Materialien zur buddhistischen Psychologie

4. Anatomie des Mentalen: Abhidhamatthasaṅgaha

2. Text und Übersetzung von Kapitel II: Cetasikā


von Alois Payer

mailto: payer@payer.de

Viele Anregungen stammen von: Sharmila Bansal-Tönz, Angela Hohenberger, Helen Kleiner, Caroline Widmer


Zitierweise / cite as:

Payer, Alois: Materialien zur buddhistischen Psychologie. -- 4. Anatomie des Mentalen: Abhidhamatthasaṅgaha. -- 2. Text und Übersetzung von Kapitel II: Cetasikā. -- Fassung vom 2007-01-26. -- URL: http://www.payer.de/buddhpsych/psych04b.htm    

Erstmals publiziert:  2006-12-26

Überarbeitungen: 2007-01-26 [Änderungen]; 2007-01-25 [Ergänzungen]; 2007-01-07 [Ergänzungen]; 2006-12-31 [Ergänzungen]

Anlass: Lehrveranstaltung Wintersemester 2006/2007

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0. Übersicht



Alle Verse sind im Versmaß vatta = siloka = Śloka abgefasst.

Das metrische Schema ist:

 ̽  ̽  ̽  ̽ ˘ˉˉˉ
 ̽  ̽  ̽  ̽ ˘ˉ˘ˉ

 ̽  ̽  ̽  ̽ ˘ˉˉˉ
 ̽  ̽  ̽  ̽ ˘ˉ˘ˉ

Ausführlich zu Vatta im Pāli siehe:

Warder, A. K. (Anthony Kennedy) <1924 - >: Pali metre : a contribution to the history of Indian literature. -- London : Luzac, 1967. --  XIII, 252 S. -- S. 172 - 201.


1. Einleitung


Kommentar:

Im ersten Teil des Abhidhammatthasaṅgaha, dem Citta-saṅgaha-vibhāga, werden die 89 Typen von citta - Bewusstsein - behandelt. Zugrunde liegt die Dhammasaṅgaṇī sowie die Modifikationen durch den Visuddhimagga. Diese Klassifizierung ist für diesen zweiten, den cetasikā gewidmeten Teil Voraussetzung, da in diesem Teil die verschiedenen cetasikā den 89 citta zugeteilt werden.

Das Bewusstsein wird nach drei Prinzipien eingeteilt:

  1. Ebene, in dem sich das Bewusstsein bewegt (bhūmi), d.h. Objekt:
    1. kāmāvacara: auf der Ebene der Sinne
    2. rūpāvacara: Auf der Ebene der reinen Formen
    3. arūpavacara: Auf der Ebene des Formlosen
    4. lokuttara: Auf der Ebene des Überweltlichen
  2. Wurzel (mūla) (die mūlas sind cetasikas!):
    1. akusala: karmisch unheilsam
      1. moha + lobha: Verblendung und Gier
      2. moha + dosa: Verblendung und Hass
      3. moha: Verblendung
    2. ahetuka: ohne karmisch wirksame Ursachen
    3. sobhana: karmisch heilsam
      1. alobha + adosa: Gierfreiheit und Hassfreiheit
      2. alobha + adosa + amoha: Gierfreiheit und Hassfreiheit und Verblendungsfreiheit
  3. karmische Wiksamkeit
    1. karmisch wirksam
      1. kusala: heilsam
      2. akusala: unheilsam
    2. abyākata: karmisch indifferent
      1. vipāka: Karmareifung
      2. kriyā: rein funktionell

Ausführlich schaut die Einteilung so aus:

Tabelle I - Bewusstseins-Gruppe (viññāna kkhandha)

    

Karmisch heilsam (kusala)

karmisch unheilsam (akusala)

karmisch neutral (avyākata)

 
 
 
 
 
 
 
Sinnen-
sphäre
 
(kāmā-
vacara)
 

 

(Impulsion -javana)

1. freudig, mit Wissen, unvorbereitet.
2. freudig, mit Wissen, vorbereitet
3. freudig, ohne Wissen, unvorbereitet
4. freudig, ohne Wissen, vorbereitet
5. indifferent, mit Wissen, unvorbereitet
6. indifferent, mit Wissen, vorbereitet
7. indifferent, ohne Wissen, unvorbereitet
8. indifferent, ohne Wissen, vorbereitet
in Gier (lobha) wurzelnd:
22.freudig, mit Ansicht, unvorb.
23.freudig, mit Ansicht, vorber.
24.freudig, ohne Ansicht, unvorb.
25.freudig, ohne Ansicht, vorber.
26.indifferent, mit Ansicht, unvorbereitet
27.indifferent, mit Ansicht, vorbereitet
28.indifferent, ohne Ansicht, unvorbereitet
29.indifferent, ohne Ansicht, vorb.
in Hass (dosa) wurzelnd:
30. traurig, mit Groll, unvorb.
31. traurig, mit Groll, vorber.
in Verblendung (moha) wurzelnd: (Impulsion)
32. indiff., mit Zweifel
33. indiff., mit Aufgeregtheit
(a) karmagewirkt. (vipāka)
Wirkg.heils.Karmas (mit angen.Objekt)
34.-38.Seh-,Hör-,Riech-,Schmeck-, (wohlig.)Körpbewusstsein
39. Geist-Elem.:mano-dhātu (Rez.)
40. freud.Geistbew.Element: manoviññāna-dhātu (Pr.Reg.)
41. indiff.Geistbewussts. Element (Pr.Reg.W.U.T.)
42.-49. = 1 bis 8 (W.U.T.Reg.)
Wirkg.unheils.Karmas mit unang.Objekt
50.-54.Seh-,Hör-,Riech-,Schmeck-, (wehes)Körperbewusstsein
55. Geist-Elem.:mano-dhātu (Rez.) 56. Geistbewusstseins-Element (W.U.T.Pr.Reg.)
(b) funktionell (kiriya)

 

70. Geist-Element (aufmerkend: 5Pf.)

71. Geist-Bewussts.-Element (Feststell.;Aufm.:GPf.)

72. freud.Geistbew.-Elem. (Imp.)

73.-80.= 1 bis 8 (Imp.)

 
Feinkör-
perliche
Sphäre
(Vertie-
fung)
(rúpa
vacara)
9. Gedankenfassung, Diskur- sives Denken, Verzückung, Freude, Sammlung
10. Diskursives Denken, Verzückung, Freude, Sammlung
11. Verzückung, Freude, Sammlung.
12. Freude, Sammlung (Imp.)
13. Gleichmut, Sammlung
   
57.
58. = 9 bis 13 (W.U.T.)
59.
60.
61.
81.
82. = 9 bis 13 (Imp.)
83.
84.
85.

 

Unkörperliche Sphäre

(arúpa)

14. Raumunendlichkeitsgebiet
15. Bewusstseinunendlichkeits- gebiet (Imp.)
16. Nichtsheitgebiet
17. Weder-Wahrnehmung-Noch- Nichtwahrnehmungsgebiet
   
62.
63. = 14 bis 17 (W.U.T.)
64.
65.
86.
87. = 14 bis 17 (Imp.)
88.
89.

 

Über-weltlich

(lokuttara magga)

18. Pfadmoment (Imp.) Pfadmoment d. Stromeintr.
19. Pfadmom.d. Einmalwiederk.
20. Pfadmom.d. Niewiederkehr
21. Pfadmom.d. Arahatschaft
   
66. Fruchtmoment.d. Stromeintr.
67. Fruchtmom.d. Einmalwiederk.
68. Fruchtmom. d. Niewiederkehr
69. Frucht.d. Arahatschft.(Imp)
   

[Quelle der Tabelle: Nyanatiloka <Thera> <1878 - 1957>: Buddhistisches Wörterbuch : kurzgefasstes Handbuch der buddhistischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung. -- 5. Aufl., (Unveränd. Nachdr. der 2., rev. Aufl.). -- Stammbach : Beyerlein und Steinschulte, 1999. -- 277 S. ; 18 cm. -- Originaltitel: Buddhist dictionary. -- ISBN: 3-931095-09-6. -- Hier können Sie dieses Werk bestellen: http://www.buddhareden.de/fr-bestellung.htm. --  Tabelle I. -- Online: http://www.palikanon.com/tables/tabelle1.htm. -- Zugriff am 2006-12-18]

Übersichtlich ist folgende Kurzübersicht, in der jeweils die Anzahl der Distinktionsglieder angegeben ist:


Abb.: Kurzübersicht über die citta's

[Quelle der Abb.: Anuruddha ;  Nārada <Mahāthera> <1898 - 1983>: A manual of Abhidhamma : being Abhidhammattha Saṅgaha of Bhadanta Anuruddhācariya / ed. in the orig. Pali text with English transl. and explanatory notes by Nārada Mahā Thera. - 5., rev. ed.. - Kuala Lumpur : Buddhist Missionary Soc., 1987. - VI, 451 S. -- ISBN 967-9920-59-3. -- Nach S. 70]

Der Abhidhamma vertritt dabei einen gewissen Begriffsrealismus: Eigenschaften, für die es eine sprachliche Bezeichnung gibt, werden als - wenn auch nur kurzfristig existierende - Entitäten (dhamma) betrachtet. Damit kommt man auch zu vielen Pseudoerklärungen wie wir sie in der abendländischen Philosophie mit ihren "Potenzen (potentia)", "Kräften (vis; z.B. die den Fortschritt der Biologie hemmende vis vitalis = jivitindriya)", "Vermögen" usw. bis zum Überdruss kennen. Insofern war und ist der Abhidhamma ein Hindernis bei der unbefangenen Untersuchung des Menschen, insoweit diese dem Heil dient.


2. Text des Abhidhammatthasaṅgaha


Abhidhammatthasaṅgaha:

ekuppādanirodhā ca
ekālambanavatthukā |
cetoyuttā dvipaññasā
dhammā cetasikā matā |1|

1. Zweiundfünfzig Realitäten (dhamma)1 sind Begleitelemente (cetasika3) des Bewusstseins (citta2).

Sie sind:

  • mit dem Bewusstsein verbunden
  • haben mit dem Bewusstsein gemeinsames Entstehen und Vergehen
  • haben dasselbe Objekt (ālambana)
  • haben denselben Sitz (vatthu3) wie das Bewusstsein

Kommentar:

1 Realitäten: dhamma: die cetasikas sind also mentale Elemente

Vgl. dazu die Konzeption psychischer Elemente bei Wilhelm Wundt <1832 - 1920>, der als einer der Begründer der Empirischen Psychologie als eigenständiger, von der Philosophie getrennter Wissenschaft gilt:


Abb.: Wilhelm Wundt

"I. Die psychischen Elemente.

§ 5. Hauptformen und allgemeine Eigenschaften der psychischen Elemente.

1. Da alle psychischen Erfahrungsinhalte von zusammengesetzter Beschaffenheit sind, so sind psychische Elemente im Sinne absolut einfacher und unzerlegbarer Bestandteile des psychischen Geschehens die Erzeugnisse einer Analyse und Abstraktion, die nur dadurch möglich wird, dass die Elemente tatsächlich in wechselnder Weise verbunden sind. Befindet sich ein Element a in einem ersten Falle zusammen mit b, c, d . . ., in einem zweiten mit b', c', d' . . . usw., so kann eben deshalb, weil keines der Elemente b, b', c, c' . . . konstant an a gebunden ist, von ihnen allen abgesehen werden. Wenn wir z. B. einen einfachen Ton hören, so kann derselbe bald nach dieser, bald nach jener Richtung des Raumes verlegt, und es kann bald dieser, bald jener andere Ton zugleich gehört werden. Weil es aber weder eine konstante räumliche Richtung noch einen konstanten Begleitton gibt, so lässt sich von diesen variabeln Bestandteilen abstrahieren, so dass der einzelne Ton allein als psychisches Element zurückbleibt.

2. Der Tatsache, dass die unmittelbare Erfahrung zwei Faktoren enthält, einen objektiven Erfahrungsinhalt und das erfahrende Subjekt (§ 1, 2), entsprechen zwei Arten psychischer Elemente, die sich als Produkte der psychologischen Analyse ergeben.
  • Die Elemente des objektiven Erfahrungsinhalts bezeichnen wir als Empfindungselemente oder schlechthin als Empfindungen: z.B. einen Ton, eine bestimmte Wärme-, Kälte-, Lichtempfindung usw., wobei jedesmal alle Verbindungen dieser Empfindung mit andern, sowie nicht minder die räumliche und zeitliche Ordnung derselben außer Betracht bleiben.
  • Die subjektiven Elemente bezeichnen wir als Gefühlselemente oder als einfache Gefühle. Beispiele solcher sind: das Gefühl, das eine Licht-, Schall-, "Geschmacks-, Geruchs-, Wärme-, Kälte-, Schmerzempfindung begleitet, oder das Gefühl beim Anblick eines wohlgefälligen oder missfälligen Objekts, die Gefühle im Zustand der Aufmerksamkeit, im Moment eines Willensaktes usw. Diese einfachen Gefühle sind wieder in doppelter Beziehung Produkte der Abstraktion: jedes Gefühl ist nämlich nicht nur mit Vorstellungselementen verbunden, sondern es bildet auch einen Bestandteil eines in der Zeit verlaufenden psychischen Prozesses, während dessen es sich von einem Zeitpunkt zum andern verändert.

3. Da die wirklichen psychischen Erfahrungsinhalte stets aus mannigfachen Verbindungen von Empfindungs- und Gefühlselementen bestehen, so liegt der spezifische Charakter der einzelnen psychischen Vorgänge zum größten Teile durchaus nicht in der Beschaffenheit jener Elemente, sondern in ihren Verbindungen zu zusammengesetzten psychischen Gebilden begründet. So sind z. B. eine räumliche Vorstellung, ein Rhythmus, ein Affekt, ein Willensvorgang eigenartige Formen psychischer Erfahrung, die als solche mit den Empfindungs- und Gefühlselementen keineswegs schon gegeben sind. Ein psychisches Gebilde verhält sich vielmehr in dieser Beziehung einigermaßen analog wie eine chemische Verbindung, deren Eigenschaften ja ebenfalls keineswegs dadurch bestimmt werden können, dass man die Eigenschaften der chemischen Elemente aufzählt, aus denen sie besteht, Spezifische Beschaffenheit und elementare Natur psychischer Vorgänge sind daher völlig verschiedene Begriffe. Jedes psychische Element ist ein spezifischer Erfahrungsinhalt, aber nicht jeder spezifische Inhalt ist zugleich ein psychisches Element. So sind namentlich die räumlichen, die zeitlichen Vorstellungen, die Affekte, die Willenshandlungen spezifische, aber nicht elementare Prozesse."

[Quelle: Wundt, Wilhelm <1832 - 1920>: Grundriss der Psychologie. -- 13. Aufl. -- Leipzig : Kröner, 1918. -- 414 S. : 23 Fig. im Text ; 22 cm. -- S. 34 - 36]

Die cetasikas existieren aber nicht für sich allein, sondern nur als Bestandteile eines kurzfristigen Bewusstseinszustandes. Dies entspricht auch der heutigen wissenschaftlichen Ansicht:

"Aus der Architektur des Gehirns und insbesondere der funktionellen Nähe seiner Elemente leitet sich eine Überlegung ab, die für unser Selbstverständnis wichtig ist (und auch Philosophen interessieren könnte): Es gibt keine Unabhängigkeit der einzelnen psychischen Zustände; jeder Seelenzustand ist immer auch bezogen auf andere Aktivitäten, die im Augenblick des Erlebens nicht im Fokus der Aufmerksamkeit stehen. Es kommt also in meinem Gehirn nicht vor, dass ich nur etwas sehe, nur etwas rieche, mich nur an etwas erinnere, nur eine Gefühlsregung habe, nur etwas will oder nur einen Gedanken denke; das Sehen eines Bildes ohne einen gleichzeitigen Bezug auf im Gedächtnis gespeicherte Inhalte und ohne eine emotionale Bewertung ist nicht möglich; die Erinnerung an ein Ereignis ohne einen gleichzeitigen Bezug auf ein Gefühl ist nicht möglich; die gedankliche Analyse eines komplexen Sachverhaltes ohne einen gleichzeitigen Bezug auf im Gedächtnis gespeicherte Information und eine emotionale Bewertung des Problems (beides muss nicht explizit sein) ist nicht möglich. Alles ist mit allem engstens verknüpft und beeinflusst sich gegenseitig auf eine nicht berechenbare Weise.

Obwohl auf der neuronalen Ebene alle Prozesse engstens miteinander verbunden sind, werden auf einer anderen Ebene (wenn man so will: auf einer höheren Ebene) einfache Kategorien gebildet. Das Hauptgeschäft des Gehirn ist Reduktion von Komplexität der Information, die gleichsam auf uns einstürzt, damit wir auf der Ebene des Erlebens nicht im Sumpf der Abermillionen Einzeldaten versinken. (Leider geschieht bei manchen Patienten gerade dies, dass sie alle Detailinformationen festhalten, wie der russische Neurologe Alexander Luria an einem Fall geschildert hat, der aufgrund dieser Fähigkeit, etwas nicht vergessen zu können, als Gedächtniskünstler auftrat.) Ergebnis der Komplexitätsreduktion sind Abstraktionen (zu denen der Patient von Luria nicht fähig war), so dass wir in der retrospektiven Reflexion, wenn wir also über das Erlebte nachdenken, vermeintlich unabhängige phänomenale Bereiche »entdecken« oder »erfinden«, indem wir Begriffe einsetzen wie Wahrnehmung, Erinnerung, Gefühl oder auch Bewusstsein. Im gegenwärtigen Vollzug des Erlebens gibt es diese Trennung nicht, denn Abstraktionen bedingen nicht, dass das Abstrahierte sich von allen anderen neuronalen Prozessen unabhängig gemacht hat. (Unabhängigkeit einzelner Seelenregungen anzunehmen ist vermutlich in der philosophischen Tradition des Abendlandes begründet, beginnend vielleicht mit der platonischen Ideenlehre, die eine Aufspaltung des Psychischen in verschiedene operative Bereiche nahelegt. Diese Segmentierung des Psychischen im begrifflichen Rahmen legt die Meinung nahe, man könne Komponenten des Psychischen unabhängig voneinander betrachten und verstehen, was zu vielen Irrläufern der Selbstinterpretation des Menschen geführt hat.)"

[Quelle: Pöppel, Ernst <1940 - >: Der Rahmen : ein Blick des Gehirns auf unser Ich. -- München ; Wien : Hanser, 2006. -- 548 S. : Ill., graph. Darst. ; 22 cm. -- ISBN 978-3-446-20779-0. -- S. 113f. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]


2 citta = viññāṇa; siehe z.B. Assutavāsutta (s II, 94f.; Nal II, 81):

yam idaṃ vuccati cittam iti pi, mano iti pi, viññāṇaṃ iti pi ... "Was man citta nennt, heißt auch mano, viññāṇā ..."

3 cetasika: Begleitelemente des Bewusstseins

Siehe Dukamātikā der Dhammasaṅgaṇī (Dhs 5; Nal 10f.):

(ka) cittā dhammā
(kha) no cittā dhammā |56|

(ka) cetasikā dhammā
(kha) acetasikā dhammā |57|

56.
  1. Realitäten, die Bewusstsein sind
  2. Realitäten, die nicht Bewusstsein sind

57.

  1. Realitäten, die Begleitelemente des Bewusstseins sind
  2. Realitäten, die nicht Begleitelemente des Bewussteins sind

Dhammasaṅgaṇī dazu (Dhs 209; Nal 264 = Dhs 253; Nal 319):

(ka) katame dhammā cittā ?
  • cakkhuviññāṇaṃ
  • sotaviññāṇaṃ
  • ghānaviññāṇaṃ
  • jihvāviññāṇaṃ
  • kāyaviññāṇaṃ
  • manodhātu
  • manoviññānadhātu

ime dhammā cittā |

(kha) katame dhammā no cittā ?

  • vedanākkhandho
  • saññākkhandho
  • saṅkhārakkhandho
  • sabbaṃ ca rūpaṃ
  • asaṅkhatā ca dhātu

ime dhammā no cittā |78|

(ka) katame dhammā cetasikā ?

  • vedanākkhandho
  • saññākkhandho
  • saṅkhārakkhandho

ime dhammā cetasikā |

(kha) katame dhammā acetasikā ?

  • cittaṃ ca
  • sabbaṃ ca rūpaṃ
  • asaṅkhatā ca dhātu

ime dhammā acetasikā |79|

78.

1. Welche Realitäten sind Bewusstsein?

  • Sehbewusstsein
  • Hörbewusstsein
  • Riechbewusstsein
  • Schmeckbewusstsein
  • somatisches Bewusstsein
  • Geist-Element
  • Geistbewusstsein

Diese Realitäten sind Bewusstsein.

2. Welche Realitäten sind nicht Bewusstsein?

  • Die Gefühlsgruppe
  • Die Erinnerungsgruppe
  • Die Gruppe der gestaltwirksamen Elemente
  • die ganze Materie
  • das nicht-bedingte Element (Nibbāna)

Diese Realitäten sind nicht Bewusstsein.

79.

1. Welche Realitäten sind Begleitelemente des Bewusstseins?

  • Die Gefühlsgruppe
  • Die Erinnerungsgruppe
  • Die Gruppe der gestaltwirksamen Elemente

Diese Realitäten sind Begleitelemente des Bewusstseins.

2. Welche Realitäten sind Begleitelemente des Bewusstseins?

  • das Bewusstsein
  • die ganze Materie
  • das nicht-bedingte Element (Nibbāna)

Diese Realitäten sind nicht Begleitelemente des Bewusstseins.


3 vatthu: Sitz: Ort, an dem das Bewusstsein ist (wenn ich z.B. Schmerz im Zehen empfinde, sitzt das Bewusstsein nicht etwa im Gehirn, sondern im Zehen. Das Gehirn ist völlig unbewusst, deshalb blieb seine wahre Funktion auch so lange verborgen!). vatthu ist Materie (rūpa):

"Wegen der lebhaften Wechselwirkung, die zwischen seelischer Erregung (Gemütsbewegung) und Herzschlag besteht, so dass nicht allein Angst, Furcht, Wut etc. alsbald Herzklopfen erzeugen, sondern auch umgekehrt krankhafte Beklemmungen und Erregungen des Herzens sofort auf die Psyche zurückwirken, hat man seit alten Zeiten das Herz als den Sitz des Gemüts, der Gefühle und Triebe (Liebe) sowie moralischer und Charaktervollkommenheiten (Mut, Treue, Gewissenhaftigkeit) betrachtet. Wie wir noch heute sprechen: »Jemand hat Herz«, statt Mut, wie wir herzhaft, herzlich, starkherzig, leichtherzig, herzlieb, Mutterherz und ähnliche Ausdrücke brauchen, so bedeuteten schon bei Griechen und Römern die Worte kardia [Καρδιά] und cor nicht bloß das Herz, sondern auch Gemüt, Stimmung, Gesinnung, ja selbst Einsicht, Verstand, Besonnenheit etc. Daher die lebhafte Verwendung der Herzfigur in Bildersprache, Symbolik und Volkskunst, die häufige Erwähnung des Herzens in Rede, Dichtkunst und Gebärde (Hand aufs Herz!) als des Sitzes der Zuneigung, Liebe und Treue, die Gleichnisse vom gebrochenen und durchbohrten Herzen (sieben Schwerter der Marienbilder) und seine Bezeichnung als des schlechthin edelsten Körperteils, das daher häufig getrennt an solchen Orten beigesetzt wurde, zu denen jemand im Leben sein »Herz hingezogen fühlte« (z. B. das Herz Kaiser Heinrichs III. im Kaiserhause zu Goslar), die Darbringung der Herzen beim Götzenopfer, die zahlreichen Sagen vom »Herz aus dem Leibe reißen« und dem Herzessen, um Kraft und Mut des vorigen Inhabers in sich überzuleiten, in der Helden-, Götter- und Tiersage. So sollte Zeus [Ζεύς] das noch zuckende Herz des von den Titanen zerrissenen Zagreus [Ζαγρεύς] verschluckt haben, und Loki durch Verzehrung des verknöcherten Herzens eines alten Weibes so hartherzig geworden sein; Siegfried erbt durch Verzehrung von Fafnirs Herz dessen Tiersprachenkunde. Den menschlichen Vorzügen der Weich-, Warm- und Barmherzigkeit werden die Raben-, Tiger- u. Steinherzen gegenübergestellt. Vgl. Engelmann, Das Herz und seine Tätigkeit im Lichte neuerer Forschung (Leipz. 1904)."

[Quelle: Meyers großes Konversations-Lexikon. -- DVD-ROM-Ausg. Faksimile und Volltext der 6. Aufl. 1905-1909. -- Berlin : Directmedia Publ. --2003. -- 1 DVD-ROM. -- (Digitale Bibliothek ; 100). -- ISBN 3-89853-200-3. -- s.v. Herz]


Abb.: Das gequälte Herz


3. Text der Abhidhammatthavibhāvinī


Kommentar

Die cetasikas werden nach folgenden Gesichtspunkten eingeteilt:

  1. aññasamāna: allgemeine
    1. sabbacittasādhāraṇa: allem Bewusstsein gemeine
    2. pakiṇṇaka: verstreute
  2. akusala: karmisch unheilsame
    1. sabbākusalasādhāraṇa: allem karmisch Unheilsamen gemeine
    2. (pakiṇṇaka): verstreute
  3. sobhana: karmisch heilsame
    1. sobhanasādhāraṇa: allem karmisch Heilsamen gemeine
    2. virati: Enthaltungen
    3. appamañña: unbegrenzte Haltungen
    4. paññindriya: Fähigkeit der Weisheit

3.1. aññasamāna: allgemeine Cetasika


3.1.1. sabbacittasādhāraṇa: allem Bewusstsein gemeine Cetasika


Abhidhammatthavibhāvinī z. St.:

kathaṃ?

  1. phasso
  2. vedanā
  3. saññā
  4. cetanā
  5. ekaggatā
  6. jivitindriyaṃ
  7. manasikāro

cāti satt' ime cetasikā sabbacittasādhāraṇā nāma |1.1.|


1.1. Wie?

  1. Empfindung1
  2. Gefühl2
  3. Erinnerungsfunktion3
  4. Wollen4
  5. Einheit5
  6. Lebenskraft6
  7. Aufmerksamkeit7

Diese sieben Begleitelemente sind allem Bewusstsein gemein8.


Kommentar

1 Empfindung: phassa:

"§ 6. Die reinen Empfindungen.

1. Der Begriff der »reinen Empfindung« setzt nach § 5 eine doppelte Abstraktion voraus:

  1. die Abstraktion von den Vorstellungen, in denen die Empfindung vorkommt, und
  2. die Abstraktion von den einfachen Gefühlen, mit denen sie verbunden ist.

Die in diesem Sinne definierten reinen Empfindungen bilden eine Reihe disparater Qualitätssysteme; und jedes dieser Systeme, wie das der Druckempfindungen, der Ton-, der Lichtempfindungen, ist entweder ein gleichförmiges oder ein mannigfaltiges Kontinuum (§ 5, 5), das, in sich abgeschlossen, keinerlei Übergänge zu einem der andern Systeme erkennen lässt.

2. Die Entstehung der Empfindungen ist, wie uns die physiologische Erfahrung lehrt, regelmäßig an gewisse physische Vorgänge gebunden, die teils in der unsern Körper umgebenden Außenwelt, teils in bestimmten Körperorganen ihren Ursprung haben, und die wir mit einem der Physiologie entlehnten Ausdruck als die Sinnesreize oder Empfindungsreize bezeichnen. Besteht der Reiz in einem Vorgang der Außenwelt, so nennen wir ihn einen physikalischen; besteht er in einem Vorgang in unserm eignen Körper, so nennen wir ihn einen physiologischen."

[Quelle: Wundt, Wilhelm <1832 - 1920>: Grundriss der Psychologie. -- 13. Aufl. -- Leipzig : Kröner, 1918. -- 414 S. : 23 Fig. im Text ; 22 cm. -- S. 45.]

Im Gegensatz zur modernen Einsicht in die Sinnesreize nahm man im alten Buddhismus naiv an, dass die Reize dieselben Qualitäten wie die Empfindungen haben, dass also Farben und Gestalten (rūpa), Töne (sadda), Gerüche (gandha) usw. in der Außenwelt vorhanden sind. Dagegen stehen die Erkenntnisse der modernen Physik und Chemie:

"5. Der Natur der Sache nach ist es unmöglich, aus der Beschaffenheit der physikalischen und physiologischen Reizungsvorgänge die Beschaffenheit der Empfindungen abzuleiten, da die Reizungsvorgänge der naturwissenschaftlichen oder mittelbaren, die Empfindungen dagegen der psychologischen oder unmittelbaren Erfahrung angehören, beide also unvergleichbar miteinander sind. Wohl aber besteht insofern ein Wechselverhältnis zwischen den Empfindungen und den physiologischen Reizungsvorgängen, als verschiedenen Empfindungen stets verschiedene Reizungsvorgänge entsprechen. Dieser Satz von dem Parallelismus der Empfindungsunterschiede und der physiologischen Reizungsunterschiede ist ein wichtiges Hilfsprinzip sowohl der psychologischen wie der physiologischen Empfindungslehre. In der ersteren wendet man ihn an, um mittels willkürlicher Variation der Reize bestimmte Veränderungen der Empfindung hervorzubringen; in der letzteren bedient man sich desselben, um aus der Gleichheit oder Verschiedenheit der Empfindungen auf die Gleichheit oder Verschiedenheit der physiologischen Reizungsvorgänge zurückzuschließen. Das nämliche Prinzip bildet überdies die Grundlage sowohl unserer praktischen Lebenserfahrung wie unserer theoretischen Erkenntnis der Außenwelt."

[Quelle: Wundt, Wilhelm <1832 - 1920>: Grundriss der Psychologie. -- 13. Aufl. -- Leipzig : Kröner, 1918. -- 414 S. : 23 Fig. im Text ; 22 cm. -- S. 54f.]

Warum wir phassa zuerst genannt?

"Contact is mentioned first because it precedes all other mental states. "Touching by contact, consciousness experiences by feeling, perceives by perception, wills by volition - (Phassena phusitvā, vedanāya vediyati, saññāya sañjānāti, cetanāya ceteti)". According to Paticca-Samuppāda, too, Contact conditions Feeling. But strictly speaking, there is no reason for the sequence because all these mental states are coexistent. The Atthasālini states - "For of states, arisen in one conscious moment, it is not valid to say that 'this' arises first, 'that' afterwards. The reason is not because contact is a strong support. Contact is just mentioned first in the order of teaching, but it was also permissible to bring it in thus: - There are feeling and contact, perception and contact, volition and contact; there are consciousness and contact, feeling, perception, volition, initial application of mind. In the order of teaching, however, contact is mentioned first. Nor is the sequence of words among the remaining states of any special significance.""

[Quelle: Anuruddha ;  Nārada <Mahāthera> <1898 - 1983>: A manual of Abhidhamma : being Abhidhammattha Saṅgaha of Bhadanta Anuruddhācariya / ed. in the orig. Pali text with English transl. and explanatory notes by Nārada Mahā Thera. - 5., rev. ed.. - Kuala Lumpur : Buddhist Missionary Soc., 1987. - VI, 451 S. -- ISBN 967-9920-59-3. -- S. 83]


2 Gefühl: vedanā: ist

Im Unterschied zu W. Wundt versucht man in der Theravādapsychologie klugerweise nicht zwischen einfachen und zusammengesetzten Gefühlen zu unterscheiden:

"§ 7. Die einfachen Gefühle.

1. Einfache Gefühle können in ungleich mannigfaltigerer Weise entstehen als einfache Empfindungen, da auch solche Gefühle, die wir nur in Verbindung mit mehr oder minder zusammengesetzten Vorstellungsprozessen beobachten, subjektiv unzerlegbar sind (S. 41). So ist z. B. das Gefühl der Tonharmonie ebensogut einfach wie das an einen einzelnen Ton gebundene Gefühl. Nur darin bestellt ein wesentlicher Unterschied, dass solche Gefühle, die einfachen Empfindungen entsprechen, nach der nämlichen Methode der Abstraktion, deren wir uns zur Feststellung der Empfindungen selbst bedienen (S. 34), aus dem Zusammenhang unserer Erfahrung isoliert werden können. Ein einfaches Gefühl dagegen, das an irgendein zusammengesetztes Vorstellungsgebilde gebunden ist, können wir niemals von den Gefühlen sondern, die als subjektive Komplemente der Empfindungen in jenes Gebilde eingehen. So ist es z. B. unmöglich, das Harmoniegefühl des Akkords c e g von den einfachen Gefühlen der Töne c, e und g loszulösen. Diese mögen hinter jenem zurücktreten, da sie sich mit ihm, wie wir später (§ 12, 3 a) sehen werden, stets zu einem einheitlichen Totalgefühl verbinden; aber eliminieren lassen sie sich natürlich niemals.

2. Das mit einer einfachen Empfindung verbundene Gefühl pflegt man als sinnliches Gefühl oder auch als Gefühlston der Empfindung zu bezeichnen. Beide Ausdrücke sind in entgegengesetztem Sinne der Missdeutung fähig: der erste, weil man geneigt ist, unter dem »sinnlichen Gefühle« nicht nur einen durch Abstraktion isolierbaren, sondern einen wirklich isoliert vorkommenden Bestandteil unmittelbarer Erfahrung zu vorstehen; der zweite, weil der »Gefühlston« als eine der Empfindung in ähnlicher Weise unveränderlich zukommende Gefühlsqualität betrachtet werden könnte, wie etwa der »Farbenton« ein notwendiges Bestimmungsstück einer Farbenempfindung ist. In Wahrheit kann aber das sinnliche Gefühl ebensowenig jemals ohne eine Empfindung vorkommen, wie es ein Gefühl der Tonharmonie ohne Tonempfindungen geben kann. Wenn man zuweilen das Schmerzgefühl oder auch Druck-, Wärme-, Kälte-, Muskelgefühle u. dgl. als selbständig vorkommende sinnliche Gefühle bezeichnet hat, so beruht das auf der namentlich in der Physiologie noch immer verbreiteten Vermengung der Begriffe Empfindung und Gefühl (S. 43), vermöge deren man teils gewisse Empfindungen, wie die des Tastsinns, »Gefühle« nennt, teils aber bei solchen Empfindungen, die, wie die Schmerzempfindungen, von starken Gefühlen begleitet werden, die Unterscheidung beider Elemente vernachlässigt. Nicht minder unzulässig würde es aber sein, einer bestimmten Empfindung ein qualitativ und intensiv fest bestimmtes Gefühl zuzuschreiben. Vielmehr bewährt es sich überall, dass die Empfindung nur einer unter vielen Faktoren ist, die ein in einem gegebenen Augenblick vorhandenes Gefühl bestimmen, indem neben ihr immer zugleich vorangegangene Prozesse und dauernde Anlagen, im ganzen also Bedingungen, die wir im einzelnen Fall nur bruchstückweise zu übersehen vermögen, eine wesentliche Rolle spielen. Der Begriff des »sinnlichen Gefühls« oder des »Gefühlstons« ist daher in doppeltem Sinne Produkt einer Analyse und Abstraktion: erstens müssen wir dabei das einfache Gefühl von der es begleitenden reinen Empfindung unterscheiden; und zweitens müssen wir unter den mannigfach wechselnden Gefühlselementen, die unter verschiedenen Bedingungen mit einer bestimmten Empfindung verbunden sein können, das konstanteste zurückbehalten, bei dem zugleich alle Einflüsse, die eine einfache Empfindungswirkung stören oder komplizieren könnten, möglichst fehlen.

Unter diesen Bedingungen ist die erste, wenn man die psychologische Bedeutung der Begriffe Empfindung und Gefühl im Auge behält, verhältnismäßig leicht, die zweite sehr schwer zu erfüllen. Besonders bei den zwei ausgebildetsten Empfindungssystemen, den Ton- und Lichtempfindungen, ist es niemals möglich, solche indirekte Einflüsse völlig fernzuhalten. So erweckt z. B. die Empfindung Grün fast unvermeidlich die Vorstellung der grünen Vegetation; und da an diese Vorstellung zusammengesetzte Gefühle geknüpft sind, deren Beschaffenheit möglicherweise ganz unabhängig ist von dem Gefühlston der grünen Farbe, so lässt sich nicht ohne weiteres bestimmen, ob das bei der Einwirkung des Eindrucks beobachtete Gefühl ein reiner Gefühlston oder ein durch begleitende Vorstellungen erwecktes Gefühl oder aber eine Mischung aus beiden sei."

[Quelle: Wundt, Wilhelm <1832 - 1920>: Grundriss der Psychologie. -- 13. Aufl. -- Leipzig : Kröner, 1918. -- 414 S. : 23 Fig. im Text ; 22 cm. -- S. 91 -93.]

Bei der Klassifizierung der Gefühle verwendet man im Theravāda jeweils nur zwei Dimensionen: (körperlich - geistig; angenehm - unangenehm). Eine solche Reduktion auf wenige Dimensionen, ist sehr zweckmäßig, da man sonst einer großen Mannigfaltigkeit von Gefühlen gegenübersteht:

"6. Die qualitative Mannigfaltigkeit der einfachen Gefühle scheint unabsehbar groß zu sein; jedenfalls ist sie größer als die Mannigfaltigkeit der Empfindungen. Dies folgt erstens daraus, dass hei den Gefühlen der mehrdimensionalen Empfindungssysteme jeder Empfindungspunkt gleichzeitig mehreren Gefühlsdimensionen angehört (S. 40), zweitens und hauptsächlich aber daraus, dass den verschiedensten aus mannigfachen Verbindungen von Empfindungen bestehenden Gebilden, wie den intensiven, den räumlichen, den zeitlichen Vorstellungen, endlich bestimmten Stadien im Verlauf der Affekte und Willensvorgänge, ebenfalls Gefühle entsprechen, die an sich unzerlegbar sind, und daher den einfachen Gefühlen zugerechnet werden müssen (S. 41).

Um so mehr ist es zu bedauern, dass unsere sprachlichen Bezeichnungen der einfachen Gefühle noch ungleich dürftiger sind als die der Empfindungen. Die eigentliche Terminologie der Gefühle beschränkt sich nämlich ganz auf die Hervorhebung gewisser allgemeiner Gegensätze, wie angenehm und unangenehm, ernst und heiter, aufgeregt und ruhig u. dgl., Bezeichnungen, bei denen man meist die Affekte zu Hilfe nimmt, in die die Gefühle als Elemente eingehen. Überdies sind jene Ausdrücke von so allgemeiner Natur, dass jeder eine größere Anzahl einzelner einfacher Gefühle umfassen kann. In andern Fällen nimmt man bei der Schilderung der an einfachere Eindrücke gebundenen Gefühle komplizierte Vorstellungen zu Hilfe, denen Gefühle von ähnlichem Charakter entsprechen: so z.B. Goethe bei seiner Schilderung der Farbengefühle, und viele musikalische Schriftsteller bei den Klanggefühlen. Diese Armut der Sprache an spezifischen Gefühlsbezeichnungen ist eine psychologische Folge der subjektiven Natur der Gefühle, vermöge deren hier alle jene Motive der praktischen Lebenserfahrung, aus denen die Benennungen der Objekte und ihrer Eigenschaften entstanden sind, hinwegfallen. Hieraus auf eine entsprechende Armut der Gefühlsqualitäten selber zu schließen, ist aber ein psychologisches Missverständnis, das um so verhängnisvoller wird, da es eine zureichende Untersuchung der zusammengesetzten Gefühlsvorgänge von vornherein unmöglich macht.

7. Infolge der angedeuteten Schwierigkeiten kann natürlich an eine vollständige Aufzählung aller möglichen einfachen Gefühlsqualitäten noch weniger als an eine solche der Empfindungen gedacht werden. Eine derartige Aufzählung würde übrigens auch deshalb unausführbar sein, weil die Gefühle gemäß den oben erörterten Eigenschaften nicht, wie die Ton-, die Licht-, die Geschmacksempfindungen, disparate Systeme, sondern eine überall zusammenhängende Mannigfaltigkeit bilden (S. 42). Immerhin sind innerhalb dieser Mannigfaltigkeit verschiedene Hauptrichtungen zu unterscheiden, die sich zwischen Gefühlsgegensätzen von dominierendem Charakter erstrecken. Solche Hauptrichtungen können daher durch je zwei Bezeichnungen ausgedrückt werden, die jene Gegensätze andeuten. Dabei ist aber jede Bezeichnung nur als ein Kollektivausdruck anzusehen, der eine Menge individuell variierender Gefühle umfasst.


Fig. 8. Die Gefühle als dreidimensionale Mannigfaltigkeit.

In diesem Sinne lassen sich drei Hauptrichtungen feststellen (Fig. 8): wir wollen sie die Richtungen der Lust und Unlust (ab), der erregenden und beruhigenden (cd) und endlich der spannenden und lösenden Gefühle (ef) nennen. Ein individuelles Gefühl kann entweder alle diese Richtungen oder nur zwei derselben erkennen lassen, oder es kann auch nur einer einzigen unter ihnen angehören. Dieser letzteren Möglichkeit verdanken wir es allein, dass die genannten Richtungen überhaupt unterschieden werden können. Hiernach kann man diese Grundqualitäten der Gefühle in der Form einer dreidimensionalen Mannigfaltigkeit darstellen, deren Hauptrichtungen von einem einzigen Nullpunkte, dem Indifferenzpunkt, ausgehen (n Fig. 8), während jedes einzelne Gefühl entweder bloß einer Dimension (ab, cd, ef), oder zweien derselben, oder allen drei angehören kann.

8. Als Beispiele reiner Lust- und Unlustformen können wohl die an die Empfindungen des allgemeinen Sinnes sowie die an Geruchs- und Geschmackseindrücke gebundenen Gefühle angesehen werden. Bei einer Schmerzempfindung z. B. nehmen wir ein Unlustgefühl in der Regel ohne jede Beimischung einer der andern Gefühlsformen wahr. Erregende und niederdrückende Gefühle lassen sich in Verbindung mit reinen Empfindungen besonders bei Farben- und Klangeindrücken beobachten: so wirkt die rote Farbe erregend, die blaue beruhigend. Spannende und lösende Gefühle endlich sind durchweg an die Vorgänge der Aufmerksamkeit gebunden: so ist bei der Erwartung eines Sinneseindrucks ein Gefühl der Spannung, bei dem Eintritt eines erwarteten Ereignisses ein Gefühl der Lösung zu bemerken. Dabei kann allerdings sowohl die Erwartung wie ihre Erfüllung zugleich vom Gefühl der Erregung, oder sie können je nach besonderen Bedingungen von Lust- und Unlustgefühlen begleitet sein; aber diese andern Gefühle können auch ganz fehlen, wo sich dann die Spannungs- und Lösungsgefühle ähnlich wie die vorhin genannten Hauptrichtungen als eigenartige Formen zu erkennen geben, die nicht auf andere zurückzuführen sind.

Ebenso ist aber eine solche Zerlegung bei sehr vielen Gefühlen möglich, die mehreren jener Richtungen angehören, aber in ihrer Qualität trotzdem ebensogut wie die bisher erwähnten den Charakter einfacher Gefühle besitzen. So lassen sich die Gefühle des Ernstes und der Heiterkeit, wie sie z. B. an die sinnlichen Eindrücke tiefer und hoher Töne, dunkler und heller Farben geknüpft sind, als eigentümliche Qualitäten auffassen, die sowohl in der Hauptrichtung der Lust und Unlust wie in derjenigen der exzitierenden und beruhigenden Gefühle außerhalb der Indifferenzzone liegen. Nur muss man sich hier wiederum gegenwärtig halten, dass Lust und Unlust, Erregung und Ruhe nicht singuläre Gefühlsqualitäten, sondern Gefühlsrichtungen bezeichnen, innerhalb deren unbestimmt viele einfache Qualitäten vorkommen, so dass z. B. das Unlustgefühl des Ernstes nicht bloß von dem des schmerzerregenden Tastreizes, der Dissonanz usw. verschieden ist, sondern dass der Ernst selbst in verschiedenen Fällen in seiner Qualität wieder variieren kann. Ferner verbinden sich die Richtungen der Lust und Unlust mit denen der Spannung und Lösung bei den rhythmischen Gefühlen, wo die regelmäßige Folge von Spannung und Lösung mit Lust, die Störung dieser Regelmäßigkeit aber mit Unlust, wie bei der Enttäuschung, der Überraschung, verbunden ist, während außerdem noch in beiden Fällen je nach Umständen das Gefühl einen erregenden oder beruhigenden Charakter besitzen kann.

8a. Unter den genannten drei Hauptrichtungen hat in der Regel nur die der Lust und Unlust Beachtung gefunden, die übrigen rechnete man den Affekten zu. Da aber die Affekte, wie wir in § 13 sehen werden, gesetzmäßige Verbindungen von Gefühlen sind, so ist es klar, dass die Grundformen der Affekte schon in den Gefühlselementen vorgebildet sein müssen. Manche Psychologen haben dann außerdem die Lust und die Unlust nicht als Kollektivbegriffe für eine große Mannigfaltigkeit einzelner Gefühle, sondern als völlig uniforme konkrete Zustände angesehen, so dass z. B. die Unlust des Zahnschmerzes, eines intellektuellen Misserfolgs, eines tragischen Erlebnisses usw. ihrem Gefühlsinhalt nach identisch sein sollten. Noch andere suchten die Gefühle mit speziellen Empfindungen, namentlich Haut- oder Muskelempfindungen, zu identifizieren. Den Problemen der zusammengesetzten Gefühlsvorgänge, also auch der ganzen Ästhetik und Ethik, stehen diese Theorien entweder völlig ratlos gegenüber, oder sie behelfen sich bei ihnen mit intellektualistischen Interpretationen nach dem Vorbild der Vulgärpsychologie. Dabei pflegt man zuerst die ästhetische Wirkung mittels logischer Reflexionen über sie zu beseitigen, um dann nachträglich zu behaupten, dass diese Reflexionen jene Wirkung selbst seien. Eher ließe sich denken, die sechs Gefühlsklassen, die sich aus den oben unterschiedenen drei Hauptrichtungen ergeben (Lust, Unlust, Erregung, Hemmung, Spannung, Lösung), seien an sich schon konkrete einfache Qualitäten, bei denen nur durch verschiedene Stärke und Mischung der Faktoren qualitative Unterschiede entstünden. Für diese Annahme scheinen in der Tat die Aussagen solcher Personen einzutreten, die sich in partieller Hypnose und infolge der mit dieser verbundenen Einengung des Bewusstseins (§ 18, 8) in einem die subjektive Gefühlsanalyse begünstigenden Zustand befinden (O. Vogt). Möglicherweise steht aber hier jene der Unterscheidung der Hauptrichtungen der Gefühle förderliche Einengung des Bewusstseins doch zugleich einer tiefer eindringenden Analyse im Wege. Jedenfalls sprechen gegen eine solche Uniformität der sechs Grundqualitäten schon die Eigenschaften der einfachen Farben- und Tongefühle. Wenn man z. B. das spektrale Blau vom tiefen Himmelblau nach Indigoblau verschiebt, so erhält man beidemal den eigentümlich beruhigenden Eindruck dieser Farbe, aber in einer etwas verschieden abgetönten Weise, die sich schwerlich auf das Hinzutreten einer andern Gefühlsrichtung zurückführen lässt. Noch weniger dürfte man aber mit der Annahme von drei einförmigen Gefühlspaaren bei denjenigen Gefühlen ausreichen, die an zusammengesetzte Eindrücke gebunden sind. So ist das Erklingen der großen Terz, der Quarte und Quinte nicht bloß von intensiv, sondern auch von qualitativ abweichenden Lustgefühlen begleitet. Der Mangel an sprachlichen Bezeichnungen erschwert freilich sehr die sichere Unterscheidung solcher Gefühlsnuancen. Doch dieser Mangel darf um so weniger, je begreiflicher er in diesem Fall aus andern Gründen ist, auf einen Mangel der Gefühle bezogen werden. Einen Beleg hierfür bilden die Empfindungen, bei denen die Anzahl der Namen infolge ihrer fortwährenden objektiven Anwendung allerdings größer ist, ohne dass sie jedoch die Menge der subjektiv unterscheidbaren Empfindungsqualitäten, namentlich bei den Ton-, den Farben- und Lichtempfindungen, auch nur entfernt erreicht."

[Quelle: Wundt, Wilhelm <1832 - 1920>: Grundriss der Psychologie. -- 13. Aufl. -- Leipzig : Kröner, 1918. -- 414 S. : 23 Fig. im Text ; 22 cm. -- S. 98 - 101.]

Gefühle haben körperliche Korrelate:

"10. Unter den obenerwähnten Hauptrichtungen der Gefühle sind es besonders die der Lust und Unlust, für die eine regelmäßige Beziehung zu den Atmungs- und Pulsbewegungen nachgewiesen ist. Sie sind aus dem folgenden Schema zu ersehen:

Diese Atmungs- und Pulsänderungen werden von ähnlich charakteristischen Änderungen in der Innervation der Blutgefäße, namentlich der kleineren Arterien begleitet, wo sie sich z. B. an der Wangenhaut in dem Erblassen und Erröten kundgeben, von denen das erstere auf der erregenden Innervation der Ringmuskeln der Gefäße, das letztere auf der Hemmung dieser Innervation beruht."

[Quelle: Wundt, Wilhelm <1832 - 1920>: Grundriss der Psychologie. -- 13. Aufl. -- Leipzig : Kröner, 1918. -- 414 S. : 23 Fig. im Text ; 22 cm. -- S. 104f.]


3 Erinnerungsfunktion: saññā: ermöglicht Erkennen als Wiedererkennen, durch saññā entsteht der Eindruck der Kontinuität.

Saññā markiert - aber löst nicht! - auch heute noch weitgehend ungelösten Probleme, z.B.:

Sehr anschaulich beschreiben A. Gopnik, A. Meltzoff und P. Kuhl diese Probleme:


Abb.: Einbandtitel

"Alles, was uns aus der Außenwelt erreicht, ist ein Spiel von Farben und Formen, Licht und Schall. Nehmen wir die Menschen, die um den Tisch herum sitzen. Wir glauben Ehemänner und Ehefrauen und Freunde und kleine Brüder zu sehen. Aber was wir wirklich sehen, sind Hautsäcke, die in Tuchstücke gestopft und auf Stühle drapiert sind. Oben auf den Hautsäcken befinden sich zwei dunkle Punkte, die sich rastlos bewegen, und darunter ein Loch, das gelegentlich Geräusche von sich gibt. Die Säcke bewegen sich in unberechenbarer Weise und manchmal berührt uns einer von ihnen. Die Löcher verändern ihre Form und gelegentlich tropft salzige Flüssigkeit aus den beiden Punkten.

So nimmt natürlich nur ein Verrückter andere Menschen wahr, es ist ein Albtraum. Das Problem des fremden Ichs besteht in der Frage, wie wir es schaffen, von dieser verrückten Sicht zu unserer ganz alltäglichen Wahrnehmung von anderen Menschen zu gelangen. Warum sehen wir keine Hautsäcke, sondern Männer und Frauen und Kinder - Menschen mit Gedanken und Gefühlen, Meinungen und Wünschen, wie auch wir selbst sie haben?

Sogar die Gegenstände in dem Raum sehen wir nicht wirklich. Der braune, ovale Umriss, den wir als Tisch bezeichnen, ändert ständig seine Form, wenn wir um ihn herumgehen. Die vermeintlich massiven, dreidimensionalen Löffel und Pfeffermühlen sind in Wirklichkeit nur flache Bilder auf unseren Augen. Das Gefühl, wenn wir den Löffel in der Hand halten, ist ganz anders als die Form, die wir sehen. Die Tischoberfläche ist an vielen Stellen unterbrochen: durch weiße Löcher, wo sie unter Tellern und Schüsseln verborgen ist. Noch stärker verändert die Suppe ihre Form, während sie von der Suppenschüssel auf den Löffel und in den Mund wandert, bis wir sie schließlich ganz aus dem Blick verlieren und nur noch die Wärme im Hals spüren. Wir scheinen etwas über eine Welt voller Gegenstände zu wissen, deren Eigenschaften völlig unabhängig von uns existieren, eine Welt voller Tische und Löffel und voll gesunder Suppe. Aber alles, was wir unmittelbar erleben, ist ein unaufhörlicher, chaotischer Strom von Eindrücken. Das ist das Problem der Außenwelt.

Am größten ist das Problem vielleicht, wenn wir uns den Geräuschen zuwenden, die aus den Löchern in den Hautsäcken dringen. Setzen Sie sich in einer ausländischen Stadt in ein Cafe. Plötzlich wird Ihnen klar, dass die Gedanken, Scherze und Entschuldigungen, die am häuslichen Abendbrottisch so selbstverständlich dahinfließen, in Wirklichkeit eine ungeheuer schnelle Folge fein modulierter Geräusche sind, von denen sich das eine kaum vom anderen unterscheidet. Jedes Wort ist eigentlich nichts als ein flüchtiges Wispern in der Luft, das nur für Bruchteile von Sekunden zu hören ist, bis es vom nächsten Wispern abgelöst wird. Die raffiniertesten Computer sind kaum in der Lage, fortlaufende Rede zu entschlüsseln - selbst dann, wenn nur eine einzige Person mit ruhiger Stimme langsam spricht. Aber für uns sind die Worte vollkommen transparent: Wir erfahren dadurch die Gedanken der Menschen, die sie aussprechen. Wir können einen Satz, hören, den ein kleiner Junge, der den Mund voller Suppe hat, in höchster Empörung spricht, und verwandeln diesen Satz mühelos in einen Gedanken. Das ist das Problem der Sprache.

Der empfindliche dreijährige kleine Bruder am Tisch kann all das auch. Er erlebt keine Hautsäcke, die sich bewegen, sondern seinen Bruder, der ihn aufzieht. Er sieht keine undifferenzierten Farben und Formen, sondern Tische und Stühle und Suppe. Und er begreift sofort die Bedeutung eines rüden Scherzes und einer Entschuldigung, obwohl beides eigentlich nur äußerst flüchtige Vibrationen sind. Wie macht er das?"

[Quelle: Gopnik, Alison ; Kuhl, Patricia <1946 - > ; Meltzoff, Andrew: Forschergeist in Windeln : wie Ihr Kind die Welt begreift. -- Ungekürzte Taschenbuchausg. -- München [u.a] : Piper, 2003. -- 291 S. ; 19 cm. -- (Serie Piper ; 3538). --Originaltitel: The scientist in the crib (1999). -- ISBN 3-492-23538-7. --  S. 20 - 22. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]


4 Wollen: cetanā: Entscheidungs- Entschließungs-, Zustimmungsfunktion. Cetanā ist wichtigster saṅkhāra. cetanā koordiniert die anderen dhammas, die es begleitet: es garantiert, dass die anderen dhammas ihre Aufgabe bezüglich des Objekts erfüllen. Bei karmisch wirksamem Bewusstsein ist cetanā dasjenige, was Karma konstituiert, es ist dann abhisaṅkhāra = herausragende karmische Gestaltung.

Vgl. Nibbedhikasutta (Aṅguttaranikāya VI, 63 ; PTS III, 415f.):

" Kammaṃ bhikkhave veditabbaṃ kammānaṃ nidānasambhavo veditabbo, kammānaṃ vemattatā vedibbā, kammānaṃ vipāko veditabbo, kammanirodho veditabbo, kammanirodhagāminī paṭipadā veditabbā"ti iti kho panetaṃ vuttaṃ, kiñcetaṃ paṭicca vuttaṃ:

Cetanāhaṃ bhikkhave kammaṃ vadāmi, cetayitvā kammaṃ karoti kāyena vācāya manasā.

Katamo ca bhikkhave kammānaṃ nidānasambhavo: phasso bhikkhave kammānaṃ nidānambhavo.

Katamā ca bhikkhave kammānaṃ vemattatā:

  • atthi bhikkhave kammaṃ nirayavedanīyaṃ,
  • atthi kammaṃ tiracchānayonivedanīyā,
  • atthi kammaṃ pettivisayavedanīyaṃ,
  • atthi kammaṃ manussalokavedanīyaṃ,
  • atthi kammaṃ devalokavedanīyaṃ.

Ayaṃ vuccati bhikkhave kammānaṃ vemattatā.

Katamo ca bhikkhave kammānaṃ vipāko: tividhāhaṃ bhikkhave kammānaṃ vipākaṃ vadāmi:

  • diṭṭhevā dhamme,
  • upajje vā,
  • apare vā pariyāye.

Ayaṃ vuccati bhikkhave kammānaṃ vipāko.

Katamo ca bhikkhave kammanirodho: phassanirodho bhikkhave kammanirodho.

Ayameva ariyo aṭṭhaṅgiko maggo kammanirodhagāmini paṭipadā. Seyyathīdaṃ: sammādiṭṭhi sammādiṭṭhi sammāsaṅkappo sammāvācā sammākammanto sammā ājī sammāvāyāmo sammāsati sammāsamādhi.

Yato ca kho bhikkhave ariyasāvako evaṃ kammaṃ pajānāti, evaṃ kammāna nidānasambhavaṃ pajānāti, evaṃ kammānaṃ vemattataṃ pajānāti, evaṃ kammānaṃ vipākaṃ pajānāti, evaṃ kammanirodhaṃ pajānāti, evaṃ kammanirodhagāmini paṭipadaṃ pajānāti. So imaṃ nibbodhikaṃ brahmacariyaṃ pajānāti kammanirodhaṃ.

Kammaṃ bhikkhave veditabbaṃ kammānaṃ nidānasambhavo veditabbo, kammānaṃ vemattatā vedibbāvvv, kamvvvramānaṃ vipāko veditabbo, kammanirodho veditabbo, kammanirodhagāminī paṭipadā veditabbāti iti yan taṃ vuttaṃ, idam etaṃ paṭicca vuttaṃ.

"»Es wurde ferner gesagt, dass man das Wirken (kamma) zu erkennen hat, sowie seine bedingte Entstehung, seine Verschiedenartigkeit, sein Ergebnis, seine Aufhebung und den zu seiner Aufhebung führenden Weg. Warum aber wurde dies gesagt? Den Willen, ihr Mönche, bezeichne ich als das Wirken, denn, nachdem man es gewollt hat, vollbringt man das Wirken in Werken, Worten und Gedanken. - 

Was aber ist die bedingte Entstehung des Wirkens (*6)? Durch den Sinneneindruck, ihr Mönche, ist die Entstehung des Wirkens bedingt. - 

Was aber ist die Verschiedenartigkeit des Wirkens? 

  • Es gibt ein Wirken, das in der Hölle reift; 
  • es gibt ein Wirken, das im Tierschoße reift; 
  • es gibt ein Wirken, das im Gespensterreiche reift; 
  • es gibt ein Wirken, das in der Menschenwelt reift; 
  • es gibt ein Wirken, das in der Götterwelt reift. 

Das, ihr Mönche, nennt man die Verschiedenartigkeit des Wirkens. - 

Was aber ist das Ergebnis des Wirkens? Dreierlei, sage ich, ihr Mönche, ist das Ergebnis des Wirkens: 

  • es hat ein Ergebnis entweder in diesem Leben 
  • oder im nächsten 
  • oder in einem späteren. 

Das, ihr Mönche, nennt man das Ergebnis des Wirkens. - 

Was aber ist die Aufhebung des Wirkens? Die Aufhebung des Sinneneindrucks ist die Aufhebung des Wirkens. - Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Wirkens führende Weg, nämlich: Rechte Erkenntnis . . .«

Insofern nun, ihr Mönche, der edle Jünger solcherart das Wirken erkennt, sowie seine bedingte Entstehung, seine Verschiedenartigkeit, sein Ergebnis, seine Aufhebung und den zu seiner Aufhebung führenden Weg, insofern kennt er diesen durchdringenden Heiligen Wandel, die Aufhebung des Wirkens. Wurde also gesagt, dass man das Wirken zu erkennen hat . . ., so wurde das eben deshalb gesagt."

  [Übersetzt von Nyanatiloka <1878-1957>: Die Lehrreden des Buddha aus der Angereihten Sammlung = Anguttara-Nikāya / aus dem Pāli übersetzt von Nyanatiloka. -- 3., revidierte Neuauflage. -- Köln : DuMont Schauberg. -- Bd. 3. --  ©1969. -- S. 241f.]

Kennzeichnend für bewusstes Wollen ist das Gefühl des Entscheidens, des Entschließens oder Zustimmens:

"7. Den der Handlung unmittelbar vorangehenden psychischen Vorgang des mehr oder weniger plötzlichen Herrschendwerdens des entscheidenden Motivs nennen wir bei den Willkürhandlungen im allgemeinen die Entscheidung, bei den Wahlhandlungen die Entschließung. Hier weist das erste Wort nur auf die Scheidung des herrschenden von den andern Motiven hin, während das zweite durch seinen Zusammenhang mit dem Zeitwort »schließen« andeutet, daß der Vorgang als ein Endergebnis aus mehreren Vorbedingungen betrachtet wird.

Während sich nun die Anfangsstadien eines Willensvorgangs von einem gewöhnlichen Affektverlauf nicht bestimmt unterscheiden, sind diese Endstadien von durchaus charakteristischer Beschaffenheit. Namentlich sind sie durch begleitende Gefühle ausgezeichnet, die außerhalb der Willensvorgänge nicht vorkommen und daher als die dem Willen spezifisch eigentümlichen Elemente betrachtet werden müssen. Diese Gefühle sind zunächst die der Entscheidung und der Entschließung, von denen sich das letztere von dem ersteren wohl nur durch seine größere Intensität unterscheidet. Sie sind erregende und lösende, je nach Umständen auch mit einem Lust- oder Unlustfaktor verbundene Gefühle. Die relativ größere Stärke des Entschließungsgefühls hat wahrscheinlich ihren Grund in dem Kontrast zu dem vorangehenden Gefühl des Zweifels, welcher das Schwanken zwischen verschiedenen Motiven begleitet. Im Gegensatze zu diesem gewinnt das Gefühl der Lösung eine erhöhte Stärke. Im Moment des Eintritts der Willenshandlung werden dann aber die Gefühle der Entscheidung sofort durch das spezifische Gefühl der Tätigkeit abgelöst, das bei den äußeren Willenshandlungen in den die Bewegung begleitenden Spannungsempfindungen sein Empfindungssubstrat hat. Dieses Gefühl der Tätigkeit ist von ausgeprägt erregender Beschaffenheit, und es kann nach den besonderen Willensmotiven in wechselnder Weise von Lust- oder Unlustelementen begleitet sein, die im Verlauf der Handlung sich verändern und einander ablösen können. Als Totalgefühl ist das Tätigkeitsgefühl ein auf- und absteigender zeitlicher Vorgang, der sich über den ganzen Verlauf der Handlung erstreckt und mit dem Ende derselben in die sehr mannigfachen Gefühle der Erfüllung, Befriedigung, Enttäuschung u. dgl., sowie in die verschiedenen Gefühle und Affekte übergeht, die an die besonderen Erfolge der Handlung geknüpft sind. Betrachten wir diesen bei den Willkür- und Wahlhandlungen sich darbietenden Verlauf als den einer vollständigen Willenshandlung, so unterscheiden sich nun die Triebhandlungen wesentlich dadurch, dass bei ihnen die vorbereitenden Gefühle der Entscheidung und Entschließung hinwegfallen, indem das an das Motiv geknüpfte Gefühl unmittelbar in das Tätigkeitsgefühl und dann in die der Wirkung der Handlung entsprechenden Gefühle übergeht."

[Quelle: Wundt, Wilhelm <1832 - 1920>: Grundriss der Psychologie. -- 13. Aufl. -- Leipzig : Kröner, 1918. -- 414 S. : 23 Fig. im Text ; 22 cm. -- S. 226f..]


5 Einheit: ekaggatā: verhindert, dass das Bewusstsein sich in mehrere Bewusstseine aufspaltet (es gibt ja keine Seele oder dgl. als einigenden Träger!).

"Das vereinheitlichende (synthetische) Moment des Bewusstseins betont KANT (nachdem schon PRISCIAN das Bewusstwerden der Empfindung in die vereinheitlichende Zusammenfassung und Zuspitzung, apokoryphôsis, der Einzeleindrücke gesetzt hatte, Siebeck, G. d. Psych. I, 2, 348). Bewusstsein ist »Tätigkeit im Zusammenstellen des Mannigfaltigen der Vorstellung nach einer Regel der Einheit desselben« (Anthrop. I, § 7). Es gibt ein empirisches und ein transzendentales Bewusstsein, das auf der tr. Apperzeption (s. d.) beruht. »Alles empirische Bewusstsein hat aber eine notwendige Beziehung auf ein transzendentales (vor aller besonderen Erfahrung vorhergehendes) Bewusstsein, nämlich das Bewusstsein meiner selbst, als die ursprüngliche Apperzeption« (Krit. d. r. V. S. 127 f.; WW. IV, 500). Das »Bewusstsein überhaupt« ist das allgemeine, objektive, überempirische, überindividuelle Bewusstsein, das rein erkennende, Einheit setzende, gesetzmäßig verknüpfende Bewusstsein. Bewusstsein heißt bei Kant oft »Gemüt« (Kr. d. r. V. S. 76 u. ö.). Die Einheitsfunktion, die synthetische Kraft des Bewusstseins wird nicht bloß von strengen Kantianern, sondern auch von WUNDT, HÖFFDING u. a. (s. Synthese) betont. Nach G. GERBER ist Bewusstsein »die Gesamtheit des von uns Gewussten, sofern es in demselben Augenblick als Einheit vom Ich hervorgebracht wird« (Das Ich, S. 221). SPENCER erklärt: »Bewusstsein haben heißt denken; denken heißt Eindrücke und Ideen zusammenordnen; dieses tun heißt das Subjekt von inneren Veränderungen sein.« Kein Bewusstsein ohne Veränderung (Psychol. I, § 377). Nach H. v. STEIN ist das Bewusstsein »gleichsam die Fähigkeit, mehreres an einer Stelle zu vereinigen« (Vorles. üb. Ästh. S. 3); es ist »triebartig« (l.c. S. 9). Nach L. BUSSE ist alles Bewusstsein »einheitliches und vereinheitlichendes Bewusstsein«, die einzelnen Vorstellungen sind »nur als einzelne Momente des einheitlichen Bewusstseins möglich und wirklich« (Geist u. Körp. S. 226)."

[Quelle: Eisler, Rudolf <1873-1926>: Wörterbuch der philosophischen Begriffe. -- 2. völlig neu bearb. Aufl. -- Berlin :  Mittler, 1904. -- 2 Bde. -- Bd. 1. -- S. 151.]

Störungen von ekaggatā rechnet man heute zu den Dissoziationen, die schwerste solcher Störungen ist die Multiple Persönlichkeitsstörung / Dissoziative Identitätsstörung.


6 Lebenskraft: jivitindriyaṃ: entspricht der - durch die moderne Biologie überholten - Lebenskraft, dem Lebensprinzip, der vis vitalis der Vitalisten:

"Lebenskraft (Lebensprinzip, »vis vitalis«) heißt die von einigen Philosophen angenommene spezifische, innere Ursache der Lebensfunktionen, eine unbewusst wirkende organisierende und regulierende Kraft. Setzt man sie dem physikalisch-chemischen Lebensprozess dualistisch entgegen und sondert man sie von der Seele (s. d.), vom Psychischen, so vertritt man eine veraltete Ansicht. Die Lebenskraft als Inbegriff der biotischen Funktionen der Seele, des Psychischen, des »Innenseins« des Organismus selbst und seiner physikalischchemischen »Außenseite« hat immer noch ihren guten Sinn, ohne dass man darum einem »Vitalismus« (s. d.), der die mechanistische Biologie schroff bekämpft, zu huldigen braucht. Der »Neo-Vitalismus« allerdings ist zum Teil von der »mechanischen Biologie« nur graduell unterschieden.

In die vegetative Seele (s. d.), threptikê, verlegt die Lebenskraft ARISTOTELES. Als Lebenskraft fasst die Seele DIKAEARCH auf (Cicer., Tusc. disp. I, 10, 21; 31; 77).

JOH. SCOTUS ERIUGENA setzt die Lebenskraft in die Seele nur in deren Beziehung auf den Körper (De div. nat. IV, 5; IV, 11; I. 6; III, 38). Ähnlich die Scholastiker.

Die Naturphilosophen der Renaissance nehmen zweckvoll wirksame Lebenskräfte an. Nach CAMPANELLA ist die »anima sensitiva« als warmer, zarter, beweglicher Geist (spiritus) die organisierende Kraft, welche mittelst einer »idea« des Körpers wirkt (De sensu rer. II, 3 ff.). PARACELSIUS nennt die Lebenskraft »archeus« (s. d.), »spiritus vitae«, sie ist ein Wesen, das den Körper plastisch beeinflusst, ein Ausfluss des »spiritus mundi«. Die körperliche Lebenskraft ist die »Mumie«, das »arcanum« des Menschen. Eine Lebenskraft nehmen auch F. M. und J. B. VAN HELMONT, MARCUS MARCI u. a. an. So auch die englischen Platoniker: R. CUDWORTH (s. Plastische Natur), H. MORE, ferner GLISSON. LEIBNIZ leitet das Leben aus den psychischen Tätigkeiten der Monaden (s. d.) ab (Erdm. p. 429 f.).

Im 18. Jahrhundert nimmt die medizinische Schule von Montpellier eine »force hypermécanique«, A. V. HALLER eine Lebenskraft, BLUMENBACH einen »Bildungstrieb« (s. d.) an. G. E. STAHL begründet einen Vitalismus (s. d.), der in der »anima inscia« die Baumeisterin des Organismus erblickt (Theoria medica 1708). »Corpus hoc verum et immediatum animae organon« (Disqu. de mech. p. 44; De scopo p. 238 f.). KRUG hält »organische Kraft« und »Lebenskraft« für eins (Handb. d. Philos. I, 357).

Eine spezifische Lebenskraft nehmen TREVIRANUS (Biologie 1802-1805), L. OKEN, TROXLER, ESCHEHMAYER (- nach ihm baut die Seele ihren Körper –, Psychol. S. 157 ff.; Lebensprinzip nennt er das zwischen Natur und Geist allgemein Vermittelnde, die Entelechie, Gr. d. Naturphilos. S. 3), AUTENRIETH, J. J. WAGNER, H. STEFFENS, SCHUBERT u. a. an.

SCHOPENHAUER führt die Lebenskraft auf den Willen zurück. »Allerdings wirken im tierischen Organismus physikalische und chemische Kräfte; aber was diese zusammenhält und lenkt, so dass ein zweckmäßiger Organismus daraus wird und besteht – das ist die Lebenskraft: sie beherrscht demnach jene Kräfte und modifiziert ihre Wirkung, die also hier nur eine untergeordnete ist. Hingegen zu glauben, dass sie für sich allein einen Organismus zustande brächten, ist nicht bloß falsch, sondern... dumm. – An sich ist jene Lebenskraft Wille« (Parerg. II, § 96).

HERBART betont: »Lebenskräfte... sind nichts Ursprüngliches, und es gibt nichts ihnen Ähnliches in dem Was der Wesen.« »Nur ein System von Selbsterhaltungen in einem und demselben Wesen vermag sie zu erzeugen, und sie sind anzusehen als die innere Bildung der einfachen Wesen.« »Einmal erworben, bleibt einem jeden Elemente seine Lebenskraft.« Die Lebenskräfte sind in ihren Bewegungen nicht durch chemische oder mechanische Gesetze zu verstehen. Die Lebenskräfte können qualitativ und graduell sehr verschieden sein (Lehrb. zur Psychol.3, S. 111 ff.).

Für die Lebenskraft sind (in verschiedener Weise) JOH. MÜLLER (Handb. d. Physiol.4, 1854, S. 4 ff., 17 f.), RUD. WAGNER (Lehrb. d. speciell. Physiol. 1842, S. 307; Kampf um d. Seele 1857, S. 209 f.), BISCHOFF (Wissensch. Vorträge 1858, S. 318), FLOURENS (De la vie et de l'intellig. 1858, I, préf., II, 98). M. CARRIERE erklärt, in der Vielgliedrigkeit des Organismus verwirkliche sich die Lebenskraft, organisierend, belebend, die Seele selbst (Sittl. Weltordn. S. 63, 69). ULRICI versteht unter Lebenskraft das »tätige, dein lebenden Organismus Eigentümliche«, den letzten Grund der Lebenserscheinungen (Gott u. d. Nat. S. 229). Im lebenden Körper kommt zum Physikalisch-Chemischen eine Ursache hinzu, »durch welche die Kohäsionskräfte beherrscht werden, durch welche die Elemente zu neuen Formen zusammengefügt werden, durch die sie neue Eigenschaften erlangen« (Leib u. Seele S. 43). Das Leben ist eine Betätigung der Seele (l.c. S. 364). Ähnlich HORWICZ (Psychol. Anal. I, 19 f.).

Verschiedene Forscher äußern sich im vermittelnden Sinne, indem sie zwar keine Lebenskraft als »qualitas occulta«, wohl aber ein im Organismus begründetes Lebensprinzip festhalten. So LIEBIG. Er erkennt ein »formbildendes Prinzip in und mit den chemischen und physikalischen Kräften« für das organische Leben an. Im Organismus »wirken die chemischen Kräfte unter einer nicht chemischen Ursache« (Chem. Briefe3, S. 18 ff.). CLAUDE BERNARD spricht von einer »influence vitale«, die im Organismus wirkt neben der »cause exécutive« (Revue des deux Mondes 1865, LVIII, p. 645 f.). R. VIRCHOW versteht unter der Lebenskraft eine den Elementarstoffen mitgeteilte Bewegungsrichtung, die nur in den »vitalen Einheiten« vorkommt und Ergebnis besonderer Bedingungen ist (Ges. Abhandl. zur wissensch. Med. 1856, I, 252 ff.). LOTZE bekämpft die spezifische Lebenskraft (R. Wagners Handwörterb. d. Physiol. 1842), betont aber doch die auf der besondern Art der Verknüpfung der Teile im Organismus zu einem einheitlichen System beruhenden »lebendigen Kräfte« (Allgem. Physiol. 1851, S. 96 f.; Mikrok. I, 54). Organische Kräfte besonderer Art nehmen BERGMANN (Unters. üb. Hauptp. d. Philos. S. 354 ff.), ADICKES (Kant contra Haeckel S. 78 ff.) u. a. an. Nach O. LIEBMANN gibt es ein »rätselhaftes Plus«, welches zum Mechanismus und Chemismus hinzutritt. Das organische Leben ist mehr als ein ungebundenes Spiel physikalischer und chemischer Prozesse (Anal. d. Wirkl.2, S. 337). Ein Lebensprinzip nimmt HAGEMANN an (Met. S. 85 f.). ÜBERWEG hegt die Vorstellung einer »organisierten Potenz als eines Systems wissenschaftlich erforschbarer Kräfte, die von den mechanischen spezifisch verschieden sind und eine mittlere Stellung zwischen diesen und den psychischen Kräften des animalischen Bewusstseins einnehmen« (Welt- und Lebensansch. S. 50). DUBOC lehrt das Wirken eines im und am Stoffe bestehenden organisatorischen Lebensprinzips als realen Trägers der Lebenserscheinung (Der Optim. 5. 125). CZOLBE betrachtet als organisches Prinzip »die wahrnehmbare und atomistische Struktur, sowie die dadurch bedingte Form der innern Bewegung des Organismus, welches beides den chemischen Prozessen eine eigentümliche Richtung gibt« (Gr. u. Urspr. d. m. Erk. S. 119). Nach E. DÜHRING ist es naheliegend, dass im Organismus »außer einer bloßen Anordnung noch eine eigentümliche Tätigkeit, die nicht in den Elementen selber liegt, nötig sei, um das Leben zu begründen« (Wirklichkeitsphilos. S. 257 ff.). Die »Neovitalisten« (BUNGE, O. HAMANN, RINDFLEISCH, G. WOLFF, DRIESCH u. a.) begnügen sich nicht mit der rein mechanistischen Lebenserklärung (s. Vitalismus). Nach J. REINKE gibt es einen »vitalen« Rest innerhalb der Lebensvorgänge, der nicht energetisch erklärt werden kann (Einleit. in d. theoret. Biolog. S. 53). Reine Lebenskraft, aber ein Lebensprinzip ist anzunehmen (l.c. S. 54). »Das Lebensprinzip ist keine Kraft, sondern der symbolische Ausdruck für ein verwickeltes Getriebe zahlreicher. Einzelwirkungen« (l.c. S. 55). Die »besondere Form und Struktur der organisierten Wesen« bildet die Grundlage des Lebens (l.c. S. 57). Das Ergebnis der Organisation sind »Dominanten« (s. d.). Dies sind Kräfte, durch welche die Umwandlung der Energieformen ineinander sowie die Veränderung der Richtung ihrer Tätigkeit bestimmt werden (l.c. S. 168 f.). Eine ähnliche Anschauung vom Lebensprinzip (als unbewusst wirkende Gestaltungskraft) hat E. V. HARTMANN. Er sieht den »völligen Sieg des Vitalismus« voraus (Mech. u. Vital., Arch. f. system. Philos. IX, S. 377; vgl. Philos. d.) Unbew. I10, 36 ff., 377 ff., 430 ff., II10, 65 ff., 202 ff., 448 ff. III10, 33 ff., 74 ff., 238 ff.; Mod. Psychol. S. 397 ff.). Ähnlich L. BUSSE (Geist u. Körp. S. 238 ff.).

Gegner der »Lebenskraft«, des Lebensprinzipes sind K. E. V. BAER, C. LUDWIG, A. FICK, HYRTL (Anatom. d. Mensch. 1881, S. 6), MOLESCHOTT, K. VOGT, D. FR. STRAUSS, DU BOIS- REYMOND (Unters. üb. d. tier. Elektricit. I, S. 32 f.), G. A. SPIESS (Physiol. d. Nervensyst. 1844, S. 486 ff.), M. J. SCHLEIDEN (Grundz. d. wissensch. Botan.2, 1845 I, 55 f.), E. HAECKEL) (Gener. Morphol. I, 120 ff.), WUNDT, HÖFFDING (Psychol.2, S. 13, 44 f.), W. HAACKE (Die Schöpf. d. Mensch. 1895), WEISMANN, BÜTSCHLI (Mechan. u. Vitalism. 1901), Tu. EIMER (Entfalt. d. Arten 1888), H. E. ZIEGLER (Üb. d. derzeit. Stand d. Descendenztheor. 1902), PREYER (Naturwissensch. Tats. u. Probl. 1880), E. MACH (Religions u. Weltprobl. II, 1196 ff.), M. VERWORN (Allgem. Physiol.2, S. 48), OSTWALD (Vorles. üb. Naturphilos.2, S. 317, 319: »Der Organismus ist wesentlich ein Komplex chemischer Energien«) u. a. Vgl. Vitalismus, Seele."

[Quelle: Eisler, Rudolf <1873-1926>: Wörterbuch der philosophischen Begriffe. -- 2. völlig neu bearb. Aufl. -- Berlin :  Mittler, 1904. -- 2 Bde. -- Bd. 1. -- S. 584ff.]


7 Aufmerksamkeit: manasikāro

"4. Schon bei der Bildung der zeitlichen Vorstellungen (S. 184) wurde erwähnt, dass aus einer Reihe aufeinander folgender Vorstellungen in jedem Augenblick die unmittelbar gegenwärtige in unserer Auffassung bevorzugt ist. Ähnlich sind nun auch in dem simultanen Zusammenhang des Bewusstseins, z. B. in einem Zusammenklang von Tönen, in einem Nebeneinander räumlicher Objekte, einzelne Inhalte bevorzugt. In beiden Fällen bezeichnen wir diese Unterschiede der Auffassung als solche der Klarheit und Deutlichkeit, wobei wir unter der ersten die relativ günstigere Auffassung des Inhalts selbst, unter der zweiten die in der Regel damit verbundene bestimmtere Abgrenzung gegenüber andern psychischen Inhalten verstehen. Den durch eigentümliche Gefühle charakterisierten Zustand, der die klarere Auffassung eines psychischen Inhalts begleitet, nennen wir die Aufmerksamkeit; den einzelnen Vorgang, durch den irgendein psychischer Inhalt zu klarer Auffassung gebracht wird, die Apperzeption. Dieser stellen wir die sonstige, ohne den begleitenden Zustand der Aufmerksamkeit vorhandene Auffassung von Inhalten als die Perzeption gegenüber. Die Inhalte, denen die Aufmerksamkeit zugewandt ist, bezeichnen wir, nach Analogie des äußeren optischen Blickpunktes, als den Blickpunkt des Bewusstseins oder den inneren Blickpunkt, die Gesamtheit der in einem gegebenen Moment vorhandenen Inhalte dagegen als das Blickfeld des Bewusstseins oder das innere Blickfeld. Der Übergang irgendeines psychischen Vorgangs in den unbewussten Zustand endlich wird das Sinken unter die Schwelle des Bewusstseins, das Entstehen eines Vorgangs die Erhebung über die Schwelle des Bewußtseins genannt. Natürlich sind alles dies bildliche Ausdrücke, die nicht wörtlich genommen werden dürfen. Ihre Anwendung empfiehlt sich aber wegen der anschaulichen Kürze, die sie bei der Schilderung der Bewusstseinsvorgänge gestatten.

5. Sucht man sich nun unter Zuhilfenahme dieser Bezeichnungen den Wechsel der psychischen Gebilde in ihrem Zusammenhang zu vergegenwärtigen, so stellt sich dieser als ein fortwährendes Gehen und Kommen dar, bei dem irgendwelche Gebilde zunächst in das innere Blickfeld, dann aus diesem in den inneren Blickpunkt eintreten, um hierauf wieder, bevor sie ganz verschwinden, in jenes zurückzukehren. Neben diesem Wechsel der zur Apperzeption gelangenden Gebilde besteht aber außerdem ein Kommen und Gehen solcher, die bloß perzipiert werden, also in das Blickfeld ein- und aus ihm wieder austreten, ohne in den Blickpunkt zu gelangen. Hierbei können sowohl den apperzipierten wie den perzipierten Gebilden noch verschiedene Grade der Klarheit zukommen. Bei den ersteren macht sich dies darin geltend, dass die Klarheit und Deutlichkeit der Apperzeption überhaupt je nach dem Zustand des Bewusstseins eine wechselnde ist. Dies lässt sich z. B. leicht bestätigen, wenn man einen und denselben Eindruck mehrmals nacheinander apperzipiert: es pflegen dann, falls nur die sonstigen Bedingungen unverändert bleiben, die folgenden Apperzeptionen klarer und deutlicher zu werden. Die verschiedenen Klarheitsgrade der bloß perzipierten Gebilde beobachtet man am leichtesten bei der Einwirkung zusammengesetzter Eindrücke. Man findet dann, namentlich wenn die Eindrücke bloß momentan eingewirkt haben, dass auch unter den an und für sich dunkler gebliebenen Bestandteilen noch verschiedene Abstufungen stattfinden, indem einzelne mehr, andere weniger über die Schwelle des Bewusstseins gehoben zu sein scheinen."

[Quelle: Wundt, Wilhelm <1832 - 1920>: Grundriss der Psychologie. -- 13. Aufl. -- Leipzig : Kröner, 1918. -- 414 S. : 23 Fig. im Text ; 22 cm. -- S. 252f.]


8 allem Bewusstsein gemein: sabbacittasādhāraṇā: Diese cetasika sind allen cittas gemeinsam, also auch dem unbewussten Fluss des Mentalen (bhavaṅga). Daraus ergibt sich eine Uminterpretation z.B. von cetanā, das dann nicht nur bewusstes Wollen sein kann.


3.1.2. pakiṇṇaka: verstreute Cetasika


Abhidhammatthavibhāvinī:

  1. vitakko
  2. vicāro
  3. adhimokkho
  4. viriyaṃ
  5. pīti
  6. chando

cāti cha ime cetasikā pakiṇṇakā nāma.


1.2.

  1. Gedankenfassung1
  2. Abwägen2
  3. Entschlossenheit3
  4. Energie und Durchhaltevermögen4
  5. Begeisterung5
  6. Wunsch6

Diese sechs Begleitelemente des Bewusstseins sind verstreut7.


Kommentar:

1 Gedankenfassung: vitakko

vitakka + vicāra = inneres Sprechen

"Vitakko and vicāro is another pair of terms which it is hard to fit with any one pair of English words. It is very possible that academic teaching came to attach a more pregnant and specialized import to them than was conveyed in popular and purely ethical usage. Cf. M. i., Suttas xix. and xx., where vitakko would be adequately rendered by ideas, notions, or thoughts. In Asl. 114, 115, on the other hand (cf. Mil. 62, 63), the relation of the two to cittaṃ and to each other is set out with much metaphor, if with too little psychological grasp. Vitakko is distinctively mental procedure at the inception of a train of thought, the deliberate movement of voluntary attention. As a king ascends to his palace leaning on the arm of favourite or relative, so thought ascends to its object depending upon the conceptive act (vitakko; Asl. 114). Other metaphorical attributes are its impingeing upon, circum-impingeing upon (paryāhanaṃ), the object, and, again, bringing it near. Hence in selecting 'conception' in preference to 'reasoning,' by which vitakko has often been translated, I wished to bring out this grasping, constructive, reaching-out act of the mind, this incipient fetch of the imagination, elaborated in the Buddhist scholastic analysis of the term ; but I had no wish to read our own logical or psychological import of conception as intellection by way of general notions, or the like, into the Eastern tradition. Yet just as conception may be so used as to include 'reasoning' or 'ratiocination,' so vitakko is, in the reply, described by takko, the term used for ratiocinative procedure, argument, or logic (of, J), i. 12, 21). 'What,' asks the Cy., 'does one reason about (takkesi) ? About a pot, a cart, the distance of anything. Well, vitakko is a stronger reasoning.'"

[Quelle: [Dhammasaṅgani] A Buddhist manual of psychological ethics of the fourth century B.C. : being a translation, now made for the first time, from the original Pali, of the first book in the Abhidhamma piṭaka, entitled Dhamma-sangaṇi (compendium of states or phenomena) / with introductory essay and notes by Caroline A. F. Rhys Davids [1857 - 1942]. -- London : Royal Asiatic Society, 1900. -- xcv, 393 S. ; 23 cm. -- (Oriental Translation Fund, New series ; vol. XII). -- S. 10.]


2 Abwägen: vicāro

"Vicāro, as compared with vitakko, was used to express the movement and maintenance of the voluntary thought-continuum, as distinguished from the initiative grappling with the subject of reflection. Examining in detail, as compared with grasping the whole, is also read into it by commentators (Asl. 114). It is a pounding up (anumajjanaṃ), as well as a linking together. Metaphors are multiplied, to show its relation to vitakko. It is as the reverberation of the beaten drum or bell is to the beating; as the planing movement of the bird's wings after the initial upsoaring; as the buzzing of the bee when it has alighted on the lotus; as the scouring of the dirty bowl when clutched; as the manipulating hand of the potter, vitakko being represented by the hand which holds the clay to the wheel, and so on. ' Investigation ' would well represent the sustained activity ; ' analysis,' the cogitation in details; ' discursive thought' gives some of the import of both, without introducing modern and Western implications."

[Quelle: [Dhammasaṅgani] A Buddhist manual of psychological ethics of the fourth century B.C. : being a translation, now made for the first time, from the original Pali, of the first book in the Abhidhamma piṭaka, entitled Dhamma-sangaṇi (compendium of states or phenomena) / with introductory essay and notes by Caroline A. F. Rhys Davids [1857 - 1942]. -- London : Royal Asiatic Society, 1900. -- xcv, 393 S. ; 23 cm. -- (Oriental Translation Fund, New series ; vol. XII). -- S. 11.]


3 Entschlossenheit/Überzeugung: adhimokkho: Gegensatz zu vicikicchā (Zweifel)

"Entschlossen" im Rahmen des deutschen Wortschatzes:

"Wort: entschlossen

Relationen zu anderen Wörtern:

  • Synonyme: aktiv, charakterfest, energisch, entschieden, fest, gesonnen, gewillt, konsequent, mutig, nachdrücklich, resolut, rücksichtslos, tatkräftig, unbeirrt, willens, willensstark, willig, zielbewusst, zielsicher, zupackend
  • vergleiche: determinativ, energisch, resolut
  • ist Synonym von: ausgesprochen, beharrlich, determinativ, dringend, dringlich, eindringlich, eingrenzend, emphatisch, energisch, entschieden, erklärt, festlegend, geistesgegenwärtig, geradlinig, gesonnen, gewillt, heroisch, konsequent, mutig, nachdrücklich, nimmermüde, ostentativ, persistent, prononciert, reaktionsschnell, resolut, tapfer, tatkräftig, todesmutig, trutzig, ultimativ, unbeirrbar, unbeirrt, unermüdlich, unmissverständlich, unverzagt, vermessen, waghalsig, willens, willensstark, willig, zielbewusst, zielsicher, zielstrebig, zupackend"

[Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=1&Wort=entschlossen&sprache=de&cs=1&sourceid=Mozilla-search. -- Zugriff am 2007-01-25]


Abb.: Unheilsame Entschlossenheit: Plakat, DDR, 1985


4 Energie und Durchhaltevermögen: viriyaṃ: Gegensatz zu thīna-middhha

"Durchhalten" im Rahmen des deutschen Wortschatzes:

"Wort: durchhalten

Relationen zu anderen Wörtern:

  • Synonyme: aushalten, ausharren, bestehen, standhalten
  • ist Synonym von: ausdauern, aushalten, ausharren, bestehen, bleiben, dabeibleiben, dranbleiben, durchdauern, festbleiben, standhalten, überdauern, überleben, überwintern, widersetzen, widerstehen"

[Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=1&Wort=durchhalten&sprache=de&cs=1&sourceid=Mozilla-search. -- Zugriff am 2007-01-25]


Abb.: Unheilsames Durchhalten: Durchhalteparole in Deutschland nach der Kapitulation, Mai 1945

"Viriyam is by Buddhaghosa connected with
  1. vīra, the dynamic effectiveness which is the essence of the genus ' hero ' (vīro),
  2. īriya, vibrating movement.

He characterizes it by the two notions, ' supporting ' and ' grasping at,' or 'stretching forward' (paggaho), and, again, by 'exerting' (ussāhanaṃ). Cf. Mil. 36; Sum. Vil. 63. And he cites the same similes as appear in the Milinda. He seems to have wished, as modern psychologists have done, to account for the two modes of conscious effort: Resistance and Free Energy. But he also emphasizes the fact that the energy in question is mental, not bodily (pp. 120 et seq., 145)."

[Quelle: [Dhammasaṅgani] A Buddhist manual of psychological ethics of the fourth century B.C. : being a translation, now made for the first time, from the original Pali, of the first book in the Abhidhamma piṭaka, entitled Dhamma-sangaṇi (compendium of states or phenomena) / with introductory essay and notes by Caroline A. F. Rhys Davids [1857 - 1942]. -- London : Royal Asiatic Society, 1900. -- xcv, 393 S. ; 23 cm. -- (Oriental Translation Fund, New series ; vol. XII). -- S. 15.]

Siehe Milindapaṇha II, 1, 11; PTS S. 36f.

12. Rājā āha: "bhante nāgasena, kiṃlakkhaṇaṃ viriyan ti?"

"Upatthambhanalakkhaṇaṃ mahārāja viriyaṃ. Viriyūpatthambhitā sabbe kusalā dhammā na parihāyantī" ti.

"Opammaṃ karohī" ti.

"Yathā mahārāja puriso gehe patante aññena dārunā upatthambheyya, upatthambhitaṃ santaṃ evaṃ taṃ gehaṃ na pateyya, evameva kho mahārāja upatthambhanalakkhaṇaṃ viriyaṃ viriyūpatthambhitā sabbe kusalā dhammā na parihāyanti" ti.

"Hiyyo opammaṃ karohī" ti.

"Yathā mahārāja parittakaṃ senaṃ mahatī senā bhañjeyya, tato rañño āroceyya, Rājā aññaṃ senaṃ taṃ anusāreyya, anupeseyye, tāya saddhiṃ parittakāsenā mahatiṃ senaṃ bhañjeyya, evameva kho mahārāja upatthambhanalakkhanaṃ viriyaṃ. Viriyupatthambhitā sabeba kusalā dhammā na parihāyanti. bhāsitam petaṃ mahārāja bhagavatā: "viriyavā kho bhikkhave ariyasāvako akusalaṃ pajahati, kusalaṃ bhāveti, sāvajjaṃ pajahati, anavajjaṃ bhāveti, suddhamattānaṃ pariharati" ti.

"Kallo'si bhante nāgasenā" ti.

"11. The king said: 'What, Nâgasena, is the characteristic mark of perseverance?'

'The rendering of support, O king, is the mark of perseverance. All those good qualities which it supports do not fall away.'

'Give me an illustration.'

'Just as a man, if a house were falling, would make a prop for it of another post, and the house so supported would not fall; just so, O king, is the rendering of support the mark of perseverance, and all those good qualities which it supports do not fall away.'

'Give me a further illustration.'

'Just as when a large army has broken up a small one, then the king of the latter would call to mind every possible ally and reinforce his small army, and by that means the small army might in its turn break up the large one; just so, O king, is the rendering of support the mark of perseverance, and all those good qualities which it supports do not fall away [37]. For it has been said by the Blessed One: "The persevering hearer of the noble truth, O Bhikkhus, puts away evil and cultivates goodness, puts away that which is wrong and developes in himself that which is right, and thus does he keep himself pure."'

'Well put, Nâgasena!'"

  [Übersetzung: The questions of king Milinda / translated from Pāli by T. W. Rhys Davids [1843 - 1922]. -- Oxford : Oxford University Press, 1890 - 1894. -- 2 Bde. -- (Sacred books of the East ; vol. 35 - 36.). -- Vol. I. -- S. 57f.]

5 Begeisterung: pīti: Beachte, dass pīti nicht zu den Gefühlen (vedanā), sondern zu den saṅkhāra gerechnet wird! In mystischem Kontext entspricht pīti der Verzückung. Hier ist aber die alltägliche Ausprägung als Begeisterung / Enthusiasmus gemeint.

"Begeistert" im Rahmen des deutschen Wortschatzes:

"Wort: begeistert

Relationen zu anderen Wörtern:

  • Synonyme: berauscht, eifrig, ekstatisch, entflammt, enthusiastisch, entzückt, fanatisch, feurig, glutvoll, glühend, hingerissen, inbrünstig, leidenschaftlich, mitgerissen, schwungvoll, schwärmerisch, trunken, verzückt, übereifrig
  • ist Synonym von: begierig, beglückt, berauscht, bezaubert, ekstatisch, engagiert, entbrannt, entflammt, enthusiastisch, entzückt, entzündet, freudestrahlend, gefangen, gefesselt, glücklich, glückselig, glückstrahlend, glühend, hingerissen, hochgestimmt, inspiriert, lodernd, rührig, schwärmerisch, schwungvoll, trunken, verliebt, verzückt, wonnetrunken
  • wird referenziert von: enthusiastisch, freudig"

[Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=1&Wort=begeistert&sprache=de&cs=1&sourceid=Mozilla-search. -- Zugriff am 2007-01-25]



Abb.: Francesco Guardi (1712 - 1793): Heiliger in Verzückung. -- Um 1738

"Begeisterung ist die durch lebhafte Erfassung eines neu an uns herantretenden wertvollen Objektes oder bedeutenden Vorganges erzeugte Steigerung unserer Geistestätigkeit. Durch die Begeisterung wird die Einbildungskraft entfesselt, der Verstand geschärft, das Gefühl erwärmt, das Interesse gespannt und der Wille gestärkt. Die Menschen sind in sehr verschiedenem Grade der Begeisterung fähig; am meisten diejenigen, welche lebhafte Phantasie und ein tiefes Gemüt bei sanguinischem Temperament besitzen; doch bedürfen sie auch starker Reflexion und Willenskraft, um nicht in Schwärmerei oder selbst Wahnwitz zu verfallen. Die höheren Grade der Begeisterung äußern sich so, daß ein Geist oder ein Dämon aus dem begeisterten Menschen zu sprechen scheint; so erschienen ihrer Umgebung die Propheten und die ersten Christen. Nach ihrem Objekt kann man eine moralische, ästhetische, religiöse und politische Begeisterung unterscheiden. Die Begeisterung ist die Ursache mancher bedeutenden Leistung geworden. Vgl. Inspiration, Genialität."

[Quelle: Kirchner, Friedrich <1848 - 1900> ; Michaelis, Carl: Wörterbuch der philosophischen Grundbegriffe / Friedrich Kirchner. Neubearb. von Carl Michaelis. -- 5. Aufl. / neubearb. von Carl Michaelis. -- Leipzig : Dürr, 1907. -- V, 708 S. -- (Philosophische Bibliothek ; 67). -- S. 87.]

"Der Ausdruck Enthusiasmus (von griech.: ενθουσιασμος = enthousiasmos = von Gott besessen) bezeichnet ursprünglich die Inspiration durch eine göttliche Eingebung oder durch den Einfluss oder die Gegenwart eines Gottes. Heute bezeichnet der Begriff allgemein eine Begeisterung oder Schwärmerei für etwas, eine gesteigerte Freude an bestimmten Themen oder Handlungen, ein extremes Engagement für eine Sache oder ein mehr als durchschnittliches, intensives Interesse auf einem speziellen Gebiet.

Religionsgeschichte

Ursprünglich verstand man unter einem Enthusiasten eine von einem Gott besessene Person. Im antiken Griechenland war enthousiasmos ein Ausdruck für eine göttliche Inbesitznahme: Bei Apollon [Ἀπόλλων], der orakelnden Pythia [Πυθία], bei Dionysus [Διόνυσος] und den Bacchanten [βάκχη] und Mänaden [Μαινάδη] wurde die Bezeichnung "Enthusiasmus" auch im übertragenen oder bildhaften Sinn verwendet. So spricht Sokrates [Σωκράτης] von der Inspiration des Dichters als einer Form des Enthusiasmus. Er gebraucht den Begriff in einem religiösen Sinn, grenzt ihn aber ab von einem extremen religiösen Eifer oder einem übertriebenen oder falschen Glauben an religiöse Inspiration.

Anhänger einer syrischen Sekte des 4. Jahrhunderts nannte man "Enthusiasten". Sie glaubten, der Mensch könne durch unaufhörliches Gebet, asketische Praktiken und Meditation die Inspiration durch den heiligen Geist erwirken, ungeachtet der herrschenden bösen Mächte, denen er seit dem Sündenfall unterworfen war. Für ihren enthusiastischen Glauben an die Wirksamkeit des Gebets sind auch die Euchiten bekannt.

Mehrere protestantische Gruppierungen des 16. und 17. Jahrhunderts galten in ihrem religiösen Eifer als enthusiastisch. Lord Shaftesburys einflussreicher Brief "A Letter Concerning Enthusiasm" (1708) wendet sich gegen die sektiererischen Praktiken der französischen Camisarden [Camisards] und gegen jede Form des religiösen Fanatismus. Zugleich verweist er auf eine edlere Form des "Enthusiasmus" angesichts der göttlich geordneten, harmonischen Natur. Im 18. Jahrhundert bezeichnete man in England und Nordamerika populäre Methodisten wie John Wesley oder George Whitefield als "Enthusiasten", und das hieß im damaligen Sprachgebrauch: blinde religiöse Fanatiker.

Gegenwart

Im heutigen allgemeinen Sprachgebrauch hat der Enthusiasmus seine spezielle religiöse Bedeutung verloren und bezeichnet vielmehr ein unbeschränktes emotionales Sicheinsetzen für ein Ideal oder eine gemeinsame Sache. Auch die besondere Mühe, mit der man bestimmte Ziele verfolgt, wird mit dem Begriff umschrieben. Manchmal bezeichnet der Ausdruck abwertend eine allzu parteiische Hingabe und einen radikal-autoritären Dogmatismus, der sich allen Schwierigkeiten und gegen ihn erhobenen Einwänden verschließt.

Auch der Ausdruck Leidenschaft, eine Übersetzung von Philipp von Zesen aus dem lateinischen Wort passio, lässt sich heute gemeinhin als Synonym dieses Begriffs von "Enthusiasmus" verstehen.

Zitate
  • "Alles, was wir mit Wärme und Enthusiasmus ergreifen, ist eine Art der Liebe." (Wilhelm von Humboldt)
  • "Gleichgültigkeit bringt wenigstens kein Leid, und Enthusiasmus wird in feinen Kreisen einfach Trunkenheit der Seele heißen." (Lord Byron)
  • "Enthusiasmus ist das schönste Wort auf der Erde" (Christian Morgenstern).
  • "Ich bin überzeugt, dass Verstand, und sei er noch so hell erleuchtet, wenig ausrichtet, wenn er nicht mit Enthusiasmus gepaart ist." (Houston Stewart Chamberlain)
  • "Erst der Enthusiasmus, dann erst der Fleiß." (Stefan Zweig)
  • "Die Enthusiasten haben nie Recht, die Skeptiker immer. Dafür schaffen nicht sie, sondern jene das Neue." (Ludwig Marcuse)
  • "Jahre runzeln die Haut, aber den Enthusiasmus aufgeben runzelt die Seele." (Albert Schweitzer)"

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Enthusiasmus. -- Zugriff am 2006-12-23]


Abb.: Eine auch heute häufige Form von Begeisterung: Franz Burchard Dörbeck (1799 - 1835): Begeisterung beim Paganini-Konzert. -- 1820–1835


6 Wunsch: chando: Wunsch, etwas zu tun (kattukamyatā); Motivation; seine karmische Qualität ist von der karmischen Qualität des damit verbundenen Wollens (cetanā) bestimmt. So unterscheidet man:

"Wünschen" im Rahmen des deutschen Wortschatzes:

"Wort: wünschen

Relationen zu anderen Wörtern:

  • Synonyme: begehren, erbitten, erhoffen, ersehnen, erträumen, fordern, mögen, verlangen, wollen
  • ist Synonym von: abfordern, abnehmen, abverlangen, abwägen, ausbitten, begehren, bohren, entgegenblicken, erbetteln, erheben, erhoffen, ersehnen, erträumen, erwarten, erzwecken, fiebern, fordern, gelüsten, herbeisehnen, hoffen, postulieren, sehnen, verlangen, wollen"

[Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=1&Wort=w%FCnschen&sprache=de&cs=1&sourceid=Mozilla-search. -- Zugriff am 2007-01-25]

Motivation:

"In psychology, motivation refers to the initiation, direction, intensity and persistence of behavior (Geen, 1995). Motivation is a temporal and dynamic state that should not be confused with personality or emotion. Motivation is having the desire and willingness to do something. A motivated person can be reaching for a long-term goal such as becoming a professional writer or a more short-term goal like learning how to spell a particular word. Personality invariably refers to more or less permanent characteristics of an individual's state of being (e.g., shy, extrovert, conscientious). As opposed to motivation, emotion refers to temporal states that do not immediately link to behavior (e.g., anger, grief, happiness)."

[Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Motivation. -- Zugriff am 2006-12-23]


7 verstreut: pakiṇṇakā: d.h. sie kommen bei einzelnen Bewusstseinszuständen aus allen Gruppen vor.


evam ete cetasikā aññasamānā ti veditabbā |1.2.|

Diese Begleitelemente des Bewusstseins muss man als "allgemeine" kennen.


3.2. akusala: karmisch unheilsame Cetasika


Abhidhammatthavibhāvinī:

  1. moho
  2. ahirikaṃ
  3. anottappaṃ
  4. uddhaccaṃ
  5. lobho
  6. diṭṭhi
  7. māno
  8. doso
  9. issā
  10. macchariyaṃ
  11. kukuccaṃ
  12. thīnaṃ
  13. middhaṃ
  14. vicikiccā

cāti cudass' ime cetasikā akusalā nāma |1.3.|


1.3.

  1. Verblendung1
  2. Gewissenlosigkeit2
  3. Schamlosigkeit3
  4. Unruhe4
  5. Gier5
  6. Falsche Ansicht6
  7. soziale Umfeldbestimmtheit7
  8. Aversion8
  9. Neid9
  10. Geiz10
  11. Gewissensbisse11
  12. Starrheit12
  13. Mattheit13
  14. Zweifel14

Diese vierzehn Begleitelemente des Bewusstseins sind karmisch unheilsam15.


Kommentar:

Ausführlicher dazu:


Abb.: Dr. jur. Hellmuth Hecker

Hecker, Hellmuth <1923 - >: Die Psychologie der Befreiung : der Buddha und die Triebe. -- Stammbach-Herrnschrot : Beyerlein und Steinschulte, 2006. -- 331 S. ; 20 cm. -- ISBN 3-931095-59-2. -- S. 85 - 247. -- Hier können Sie dieses Werk bestellen: http://www.buddhareden.de/fr-bestellung.htm

1 Verblendung: moho = avijjā; Gegensatz zu paññā; verschieden von diṭṭhi (falsche Meinung): diṭṭhi ist zwar immer mit moha verbunden, aber moha nicht immer mit diṭṭhi. Moha kann z.B. statt mit diṭṭhi mit vicikicchā (Zweifel) oder udhacca (Unruhe) verbunden sein

"Verblendung" im Rahmen des deutschen Wortschatzes:

"Wort: Verblendung

Relationen zu anderen Wörtern:

  • Synonyme: Befangenheit, Parteilichkeit, Vorurteil
  • vergleiche: Faszination
  • ist Synonym von: Einseitigkeit, Intoleranz, Reuelosigkeit, Unduldsamkeit, Unversöhnlichkeit, Vorurteil"

[Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=2&Wort_id=3521745. -- Zugriff am 2007-01-25]

avijjā:

"avijjā

'Nichtwissen, Unwissenheit, Verblendung',

ist ein Synonym von moha (siehe mūla) und gilt als die Grundwurzel alles Übels in der Welt, da sie eben den Erkenntnisblick der Wesen verschleiert und sie die wahre Natur der Dinge nicht erkennen lässt.

Sie ist es, die den Wesen das Dasein als etwas Unvergängliches, Glückbringendes, Persönliches und Liebliches (nicca, sukha, attā, subha) vortäuscht und sie nicht erkennen lässt, dass doch alles in Wirklichkeit etwas Vergängliches, Elendes, Unpersönliches und Unreines (anicca, dukkha, anattā, asubha) ist.

Vgl. vipallāsa, tilakkhana.  

Da avijjā die Grundlage alles Begehrens und Hassens, alles Übels und Leidens ist, darum wird sie in der Formel von der 'Bedingten Entstehung' (siehe paticcasamuppāda) als Erstes genannt; und da sie, wenn auch nur in ganz feinem Grade, noch bis zur Erreichung der Arahatschaft (vollkommenen Heiligkeit) besteht, darum wird sie unter den an das Dasein kettenden 10 Fesseln (siehe samyojana) als letzte genannt.

Insofern aber alle Gier und aller Hass in der Verblendung wurzelt und mit allem unheilsamen Bewusstsein untrennbar verbunden ist, darum wird sie, unter dem Namen moha, Verblendung, als die verwerflichste von den 3 Wurzeln des Bösen bezeichnet. "

[Quelle: Nyanatiloka <Thera> <1878 - 1957>: Buddhistisches Wörterbuch : kurzgefasstes Handbuch der buddhistischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung. -- 5. Aufl., (Unveränd. Nachdr. der 2., rev. Aufl.). -- Stammbach : Beyerlein und Steinschulte, 1999. -- 277 S. ; 18 cm. -- Originaltitel: Buddhist dictionary. -- ISBN: 3-931095-09-6. -- s.v. -- Hier können Sie dieses Werk bestellen: http://www.buddhareden.de/fr-bestellung.htm]


2 Gewissenlosigkeit: ahirikaṃ: man hat keinen Respekt vor sich selbst; Mangel an Selbstachtung

Vgl. Aṅguttaranikāya II, 7 - 9; PTS I, 51:

2. 1. 1. 7. Kaṇha suttaṃ

7. Dveme bhikkhave dhammā kaṇhā. Katame dve. Ahirikañca anottappañca. Ime kho bhikkhave dve dhammā kaṇhāti.

2. 1. 1. 8. Sukkasuttaṃ

8. Dveme bhikkhave dhammā sukkā. Katame dve. Hiri ca ottappañca. Ime kho bhikkhave dve dhammā sukkāti.

2. 1. 1. 9. Cariyāsuttaṃ

9. Dveme bhikkhave sukkā dhammā lokaṃ pālenti. Katame dve: hiri ca ottappañca. Ime kho bhikkhave dve sukkā dhammā lokaṃ na pāleyyuṃ, nayidha paññāyetha mātā ti vā mātucchā ti vā mātulānī ti vā ācariyabhariyā ti vā garūnaṃ dārā ti vā, sambhedaṃ loko āgamissa, yathā ajeḷakā kukkuṭasūkarā sonasigālā. Yasmā ca kho bhikkhave ime dve sukkā dhammā lokaṃ pālenti, tasmā paññāyati mātāti vā mātucchā ti vā mātulānī ti vā ācariyabhariyā ti vā garūnaṃ dārā ti vā ti.

 

"A.II. 7-8 Zwei Eigenschaften
Zwei dunkle Eigenschaften gibt es, ihr Mönche. Welche zwei? 
  • Schamlosigkeit und 
  • Gewissenlosigkeit.
Zwei helle Eigenschaften gibt es, ihr Mönche. Welche zwei? 
  • Schamgefühl und 
  • sittliche Scheu.
A.II. 9 Die Beschirmer der Welt

Zwei helle Eigenschaften, ihr Mönche, beschirmen die Welt. Welche zwei?

  • Schamgefühl und 
  • sittliche Scheu.

Wenn nämlich, ihr Mönche, diese beiden hellen Eigenschaften nicht die Welt beschirmten, so würde man da weder seine Mutter anerkennen, noch der Mutter Schwester, noch des Onkels und des Lehrers Weib, noch die Ehefrauen ehrenwerter Männer; so würden die Menschen sich vermengen wie Schafe, Ziegen, Hühner, Schweine, Hunde und Schakale. 

Weil nun aber, ihr Mönche, diese beiden hellen Eigenschaften die Welt beschirmen, darum eben erkennt man seine Mutter an, der Mutter Schwester, des Onkels und des Lehrers Weib und die Ehefrauen ehrenwerter Männer."

  [Übersetzt von Nyanatiloka <1878-1957>: Die Lehrreden des Buddha aus der Angereihten Sammlung = Anguttara-Nikāya / aus dem Pāli übersetzt von Nyanatiloka. -- 3., revidierte Neuauflage. -- Köln : DuMont Schauberg. -- Bd. 1. --  ©1969. -- S. .]


Abb.: Gewissenqualen / Karikatur von Richard Newton (1777 - 1798)


3 Schamlosigkeit: anottappaṃ: man schreckt vor schlechten Konsequenzen nicht zurück; man schämt sich nicht vor anderen; Mangel an Respekt vor anderen

"Schamlos" im Rahmen des deutschen Wortschatzes:

"Wort: schamlos

Relationen zu anderen Wörtern:

  • Synonyme: abgeschmackt, anstößig, ausschweifend, dreckig, dreist, frech, frivol, herabgekommen, heruntergekommen, impertinent, keck, kess, lasterhaft, liederlich, naseweis, pikant, pornographisch, ruchlos, schlecht, schlüpfrig, sittenlos, unanständig, unartig, ungebührlich, ungehörig, ungesittet, ungezogen, unkeusch, unmanierlich, unmoralisch, unschicklich, unsittlich, unsolide, unverfroren, unverschämt, unziemlich, unzüchtig, verderbt, verdorben, verkommen, verrucht, verworfen, vorlaut, vorwitzig, wüst, zotig, zuchtlos, zweideutig
  • vergleiche: frech, obszön
  • ist Synonym von: disziplinlos, dreist, frech, frivol, geschert, impertinent, missraten, obszön, ordinär, pampig, patzig, rotzig, rüpelhaft, schmutzig, schnodderig, schweinemäßig, unartig, unerzogen, ungehörig, ungezogen, unmanierlich, unverfroren, unverschämt, unziemend, unzüchtig, verkommen, zotenhaft
  • wird referenziert von: frivol"

[Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=1&Wort=schamlos&sprache=de&cs=1&sourceid=Mozilla-search. -- Zugriff am 2007-01-25]


4 Unruhe: uddhaccaṃ

"Unruhig" im Rahmen des deutschen Wortschatzes:

"Wort: unruhig

Relationen zu anderen Wörtern:

  • Synonyme: angespannt, angsterfüllt, aufgewühlt, bedrückt, bewegt, brisant, fahrig, fieberhaft, fiebrig, flackerig, flackernd, flatterig, friedlos, gefahrvoll, gefährlich, hastig, hektisch, kribbelig, kummervoll, nervös, quirlig, rastlos, ruhelos, sorgenvoll, ungeduldig, unstet, wirbelig, wuselig, ängstlich, überreizt
  • vergleiche: nervös, schusselig
  • ist Synonym von: agil, aufgepeitscht, aufgeregt, aufgewühlt, beweglich, bewegt, echauffiert, erhitzt, erregt, fahrig, feurig, fickrig, fieberhaft, flammend, friedlos, gramerfüllt, hektisch, hitzig, impulsiv, kribbelig, lebendig, lebhaft, leidenschaftlich, munter, nachdenklich, nervös, passioniert, quecksilbrig, quick, quirlig, reizbar, ruhelos, sanguinisch, sorgenbeladen, sorgenvoll, sprudelnd, temperamentvoll, umgeschlagen, ungeduldig, ungehemmt, ungestüm, ungezähmt, ungezügelt, unstet, vif, vital, zappelig, zapplig, zerstreut
  • wird referenziert von: aufgeregt, unstet"

[Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=1&Wort=unruhig&sprache=de&cs=1&sourceid=Mozilla-search. -- Zugriff am 2007-01-25]

udhacca:

"uddhacca

‘Aufgeregtheit, Zerstreutheit',

  • gehört zu den 10 Daseinsfesseln (siehe samyojana),
  • den 5 Hemmungen, siehe nīvarana und
  • zu den mit allem unheilsamen Bewußtsein untrennbar verbundenen 4 Geistesfaktoren (akusala-sādhārana)."

[Quelle: Nyanatiloka <Thera> <1878 - 1957>: Buddhistisches Wörterbuch : kurzgefasstes Handbuch der buddhistischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung. -- 5. Aufl., (Unveränd. Nachdr. der 2., rev. Aufl.). -- Stammbach : Beyerlein und Steinschulte, 1999. -- 277 S. ; 18 cm. -- Originaltitel: Buddhist dictionary. -- ISBN: 3-931095-09-6. -- Hier können Sie dieses Werk bestellen: http://www.buddhareden.de/fr-bestellung.htm. -- s.v.]

"Yaṃ cittassa uddhaccam avūpasamo, cetaso vikkhepo, bhantattaṃ cittassa — idaṃ vuccati uddhaccaṃ. It seems clear that, whether or no uddhaccaṃ can elsewhere be rendered by terms indicative of a puffed-up state of mind (see Rhys Davids, 'Buddhism,' p. 109 ; Warren, ' Buddhism in Translations,' p. 365 ; Neumann, ' Die Reden' etc., I., passim), the specific meaning in this connexion (Tattha katamaṃ uddhaccaṃ) is the antithesis of vūpasamo, and the equivalent of vikkhepo, both of which are expressions about the meaning of which there is little or no uncertainty. In Sanskrit auddhatya is only found twice in later works, one of them Buddhist (v. Böthl. and Roth., s.v.), and there means wrestling, a word used by ourselves for certain agitated, perfervid mental states. That the term should be yoked with kukkuccaṃ (worry) in the Nivaraṇas (see §§ 1158-1160; and cf. the cognate meaning in another allied pair, thīna-middhaṃ, §§ 1155-1157) goes far to rob it of implications of vanity or self-righteousness. (In ' Dialogues of the Buddha,' i. 82, the former pair are rendered 'flurry and worry.') Buddhaghosa gives little help; but he distinguishes uddhaccaṃ, as a struggling over one object of thought (ekāra mmaṇe vipphandati), from perplexity as a struggling over divers objects of thought. The Buddhists were apparently seeking for terms to describe a state of mind antithetical to that conveyed by the designation thīna-middhaṃ—stolidity and torpor. In the latter there is excessive stability—the immobility not of a finely adjusted balance of faculties and values, but of an inert mass. In the former (uddhacca-kukkuccaṃ) there is a want of equilibrium and adjustment. From some cause or another the individual is stirred up, agitated, fussed; in American idiom, 'rattled.'

What I have rendered ' turmoil' (bhantattaṃ ; more literally, wavering, rolling, staggering) Buddhaghosa calls vibhanti-bhāvo (sic lege), bhantayāna-bhantagonādīnaṃ viya (Asl. 260).

Whatever the exact meaning of uddhaccam may be, there is enough to show that it is in great part antithetical to some of the other constituents enumerated under the Bad Thought in question—at least, when these are taken in their full intention. I refer to the approximately synonymous group : ' self-collectedness,' ' concentration,' 'quiet' and 'balance.' The last, indeed (avikkhepo), is a contradiction in terms to the phrase which describes uddhaccaṃ as cetaso vikkhepo! The text actually omits it, but this is through mere inadvertence (cf. § 430).

It is given in K., and the Cy. explicitly states (p. 260) that there are twenty-eight constituents enumerated, fourteen of them being described in terms of one or other of the other fourteen. (If the reader will compare § 427 with the corresponding descriptions given in SS 2-57, he will prove this to "he correct.) Nor is there a word to comment on, or explain away any apparent incongruity in the inclusion. There is only a short discussion, alluded to already, on the relation of uddhaccaṃ and vicikicchā. Thoughts XI. and XII., as departing from the symmetrical procedure of I. to IX., are said to be miscellaneous items, and to be concerned with persistent attending to the idea (ārammaṇe pavaṭṭanaka-cittāni). And just as, if a round gem and a tetragonal gem be sent rolling down an inclined plane, the former's motion is uniform, while that of the latter is from one position of rest to another, so vicikicch| connotes a continual working of thought, while uddhaccaṃ works on one given basis at a time.

There being, then, as it would appear, this fairly close analogy between 'perplexity' and 'excitement,' it is fair to assume that 'self-collectedness' and its synonyms are to be understood in Thought XII., as present in the feeble degree to which they, or at least the first of them, is present in Thought XI. (see § 424, n.). The compilers were thus between two fires as to their logic. Either avikkhepo must go to admit of the use of vikkhepo— in which case the synonyms of avikkhepo (samādhi, etc.) must go too—or it and its synonyms must be retained with a highly attenuated import. Possibly the subject was conceived as agitated on some one point only, but calm as to things in general."

[Quelle: [Dhammasaṅgani] A Buddhist manual of psychological ethics of the fourth century B.C. : being a translation, now made for the first time, from the original Pali, of the first book in the Abhidhamma piṭaka, entitled Dhamma-sangaṇi (compendium of states or phenomena) / with introductory essay and notes by Caroline A. F. Rhys Davids [1857 - 1942]. -- London : Royal Asiatic Society, 1900. -- xcv, 393 S. ; 23 cm. -- (Oriental Translation Fund, New series ; vol. XII). -- S. 119 - 121.]


5 Gier: lobho = rāga = taṇhā


Abb.: lobho
[©Hemera]

"Gierig" im Rahmen des deutschen Wortschatzes:

"Wort: gierig

Relationen zu anderen Wörtern:

  • Synonyme: begierig, dürstend, eilig, erpicht, hastig, hungrig, lechzend, lüstern, nimmersatt, süchtig, unersättlich, verlangend, versessen, wild, überstürzt
  • vergleiche: erpicht
  • ist Synonym von: anspruchsvoll, begehrlich, begierig, geil, habgierig, hemmungslos, lechzend, lüstern, nimmersatt, raffgierig, raffsüchtig, scharf, unersättlich, weibstoll, zügellos
  • wird referenziert von: begehrlich, besessen, erpicht, unmäßig

[Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=1&Wort=gierig&
sprache=de&cs=1&sourceid=Mozilla-search. -- Zugriff am 2007-01-25]

taṇhā:

"taṇhā

‘Begehren', ist die Hauptwurzel des Leidens und des sich immer wieder fortsetzenden Kreislaufes der Wiedergeburten.

 »Was, ihr Mönche, ist die Entstehung des Leidens? Es ist jenes zum Wiederdasein führende, mit Lust und Gier verbundene, hier und da Gefallen findende Begehren, nämlich:  

  • das sinnliche Begehren (kāma-tanhā),
  • das Daseinsbegehren (bhava-tanhā)
  • das Selbstvernichtungsbegehren (vibhava-tanhā).«

  Siehe sacca. 

Mit Hinsicht auf die Sinnenobjekte unterscheidet man 6 Arten von Begehren:

Begehren mit Hinsicht auf  

  • Formen, (rūpa-tanhā)
  • Töne, (sadda-tanhā)
  • Düfte, (gandha-tanhā)
  • Geschmäcke, (rasa-tanhā)
  • Körpereindrücke (potthabba-tanhā)
  • Geistobjekte (dhamma-tanhā)

 

Mit Hinsicht auf das dreifache Dasein unterscheidet man 3 Arten des Begehrens:

  • Sinnliches Begehren (kāma-tanhā),
  • Begehren nach Feinkörperlichem Dasein (rūpa-tanhā),
  • Begehren nach Unkörperlichem Dasein (arūpa-tanhā). Siehe samyojana.

 

Die bekanntesten Synonyme sind rāga, lobha (siehe mūla).

Das gesamte Begehren (taṇhā) wird erst mit Erreichung der Heiligkeit überwunden."

[Quelle: Nyanatiloka <Thera> <1878 - 1957>: Buddhistisches Wörterbuch : kurzgefasstes Handbuch der buddhistischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung. -- 5. Aufl., (Unveränd. Nachdr. der 2., rev. Aufl.). -- Stammbach : Beyerlein und Steinschulte, 1999. -- 277 S. ; 18 cm. -- Originaltitel: Buddhist dictionary. -- ISBN: 3-931095-09-6. -- Hier können Sie dieses Werk bestellen: http://www.buddhareden.de/fr-bestellung.htm. -- s.v.]


6 Falsche Ansicht: diṭṭhi: Anhaften an einer falschen Meinung (Vorurteil, Wahn, fixe Idee), deshalb mit lobha verbunden; ist immer mit moha verbunden, aber moha ist nicht immer mit diṭṭhi verbunden, siehe oben!

"diṭṭhi

wörtl. ‘Sehen' (v. Ö dis, sehen), ‘Ansicht, Anschauung, Einsicht, Erkenntnis'. Wenn nicht bezeichnet mit sammā, 'recht', meist gebraucht im Sinne von verkehrter Ansicht, falscher Erkenntnis usw., nur in einigen wenigen Fällen im Sinne von rechter Erkenntnis (z.B. siehe ditthi-ppatta, ditthi-visuddhi, ditthi-sampanna, von Erkenntnis erfüllt).

Verkehrte Ansichten werden als äußerst verwerflich bezeichnet, da sie die Grundlage bilden zu verkehrter Gesinnung und verkehrtem Wandel und bisweilen fähig sind, den Menschen in die tiefsten Abgründe zu führen. Wie es heißt (A. I. 14, A.I.27):

»Nichts kenne ich, ihr Mönche, wodurch so sehr die noch unaufgestiegenen unheilsamen Dinge zum Aufsteigen kommen und die bereits aufgestiegenen unheilsamen Dinge anwachsen, als wie die verkehrten Ansichten . . .

Nichts kenne ich, wodurch die noch unaufgestiegenen heilsamen Dinge so sehr am Aufsteigen gehindert werden und die bereits aufgestiegenen heilsamen Dinge schwinden, als wie die verkehrten Ansichten . . .

Nichts kenne ich, wodurch die Menschen bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, so sehr zu einem niederen Reiche gelangen, einer Leidensfährte, in verstoßene Welt, zur Hölle gelangen, als wie die verkehrten Ansichten.« -

»Was auch immer der von verkehrten Ansichten erfüllte Mensch, seinen Ansichten folgend, in Werken, Worten und Gedanken verübt oder beginnt, und was auch immer er an Willen, an Sehnsucht, an Verlangen und an Strebungen besitzt, so führt dies alles zu Unerwünschtem, Unliebsamem, Unerfreulichem, zu Unheil und Leiden.« (A. I. 15)

Nach dem Abhidhamma (Dhs.) sind verkehrte und verderbliche Ansichten, wenn sie aufsteigen, immer mit begehrlichem Bewusstsein verbunden (s.Tab.I,22,23,26,27). Unzählige spekulative Ansichten und Theorien, die das menschliche und besonders das indische Denken von jeher beeinflusst haben und noch immer beeinflussen, werden in den Suttentexten angeführt. Unter diesen aber ist die zu allen Zeiten und allerorten die Menschen überall am meisten irreführende und betörende Ansicht der Persönlichkeitsglaube, die Ich-Illusion.

 »Persönlichkeitsglaube« (sakkāya-ditthi) oder Ich-Ansicht (atta-ditthi) ist von zweierlei Art:  

  • Ewigkeitsglaube (sassata-ditthi) oder
  • Vernichtungsglaube (uccheda-ditthi).
  •  
    Abb.: Ewigkeitsglaube: Der sterbliche Leib als Gefängnis der Seele / Kupferstich von Boetius à Bolswert (1550-1633). -- 1628.

    • Der ‘Ewigkeitsglaube' ist die Ansicht, dass es eine Ichheit oder Persönlichkeit gebe, die ewig sei und unabhängig von den fünf das ganze Dasein ausmachenden sog. Daseinsgruppen (siehe khandha), also auch nach dem Tode noch weiter fortbestehe.
    • Der ‘Vernichtungsglaube' ist die Ansicht, dass es eine Ichheit oder Persönlichkeit gebe, die von den fünf Daseinsgruppen abhängig sei und daher auch bei der Auflösung der Gruppen beim Tode der Vernichtung anheimfalle.

    (Über die in den Sutten häufig angeführten 20 Arten des Persönlichkeitsglaubens s. Pug. 143, Anm.)

    Der Buddha hingegen lehrt, dass es weder eine Persönlichkeit gibt, die nach dem Tode fortbesteht, noch auch eine Persönlichkeit, die beim Tode vernichtet wird, sondern dass ‘Persönlichkeit', ‘Ich', ‘Mensch' usw. lediglich konventionelle Bezeichnungen (vohāra-vacana) sind; und dass eben bloß dieser Prozess der vom Augenblick zu Augenblick sich selbst verzehrenden, unaufhörlich entstehenden und gleich darauf wieder für immer verschwindenden körperlichen und geistigen Daseinserscheinungen anzutreffen ist. Diese Leerheit und Unpersönlichkeit des Daseins ist die Kernlehre des ganzen Buddhismus, die einzige spezifisch buddhistische Lehre, mit der das ganze buddhistische Lehrgebäude steht und fällt. Näheres siehe anattā, ferner khandha, paticcasamuppāda.

    Die den letzten Punkt der zehnfachen unheilsamen Wirkensfährte (siehe kammapatha) bildenden und als ‘mit festbestimmtem Ausgang verbunden' bezeichneten ‘verkehrten Ansichten' (niyata_micchāditthi) sind:

    1. Die fatalistische Ansicht von der Ursachlosigkeit des Daseins (ahetuka-ditthi),
    2. die Ansicht von der Wirkungslosigkeit der Taten (akiriya-ditthi),
    3. Nihilismus (natthika-ditthi).

     

    1. wurde gelehrt von Makkhali-Gosāla, einem Zeitgenossen des Buddha, der jede Ursache für die Verderbtheit oder Reinheit der Wesen ableugnet und behauptet, dass alles genau vom Schicksal vorherbestimmt sei.
    2. wurde gelehrt von Pūrana-Kassapa, der jedwede karmische Wirkung für edle wie unedle Taten ableugnet: »Wer tötet, stiehlt, raubt usw., dem widerfährt nichts Böses. Für Edelmut, Selbstbeherrschung und Wahrheitsliebe usw. steht kein Lohn zu erwarten. (karato na kiriyati pāpam, dem Täter widerfährt nichts böses)«
    3. wurde gelehrt von Ajita-kesa-kambali, der behauptet, jeder Glaube an gute Taten und ihre Wirkung sei ein Wahn. Kein Weiterleben gebe es nach dem Tode, sondern der Mensch löse sich beim Tode in die Elemente auf.

    Weiteres über diese 3 Ansichten siehe D.2, M.60.

    Häufig erwähnt werden die 10 Antinomien (antagāhikā-micchā-ditthī): ‘Ewig ist die Welt' oder ‘Zeitlich ist die Welt', ‘Endlich ist die Welt' oder ‘Unendlich ist die Welt' . . . ‘Leib und Seele sind Eines' oder ‘Leib und Seele sind etwas Verschiedenes'.

     Über die Ansichten der zur Zeit des Buddha lebenden 6 Irrlehrer handelt ausführlich D.2. Weitere Ansichten werden erwähnt in D.15, D.23, D.24, D.28; M.11, M.12, M.25, M.60, M.63, M.72, M.76, M.101, M.102, M.110; A.II.126-127; A.X.93; S.24. usw.

    Alle nur denkbaren Ansichten über die Natur des Menschen, der Welt usw. sind in D.1 in 62 Ansichten zusammengefasst."

    [Quelle: Nyanatiloka <Thera> <1878 - 1957>: Buddhistisches Wörterbuch : kurzgefasstes Handbuch der buddhistischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung. -- 5. Aufl., (Unveränd. Nachdr. der 2., rev. Aufl.). -- Stammbach : Beyerlein und Steinschulte, 1999. -- 277 S. ; 18 cm. -- Originaltitel: Buddhist dictionary. -- ISBN: 3-931095-09-6. -- Hier können Sie dieses Werk bestellen: http://www.buddhareden.de/fr-bestellung.htm. -- s.v.]


    7 soziale Umfeldbestimmtheit: māno: man definiert sich durch Vergleich mit anderen, d.h. man kommt sich besser (dann = Überheblichkeit), gleich bzw. geringer (dann u.U. Minderwertigkeitsgefühl) als jemanden anderer vor.


    Abb.: Zwei Formen von māna: "Humiltad contra soperbia - Demut gegen Stolz" / von Francisco de Goya y Lucientes (1746 - 1828). -- 1796/97

    "māna

    Dünkel, Stolz, Ansicht, Meinung, Einbildung,

    ist eine von den an den Kreislauf des Daseins kettenden 10 Fesseln (siehe samyojana). Er schwindet erst beim Eintritt in die Vollkommene Heiligkeit oder Arahatschaft.

    • den (Gleichheits-)Dünkel (māna): ,Ebenso bin ich'
    • den Minderwertigkeitsdünkel (omāna): ,Schlechter bin ich'
    • den Überlegenheitsdünkel (atimāna): ,Besser bin ich'

    diesen dreifachen Dünkel hat man zu überwinden. Hat aber der Mönch . . . diesen dreifachen Dünkel überwunden, so, sagt man, hat er durch rechte Dünkeldurchschauung dem Leiden ein Ende gemacht.« (A.VI.49).

     »Solche Asketen und Priester, die mit Hinsicht auf den vergänglichen, elenden, dem Wechsel unterworfenen Körper, das Gefühl, die Wahrnehmung, die Geistesformationen und das Bewußtsein, meinen: ‘Besser bin ich', oder ‘Ebenso bin ich' oder ‘Schlechter bin ich', meinen dies eben bloß infolge des Nichterkennens der Wirklichkeit.« (S.22.49).

     Siehe auch Sn v. 342 mit Anm."

    [Quelle: Nyanatiloka <Thera> <1878 - 1957>: Buddhistisches Wörterbuch : kurzgefasstes Handbuch der buddhistischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung. -- 5. Aufl., (Unveränd. Nachdr. der 2., rev. Aufl.). -- Stammbach : Beyerlein und Steinschulte, 1999. -- 277 S. ; 18 cm. -- Originaltitel: Buddhist dictionary. -- ISBN: 3-931095-09-6. -- Hier können Sie dieses Werk bestellen: http://www.buddhareden.de/fr-bestellung.htm. -- s.v.]

    Vgl. Khemasutta, Aṅguttaranikāya VI, 49; PTS III, 358f.

    Khema suttaṃ

    49. Ekaṃ samayaṃ bhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme. Tena kho pana samayena āyasmā ca khemo āyasmā ca sumano sāvattiyaṃ viharanti  andhavanasmiṃ. Atha kho āyasmā ca khemo āyasmā ca sumano yena bhagavā tenupasaṅkamiṃsu. Upasaṅkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃsu. Ekamantaṃ nisinno kho āyasmā khemo bhagavantaṃ etad avoca:

    Yo so bhante bhikkhu arahaṃ khīṇāsavo vusitavā katakaraṇīyo ohitabhāro anuppattasadattho parikkhīṇabhavasaññojano sammadaññā vimutto, tassa na evaṃ hoti " atthi me seyyoti vā atthi me sadisoti vā atthi me hīnoti vā" ti.

    Idam avocāyasmā khemo samanuñño satthā ahosi. Atha kho āyasmā khemo samanuñño me satthā ti uṭṭhāyāsanā bhagavantaṃ abhivādetvā padakkhiṇaṃ katvā pakkāmi.

    Atha kho āyasmā sumano acirapakkante āyasmante kheme bhagavantaṃ etadavoca:

    "Yo so bhante bhikkhu arahaṃ khīṇāsavo vusitavā katakaraṇīyo ohitabhāro anuppattasadattho parikkhīṇabhavasaññojano sammadaññā vimutto, tassa na evaṃ hoti "natthi me seyyoti vā, natthi me sadisoti vā, natthi me hīnoti vā" ti.

    Idam avocāyasmā sumano samanuñño satthā ahosi. Atha kho āyasmā sumano samanuñño me satthā ti uṭṭhāyāsanā bhagavantaṃ abhivādetvā padakkhiṇaṃ katvā pakkāmi.

    Atha kho bhagavā acirapakkante āyasmante ca kheme āyasmante ca sumane bhikkhū āmentasi: evaṃ kho bhikkhave kulaputtā aññaṃ vyākaronti, attho ca vutto, attā ca anupanīto. Atha ca pana idhekacce moghapurisā hasamānakā maññe aññaṃ vyākaronti. Te pacchā vighātaṃ āpajjantī ti.

    49. Na ussesu na omesu
    samatte nopanīyare
    Khīṇā sañjāti vusitaṃ
    brahmacariyaṃ caranti
    saññojanavippamuttā ti.

    "A.VI. 49 Wie edle Söhne ihre Heiligkeit kundtun

    Einst weilte der Erhabene im Jetahaine bei Sāvatthī, im Kloster des Anāthapindika. Damals lebten der ehrwürdige Khema und der ehrwürdige Sumana im Dunklen Walde bei Sāvatthī. Es begaben sich nun der ehrwürdige Khema und der ehrwürdige Sumana: zum Erhabenen, begrüßten ihn ehrerbietig und setzten sich zur Seite nieder. Seitwärts sitzend sprach der ehrwürdige Khema zum Erhabenen also:

    »Wer da, o Herr, ein Heiliger ist, ein Triebversiegter, der den Heiligen Wandel vollendet und sein Werk vollbracht, die Bürde abgelegt und die Daseinsfesseln gelöst hat, der durch das vollkommene (Heiligkeits-)Wissen befreit ist, einem solchen kommt nicht mehr der Gedanke: 'Es gibt einen, der besser ist als ich' oder 'Es gibt einen, der mir ebenbürtig ist' oder 'Es gibt einen, der geringer ist als ich.'« Also sprach der ehrwürdige Khema, und der Meister billigte es. Sehend, daß der Meister es billigte, erhob sich der ehrwürdige Khema vom Sitze, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig, und ihm die Rechte zukehrend, entfernte er sich.

    Kurz nachdem aber der ehrwürdige Khema gegangen war, sprach da der ehrwürdige Sumana zum Erhabenen also:

    »Wer da, o Herr, ein Heiliger ist, ein Triebversiegter, der den Heiligen Wandel vollendet und sein Werk vollbracht, die Bürde abgelegt und die Daseinsfesseln gelöst hat, der durch das vollkommene (Heiligkeits-)Wissen befreit ist, einem solchen kommt nicht mehr der Gedanke: 'Es gibt keinen, der besser ist als ich' oder 'Es gibt keinen, der mir ebenbürtig ist' oder 'Es gibt keinen, der geringer ist als ich.' Also sprach der ehrwürdige Sumana, und der Meister billigte es. Sehend, daß der Meister es billigte, erhob sich der ehrwürdige Sumana vom Sitze, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig, und, ihm die Rechte zukehrend, entfernte er sich.

    Kurz nachdem aber der ehrwürdige Khema und der ehrwürdige Sumana gegangen waren, wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Wahrlich, ihr Mönche, auf solche Weise tun edle Söhne ihr Heiligkeitswissen kund. Eben die Wahrheit wurde dargetan, ohne auf sich selber anzuspielen. Es gibt da aber einige Toren, die gleichsam prahlerisch Heiligkeitswissen vorgeben. Diese aber geraten später in Ungemach.«

    Nicht besser und nicht gleich,
    nicht schlechter auch sich haltend,
    so wandeln Heilige fesselfrei,
    für die Geburt versiegt, beendet ist
    vollendet heiligen Lebens Ziel."
      [Übersetzt von Nyanatiloka <1878-1957>: Die Lehrreden des Buddha aus der Angereihten Sammlung = Anguttara-Nikāya / aus dem Pāli übersetzt von Nyanatiloka. -- 3., revidierte Neuauflage. -- Köln : DuMont Schauberg. -- Bd. 3. --  ©1969. -- S. 209f.]

    8 Aversion: doso: Umfasst das ganze Spektrum von Abneigung über Gehässigkeit bis Hass

    Diese Eigenschaft "gehässig" im Rahmen des deutschen Wortschatzes:

    "Wort: gehässig

    Relationen zu anderen Wörtern:

    • Synonyme: bissig, boshaft, bösartig, böse, giftig, hasserfüllt, infam, niederträchtig, schadenfroh, übelgesinnt, übelwollend
    • vergleiche: odiös
    • ist Synonym von: argwillig, beleidigend, boshaft, feindlich, feindselig, gegnerisch, giftig, hämisch, hasserfüllt, hasserfüllt, höhnisch, infam, kränkend, mitleidlos, niedrig, polemisch, schadenfroh

    [Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=1&Wort=geh%E4ssig&sprache=de&cs=1&sourceid=Mozilla-search. -- Zugriff am 2007-01-25]


    Abb.: Aversion
    [©Hemera]

    "Aversion

    Aversion (von lat.: aversatio = Abneigung oder Ablehnung oder aversio = Ekel, auch Antipathie) bezeichnet die Neigung eines Organismus, auf bestimmte Reize mit Unlust zu reagieren. Eine Aversion kann gegenüber jeder Art von Reizen oder Objekten bestehen, z. B. gegenüber bestimmten Menschen, Handlungen, Dingen (Nahrungsmitteln) oder Situationen und Erinnerungen. Als aversiv können auch die Reize selber bezeichnet werden; z. B. ist Schmerz ein aversiver Reiz.

    Ein weiteres Beispiel für eine Aversion sind Gerüche, die Übelkeit auslösen. Eine Aversion ist meistens mit dem Antrieb verbunden, sich abwenden zu wollen. Aversive Reize werden gemieden bzw. lösen eine Vermeidungsreaktion aus.

    Hinter Aversionen stehen meistens unangenehme oder verletzende Erfahrungen, plus eine gelernte Verknüpfung (Konditionierung) von Wahrnehmungen mit dem unangenehmen oder schrecklichen Gefühl. Opfer von Gewalttaten beispielsweise haben eine starke Avesion gegen einen bestimmten Geruch, der damals gerade in der Luft war. Oder Kriegsopfer zucken bei jedem heulenden Gräusch zusammen und spüren die Granate auf sich zukommen.

    Antipathie

    Während Aversion die Neigung zu negativen emotionalen Reaktionen gegenüber irgendwelchen Reizen oder Objekten bezeichnet, wird der Begriff Antipathie vor allem für soziale Beziehungen verwendet. Von "Antipathie" spricht man, wenn ein Mensch sein Gegenüber nicht leiden kann oder nicht mag. Das Gegenteil ist "Sympathie", das Mögen.

    Laut Wissenschaftlern spielt auch der Körpergeruch des Gegenüber eine Rolle bei der Einschätzung der Sympathie. Dieser Einfluss kann auch unbewusst stattfinden.

    Die stärkste Form der Antipathie ist der Hass.

    Ressentiment

    Das Ressentiment (franz. für heimlicher Groll) bezeichnet eine gefühlsmäßige, mit starken negativen Affekten verbundene Ablehnung eines Sachverhaltes, von dem Gefährdung, Bedrohung oder Behinderung befürchtet wird.

    Ressentiments können sich auf Personen und Gegenstände beziehen sowie allgemein auf Vorstellungen, die dem System der Überzeugungen des Individuums noch nicht eingegliedert sind oder nicht eingegliedert werden können.

    Sie beruhen häufig auf einem Mangel an ausreichender Information, der eine rationale Auseinandersetzung nicht oder nur teilweise ermöglicht, und werden mit Vermutungen, Verdächtigungen und Ahnungen begründet. Ihre Auflösung gelingt nicht immer durch logische Einzelargumente, sondern erfordert oft eine Umstrukturierung des subjektiven Weltbildes im Sinne einer besseren Anpassung an wissenschaftliche Argumente und an objektive Realitäten.

    Friedrich Nietzsche spricht in seinem Buch Genealogie der Moral von einer "Psychologie des Ressentiments". "Demzufolge besteht die große Mehrheit jeder Gesellschaft aus Schwachen, Kranken und "Schlechtweggekommenen". Sie wollen sich dafür rächen, und Ihre "Sklavenmoral" gibt ihnen dafür die Berechtigung. In einer aristokratisch dominierten Gesellschaft ist das nicht anders, aber in der demokratischen Gesellschaft haben diese "Rachsüchtigen" - in Nietzsches Augen - die Oberhand gewonnen. Das Wort "Ressentiment" ist demgemäß im "demokratischen Diskurs" auch nicht zu finden - es ist sozusagen eine demokratiefeindliche ("menschenverachtende") Vokabel." Die Schärfe seiner Analyse ist teils ein Resultat seiner "Schule des Verdachts", teils das Resultat seiner "Kranken-Optik" bzw. der unerbittlichen Selbstkritik des Kranken." (Quelle: [| Informations Wissenschaft, Nietzsche Online])"

    [Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Aversion. -- Zugriff am 2006-12-24]

    "Hass, als Gegenteil der Liebe (s. d.), die zum Affekt, bez. zur Leidenschaft gesteigerte Abneigung, die, wie alle Affekte, bei genügender Stärke auch äußerlich (in Haltung und Miene) zum Ausdruck kommt. Dem Hassenden ist der Anblick, ja oft schon der Gedanke an die Existenz des Gehassten unerträglich, er sähe ihn am liebsten völlig vernichtet, und dieser Wunsch setzt sich bei gebotener Gelegenheit leicht in Taten um. Der höchste Grad des Hasses wird daher tödlicher Hass genannt, und sehr treffend hat Darwin den Ausdruck des Hasses in Parallele gestellt mit der Haltung eines zum Angriff bereiten Tieres. Ist dabei das Gefühl des Widerwillens bis zum physischen Ekel gesteigert, so wird der Hass zum Abscheu. Der Hass kann sich aus einfacher, auf der Kollision oder dem Gegensatz bestimmter Interessen beruhender Gegnerschaft entwickeln, indem das Bewusstsein der Veranlassung allmählich verschwindet und nur der angeregte Affekt zurückbleibt (so enden Rechts- und andre Streitigkeiten oft in grimmigen Hass), oder aus einer ursprünglichen, dem Hassenden selbst unerklärlichen Antipathie (s. d.) hervorgehen. In der letztern Form treffen wir den Hass schon im Tierreich (z. B. zwischen Hunden und Katzen), ferner als Rassenhass zwischen Menschen. Bekannt ist auch, dass verletzte Liebe bisweilen in Hass umschlägt. Der Menschenhass, der alle menschlichen Wesen als solche zum Gegenstand hat, kann, wenn er überhaupt vorkommt (Tiberius?), nicht mehr als normaler Seelenzustand, sondern nur als Äußerung eines völlig verkehrten Gefühlslebens betrachtet werden."

    [Quelle: Meyers großes Konversations-Lexikon. -- DVD-ROM-Ausg. Faksimile und Volltext der 6. Aufl. 1905-1909. -- Berlin : Directmedia Publ. --2003. -- 1 DVD-ROM. -- (Digitale Bibliothek ; 100). -- ISBN 3-89853-200-3. -- s.v.]


    9 Neid: issā: Gegenteil zu muditā (Mitfreude)


    Abb.: Jacques Callot (1592 - 1635): Der Neid. -- Um 1617–1620

    "Neidisch" im Rahmen des deutschen Wortschatzes:

    "Wort: neidisch

    Relationen zu anderen Wörtern:

    • Synonyme: eifersüchtig, missgünstig, neiderfüllt, scheel, scheelblickend, scheelsüchtig
    • vergleiche: scheel
    • ist Synonym von: eifersüchtig, missgünstig, neiderfüllt, scheel, scheelsüchtig
    • wird referenziert von: missgünstig

    [Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=1&Wort=neidisch&sprache=de&cs=1&sourceid=Mozilla-search. -- Zugriff am 2007-01-25]

    Neid:

    "Unter Neid versteht man das ethisch vorwerfbare, gefühlsmäßige (emotionalen) Verübeln der Besserstellung konkreter Anderer. Ähnlich aber ungebräuchlicher ist dafür auch der Begriff Missgunst. Fehlt es am ethischen Vorwurf, spricht man auch von Unbehagen gegenüber Überlegenheit, die man selber gerne hätte und nicht zu erreichen vermag. Will man ihn rechtfertigen, so ist eher von einem Streben nach Gleichheit die Rede. Wie andere Gefühle auch, hat der Neid Vorteile für den, der ihn hegt.

    Das Gegenteil des Neides ist die Gunst.

    Nähere Bestimmung

    Neidisch ist mithin jemand (der „Neider“), den ein Besitztum oder Vorzug anderer - auch unbewusst - kränkt (ein Minderwertigkeitsgefühl auslöst). Das Ziel des Neides ist dementsprechend, den beneideten Vorzug auszugleichen (nicht primär, ihn an sich zu bringen; das wäre dann z. B. Habsucht). Neid kann sich nicht nur auf Besitztümer beziehen, sondern ebenso auf beispielsweise biologisch (Gesundheit) oder kulturell (Schönheit) geprägte Merkmale wie auch direkt auf den sozialen Status (der „Klassenbeste“, der „Torschützenkönig“). In gesteigerter Form kann der Neid für Beneidete gefährlich werden, wenn er zur Triebkraft destruktiven Handelns wird.

    Evolutionstheorie

    In der Evolutionstheorie von François Lelord wird die These vertreten, der Neid - hier einzig im Sinne eines emotionalen Verhaltens - diene der Optimierung des Überlebens von Gruppen. Die Emotion Neid wäre dann ein biosozial abgestützter Mechanismus im Gruppenleben.

    Es werden folgende Überlegungen vertreten:

    1. Neid begünstige insbesondere die Entstehung von Ehrgeiz, um durch eigene Anstrengungen und eigenen Erfolg mit dem „Beneideten“ gleichzuziehen. Dieser positive Wettbewerb erhöhe die Überlebenschancen.
    2. Neid begünstige die Entwicklung von Fairness in einer Gruppe, weil er die Empfindlichkeit für Ungleichheiten innerhalb der Gruppe steigere (Gerechtigkeitssinn). Fairness in einer Gruppe verhindert unnötige Streitereien und daraus folgende Verletzungen. Dadurch erhöht sich die Überlebenschance der gesamten Gruppe.
    Bewertung des Neides in Religionen

    In der Bibel wird Neid an mehreren Stellen verurteilt, z. B. Römer 1,29; 1.Timotheus 6,4; Titus 3,3; 1.Petrus 2,1; Jakobus 3,14+16, Galater 5,21. Der Neid gehört seit dem späten 6. Jahrhundert zu den sieben Hauptsünden (siehe auch zur Abgrenzung Todsünden) der Römisch-Katholischen Kirche.

    Im Hinduismus wird gesellschaftliche Ungleichheit als Folge des individuellen spirituellen Karmas dargestellt und Neid lediglich als das nicht akzeptierte Karma bzw. Schicksal, das der Welt der Kasten entgegensteht. Danach kann nur ein spirituell-esoterischer Aufstieg nach dem Anerkennen des eigenen Karmas erfolgen, der einen in eine höhere Kaste nach einer späteren Wiedergeburt bringt, oder ganz im Jenseits. Als Anti-Neid-Konzept ist der Hinduismus sehr populär bei den durch das Karma weniger benachteiligten und bestimmt so den Großteil der Welt von 850 Millionen Hinduisten.

    Sozialneid

    Unter Sozialneid versteht man den Neid in einem sozialen Milieu auf eine - auch nur vermeintlich - besser gestellte Gruppierung (Bezugsgruppe). Er kann sich sowohl auf Privilegien als auch auf Besitz beziehen.

    „Neid“ wird in diesem Zusammenhang auch als polemischer Kampfbegriff gegen Soziale Bewegungen (historisch z. B. gegen die Arbeiterbewegung) benutzt, um den eignen Vorzug (das eigene Privileg) zu wahren. Dem liegt der Gedanke zu Grunde, ein Wunsch nach Gleichheit entspränge dem Neid, und dieser rühre aus der Unfähigkeit der Neider her, durch Leistung den beneideten Vorzug selber zu erringen. Häufig wird in diesem Zusammenhang von Verteidigern der besser gestellten Gruppierung der Ausdruck "Ihr seid ja neidisch!" verwendet.

    Volkskundliches


    Abb.: Neidkopf in Waiblingen-Beinstein
    [Bildquelle: Wikipedia]

    Sogenannte Neidköpfe, meist angebracht an Giebeln, sollten dem Volksglauben nach das Unheil und Böse abwehren. Die bösen Mächte und Geister sollten den Menschen in den damit bedachten Gebäuden nichts neiden und sie damit nicht gegen die Bewohner aufbringen.

    Um dem Neid von Nachbarn zu entgehen, haben in den 1950er Jahren, als ein Fernseher noch etwas Kostbares war, Menschen ihre Fernsehantenne nicht auf dem Dach, sondern verborgen auf dem Dachboden angebracht und lieber den schlechteren Empfang in Kauf genommen.

    Zitate
    • Sokrates: Freunde beseitigen den Neid, indem sie ihre Güter dem Freunde anbieten oder indem sie die seinen als die ihren ansehen.
    • Molière: Die Neider sterben, nimmer stirbt der Neid.
    • Schopenhauer: In Deutschland ist die höchste Form der Anerkennung der Neid.
    • Oscar Wilde: Die Anzahl unserer Neider bestätigt unsere Fähigkeiten.
    • Norman Mailer: Erfolg ist nur halb so schön, wenn es niemanden gibt, der einen beneidet.
    • unbekannt: Neid ist das böse Wort, das die Besitzenden für den Gerechtigkeitssinn der Armen gefunden haben.
    • Redensart: Mitleid bekommst Du geschenkt, Neid musst Du Dir redlich verdienen.
    Literatur
    • Helmut Schoeck: Der Neid. Eine Theorie der Gesellschaft, 1966, mehrere Auflagen.
    • François Lelord: "Die Macht der Emotionen", Piper-Verlag, 2006
    • Rainer Paris: „Neid. Zur Politik eines Gefühls“, in: Merkur, 2006, S. 1046-1060"

    [Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Neid. -- Zugriff am 2006-12-24]


    10 Geiz: macchariyaṃ

    "Geizig" im Rahmen des deutschen Wortschatzes:

    "Wort: geizig

    Relationen zu anderen Wörtern:

    • Synonyme: berechnend, filzig, geldgierig, gewinnsüchtig, gnietschig, habsüchtig, kleinlich, knauserig, knickerig, knorzig, mickrig, profitsüchtig, raffgierig, schäbig
    • vergleiche: schoflig
    • ist Synonym von: filzig, genügsam, gnietschig, habgierig, habsüchtig, knauserig, knickerig, knickrig, knorzig, mickrig, profitsüchtig, raffgierig, raffsüchtig, schäbig, sparsam, unfreigebig

    [Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=1&Wort=geizig
    &sprache=de&cs=1&sourceid=Mozilla-search. -- Zugriff am 2007-01-25]


    Abb.: Hieronymus Bosch (1450 - 1516): Der Tod des Geizhalses. -- 1490–1500

    "Die sieben Todsünden sind immer wieder Motiv in Boschs Bildern gewesen. Mit der Darstellung des Todes eines Geizhalses widmet Bosch sich der Todsünde „avaritia“ (Habgier). Die Raffgierigkeit und Geldscheffelei des Klerus und einiger privilegierter Personen, die die Bedürftigkeit des einfachen Volkes weidlich ausnutzten und sich auf Kosten der Armen immer weiter bereicherten, waren Bosch stets ein Dorn im Auge gewesen. Sein Bild ist Ermahnung, sich im Angesicht des Todes nicht für den falschen Weg zu entscheiden.

    Der Geizhals ist auf dem Bild gleich zweimal zu sehen: Im Vordergrund, der eine Rückblende auf sein Leben darstellt, als alter Mann, der Münzen in einen prall gefüllten Geldsack wirft. Teile einer Ritterrüstung, die achtlos am Boden liegen, weisen auf seine privilegierte Herkunft aus dem Adelsstand hin. Rattenähnliche Wesen sind ihm beim Geldscheffeln behilflich. Die Truhe ist überdies gefüllt mit Silbergut sowie versiegelten Briefen, die auf Schuldverschreibungen und Verpfändungen hinweisen.

    Im oberen Teil des Bildes liegt der Geizhals als Sterbender im Bett. Er wirkt im Gesicht etwas jünger, was ein Zeichen dafür sein kann, dass man im Mittelalter davon ausging, man werde das Jenseits in einer körperlich besseren Verfassung betreten. Der Tod, bewaffnet mit einem Pfeil, steht im Türrahmen. Ein Engel, der dem Sterbenden zur Seite steht, versucht vergeblich, seine Aufmerksamkeit auf den Lichtstrahl, den das Kruzifix im Fenster entsendet, zu lenken. Der Geizhals ist vielmehr fasziniert von dem Geldbeutel, den ein sich hinter einem Vorhang verbergender Dämon ihm herüberreicht. Über dem Bett hockt der Teufel, der darauf wartet, mit seinem Kescher die Seele des Todgeweihten auffangen zu können."

    [Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bilder_von_Hieronymus_Bosch#Tod_eines_Geizhalses. -- Zugriff am 2006-12-22]

    Geiz:

    "Geiz (althochd. kît, »ungezügelte Habgier, Heißhunger«) ist der zur Leidenschaft gewordene Erwerbs- und Spartrieb, der auch unerlaubte Erwerbsmittel nicht scheut und auf die Befriedigung auch notwendiger Bedürfnisse verzichtet. Geringerer Grad von Geiz ist die Kargheit, die sich auf das unentbehrliche Maß von Genüssen beschränkt und zur Knickerei wird, wenn sie auch wirkliche Bedürfnisse übersieht, zur Knauserei aber, wenn sie darauf ausgeht, andre auf kleinliche Weise in dem ihnen Gebührenden zu beeinträchtigen oder zu beschädigen. Der höchste Grad des Geizes, wo er das Ehrgefühl des Menschen völlig ertötet und eine niedrige und verächtliche Gesinnungs- und Handlungsweise zuwege gebracht hat, heißt schmutziger Geiz oder Filzigkeit und der ihm Verfallene Geizhals. Eine Musterschilderung des Geizes (als Knauserei) hat Moliere in seinem berühmten Lustspiel »L'Avare« gegeben."

    [Quelle: Meyers großes Konversations-Lexikon. -- DVD-ROM-Ausg. Faksimile und Volltext der 6. Aufl. 1905-1909. -- Berlin : Directmedia Publ. --2003. -- 1 DVD-ROM. -- (Digitale Bibliothek ; 100). -- ISBN 3-89853-200-3. -- s.v.]


    11 Gewissensbisse: kukuccaṃ: Reue ist immer unheilsam!

    "Bereuen" im Rahmen des deutschen Wortschatzes:

    "Wort: bereuen

    Relationen zu anderen Wörtern:

    • Synonyme: bedauern, bessern, gereuen, reuen
    • ist Synonym von: bedauern, beginnen, bejammern, bessern, reuen

    [Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=1&Wort=bereuen&sprache=de&cs=1&sourceid=Mozilla-search. -- Zugriff am 2007-01-25]


    Abb.: Reue
    [Bildquelle. Wikipedia]

    "In its primary meaning kukkuccaṃ is fidgeting, bad deportment of hands and feet. See Jāt. i. 119; ii. 142; also Sum. i. 1, 2. Hence mental fidget, the worry of scruple (lit., ' the little sharp stone in a man's shoe.' See Skeat's English Dictionary), the over-sensitive, overscrupulous conscience. In the frequent cases of kukkuccaṃ, respecting the keeping of the rules of the Order, given in the Vinaya—'tassa kukkuccaṃ ahosi'—or kukkuccāyanto—no blame seems to have attached to the person in question. There was weakness in the anxiety felt by the non-robust conscience as to the letter of the law; on the other hand, there was loyalty to the Master's decrees. Even the great Sāriputta was not above such scruples, when, on falling ill at a rest-house, he declined to take food, in accordance with the 31st Pācittiya rule (Vin. iv. 70). But Buddhaghosa quotes this as an instance of praiseworthy scruple, to be distinguished, as ' Vinaya-kukkuccaṃ,' from the after-flush of burning anguish (anutāpo) accompanying the consciousness of having done amiss, a feeling that is no longer possible for an arahat. Asl. 384. Cf. below, § 1304."

    [Quelle: [Dhammasaṅgani] A Buddhist manual of psychological ethics of the fourth century B.C. : being a translation, now made for the first time, from the original Pali, of the first book in the Abhidhamma piṭaka, entitled Dhamma-sangaṇi (compendium of states or phenomena) / with introductory essay and notes by Caroline A. F. Rhys Davids [1857 - 1942]. -- London : Royal Asiatic Society, 1900. -- xcv, 393 S. ; 23 cm. -- (Oriental Translation Fund, New series ; vol. XII). -- S. 119 - 121.]

    "Gewissensskrupel empfinden wir, wenn wir fürchten, durch eine beabsichtigte Tat in Widerspruch zu unserm Pflichtbewusstsein zu geraten. Gewissensbisse heißen die quälenden Empfindungen der Reue (s.d.), die mit dem Bewußtsein, nicht so gehandelt zu haben, wie wir sollten, verbunden sind, und dies Bewusstsein selbst heißt böses Gewissen im Gegensatz zum guten oder reinen Gewissen."

    [Quelle: Meyers großes Konversations-Lexikon. -- DVD-ROM-Ausg. Faksimile und Volltext der 6. Aufl. 1905-1909. -- Berlin : Directmedia Publ. --2003. -- 1 DVD-ROM. -- (Digitale Bibliothek ; 100). -- ISBN 3-89853-200-3. -- s.v. Gewissen]

    Eine etwas andere Ansicht:

    "Reue

    Die Tugend will nicht immer passen,
    Im ganzen lässt sie etwas kalt,
    Und dass man eine unterlassen,
    Vergisst man bald.

    Doch schmerzlich denkt manch alter Knaster,
    Der von vergangnen Zeiten träumt,
    An die Gelegenheit zum Laster,
    Die er versäumt."

    Wilhelm Busch (1832-1908): Zu guter Letzt. -- 1904

    Vom Umgang mit Gewissensbissen in der katholischen Kirche:



    Abb.: Während und nach der Beichte: "Quand le remords vient on baisse la tête, quand il s'en va on lève la jambe." - "Wenn die Gewissensbisse kommen, senkt man den Kopf, wenn sie entschwinden, hebt man das Bein"  / von Ch. E. Carlègle.


    12 Starrheit: thīnaṃ: Unbeweglichkeit, Unflexibilität, fehlende Anpassungsfähigkeit an die Umwelt.

    "Unbeweglich" im Rahmen des deutschen Wortschatzes:

    "Wort: unbeweglich

    Relationen zu anderen Wörtern:

    • Synonyme: bewegungslos, dogmatisch, einseitig, eng, engstirnig, erstarrt, festgefahren, leblos, reglos, regungslos, schwerfällig, starr, still, träge, unbewegt, uneinsichtig, unflexibel
    • vergleiche: immobil, leblos, stabil, starr, steif, stur
    • ist Synonym von: angewurzelt, dogmatisch, doktrinär, eingerostet, erstarrt, fest, festgefahren, hölzern, immobil, leblos, reglos, regungslos, sicher, starr, taperig, tappig, umständlich, unbeholfen, unbewegbar, unbewegt, unbiegsam, uneinsichtig, ungelenk, ungeschickt, ungewandt, unsportlich, verblendet, verknöchert
    • wird referenziert von: bleiern, immobil

    [Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=2&Wort_id=2125407. -- Zugriff am 2007-01-25]

    [Quelle:

    Zur Anpassungsfähigkeit an die gesellschaftliche Umwelt vgl. folgenden Text aus einem deutschen Anstandsbuch:

    "Über gesellschaftliches Anpassungsvermögen.

    Schliff und Takt sind wesentliche Grundlagen jener Fähigkeit, die wir als gesellschaftliches Anpassungsvermögen zusammenfassen. Es besteht darin, auf die Interessen und Stimmungen der anderen einzugehen und ihnen Gelegenheit zu geben ihre Vorzüge zu zeigen. Man war in der Unterhaltung liebenswürdig, wenn der andere das Gefühl hat, liebenswürdig gewesen zu sein. Darin liegt das Geheimnis, ein beliebter und allseits begehrter Gast in der Gesellschaft zu werden.
    Anpassungsfähigkeit gründet sich auf große Selbstbeherrschung und Sicherheit seiner selbst, innere und äußere Ruhe und verlangt natürlich auch eine gewisse geistige und seelische Beweglichkeit und Anschmiegsamkeit. Enthusiasmus passt ebenso wenig wie kühle Gleichgültigkeit.

    Man darf jedoch diese Beweglichkeit nicht mit innerer Haltlosigkeit und einem Mangel an selbständiger Meinung identifizieren. Im Gegenteil: man kann in allen Dingen seine eigene feste Anschauung haben, aber es ist keine gesellschaftliche Notwendigkeit sie auch immer und allen Menschen gegenüber zum Ausdruck zu bringen. Dennoch soll sie wie ein unsichtbares Rückgrat hinter unseren Äußerungen stehen. Taktvolle Klugheit soll uns einesteils vor plumpen Schmeicheleien, andrerseits vor groben Aufrichtigkeiten bewahren.

    Manche Menschen haben die glückliche Anlage, fast instinktmäßig die Interessen der anderen herauszufühlen, daran anzuknüpfen und auf diese Weise ein lebhaft beschwingtes Gespräch in Fluss zu bringen, indes andere sich vergeblich abmühen, ein passendes Thema zu finden. Es gelingt dies auch nicht ohne eine Dosis Menschenkenntnis. Irgend eine Neigung, eine schwache Seite hat jeder Mensch, an der er im Gespräch gefasst und fortgerissen werden kann. –
    Vielseitige Bildung ist natürlich eine wesentliche Unterstützung bei der gesellschaftlichen Anpassung – wer viel weiß, wird eben für viele etwas wissen. Auch äußerliche Gewandtheit tut viel: wer alle Gesellschaftsspiele und Sporte kennt, hat viele Anknüpfungsmöglichkeiten.

    Anpassungsvermögen schließt auch eine gewisse Selbstverleugnung und Opferfähigkeit in sich, ohne in Unterwürfigkeit und Liebedienerei auszuarten. Man lasse im Salon Antipathien und Sympathien nicht sichtbar in Erscheinung treten, man höre auch einem langweiligen Gespräch zu, ohne zu gähnen oder seine Interesselosigkeit auf irgend eine Art zu verraten. Ein Kavalier kommt auch manchmal in die Lage, einer Dame die Hand küssen zu müssen, über deren Qualitäten er seine begründeten Ansichten hat Aber für die Dauer ihres Aufenthaltes in Gesellschaft sind alle Mitglieder mit wesentlich gleichen Rechte ausgestattet.

    Ein Gesellschaftsmensch besitzt die Fähigkeit, die herrschenden Sitten und Gesetze seiner Zeit nicht durch störende Individualitätsäußerungen zu verletzen, sondern sich der Meinung aller zu fügen und sich der Gesamtheit einzuordnen, von deren Bestand er seinen Nutzen hat. Der wahre Gesellschaftsmensch steht gleichsam über seinem Ich und seinen Schwächen und wirkt daher in seinen Äußerungen selbstverständlich und ungezwungen, niemals langweilig und niemals auffällig und pathetisch – ähnlich wie der tadellos gekleidete Mensch, bei dem man eigentlich auch nicht genau sagen kann, worin die wohltuende Harmonie seines Anzuges besteht. – Beide Gebiete vertragen keine Exzentrizitäten, sondern verlangen Einordnung in das Ganze.

    Ob es sich verlohnt, den Ehrgeiz zu haben, ein guter Gesellschaftsmensch zu sein oder zu werden?

    Die Gesellschaft ist eine Macht, die uns heben und vernichten kann. Für Außensteher, die aus sozialen oder ideellen Gründen unabhängig von der sogenannten Gesellschaft leben, sind ihre Gesetze nicht geschrieben.

    Aber der gesellschaftliche Drang wurzelt tief in der menschlichen Natur. Schon bei Schulkindern hat man Gelegenheit zu beobachten, dass sie bei der Auswahl ihres Verkehrs gewisse Rücksichten nehmen und Interessen verfolgen. Gleich und gleich gesellt sich gern.

    Die große Bedeutung des gesellschaftlichen Lebens für unser persönliches und berufliches Leben ist ein Kapitel für sich. Jeder weiß, dass gesellschaftliches geben nicht nur einem rein natürlichen Bedürfnis des Menschen entspricht, sondern auch materiellen Nutzen mit sich bringt. Was gesellschaftliche Beziehungen, was Eingeführtsein und Beliebtsein in manchen Kreisen z.B. für die Existenz eines Künstlers, für die Laufbahn eines jungen Beamten bedeuten kann, ist durch unzählige Fälle erwiesen. Es ebnet zuweilen die Wege viel mehr als ein gutes Abgangszeugnis."

    [Quelle: Gratiolet, K. [= Struppe, Karin]: Schliff und vornehme Lebensart / von K. Gratiolet. -- Naumburg : Schule des Lebens, 1918. -- 83 S. -- (Die Schule des Lebens ; No 15). -- S. 23 - 25. -- Wieder veröffentlicht in: Gutes Benehmen [Elektronische Ressource] : Anstandsbücher von Knigge bis heute / hrsg. von Werner Zillig. -- Berlin : Directmedia Publ., 2004. -- 1 CD-ROM. --  (Digitale Bibliothek ; 108). -- ISBN: 3-89853-508-8. -- S. 6966ff.]


    13 Mattheit: middhaṃ: Schlaffheit, Schlappheit, Trägheit, Müdigkeit, Lähmung; vgl. "Schlaffi" für energieloser Mensch (Jugendsprache, Berlin 1956)

    "Schlaff" im Rahmen des deutschen Wortschatzes:

    "Wort: schlaff

    Relationen zu anderen Wörtern:

    • Synonyme: abgehetzt, abgekämpft, abgeschlafft, abgespannt, abgestumpft, abgewirtschaftet, angegriffen, angeschlagen, atemlos, aufgerieben, ausgelaugt, durchgedreht, energielos, entkräftet, entnervt, erholungsbedürftig, erledigt, ermattet, erschlagen, erschöpft, gerädert, geschafft, gleichgültig, groggy, halbtot, kaputt, kraftlos, lasch, leblos, locker, lose, matt, mitgenommen, müde, schachmatt, schlaksig, schlapp, schlotterig, schwach, stumpf, teilnahmslos, urlaubsreif, verbraucht, willenlos, zerschlagen, überanstrengt, überfordert, überlastet
    • vergleiche: lasch, lax, lose, müde, müde, schlapp, schwach, torpid, weich
    • ist Synonym von: abgearbeitet, abgejagt, abgekämpft, abgeschlafft, abgewirtschaftet, angegriffen, angeschlagen, ausgelaugt, durchfurcht, energielos, entkräftet, entnervt, entschlusslos, erledigt, ermattet, erschlagen, erschöpft, faltenreich, faltig, fertig, flau, gefurcht, gekerbt, gelöst, gerädert, geschafft, geschrumpft, geschwächt, gestresst, groggy, halbtot, herunter, kaputt, knitterig, kraftlos, kraus, lasch, marode, matt, mau, schachmatt, schläfrig, schwächlich, todmüde, überarbeitet, überlastet, urlaubsreif, welk, zerschlagen
    • wird referenziert von: abgespannt, ermüdet, lax, schlapp

    [Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe
    ?site=1&Wort=schlaff&sprache=de&cs=1&sourceid=Mozilla-search. -- Zugriff am 2007-01-25]


    Abb.: Mattheit
    [©Hemera]

    Sehr anschaulich beschreibt Tucholsky diesen Zustand:

    "Hierorts hat sich nichts Neues ereignet. Es fängt an, satanisch heiß zu werden. So nachmittags gegen 4 oder 5 Uhr schwindet jede Lebenskraft, und schlaff und matsch hängt dieser über einen Stuhl gelehnt und denkt an kühle Zitronenlimonaden (die natürlich gar nichts helfen würden). –"

    [Quelle: Kurt Tucholsky <1890 - 1935>: Brief an Mary Gerold-Tucholsky. -- Von der Polizeistelle Turn-Severin. -- 1918-05-24]


    14 Zweifel: vicikiccā: Unentschiedenheit in wichtigen, heilsrelevanten Fragen

    "Zweifeln" im Rahmen des deutschen Wortschatzes:

    "Wort: zweifeln

    Relationen zu anderen Wörtern:

    • Synonyme: anzweifeln, bezweifeln, schwanken, wanken
    • ist Synonym von: anzweifeln, bezweifeln

    [Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=1&Wort=zweifeln&sprache=de&cs=1&sourceid=Mozilla-search. -- Zugriff am 2007-01-25]


    Abb.: Buddha - Freuden und erste Zweifel. -- Liebigs Sammelbilder. -- 1931.

    "vicikicchā

    ‘Skeptischer Zweifel, Zweifelsucht',

    ist eine der 5 geistigen Hemmungen (siehe nīvarana) und eine der auf der ersten Stufe der Heiligkeit (siehe ariya-puggala) überwundenen 3 Daseinsfesseln (siehe samyojana).  

    »Zweifelsucht ist soviel wie Nichtverstehenwollen. Sie hat als Merkmal das Unschlüssigsein, als Wesen das Schwanken, als Äußerung die Unentschiedenheit oder das unsichere Zufassen, als Grundlage, daß man dem Zweifel verkehrte Aufmerksamkeit schenkt. Als Hemmung des Fortschrittes hat man die Zweifelsucht zu betrachten. (Vis. XIV). Näheres siehe kankhā. "

    [Quelle: Nyanatiloka <Thera> <1878 - 1957>: Buddhistisches Wörterbuch : kurzgefasstes Handbuch der buddhistischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung. -- 5. Aufl., (Unveränd. Nachdr. der 2., rev. Aufl.). -- Stammbach : Beyerlein und Steinschulte, 1999. -- 277 S. ; 18 cm. -- Originaltitel: Buddhist dictionary. -- ISBN: 3-931095-09-6. -- Hier können Sie dieses Werk bestellen: http://www.buddhareden.de/fr-bestellung.htm. -- s.v.]

    "kankhā

    ‘Zweifel',
    mag entweder intellektueller oder ethischer Natur sein, d.i. methodischer Zweifel oder skeptischer Zweifel, welch letzterer identisch ist mit vicikicchā. Nur der skeptische Zweifel (=vicikicchā) ist verwerflich und karmisch unheilsam, da er das Denken lähmt und die innere Entwicklung des Menschen hemmt.

    Die häufig in den Suttentexten (z.B. M.2) aufgezählten 16 Zweifel sind:

    • ‘War ich wohl in der vergangenen Zeit?
    • War ich nicht in der vergangenen Zeit?
    • Was war ich in der vergangenen Zeit?
    • Wie war ich in der vergangenen Zeit?
    • Was gewesen seiend bin ich was geworden in der vergangenen Zeit?
    • Werde ich wohl in der Zukunft sein? ... usw....
    • Bin ich wohl?
    • Oder bin ich nicht?
    • Was bin ich?
    • Wie bin ich?
    • Woher ist dieses Wesen gekommen?
    • Wohin wird es gehen?'"

    [Quelle: Nyanatiloka <Thera> <1878 - 1957>: Buddhistisches Wörterbuch : kurzgefasstes Handbuch der buddhistischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung. -- 5. Aufl., (Unveränd. Nachdr. der 2., rev. Aufl.). -- Stammbach : Beyerlein und Steinschulte, 1999. -- 277 S. ; 18 cm. -- Originaltitel: Buddhist dictionary. -- ISBN: 3-931095-09-6. -- Hier können Sie dieses Werk bestellen: http://www.buddhareden.de/fr-bestellung.htm. -- s.v.]


    15 karmisch unheilsam: akusala

    Akusala-kamma-patha m. -- Arten karmisch unheilsamen Wirkens
    1. Kāya-kamma n. -- In Werken:
      1. pāṇāṭipāta m. -- Töten von Lebewesen
      2. adinnādāna n. -- Stehlen
      3. kāmesu micchācāra m. -- Sexuelles Fehlverhalten (Ehebruch)
    2. Vacī-kamma n. -- In Worten:
      1. musāvāda m. -- Lügen
      2. pisuṇā vācā f. -- Hinterträgerei und Denunziation
      3. harusā vācā f. -- Verbale Grobheiten
      4. samphappalāpa m. -- Geschwätz
    3. Mano-kamma n. -- In Gedanken:
      1. abhijjhā f. -- Habgier
      2. byāpāda m. -- Übelwollen
      3. micchā-diṭṭhi f. -- Falsche Ansichten

    (z.B. Cundasutta : Aṅguttaranikāya V, 264-265)


    3.3. sobhana: karmisch heilsame Cetasika


    3.3.1. sobhanasādhāraṇa: allem karmisch Heilsamen gemeine Cetasika


    Abhidhammatthavibhāvinī:

    1. saddhā
    2. sati
    3. hiri
    4. ottappaṃ
    5. alobho
    6. adoso
    7. tatramajjhattatā
    8. kāyapassaddhi
    9. cittapassaddhi
    10. kāyalahutā
    11. cittalahutā
    12. kāyamudutā
    13. cittamudutā
    14. kāyakammaññatā
    15. cittakammaññatā
    16. kāyapāguññatā
    17. cittapāguññatā
    18. kāyujjukatā
    19. cittujjukatā

    cāti ekūnavīsatīme cetasikā sobhanasādhāraṇā nāma |1.4.|


    1.4.

    1. festes Vertrauen1
    2. Achtsamkeit2
    3. Gewissen3
    4. Scham4
    5. Gierlosigkeit5
    6. Aversionslosigkeit6
    7. Ausgeglichenheit7
    8. körperliches Entspanntsein8
    9. geistiges Entspanntsein9
    10. körperliche Leichtigkeit10
    11. geistige Leichtigkeit11
    12. körperliche Geschmeidigkeit12
    13. geistige Geschmeidigkeit13
    14. körperliche Bearbeitbarkeit14
    15. geistige Bearbeitbarkeit15
    16. körperliche Leistungsfähigkeit16
    17. geistige Leistungsfähigkeit17
    18. körperliche Aufrechtheit18
    19. geistige Aufrechtheit19

    Diese neunzehn Begleitelemente des Bewusstseins sind den karmisch guten Bewusstseinszuständen gemein20.


    Kommentar:

    1 festes Vertrauen: saddhā

    "Faith is characterized and illustrated in the same terms and approximately the same similes as are used in Mil., pp. 34-60. That is to say, it is shown to be a state of mind where the absence of perplexity sets free aspiration and energy. It is described as trust in the Buddha and his system. There is, however, no dwelling just here on any terminus ad quem, as St. Paul did in speaking of ' the prize for the mark of the high calling,' etc., towards which he pressed in ardent faith. There is, rather, an insistence on that self-confidence born of conviction of the soundness of one's methods and efforts which is, as it were, an aspect of faith as a vis a tergo. In the simile of the stream, the Cy. differs from Trenckner's version of the Milinda to the extent of making the folk afraid to cross because of alligators and other monsters, till the hero takes his sword and plunges in. See the note on ' faith ' in the translation of Mil. i. 56."

    [Quelle: [Dhammasaṅgani] A Buddhist manual of psychological ethics of the fourth century B.C. : being a translation, now made for the first time, from the original Pali, of the first book in the Abhidhamma piṭaka, entitled Dhamma-sangaṇi (compendium of states or phenomena) / with introductory essay and notes by Caroline A. F. Rhys Davids [1857 - 1942]. -- London : Royal Asiatic Society, 1900. -- xcv, 393 S. ; 23 cm. -- (Oriental Translation Fund, New series ; vol. XII). -- S. 14.]

    Siehe Milindapaṇha II,1,10; PTS S. 34  - 36:

    "10. Rājā āha: "bhante nāgasena kiṃlakkhaṇā saddhā?"Ti.

    "Sampasādanalakkhaṇā ca mahārāja saddhā sampakkhandanalakkhaṇā cā"ti.

    "Kathaṃ bhante sampasādanalakkhaṇā saddhā?" Ti.

    "Saddhā kho mahārāja uppajjamānā nīvaraṇe vikkhambheti, vinīvaraṇaṃ cittaṃ karoti acchaṃ vippasannaṃ anāvilaṃ. Evaṃ kho mahārāja sampasādanalakkhaṇā saddhā"ti.

    "Opammaṃ karohī" ti,

    "Yathā mahārāja rājā cakkavattī caturaṅginiyā senāya saddhiṃ addhānamaggapaṭipanno parittaṃ udakaṃ tareyya, taṃ udakaṃ hatthihi ca assehi ca rathehi ca pattihi ca būbhitaṃ bhaveyya āvilaṃ lulitaṃ kalalībhūtaṃ, uttiṇṇo ca rājā cakkavattī manusse āṇāpeyya 'pānīyaṃ bhane āharatha pivissāmī'ti. Rañño ca udakappāsādako maṇi bhaveyya. 'Evaṃ devā' ti kho te manussā rañño cakkavattissa paṭissutvā taṃ udakappasādakaṃ maṇiṃ udake pakkhipeyyuṃ tasmiṃ udake pakkhittamatte saṅkhasevālapanakaṃ vigaccheyya, kaddamo ca sannisīdeyya, acchamhaveyya udakaṃ vippasannaṃ anāvilaṃ, tato rañño cakkavattissa pānīyaṃ upanāmeyyuṃ 'pivatu devo pānīyanti'. Yathā mahārājaudakaṃ, evaṃ cittaṃ daṭṭhabbaṃ yathā te manussā, evaṃ yogāvacaro daṭṭhabbo. Yathā saṅkhasevālapanakaṃ kaddamo ca, evaṃ kilesā daṭṭhabbā. Yathā udakappasādako maṇi, evaṃ saddhā daṭṭhabbā. Yathā udakappasādake maṇimbhi udake pakkhittamatte saṅkhasevālapanakaṃ vigaccheyya, kaddamo ca sannisīdeyya, acchaṃ bhaveyya udakaṃ vippasannaṃ anāvilaṃ, evameva kho mahārāja saddhā uppajjamānā nīvaraṇe vikkhambheti, vinīvaraṇaṃ cittaṃ karoti acchaṃ vippasannaṃ anāvilaṃ. Evaṃ kho mahārāja sampasādanalakkhaṇā saddhā"ti.

    11. "Kathambhante sampakkhandanalakkhaṇā saddhā?" Ti.

    "Yathā mahārāja yogāvacaro aññesaṃ cittaṃ vimuttaṃ passitvā sotāpattiphale vā sakadāgāmiphale vā anāgāmiphale vā arahatte vā sampakkhandati, yogaṃ karoti appattassa pattiyā anadhigatassa adhigamāya asacchikatassa sacchikiriyāya, evaṃ kho mahārājasampakkhandanalakkhaṇā saddhā" ti.

    "Opammaṃ karohī"ti.

    "Yathā mahārāja uparipabbate mahāmegho abhippavasseyya, taṃ udakaṃ yathā ninnaṃ pavattamānaṃ pabbatakandarapadarasākhā paripūretvā nadiṃ paripūreyya, sā ubhato kūlāni saṃvissandantī gaccheyya, atha mahājanakāyo āgantvā tassā nadiyā uttānataṃ vā gambhīrataṃ vā ajānanto bhīto vitthattho-12 tīre tiṭṭheyya, athaññataro purisoāgantvā attano thāmañca balañca sampassanto gāḷhaṃ kacchaṃ bandhitvā pakkhanditvā tareyya, taṃ tiṇṇaṃ passitvā mahājanakāyo'pi tareyya, evameva kho mahārāja yogāvacaro aññesaṃ cittaṃ vimuttaṃ passitvā sotāpattiphale vā sakadāgāmiphale vā anāgāmiphalevā arahatte vā sampakkhandati, yogaṃ karoti appattassa pattiyā anadhigatassa adhigamāya asacchikatassa sacchikiriyāya. Evaṃ kho mahārāja sampakkhandanalakkhaṇā saddhā"ti. Bhāsitam petaṃ mahārāja bhagavatā saṃyuttanikāyavare:

    "Saddhāya tarati oghaṃ
    appamādena aṇṇavaṃ
    Viriyena dukkhaṃ acceti
    paññāya parisujjhatī" ti.

    "Kallo'si bhante nāgasenā" ti.

    "10 . The king said, 'Venerable Nâgasena, what is the characteristic mark of faith?'

    'Tranquillisation, O king, and aspiration .'

    'And how is tranquillisation the mark of faith?'

    As faith, O king, springs up in the heart it breaks through the five hindrances--lust, malice, mental sloth, spiritual pride, and doubt--and the heart, free from these hindrances, [35] becomes clear, serene, untroubled.'

    'Give me an illustration.'

    'Just, O king, as a suzerain king, when on the march with his fourfold army, might cross over a small stream, and the water, disturbed by the elephants and cavalry, the chariots and the bowmen, might become fouled, turbid 4, and muddy. And when he was on the other side the monarch might give command to his attendants, saying: "Bring some water, my good men. I would fain drink." Now suppose the monarch had a water-clearing gem 1, and those men, in obedience to the order, were to throw the jewel into the water; then at once all the mud would precipitate itself, and the sandy atoms of shell and bits of water-plants would disappear, and the water would become clear, transparent, and serene, and they would then bring some of it to the monarch to drink. The water is the heart; the royal servants are the recluse; the mud, the sandy atoms, and the bits of water-plants are evil dispositions; and the water-cleansing gem is faith.'

    'And how is aspiration the mark of faith?'

    'In as much as the recluse, on perceiving how the hearts of others have been set free, aspires to enter as it were by a leap upon the fruit of the first stage, or of the second, or of the third in the Excellent Way, or to gain Arahatship itself, and thus applies himself to the attainment of what he has not reached, to the experience of what he has not yet felt, to the realisation of what he has not yet realised,--therefore is it that aspiration is the mark of faith.'

    'Give me an illustration.'

    'Just, O king, as if a mighty storm [36] were to break upon a mountain top and pour out rain, the water would flow down according to the levels, and after filling up the crevices and chasms and gullies of the hill, would empty itself into the brook below, so that the stream would rush along, overflowing both its banks. Now suppose a crowd of people, one after the other, were to come up, and being ignorant of the real breadth or depth of the water, were to stand fearful and hesitating on the brink. And suppose a certain man should arrive, who knowing exactly his own strength and power should gird himself firmly and, with a spring, land himself on the other side. Then the rest of the people, seeing him safe on the other side, would likewise cross. That is the kind of way in which the recluse, by faith 1, aspires to leap, as it were by a bound, into higher things. For this has been said, O king, by the Blessed One in the Samyutta Nikâya:

    "By faith he crosses over the stream,
    By earnestness the sea of life;
    By steadfastness all grief he stills,
    By wisdom is he purified 2."

    'Well put, Nâgasena!'"

      [Übersetzung: The questions of king Milinda / translated from Pāli by T. W. Rhys Davids [1843 - 1922]. -- Oxford : Oxford University Press, 1890 - 1894. -- 2 Bde. -- (Sacred books of the East ; vol. 35 - 36.). -- Vol. I. -- S. 54 - 56.]

    Vergleiche die Bedeutung von Glauben für Luther bzw. Zwingli:

    Payer, Margarete <1942 - >: Rechtfertigender Glaube (fides iustificans) bei Huldrych Zwingli und Martin Luther. -- Einleitung und Übersicht. -- Fassung vom 2005-07-29. -- URL: http://www.payer.de/fides/fideseinleitung01.htm


    Abb.: Ein christliches Verständnis von Glaube: Götzenanbetung erschlagen von Hoffnung, Glaube und Wohltätigkeit / von Martin Weigel (fl. 1553 - 1580). -- 2. Hälfte 16. Jh.


    2 Achtsamkeit: sati

    "Achtsam" im Rahmen des deutschen Wortschatzes:

    "Wort: achtsam

    Relationen zu anderen Wörtern:

    • Synonyme: aufmerksam, hellhörig, konzentriert, wachsam
    • vergleiche: umsichtig, vorsichtig
    • ist Synonym von: angelegentlich, aufmerksam, besorgt, fürsorglich, hellhörig, lind, ökonomisch, pfleglich, pflegsam, sachte, schonend, schonsam, schonungsvoll, schüchtern, sorgsam, sparsam, vorsichtig, wachend
    • wird referenziert von: aufmerksam, behutsam

    [Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=1&Wort=achtsam&sprache=de&cs=1&sourceid=Mozilla-search. -- Zugriff am 2007-01-25]

    Siehe dazu das Kapitel über Satipaṭṭhāna

    "Buddhaghosa's comment on sati, in which he closety follows and enlarges on the account in Mil. 37, 38, shows that the traditional conception of that aspect of consciousness had much in common with the Western modern theory of conscience or moral sense. Sati appears under the metaphor of an inward mentor, discriminating hetween good and bad and prompting choice. Hardy went so far as to render it by ' conscience,' but this slurs over the interesting divergencies between Eastern and Western thought. The former is quite unmystical on the subject of sati. It takes the psychological process of representative functioning (without bringing out the distinction between bare memory and judgment), and presents the same under an ethical aspect. See also under hiri, § 80 ; and the notion as described in ' Questions of Milinda,' 38, n. 2."

    [Quelle: [Dhammasaṅgani] A Buddhist manual of psychological ethics of the fourth century B.C. : being a translation, now made for the first time, from the original Pali, of the first book in the Abhidhamma piṭaka, entitled Dhamma-sangaṇi (compendium of states or phenomena) / with introductory essay and notes by Caroline A. F. Rhys Davids [1857 - 1942]. -- London : Royal Asiatic Society, 1900. -- xcv, 393 S. ; 23 cm. -- (Oriental Translation Fund, New series ; vol. XII). -- S. 16.]

    Siehe Milindapaṇha II, 1, 12 ; PTS S. 37f.

    13. Rājā āha: "bhante nāgasena kiṃlakkhaṇā satī?" Ti,
    "Apilāpanalakkhaṇā mahārāja sati upagaṇhanalakkhaṇā cā" ti

    "Kathaṃ bhante apilāpanalakkhaṇā satī?" Ti.

    "Sati mahārāja uppajjamānā kusalākusalasāvajjānavajjahīnappaṇitakaṇhasukkasappaṭibhāgadhamme apilāpeti'ime cattāro satipaṭṭhānā, ime cattāro sammappadhānā, ime cattāro iddhipādā, imāni pañcindriyāni, imāni pañcabalāni, ime sattabojjhaṅgā, ayaṃ ariyo aṭṭhaṅgiko maggo, ayaṃ samatho, ayaṃ vipassanā, ayaṃ vijjā ayaṃ vimuttī'ti. Tato yogāvacaro sevitabbe dhamme sevati, asevitabbe dhamme na sevati. Bhajitabbe dhamme bhajati abhajitabbe dhamme na bhajati. Evaṃ kho mahārāja, apilāpanalakkhaṇā satī"ti

    "Opammaṃ karohī" ti.

    "Yathā mahārāja rañño cakkavattissa bhaṇḍāgāriko rājānaṃ cakkavattiṃ sāyaṃ pātaṃ yasaṃ sārāpeti, 'ettakā deva te hatthī, ettakā assā, ettakā rathā, ettakā patti, ettakaṃ hiraññaṃ, rañño sāpeteyyaṃ apilāpeti, evameva kho mahārāja sati uppajjamānā kusalākusalasāvajjānavajjahinappaṇitakaṇhasukkasappaṭibhāgadhamme apilāpeti: 'ime cattāro satipaṭṭhānā, ime cattāro sammappadhānā, ime cattāro iddhipādā, imāni pañcindriyāni, imāni pañcabalāni, ime sattabojjhaṅgā, ayaṃ ariyo aṭṭhaṅgiko maggo, ayaṃ samatho, ayaṃ vipassanā, ayaṃ vijjā ayaṃ vimuttī'ti. Tato yogāvacaro sevitabbe dhamme sevati, asevitabbe dhamme na sevati. Bhajitabbe dhamme bhajati abhajitabbe dhamme na bhajati. Evaṃ kho mahārāja, apilāpanalakkhaṇā satī"ti.

    "Kathambhante upagaṇhanalakkhaṇā satī?"Ti.

    "Sati mahārāja uppajjamānā hitāhitānaṃ dhammānaṃ gatiyo samannesati 'ime dhammā hitā, ime dhammā ahitā. Ime dhammā upakārā, ime dhammā anūpakārā'ti. Tato yogāvacaro ahite dhamme apanūdeti, hite dhamme upagaṇhāti anupakāre dhamme apanūdeti, upakāre dhamme upagaṇhāti evaṃ kho mahārāja upagaṇhāti. Evaṃ kho mahārāja upagaṇhanalakkhaṇā satī"ti.

    "Opammaṃ karohī"ti.

    "Yathā mahārāja rañño cakkavattissa parināyakaratanaṃ rañño hitāhite jānāti 'ime rañño hitā, ime ahitā. Ime upakārā, ime anupakārā'ti. Tato ahite apanūdeti, upakāre upagaṇhāti. Evameva kho mahārāja sati uppajjamānā hitāhitānaṃ dhammānaṃ gatiyo samannesati 'ime dhammā hitā, ime dhammā ahitā. Ime dhammā upakārā, ime dhammā anupakārā'ti. . Tato yogāvacaro ahite dhamme apanudeti, hite dhamme upagaṇhāti. Anupakāre dhamme apanudeti. Upakāre dhamme upagaṇhāti. Evaṃ kho mahārāja upagaṇhanalakkhaṇā sati. Bhāsimpetaṃ mahārāja bhagavatā"sati ca khavāhambhikkhave sabbatthikaṃ vadāmī" ti.

    "Kallo'si bhante nāgasenā"ti.

    "12. The king said: 'What, Nâgasena, is the characteristic mark of mindfulness?'

    'Repetition, O king, and keeping up.'

    'And how is repetition the mark of mindfulness?'

    'As mindfulness, O king, springs up in his heart he repeats over the good and evil, right and wrong, slight and important, dark and light qualities, and those that resemble them, saying to himself: "These are the four modes of keeping oneself ready and mindful, these the four modes of spiritual effort, these the four bases of extraordinary powers, these the five organs of the moral sense, these the five mental powers, these the seven bases of Arahatship, these the eight divisions of the Excellent Way, this is serenity and this insight, this is wisdom and this emancipation." Thus does the recluse follow after those qualities that are desirable, and not after those that are not; thus does he cultivate those which ought to be practised, and not those which ought not. That is how repetition is the mark of mindfulness.'

    'Give me an illustration.'

    'It is like the treasurer of the imperial sovran, who reminds his royal master early and late of his glory, saying: "So many are thy war elephants, O king, and so many thy cavalry, thy war chariots and thy bowmen, so much the quantity of thy money, and gold, and wealth, may your Majesty keep yourself in mind thereof.'

    'And how, Sir, is keeping up a mark of mindfulness?'

    'As mindfulness springs up in his heart, O king, he searches out the categories of good qualities and their opposites, saying to himself: "Such and such qualities are good, and such bad; [38] such and such qualities helpful, and such the reverse." Thus does the recluse make what is evil in himself to disappear, and keeps up what is good. That is how keeping up is the mark of mindfulness.'

    'Give me an illustration.'

    'It is like the confidential adviser of that imperial sovran who instructs him in good and evil, saying: "These things are bad for the king and these good, these helpful and these the reverse." And thus the king makes the evil in himself die out, and keeps up the good.'

    'Well put, Nâgasena!'"

      [Übersetzung: The questions of king Milinda / translated from Pāli by T. W. Rhys Davids [1843 - 1922]. -- Oxford : Oxford University Press, 1890 - 1894. -- 2 Bde. -- (Sacred books of the East ; vol. 35 - 36.). -- Vol. I. -- S. 58 - 60.]

    3 Gewissen: hiri: Selbstachtung: man sieht das Schlechte von etwas in sich

    "Selbstachtung" im Rahmen des deutschen Wortschatzes:

    "Wort: Selbstachtung

    Relationen zu anderen Wörtern:

    • Synonyme: Ehre, Selbstbewusstsein
    • ist Synonym von: Durchsetzungskraft, Ehre, Ehrgefühl, Selbstbewusstsein, Selbstgefühl, Selbstsicherheit, Selbstvertrauen, Stolz, Wertgefühl

    [Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=1&Wort=Selbstachtung&sprache=de&cs=1&sourceid=Mozilla-search. -- Zugriff am 2007-01-25]

    hiri und otappa:

    ""Hiri and ottappa, as analyzed by Buddhaghosa present points of considerable ethical interest. Taken together they give us the emotional and conative aspect of the modern notion of conscience, just as sati represents its intellectual side.

    The former term 'is equivalent to shame (lajjā),' the latter to 'anguish (ubbego) over evildoing.' Hiri has its source within; ottappa spring from without. Hiri is autonomous (attādhipati); ottappa, heteronomous, influenced by society (lokādhipati). The former is established on shame; the latter on dread. The former is marked by consistency; the latter by discernment of the danger and fearsomeness of error.

    The subjective source of hiri is fourfold, viz.,

    1. the idea of what is due to one's birth,
    2. age,
    3. worth, and
    4. education.

    Thus, one having hiri will think 'Only mean folk (fishers etc.) children, poor wretches, the blind and ignorant, would do such an act,' and refrains.

    The external source of ottappa is, the idea that 'the body of the faithful will blame you,' and hence one refrains. If a man has hiri, he is, as said the Buddha, his own best master. To one who is sensitive by way of ottappa, the masters of the faith are the best guides (Asl. 126).

    In a supplementary paragraph the 'marks' (consistency etc.) are thus explained: 'In hiri one reflects on the worth of one's birth, one's teacher, one's estate, and one's fellow students. In ottappa one feels dread at self-reproach, the blame of others, chastisement, and retribution in another life."

    [Quelle: [Dhammasaṅgani] A Buddhist manual of psychological ethics of the fourth century B.C. : being a translation, now made for the first time, from the original Pali, of the first book in the Abhidhamma piṭaka, entitled Dhamma-sangaṇi (compendium of states or phenomena) / with introductory essay and notes by Caroline A. F. Rhys Davids [1857 - 1942]. -- London : Royal Asiatic Society, 1900. -- xcv, 393 S. ; 23 cm. -- (Oriental Translation Fund, New series ; vol. XII). -- S. 20f.]


    4 Scham: ottappaṃ: man sieht die schlechten Konsequenzen von etwas und fürchtet sie; man schämt sich vor anderen; man fürchtet Schande

    "Scham ist ein Homonym, das das Schamgefühl, aber auch direkt die äußeren Geschlechtsorgane der Frau bezeichnet. Das deutsche Wort Scham leitet sich ab von althochdeutsch scama bzw. angelsächsisch scamu.

    "Scham" (lat. pudendum = „das, wessen man sich schämen sollte“) bedeutete neben „Schamgefühl“ auch „Beschämung“ oder „Schande“.

    Scham als Gefühl

    Das Wort hat eine seelisch-emotionale Bedeutung.

    Auf Grund der menschlichen Instinktausstattung ist - neben der Angst zur unmittelbaren Überlebenssicherung - der Wunsch nach Verbundenheit die fundamentalste menschliche Emotion. Der Wunsch "dazu zu gehören" (vgl. Schamkultur) sitzt so tief in der menschlichen Seele, dass all seine latenten Auswirkungen auf das tägliche Leben unübersehbar sind. Das gesamte Sozialverhalten eines Menschen steht im Dienste dieses Wunsches. Daraus resultiert, dass - neben der unmittelbaren Angst in lebensbedrohenden Situationen - die Angst vor Einsamkeit ebenfalls eine mächtige Triebfeder für menschliches Verhalten ist.

    Solche Ängste manifestieren sich, je nach Art und Intensität, in Form von Emotionen, die charakteristisch für zwischenmenschliche Beziehungen sind. Man weiß oft aus eigener Erfahrung, wie es sich anfühlt, wenn man befürchtet, die Zugehörigkeit zu einer Person oder einer Gruppe zu verlieren.

    Am schlimmsten sind die Gefühle, die ein Mensch hat, der akut befürchtet von allen anderen verstoßen zu werden. Auf Grund des evolutionären Hintergrundes unserer Gefühle - Verstoß aus der Gruppe bedeutete für unsere Vorfahren den sicheren Tod - wird ein solcher Mensch diesen Verstoß um jeden Preis verhindern wollen. Welche Position immer man mit seiner eigenen Meinung vorher vertreten hat, sie ist es garantiert nicht wert dafür zu sterben. Mit dem Schamgefühl greift der Selbsterhaltungstrieb eines Menschen in dessen eigene Persönlichkeit ein, und erkauft sich die Wiederaufnahme in die Gruppe - und so das eigene Überleben - mit einer Art von innerlich erzwungener Selbstaufgabe.

    Auf Grund der Bedeutung sozialer Verbundenheit zu anderen Menschen wirkt sich die Scham nicht nur in ex post empfundenen Schamgefühlen, sondern auch präventiv in starken Vermeidungsgefühlen aus, die auftreten wenn man sich in Gedanken mit Dingen beschäftigt, deren Realisierung die akute Gefahr des Ausschlusses aus der Gruppe hervorbringen würde. Deshalb spielt die Scham vor allem bei gesellschaftlichen Tabuthemen eine Rolle; insbesondere dort wo das Individuum bei wichtigen Bedürfnissen die größte Diskrepanz zu dem bemerkt, was gesellschaftlich akzeptiert ist.

    Dies ist in hohem Maße beim Thema Sexualität der Fall. Schamgefühle stehen häufig mit Sexualität in Verbindung, und werden deshalb auch leicht mit ihr vermischt, bis hin zur Bezeichnung des Schoßes der Frau als "Scham". Jedoch ist Scham nicht sexueller Natur, sondern die Angst vor Ehrverlust in ihrer eindringlichsten Form.

    Scham kann auch für die Situation oder das Verhalten eines Dritten empfunden werden. Diese Fremdscham kommt in zwei Fallgruppen vor: Man schämt sich stellvertretend für jemanden - vorzugsweise aus der eigenen Gemeinschaft - , der selbst keine Scham empfindet, oder man schämt sich zusammen mit einer anderen Person. Charakteristisch für die Fremdscham ist, dass man sich gerade nicht für sich, sein Verhalten oder eine selbst beeinflusste Situation schämt.

    Körperliche Auswirkungen

    Sie kann von heftigen körperlichen Symptomen wie beschleunigtem Herzschlag, Erröten oder Schweißausbruch begleitet sein. Diese willentlich schwer kontrollierbaren Reaktionen können selbst wieder angstauslösend sein, die übersteigerte Furcht vor unwillkürlichem Erröten etwa wird Erythrophobie genannt.

    Das Schamgefühl gehört zur psychischen Grundausstattung des Menschen. Seine neurotische Übersteigerung oder Verlagerung ist Anzeichen einer seelischen Störung.

    In der Geschichte der Menschwerdung hat das Phänomen der Scham möglicherweise mit dem aufrechten Gang sowie mit der zeitlichen Entgrenzung der Fortpflanzungsbereitschaft zu tun, ist allerdings auch stark kulturabhängig, was z.B. das Fehlen von Brustbedeckung in vielen Naturvölkern zeigt.

    Soziale Bedeutung

    Soziologisch kennen alle Gesellschaften - höchst unterschiedliche - Gegenstände der Scham, sind also „Schamgesellschaften“ (während nur einige „Schuldgesellschaften“ sind). Soziale Scham ist demnach das Gefühl, das an Konfliktpunkten zwischen den sozial Handelnden entsteht. Das schlimmste Vergehen in einer Schamkultur besteht darin, sich nicht zu schämen, wenn man sich schämen sollte. Wer sich schämt, kann mildernde Umstände geltend machen. Die Übertretung der gesellschaftlich sanktionierten Schamgrenze wird mit Gesichtsverlust bestraft. Ihn zu vermeiden, muss man „Haltung“ bewahren. (Vgl. auch Peinlichkeit.)

    Norbert Elias hat in Über den Prozess der Zivilisation das „Vorrücken der Schamschwelle“ als wesentliches Element der „Zivilisation“ seit dem Mittelalter erfolgreich zu einem soziologischen Schlüsselbegriff gemacht. Hans Peter Duerr hat in einem sich prononciert gegen Elias wendenden Werk Der Mythos vom Zivilisationsprozess vor allem im ersten Band Nacktheit und Scham nachzuweisen versucht, dass eine niedrige Schamschwelle gerade eine sehr hohe Zivilisierung voraussetze und nur in einem streng konventionalisierten Rahmen möglich werde. Insofern seien die jeweiligen Grenzziehungen der Scham ein fundamentales Kennzeichen jeder Kultur.

    Ein sich - sehr bestreitbar - auf Sigmund Freud berufender Extremismus strebte zwar in den 1960er- und 1970er-Jahren die völlige Beseitigung der Scham an, die Kommune-Projekte etwa eines Otto Muehl konnten sich aber nicht etablieren und scheiterten an den damit entstehenden Gruppenkonflikten.

    Scham in der Philosophie

    Das Gefühl der Scham definiert die Philosophie als Unlust, die aus der Unbedecktheit diverser Teile des Körpers erwächst. Im weiteren Sinne bedeutet Scham auch ein Missvergnügen bezüglich der Wahrnehmung eigener Unvollkommenheit. Damit verbunden ist wiederum die Vorstellung, wegen dieser Unvollkommenheit von Dritten verachtet zu werden, also das Gefühl der Schande.

    Gründet diese Furcht vor Schande in der äußeren Ehre, wird diese geringer eingestuft als die Scham, die zur Erhaltung der inneren Ehre vom Schlechten absieht. Der Mensch schämt sich, weil seine innere Ehre leidet oder aber absehbar ist, daß sie Leid davontragen wird. Ursache kann etwas „Tadelnswürdiges“ oder auch ein schlechter Gedanke sein. Hingegen ist die Furcht vor äußerer Schande meist eine „falsche Scham“. Die falsche Scham ist die Neigung, Scham zu empfinden wegen Dingen, die zwar gut und notwendig, jedoch bei diversen Dritten „verrufen“ sind. Im Gegensatz zur falschen irrt die wahre Scham in keinem Falle, da sie mit Gewissenhaftigkeit und Ehrgefühl zusammenhängt.

    Man kann sich auch vor sich selber schämen (vor seinem „besseren Ich“) oder vor einem Gott. In der Literatur bevorzugt der Mensch oft Schmach und Schande vor den Menschen gegenüber einer Verletzung seines Gewissens. (Vgl. Schillers Jungfrau von Orleans und E. v. Wildenbruchs Claudia.)

    Anderer Wortgebrauch

    Für die äußeren Geschlechtsorgane der Frau gibt es neben dem anatomischen Fachbegriff Vulva viele derbe Ausdrücke. Um diese zu vermeiden, wurde "Scham" als treffend empfunden, als einem derjenigen Körperteile geltend, die schon früh in der Menschheitsgeschichte und in fast allen Kulturkreisen dem Anblick anderer entzogen wurden: die Geschlechtsteile. Ein anderes Wort dafür ist (z. B. in alten Bibelübersetzungen) die Blöße.

    Auch beim Mann besteht diese Verlegenheit, und vergleichbar keuschere Ausdrücke fanden sich auch hier ("Schritt", in gehobener Sprache "Männlichkeit" oder "Gemächt").

    Literatur
    • Schorn, Ariane: Scham und Öffentlichkeit. Genese und Dynamik von Scham- und Identitätskonflikten in der Kulturarbeit. Regensburg 1996.
    • Friedrich Kirchner,Wörterbuch der philosophischen Grundbegriffe,1907"

    [Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Scham. -- Zugriff am 2006-23-23]

    "Schande, im Gegensatz zur Ehre (s. d.) die Missachtung, die denjenigen trifft, der durch sein Verhalten die Sittlichkeit, die gute Sitte oder die Forderungen der Standes-, Berufs- etc. Ehre verletzt. Der höchste Grad der S. ist die Schmach. Schimpf ist jedes äußere Zeichen, durch das der einzelne der Missachtung preisgegeben wird. Schändlich, was S. macht, d.h. bei andern eine nachteilige Meinung von unserm (sittlichen) Wert erzeugt."

    [Quelle: Meyers großes Konversations-Lexikon. -- DVD-ROM-Ausg. Faksimile und Volltext der 6. Aufl. 1905-1909. -- Berlin : Directmedia Publ. --2003. -- 1 DVD-ROM. -- (Digitale Bibliothek ; 100). -- ISBN 3-89853-200-3. -- s.v.]


    5 Gierlosigkeit: alobho


    Abb.: Das Gegenteil von Gierlosigkeit. -- Wilhelm Busch <1832 - 1908>: Die kühne Müllerstochter. -- 1867/68


    6 Aversionslosigkeit: adoso: enthält mettā (Güte)

    "Gütig" im Rahmen des deutschen Wortschatzes:

    "Wort: gütig

    Relationen zu anderen Wörtern:

    • Synonyme: annehmlich, barmherzig, einnehmend, entgegenkommend, freundlich, freundschaftlich, gefällig, gnädig, gut, gutartig, gutgelaunt, gutgemeint, gutherzig, gutmütig, heiter, herzensgut, herzlich, höflich, jovial, lieb, liebenswürdig, lindernd, mild, nett, sanftmütig, sympathisch, väterlich, warm, warmherzig, weichherzig, wohlgesinnt, wohlmeinend, wohlwollend, zugetan, zuvorkommend
    • vergleiche: gefällig, gnädig, herzlich, human, liberal, mild, milde, sanft
    • ist Synonym von: adrett, barmherzig, karitativ, freundlich, gnädig, gutartig, gutgemeint, gutmütig, human, humanitär, indulgent, leutselig, lieb, liebenswert, liebenswürdig, menschenwürdig, menschlich, mild, mild, mütterlich, nachgiebig, sanft, sanftmütig, väterlich, warm, warmherzig, weichherzig, wohltätig
    • wird referenziert von: barmherzig, freigebig, mild, nachsichtig

    [Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=1&Wort=g%FCtig&sprache=de&cs=1&sourceid=Mozilla-search. -- Zugrif am 2007-01-25]

    alobha, adosa, amoha:

    "Alobha, adosa and amoha are the three roots of good. Amoha is not mentioned amongst the nineteen Beautiful cetasikas because it is implied by paññā - wisdom.

    Atthasālini gives a vivid description of these three virtues as follows:

    "Of these three, alobha has the characteristic of non-adhesion of the mind to an object, or of not sticking like a drop of water on a lotus leaf. Its function is non-appropriation like an emancipated Bhikkhu (Arahat). Its manifestation is detachment like a man fallen in filth.

    "Adosa has the characteristic of non-churlishness or non-resentment like an agreeable friend. Its function is the suppression of annoyance or feverishness like sandal wood. Its manifestation is loveliness like the full moon. The characteristic, function, etc., of amoha have been explained in connection with the term paññindriya (Faculty of Wisdom). Of these three, again, alobha is opposed to the taint of selfishness, adosa to that of impurity (dussīlya), amoha to the non-development of moral conditions.

    "Alobha is the cause of generosity, adosa of morality, amoha of meditation.

    "Through alobha what is in excess is not taken, for the greedy take what is in excess. Through adosa what is not less is taken, for the hateful take what is less. Through amoha what is unperverted is taken, for the deluded take what is perverted. Through alobha, one regards a manifest fault as such and admits it, but the greedy conceal it. Through adosa one regards a manifest virtue as such and admits it, but the hateful efface it. Through amoha, one regards what really is as such and admits it, but the deluded regard what is false as true, and what is true as false.

    "Through alobha there is no sorrow arising from separation of the beloved, for affection is the intrinsic nature of the greedy as well as the inability to bear the separation from the beloved. Through adosa there arises no sorrow from association with the unbeloved since disagreeableness is the intrinsic nature of the hateful as well as the inability to bear the association with the unbeloved. Through amoha there arises no sorrow from not getting what one desires, for it is the intrinsic nature of the deluded to think - 'From where could it be got?' etc.

    "Through alobha there arises no sorrow from rebirth, since the former is opposed to craving and the latter is the root of craving. Through adosa there arises no sorrow from decay, since the intensely hateful become quickly aged. Through amoha there is not sorrow from death, for a bewildered death is painful. There is no such death for the undeluded.

    "There is harmonious living to the lay people through alobha, to the recluses through amoha, and to all through adosa.

    "In particular through alobha there is no rebirth in the plane of Petas, since beings are generally born amongst Petas through craving. Alobha is the antithesis of craving. Through adosa there is no rebirth in the niraya (Woeful State). Through hate, which is of a churlish nature, beings are born in woeful states resembling hatred. Adosa is the antithesis of hatred. Through amoha there is no rebirth in the animal plane. Due to utter delusion through ignorance, beings are born amongst animals. Amoha is the antithesis of ignorance.

    "Of them alobha dissuades attraction from lust; adosa from recoiling through hate; amoha from stolid indifference through ignorance.

    Moreover through these three there arise respectively these three notions - those of renunciation, non-anger and harmlessness; and those of loathsomeness, immeasurableness, and fundamental elements (dhātu).

    "Through alobha the extreme of indulgence in sensual pleasures is inhibited: through adosa that of self-mortification. Through amoha there is training according to the Middle Path.

    "Similarly through alobha the bodily bond of covetousness (abhijjhā kāyagantha) is destroyed, through adosa that of ill-will, and through amoha the remaining two.

    "The first two states of mindfulness are accomplished by the power of the first two, and the last two by the power of the third.

    "Herein alobha is conducive to health, for the unattached person does not resort to what is attractive but suitable - hence health ensues. Adosa is conducive to youthfulness, for the unhateful person remains young for a long time, being not burnt by the fire of anger which causes wrinkles and grey hair. Amoha is conducive to longevity of life, for the undeluded person, distinguishing between what is agreeable and disagreeable, avoids the latter and adopts the former and lives long.

    "Alobha is conducive to the acquisition of wealth, for by generosity wealth is obtained. Adosa is conducive to the acquisition of friends, for by loving-kindness friends are won and are not lost.

    "Amoha is conducive to personal achievements, for the undeluded person, doing only what is beneficial to himself, regulates his own self.

    "Alobha is conducive to divine life, adosa to Brahma life, and amoha to Aryan life.

    "Through alobha one is at peace with his acquisition of wealth amongst beings and things belonging to one's party, for through their destruction there is no grief caused to him by excessive attachment. Through adosa amongst those belonging to other parties he is happy, for the non inimical person is devoid of the feeling of ill-will even amongst the hostile. Through amoha he is happy amongst those who belong to a neutral party, for the undeluded person is devoid of all attachment.

    "Through alobha there is insight into impermanence, for the greedy person does not see impermanence in things that are impermanent, owing to his desire for enjoyment. Through adosa there is insight into suffering for one with a loving-disposition has abandoned that grasping, the cause of vexation, and sees things as sorrowful. Through amoha there is insight into soullessness, for the undeluded person is skillful in understanding things as they truly are. He sees the guideless fivefold group as guideless.

    "As insight into impermanence and so on is brought about by these three states, so are these states brought about by insight into impermanence and so on.

    "Through insight into impermanence there is alobha; through insight into sorrow, adosa; through insight into soullessness, amoha.

    "Who indeed knowing well that this is impermanent would develop a desire for it? Who indeed perceiving ill in things would develop another ill caused by exceedingly violent anger? Who indeed realizing the emptiness of a soul would again fall into utter delusion?

    (Atthasālini - pp. 137-139. See The Expositor Vol. i, pp. 167-170)."

    [Quelle: Anuruddha ;  Nārada <Mahāthera> <1898 - 1983>: A manual of Abhidhamma : being Abhidhammattha Saṅgaha of Bhadanta Anuruddhācariya / ed. in the orig. Pali text with English transl. and explanatory notes by Nārada Mahā Thera. - 5., rev. ed.. - Kuala Lumpur : Buddhist Missionary Soc., 1987. - VI, 451 S. -- ISBN 967-9920-59-3. -- S. 105 - 109.]

    Meditationsformel für mettā (Güte):

    sabbe sattā averā hontu anīghā hontu abyāpajjhā hontu sukkhī attānaṃ pariharantu. "Mögen alle Wesen  frei sein von Anfeindungen,  frei von Bedrückung,  frei von Beklemmung,  mögen sie glücklich ihr Leben verbringen." 

    7 Ausgeglichenheit: tatramajjhattatā: enthält upekkhā (Gleichmut)

    "Ausgeglichen" im Rahmen des deutschen Wortschatzes:

    "Wort: ausgeglichen

    Relationen zu anderen Wörtern:

    • Synonyme: abgeklärt, bedacht, bedachtsam, beherrscht, besonnen, ebenbürtig, gemäßigt, gleich, gleichartig, harmonisch, maßvoll, ruhevoll, ruhig, würdevoll, ähnlich
    • vergleiche: apollinisch, harmonisch, quitt
    • ist Synonym von: abgeklärt, abgewogen, ausgewogen, bedächtig, bedachtsam, befriedigt, beherrscht, beruhigt, besonnen, gefasst, gehalten, gelassen, gemäßigt, gemessen, gereift, gesetzt, gesund, getilgt, gezügelt, gleichmütig, harmonisch, kontrolliert, punktgleich, reif, remis, ruhig, stoisch, überlegt, umsichtig, unerschütterlich, wunschlos, zufrieden, zufriedengestellt, zurückhaltend

    [Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=1&Wort=ausgeglichen&sprache=de&cs=1&sourceid=Mozilla-search. -- Zugriff am 2007-01-25]

    tatramajjhattatā:

    "

    "tatramajjhattatā

    ‘Gleichmut', wörtl. ‘Da und dort die Mitte halten', ‘Ausgeglichenheit', ist eine Bezeichnung für den dem Sankhāra-kkhandha (khandha) angehörenden ethischen Gleichmut (siehe upekkhā). Derselbe ist, im weitesten Sinne genommen, mit jedem edlen Bewusstseinszustande verbunden.

     »tatra-majjhattatā gilt als das ‘Einhalten der Mitte bei den und den Dingen'. Dieser Gleichmut hat das Merkmal, daß er bei dem Bewusstsein und den Geistesfaktoren das Ebenmaß herbeiführt; als Wesen, dass er das Mehr und Weniger hemmt, oder dass er alle Parteilichkeit aufhebt; als Äußerung, dass er die Mitte einhält.« (Vis. XIV)."

    [Quelle: Nyanatiloka <Thera> <1878 - 1957>: Buddhistisches Wörterbuch : kurzgefasstes Handbuch der buddhistischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung. -- 5. Aufl., (Unveränd. Nachdr. der 2., rev. Aufl.). -- Stammbach : Beyerlein und Steinschulte, 1999. -- 277 S. ; 18 cm. -- Originaltitel: Buddhist dictionary. -- ISBN: 3-931095-09-6. -- Hier können Sie dieses Werk bestellen: http://www.buddhareden.de/fr-bestellung.htm. -- s.v.]

    Meditationsformel für Upekkhā (Gleichmut):

    sabbe sattā kamma-ssakā kamma-dāyādā kamma-yonī kamma-bandhū kamma-paṭisaraṇā. yaṃ kammaṃ karissanti kalyāṇaṃ vā pāpakaṃ vā tassa dāyādā bhavissanti. "Alle Wesen sind  Besitzer ihres Karma,  Erben ihres Karma,  aus ihrem Karma entstanden,  haben ihr Karma als Vorfahren,  haben ihre Hilfe im Karma.  Welcherart Karma sie tun,  gutes oder schlechtes, dessen Erbe werden sie sein."

    8 körperliches Entspanntsein: kāyapassaddhi

    Der Gegensatz zu passaddhi ist uddhacca (Unruhe).

    Dies und die Folgenden sind "Wohlfühlfaktoren". Sie entsprechen teilweise dem heutigen Fitness und Wellness. Als Wohlfühlfaktoren sind sie mental, weswegen die Dhammasaṅgaṇi (I, 1, §§ 42ff.) kāya- (Körper-) auf die cetasikas (saññā, edanā, saṅkhāra) bezieht. Wegen der gegenseitigen Abhängigkeit von nāma (mentalem) und rūpa (Materie) ist eine solche verzwungene Umdeutung des Wortes "kāya" aber nicht nötig, es sind einfach die körperbezogenen und körperbedingten mentalen Wohlfühlfaktoren.

    Die orthodoxe Auffassung gibt Nyanatiloka wieder:

    "kāya

    wörtl. ,Gruppe, Ansammlung', Körper;

    • steht häufig für die dreifache geistige Gruppe: Gefühl, Wahrnehmung und Geistesformationen.
    • mag entweder den physischen Körper (rūpa-kāya) bezeichnen oder den geistigen Körper (nāma-kāya), d.i. die 4 geistigen Gruppen: Gefühl, Wahrnehmung, Geistesformationen und Bewusstsein.

     Wie es in Pts. (I. 183) heißt: »Zweierlei Gruppen gibt es: die Geistgruppe und die Körpergruppe. Als ‘Geistgruppe' gelten Gefühl, Wahrnehmung, Wille, Bewusstseinseindruck, Aufmerken, Geist, Geistgruppe, und was da als geistige Gebilde bezeichnet wird. Als ‘Körpergruppe' gelten die 4 Hauptelemente und die davon abhängige Körperlichkeit, Ein- und Ausatmung, das Objekt und das Darangebundensein, und was da als körperliche Gebilde bezeichnet wird.«

    Häufig werden mit kāya (nämlich nāma-kāya) bloß die drei Gruppen: Gefühl, Wahrnehmung und Geistesformationen bezeichnet, z.B. in kāya-lahutā, Beweglichkeit der 3 Geistesgruppen, im Gegensatz zu citta-lahutā, Beweglichkeit des Bewusstseins.

    Dieselbe Bedeutung hat das Wort auch in dem stereotypen Texte hinsichtlich der 3. Vertiefung: »und ein Glück empfindet er in seinem Innern, in seiner eigenen Person (kāya)«, ebenso: »jene 8 Befreiungen in seinem Innern oder der eigenen Person (kāya) gewonnen habend«.

    Über kāya als das 5. Sinnenorgan, das Körperempfindungsorgan, siehe āyatana, siehe dhātu, siehe indriya. "

    [Quelle: Nyanatiloka <Thera> <1878 - 1957>: Buddhistisches Wörterbuch : kurzgefasstes Handbuch der buddhistischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung. -- 5. Aufl., (Unveränd. Nachdr. der 2., rev. Aufl.). -- Stammbach : Beyerlein und Steinschulte, 1999. -- 277 S. ; 18 cm. -- Originaltitel: Buddhist dictionary. -- ISBN: 3-931095-09-6. -- Hier können Sie dieses Werk bestellen: http://www.buddhareden.de/fr-bestellung.htm. -- s.v.]


    Abb.: Fitness & Wellness, Budapest, 2005

    [Bildquelle: Mot. -- http://www.flickr.com/photos/mottram/13677013/. -- Zugriff am 2006-12-23. -- AttributionNoncommercialNo Derivative WorksCreative Commons Lizenz (Namensnennung, keine Bearbeitung, keine kommerzielle Nutzung)]

    "Als Wohlbefinden bezeichnet man einen Zustand subjektiv empfundener Gesundheit und Freiheit beim Menschen.

    Verschiedene äußere und innere Faktoren beeinflussen das Wohlbefinden. Äußere Faktoren sind physikalische Umgebungsbedingungen (Temperatur, Licht, Lärm und andere) und das soziale Umfeld (zum Beispiel das Vorhandensein und Verhalten von Bezugspersonen). Zu den inneren Faktoren zählen Ernährungs- und Flüssigkeitshaushalt, Antrieb, geistige und körperliche Frische und Krankheitssymptome, wie zum Beispiel Schmerzen.

    Ein weiterer wichtiger Faktor für Wohlbefinden ist die Freiheit: Der subjektiv empfundene Spielraum, die physikalischen und sozialen Umgebungsbedingungen zu verändern, beziehungsweise eine gegenwärtige Umgebung zu verlassen und eine andere Umgebung aufzusuchen.

    Eng verbunden mit dem Begriff des Wohlbefindens ist der Begriff der Zufriedenheit. Wohlbefinden geht über Zufriedenheit hinaus, indem letztere sich auch unter ungünstigen und unabänderlichen Bedingungen einstellen kann (der Mensch findet sich ab). Wohlbefinden impliziert die Freiheit, sich nicht abfinden zu müssen.

    Unterscheiden lassen sich aktuelles und habituelles Wohlbefinden. Aktuelles Wohlbefinden bezeichnet das momentane Erleben einer Person, wie positive Gefühle, während das habituelle Wohlbefinden das für eine Person typische Wohlbefinden darstellt. Weitere Unterteilungsmöglichkeiten sind:

    • Das physische Wohlbefinden = positive körperliche Empfindungen, z.B. Vitalität, angenehme Müdigkeit
    • Das psychische Wohlbefinden = positive Gefühle, Stimmungen und Beschwerdefreiheit, z.B. Freude
    • Das soziale Wohlbefinden = positive subjektive Einschätzung der sozialen Kontakte, sozialen Unterstützung

    Das Gegenteil ist das Unwohlsein."

    [Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Wohlbefinden. -- Zugriff am 2006-12-23]

    "Unter Fitness wird im allgemeinen körperliches und oft auch geistiges Wohlbefinden verstanden. Fitness drückt das Vermögen aus, im Alltag leistungsfähig zu sein und Belastungen eher standzuhalten. Der Begriff ist insofern schwierig, da er als Modebegriff nicht klar definierbar ist und von verschiedenen Personen und Interessengruppen unterschiedlich interpretiert wird.

    Das Risiko für Zivilisationskrankheiten wie Herzinfarkt und Fettleibigkeit und sogar Krebs können durch ein gezieltes Fitnesstraining verringert werden. Konzentrations- und Lernfähigkeit werden gesteigert. Menschen, die sich aktiv mit dem Thema Fitness auseinandersetzen, sind gesünder und leben, statistisch gesehen, länger.

    Zur Fitness von Körper und Geist gehört nicht nur eine regelmäßige körperliche Betätigung. Sehr wichtig ist auch eine gesunde und nähr- wie ballaststoffreiche Ernährung. Ungesunde Ergänzungsmittel (Doping, Anabolika) sind mit Fitness genauso wenig zu vereinbaren wie die Beschränkung auf reines Krafttraining wie es teilweise im Bodybuilding zu finden ist.

    Geschichte der Fitnessbewegung

    Der Ursprung des modernen Fitnessgedankens als vereinsfreier Sport, liegt in der zumeist bürgerlichen Lebensreform-Bewegung am Ende des 19. Jahrhunderts. Die Bewegung in der freien Luft (oder auch bei offenem Fenster) wurde als Ausgleich zu der zunehmend industrialisierten Umwelt verstanden. Es entstanden schon damals zahlreiche Kraft- und Kunststätten, Licht- und Luftbäder genannt. In Anna Fischer-Dückelmanns Buch „Die Frau als Hausärztin” sind solche beschrieben. In ihnen wurde streng nach Geschlecht getrennt trainiert – und nicht nur in der Sonne gelegen wie heute. Zu den bekannten zählte Sascha Schneider in Dresden. Auch Systeme für das Heimturnen (zum Beispiel von August Sandow oder J.P. Müller) waren verbreitet, wobei schon damals auf die Effizienz und Disziplin beim Training Wert gelegt wurde. Zeitschriften wie "Kraft und Schönheit" machten Fitness bekannt. Zahlreiche Fitnessgeräte wie Ruder- und Fahrrad (Spinning)-Gerät stammen aus dieser Zeit. Zunächst wurden sie hauptsächlich in den Sanatorien verwendet.

    Im Nationalsozialismus wurde der Fitnessgedanke pervertiert (Leni Riefenstahl, Hans Surén) und ein neuer arischer Idealkörper modelliert, der andere, insbesondere jüdische und behinderte Menschen, ausschloss. Der einzelne sollte sich stählen, um den Anforderungen, die der darwinistische Überlebenskampf der Völker stellte, gewachsen zu sein. Diese Ansätze waren nach 1945 diskreditiert. Erst in den 1960er Jahren wurde die Fitnessbewegung in Deutschland aus den USA re-importiert und immer stärker auch kommerzialisiert. Die bedeutendsten Ikonen der Fitnessbewegung sind Arnold Schwarzenegger (Bodybuilding) und Jane Fonda (Aerobic). Ein Pionier der Fitnessbewegung in der Schweiz war Jack Günthard. Seine morgendliche Radiosendung „Fit mit Jack” ab 1975 sollte bei den Zuhörern das Gesundheitsbewusstsein fördern. Heute gibt es zahlreiche verschiedene Fitnessketten, in denen die Fitnesswilligen gegen Bezahlung trainieren können. Der große Fitnessboom, der sich seither noch stark gesteigert hat, setzte in den 1980er Jahren ein. Zahlreiche neue Institute, wie beispielsweise Kieser-Training, entstanden.

    Fitnesstraining in der Gegenwart

    Siehe Unterartikel: Fitnesstraining

    Fitnesstraining ist ein äußerst weit fassbarer Begriff. Prinzipiell ist jede gesunde sportliche Aktivität eine Form von Fitnesstraining, z.B. Training im Sportverein oder selbst das Vermeiden von Rolltreppen und Aufzügen zugunsten von Treppen – also auch Bewegung im Alltag. Gezieltes Fitnesstraining beinhaltet meist Ausdauertraining, Krafttraining und Koordinationstraining.

    Literatur
    • Frederic Delavier: Muskel-Guide. Blv Verlagsgesellschaft, München [u.a.] 2004, ISBN 3405163978
    • Berend Breitenstein: Hometrainer Bodybuilding. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2002, ISBN 3499610191
    • Berend Breitenstein, Michael Hamm: Bodybuilding. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1996, ISBN 3499194260
    • Ulrich Strunz: Forever young, Das Muskelbuch. Gräfe & Unzer, München 2001, ISBN 3774256373
    • Duwenbeck, Ralf/ Deddens, Eilert: Sportunterricht im Fitness-Studio - Schüler lernen selbstständig gesundheitsgerecht zu trainieren (Unterrichtsvorhaben). Auer-Verlag, Donauwörth 2005. ISBN 3403044513"

    [Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Fitness. -- Zugriff am 2006-12-23]

    "Der Begriff Wellness, erstmals 1654 in einer Monografie von Sir A. Johnson als „...wealnesse“, im Oxford English Dictionary mit "gute Gesundheit" übersetzt: nach modernem Verständnis ein ganzheitliches Gesundheitskonzept, seit den 50er Jahren in den USA Oberbegriff einer seinerzeit neuartigen Gesundheitsbewegung.

    Begriff

    Per Definition leitet sich der Begriff Wellness von den Begriffen Wellbeing und Fitness bzw. Wellbeing und Happiness ab, d. h. das Lebensstilkonzept Wellness zielt auf Wohlbefinden, Spaß und eine gute körperliche Verfassung ab. Heute versteht man unter Wellness vor allem Methoden und Anwendungen, die das körperliche, geistige und seelische Wohlbefinden steigern. Fremdenverkehrseinrichtungen, Hotels, Badeanstalten, Kureinrichtungen bieten unter dem Begriff Massagen, Bäder, aber auch Tages- und Wochenprogramme an.

    Wellness ist auch ein beliebtes Werbewort und ein mittlerweile recht inflationär gebrauchter Begriff, da er rechtlich nicht geschützt ist. So werden z.B. Mineralwasser, indischer Lassi, Socken, Müsli, Konfitüre und so genannte Nahrungsergänzungsmittel wie Noni als angebliche Wellness-Artikel im Sinne von Wohlfühlartikel verkauft. Letzteres ist Beispiel für die verschleiernde Verwendung des Begriffs für Produkte, bei denen eine gesundheitliche Wirkung suggeriert werden soll, aber nicht nachweisbar ist und daher auch nicht direkt behauptet werden darf. Auch dubiose Produkte wie Erdstrahlen-Entstörgeräte, Magnetmatratzen oder esoterische Wasserbehandlungen werden bisweilen unter dem Begriff Wellness angeboten.

    1959 hatte der amerikanische Sozialmediziner Halbert L. Dunn das Wort Wellness neu aufgegriffen. In den 1970er Jahren – als die Kosten im amerikanischen Gesundheitswesen explodierten – entwickelten die Wellness-Pioniere Donald B. Ardell und John Travis im Auftrag der amerikanischen Regierung neue ganzheitliche Gesundheitsmodelle, die auf Prävention und Eigenverantwortung des Einzelnen für seine Gesundheit aufbauten. Nach dem Verständnis Ardells beschreibt Wellness einen Zustand von Wohlbefinden und Zufriedenheit und besteht aus den Faktoren Selbstverantwortung, Ernährungsbewusstsein, körperliche Fitness, Stressmanagement und Umweltsensibilität.

    Säulen

    Wellness basiert danach im wesentlichen auf vier Säulen:

    1. Bewusste Ernährung, ganzheitlicher Umgang mit Lebensmitteln
    2. Bewusste Bewegung: regelmäßige, angepasste Bewegungsprogramme
    3. Mental: Entspannungs- und Stressmanagement-Methoden wie autogenes Training, Meditation, Qigong, Taijiquan, Yoga; auch passiver Art wie Sauna, Tiefenwärme, Massage, Floaten, Wassertreten, Barfußlaufen usw. Seit neuestem wird auch das gezielte Gehirntraining oder Gehirnjogging sehr empfohlen.
    4. Verhältnis zu Natur und Genussmitteln: sorgfältiger Umgang mit der Natur und ihren Produkten.

    Diese Auffassung von Wellness wird mittlerweile auch als Gesundheitsprävention bezeichnet, deren Grundlage v.a. eine gesundheitsbewusste Lebensweise im Alltag ist. Entsprechende Kurse für Menschen mit gesundheitlichen Problemen - vor allem den so genannten Zivilisationskrankheiten - werden mittlerweile von vielen Krankenkassen und in Kurorten angeboten. Umgangssprachlich werden unter Wellness vor allem passive Wohlfühlangebote verstanden.

    Eine besondere des Wellness ist das Ökowellness. Dieser neue Qualitätsbegriff, der das erste Mal von R.S.Tomek 1995 kreiert wurde, verbindet die von der EU unter der Norm 2092/91 erlassenen Qualitätskriterien für ökologische oder biologisch zertifizierte Produkte mit den Wirkungen und Diensten von medizinisch orientierten Wellness-Produkten- und Diensten.

    Wirtschaftliche Bedeutung

    Die Wellness-Welle sorgt auch für Wachstum und Beschäftigung in der Gesundheitswirtschaft, so Josef Hilbert, Forschungsdirektor im Schwerpunkt Gesundheitswirtschaft und Lebensqualität am Institut Arbeit und Technik fest. Etwa 1,0 bis 1,2 Millionen Menschen finden hier Arbeit.Die Branche setzt schätzungsweise 73 Milliarden Euro im Jahr um.

    Literatur
    • Claudia Freidl: Wellnessboom. Erholung oder zu viel des Guten? VDM Verlag, 2004, ISBN 3-936755-94-9 (Soziologische Studie)
    • Lutz Hertel: Der große Wellness-Guide. Deutscher Wellness-Verband, 2003, ISBN 3-85680-677-6 (Ratgeber für Verbraucher)
    • Willigis Jäger: Auch hier sind Götter. Wellness, Fitness und Spiritualität. Herder-Spektrum TB, 2005
    • Ulrike Pilz-Kusch: Gesucht: Wellness. Was ist drin und dran? Verbraucher-Zentrale NRW, 2. Aufl. 2003, ISBN 3-933705-28-2 (Ratgeber für Verbraucher)"

    [Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Wellness. -- Zugriff am 2006-12-23]


    9 geistiges Entspanntsein: cittapassaddhi


    Abb.: passaddhi
    [©Hemera]

    "Entspannt" im Rahmen des deutschen Wortschatzes:

    "Wort: entspannt

    Relationen zu anderen Wörtern:

    • Synonyme: entkrampft, erleichtert, familiär, formlos, frei, gelockert, gelöst, gesichert, informell, leger, lässig, natürlich, nonchalant, offen, ruhig, salopp, unbefangen, ungehemmt, ungeniert, ungezwungen, unzeremoniell, zwanglos
    • ist Synonym von: angenehm, aufgelockert, befreit, enthemmt, entkrampft, gelockert, gelöst, leger, locker, natürlich, unförmlich, zwanglos"

    [Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=1&Wort=entspannt&sprache=de&cs=1&sourceid=Mozilla-search. -- Zugriff am 2007-01-25]


    10 körperliche Leichtigkeit: kāyalahutā

    lahutā, mudutā, kammaññatā kann man als Aspekte von körperlicher und geistiger Flexibilität auffassen, d.h. die Fähigkeit, sich auf die jeweiligen Anforderungen und Gegebenheiten der Umwelt leicht einstellen zu können

    Gegensatz zu lahutā ist thīna-middha (Starrheit und Mattheit)

    "lahutā

    ‘Beweglichkeit', ist von dreierlei Art:  

    • Beweglichkeit des Körperlichen (rūpassa lahutā),
    • Beweglichkeit der Geistesfaktoren (kāya-lahutā)
    • Beweglichkeit des Bewusstseins (citta-lahutā)."

    [Quelle: Nyanatiloka <Thera> <1878 - 1957>: Buddhistisches Wörterbuch : kurzgefasstes Handbuch der buddhistischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung. -- 5. Aufl., (Unveränd. Nachdr. der 2., rev. Aufl.). -- Stammbach : Beyerlein und Steinschulte, 1999. -- 277 S. ; 18 cm. -- Originaltitel: Buddhist dictionary. -- ISBN: 3-931095-09-6. -- Hier können Sie dieses Werk bestellen: http://www.buddhareden.de/fr-bestellung.htm. -- s.v.]


    Abb.: Eine Form von körperlicher Leichtigkeit
    (©Hemera)


    11 geistige Leichtigkeit: cittalahutā

    "Leicht" im Rahmen des deutschen Wortschatzes:

    "Wort: leicht

    Relationen zu anderen Wörtern:

      Synonyme: absolut, angenehm, arglos, babyleicht, bekömmlich, belanglos, bequem, beruhigt, durchaus, einfach, entspannend, erbaulich, federleicht, fidel, folgenlos, gefahrlos, gelassen, gering, geringfügig, gesund, gewichtslos, glücklich, gut, heiter, irrelevant, kinderleicht, leichtlebig, leichtverdaulich, lind, locker, luftig, lächerlich, lässig, minimal, mühelos, nebensächlich, nichtssagend, oberflächlich, problemlos, ruhig, sandig, schlagartig, schnell, schwachwindig, seicht, simpel, sorgenfrei, sorgenlos, sorglos, spielend, spielerisch, tragbar, trivial, unbedeutend, unbedingt, unbekümmert, unbeschwert, unbeträchtlich, unerheblich, unkompliziert, unmaßgeblich, unproblematisch, unscheinbar, unschwer, unterhaltend, unterhaltsam, unvermittelt, unvermutet, unversehens, unwesentlich, unwichtig, vergnügt, verschwindend, verträglich, wasserdurchlässig, zart, zuträglich, zweitrangig, überraschend, übersprudelnd
    • vergleiche: einfach, flott, gewichtlos, mühelos, unschwer
    • ist Synonym von: anmutig, babyleicht, bekömmlich, bequem, besiegbar, bezwingbar, blass, butterweich, dünn, durchsichtig, eingängig, entschuldbar, entspannend, erläßlich, federartig, federleicht, feingesponnen, folgenlos, gazellenhaft, gelinde, gering, geringfügig, gewichtslos, harmlos, idiotensicher, kinderleicht, lässlich, leichtherzig, luftdurchlässig, luftig, mühelos, mürbe, narrensicher, pulverig, sachte, sorgenfrei, sorgenlos, sorglos, spielend, spielerisch, tragbar, unbehindert, unbekümmert, unbeschwert, unkompliziert, unproblematisch, unsolide, verrückbar, verschiebbar, verzeihbar, zart
    • wird referenziert von: bequem, federnd, flott, kleingewichtig, luftig, unbeschwert

    [Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe
    ?site=1&Wort=leicht&sprache=de&cs=1&sourceid=Mozilla-search. -- Zugriff am 2007-01-25]


    12 körperliche Geschmeidigkeit: kāyamudutā

    "Geschmeidig" im Rahmen des deutschen Wortschatzes:

    "Wort: geschmeidig

    Relationen zu anderen Wörtern:

    • Synonyme: beweglich, biegsam, elastisch, flexibel, schmiegsam, weich, wendig
    • vergleiche: flexibel, gelenkig, grazil, rank
    • ist Synonym von: anmutig, anschmiegsam, beweglich, biegbar, biegsam, dehnbar, elastisch, federnd, fedrig, flexibel, formbar, gazellenhaft, gelenkig, gewandt, graziös, katzenartig, leichtfüßig, nachgiebig, schmiegsam, schnellfüßig, wendig
    • wird referenziert von: biegsam, flexibel

    [Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=1&Wort=geschmeidig&sprache=de&cs=1&sourceid=Mozilla-search. -- Zugriff am 2007-01-25]


    Abb.: Auch eine Form von körperlicher Geschmeidigkeit
    (©Hemera)


    13 geistige Geschmeidigkeit: cittamudutā

    Der Gegensatz zu mudutā ist diṭṭhi (falsche Ansicht; "Ideologie) und māna (soziale Feldabhängigkeit)


    14 körperliche Bearbeitbarkeit: kāyakammaññatā: Formbarkeit

    "Formbar" im Rahmen des deutschen Wortschatzes:

    "Wort: formbar

    Relationen zu anderen Wörtern:

    • Synonyme: anpassungsfähig, aufnahmefähig, beeinflussbar, biegbar, biegsam, dehnbar, empfänglich, flexibel, fügsam, geschmeidig, knetbar, mürbe, offen, plastisch, schmiedbar, tonig, undogmatisch, weich
    • ist Synonym von: flexibel, knetbar, modellierbar, nachgiebig, plastisch, verformbar
    • wird referenziert von: nachgiebig

    [Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=1&Wort=formbar&sprache=de&cs=1&sourceid=Mozilla-search. -- Zugriff am 2007-01-25] 


    Abb.: Auch eine Form von körperlicher Bearbeitbarkeit: Ravi the Scorpion Mystic stands on one leg performing his act in Times Square, NYC, 2004
    (Bildquelle: Wikipedia)


    15 geistige Bearbeitbarkeit: cittakammaññatā


    16 körperliche Leistungsfähigkeit: kāyapāguññatā

    paguññatā: Sich fit fühlen

    "Fit" im Rahmen des deutschen Wortschatzes:

    "Wort: fit

    Relationen zu anderen Wörtern:

    • Synonyme: frisch, gesund, kräftig, leistungsfähig, qualifiziert, rüstig, topfit, trainiert, vorbereitet
    • vergleiche: durchtrainiert, leistungsfähig, tauglich
    • ist Synonym von: arbeitsfähig, durchtrainiert, erfahren, erholt, erprobt, frisch, gebildet, gestimmt, kultiviert, leistungsfähig, qualifiziert, rüstig, sattelfest, topfit, unverbraucht, zurechnungsfähig
    • wird referenziert von: durchtrainiert, einsatzbereit, fähig, leistungsfähig, tauglich

    [Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=2&Wort_id=350013. -- Zugriff am 2007-01-25]


    Abb.: Fitnesstraining
    [©Hemera]


    17 geistige Leistungsfähigkeit: cittapāguññatā


    18 körperliche Aufrechtheit: kāyujjukatā

    ujju entspricht dem deutschen "aufrecht":

    " Das aber möcht ich wohl:
    so frei und aufrecht und so froh und heiter hingehen können durch die lauten Straßen und durch das bunte Marktgedräng des Lebens,
    dass weder Groll noch Neid mich mehr beirrt, wenn andern ... lachend ... kampflos in den Schoß fällt, um was ich Jahre lang die beste Kraft verblutet! ..."

    [Quelle: Cäsar Flaischlen (1864 - 1920): Von Alltag und Sonne. -- 1897]

    Vgl. auch die deutschen Redensarten:

    "Aufrecht" im Rahmen des deutschen Wortschatzes:

    "Wort: aufrecht

    Relationen zu anderen Wörtern:

    • Synonyme: achtbar, aufgerichtet, bieder, charakterfest, ehrenfest, ehrenhaft, ehrsam, festbleibend, gerade, hochanständig, kerzengerade, lauter, lotrecht, mutig, rechtschaffen, sauber, seiger, senkrecht, standhaft, stocksteif, unbestechlich, unbeugsam, unerschütterlich, vertikal, wacker
    • vergleiche: gerade, senkrecht
    • ist Synonym von: aufgerichtet, aufragend, bieder, brav, charakterfest, echt, edel, ehrbar, ehrenhaft, ehrenwert, ehrlich, entschieden, fest, festbleibend, gerade, heroisch, kerzengerade, mutig, rechtschaffen, redlich, sauber, senkrecht, sicher, standhaft, straff, todesmutig, unbeirrt, unbeugsam, unerträglich, wacker, waghalsig, würdig, zuverlässig
    • wird referenziert von: gerade, hochkant

    [Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=1&Wort=aufrecht&sprache=de&cs=1&sourceid=Mozilla-search. -- Zugriff am 2007-01-25]


    Abb.: Aufrecht
    (©Hemera)


    19 geistige Aufrechtheit: cittujjukatā


    Abb.: »Ja, reizendes Kind, ich habe einen krummen Rücken, aber ich bin ein aufrechter Mann – ich biete Ihnen Eis an, und mein Herz glüht wie Lava ... Wahrhaftig, Mayeux liebt die Gegensätze!« / Lithographie von Paul Gavarni (Hippolyte Sulpice Guillaume Chevalier) (1804 - 1866) . -- 1840.


    20 den karmisch guten Bewusstseinszuständen gemein: sobhanasādhāraṇa


    3.3.2. virati: Enthaltungen


    Abhidhammatthavibhāvinī:

    1. sammāvācā
    2. sammākammanto
    3. sammā-ājīvo

    cāti tisso viratiyo nāma |1.5.|


    1.5.

    1. Rechte Rede1
    2. rechtes Handeln2
    3. rechter Lebensunterhalt3

    Diese drei sind die Enthaltungen4.


    Kommentar:

    1 Rechte Rede: sammāvācā: <=> Sikkhāpada (Trainingspunkt der Sittlichkeit) 4: musāvādā veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmi  : Enthaltung von Lügen, Hinterträgerei, Denunziation, verbalen Grobheiten, Geschwätz - Ich nehme diesen Trainingspunkt auf mich


    2 Rechtes Handeln: sammākammanto: <=> Sikkhāpada (Trainingspunkt der Sittlichkeit) 1,2,3:

    1. pāṇātipātā veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmi - Enthaltung vom Töten (und Verletzen) von Lebewesen - Ich nehme diesen Trainingspunkt auf mich
    2. adinnādānā veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmi -  Enthaltung vom Nehmen von Nichtgegebenem - Ich nehme diesen Trainingspunkt auf mich
    3. kāmesu micchācārā veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmi - Enthaltung von sexuellem und erotischem Fehlverhalten - Ich nehme diesen Trainingspunkt auf mich

    3 Rechter Lebensunterhalt: sammā-ājīvo:


    4 Enthaltungen: viratiyo: wie es in den Formeln der Trainingspunkte mit veramaṇī (Enthaltung) ausgedrückt ist.


    3.3.3. appamañña: unbegrenzte Haltungen


    Abhidhammatthavibhāvinī:

    1. karuṇā
    2. muditā

    pana appamaññāyo nāmā ti sabbathāpi |1.6.|


    1.6.

    1. Mitgefühl1
    2. Mitfreude2

    sind unbegrenzte Haltungen3, auch sie kommen überall vor.


    Kommentar:

    1 Mitgefühl: karuṇā: Barmherzigkeit

    Gegensätze zu karuṇā sind hiṃsā (Brutalität) und domanassa (Übelwollen)


    Abb.: Was das Herz bewegt: Mitleid. -- Liebigs Sammelbilder. -- 1905

    Karuṇā und muditā sind Verwirklichungen des Einfühlungsvermögens

    "Echtes Einfühlungsvermögen bedeutet nicht nur zu wissen, dass andere Menschen genauso fühlen wie man seihst. Es bedeutet auch, dass man weiß, dass sie etwas anderes fühlen, und dass man trotzdem Mitleid mit ihnen empfinden kann. Babys werden mit dieser tiefen moralischen Einsicht zwar nicht geboren, aber mit zwei Jahren entwickeln sie bereits ein Verständnis dafür."

    [Quelle: Gopnik, Alison ; Kuhl, Patricia <1946 - > ; Meltzoff, Andrew: Forschergeist in Windeln : wie Ihr Kind die Welt begreift. -- Ungekürzte Taschenbuchausg. -- München [u.a] : Piper, 2003. -- 291 S. ; 19 cm. -- (Serie Piper ; 3538). --Originaltitel: The scientist in the crib (1999). -- ISBN 3-492-23538-7. --  S. 58. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]

    Meditationsformel für karuṇā:

    sabbe sattā dukkhā pamuccantu "Mögen alle Wesen  vom Leid befreit werden."

     

    "Mitleid ist die Anteilnahme an Schmerz und Leid anderer. Es unterscheidet sich vom bloßen Miterleben durch die Bereitschaft, aktiv zu helfen und dem anderen bei der Bewältigung des Leids zur Seite zu stehen.

    Mitleid erscheint als Gegenstand der Literatur bereits in der "Ilias" von Homer als Wendepunkt der Handlung, wenn Achill von seinem Zorn lässt und dem Priamos auf dessen Bitte den Leichnam seines Sohnes Hektor übergibt. Es gilt in den meisten Philosophien und Religionen als positive Eigenschaft oder Tugend. Im Christentum ist Mitleid die Voraussetzung für Barmherzigkeit (Misericordia) und damit wesentlicher Bestandteil tätiger Nächstenliebe. Im Mahayana-Buddhismus ist Mitleid das zentrale Motiv, das Bodhisattvas auf die eigene Erleuchtung verzichten lässt, um Menschen auf dem Weg zu dieser voranzuhelfen.

    Ablehnend stehen die Stoiker sowie Friedrich Nietzsche dem Mitleid gegenüber, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. In der Gefühlsethik des 18. Jahrhunderts wurde das Mitleid zum zentralen sozialen Gefühl und Prinzip der Moral. Später vertrat Arthur Schopenhauer eine Mitleidsethik, in der das Gefühl des Mitleids in ähnlicher Weise im Mittelpunkt stand.

    Mitgefühl umfasst im Gegensatz zu Mitleid unter anderem auch die Mitfreude, ist also nicht auf Leid beschränkt. Ein weiterer wichtiger Unterschied zum Mitleid ist, dass man beim Mitgefühl nicht leidet, daher auch der Name Mitleid."

    [Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Mitleid. -- Zugriff am 2006-12-25]

    "Barmherzigkeit ist das menschliche Mitgefühl, sofern es uns zur Linderung der Leiden eines fühlenden Wesens (Menschen oder Tieres) antreibt."

    [Quelle: Kirchner, Friedrich <1848 - 1900> ; Michaelis, Carl: Wörterbuch der philosophischen Grundbegriffe / Friedrich Kirchner. Neubearb. von Carl Michaelis. -- 5. Aufl. / neubearb. von Carl Michaelis. -- Leipzig : Dürr, 1907. -- V, 708 S. -- (Philosophische Bibliothek ; 67). -- S. 83.]


    2 Mitfreude: muditā

    Gegensätze zu muditā sind issā (Neid) und pahāsa (Verlachen, Auslachen)

    Meditationsformel für muditā

    sabbe sattā mā laddha-sampattito vigacchantu "Mögen alle Wesen  erlangtes Wohlergehen nicht verlieren."


    Abb.:Mitfreude: Glückwunschkarte. -- 1923


    3 Unbegrenzte Haltungen: appamaññāyo: = brahma-vihāra; "Unbegrenzt" weil es keine Grenzen gibt, an denen diese Haltungen Halt machen sollen.

    Die vier unbegrenzten Haltungen sind:

    1. Güte (mettā),
    2. Mitgefühl (karunā),
    3. Mitfreude (muditā)
    4. Gelassenheit/Gleichmut (upekkhā)  

    Siehe:

    Texte zum buddhistischen Erloesungsweg / hrsg. von Alois Payer <1944 -- >. -- 7. Methoden der Ruhigwerdemeditation. -- URL: http://www.payerḍe/textezurerloesung/texterloes07.htm

    Da mettā (Güte) unter adoso (Aversionslosigkeit) enthalten ist und upekkhā (Gelassenheit/Gleichmut) unter tatramajjhattatā (Ausgeglichenheit) (siehe oben!), werden hier nur karuṇā und muditā genannt.


    3.3.4. paññindriya: Fähigkeit der Weisheit


    Abhidhammatthavibhāvinī

    paññindriyena saddhiṃ pañcavīsatīme cetasikā sobhanā ti veditabbā |1.7.|


    1.7.

    Diese zusammen mit der Fähigkeit der Weisheit1 fünfundzwanzig Begleitelemente des Bewusstseins muss man als karmisch heilsam2 kennen.


    Kommentar:

    1 Fähigkeit der Weisheit: paññindriya

    "pañña

    ‘Erkennen, Einsicht, Wissen, Weisheit', umfasst ein außerordentlich weites Gebiet.

    Das zum achtfachen Erlösungspfade (siehe magga)gehörende spezifisch buddhistische Wissen aber ist, kurz gesagt, das Hellblickwissen (vipassanā-paññā), d.i. die den Eintritt in die vier Stufen der Heiligkeit (siehe ariya-puggala) vorbereitende und bewirkende Durchschauung aller Daseinsgebilde als vergänglich, elend und unpersönlich (über diese 3 Merkmale siehe tilakkhana).

     Hinsichtlich seiner Entstehung werden drei Arten des Wissens unterschieden:

    1. Auf Nachdenken beruhendes Wissen (cintā-mayā paññā),
    2. auf Lernen beruhendes Wissen (suta-mayā paññā),
    3. auf Geistesentfaltung beruhendes Wissen (bhāvanā-mayā paññā)« (D 33).
    1. Auf Nachdenken beruhend' (cintā-mayā) ist dasjenige Wissen, das man, ohne es von Anderen gehört zu haben, durch eigenes Nachdenken zustande gebracht hat.
    2. Auf Lernen beruhend' (suta-mayā) ist dasjenige Wissen, das durch Hören von Anderen erlangt wurde, dadurch also daß es durch Erlernung zustande gekommen ist
    3. Auf Geistesentfaltung beruhend' (bhāvanā-mayā) ist dasjenige Wissen, das auf diese oder jene Weise durch Geistesentfaltung zustande gekommen ist und den Grad der vollen Sammlung erreicht hat.

    (Vis. XIV).

    Das mit den 4 edlen Pfad- und Fruchtmomenten verbundene Wissen bezeichnet man als ‘überweltlich' (siehe lokuttara), alles übrige gilt als ‘weltlich' (siehe lokiya)."

    [Quelle: Nyanatiloka <Thera> <1878 - 1957>: Buddhistisches Wörterbuch : kurzgefasstes Handbuch der buddhistischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung. -- 5. Aufl., (Unveränd. Nachdr. der 2., rev. Aufl.). -- Stammbach : Beyerlein und Steinschulte, 1999. -- 277 S. ; 18 cm. -- Originaltitel: Buddhist dictionary. -- ISBN: 3-931095-09-6. -- Hier können Sie dieses Werk bestellen: http://www.buddhareden.de/fr-bestellung.htm. -- s.v.]

    "As paññā dominates in understanding the real nature and as it overcomes ignorance, it is called a controlling faculty (indriya).

    In Abhidhamma ñāna, paññā, and amoha are used as interchangeable terms. In types of consciousness connected with knowledge (ñāna-sampayutta) the reference is to this paññā. By amoha, one of the three moral roots, is also meant this paññā. As one of the four means of accomplishing one's ends (iddhi-pāda) it assumes the name of vīmamsā (lit., examination). When purified by samādhi, paññā assumes the honorable role of abhiññā (higher knowledge). Highly developed paññā is elevated to the state of a bojjhanga-dhamma-vicaya (Investigation of the Truth) and magganga-sammā ditthi, Right View. The culmination of paññā is the Omniscience of a Buddha.  

    Paññā, in the strictest sense of the term, is seeing things as they truly are, i.e., in the light of anicca (impermanence), dukkha (sorrow), and anattā (soullessness). "

    [Quelle: Anuruddha ;  Nārada <Mahāthera> <1898 - 1983>: A manual of Abhidhamma : being Abhidhammattha Saṅgaha of Bhadanta Anuruddhācariya / ed. in the orig. Pali text with English transl. and explanatory notes by Nārada Mahā Thera. - 5., rev. ed.. - Kuala Lumpur : Buddhist Missionary Soc., 1987. - VI, 451 S. -- ISBN 967-9920-59-3. -- S. 118]

    Über die Probleme beim Übersetzen des Begriffs paññā schreibt die erfahrene Pali-Übersetzerin Caroline A. F. Rhys Davids:

    "To lit the term paññā with its approximate European equivalent is one of the cruces of Buddhist philosophy. I have tried in turn reason, intellect, insight, science, understanding, and knowledge. All of these have been, and are, used in the literature of philosophy with varying shades of connotation, according as the sense to be conveyed is popular and vague, psychological and precise, or transcendental and—passez-moi le mot—having precise vagueness. And each of them might, with one implication or another, represent paññā. The main difficulty in choice lay in determining whether, to the Buddhist, paññā stood for mental function, or for the aggregate product of certain mental functioning, or for both. When all the allusions to paññā in the Sutta Piṭaka have been collated, a final translation may become possible. Here it must suffice to quote two. In M. i. 292, he who has paññā (paññavā) is declared in virtue thereof to understand (pajānāti) the nature of the phenomenon of pain or ill (the Four Noble Truths). In D. i. 124 Gotama asks : What is this paññā? and himself sets out its content as consisting in certain intellectual attainments, viz., the Jhānas, insight into the nature of impermanence, the mental image of one's self, the power of Iddhi, the cosmic Ear, insight into other minds, into one's own past lives, the cosmic Eye, and the elimination of all vitiating tendencies. Buddhaghosa also (Vis. M., ch. xiv.; distinguishes paññā from saññā and viññāṇa. He describes it as adequate to discern not only what these can, viz., sense-objects and the Three Marks (impermanence, pain, and non-substantiality) respectively, but also the Path. For him, then, it might be called intellect 'at a ligher power.' And in Gotama's reply, all those attainments are described in terms of intellectual process. Nevertheless, it is clear that the term did not stand for bare mental process of a certain degree of complexity, but that it also implied mental process as cultivated in accordance with a certain system of concepts objectively valid for all Buddhist adepts. Hence, I think it best to reject such terms as reason, intellect, and understanding, and to choose wisdom, or science, or knowledge, or philosophy. Only they must be understood in this connexion as implying the body of learning as assimilated and applied by the intellect of a given individual. See further under ñāṇaṃ (Introduction) and vijjā (§ 1296)."

    [Quelle: [Dhammasaṅgani] A Buddhist manual of psychological ethics of the fourth century B.C. : being a translation, now made for the first time, from the original Pali, of the first book in the Abhidhamma piṭaka, entitled Dhamma-sangaṇi (compendium of states or phenomena) / with introductory essay and notes by Caroline A. F. Rhys Davids [1857 - 1942]. -- London : Royal Asiatic Society, 1900. -- xcv, 393 S. ; 23 cm. -- (Oriental Translation Fund, New series ; vol. XII). -- S. 17f.]


    2 karmisch heilsam: sobhanā

    Kusala-kammapatha m. -- Arten karmisch heilsamen Wirkens:
    1. Kāya-kamma n. -- In Werken:
      1. pāṇāṭipātā veramaṇī f. -- Enthaltung vom Töten von Lebewesen
      2. adinnādānā veramaṇī f. -- Enthaltung von Stehlen
      3. kāmesu micchācārā veramaṇī f. -- Enthaltung von sexuellem Fehlverhalten (Ehebruch)
    2. Vacī-kamma n. -- In Worten:
      1. musāvādā veramaṇī f. -- Enthaltung von Lügen
      2. pisuṇāya vācāya veramaṇī f. -- Enthaltung von Hinterträgerei und Denunziation
      3. pharusāya vācāya veramaṇī f. -- Enthaltung von verbalen Grobheiten
      4. samphappalāpā veramaṇī f. -- Enthaltung von Geschwätz
    3. Mano-kamma n. -- In Gedanken:
      1. anabhijjhā f. -- Freisein von Habgier
      2. abyāpāda m. -- Freisein von Übelwollen
      3. sammā-diṭṭhi f. -- Rechte Ansichten

    (z.B. Cundasutta : Aṅguttaranikāya V, 266-268)


    4. Zusammenfassung im Abhidhammatthasaṅgaha


    Abhidhammatthavibhāvinī

    etāvatā ca

    Und insoweit sind es so viele:

    Abhidhammatthasaṅgaha:

    teras' aññasamānā ca
    cuddasākusalā tathā |
    sobhanā pañcavīsā ti
    dvipaññāsa pavuccare |2|
    2. Dreizehn1 sind allgemein,
    vierzehn2 sind karmisch unheilsam,
    fünfundzwanzig3 sind karmisch heilsam,
    so werden zweiundfünfzig4 genannt

    Kommentar:

    1 dreizehn: 7 sabbacittasādhāraṇa (3.1.1.) + 6 pakiṇṇaka (3.1.2.)

    2 vierzehn: akusala (3.2.)

    3 fünfundzwanzig: 19 sobhanasādhāraṇa (3.3.1.) + 3 virati (3.3.2.) + 2 appamañña (3.3.3.) + 1 paññindriya (3.3.4.)4 zweiundfünfzig: 13 + 14 + 25


    5. Übersicht über den Rest des Kapitels im Abhidhammathhasaṅgaha und der Vibhāvinī


    Im Folgenden werden im Abhidhammatthasaṅgaha und der Abhidhammatthavibhāvinī die cetasikas den cittas zugeordnet. Für unsere Zwecke genügen dafür folgende beiden von Nyanatiloka erstellten Tabelle, die zusammen mit Tabelle I (s. oben!) studiert werden müssen.

    Nārada <Mahāthera> gibt folgende Anleitung zur Lektüre des Folgenden (dessen Text ich hier nicht gebe):

    "To an impatient lay reader this chapter will appear rather dry and uninteresting. To a critical and intelligent reader it will, on the contrary, serve as an intellectual treat.  

    At the outset, for instance, a student of chemistry may find the numerous chemical formulas somewhat perplexing. But he finds the subject interesting and edifying, when he seriously attempts to analyze and examine the various substances with different tests.  

    In like manner a student of Abhidhamma who reads this chapter should first try to analyze and examine care fully every type of consciousness and see for himself the mental states thereof according to his own reasoning. Later, he should compare his results with the original text. He will then find this chapter most illuminating, and instead of wasting time in memorizing numbers, he will intelligently grasp the meaning of the text.

    For example, let us analyze the first immoral type of consciousness, rooted in attachment.

    • Somanassa-sahagata - Accompanied by pleasure,
    • Ditthigata-sampayutta - Connected with misbelief,
    • Asankhārika - Unprompted.

    This consciousness, when analyzed, will show that the vedanā or feeling is pleasure'.

    The 7 Universals and all the Particulars are found in it.

    The 4 Immoral mental states common to all immorals such as:

    • moha (delusion),
    • ahirika (shamelessness),
    • anottappa, (fearlessness),
    • uddhacca (restlessness)

    must arise in it.

    What about the remaining ten?

    Lobha - attachment must arise.
    Ditthi - misbelief must arise.
    Māna - conceit cannot arise.

    Conceit does not arise in lobha consciousness, together with misbelief. Ditthi is connected with wrong view, while māna is concerned with egoism. Both of them, say the commentators, are like two lions that cannot live together in one cave.

    • Dosa (hatred),
    • issā (envy),
    • macchariya (avarice),
    • kukkucca (brooding)

    cannot arise, because these four are akin to aversion. They are found only in hateful consciousness.

    Thīna and middha - (sloth and torpor) do not arise because this is an unprompted consciousness.

    No sobhanas - (beautiful) occur in an immoral consciousness.

    Total - 7 + 6 + 4 + 2 = 19.

    Thus, on analysis, we see that the first immoral consciousness consists of 19 mental states.

    The other types of consciousness should be similarly analyzed."

    [Quelle: Anuruddha ;  Nārada <Mahāthera> <1898 - 1983>: A manual of Abhidhamma : being Abhidhammattha Saṅgaha of Bhadanta Anuruddhācariya / ed. in the orig. Pali text with English transl. and explanatory notes by Nārada Mahā Thera. - 5., rev. ed.. - Kuala Lumpur : Buddhist Missionary Soc., 1987. - VI, 451 S. -- ISBN 967-9920-59-3. -- S. 74f.]

    Tabelle II - Geistes-Formationen-Gruppe (sankhāra khandha)

    Es gibt 50 Geistesformationen (cetasika), nämlich:(*1)

    11 Allgemeine (aññasamāna)(*2)

    (a) 5 primäre (sabbacitta) (in allem Bewusstsein):

    1. Bewusstseinseindruck (phassa)
    2. Wille (cetanā)
    3. (geist.) Lebensfähigkeit (jํvita)
    4. Sammlung (samādhi)
    5. Aufmerken (manasikāra)

    (b) 6 sekundäre (pakinnakā) (nicht in allem Bewusstsein)

    1. Gedankenfassung (vitakka)
    2. Diskursives Denken (vicāra)
    3. Entschluss (adhimokkha)
    4. Tatkraft (viriya)
    5. Interesse (Verzückung) (pīti)
    6. Absicht (chanda)

    25 Edle (sobhana)

    (a) primäre (in allem heils. und karmagewirkten edlen Bewussts.) 

    1. Vertrauen (saddhā) 

    2. Achtsamkeit (sati) 

    3. Schamgefühl (hiri)

    4. Sittliche Scheu (ottappa) 

    5. Gierlosigkeit (alobha) 

    6. Hasslosigkeit (adosa) 

    7. Allgleichmut (tatramajjhattatā) 

    8. Gelassenheit der Geistesfakt. (kāya-passaddhi) 

    9. Gelassenheit der Bewusstseinsgruppe (citta-passaddhi)

    10. Agilität der Geistesfaktoren (kāya-lahutā)

    11. Agilität der Bewusstseinsgruppe (citta-lahutā) 

    12. Geschmeidigkeit (Güte) der Geistesfaktoren (kāya-mudutā) 

    13. Geschmeidigkeit (Güte) der Bewusstseinsfaktoren (citta-mudutā) 

    14. Gefügigkeit der Geistesfaktoren (kāya-kammaññatā) 

    15. Gefügigkeit der Bewusstseinsgruppe (citta-kammaññatā) 

    16. Geschultheit der Geistesfaktoren (kāya-pāguññatā) 

    17. Geschultheit der Bewusstseinsgruppe (citta-pāguññatā)

    1. Aufrichtigkeit der Geistesfaktoren (kāya’ujukatā)
    2. Aufrichtigkeit der Bewusstseinsgruppe (citta’ujukatā)

    (b) 6 sekundäre

    3 Enthaltsamkeiten (viratiyo):(*3)
    1. von böser Tat (sammākammanto)

    2. von falscher Rede (sammāvācā)

    3. von falschem Lebenserwerb (samma-ājํvo)

     2 Unermessliche (appamaññā):
    1. Mitleid (karunā)

    2. Mitfreude (muditā)

    1 Rechtes Wissen (paññindriya):
    1. Unverblendung (amoha)

     = Wissen (paññā)

    14 Unheilsame (akusala)

    (a) 4 primäre (in allem unheils. Bewusstsein)

    1. Verblendung (moha)

    2. Schamlosigkeit (ahirika)

    3. Gewissenlosigkeit (anottappa)

    4. Aufgeregtheit (uddhacca)

    (b) 10 sekundäre (nicht in allem unheils. B.)

    4 hassvolle:
    1. Hass (dosa)

    2. Neid (issā)

    3. Geiz (macchariya)

    4. Gewissensunruhe (kukkucca)

    ferner:
    1. Gier (lobha)

    2. Ansicht (üble) (ditthi)

    3. Stolz (māna)

    4. Starrheit (thํna)

    5. Mattheit (middha)

    6. Zweifelsucht (vicikicchā)

     

    (*1) Die hier gegebene Gruppierung gründet sich im großen und ganzen auf den Abhidhammattha-Sangaha.

    (*2) Die moralische Qualität dieser 11 Formationen hängt jedes Mal davon ab, ob sie einem karmisch heilsamen, unheilsamen oder neutralen Bewusstseinszustand angehören.

    (*3) Die 3 Enthaltsamkeiten und 2 Unermesslichen, ebenso Neid, Geiz, Gewissensunruhe, Dünkel, Starrheit und Mattheit, gelten als 'inkonstant' (aniyata), d.h. sie treten in den in Frage kommenden Bewusstseinszuständen nur gelegentlich auf, und auch dann nur einzeln.

    [Quelle der Tabelle: Nyanatiloka <Thera> <1878 - 1957>: Buddhistisches Wörterbuch : kurzgefasstes Handbuch der buddhistischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung. -- 5. Aufl., (Unveränd. Nachdr. der 2., rev. Aufl.). -- Stammbach : Beyerlein und Steinschulte, 1999. -- 277 S. ; 18 cm. -- Originaltitel: Buddhist dictionary. -- ISBN: 3-931095-09-6. -- Hier können Sie dieses Werk bestellen: http://www.buddhareden.de/fr-bestellung.htm. --  Tabelle I. -- Online: http://www.palikanon.com/tables/tabelle2.htm. -- Zugriff am 2006-12-25]

    Tabelle III - Die Formationen in Verbindung mit dem Bewusstsein

    karmisch heilsam (kusala)

    Verbunden mit der Bewusstseinsklasse

    • Nr. 1 und 2: 11 Allgemeine und 25 Edle = 36 Formationen

    • Nr. 3 und 4: obige 36 - Unverblendung  = 35 Formationen

    • Nr. 5 und 6: obige 36 - Interesse  = 35 Formationen

    • Nr. 7 und 8: obige 36 - Interesse - Unverblendung  = 34 Formationen

    • Nr.  9:   obige 36 - 3 Enthaltsamkeiten = 33 Formationen
    • Nr. 10:   letztere 33 - Gedankenfassung = 32 Formationen
    • Nr. 11:   letztere 32 - Diskursives Denken = 31 Formationen
    • Nr. 12:   letztere 32 - Interesse = 30 Formationen
    • Nr. 13:   letztere 30 - 2 Unermessliche = 28 Formationen
    • Nr. 14 bis 17:  letztere 28 Formationen
    • Nr. 18 bis 21 = Nr. 9 bis 13, doch - 2 Unermessliche, und die 3 Enthaltsamkeiten sind konstant

    karmisch unheilsam (akusala)

    giervoll:

    • Nr. 22:   11 Allgemeine + 4 primäre Unheilsame + Gier + Ansicht = 17 Formationen
    • Nr. 23:   obige 17 + Starrheit + Mattheit = 19 Formationen
    • Nr. 24:   Nr. 22, doch Stolz statt Ansicht = 19 Formationen
    • Nr. 25:   Nr. 23, doch Stolz statt Ansicht = 19 Formationen
    • Nr. 26:   obige 17 - Interesse = 16 Formationen
    • Nr. 27:   obige 17 - Interesse + Starrheit + Mattheit = 18 Formationen
    • Nr. 28:   obige 17 - Interesse - Ansicht + Stolz = 16 Formationen
    • Nr. 29:   obige 17 - Interesse + Starrheit + Mattheit = 18 Formationen
    hassvoll:
    • Nr. 30:   10 Allgemeine (ohne Interesse) + 4 primäre Unheilsame + 4 Hassvolle = 18 Formationen
    • Nr. 31:   letztere 18 + Starrheit + Mattheit = 20 Formationen
    verblendet:
    • Nr. 32:   8 Allgemeine (ohne Interesse, Entschluss, Absicht) + 4 primäre Unheilsame + Zweifel = 13 Formationen
    • Nr. 33:   letztere 13, doch Entschluss statt Zweifel = 13 Formationen

    karmisch neutral (avyākata)

    (a) karmagewirkt (vipāka)

    • Nr. 34 bis 38 und
    • Nr. 50 bis 54: 5 primäre Allgemeine (Sammlung schwach)
    • Nr. 39 bis 55 und
    • Nr. 41 bis 56: letztere 5 + Gedankenfassen + Diskursives Denken + Entschluss = 8 Formationen
    • Nr. 40:   9 Allgemeine (es fehlen Tatkraft und Absicht)
    • Nr. 42 bis 49 = Nr.1 bis 8, doch - 2 Unermesslichkeiten - 3 Enthaltsamkeiten
    • Nr. 57 bis 69 = Nr. 9 bis 21
    (b) funktionell (kiriya)
    • Nr. 70 = Nr. 39
    • Nr. 71 u. 72 = Nr. 39 + Tatkraft, d.i. 9 Allgemeine (es fehlen Interesse und Absicht)
    • Nr. 73 bis 80 = Nr. 1 bis 8, doch - 3 Enthaltsamkeiten
    • Nr. 81 bis 89 = Nr. 9 bis 17

    [Quelle der Tabelle: Nyanatiloka <Thera> <1878 - 1957>: Buddhistisches Wörterbuch : kurzgefasstes Handbuch der buddhistischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung. -- 5. Aufl., (Unveränd. Nachdr. der 2., rev. Aufl.). -- Stammbach : Beyerlein und Steinschulte, 1999. -- 277 S. ; 18 cm. -- Originaltitel: Buddhist dictionary. -- ISBN: 3-931095-09-6. -- Hier können Sie dieses Werk bestellen: http://www.buddhareden.de/fr-bestellung.htm  . --  Tabelle I. -- Online: http://www.palikanon.com/tables/tabelle3.htm. -- Zugriff am 2006-12-25]


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