Wenn ein Mensch ein Buddha würde, einzig indem er in Meditation
sitzt,
dann wären alle Frösche längst Buddhas (Zenlehrer Sengai <1750 - 1837>)
(mailto: payer@well.com)
Viele Anregungen stammen von: Claudia Guggenbühl, Peter Schreiner, Markus Schüpbach, Christiane Schwarm, Edoardo Zentner.
Zitierweise / cite as:
Texte zum buddhistischen Erloesungsweg / hrsg. von Alois Payer <1944 - >. -- 6. Sammlung -- . Fassung vom 26. Mai 1998. -- URL: http://www.payer.de/textezurerloesung/texterloes06.htm
Erstmals publiziert: 26. Mai 1998
Überarbeitungen:
Anlaß: Lehrveranstaltung SS 1998
Unterrichtsmaterialien (gemäß § 46 (1) UrhG)
Copyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Verfassers.
Was ist Sammlung? Sammlung ist vielfältig und verschiedenartig. Dies
alles darstellen zu versuchen, würde zu keinem Ergebnis führen, nicht den hier gemeinten
Sinn klären und würde außerdem nur ablenken. Deshalb definieren wir hier nur die hier
gemeinte Bedeutung: Sammlung ist die Einspitzigkeit des karmisch heilsamen Bewußtseins. In welchem Sinne ist es samâdhi? Im Sinne von samâdhâna ist es samâdhi. Was bedeutet aber samâdhâna? Das gleichmäßige, Vollkommene Sich-Sammeln, Sich-Gründen des Bewußtseins und seiner Begleitfaktoren auf ein einziges Objekt. Deshalb ist unter samâdhâna jener Bewußtseinsfaktor zu verstehen, kraft dessen das Bewußtsein und seine Begleitfaktoren bei einem einzigen Objekt gleichmäßig und völlig unabgelenkt und unzerstreut verharren. Was sind Merkmal, Funktion, Äußerung und Grundlage der Sammlung?
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Ko samâdhî ti. Samâdhi bahuvidho nânappakârako. Ta.m sabba.m
vibhâvayitum ârabbhamâna.m visajjana.m adhippetañ ca attha.m na sâdheyya uttariñ ca
vikkhepâya sa.mvatteyya tasmâ idhâdhippetam eva sandhâya vadâma kusalacittekaggatâ samâdhî ti. Kena.t.thena samâdhî ti. Samâdhâna.t.thena samâdhi. Kim ida.m samâdhâna.m nâma. Ekâramma.ne cittacetasikâna.m sama.m sammâ ca âdhâna.m .thapanan ti vutta.m hoti. Tasmâ yassa dhammassânubhâvena ekâramma.ne cittacetasikâ sama.m sammâ ca avikkhipamânâ avippaki.n.nâ ca hutvâ ti.t.thanti ida.m samâdhânan ti veditabba.m. Kan' assa lakkha.narasapaccupa.t.t.ânapada.t.tânânî ti. Ettha pana
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Visuddhimagga, III § 2 - 4; 84; Th 1, 106.
Samâdhi als citassa ekaggatâ im Tipi.taka:
Dîghanikâya, Th 10, 248 [206]
Majjhimanikâya, Th 14, 180 [253]
Sa.myuttanikâya, Th 19, 25 [81]
Pa.tisambhidâmagga, Khuddakanikâya, Th 31, 91 - 92 [69 - 71] und passim
Abhidammapi.taka passim
Hier nur zwei der wichtigsten Unterscheidungen:
Die vier Versenkungszustände -- jhâna n.:
1. Erster Versenkungszustand: Da, ihr Mönche, gewinnt ein Mönch, abgeschieden von den Sinnengenüssen, abgeschieden von unheilsamen Bewußtseinszuständen, den ersten Versenkungszustand, der mit Reflexion (innerem Sprechen) verbunden ist (Gedankenfassung und diskursivem Denken), der aus Abgeschiedenheit entstanden ist, der von Verzückung und stillem Glück begleitet ist, und verweilt in diesem Versenkungszustand. |
1. pa.thama.m jhâna.m Idha bhikkhave bhikkhu vivicc'eva kâmehi, vivicca akusalehi dhammehi, sa-vitakka.m sa-vicâra.m viveka-ja.m pîti-sukham pa.thama.m jhâna.m upasampajja viharati |
2. Zweiter Versenkungszustand: Nach Stillwerden der Reflexion (des inneren Sprechens) gewinnt er die innere Abklärung, die Einheit des Bewußtseins, den zweiten Versenkungszustand, der von Reflexion (innerem Sprechen) frei ist, der aus Sammlung (samâdhi) entstanden ist, der von Verzückung und stillem Glück begleitet ist, und verweilt in diesem Versenkungszustand. |
2. dutiya.m jhâna.m Vitakka-vicârâna.m vûpasamâ ajjhatta.m sampasâdana.m cetaso ekodibhâva.m a-vitakka.m a-vicâra.m samadhi-ja.m pîti-sukha.m dutiya.m jhâna.m upasampajja viharati |
3. Dritter Versenkungszustand Nach der Aufhebung der Verzückung verweilt er gleichmütig, in Achtsamkeit und Bewußtseinsklarheit und fühlt mit seinem Körper stilles Glück und erreicht den dritten Versenkungszustand, von dem die edlen sagen "Glücklich weilt der Gleichmütige, der Achtsame". Und er verweilt in diesem Versenkungszustand |
3. Tatiya.m jhâna.m Pîtiyâ ca virâgâ upekkhako ca viharati sato ca sampajâno, sukhañ ca kâyena pa.tisamvedeti; yan ta.m ariyâ acikkhanti "Upekkhako satimâ sukha-viharîti" tatiya.m jhâna.m upsampajja viharati |
4. Vierter Versenkungszustand Nach dem Schwinden von Glück und Leid, nach dem Untergang von früherem Frohsinn und Trübsinn, erreicht er den vierten Versenkungszustand, der ohne Leid und ohne Glück ist, der die Reinheit von Gleichmut und Achtsamkeit ist. Und er verweilt in diesem Versenkungszustand. |
4. Catuttha.m jhâna.m Sukhassa ca pahânâ dukkhassa ca pahânâ, pubbeva somanassa-domanassâna.m atthagamâ a-dukkha.m a-sukha.m upekkhâ-sati-parisuddhi.m catuttha.m jhânam upasampajja viharati |
z.B. Vibha°nga 235-236
s. Nâgârjuna: La traité de la grande vertu de sagesse (Mahâprajñâpâramitâ`sâstra) / [Trad. par] Étienne Lamotte. -- Tome II, p. 1023 - 1032
Wie soll man Sammlung entfalten? Die Entfaltung der überweltlichen Sammlung, die im edlen achtfachen Weg enthalten ist, ist in der Entfaltung von erlösender Einsicht inbegriffen, die im dritten Teil des Visuddhimagga behandelt wird. Mit der Entfaltung der erlösenden Einsicht erfolgt auch die Entfaltung dieser Art von Sammlung. Deswegen werden wir über ihre Entfaltung nichts gesondert aussagen. Bezüglich der weltlichen Sammlung gilt aber Folgendes: Nachdem man seine Sittlichkeit in der genannten Art gereinigt hat und in der völlig reinen Sittlichkeit gefestigt ist
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Katha.m [samâdhi] bhâvetabbo ti. Ettha pana yo tâva aya.m
lokiyalokuttaravasena duvidho ti âdîsu ariyamaggasampayutto samâdhi vutto tassa
bhâvanânayo paññâbhâvanânayena sa°ngahito. Paññâya hi bhâvitâya so bhâvito
hoti. Tasmâ ta.m sandhâya eva.m bhâvetabbo ti na kiñci visu.m vadâma. Yo panâyam
lokiyo si vuttanayena sîlâni visodhetvâ suparisuddho sîle pati.t.thitena
ti ayam ettha sa°khepo. |
Visuddhimagga, III, § 27 - 28; 88; Th I, 112
"Soll man jedes der zehn äußeren Hindernisse (pa.libodha) beseitigen, das evtl. noch vorhanden ist"
Visuddhimagga, Kap. III, §§ 28-56
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te dasâ ti |
Visuddhimagga, III, § 29; 90; Th I, 112
"Soll man zu einem guten Freund, dem Geber einer Meditationsmethode gehen"
Visuddhimagga, Kap. III, §§ 57-73
Unterscheide:
- Meditationsmethoden für alle -- sabbatthakamma.t.thâna:
- Entfaltung der Güte -- mettâ
- Vergegenwärtigung des Sterbens -- mara.nasati
- Einige: Bewußtsein der Zerfallszustände eines Leichnams -- asubhasaññâ
- Charakterspezifische Meditationsmethoden -- pârihâriyakiamma.t.thâna
Geber einer Meditationsmethode = Geber dieser zweifachen Meditationsmethoden
Guter Freund -- kalyâ.namitta:
- ein Sammâsambuddha
- einer von den großen direkten Schülern eines Sammâsambuddha
- Arahant
- Anâgâmî
- Sakadâgâmî
- Sotâpanna
- Ein Nichterlöster, der aber die Versenkungszustände erreicht
- Einer, der das ganze Tip.taka kennt
- Einer, der zwei Körbe des Tipi.taka kennt
- Einer, der einen Korb des Tipi.taka kennt
- Wer einen Abschnitt eines Korbes zusammen mit dem Kommentar kennt
Bei einem solchen Lehrer dient man 10-14 Tage bis er fragt, warum man gekommen ist.
"Soll von diesem eine zum eigenen Charakter passende Meditationsmethode aus den vierzig Meditationsmethoden entgegennnehmen"
Carita n. = cariyâ f. - Verhaltenstypen:
Verhaltenstyp | Geeignete Meditationsmethoden |
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râga-carita n. - zu Gier neigender Typ |
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dosa-carita n. - zu Haß neigender Typ |
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moha-carita n. - zu Verblendung neigender Typ |
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vitakka-carita n. - zu Gedanken neigender Typ |
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saddhâ-carita n. - zu Vertrauen neigender Typ | Sechs Anussati:
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buddhi-carita n. - zu Erkenntnis neigender Typ |
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alle Typen und gemischte Typen |
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Visuddhimagga III, § 74 - 103;101 - 110; Th I 127 - 139
"Soll einem für die Entfaltung von Sammlung unpassenden Aufenthaltsort verlassen und sich an einem für die Entfaltung der Sammlung geeignetem Aufenthaltsort aufhalten"
Visuddhimagga, Kap. IV, §§ 1-19
Dies sind die achtzehn Mängel eines (klösterlichen) Aufenthaltsortes:
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Tatr' ime a.t.thârasa dosâ:
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Visuddhimagga, IV, § 2; 118 - 119; Th I, 150
Mönche, ein Mönch, der fünf Eigenschaften besitzt und an einem mit fünf Eigenschaften ausgestatteten Ort wohnt, erreicht bald, noch in diesem Leben das Verschwinden der Triebe durch eigene Erkenntnis und Verwirklichung die triebfreie Erlösung des Herzens, Erlösung durch Einsicht und verbleibt darin. | Pañca°ngasamannâgato bhikkhave bhikkhu pañca°ngasamannâgata.m senâsana.m sevamâno bhajamâno na cirass' eva âsavâna.m khayâ anâsava.m cetovimutti.m paññâvimutti.m di.t.th' eva dhamme saya.m abhiññâ sacchikatvâ upsampajja vihareyya. |
Mönche, welche Eigenschaften, die ein Mönch besitzt, sind gemeint?
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Katha.m ca bhikkhave bhikkhu pañca°ngasamannâgato hoti.
Eva.m kho bhikkhave bhikku pañca°ngasamannâgato hoti. |
Mönche, was ist mit den fünf Eigenschaften der Wohnung gemeint?
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Katha.m ca bhikkhave senâsana.m pañca°ngasamannâgata.m hoti.
Evam kho bhikkhave senâsana.m pañca°ngasamannâgata.m hoti.
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Mönche, ein Mönch, der fünf Eigenschaften besitzt und an einem mit fünf Eigenschaften ausgestatteten Ort wohnt, erreicht bald, noch in diesem Leben das Verschwinden der Triebe durch eigene Erkenntnis und Verwirklichung die triebfreie Erlösung des Herzens, Erlösung durch Einsicht und verbleibt darin. | Pañca°ngasamannâgato bhikkhave bhikkhu pañca°ngasamannâgata.m senâsana.m sevamâno bhajamâno na cirass' eva âsavâna.m khayâ anâsava.m cetovimutti.m paññâvimutti.m di.t.th' eva dhamme saya.m abhiññâ sacchikatvâ upsamapajja vihareyyâ ti |
Senâsanasutta, A°nguttaranikâya V, 15 - 16
"Soll die kleinen Hindernisse beseitigen"
Visuddhimagga, Kap. IV, § 20
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Visuddhimagga, IV, § 20; 122; Th I, 156
"Und soll ohne eine Anordnung bezüglich der Entfaltung der Sammlung auszulassen die Sammlung entfalten"
Ausführliche Darlegung in: Visuddhimagga, Kap. IV, § 21 - Kap. XI, § 117
s. Kapitel 7: Methoden der Ruhigwerdemeditation
Payer, Alois <1944 - >: Materialien zum buddhistischen Erlösungsweg. -- Kapitel 3: Einleitung zur Sammlung (samâdhi). -- Fassung vom 9. Februar 1996. -- URL: http://www.payer.de/buddherloesung/vism03.htm.
Zu Kapitel 7: Methoden der Ruhigwerdemeditation