"Sekan" = "Stille und Abgeschlossenheit", Kalligraphie eines japan. Tendai-Priesters
Zitierweise / cite as:
Payer, Alois <1944 - >: Materialien zum buddhistischen Erlösungsweg. -- Kapitel 3: Einleitung zur Sammlung (samâdhi). -- Fassung vom 9. Februar 1996. -- URL: http://www.payer.de/buddherloesung/vism03.htm. -- [Stichwort].
Letzte Überarbeitung: 9. Februar 1996
Anlaß: Lehrveranstaltung Der buddistische Erlösungsweg, Univ. Tübingen, WS 1995/96
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Sammlung s. Visuddhimagga, Kap. 3-13
Zur psychologischen Erforschung der Sammlung:
Dittrich, Adolf: Ätiologie-unabhängige Strukturen veränderter Wachbewußtseinszustände : Ergebnisse empirischer Untersuchungen über Hallunzinogene I. und II. Ordnung, sensorische Deprivation, hypnagoge Zustände, hypnotische Verfahren sowie Reizüberflutung. - Stuttgert : Enke, 1985. - 262 S. - ISBN 3-432-94741-0
Schultz, I. H.: Das autogene Training : Konzentrative Selbstentspannung ; Versuch einer klinisch-praktischen Darstellung. - 17., unveränd. Aufl. - Stuttgart [u.a.] : Thieme, 1982. - 410 S. - ISBN 3-13-401417-3
Ruhigwerdemeditation aus protestantischer Sicht:
Thomas, Klaus: Meditation : In Forschung und Erfahrung, in weltweiter Beobachtung und praktischer Anleitung. - Stuttgart : Steinkopf [u.a.], 1973. - 409 S. - (Seelsorge und Psychotherapie ; 1). - ISBN 3-7984-0263-9
Katholische Traditionen:
Lercaro, Giacomo <Kardinal>: Wege zum betrachtenden Gebet. - Freiburg [u.a.] : Herder, 1959. - 383 S. - Einheitssachtitel: Metodi di orazione mentale
Visuddhimagga, Kap. 3, §§ 2-4
"kusala-citt-ekagatâ samâdhi"
"Sammlung ist die Einspitzigkeit des karmisch heilsamen Bewußtseins."
"ekâramma.ne citta-cetasikâna.m sama.m sammâ ca âdhâna.m thapana.m"
"Das gleichmäßige, Vollkommene Sich-Sammeln, Sich-Gründen des Bewußtseins und seiner Begleitfaktoren auf ein einziges Objekt."
- Merkmal der Sammlung ist das Sich-Nicht-Ablenken-Lassen (a-vikkhepa)
- Funktion (rasa) der Sammlung ist das Vertreiben von Ablenkung
- Sammlung äußert sich als Unerschütterlichkeit
- unmittelbare Grundlage der Sammlung ist Wohlbefinden (sukha)
Visuddhimagga, Kap. 3, §§ 5-25
Auswahl der wichtigsten Distinktionen:
- upacâra-samâdhi - Angrenzende Sammlung
- appanâsamâsdhi - Ausfüllende Sammlung
s. Dhammvibhâga II.2.17.
- Weltliche (lokiya) Sammlung: auf den "irdischen" Daseinsebenen
- Überweltliche (lokuttara) Sammlung - mit den edelen Pfaden (des Stromeingetretenen usw.) verbunden ist
- erster Versenkungszustand (jhâna): "Da Ihr Mönche, gewinnt ein Mönch, abgeschieden von den Sinnengenüssen, abgeschieden von karmisch unheilsamen Bewußtseinszuständen, den ersten Versenkungszustand, der mit Reflexion (innerem Sprechen) verbunden ist (Gedankendfassung und diskursivem Denken), der aus Abgeschiedenheit entstanden ist, der von Verzückung und stillem Glück begleitet ist, und verweilt in diesem Versenkungszustand."
- zweiter Versenkungszustand: "Nach Stillwerden der Reflexion (des inneren Sprechens) gewinnt er die innere Abklärung, die Einheit des Bewußtseins, den zweiten Versenkungszustand, der von Reflexion (innerem Sprechjen) frei ist, der aus Sammlung (samâdhi) entstanden ist, der von Verzückung und stillem Glück begleitet ist, und verweilt in diesem Versenkungszustand."
- dritter Versenkungszustand: "Nach deer Aufhebung der Verzückung verweilt er gelassen in Achtsamkeit und Bewußtseinsklarheit und fühlt mit sieinem Körper stilles Glück und erreicht den dritten Verenkungszustand, von dem die Edlen sagen: "Glüchklich weilt der Gelassene, der Achtsame". Und er verweilt in diesem Versenkungszustand."
- vierter Versenkungszustand: "Nach dem Schwinden von Glück und Leid, nach dem Untergang von früherem Frohsinn und Trübsinn, erreicht er den vierten Versenkungszustand, der ohne Leid und ohne Glück ist, der die Reinheit der Gelassenheit und Achtsamkeit ist. Und er verweilt in diesem Versenkungszustand."
s. Dhammavibhâga II.4.13.
Visuddhimagga, Kap. 3, § 27 - Kap. 4, § 20
Grundtext:
"Nachdem man seine Sittlichkeit in der genannten Art gereinigt hat und in der völlig reinen Sittlichkeit gefestigt ist
- soll man jedes der zehn äußeren Hindernisse (pa.libodha) beseitigen, das evtl.noch vorhanden ist
- soll man zu einem guten Freund, dem Geber einer Meditationsmethode gehen
- soll von diesem eine zum eigenen Charakter passende Meditationsmethode aus den vierzig Meditationsmethoden entgegennnehmen
- soll einem für die Entfaltung von Sammlung unpassenden Aufenthaltsort verlassen und sich an einem für die Entfaltung der Sammlung geeignetem Aufenthaltsort aufhalten
- soll die kleinen Hindernisse beseitigen
- und soll ohne eine Anordnung bezüglich der Entfaltung der Sammlung auszulassen die Sammlung entfalten. "
Visuddhimagga, Kap. 3, §§ 28-56
Die zehn Hindernisse:
- Wohnung
- Familie: sowohl Verwandte des Mönchs, wie Familien, die den Mönch unterstützen
- Erhalt der materiellen Grundlagen des Ordenslebens
- Schülergemeinde
- Handwerkerarbeiten
- Reisen
- Verwandte
- Krankheit
- Bücher
- außergewöhnliche Fähigkeiten (iddhi)
Visuddhimagga, Kap. 3, §§ 57-73
Unterscheide:
- Meditationsmethoden für alle:
- Entfaltung der Güte (mettâ)
- Vergegenwärtigung des Sterbens (mara.nasati)
- Einige: Bewußtsein der Zerfallszustände eines Leichnahms
- Charakterspezifische Meditationsmethoden
Geber einer Meditationsmethode = Geber dieser zweifachen Meditationsmethoden
Guter Freund
- ein Sammâsambuddha
- einer von den großen direkten Schülern eines Sammâsambuddha
- Arahant
- Anâgâmî
- Sakadâgâmî
- Sotâpanna
- Ein Nichterlöster, der aber die Versenkungszustände erreicht
- Einer, der das ganze Tip.taka kennt
- Einer, der zwei Körbe des Tipi.taka kennt
- Einer, der einen Korb des Tipi.taka kennt
- Wer einen Abschnitt eines Korbes zusammen mit dem Kommentar kennt
Bei einem solchen Lehrer dient man 10-14 Tage bis er fragt, warum man gekommen ist.
Visuddhimagga, Kap. 3, §§ 74-122
Charaktertypen:
- begieriger Charakter (râga)
- aufbrausender / ärgerlicher Charakter (dosa)
- zu Verblendung neigender Charakter (moha)
- gläubiger Charakter (saddhâ)
- einsichtiger Charakter (buddhi)
- geistig unruhiger (innerlich viel sprechender) Charakter (vitakka)
s. Dhammavibhâga II.6.3.
Die 40 Meditationsmethoden der Ruhigwerdemeditation:
- 10 Kasi.na:
- 4 Elemente-Kasi.na
- 4 Farb-Kasi.na
- 1 Licht-Kasi.na
- 1 Begrenzter-Raum-Kasi.na
- 10 Unreinheiten (asubha): Verfallszustände eines Leichnams
- 10 Vergegenwärtigungen (anussati):
- des Buddha
- der Buddhalehre
- derer, die durch diese Lehre zur Erlösung gelangt sind (sañgha)
- der Sittlichkeit
- Weggeben
- Gottheiten
- Ein- und Ausatmen
- Tod
- Körperbestandteile
- Nibbâna
- 4 Brahmavihara:
- Freundlichkeit
- Mitgefühl
- Mitfreude
- Gelassenheit
- 4 Unkörperlichkeiten (âruppa):
- unendlicher Raum
- unendliches Bewußtsein
- Nichts
- Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung
- Wahrnehmung der Widerlichkeit des Essens
- Zerlegung von allem in die vier Elemente
s. Dhammavibhâga II.2.2.
Visuddhimagga, Kap. 4, §§ 1-19
Achtzehn Mängel eines (klösterlichen) Aufenthaltsortes:
- zu groß
- neu
- verfallen
- an einer Landstraße gelegen
- an einer Zisterne (einem öffentlichen Brunnen) gelegen
- wo es viel öffentlichge Gemüse gibt
- wo es viele öffentliche Blumen gibt
- wo es viele öffentlich zugängliche Früchte gibt
- Wallfahrtsort
- bei einer Stadt gelegen
- wo viel Holz gesammelt wird
- wo rund herum bestellte Felder sind
- wo gehäßige Menschen wohnen
- an Zollstationen
- an Landesgrenze
- unheimelige Orte
- wo es keinen guten Freund gibt
Eigenschaften eines guten (klösterlichen) Aufenthaltsortes
- nicht zu nah und nicht zu fern, zum Gehen und Kommen geeignet
- bei tag wenig belebt, nachts ruhig
- wenig Belästigung durch Insekten, Wind, Sonne, Wetter, Kriechtiere
- man bekommt die vier materiellen Grundlagen des Mönchslebens einfach
- es gibt ältere, kundige, auskunftsbereite Mönche
Visuddhimagga, Kap. 4, § 20
- man schneide langes Haar, Nägel, Bart
- man bessere alte Gewänder aus und färbe sie nötigenfalls neu
- Rostflecken im Almosentopf glühe man aus
- Bett, Stuhl usw. säubere man
Visuddhimagga, Kap. 4, § 21 - Kap. 11, § 117