Mahavamsa : die große Chronik Sri Lankas

17. Kapitel 17: Ankunft der Reliquien


verfasst von Mahanama

übersetzt und erläutert von Alois Payer

mailto: payer@hdm-stuttgart.de


Zitierweise / cite as:

Mahanama <6. Jhdt n. Chr.>: Mahavamsa : die große Chronik Sri Lankas / übersetzt und erläutert von Alois Payer. -- 17. Kapitel 17: Ankunft der Reliquien. -- Fassung vom 2006-07-06. -- URL: http://www.payer.de/mahavamsa/chronik17.htm. -- [Stichwort].

Erstmals publiziert:  2001-07-12

Überarbeitungen: 2006-07-06 [Verbesserung]; 2006-05-19 [Ergänzungen]; 2006-04-21 [Umstellung auf Unicode!]; 2006-03-02 [Einfügung des Palitexts]

Anlass: Lehrveranstaltung, Universität Tübingen, Sommersemester 2001

©opyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Übersetzers.

Dieser Text ist Teil der Abteilung Buddhismus von Tüpfli's Global Village Library


Pālitext: http://www.tipitaka.org/tipitaka/e0703n/e0703n-frm.html.-- Zugriff am 2001-06-06

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Die Zahlreichen Zitate aus Malalasekera, G. P. <1899 - 1973>: Dictionary of Pāli proper names. -- Nachdruck der Ausgabe 1938. -- London : Pali Text Society, 1974. -- 2 vol. -- 1163, 1370 S. -- ISBN 0860132692. sind ein Tribut an dieses großartige Werk. Das Gesamtwerk ist online zugänglich unter: http://www.palikanon.com/english/pali_names/dic_idx.html. -- Zugriff am 2006-05-08.


Sattarasama pariccheda

Dhātu-āgamano


Alle Verse mit Ausnahme des Schlussverses sind im Versmaß vatta = siloka = Śloka abgefasst.

Das metrische Schema ist:

 ̽  ̽  ̽  ̽ ˘ˉˉˉ
 ̽  ̽  ̽  ̽ ˘ˉ˘ˉ

 ̽  ̽  ̽  ̽ ˘ˉˉˉ
 ̽  ̽  ̽  ̽ ˘ˉ˘ˉ

Ausführlich zu Vatta im Pāli siehe:

Warder, A. K. (Anthony Kennedy) <1924 - >: Pali metre : a contribution to the history of Indian literature. -- London : Luzac, 1967. --  XIII, 252 S. -- S. 172 - 201.


1. Vutthavasso pavāretvā,
Kattikapuṇṇamāsiyaṃ;
avocedaṃ mahārājaṃ,
mahāthero mahāmati.

1. Als der große weise Thera die Regenzeit dort verbracht hatte und die Pavāraṇā1 am Vollmondtag des Monats Kattikā2 vollzogen hatte, sprach er zum großen König Folgendes:

Kommentar:

1 Pavāraṇā = Rechtsakt und Zeremonie am Ende der Regenzeitsesshaftigkeit

  1. Am Ende der dreimonatigen Sesshaftigkeit während der Regenzeit sollen Mönche anstelle von uposatha pavāraṇā halten
  2. Für pavāraṇā als saṅghakamma ist ein pañca-vagga-saṅgha erforderlich, d.h. mindestens fünf Mönche. Weniger Mönche können pavāraṇā als gaṇa-kamma vollziehen. Ein Einzelmönch als adhitthāna
  3. Der Text der eigentlichen pavāraṇā als saṅgha-kamma: Nach einer ñatti spricht jeder Mönch einzeln:

    "Ich lade den saṅgha ein: die Ehrwürdigen mögen es mir aus Mitleid sagen, wenn sie etwas [Unrechtes von mir] gesehen, gehört oder vermutet haben. Es einsehend werde ich [dieses Fehlverhalten] korrigieren." (dreimal)

    Bei gaṇa-kamma-pavāraṇā sagt man statt "sangha" "die Ehrwürdigen".

    adhitthāna eines Einzelmönches:

    "Heute ist meine pavāraṇā"

Siehe: Payer, Alois <1944 - >: Vinayamukha : Grundbegriffe der Ordensregeln und des Ordensrechts des Theravāda. -- Teil II. -- (Materialien zu den Grundbegriffen des Buddhismus). -- URL: http://www.payer.de/buddhgrund/vinaya02.htm

2 Kattikā: 8. Monat, entspricht September/Oktober bzw. Oktober/November

2. Ciradiṭṭho hi sambuddho,
satthā no manujādhipa;
anāthavāsaṃ vasimha,
natthi no pūjiyaṃ idha.

2. Großer Herr über die Menschen, lange ist es her, dass wir den vollkommene Buddha, unsern Lehrer, gesehen haben. Wir lebten ein Leben ohne Meister. Wir haben hier nichts, was wir verehren könnten."

3. Bhāsittha nanu bhante me,
sambuddho nibbuto iti;
āha dhātūsu diṭṭhesu,
diṭṭho hoti jino iti.

3. Auf die Frage: "Habt ihr, Ehrwürden, nicht gesagt, dass der vollkommene Buddha erlöscht ist?", antwortete der Thera: "Wenn man die  Reliquien sieht, sieht man den Eroberer."

4. Vidito vo adhippāyo,
thūpassa kāraṇe mayā;
kāressāmi ahaṃ thūpaṃ,
tumhe jānātha dhātuyo.

4. "Ihr wisst, dass ich einen Stūpa zu errichten beabsichtige. Ich werde den Stūpa errichten lassen, ihr schaut nach den Reliquien."

5. Mantehi Sumanenā ti,
thero rājānam abravi;
rājāha sāmaṇeraṃ taṃ,
kuto lacchāma dhātuyo.

5. Der Thera sagte dem König, er solle sich mit Sumana1 beraten. Darauf fragte der König diesen Novizen, woher er Reliquien erhalten könne.

Kommentar:

1 Der Novize Sumana ist der Sohn Sanghamittā's,  Mahinda's Schwester.

6. Vibhūsayitvā nagaraṃ,
maggañ ca manujādhipa;
uposathī sapariso,
hatthiṃ āruyha maṅgalaṃ.
7. Setacchattaṃ dhārayanto,
tālāvacarasaṃhito;
Mahānāgavanuyyānaṃ,
sāyanhasamaye vaja.

6. - 7. "Herr der Menschen, lasse die Hauptstadt und den Weg schmücken, nimm mit deinem Gefolge die Uposatha-Gelübde1 auf dich , besteige den Glückselefanten, lasse den weißen Schirm tragen, und geh am Abend, umgeben von Musikanten, zum Mahānāga-Park.

Kommentar:

1 Uposatha-Gelübde: d.h. faste und enthalte dich des Geschlechtsverkehrs


8. Dhātubhedaññuno rāja,
dhātuyo tattha lacchasi;
icchāha sāmaṇero so,
Sumano taṃ sumānasaṃ.

8. Dort, König, wirst du Reliquien erhalten von ihm, der die Auflösung der Elemente1 kannte [= Buddha]." So sprach der Novize Sumana zum glücklichen2 König.

Kommentar:

1 Elemente: Wortspiel mit der Doppelbedeutung von dhātu = Element, Reliquie

2 sumānasa, Wortspiel mit Sumana

9. Thero ’tha rājakulato,
gantvā Cetiyapabbataṃ;
āmantayi sāmaṇeraṃ,
sumanaṃ sumanogatiṃ.

9. Der Thera ging nun vom königlichen Haushalt zum Cetiyaberg [Mihintale]. Dort beauftragte er den Novizen Sumana, der ein  glückliche Ziel hatte [Wortspiel mit sumana]:

10. Ehi tvaṃ bhadra Sumana,
gantvā Pupphapuraṃ varaṃ;
ayyakaṃ te mahārājaṃ,
evaṃ no vacanaṃ vada.

10. "Mein lieber Sumana, gehe zur herrlichen Blumenstadt [= Pāṭaliputta, heute: Patna] und überbringe dem großen König [Asoka], deinem Großvater folgende Botschaft von uns:

11. Sahāyo te mahārāja,
mahārājā Maruppiyo;
pasanno buddhasamaye,
thūpaṃ kāretum icchati.

11. »Dein Freund, großer König, der König Götterliebling1, der an die Lehre Buddhas glaubt, wünscht einen Stūpa errichten zu lassen.

Kommentar:

1 Maruppiya = Devānampiya

12. Munino dhātuyo dehi,
pattaṃ bhuttañ ca satthunā;
sarīradhātuyo santi,
bahavo hi tavantike.

12. Gib ihm Reliquien des Weisen und den Almosentopf, den der Lehrer benutzte. Du hast ja viele Reliquien von Buddhas Leib.«

13. Pattapūrā gahetvā tā,
gantvā devapuraṃ varaṃ;
Sakkaṃ devānam indaṃ taṃ,
evaṃ no vacanaṃ vada.

13. Nimm den Almosentopf voll Reliquien und gehe zur herrlichen Götterstadt und überbringe Sakka dem Götterfürsten folgende Botschaft von uns:

14. Tilokadakkhiṇeyyassa,
dāṭhādhātu ca dakkhiṇā;
tavantikamhi devinda,
dakkhiṇakkhakadhātu ca.

14. »Bei dir, Götterfürst, befindet sich die rechte Eckzahnreliquie von ihm, der der Gaben aller drei Welten würdig ist; ebenso das rechte Schlüsselbein.

15. Dāṭhaṃ tvam eva pūjehi,
akkhakaṃ dehi satthuno;
Laṃkādīpassa kiccesu,
mā pamajji surādhipa.

15. Verehre du den Eckzahn, das Schlüsselbein des Lehrers gib her. Vernachlässige nicht deine Pflichten gegenüber der Lankāinsel, Götterkönig.«"

16. Evaṃ bhante ti vatvā so,
sāmaṇero mahiddhiko;
taṅ khaṇaṃ yeva agamma,
Dhammāsokassa santikaṃ.

16. Der wundermächtige Novize gab seine Zustimmung und ging im selben Augenblick zu Dhammāsoka.


Abb.: Mihintale -- Patna (©MS Encarta)

17. Sālamūlamhi ṭhapitaṃ,
mahābodhiṃ tahiṃ subhaṃ;
kattikacchaṇapūjāhi,
pūjiyantañ ca addasa.

17. Er traf Asoka, als dieser am Fuß eines Sāl-baumes [Shorea robusta] stand und den schönen Mahābodhi-Baum [Ficus religiosa] mit den Opfern des Kattikāfestes1 verehrte.

Kommentar:

1 Der Vollmondtag des Monats Kattikā, das Ende der Regenzeit, wurde mit einem großen Fest -- besonders in der Nacht -- gefeiert (s. Jātaka I.433; 499, 508.)

18. Therassa vacanaṃ vatvā,
rājato laddhadhātuyo;
pattapūrā gahetvāna,
Himavantam upāgami.

18. Er überbrachte die Botschaft des Thera, erhielt vom König Reliquien, nahm den Almosentopf voll Reliquien und ging zum Himalaja.

19. Himavante ṭhapetvāna,
sadhātuṃ pattam uttamaṃ;
devindasantikaṃ gantvā,
therassa vacanaṃ bhaṇi.

19. Im Himalaja deponierte er den wertvollsten Almosentopf samt den Reliquien, ging zum Götterfürsten und überbrachte ihm die Botschaft des Thera.

20. Cūḷāmaṇicetiyamhā,
gahetvā dakkhiṇakkhakaṃ;
sāmaṇerassa pādāsi,
Sakko devānam issaro.

20. Sakka, der Herr der Götter nahm das rechte Schlüsselbein1 aus dem Cūḷāmaṇicetiya2 und und übergab es dem Novizen.

Kommentar:

1 Schlüsselbein: Clavicula


Abb.: Lage der Schlüsselbeine
(Bildquelle. Wikipedia)


Abb.: Linkes Schlüsselbein eines normalen Menschen
(Bildquelle. Wikipedia)

2 Cūḷāmaṇicetiya

"Cūḷāmaṇicetiya

A cetiya in Tāvatimsa one league in height, raised by Sakka over the hair cut off by the Buddha when he donned an ascetic's robes on the banks of the Anomā (J.i.65).  

After the Buddha's death, Sakka added to the hair the right collar bone taken by him from Dona (q.v.), who was trying to conceal it in his turban. DA.ii.609; MT.376; BuA.235; Mhv.xvii.20."

[Quelle: Malalasekera, G. P. <1899 - 1973>: Dictionary of Pāli proper names. -- Nachdruck der Ausgabe 1938. -- London : Pali Text Society, 1974. -- 2 vol. -- 1163, 1370 S. -- ISBN 0860132692. -- s. v.]

21. Taṃ dhātuṃ dhātupattañ ca,
ādāya Sumano tato;
āgamma Cetiyagiriṃ,
therassadāsi taṃ yati.

21. Mit dieser Reliquie und dem Almosentopf voll Reliquien ging der Asket Sumano zum Cetiyaberg [Mihintale] und übergab sie dem Thera.

22. Mahānāgavanuyyānaṃ,
vuttenā vidhināgamā;
sāyanhāsamaye rājā,
rājasenā purakkhato.

22. Am Abend ging der König in der oben [Vers 6] genannten Weise an der Spitze des königlichen Heeres zum Mahānāga-Park.

23. Ṭhapesi dhātuyo sabbā,
thero tattheva pabbate;
Missakaṃ pabbataṃ tasmā,
āhu Cetiyapabbataṃ.

23. Der Thera stellte alle Reliquien auf jenen Berg [Mihintale]. Deswegen nennt man den Missaka-Berg Cetiya-Berg.

24. Ṭhapetvā dhātupattaṃ taṃ,
thero Cetiyapabbate;
gahetvā akkhakaṃ dhātuṃ,
saṅketaṃ sagaṇo ’gamā.

24. Nachdem der Thera den Almosentopf mit den Reliquien auf den Cetiya-Berg gestellt hatte, nahm er die Schlüsselbein-Reliquie und ging mit seiner Schar zum verabredeten Platz.

25. Sacāyaṃ munino dhātu,
chattaṃ namatu me sayaṃ;
jaṇṇukehi karī ṭhātu,
dhātucaṅgoṭako ayaṃ.
26. Sirasmiṃ me patiṭṭhātu,
āgamma saha dhātuyā;
iti rājā vicintesi,
cintitaṃ taṃ tathā ahu.

25./26., "Wenn dies eine Reliquie des Weisen ist, dann soll sich mein Schirm von selbst verneigen, mein Elefant soll niederknien, dieser Reliquienbehälter soll mit der Reliquie kommen und sich auf meinen Kopf stellen." So dachte der König. Wie gedacht, so geschehen.

27. Amatenābhisitto va,
ahu haṭṭho ’ti bhūpati;
sīsato 'tha gahetvāna,
hatthikkhandhe ṭhapesitaṃ.

27. Der König war überaus glücklich, wie wenn er mit dem Unsterblichkeitstrank besprengt worden wäre. Er nahm den Reliquienbehälter von seinem Kopf und setzte ihn auf die Schultern des Elefanten.

28. Haṭṭho hattī kuñcanādaṃ,
akā kampittha medinī;
tato nāgo nivattitvā,
satherabalavāhano.
29. Puratthimena dvārena,
pavisitvā puraṃ subhaṃ;
dakkhiṇena ca dvārena,
nikkhamitvā tato puna.
30. Thūpārāme cetiyassa,
ṭhānato pacchato kataṃ;
mahejjāvatthuṃ gantvāna,
bodhiṭhāne nivattiya.
31. Puratthāvadano aṭṭhā,
thūpaṭhānaṃ tadā hi taṃ;
kadambapupphaādāri-
vallīhi vitataṃ ahu.

28./29./30./31. Freudig trompetete der Elefant, die Erde bebte. Der Elefant kehrte um und betrat die schöne Stadt [Anurādhapura] mit den Thera's, dem Heer und den Wagen durch das Osttor. Dann verließ er die Stadt durch das Südtor und ging zum Platz des des Großen Opfers, der westlich vom (späteren) Thūpārāma-Cetiya errichtet worden war. Er kehrte am Platz des Bodhi-Baums um und blieb stehen mit dem Kopf nach Osten gerichtet. Der Platz des Stūpa war damals bedeckt mit Kadambablüten1 und Ādāri-Lianen2.

Kommentar:

 


Abb.: Karte von Annurādhapura

1 Kadambablüten: die Wörterbücher nennen Nauclea bzw. Adina cordifolia, doch wahrscheinlicher ist, wie schon James Emerson Tennent  1859 vorschlug, Toddalia aculeata (= T. asiatica). Toddalia asiatica ist ein dorniger Strauch und ein typisches Dickicht-Gewächs.

Siehe:

Tennent, James Emerson <1804-1869>: Ceylon: an account of the island. --  2nd ed. --  London : Longman, Green, Longman, and Roberts, 1859. --  2 Bde. : Ill. ; 23 cm. -- Bd. 1, S. 108.

2 Ādāri-Lianen: von mir nicht identifizierbar

32. Manussadevo devehi,
taṃ ṭhānaṃ rakkhitaṃ suciṃ;
sodhāpetvā bhūsayitvā,
taṅkhaṇaṃ yeva sādhukaṃ.
33. Dhātuoropanatthāya,
ārabhi hatthikkhandhato;
nāgo na icchi taṃ rājā,
theraṃ pucchittha taṃmanaṃ.

32./33. Der Menschengott [König] ließ diesen reinen, von Göttern behüteten Platz reinigen und schmücken und versuchte dann sofort, die Reliquie von den Elefantenschultern ordentlich herabzunehmen. Der Elefant wollte das aber nicht. Der König fragte den Thera, was der Elefant wolle.

34. Attano khandhasamake,
ṭhāne ṭhapanam icchati;
dhātuoropanaṃ tena,
tena n' iṭṭhaṃ ti so bravi.

34. Der Thera antwortete, dass der Elefant wolle, dass die Reliquie auf einen Platz gestellt werde, der gleich hoch wie seine Schultern ist. Der Elefant wolle nicht, dass die Reliquie herunter genommen werde.1

Kommentar:


Abb.: Der Elefant (Elephas maximus)- ein frommes Tier?
[Bildquelle: Wikipedia]

1 Der Elefant will also nicht, dass die Reliquie dadurch nicht ehrerbietig genug behandelt wird, dass man sie auf einen tieferen Platz hinunterstellt.

Zu Elefanten siehe auch:

Entwicklungsländerstudien / hrsg. von Margarete Payer. -- Teil I: Grundgegebenheiten. -- Kapitel 8: Tierische Produktion. --5. Elefanten  / zusammengestellt von Alois Payer. -- URL: http://www.payer.de/entwicklung/entw085.htm

"Der Asiatische Elefant (Elephas maximus), oft auch als Indischer Elefant bezeichnet, ist neben dem Afrikanischen Elefanten [Loxodonta africana] und dem Waldelefanten [Loxodonta cyclotis] die einzige weitere lebende Art der Elefanten. Im Gegensatz zu seinem Vetter ist er leicht zähmbar und wurde dadurch zu einem Nutztier des Menschen.

Merkmale

Vom Afrikanischen Elefant ist die asiatische Art durch die wesentlich kleineren Ohren, vier statt drei Zehen an den Hinterbeinen und nur einer statt zwei fingerartigen Rüsselspitzen unterschieden. Im Stand ist der Kopf der höchste Punkt des Körpers, beim Afrikaner der Rücken. Weitere Unterscheidungsmerkmale liegen in der inneren Anatomie: 19 statt 21 Rippenpaare, und 33 statt 26 Schwanzwirbel.

Zudem ist der Asiatische Elefant kleiner: Er hat eine maximale Schulterhöhe von 3 m, eine Kopfrumpflänge von 6 m und einen etwa 150 cm langen Schwanz. Das Gewicht einer Kuh liegt bei 2700 kg, das eines Bullen kann 5000 kg überschreiten. Stoßzähne sind meistens nur bei den Bullen präsent; in manchen Populationen fehlen sie auch diesen, so hat auf Sri Lanka nur jeder zehnte Elefantenbulle sichtbare Stoßzähne.

Verbreitung

Der Lebensraum des Asiatischen Elefanten umfasste einst sowohl den tropischen Regenwald als auch offenes Grasland. Dass wilde Elefanten heute fast nur noch in dichten Wäldern zu finden sind, hängt mit ihrer Verdrängung durch den Menschen zusammen. Asiatische Elefanten leben heute in folgenden Ländern: Indien (Osten, Südwesten sowie Himalaya-Südrand), Sri Lanka, Nepal [नेपाल], Bhutan [འབྲུག་ཡུལ], Bangladesch [বাংলাদেশ], China [中华人民共和国] (äußerster Süden), Myanmar, Thailand [ราชอาณาจักรไทย], Laos [ປະຊາຊົນລາວ], Kambodscha [ព្រះរាជាណាចក្រ កម្ពុជា], Vietnam [Việt Nam], Malaysia [ڤرسكوتوان مليسيا Persekutuan Malaysia], Indonesien (Sumatra, Borneo; ausgestorben auf Java). Nähere Angaben zur Populationsgröße in diesen Ländern finden sich im Abschnitt Bedrohung und Schutz.

Lebensweise

Asiatische Elefanten sind dämmerungs- und nachtaktiv. Während der Tageshitze ruhen sie. Sie wandern weit umher auf der Suche nach Nahrung, die Gräser, Blätter, Zweige und Baumrinde umfasst. Manchmal fallen sie in Plantagen ein und fressen dort Reis, Zuckerrohr und Bananen. Die Pflanzen werden mit dem Rüssel ausgerissen und zum Maul geführt. Pro Tag nimmt ein Elefant so 150 kg Nahrung zu sich. Außerdem suchen Asiatische Elefanten wenigstens einmal täglich eine Wasserstelle auf.

Die Kühe und Jungtiere leben in Herden, die heute meistens acht bis dreißig Individuen umfassen. Im 19. Jahrhundert sollen Herdengrößen von bis zu 100 Tieren nicht selten gewesen sein. Alle Tiere einer Herde sind verwandt: Es handelt sich um Mütter, Töchter und Schwestern. Die älteste Kuh führt die Herde und sorgt für deren Zusammenhalt.

Die Bullen leben allein oder, wenn sie noch relativ jung sind, in eigenen Verbänden. Zur Paarung schließen sie sich einer Herde an und können mehrere Monate in der Gesellschaft der Kühe verbringen. Da die Paarung nicht jahreszeitlich gebunden ist, findet man zu jeder Zeit in etwa 40 % der Herden wenigstens einen Bullen. Die Bullen sind auch untereinander kaum aggressiv, so dass es gelegentlich mehr als einen Bullen in einer Herde gibt.

Die Tragzeit beträgt im Durchschnitt 640 Tage. Ein einzelnes Kalb wird zur Welt gebracht, das bei der Geburt 100 kg wiegt und mit einem langen, braunen Haarkleid bedeckt ist. Kurz nach der Geburt ist das Kalb geh- und stehfähig. Es saugt nicht unbedingt nur bei der Mutter, sondern auch bei anderen Weibchen der Herde. Zum Saugen wird das Maul und nicht der Rüssel verwendet. Nach sechs Monaten beginnt es eigenständig zu fressen, saugt aber gelegentlich noch bis ins zweite Lebensjahr. Im Alter von sieben bis acht Jahren werden die Männchen aus der Herde vertrieben; sie versuchen, sich dann einer Gruppe von Junggesellen oder einem älteren Bullen anzuschließen. Die Weibchen bleiben dagegen ein Leben lang in ihrer Herde. Erst mit 15 bis 17 Jahren ist ein Asiatischer Elefant ausgewachsen. Die erste Paarung eines Bullen erfolgt, wenn dieser zwanzig Jahre alt ist; Kühe bringen ihr erstes Junges im Alter von etwa 17 Jahren zur Welt. Die Lebensdauer beträgt etwa sechzig Jahre, im günstigsten Fall bis zu achtzig Jahre.

Entwicklungsgeschichte

Nach heutigem Wissensstand ist die Gattung Elephas das Schwestertaxon der Mammute. Demnach sind, was anatomische Merkmale betrifft, der Asiatische Elefant und das Mammut miteinander enger verwandt als der Asiatische mit dem Afrikanischen Elefanten. Asiatische Elefanten und Mammute zusammen bilden das Taxon der Elephantini, die als Schwestergruppe den Afrikanischen Elefanten gegenübergestellt wird.

Während des Pleistozäns war die Gattung Elephas in mehreren Arten über Asien, Afrika und Südeuropa verbreitet. Einige zwergwüchsige Vertreter der Gattung lebten auf den Inseln des Mittelmeers. Hierzu zählen Elephas antiquus mit den drei Unterarten Kretischer Zwergelefant, Sardischer Zwergelefant und Sizilianischer Zwergelefant sowie der Maltesische Zwergelefant (Elephas namadicus) und der Zypern-Zwergelefant (Elephas cypriotes). Früher wurden diese Tiere als eigenständige Gattung Palaeoloxodon abgetrennt. Zwergelefanten lebten selbst auf winzigen Inseln der Kykladen und der Ägäis. Das jüngste datierte Skelett stammt von der Insel Tilos und stammt von einem Zwergelefanten, der um 2400 v. Chr. gelebt hatte. Es ist daher möglich, dass bronzezeitliche Kulturen des Mittelmeerraums diesen Zwergelefanten begegnet sind und etwas mit deren Aussterben zu tun hatten; ob Darstellungen auf altägyptischen Wandmalereien solche Zwergelefanten zeigen, ist bis heute ein Streitpunkt.

Am Ende des Pleistozäns hatte der Asiatische Elefant eine Verbreitung vom Iran über Südasien bis nach Südostasien und China. Selbst im Irak und in Syrien wurden Überreste gefunden, die aber eventuell einer verwandten Art angehören könnten. Zu dieser Zeit starben andere Arten der Gattung Elephas aus, so der Japanische Elefant (Elephas naumanni) und die in Afrika verbreiteten Elephas iolensis und Elephas recki.

Asiatische Elefanten und Menschen

Domestikation

Die Domestikation des Asiatischen Elefanten erfolgte wahrscheinlich erstmals um 2000 v. Chr. im Tal des Indus [सिन्धु]. Von hier breitete sie sich über Süd- und Südostasien aus. Elefanten wurden als Zugtiere, Reittiere und Arbeitstiere verwendet. So werden sie zum Beispiel bei Forstarbeiten zum Tragen von Baumstämmen eingesetzt. Langjährig geschulte Elefanten können bis zu 23 Kommandoworte befolgen.

Ab etwa 1100 v. Chr. wurden Elefanten in Indien auch im Krieg eingesetzt. Mit ihrer Kraft und Zähigkeit lösten sie in gegnerischen Armeen Schrecken und Mutlosigkeit aus. Zu den ersten Europäern, die mit Kriegselefanten konfrontiert waren, zählte Alexander der Große [Αλέξανδρος ο Μέγας]. Später wurden im gesamten Mittelmeerraum immer wieder Elefanten eingesetzt.

Bedrohung und Schutz

Seit der Zeitenwende ist das Verbreitungsgebiet des Asiatischen Elefanten beständig geschrumpft. Vor 2000 Jahren verschwand er aus den Territorien der heutigen Staaten Iran, Pakistan und Afghanistan. In China war er zu dieser Zeit nördlich bis zum Jangtsekiang [扬子江/揚子江] verbreitet, wurde aber immer weiter nach Süden zurückgedrängt. Heute gibt es dort nur noch im südlichen Yunnan [云南/雲南] Elefanten.

Die IUCN stuft den Asiatischen Elefanten heute als bedroht ein. Wie sein afrikanischer Verwandter wurde auch er für die Jagd nach Elfenbein massenhaft getötet. Heute ist die Zerstörung und Zersiedelung des Lebensraums und die wichtigste Bedrohung der Bestände. In manchen Gegenden weiden domestizierte Wasserbüffel das Gras so vollkommen ab, dass die Elefanten die verbleibenden Stümpfe nicht mehr mit dem Rüssel ergreifen und dadurch hungern müssen.

Die Zahl der wilden Elefanten dürfte zwischen 35.000 und 55.000 liegen. Von diesen leben etwa 40 Prozent auf dem indischen Subkontinent, weitere 40 Prozent auf dem Festland Südostasiens und der Rest auf Sri Lanka und den Inseln Südostasiens.

Dagegen gibt es etwa 15.000 domestizierte Elefanten. Da sie sich in Gefangenschaft nicht sonderlich gut vermehren, muss stets Nachschub von wilden Elefanten beschafft werden. Der Bedarf ist heute allerdings so gering, dass hieraus keine Bedrohung mehr entsteht. Gab es allein in Thailand um 1900 noch etwa 100.000 Arbeitselefanten, so sind es heute nur noch 4000. Die meisten Arbeitselefanten werden im technisch nicht ganz so weit entwickelten Myanmar eingesetzt; hier gibt es etwa 5500."

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Indischer_Elefant. -- Zugriff am 2006-05-19]

35. Āṇāpetvā khaṇaṃ yeva,
sukkhāto ’bhayavāpito;
sukkhakaddamakhaṇḍehi,
cināpetvāna taṃsamaṃ.

35. Der König ließ sofort aus dem Abhaya-Teich1 [heute: Basawak-kulam, siehe Karte oben] trockene Lehmklumpen heranbringen und sie aufhäufen bis zur gleichen Höhe mit den Elefantenschultern2.

Kommentar:

1 Abhaya-Teich: heute: Basawak-kulam, siehe Karte oben

"Abhayavāpi

A tank in Anurādhapura built by King Pandukābhaya (Mhv.x.88). At its lower end was the settlement of the yakkha Cittarāja (Mhv.x.84).  

In the hot weather it ran dry, and on one occasion Devānampiyatissa used its mud for building a temporary structure in which to deposit the relics brought from Jambudīpa (Mhv.xvii.35).  

The hall which Dutthagāmani built round the Maricavatti Vihāra extended into a part of the Abhaya tank (Mhv.xxvi.20).  

In the reign of Bhātikābhaya water was taken from the tank, by means of machines, up to the top of the Mahā Thūpa, for the sprinkling of the flowers offered there (Mhv.xxxiv.45).  

The tank is generally identified with the modern Basavakkulam (Geiger, Mhv. trans. 74, n.3)."

[Quelle: Malalasekera, G. P. <1899 - 1973>: Dictionary of Pāli proper names. -- Nachdruck der Ausgabe 1938. -- London : Pali Text Society, 1974. -- 2 vol. -- 1163, 1370 S. -- ISBN 0860132692. -- s. v.]

2 Die maximale Schulterhöhe des asiatischen Elefanten ist ca 3 Meter

36. Alaṅkaritvā bahudhā,
rājā taṃ ṭhānam uttamaṃ;
oropetvā hatthikkhandhā,
dhātuṃ tattha ṭhapesi taṃ.

36. Er ließ diesen allerhöchsten Platz vielfältig schmücken und nahm dann die Reliquie von den Elefantenschultern und stellte sie dorthin.

37. Dhātārakkhaṃ saṃvidhāya,
ṭhapetvā tattha hatthinaṃ;
dhātuthūpassa karaṇe,
rājā turitamānaso.
38. Bahū manusse yojetvā,
itthikākaraṇe lahuṃ;
dhātukiccaṃ vicintento,
sāmacco pāvisī puraṃ.

37./38. Dann ließ der König den Elefanten dort, damit er die Reliquie bewache. Der König war darauf bedacht, schnellstens einen Stūpa für die Reliquie zu errichten und verpflichtete viele Leute, schnell Ziegel herzustellen. Während er über die Zeremonien für die Reliquie nachdachte, betrat er mit seinen Beratern die Stadt [Anurādhapura].

39. Mahāmahindatthero tu,
Mahāmeghavanaṃ subhaṃ;
sagaṇo abhigantvāna,
tattha vāsam akappayi.

39. Der große Thera Mahinda aber ging mit seiner Schar in den Mahāmegha-Hain und weilte dort.

40. Rattiṃ nāgo ’nupariyāti,
taṃ ṭhānaṃ so sadhātukaṃ;
bodhiṭhānamhi sālāya,
divā ṭhāti sadhātuko.

40. Nachts patrouillierte der Elefant um die Stelle mit der Reliquie, tagsüber stand er mit der Reliquie im Pavillon an der (späteren) Stelle des Bodhi-Baums.

41. Vatthussa tassoparito,
thūpaṃ theramatānugo;
jaṅghāmattaṃ cināpetvā,
katipāhena bhūpati.

41. Der König ließ gemäß dem Rat des Thera innerhalb weniger Tage über diesem Baugrund kniehoch einen Stūpa aufschichten.

Kommentar:

"The sense is as follows: The original brickwork, as described in v. 35, remains standing. Its surface forms the base for the relic-chamber. Round about and from this the building of the thūpa is continued knee-high jhanghamatta) so as to be finished in the shape of a hemisphere, after the placing of the relic in the chamber thus formed."

[The Mahāvamsa or The great chronicle of Ceylon / translated into English by Wilhelm Geiger ... -- London, 1912. -- S. 119]

42. Tattha dhātupatiṭṭhānaṃ,
ghosāpetvā upāgami;
tato tato samantā ca,
samāgami mahājano.

42. Dann ließ er die Einschreinung der Reliquie dort ankündigen und ging hin. Von überall her kam eine große Menge Leute.

43. Tasmiṃ samāgame dhātu,
hatthikkhandhā nabhuggatā;
sattatālappamāṇamhi,
dissanti nabhasi ṭṭhitā.
44. Vimhāpayanti janataṃ,
yamakaṃ pāṭihāriyaṃ;
gaṇḍambamūle buddho va,
akari lomahaṃsanaṃ.

43./44. Bei dieser Versammlung erhob sich die Reliquie von den Elefantenschultern in die Luft und blieb in der Höhe von sieben Palmyrapalmen1 in der Luft sichtbar stehen und erzeugte bei den Leuten Bewunderung  und bewirkte das Haar-sträubende Gegensatzpaar-Wunder2 wie Buddha am Fuß des Gaṇḍamba-Baums3.

Kommentar:

1 Palmyrapalmen: Borassus flabellifer, wird bis 30 m hoch


Abb.: Pali Tāla = Borassus flabellifer = Palmyraplame

"Borassus (Palmyra Palm) is a genus of five species of palms, native to tropical regions of Africa, Asia and New Guinea. They are tall palms, capable of growing up to 30 m high. The leaves are long, fan-shaped, 2 to 3 m in length. The flowers are small, in densely clustered spikes, followed by large, brown, roundish fruits.


Abb.: Borassus flabellifer

Species
  • Borassus aethiopium - African Palmyra Palm (tropical Africa)
  • Borassus flabellifer - Asian Palmyra Palm (southern Asia)
  • Borassus heineanus - New Guinea Palmyra Palm (New Guinea)
  • Borassus madagascariensis - Madagascar Palmyra Palm (Madagascar)
  • Borassus sambiranensis - Sambirano Palmyra Palm (Madagascar)
Cultivation and uses

Palmyra Palms are economically useful, and widely cultivated in tropical regions.

The palmyra palm has long been one of the most important trees of India, where it is used over 800 different ways. The leaves are used for thatching, mats, baskets, fans, hats, umbrellas, and writing paper. The stalks are used to make fences and also produce a strong, wiry fiber suitable for cordage and brushes. The black timber is hard, heavy, and durable and is highly valued for construction.

The tree also yields many types of food. The young plants are cooked as a vegetable or roasted and pounded to make meal. The fruits are eaten roasted or raw, and the young, jellylike seeds are eaten also. A sugary sap, called toddy, can be obtained from the young inflorescence either male or female ones. Toddy is fermented to make a beverage called arrack, or it is concentrated to a crude sugar called jaggery. It is called Gula Jawa (Javanese Sugar) in Indonesia and is widely used in the Javanese Cuisine. In addition, the tree sap is taken as a laxative, and medicinal values have been ascribed to other parts of the plant."

[Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Borassus. -- Zugriff am 2006-05-11]

2 Gegensatzpaar-Wunder = "Yamaka-pātihāriya

"Yamaka pātihāriya

The miracle of the "double appearances”. When the Buddha laid down a rule forbidding the exercise of supernatural powers by monks -  following on the miracle performed by Pindola Bhāradvāja -  the heretics went about saying that henceforth they would perform no miracles except with the Buddha. Bimbisāra reported this to the Buddha, who at once accepted the challenge, explaining that the rule was for his disciples and did not apply to himself. He, therefore, went to Sāvatthi, the place where all Buddhas perform the Miracle. In reply to Pasenadi, the Buddha said he would perform the miracle at the foot of the Gandamba tree on the full moon day of Asālha [in July]. This was in the seventh year after the Enlightenment (DA.i.57).

The heretics therefore uprooted all mango trees for one league around, but, on the promised day, the Buddha went to the king's garden, accepted the mango offered by Ganda, and caused a marvellous tree to sprout from its seed. The people, discovering what the heretics had done, attacked them, and they had to flee helter-skelter. It was during this flight that Pūrana Kassapa committed suicide. The multitude, assembled to witness the miracle, extended to a distance of thirty six leagues. The Buddha created a jewelled walk in the air by the side of the Gandamba. When the Buddha's disciples knew what was in his mind, several of them offered to perform miracles and so refute the insinuations of the heretics. Among such disciples were Gharanī, Culla Anātthapindika, Cīrā, Cunda, Uppalavannā and Moggallāna.

The Buddha refused their offers and related the Kanhausabha and Nandivisāla Jātakas. Then, standing on the jewelled walk, he proceeded to perform the Yamaka-pātihāriya (Twin Miracle), so called because it consisted in the appearance of phenomena of opposite character in pairs -  e.g., producing flames from the upper part of the body and a stream of water from the lower, and then alternatively. Flames of fire and streams of water also proceeded alternatively from the right side of his body and from the left. DA.l.57; DhA.iii.214f. explains how this was done. From every pore of his body rays of six colours darted forth, upwards to the realm of Brahmā and downwards to the edge of the Cakkavāla. The Miracle lasted for a long while, and as the Buddha walked up and down the jewelled terrace he preached to the multitude from time to time. It is said that he performed miracles and preached sermons during sixteen days, according to the various dispositions of those present in the assembly. At the conclusion of the Miracle, the Buddha, following the example of his predecessors, made his way, in three strides, to Tāvatimsa, there to preach the Abhidhamma Pitaka to his mother, now born as a devaputta.

The Twin Miracle is described at DA.i.57, and in very great detail at DhA.iii.204; see also J.iv.263ff. The DhA. version appears to be entirely different from the Jātaka version; the latter is very brief and lacks many details, especially regarding Pindola's miracle and the preaching of the Abhidhamma in Tāvatimsa. The account given in Dvy. (143-66) is again different; the Miracle was evidently repeatedly performed by the Buddha (see, e.g., Candanamālā), and it is often referred to -  e.g., J.i.77, 88, 193; Ps.i.125; SNA.i.36; AA.i.71; MA.ii.962; Mil. 349; Vsm.390; PvA.137; Dāthāvamsa i.50. The miracle was also performed by the Buddha's relics; see, .e.g., Mhv.xvii.52f.; Sp.i.88, 92.

It is said (Mil.349) that two hundred millions of beings penetrated to an understanding of the Dhamma at the conclusion of the Miracle.

The Twin Miracle can only be performed by the Buddha. Mil.106."

[Malalasekera, G. P. <1899 - >: Dictionary of Pāli proper names. -- Nachdruck der Ausgabe 1938. -- London : Pali Text Society, 1974. -- ISBN 0860132692. -- Vol. 2. -- S. 682f.]

3  Gaṇḍamba-Baum

"Gaṇḍamba

The mango-tree, at the gate of Sāvatthi, under which the Buddha performed the Yamaka-pātihāriya. The king's gardener, Ganda, while on his way to the palace to give the king a ripe mango-fruit from the palace gardens, saw the Buddha going on his alms-rounds and offered him the mango. The Buddha ate it immediately, and gave the seed to Ānanda to be planted by the gardener at the city-gate. A tree of one hundred cubits sprouted forth at once, covered with fruit and flowers. At the foot of this tree Vissakamma, by the order of Sakka, built a pavilion of the seven kinds of precious things. J.iv.264f; J.i.88; DhA.iii.206ff; Mil.349."

[Malalasekera, G. P. <1899 - >: Dictionary of Pāli proper names. -- Nachdruck der Ausgabe 1938. -- London : Pali Text Society, 1974. -- ISBN 0860132692. -- Vol. 2. -- S. 682f.]

45. Tato nikkhantajālāhi,
jaladhārāhi cāsakiṃ;
sabbā obhāsitāsittā,
sabbā Laṃkāmahī ahu.

45. Durch die aus der Reliquie hervorbrechenden Strahlen und Wasserströmen wurde die ganze Erde Lankās wiederholt beleuchtet und befeuchtet.

46. Parinibbānamañcamhi,
nipannena jinena hi;
kataṃ mahāadhiṭṭhāna-
pañcakaṃ pañcacakkhunā.
47. Gayhamānā mahābodhi-
sākhāsokena dakkhiṇā;
chijjitvāna sayaṃ yeva,
patiṭṭhātu kaṭāhake.
48. Patiṭṭhahitvā sā sākhā,
chabbaṇṇarasmiyo subhā;
rañjayantī disā sabbā,
phalapattehi muñcatu.
49. Sasuvaṇṇakaṭāhā sā,
uggantvāna manoramā;
adissamānā sattāhaṃ,
himagabbhamhi tiṭṭhatu.
50. Thūpārāme patiṭṭhantaṃ,
mama dakkhiṇaakkhakaṃ;
karotu nabham uggantvā,
yamayaṃ pāṭihāriyaṃ.
51. Laṅkālaṅkārabhūtamhi,
Hemamālikacetiye;
patiṭṭhahantiyo dhātu,
doṇamattā mamāmalā.
52. Buddhavesadharā hutvā,
uggantvā nabhasi ṭṭhitā;
patiṭṭhantu karitvāna,
yamakaṃ pāṭihāriyaṃ.

46. Als der Eroberer nämlich auf dem Lager des Eingehens ins vollkommene Erlöschen (mahāparinibbāna) lag, fasste er, der fünf Augen1 hatte, fünf Entschlüsse.

  1. 47.  Der südliche Zweig des Mahābodhi-Baums, den Asoka besitzt, soll sich selbst abschneiden und in einen Topf stellen.
  2. 48. Dieser Zweig soll mit seinen Früchten und Blättern die glückverheißenden sechsfarbigen Strahlen senden und so alle Richtungen farbig erstrahlen lassen.
  3. 49. Dieser entzückende Zweig soll mit dem goldenen Topf in eine Schneehülle gehen dort sieben Tage unsichtbar stehen.
  4. 50. Mein rechtes Schlüsselbein soll sich im Thūpārāma in die Luft erheben und das Gegensatzpaar-Wunder bewirken.
  5. 51. /52. Meine makellosen Reliquien, ein Doṇa2 voll, in dem Hemamāli-Cetiya3, dem Schmuck Lankās, eingeschreint,  sollen das Aussehen Buddhas annehmen, sich in die Luft erheben, dort stehend das Gegensatzpaar-Wunder bewirken und dann ihren Platz einnehmen.

Kommentar:

1 Die fünf Augen sind:

  1. maṃsa-cakkhu n. -- Auge aus Fleisch
  2. dibba-cakkhu n. -- himmlisches Auge: man sieht wie andere Wesen vergehen und wiederentstehen
  3. paññā-cakkhu n. -- Auge der Einsicht
  4. Buddha-cakkhu n. -- Buddha-Auge
  5. samanta-cakkhu n. -- Allüberall-Auge

(Mahāniddesa (Khuddakanikāya) 45; Nal IV/1, 39, 12-15)

2 Doṇa: ein best. Hohlmaß

3 Hemamāli-Cetiya = der große Stūpa, Ruwanaweli-Dagoba, den König Duṭṭhagāmaṇi errichten wird

53. Adhiṭṭhānāni pañc' evaṃ,
adhiṭṭhāsi tathāgato;
akāsi tasmā sā dhātu,
tadā taṃ pāṭihāriyaṃ.

53. Diese fünf Entschlüsse fasste der zur Wahrheit gelangte. Deswegen vollbrachte diese Reliquie damals jenes Wunder.

54. Ākāsā otaritvā sā,
aṭṭhā bhūpassa muddhani;
atīva tuṭṭho taṃ rājā,
patiṭṭhāpesi cetiye.

54. Als die Reliquie aus der Luft herabstieg, stellte sie sich  auf das Haupt des Königs. Überaus glücklich stellte sie der König in den Cetiya.

55. Patiṭṭhitāya tassā ca,
dhātuyā cetiye tadā;
ahu mahābhūmicālo,
abbhuto lomahaṃsano.

55. Als die Reliquie in den Cetiya gestellt wurde, gab es ein großes, wunderbares, Haar-sträubendes Erdbeben.


Abb.: Der Stūpa des Thūpārāma heute
[Bildquelle: http://www.hd.org/Damon/photos/_I/cat/p/au0oot0ld0.HTM. -- Zugriff am 2001-06-26]

56. Evaṃ acintiyā buddhā,
buddhadhammā acintiyā;
acintiye pasannānaṃ,
vipāko hoti acintiyo.

56. So sind die Buddhas unbegreiflich, unbegreiflich sind Lehren / Gesetzmäßigkeiten der Buddhas, unbegreiflich ist der Lohn derer, die an das Unbegreifliche glauben.

57. Taṃ pāṭihāriyaṃ disvā,
pasīdiṃsu jane janā;
Mattābhayo rājaputto,
kaniṭṭho rājino pana.
58. Munissare pasīditvā,
yācitvāna narissaraṃ;
purisānaṃ sahassena,
saha pabbaji sāsane.

57. /58. Als sie dieses Wunder sahen, glaubten die Leute an den Eroberer. Prinz Mattābhaya1, der jüngere Bruder des Königs, glaubte an den Herrn der Weisen, bat den Herrn der Menschen um Erlaubnis und wurde mit 1000 Mannen Novize.

Kommentar:

1 Mattābhaya

"Mattābhaya

Younger brother of Devānampiyatissa.

He witnessed the miracles which attended the arrival of the Buddha's Relics in Ceylon, and, with one thousand others, entered the Order (Mhv.xvii.57f).

When Mahā Arittha recited the Vinaya at the Thupārāma and held the Sangīti at the suggestion of Mahinda, Mattābhaya, with five hundred others, was charged with the duty of learning the Vinaya from him. Sp.i.103."

[Malalasekera, G. P. <1899 - >: Dictionary of Pāli proper names. -- Nachdruck der Ausgabe 1938. -- London : Pali Text Society, 1974. -- ISBN 0860132692. -- Vol. 2. -- S. 682f.]

59. Cetāvigāmato cāpi,
Dvāramaṇḍalato pi ca;
Vihārabījato cāpi,
tathā Gallakapīṭhato.
60. Tathopatissagāmā ca,
pañca pañca satāni ca;
pabbajuṃ dārakā haṭṭhā,
jātasaddhā tathāgate.

59. /60. Und auch aus Cetāvigāma1, aus Dvāramaṇḍala2, aus Vihārabîja, aus Gallakapîtha und aus Upatissagāma3 [nördlich von Anurādhapura] wurde jeweils 500 glückliche Jungen, die zum Glauben an den zur Wahrheit Gelangten gekommen waren, Novizen.

Kommentar:

1 Cetāvigāma: ein Dorf südlich von Anurādhapura

2 Dvāramaṇḍala: ein Dorf in der Nähe von Mihintale

3 Upatissagāma: nördlich von Anurādhapura

61. Evaṃ purā bāhirā ca,
sabbe pabbajitā tadā;
tiṃsa bhikkhusahassāni,
ahesuṃ jinasāsane.

61. So waren es damals aus der Stadt und vom Land insgesamt 30.000 Bhikkhu's, die in der Religion des Eroberers in die Heimlosigkeit gegangen waren.

62. Thūpārāme thūpavaraṃ,
niṭṭhāpetvā mahīpati;
ratanādīhi ’nekehi,
sadā pūjam akārayi.

62. Als der König im Thūpārāma den herrlichen Stūpa errichtet hatte, ließ er ihn ständig mit vielerlei Juwelen und ähnlichem verehren.

63. Rājorodhā khattiyā ca,
amaccā nāgarā tathā;
sabbe janapadā ceva,
pujākaṃsu visuṃ visuṃ.

63. Die Königsfrauen, die Adeligen, Berater, Städter und die ganze Landbevölkerung verehrten [die Reliquie].

64. Thūpapubbaṅgamaṃ rājā,
vihāraṃ ettha kārayi;
Thūpārāmoti ten’ esa, vihāro vissuto ahu.

64. Der König ließ dort ein Kloster errichten, wo er als erstes den Stūpa errichtet hatte. Deswegen ist dieses Kloster als Thūpārāma (Kloster des Stūpa) bekannt.

65. Sakadhātusarīrakena cevaṃ,
parinibbānagato pi lokanātho;
janatāya hitaṃ sukhañ ca sammā,
bahudhākāsi ṭhite jine kathā kā

ti.

65. So hat der Herr der Welt selbst nach seinem vollkommenen Erlöschen durch seine Leibesreliquie in vollkommener Weise viel zum Heil und Glück der Leute getan. Was soll man da erst sagen über die Zeit, als er lebte!

Kommentar:

Versmaß:

Upajāti: gemischt aus zwei Triṣṭhubh-Formen:

sa sa ja ga ga (a,c)
sa bha ra ga ga (b, d)

˘˘ˉ˘˘ˉ˘ˉ˘ˉˉ
˘˘ˉˉ˘˘ˉ˘ˉ˘ˉˉ
˘˘ˉ˘˘ˉ˘ˉ˘ˉˉ
˘˘ˉˉ˘˘ˉ˘ˉ˘ˉˉ

Zur Metrik siehe:

Payer, Alois <1944 - >: Einführung in die Exegese von Sanskrittexten : Skript.  -- Kap. 8: Die eigentliche Exegese, Teil II: Zu einzelnen Fragestellungen synchronen Verstehens. -- Anhang B: Zur Metrik von Sanskrittexten. -- URL: http://www.payer.de/exegese/exeg08b.htm


Kolophon


Sujanappasādasaṃvegatthāya kate Mahāvaṃse
Dhātvagamano nāma sattarasamo paricchedo.

Dies ist das siebzehnte Kapitel des Mahāvamsa, der zum Vertrauen und zur Erschütterung der guten Menschen verfasst wurde. Der Titel dieses Kapitels ist "Ankunft der Reliquien".


Vergleich von Mahāvaṃsa, Extended Mahāvaṃsa und Mahāvaṃsa-Tīkā zu Kapitel 17


M = Mahāvaṃsa; EM = Extended Mahāvaṃsa; MT = Mahāvaṃsa Ṭīkā.

"Chapter XVII. This chapter contains the story of how Sumana obtained relics from Asoka and Sakka for the Thūpārāma. Marvels testify to the genuineness of the relics. The sight of the miracles move many people to enter the Order, including Mattābhaya. M. (91-65) and EM. (1-119) agree generally in their account of the incidents mentioned, except that EM. is longer in its recital of them. EM adds an account of the deposits of relics of the previous Buddhas made at the site of the Thūpārāma. This is referred to in the Thūpavaṃsa (p.50) and also in MBv. 142."

[Quelle: G. P. Malalasekera (1899 - 1973). -- In: Extended Mahāvaṃsa / ed. by G. P. Malalasekera. -- Colombo : Times of Ceylon, 1934. -- LVIII, 380 S. -- (Aluvihāra Series ; III). -- Reprint: Oxford : Pali Text Society, 1988. -- ISBN 0-86013-285-4. -- S. XXVIII.]


Zu Kapitel 18: Empfang des Mahabodhi-Baums