste ausmacht und als Legierungselement in gehärtetem Getriebestahl, als Zumischung in Batterieblei und in der Halbleiterindustrie Verwendung findet, wird hauptsächlich aus Stibnit gewonnen. Hauptexporteur war im Jahre 2003 die Volksrepublik China."

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Stibnit. --Zugriff am 2007-03-09]

2 Rasa-añjana: Ein Pflanzenextrakt aus der Rinde dāru-haridrā = Coscinium fenestratum (J. Gaertner) Colebrooke (Menispermum fenestratum J. Gaertner), eine Art von Mondsame (Menispermum). Coscinium fenestratum ist eine Kletterpflanze.


Abb.: Coscinium fenestratum (J. Gaertner) Colebrooke
[Bildquelle: Kirtikar-Basu, ©1918]

"Method of Preparation: A decoction of the bark is boiled with an equal quantity of milk until a semi-solid mass remains. This mass is called rasāñjana.

Purification: The rasāñjana is dissolved in boiling water, strained through a cloth and dried by exposing it to the sun."

[Quelle:

Encyclopaedia of Indian medicine / Ed.: S. K. Ramachandra Rao. - Bombay : Popular Prakashan. -- 25 cm. -- Vol. 4: Materia medica - herbal drugs / ed. S. R. Sudarshan. -- 2005. -- XII, 314 S. : Ill. -- S. 63]

3 Fließen: d.h. die Produktion der Tränenflüssigkeit anzuregen.


Abb.: The tear system. A) Tear gland / Lacrimal gland B) Superior lacrimal punctum C) Superior lacrimal canal D) Tear sac / Lacrimal sac E) Inferior lacrimal punctum F) Inferior lacrimal canal G) Nasolacrimal canal
[Bildquelle: en.wikipedia]

cakṣus tejomayaṃ tasya
viśeṣāc chleṣmato bhayam |
tataḥ śleṣmaharaṃ karma
hitaṃ dṛṣṭeḥ prasādanam |16|

16. Das Auge besteht (vor allem) aus Hitze (tejas); deswegen droht ihm besonders Gefahr von Schleim (śleṣman). Daher ist ein Wirken, das Schleim beseitigt, ein heilsames Klärmittel (prasādana) für die Sicht.

divā tan na prayoktavyaṃ
netrayos tīkṣṇam añjanam |
virekadurbalā dṛṣṭir
ādityaṃ prāpya sīdati |17|

17. Tagsüber darf kein scharfes Augenpulver auf die Augen angewendet werden. Die Sicht, die durch Entleerung (vireka) geschwächt ist, ermattet (sīdati) durch Sonne.

tasmāt srāvyaṃ niśāyāṃ tu
dhruvam añjanam iṣyate |18ab|

18. Folglich darf man Augenpulver, das für die Anregung von Tränenflüssigkeit gedacht ist, nur bei Nacht anwenden.

yathā hi kanakādīnāṃ
malināṃ vividhātmanām |18cd|
dhautānāṃ nirmalā śuddhis
tailacelakacādibhiḥ |
evaṃ netreṣu martyānām
añjanāścyotanādibhiḥ |19|
dṛṣṭir nirākulā bhāti
nirmale nabhasīnduvat |20ab|

18c. - 20b. Wie unterschiedliche verschmutzte Gegenstände aus Gold u.ä., wenn sie mit Öl, Stoff und Haar gereinigt wurden, fleckenlos rein sind, so strahlt der Blick von Sterblichen unverwirrt wie der Mond an klarem Himmel, wenn in die Augen Augenpulver (añjana) in Tropfenform u.ä. appliziert wird


Zu Carakasaṃhitā I,5,20c-56b