Materialien zum Neobuddhismus

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Wilhelm II.: "Völker Europas, wahrt Eure heiligsten Güter!"

2. International

3. Die ersten europäischen Mönche und Versuche der Gründung eines Vihâra auf dem europäischen Festland


von Alois Payer

mailto: payer@payer.de


Zitierweise / cite as:

Payer, Alois <1944 - >: Materialien zum Neobuddhismus.  --  2. International. -- 3. Die ersten europäischen Mönche und Versuche der Gründung eines Vihâra auf dem europäischen Festland. -- Fassung vom 2005-07-30. -- URL: http://www.payer.de/neobuddhismus/neobud0203.htm . -- [Stichwort].

Erstmals publiziert: 1996-06-30

Überarbeitungen: 2005-07-30 [Ergänzungen]; 2005-05-06 [überarbeitet und erweitert]; 2003-07-17 [überarbeitet und stark erweitert]

Anlass: Lehrveranstaltung Neobuddhismus, Univ. Tübingen, SS 1987, SS 2003, SS 2005

Copyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Verfassers.

Dieser Text ist Teil der Abteilung Buddhismus von Tüpfli's Global Village Library


0. Übersicht



1. Asoka (Gordon Douglas)


1899

Erster Europäer ordiniert: Gordon Douglas (gestorben 1900) wird in Ceylon zum Mönch ordiniert (Ordensnamen = Asoka). Er lernte die Rudimente des Buddhismus von zwei Japanern und reiste dann nach Japan, China, Ceylon. In Ceylon bekehrte er sich zum Pali-Buddhismus und wurde Chef des Mahinda College [Webpräsenz: http://www.mahindaclub.org. -- Zugriff am 2003-05-13]  der Buddhist Theosophical Society. Unter dem Namen Asoka ging er nach Bassein, gründete eine Gesellschaft und starb im April 1900. Seine Anhänger gründeten dann die Asoka Sakyaputta Society, die ein Gebäude, eine Bibliothek und eine Schule besaß.


2. Ananda Metteya (Allan Bennett McGregor) (1872-1923)


1901 -- 8. Dezember

Ordination als Novize in Birma: Allan Bennett McGregor (1872-1923): geb. 1872 in London, Chemiker, las 1890 -- 18jährig -- Arnold's The light of Asia, was ihn so begeisterte, dass er Buddhist wurde. Um seine Gesundheit zu kräftigen, die unter dem rauhen Klima Englands gelitten hatte, kam er nach Ceylon, wo er vier Monate lang durch einen Mönch unterrichtet wurde und auch sonst enge Verbindung zu den führenden Männern des dortigen Buddhismus fand. Er hatte den Wunsch, in Birma Mönch zu werden. Ein Birmane -- Dr. Tha Nu -- traf die nötigen Vorbereitungen.

1902 -- 21. Mai (Visakha Puja)


Abb.: Ananda Metteyya

Allan Benett McGregor wird in Birma (in Akyab) auf einer Dampfbarkasse (um wegen der Rechtskräftigkeit der Simâ Misshelligkeiten zu vermeiden) zum Mönch geweiht in einem großartigen Fest, Ordensname: Ananda Metteya. In der Ansprache nach seiner Ordination sagte er u.a.:

"... heutzutage sind die Völker des Abendlandes die vorgeschrittensten der Welt, und der Ausbreitung einer Religion, welche frei von allem animistischen Aberglauben ist, wurde durch die Wissenschaften der Weg gebahnt.

Heute in zehn Jahren, genau, nachdem fünfundzwanzig Jahrhunderte vergangen sind, seit unser Meister im Tier-Park bei Benares zum ersten Male das Rad des Guten Gesetzes in Bewegung setzte und den Weg der Erlösung für die Menschen eröffnete, beabsichtige ich, den Anfang des sechsundzwanzigsten Jahrhunderts, das 2500ste Jubiläum des Königsreichs der Gerechtigkeit zu feiern, indem ich in jenem Jahre mit der Verkündigung der Lehre unseres Meisters in den westlichen Ländern beginne und einen Sangha seiner Jünger in England, Amerika, Frankreich und Deutschland, vielleicht auch noch in anderen Ländern, gründe.

Mit dieser Zeit werden die nötigen zehn Jahre meiner eigenen Aufnahme in den Sangha verflossen sein, und wir sind dann in der Lage, die Pabajjâ- und Upasampadâ-Ordination in diese Länder zu übertragen.

Nach dem, was ich über England und Frankreich weiß und dem, was ich von maßgebenden Personen über Amerika und Deutschland erfahren habe, bin ich überzeugt, dass, würde der Dharma in diesen Ländern von ordnungsgemäß ordinierten Bhikkhus gepredigt werden, seine Ausbreitung gewaltig und der Erfolg sofort offenkundig wäre, und wenn dies eintreten würde, dann wäre die Wirkung dieser Lehre auf die abendländischen Nationen unberechenbar.

Das erste, was in dieser Angelegenheit getan werden müsste, wäre die Beschaffung von Bewerbern für die Mönchschaft. Ich stehe schon in Unterhandlung mit bedeutenden Buddhisten Englands, Amerikas und Deutschlands, doch von bloßer privater Korrespondenz können wir nicht viel erwarten. Es gibt viele ergebene Anhänger unserer Religion im Abendlande, doch sind dieselben hier und dort zerstreut und gegenwärtig noch wenig organisiert.

Was not tut, ist, dass dieses Werk zur Kenntnis aller dieser Buddhisten gebracht werden müsste, und deshalb erbitte ich die Hilfe aller Buddhisten, gleichviel, ob des Ostens oder Westens.

Meine Absicht ist, zuerst eine Internationale Buddhistische Gesellschaft, genannt Buddhasasana Samâgama in den Ländern des Ostens zu gründen, welche sich später nach dem Abendlande weiter ausbreiten möge.

Das Hauptmittel, welches mich in die Lage versetzen soll, die Lehre im Westen zu verbreiten, ist ein größeres Journal, welches ich in Kürze herauszugeben gedenke. Diese Zeitschrift müsste mindestens ein Jahr lang öffentlich unterstützt werden, da sie gratis an alle großen Bibliotheken und alle bedeutenden Buddhisten geschickt werden müsste. Ich hoffe die nötige Unterstützung für meine Absicht in nicht allzu ferner Zeit zu erhalten und die erste Nummer dieser Zeitschrift schon innerhalb sechs Monate von heute herausgeben zu können. Ohne Zweifel würde der Hauptvorteil jenen westlichen Ländern zufallen, welchen wir später das dreifache Juwel überbringen wollen, doch glaube ich, dass es nicht ohne jede vorteilhafte Wirkung für diejenigen buddhistischen Länder wäre, welchen wir zuerst unsere Hilfe und Unterstützung bringen müssen.

Es würde meiner Ansicht nach eine ganz bedeutende Förderung der buddhistischen Sache in diesen Ländern bedeuten, wenn europäische Bhikkhus durch das Land ziehen, für den Buddhismus werben und das Gute Gesetz predigen. Es würde uns dann später vielleicht möglich sein, die Vereinigung der verschiedenen Schulen des lokalen Sangha zu bewerkstelligen, eine Reform, welche sehr nötig ist, um die Lauterkeit und Festigkeit des buddhistischen Ordens zu erhalten.

Ich werde bemüht sein, als Bewerber für die Zulassung zu dem neuen Sangha nur Leute von Bildung zu nehmen, welche die Fähigkeit besitzen, über Buddhismus zu sprechen oder zu schreiben, denn Leute ohne wissenschaftliche Bildung würden nur dazu dienen, unsere Bewegung in das Lächerliche zu ziehen, ganz besonders, wenn wir nach Westen gehen.

Mit Hilfe einer ergebenen Anhängerschaft von solchen Männern glaube ich, mit unserer Unterstützung und der Güte Ihrer Bhikkhus, welche unsere Mitglieder in den Sangha aufnehmen, dem Buddhismus viele nützliche Diensten diesen Ländern erweisen zu können, jedoch der erste Vorteil dieses Arbeitsprogrammes würde in den Ländern des Ostens gespürt werden und zwar in Form einer allgemeinen Zunahme und Gleichmäßigkeit der buddhistischen Tätigkeit in diesen Ländern.

Ich würde es zu einer Bedingung der Zulassung zu unserem Sangha machen, dass die Bewerber versprechen, den Buddhismus nach buddhistischen Grundsätzen zu verbreiten, d.h. wir werden das Gute Gesetz ausbreiten, wie es nur immer möglich ist, entweder durch Verbreitung von Schriften, oder durch öffentliche Vorträge, wir würden auch in dieser Weise Angriffe auf unseren Glauben besprechen, würden jedoch niemals erlauben, dass einer unserer Mitglieder irgend eine Form des religiösen Bekenntnisses oder Gefühles bei anderen beschimpft oder schmäht, da wir immer daran denken müssen, dass die Wahrheit allbesiegend ist und am Ende doch siegen muss, während das Schmähen und Lächerlichmachen Andersgläubiger nur Hass und Feindschaft gebiert, auch widerspricht diese letztere Art und Weise ganz dem Geiste der Lehren unseres Meisters.

Dies ist kurz das Werk, welches vor mir liegt, und ich bitte alle Buddhisten, ob sie nun in Arakan, Burma, Ceylon, Siam oder in den westlichen Ländern wohnen, mir bei diesem Werke zu helfen ...

Wenn wir in dieser Weise Erfolg haben, so wird dieser Tag, welcher die Gründung des neuen Sangha des Westens im Kleinen gesehen hat, den Anfang einer neuen Ära in der Geschichte unserer Religion bezeichnen, einer Religion, welche, obwohl sie der erste Missionsglaube war, doch seit Jahrhunderten in ihren Missionsanstrengungen nachgelassen hat."

[Zitat und Übersetzung nach: Der Buddhist. -- 2, No 3. -- S. 331-334.]

Elizabeth J. Harris schreibt in einer Hagiographie Bennetts:

"Ananda Metteyya: A Dedicated Life

His face was the most significant that I have ever seen. Twenty years of physical suffering had twisted and scored it: a lifetime of meditation upon universal love had imparted to it an expression that was unmistakable. His colour was almost dusky, and his eyes had the soft glow of dark amber.... Above all, at the moment of meeting and always thereafter, I was conscious of a tender and far-shining emanation, an unvarying psychic sunlight, that environed his personality.

Clifford Bax, artist and dramatist, wrote these words after meeting Ananda Metteyya in 1918. A sick man incapacitated by asthma for weeks at a time, he was then wearing the clothes of a lay person and had reverted to his civilian name, Allan Bennett. Yet, ten years earlier, as the Venerable Ananda Metteyya, he had led the first Buddhist mission to England from Burma. The Buddhist Society of Great Britain and Ireland had been formed to prepare the wayfor him. Bennett, in fact, was the second British person to take on the robes of a Buddhist monk and his influence on Buddhism in Britain in the first decades of the twentieth century was deep.

Even within his own lifetime Allan Bennett was a controversial figure.

In 1894, he joined the Hermetic Order of the Golden Dawn, a society concerned with spiritual growth through esoteric knowledge. He gained a reputation as a magician and a man of mystery, which was not completely shaken off even when he embraced Buddhism several years later. In the early years of the twentieth century, he was much praised by Western Buddhists. Yet, as time passed, he became more and more marginalized as asthma took an ever deepening grip on his life, leading to dependency on drugs.

By 1916, his case is described as a "sad" one by The Buddhist Review, published by The Buddhist Society of Great Britain and Ireland.

In 1917–18, he managed to give a series of lectures and when he died in 1923, he was the acting Honorary Secretary of The Buddhist Society. Yet, his final years were marked by poverty.

Clifford Bax wrote in the conclusion of his 1918 article:

As a Buddhist, he was an alert and powerful personality: as Allan Bennett, a poor man, dwelling unknown in London, he was a sick creature prematurely old. As he was putting on his overcoat, I heard Meena Gunn saying, "Why it’s riddled with moths," and Bennett responding, "They’re such pretty little things," and Meena continuing, "Some day we must get you a new one: this coat is too full of holes," and Bennett answering, shy of his pun, "But, you see, I’m supposed to be a holy man."

Bennett was buried without a memorial stone in Morden cemetery. His lifelong friend, Dr. Cassius Pereira, wrote:

And now the worker has, for this life, laid aside his burden. One feels more glad than otherwise, for he was tired; his broken body could no longer keep pace with his soaring mind. The work he began, that of introducing Buddhism to the West, he pushed with enthusiastic vigour in pamphlet, journal and lecture, all masterly, all stimulating thought, all in his own inimitably graceful style. And the results are not disappointing to those who know.

Allan Bennett was a holy man. His writings reveal sensitivity, conviction, and passionate concern that Buddhism should grow in the West. He combined a poetic imagination, a scientific mind, and a deep concern for justice and peace. He was also able to make the Buddhist path live, not so much through lectures as through the written word. In this study, I seek to make his thought come alive. I look at his life and place him in historical perspective.

Then I probe his view of the world and his interpretation of Buddhist doctrine. I show how his thought developed through the trauma of the First World War, and finally I discuss the relevance of his writings today.

Of course, it is impossible to re-create the thought of Ananda Metteyya with authenticity two generations after he died. I rely mainly on what he published in England and Burma, a few personal letters, and the impressions of his contemporaries in Sri Lanka and the West. Furthermore, no biographical writing is objective. It reflects the biographer’s character as much as it portrays the person written about. Allan Bennett, or Ananda Metteyya, will elude any attempt to pin him down. He was a man of his time, born when the British Empire was at the height of its power and the wish to probe new religious pathways was gripping many young minds. Yet, I believe the message he strove to share is still relevant. A probe into his life not only uncovers forgotten history but can give inspiration to the present.

The Search for Truth

In piecing together the biography of Allan Bennett, I am heavily indebted to the writings of two of his closest friends: Aleister Crowley and Dr. Cassius Pereira (later Ven. Kassapa Thera).

Bennett’s relationship with Crowley was not lifelong. It began when Bennett was more interested in esoteric mysticism than Buddhism and petered out as Crowley sank deeper and deeper into study of the occult. The friendship with Pereira was based on a more solid foundation, that of commitment to Buddhism. They met on Bennett’s first visit to Sri Lanka in 1900 and the relationship continued when Bennett went to Burma. Alec Robertson told me that Ven. Kassapa had told him he had had such a close rapport with Bennett that the two could communicate by telepathy. Each knew the other’s thoughts, even at a distance.

Allan Bennett was born in London on the 8th December 1872. His father, a civil and electrical engineer, died when Allan was young. Cassius Pereira claims he was adopted by a Mr. McGregor and kept this name until McGregor died, a fact repeated to me by Ven. Balangoda Ananda Maitreya. Yet, it is possible that his mother was still in contact with him, since Crowley refers to him being brought up by his mother as a strict Catholic.7 His education was in Bath after which he trained as an analytical chemist. He was eventually employed by Dr. Bernard Dyer, a public analyst and consulting chemist of international repute who was based in London as an official analyst to the London Corn Trade at the time of Bennett’s association with him.

Information about Bennett’s early years is sketchy. What is available suggests that he was a sensitive and serious young man who became alienated from Christianity both because it seemed incompatible with science and because he could not square the concept of a God of love with the suffering he saw and experienced.

The asthma which plagued him throughout his life seems to have begun in childhood. As a young man, it prevented him from holding down a permanent job. Together with his family circumstances, this meant that he was at times desperately poor. Suffering, therefore, was part of his life from an early stage. Crowley, in fact, wrote ofhim, "Allan never knew joy; he disdained and distrusted pleasure from the womb."

If Bennett distrusted pleasure, he certainly didn’t distrust the search for truth and goodness. This seems to have informed his life from youth. Nineteenth century developments in science gripped him, particularly in the areas of chemistry and electricity, and scientific metaphors permeate his writing. Science meant far more to him than technical knowledge. He linked it with the search for truth about the human being and human consciousness. In his youth particularly, it was intertwined with his religious quest. After rejecting Roman Catholicism, he turned first to Hinduism and Buddhism. In 1890, at the age of eighteen, he read Edwin Arnold’s poem, The Light of Asia. Some say he became a Buddhist at this point but this is doubtful. The poem certainly had a profound influence on him but it was part of a larger exploration which included Hindu literature as well. Both Cassius Pereira and Aleister Crowley refer to him practising yogic forms of breath control and meditation at this time, a practice closer to Hinduism than to Buddhism. Pereira thought these exercises might have exacerbated his asthma. Crowley refers to him experiencing, at eighteen, Shivadarshana, which Crowley describes as an extraordinarily high state of yogic attainment. "It is a marvel that Allan survived and kept his reason," Crowley remarked, but he also claimed that Bennett had told him that he wanted to get back to that state.

In addition, Bennett was also being drawn both into Theosophy and spiritualism, psychology and Western esoteric mysticism. Spiritualism entered Britain in the mid-nineteenth century, based on the conviction that there was a spirit world which could be contacted by clairvoyants. It became linked with interest in alchemy, magical invocations, and esoteric or secret knowledge. Helena Blavatsky, one of the founders of Theosophy, for instance, claimed she was in contact with mahatmas, masters in the spirit world.

Significant for Bennett was the creation of the Hermetic Order of the Golden Dawn in 1889 by William Wynn Westcott and Samuel Liddell MacGregor Mathers.At first its members were little more than spiritual philosophers, interested in such things as astrology, alchemy, mysticism, and the kabbalah—esoteric practices connected with Judaism. Later, magical rituals were developed and practised. Bennett joined in 1894. He took the name Iehi Aour , Hebrew for "let there be light," and rapidly became an important member, respected for his psychic powers.

At this point most of the available information about Bennett comes to us through the eyes of Aleister Crowley, who joined the Order in 1898. Crowley’s first impression of him was that he possessed "a tremendous spiritual and magical force." He finds him living in a tiny tenement — "a mean, grim horror" — and says of his appearance:

Allan Bennett was tall, but his sickness had already produced a stoop. His head, crowned with a shock of wild, black hair, was intensely noble; the brows, both wide and lofty, overhung indomitable piercing eyes. The face would have been handsome had it not been for the haggardness and pallour due to his almost continuous suffering. Despite his ill-health, he was a tremendous worker. His knowledge of science, especially electricity, was vast, accurate, and profound. In addition, he had studied the Hindu and Buddhist scriptures, not only as a scholar, but with the insight that comes from inborn sympathetic understanding. I did not fully realize the colossal stature of that sacred spirit; but I was instantly aware that this man could teach me more in a month than anyone else in five years.

An unpublished manuscript by Crowley cited by Kenneth Grant adds more:

We called him the White Knight, from Alice in the Looking Glass. So lovable, so harmless, so unpractical! But he was a Knight, too! And White! There never walked a whiter man on earth. He never did walk on earth, either! A genius, a flawless genius. But a most terribly frustrated genius.

Crowley also claimed that he was known all over London "as the one Magician who could really do big-time stuff," and in two places he recorded an incident when Bennett used a wand to render motionless a sceptic who doubted its power.

By the year 1899, therefore, Bennett was deeply interested in the religious heritage of the East. He was appreciated as a gentle person who would be loathe to harm anyone. (Crowley was later to write that he was, "the noblest and the gentlest soul that I have ever known.") He was widely read and had practised some forms of meditation, probably using yogic methods of breath control and trance-inducement. He felt an affinity to Buddhism and had been influenced particularly by The Light of Asia. He was also interested in Western esoteric practice and magic and had discovered that he possessed certain psychic powers. Asthma had already made deep inroads into his health. He was knowledgeable about the latest scientific discoveries and optimistic about science’s potential.

In 1900, Bennett travelled to Sri Lanka, the cost of his passage raised by Crowley. It was an attempt to save his life. His friends feared he would die unless he was sent to a warmer climate. Crowley also hoped that Bennett would spread Western esoteric lore in the East. He did not. Crowley’s hopes were ironically twisted. Bennett turned away from the emphases of the Order of the Golden Dawn, became a Buddhist monk, and eventually brought Buddhism to the West, convinced that it was Buddhism alone which could meet the religious crisis there.

In Sri Lanka

Bennett spent between one and two years in Sri Lanka. He learnt Påli, developed his meditation practice, and delivered his first sermon on Buddhist doctrine. All the evidence suggests this period was a turning point. His asthma improved. He gave up the cycle of drugs he had found so necessary in England.20 Most of all, he found a focus for his religious quest.

Bennett began by spreading his exploratory net quite wide. According to Cassius Pereira, he went to Kamburugamuwa and studied Pali for six months under an elder Sinhalese monk. By the end of six months, he could converse in it fluently — "Such was the brilliance of his intellect," Pereira adds.

Yet, he did not restrict himself to Buddhism. Crowley, who visited him, claimed that he learnt much about the theory and practice of yoga from the Hon. P. Ramanathan, the Solicitor-General of Ceylon, a Tamil gentleman who engaged Bennett as a private tutor for his son. Crowley’s descriptions of Bennett show a person experimenting with different practices. According to Crowley, for instance, Bennett could, with a breathing trick, release leeches from his arm, having purposely fed them. He could also enter such a deep state of trance-like meditation through his breathing exercises that his whole body could be upturned without him realizing it. Pereira confirms this. He later wrote that Allan had taught him much about meditation at this time. He had thought it was all Buddhist in origin but later realized that it also contained "mystic Christian, Western ‘occult,’ and Hindu sources." His conclusion was that Bennett’s knowledge was then "vague, wonder seeking, and really only played about the fringe of a truly marvellous avenue for study and practice."

So, was Bennett merely a person who selected what he wanted from a variety of sources? The Order of the Golden Dawn certainly did this. Yet in Sri Lanka another process was at work. Bennett gradually came to see that eclectic experimentation with psychic power and the development of iddhi was a mundane accomplishment, divorced from true wisdom or liberation. Theravada Buddhism gained the upper hand. According to Crowley:

Allan had become more and more convinced that he ought to take the Yellow Robe. The phenomena of Dhyana and Samadhi had ceased to exercise their first fascination. It seemed to him that they were insidious obstacles to true spiritual progress; that their occurrence, in reality, broke up the control of the mind which he was trying to establish and prevented him from reaching the ultimate truth which he sought. He had the strength of mind to resist the appeal of even these intense spiritual joys.

In July 1901, Bennett gave his first Buddhist address before the Hope Lodge of the Theosophical Society, Colombo. His subject was the Four Noble Truths. For the young Cassius Pereira it was a turning point which directed him towards his eventual renunciation.

Almost certainly, Bennett, by this time, was speaking from the depths of his own conviction that renunciation, as a committed Buddhist, was the only path for him. During his visit Crowley concluded that, in spite of his experimentation, "Allan was already at heart a Buddhist. The more he studied the Tripitika, ‘the three baskets of the law’... the more he was attracted."

Bennett decided to become ordained in Burma. Crowley’s writing suggests that Bennett saw Burma as a place where the Sangha was in a purer state than in Sri Lanka. Bennett was disillusioned, for instance, by such practices as "devil dances" and the Kandy Perahera. Other accounts do not mention Bennett’s reason for leaving Sri Lanka but it is certain that he left realizing that the path of magic, psychic power, and esoteric lore was inadequate. In all his later writings he condemned it. The message of the Four Noble Truths became uppermost.

In Burma

On 12th December 1901, Allan Bennett was ordained a novice at Akyab in Arakan, Burma. The name he took was the Venerable Ananda Maitreya. Later he changed the second name to the Påli, Metteyya. At Akyab, he continued his Buddhist studies, supported by Burmese lay people. Pereira and Crowley mention one Dr. Moung Tha Nu, the resident medical officer, as one of these. Six months later, on 21st May 1902, he received upasampadå, higher ordination, under the Venerable Sheve Bya Sayadaw. Crowley visited Ananda Metteyya in February 1902 and it is again interesting to see through his eyes. He refers to Allan, in robes, as seeming to be "of gigantic height, as compared to the diminutive Burmese" but claims, "The old gentleness was still there."

Unfortunately, Crowley also referred to the return of Ananda Metteyya’s asthma. He puts it down to the cold air of the pre-dawn alms rounds and shares a wish that "sanctity was not so incompatible with sanity." As a new monk, Ananda Metteyya would not have wanted to have broken any of the accepted practices.

The next time Crowley visited Burma, Ananda Metteyya was in Rangoon. He went there soon after his higher ordination and stayed in a monastery about two miles from the city. Two interesting points emerge from Crowley’s writing: the suspicion of the British authorities, who imagined political dangers when Europeans "thought Burmese beliefs better than their European equivalents," and the fact that Ananda Metteyya’s health was still not good because of lack of proper medical attention and "his determination to carry out the strict rules of the Order."

Yet, it was from Rangoon that Ananda Metteyya began to plan what he had come to see as his life’s mission—bringing Buddhism to the West. The first step was the forming of the Buddhasâsana Samâgama, an international Buddhist society which aimed at the global consociation of Buddhists. Its first meeting was on 13th March 1903. Ven. Ananda Metteyya took the role of General Secretary. The Honorary Secretary was Dr. E.R. Rost, a Westerner and member of the Indian Medical Service.

Buddhism—An Illustrated Quarterly Review was launched, edited by Ananda Metteyya, the first volume appearing in September 1903. The six issues of Buddhism which were published between 1903 and 1908—it soon became evident that it could not be a quarterly review—give much information about Ananda Metteyya’s priorities.

His vision was missionary and international. The aims of the journal, as set out in the first issue, were:

Firstly, to set before the world the true principles of our Religion, believing, as we do, that these need only to be better known to meet with a wide-spread acceptance among the peoples of the West,—an acceptance which, if manifested in practice, would in our opinion do much to promote the general happiness:—Secondly, to promote, as far as lies in our power, those humanitarian activities referred to in the latter portion of THE FAITH OF THE FUTURE and, Thirdly, to unite by our Journal, as by a common bond of mutual interest and brotherhood, the many Associations with Buddhist aims which now exist.

From Rangoon, Ananda Metteyya maintained a network of international contacts and kept abreast of developments in science, Buddhist scholarship, and politics in Buddhist countries. By 1904, the journal was being sent free to between 500 and 600 libraries in Europe on the condition that each copy be left on the Reading Room table until the next was received. Burmese donations made this possible. The Buddhasâsana Samâgama gained official representatives in Austria, Burma, Ceylon, China, Germany, Italy, America, and England. The articles published were drawn from scholars worldwide.

Ananda Metteyya’s comments embraced all his interests, religious, scientific, and political. He could write about the life of philosopher-scientist Herbert Spencer, discoveries concerning the origins of life at the Cavendish Laboratory in Cambridge, and research on the dangerous effects of alcohol.Since Sri Lanka is also mentioned in every edition of Buddhism, it is obvious that Ananda Metteyya remained in close contact with the country and he went back there at one point. Pereira records that he gave "several inspiring addresses from the Maitriya Hall."

During these years, two men who eventually became better known than Ananda Metteyya joined him. The first was J.F. McKechnie. Inspired by Ananda Metteyya’s article on Nibbâna in the first issue of Buddhism, he wrote to him in 1904 to offer his services in business management free. He was accepted. Once in Burma, he learnt Påli and took on far more than business management as his book reviews in the October 1905 issue of Buddhism reveal. By 1908, he was Ven. Sîlâcâra.

Then, by the beginning of 1905, Ven. Nyanatiloka was also staying with Ananda Metteyya. Nyanatiloka or Anton Gueth was born in 1878 in Wiesbaden, Germany. He was ordained in Burma in 1903, after a period of exhausting travel which had included Sri Lanka. Ananda Metteyya facilitated his return to Sri Lanka to learn Pali, a return which sealed the future for Nyanatiloka. He spent almost all his monk’s life there, and at his death was given a state funeral.

The Mission to England

Health continued to elude Ven. Ananda Metteyya. This was one reason why the publication of Buddhism became erratic. Apologies for delays due to illness appear in almost every issue. Yet, his ailment was not serious enough to prevent him from commencing the first Buddhist mission to Britain. Ananda Metteyya had entered the Order "chiefly with the object of eventually forming a Sangha in the West." His life was inspired by the conviction that the West had only to understand the message of Buddhism to embrace it. He was convinced the West was ready. Yet, the first step in this process was not an unqualified success.

Ven. Ananda Metteyya arrived in England on 23rd April 1908 with some of his most faithful supporters, Mrs. Hla Oung, her son, and his wife. He remained until 2nd October of the same year, "the time allotted to the Mission," according to Christmas Humphreys.

The Buddhist Society of Great Britain and Ireland, formed in preparation for the mission the previous November, welcomed him eagerly.

Ananda Metteyya himself told a Rangoon paper on his return that he was highly gratified with the visit but the response of some of his British supporters was different. Disappointment comes across, for instance, in the account later written by Christmas Humphreys.

The positive, according to Humphreys, was this:

He was then thirty-six years of age, tall, slim, graceful, and dignified. The deep-set eyes and somewhat ascetic features, surmounted by the shaven head, made a great impression on all who met him, and all who remember him speak of his pleasing voice and beautiful enunciation. It seems that his conversation was always interesting; and in his lighter moments he showed a delightful sense of humour, while his deep comprehension of the Dhamma, his fund of analogy  from contemporary science, and power and range of thought combined to form a most exceptional personality.

Humphreys continues to explain that by

"correspondence and  constant interviews" Ananda Metteyya collected around him a body of scholars who supported the mission and that he "formally admitted into the fold of Buddhism all who wished to be received." Yet, the negative side of the mission included: the difficulties supporters faced in ensuring Ananda Metteyya could follow the Vinaya rules; the uncomprehending and sometimes ribald laughter levelled at his orange robes in the streets; the uncharismatic nature of Ananda Metteyya’s public speaking style; and his frequent illhealth. Ananda Metteyya was understandably unwilling to compromise when it came to handling money, eating after noon, or sleeping in the same house as a woman. This meant he could not journey alone, his programme had to allow for a meal before noon, and the team needed two houses. For a small group of supporters, this was perhaps more than they had bargained for.

As for his communication skills, in private conversation, he was probably engaging and impressive. Humphreys declares that "he was popular wherever he went." Yet, in public speaking, he seems to have been self-effacing, avoiding eye contact by keeping his eyes cast down on a prepared script, from which he deviated little. Such an attitude would have been the norm for a monk in Burma, but for those who had enthusiastically hoped for a flowering of Buddhism in Britain, his inability to engage with his audience would have been disappointing, perhaps even embarrassing. The deterioration of his health must also have caused serious concern.

There can be no doubt, however, that the young Buddhist Society was strengthened by Ananda Metteyya’s visit because it attracted enthusiastic scholars. It also sealed a friendship with Burma which was to prove invaluable in terms of financial support in the years ahead.

The Buddhist Review, the organ of the newly-formed Buddhist Society, was able to say in 1909 that he left behind him "golden opinions and the friendship and respect of all who had the privilege of meeting him."

Years of Crisis

Ven. Ananda Metteyya hoped that he would return to England in two and a half years to establish a permanent Buddhist community in the West. This was the next step in his mission plan. The hope died. He remained in Burma until 1914. During 1909, records show that he was still mentioned with much respect at The Buddhist Society in Britain. For instance, he and his colleagues were congratulated for pressing successfully for Buddhism to be taught in schools in Burma. The 1911 mission was anticipated. Yet, as time passed, he was mentioned less and less. Ven. Sîlâcâra’s name began to arise more often than his in The Buddhist Review.

In 1912, Ananda Metteyya appeared in the Minutes as having sent many copies of his book, The Religion of Burma, to the Society as a present but when bringing a bhikkhu to England was discussed later in the year he was not mentioned. It was Ven. Sîlâcâra who was eventually considered.

By 1914, Ananda Metteyya’s mission was remembered with respect but he was no longer considered a possible future missionary.

One reason for this silence, of course, was his health. According to Cassius Pereira, his health began to fail rapidly on his return to Burma, with gallstone trouble superimposed on his chronic asthma.

"He was operated on twice," Pereira wrote, "and on the urgent advice of his doctors, he reluctantly decided to leave the Order where he had now attained the seniority of Thera or Elder."

Pereira did not give a date for this. In 1912 and 1913, The Buddhist Society was still referring to him as Ven. Ananda Metteyya, but it is possible that he had already disrobed by this time. In 1914 doctors in Burma pressed him to leave the country if his life was to be saved. His Burmese friends, therefore, sent him to England where he was to meet up with his sister, who had come from America to lead him back to her home in California. A passage from Liverpool was booked but the ship’s doctor refused Bennett permission to board because he feared the American authorities would deny him a landing permit on health grounds. His sister travelled without him. Bennett, now a lay person, was left to the mercy of British well-wishers.

From this point onwards, Allan Bennett’s story was a sad one. A member of the Liverpool Branch of The Buddhist Society, a doctor, took him in and gave him incessant medical care. During the First World War his sister came back from America but she stayed with friends and could not look after her brother. For the doctor’s family, the financial and emotional burden of having a chronically sick, prematurely old person in the house was great.

Mrs. Hla Oung offered £10.00 a year towards maintenance but it was not enough. At this point an anonymous group of well-wishers were forced to write to The Buddhist Review in 1916 appealing for money to save Bennett from being placed "in some institution supported by public charity." His asthma attacks were occurring now more than once a day.

Help did come, from overseas as well as Britain. Yet, Bennett’s final years were far from comfortable. The First World War, which killed a generation of young people in the trenches of France, had a profound effect on him, as it did on many sensitive Westerners. It drove him into deep introspection about the human condition, the sustainability of Western culture, and the contribution of Buddhism. There was also the ever present awareness that his health had prevented him from realizing his hopes for Buddhist outreach in Britain. Yet, the very trauma of the war eventually impelled him into writing and speaking again.


Abb.: Allan Benett McGregor

In the winter of 1917–18, he was persuaded by Clifford Bax to give a series of papers to a private audience in Bax’s studio. These were later published as The Wisdom of the Aryas , just two months before his death.

Then, on Vesak Day (May) 1918, Bennett gave to The Buddhist Society what Christmas Humphreys called "a ‘fighting speech’ which aroused the listening members to fresh enthusiasm." It marked a return to active work. He opened by reminding his listeners that it was ten years since his mission to Britain, "the first Buddhist Mission which for over ten centuries had been sent forth from any Buddhist country." He reported with sadness that the parent body of The Buddhist Society of Great Britain and Ireland, the Buddhasâsana Samâgama, had completely broken up, and he referred to the war as "the opening of an era of well-nigh universal calamity and woe." He went on to tackle the central question of how the "priceless treasure of the Law" could offer solace, strength, and clear vision even when "it appears that all our world is rocking  about us to its fall." The wider content of his talk I will deal with later.

What is important here is that Allan Bennett returned to active work in Britain. He seems to have been helped financially by friends in Britain and Sri Lanka. Cassius Pereira refers to Clifford Bax and Dr. C.A. Hewavitarana as patrons.

According to one account, Bennett moved to London in 1920. Although he was incapacitated for weeks at a time, he took over the editorship of The Buddhist Review from D.B. Jayatilaka, who returned to Sri Lanka. He spoke at meetings organized by the Buddhist Society and became actively involved in the Society’s plans. His conviction that Buddhism offered hope for the West remained unshaken, as his first editorial in 1920 made clear:

These facts, we consider, justify us in our conclusion that in the extension of this great Teaching lies not only the solution of the evergrowing religious problems of the West; but even, perhaps, the only possible deliverance of the western civilization from that condition of fundamental instability which now so obviously and increasingly prevails.

By 1922, however, Allan Bennett was dying. The January 1922 edition of The Buddhist Review was the last that he edited and indeed the last that was published. Before his death he was reported to have lived at 90 Eccles Road, Clapham Junction. His financial situation was grave, but help continued to come from Dr. Hewavitarana and probably Cassius Pereira. He died on 9th March 1923. A Buddhist funeral service was prepared by Francis Payne, a prominent Buddhist and convert from the 1908 mission, who was present when he died. Dr. Hewavitarana cabled money from Sri Lanka to buy a grave in Morden Cemetery in South London.

Humphreys wrote that

"flowers and incense were placed on the grave by members of the large gathering assembled, and so there passed from human sight a man whom history may some time honour for bringing to England as a living faith the Message of the All-Enlightened One."

No gravestone has ever been placed on Allan Bennett’s grave. This could have been due to suspicions which continued to surround his name after his death. For instance, Bennett never completely outlived his reputation as a magician and a member of the Order of the Golden Dawn. The young Buddhist Society was keen to dissociate itself from anything esoteric. Allan Bennett’s involvement as a young man with a movement which was controversial and his early friendship with Aleister Crowley, by then a known occultist, would have been cause enough for suspicion. It is significant that several articles during his lifetime took pains to stress that he was not a man of "mystery", that he had rejected that part of his past. "It is necessary to say this, since some attempts have been made to surround him with mystery. There is no more mystery attending the Bhikkhu Ananda Metteyya than any other person," an editorial of The Buddhist Review stated in 1909. Clifford Bax said something similar in 1918: "At first glance I realized that he never could have played at being a man of mystery."

Ven. Ananda Metteyya rejected the path of "mystery" as a hindrance to the goal. It was not "mystery" and magic which taxed his mind but two quite different aspects of life: the search for truth and the pain within human existence. He brought the sensitivity of the poet and the mind of the scientist to this. Yet, he occasionally shared a conviction that there was a power, an energy, which moved to good and which could be used by humans on their way to liberation. This could mistakenly have struck some Western Buddhists as touching the theism they had rejected. As for his friendship with Aleister Crowley, it ended as Ananda Metteyya travelled further and further from the path Crowley chose. His influence on Crowley was great but ultimately Crowley chose to reject it.

Another reason for suspicion might have been his illness. Throughout his life, he was reliant on dependency-creating drugs such as cocaine, opium, and morphine, no doubt first prescribed by a doctor, although by the end of his life some of the dangers were known and new remedies were being tried. The consequence, however, could have been times of hallucination, giving the appearance of the "mystery" with which some linked him. The truth about the unmarked grave might never be known. My feeling is that it was an injustice to a person who, in his writing, communicated the message of the Buddha with a poetic sensitivity and a scientific directness which still speaks to us today."

[Harris, Elizabeth J.: Ananda Metteyya : the First British Emissary of Buddhism. -- Kandy : Buddhist Publication Society, 1998. -- (The Wheel  ; 420/422). --  ISBN 955-24-0179–8. -- S. 7 - 18. -- Online: http://www.beyondthenet.net/bps/wheel.pdf. -- Zugriff am 2003-05-13]


Abb.: Aleister Crowley

Aleister Crowley (1875-1947), eine sehr schillernde Gestalt, aber bester Freund von Allan Bennet schreibt über diesen in:

Crowley, Aleister <1875-1947>: The confessions of Aleister Crowley : an autohagiography / edited by John Symonds and Kenneth Grant. --
Corrected ed. -- London [u.a.] : Arkana Penguin, 1989. -- 960 S. : Ill. -- ISBN 0-14-019189-5. -- Auch online: http://www.hermetic.com/crowley/confess/. -- Zugriff am 2003-06-30

"Allan Bennett was four years older than myself. His father, an engineer, had died when he was a boy; his mother had brought him up as a strict Catholic. He suffered acutely from spasmodic asthma. His cycle of life was to take opium for about a month, when the effect wore off, so that he had to inject morphine. After a month of this he had to switch to cocaine, which he took till he began to "see things" and was then reduced to chloroform. I have seen him in bed for a week, only recovering consciousness sufficiently to reach for the bottle and sponge. Asthma being a sthenic disease, he was then too weak to have it any more, so he would gradually convalesce until, after a few weeks of freedom, the spasms would begin once more and he would be forced to renew the cycle of drugs.

No doubt, this constant suffering affected his attitude to life. He revolted against being an animal; he regarded the pleasures of living (and above all, those of physical love) as diabolical illusions devised by the enemy of mankind in order to trick souls into accepting the curse of existence. I cannot forbear quoting one most remarkable incident. When he was about sixteen, the conversation in the laboratory where he was working turned upon childbirth. What he heard disgusted him. He became furiously angry and said that children were brought to earth by angels. The other students laughed at him and tried in vain to convince him. He maintained their theory to be a bestial blasphemy. The next day one of the boys turned up with an illustrated manual of obstetrics. He could no longer doubt the facts. But his reaction was this: "Did the Omnipotent God whom he had been taught to worship devise so revolting and degrading a method of perpetuating the species? Then this God must be a devil, delighting in loathsomeness." To him the existence of God was disproved from that moment.

He had, however, already some experience of an unseen world. As a little boy, having overheard some gossip among superstitious servants, he had gone into the back garden and invoked the devil by reciting the Lord's Prayer backwards. Something happened which frightened him.

Having now rejected Catholicism, he took up Magick and at once attained extraordinary success. He used to carry a "lustre" --- a long glass prism with a neck and a pointed knob such as adorned old-fashioned chandeliers. He used this as a wand. One day, a party of theosophists were chatting sceptically about the power of the "blasting rod". Allan promptly produced his and blasted one of them. It took fourteen hours to restore the incredulous individual to the use of his mind and his muscles.

Allan Bennett was tall, but his sickness had already produced a stoop. His head, crowned with a shock of wild black hair, was intensely noble; the brows, both wide and lofty, overhung indomitable piercing eyes. The face would have been handsome had it not been for the haggardness and pallour due to his almost continuous suffering.

Despite his ill-health, he was a tremendous worker. His knowledge of science, especially electricity, was vast, accurate and profound. In addition, he had studied the Hindu and Buddhist scriptures, not only as a scholar, but with the insight that comes from inborn sympathetic understanding.

I did not fully realize the colossal stature of that sacred spirit; but I was instantly aware that this man could teach me more in a month than anyone else in five years. He was living in great discomfort and penury. I offered him the hospitality of my flat. I have always felt that since the occult sciences nourish so many charlatans, it should be one's prime point of honour not to make money in any way connected with them1. The amateur status above all! Hospitality is, however, always allowable. But I was careful never to go beyond the strict letter of the word.

Iehi Aour came to stay with me and under his tuition I made rapid progress. He showed me where to get knowledge, how to criticize it and how to apply it. We also worked together at ceremonial Magick; evoking spirits, consecrating talismans, and so on." [S. 180f.]

"Allan's adventures in Ceylon had been varied. His first idea had been to take the Yellow Robe; that is, to become a member of the Buddhist Sangha. These men are not priests or monks, as we understand the words; it is hard for European minds to understand the conditions of their life. They have renounced the world and live as mendicants; but it may be stated roughly that the rules of their Order, which are very complex and often seem irrational or frivolous, are all devised in the interest of a single idea. Each rule meets some probably contingency. But in every case the object is to enable the bhikkhu to carry out his programme of spiritual development. There are no superstitious terrors, no propitiatory practices; the while object is to enable a man to free himself from the fetters of desire which hamper his actions, and (incidentally) produce the phantasms which we call phenomena. In Buddhism, the universe is conceived as an illusion, created by ignorant cravings. It is, in fact, a dream as defined by Freud's hypothesis.

Allan was already at heart a Buddhist. The more he studied the Tripitika, "the three baskets of the law" --- waste paper baskets I used to call them --- the more he was attracted, but he was fearfully disappointed by the degeneracy of the Singalese bhikkhus. With rate exceptions, they were ignorant, idle, immoral and dishonest. At Anuradhapura, the sacred ruined city, there conduct is so openly scandalous as to have given rise to a proverb: "A bhikkhu is made, not born --- except at Anuradhapura." Allan had been offered the post of treasurer to a famous monastery outside Colombo, for the avowed reason that they could not trust any one of themselves. Considering that a bhikkhu is not allowed to touch money at all, this was rather the limit.

The Solicitor-Generral of Ceylon, the Hon. P. Ramanathan, engaged Allan as private tutor to his younger sons. This gentleman was a man of charming personality, wide culture and profound religious knowledge. He was eminent as a yogi of the Shaivite sect of Hindus (he was a Tamil of high caste) and had written commentaries on the gospels of Matthew and John, interpreting the sayings of Christ as instructions in Yoga. It is indeed a fact that one of the characters who have been pieced together to compose the figure of "Jesus" was a yogi. His injunctions to abandon family ties, to make no provision for the future, and so on, are typical.

From this man, Allan learnt a great deal of the theory and practice of Yoga. When he was about eighteen, Allan had accidentally stumbled into the trance called Shivadarshana, in which the universe, having been perceived in its totality as a single phenomenon, independent of space and time, is then annihilated. This experience had determined the whole course of his life. His one object was to get back into that state. Shri Parananda showed him a rational practical method of achieving his. Yet Allan was not wholly in sympathy with his teacher, who, despite his great spiritual experience, had not succeeded in snapping the shackles of dogma, and whose practice seem in some respects tat variance with his principles. Allan was almost puritanically strict. He had been offered a position as manager of a coconut plantation, but refused it on learning that his duties would involve giving orders for the destruction of vermin. He had not sufficient breadth of view to see that any kind of life implies acquiescence in, and therefore responsibility for, murder; by eating rice one becomes the accomplice of the agriculturist in destroying life.

His health was vastly improved. In the Red Sea his asthma completely disappeared and he had thrown overboard his entire apparatus of drugs. But the enervating climate of Colombo sapped his energies. He had little hesitation in accepting my proposal to go and live at Kandy and devote ourselves to Yoga." [S. 237f.]

"Again, you can prevent things from biting you by certain breathing exercises. Hold the breath in such a way that the body becomes spasmodically rigid, and insects cannot pierce the skin. Near my bungalow at Kandy was a waterfall with a pool. Allan Bennett used to feed the leeches every morning. At any moment he could stop the leech, though already fastened to his wrist, by this breathing trick. We would put our hands together into the water; his would come out free, mine with a dozen leeches on it. At such moments I would bitterly remark that a coyote will not eat a dead Mexican; but it failed to annoy him." [S. 246f.]
"The immediate current being thus exhausted, we decided to go on a pilgrimage to the ruined sacred cities of Buddhism. Allan had become more and more convinced that he ought to take the Yellow Robe. The phenomena of Dhyana and Samadhi had ceased to exercise their first fascination. It seemed to him that they were insidious obstacles to true spiritual progress; that their occurrence, in reality, broke up the control of the mind which he was trying toe establish and prevented him from reaching the ultimate truth which he sought. He had the strength of mind to resist the appeal of even these intense spiritual joys. Like physical love, they persuade their dupe to put up with the essential evil of existence." [S. 249]
"Allan Bennett had made up his mind to take the Yellow Robe --- not in Ceylon, where the sodden corruption of the Sangha sickened his sincerity, but in Burma, where the bhikkhus could at least boast fidelity to the principles of the Buddha, and whose virtuous lives vindicated their good faith. He had gone to Akyab on the western coast of Burma, and was living in a monastery called Lamma Sayadaw Kyoung. I thought I would drop in on him and pass the time of day; and proposed to combine with this act of fraternity the adventure of crossing the Arakan hills, the range which forms the watershed between the valley of the Irrawaddy and the sea. This journey, very short in measured miles, is reputed so deadly that it has only been accomplished by very few men. These left most of their party to moulder in the mountains and themselves died within a few days of completing the crossing. I have always had this peculiar passion for putting myself in poisonous perils. Its source is presumably my congenital masochism, and the Travellers' Tales of Paley Gardner had determined its form of expression." [S. 261f.]
"They managed to give me some sort of a shakedown, and I slept very pleasantly at the monastery. The next morning I went off to breakfast on board to say goodbye to the captain, who had shown me great kindness, and afterwards took my luggage and went to Dr. Moung Tjha Nu, the resident medical officer, who welcomed me heartily and offered me hospitality during my stay in Akyab.

He was Allan's chief dayaka; and very kindly and wisely did he provide for him. I walked back with Allan to the temple and commenced discussion all sorts of things, but continuous conversation was quite impossible, for people of all sorts trooped in incessantly to pay their respects to the European bhikkhu. They prostrated themselves at his feet and clung to them with reverence and affection. They brought him all sorts of presents. He was more like Pasha Bailey Ben than any other character in history.

They brought him onions strung on ropes,
And cold boiled beef, and telescopes,

at any rate gifts equally varied and not much more useful. The doctor looked in in the afternoon and took me back with him to dinner. Allan was inclined to suffer with his old asthma, as it is the Buddhist custom (non sine causa) to go out of doors at six every morning, and it is very cold till some time after dawn. I wish sanctity was not so incompatible with sanity and sanitation!

The next day after breakfast Allan cam to the doctor's house to avoid worshippers, but a few of them found him out after all and produced buttered eggs, newspapers, marmalade, brazil nuts, bicarbonate of potash and works on Buddhism from their ample robes. We were able, however, to talk of Buddhism and our plans for extending it to Europe, most of the day. The next four days were occupied in the same way." [S. 271f.]

"I left my family in the hotel and went to stay with Allan, who had been advanced from a simple bikkhu to a sayadaw in his choung (monastery) some two miles from the city. Thornton's remark about the discontinuity of the ego had begun to take hold. I was anxious to confer with my old guru as thoroughly as possible. His view at this time was that, no matter how earnestly and skillfully one practised, one could not obtain Samadhi, and a fortiori, Arhatship, unless one's Kamma (Karma) was, so to speak, ripe. His theory was that one must comply with the Dhamma in all respects to give oneself a chance, but to do so was no guarantee of success. That depended on coincidence." [S. 462]
"His life as a bikkhu had not been too good for my guru. The abstinence from food after sunset is bad for the health, bit Allan found that after three weeks he got into the habit. But he was likely to be haunted by the ghost of his dead appetite. He had, moreover, got into a very shocking state physically from lack of proper hygiene and perhaps also of proper medical attention, as well as from his determination to carry out the strict rules of the Order. He had acquired a number of tropical complaints." [S. 464]
"One further subject remained for discussion. I had it in my mind to put spiritual research on a scientific basis. The first step was to get mankind to agree on a language. Allan maintained that a perfectly adequate terminology existed already in the Abhidhamma, the metaphysical section of the Buddhist canon. I could not deny the excellence of his intention, but from the point of view of the average Western student, the terms are so jawbreaking as to be heartbreaking. I said: We already possess a universal language which does not depend on grammar. The fundamentals of mathematics are the basis of the Holy Cabbala. It is natural and proper to represent the cosmos, or any part of it, or any operation of it, or the operation of any part of it, by the symbols of pure mathematics." [S. 464f.].

3. Buddhasasana Samagama / International Buddhist Society


1903-1908

Buddhasasana Samagama / International Buddhist Society. In Rangoon auf Initiative des britischen Mönchs Ananda Metteya gestartet. Die Gesellschaft sollte ein Missionsorden für das Abendland werden. Ihr Zweck ist die Bekanntmachung der buddhistischen Religion und die Förderung des Palistudiums zum Verständnis des buddhistischen Kanons.

Zeitschrift:
1903-???: Buddhism / ed. Ananda Metteya und E. Rost. Es erscheinen nur fünf Hefte


4. The International Buddhist Young Men's Association (IBYMA)


1903-09-23

The International Buddhist Young Men's Association, gegründet am 23. 9. 1903 in Tokyo. Zweck: Die Vereinigung soll ein Verkehrsmittel zwischen den buddhistischen Hochschülern und Anhängern in allen Ländern der Erde werden und die vereinte Arbeit derselben unterstützen, um den Geist des wahren Buddhismus zu verbreiten. Aus dem Aufruf:

"Angesichts der jetzigen Zeitverhältnisse sind wir junge Buddhisten Japans von dem innigen Wunsche beseelt, das Evangelium Buddhas unter allen Völkern zu verbreiten und die Wahrheit seiner Lehre dem Geiste aller Rassen auf Erden einzuprägen.

Viele der buddhistischen Völker befinden sich in einem schlafenden Zustande hilfloser Untätigkeit und sind im Zauber des Aberglaubens befangen. Das kaiserliche Inselreich im fernen Osten betrachtet es als seine Aufgabe, den schlafenden asiatische Kontinent zu erwecken und strebt mit Eifer danach, diese sich selbst auferlegte Aufgabe durchzuführen. Da dürfen auch seine buddhistischen Einwohner nicht müßig sein. Es ist ihre Pflicht, ihre Aufgabe darin zu erblicken, die geistigen Erwecker der Völker Asiens zu werden und gleichzeitig die Wahrheit des Buddhismus weit und breit auf Erden auszusäen.

Der Internationale Bund junger Buddhisten ist gegründet worden als erster Schritt zur Verwirklichung dieses Ideals; es ist sein Ziel, eine Kette zwischen den auf allen Erdteilen zerstreut lebenden Buddhisten zu werden; er will den Zusammenschluss und die Vervollkommnung der letzteren anbahnen und sie befähigen, für die Veredelung des Menschengeschlechtes in großem Maßstabe zu wirken.

Brüder und Schwestern, wo immer ihr weilen mögt, in Asien oder Amerika, in Europa oder auf anderen Erdteilen, kommt und seid bereit, euch mit uns zu verbinden! Lasst uns Hand in Hand der Verwirklichung unserer glorreichen Hoffnung entgegen gehen!"

"Der Bund formuliert die Mittel, deren er sich zur Erreichung seines Zieles bedienen will, folgendermaßen: Er will:

  1. mit den Buddhisten in den verschiedenen Ländern in Verbindung treten und mit denselben Ansichten und Berichte über den Stand der buddhistischen Bewegung austauschen;
  2. den jungen Buddhisten Japans, die ins Ausland gehen, und den ausländischen Buddhisten, die nach Japan kommen, in möglichst ausgedehntem Maße Vergünstigungen verschaffen;
  3. Berichte in englischer Sprache und andere neue Literatur über Buddhismus herausgeben;
  4. von Zeit zu Zeit große Buddhisten-Konferenzen abhalten."

[Zitat und Übersetzung nach: Die buddhistische Welt. -- 1, No 4 (Juli 1905). -- S. 25.]

Vorbild für die IBYMA ist eindeutig die YMCA--Young Men's Christian Association = CVJM = Christlicher Verein Junger Männer. Die erste YMCA wurde 1844 von George Williams in London gegründet. Bald folgten Gründungen in anderen Ländern (1882 in Deutschland ein Reichsverband). Henri Dunant, der spätere Gründer des Roten Kreuzes, und andere drangen auf eine YMCA-Weltbewegung, welche 1855 während der Weltausstellung in Paris begründet wurde. Die YMCA verbindet diejenigen die »Jesus Christus als ihren Gott und Erlöser nach der Heiligen Schrift anerkennen.« Hauptarbeitsgebiete der YMCA sind evangelikale und missionarische Tätigkeit sowie soziales Engagement.


5. Buddhistischer-Missionsverein in Deutschland


Zur Gründung des Buddhistischen Missionsvereins s.

Steinke, Ulrich: Karl Bernhard Seidenstücker (1876-1936) : Leben, Schaffen, Wirken. -- Kapitel 3: Vereins- und Zeitschriftengründungen. -- URL: http://www.payer.de/steinke/steink03.htm


1903-1911

Buddhistischer-Missionsverein in Deutschland, Sitz Leipzig. Gegründet 15. Aug. 1903 durch den Zusammenschluss von 8 in Leipzig wohnhaften Mitgliedern (Initiative wohl: Karl Bernhard Seidenstücker (1876-1936)).

Seine Ausrichtung:

"Um Missverständnisse in Bezug auf die Tendenzen dieses Vereins vorzubeugen, machen wir hier nachdrücklich auf folgende vier Punkte aufmerksam.
  1. Erstens: Der Verein ist laut § 3a,b der Satzungen keine Vereinigung von Buddhisten. Mitglied des Vereins kann jede unbescholtene Person werden, die das 21. Lebensjahr erreicht hat und mit dem Zweck des Vereins sympathisiert; die Mitgliedschaft ist unabhängig von Geschlecht, Stand, Konfession; sie ist nicht abhängig von dem Austritt aus dem bisherigen Bekenntnis und Übertritt zu einer buddhistischen Gemeinschaft oder von der Anerkennung irgend welcher Glaubensartikel.
  2. Zweitens: Der Verein hat nach § 1b seiner Statuten nichts mit irgendwelchen Angriffen gegen die bestehenden kirchlichen Gemeinschaften zu tun; er steht durchaus auf dem Boden der Toleranz und will niemandem seine religiöse Überzeugung rauben; sein einziges Ziel ist, den Buddha-Dharma in seinem wesentlichen Bestand in den Ländern deutscher Zunge bekannt zu machen; dieses Ziel wird erreicht durch die Darstellung der buddhistischen Lehren, durch die Abwehr unberechtigter Angriffe und durch Beseitigung irrtümlicher Ansichten hinsichtlich dieser Religions-Philosophie.
  3. Drittens: Der Verein ist eine durchaus unabhängige Gesellschaft; er steht in keinem abhängigen oder sonst irgend welchem Verhältnis zu occultistischen, esoterischen, theosophischen, mysticistischen Vereinen, Logen oder Gesellschaften.
  4. Viertens: Der Verein macht für keine spezielle Richtung, Kirche oder Schule innerhalb des Buddhismus Propaganda; er repräsentiert den Buddhismus im allgemeinen, nicht aber einen einzelnen Aspekt desselben; er beobachtet absolute Neutralität hinsichtlich der von den verschiedenen Schulen vertretenen Lehrmeinungen. Der Verein hat aber nicht das Geringste mit den Lehren des sogenannten esoterischen oder Geheim-Buddhismus zu schaffen, da dieselben
    1. historisch überhaupt nicht nachweisbar sind und
    2. mit dem von allen buddhistischen Schulen ausnahmslos anerkannten Hauptprinzip des Buddha-Dharma (Anattâ) in direktem Widerspruche stehen."

[Die buddhistische Welt. -- 1 (1905), No 1 u. 2. -- S. 8-9]


Abb.: Karl Bernhard Seidenstücker mit birmanischer Kammavaca-Handschrift

[Bildquelle: Schumann, Hans Wolfgang <1923 - >: Buddhism and Buddhist studies in Germany. -- Bonn-Bad Godesberg : Inter Nationes, 1972. -- S. 17]

Grundlegend zu Seidenstücker:

Steinke, Ulrich: Karl Bernhard Seidenstücker (1876-1936) : Leben, Schaffen, Wirken. -- Zugl.: Tübingen, Univ., Magisterarbeit, 1989. -- URL: http://users.aol.com/lolapayer/steink0.html


6. Nyânatiloka (Anton Walther Florus Gueth) (1878-1957)



Abb.: Thorsten Fessel: Nyanatiloka, 1996

Weiterführende Ressourcen:

Hecker, Hellmuth <1923 - >: Der erste deutsche Bhikkhu : das bewegte Leben des Ehrwürdigen Nyânatiloka (1878-1957) und seine Schüler. -- Konstanz : Universität, 1995. -- 363 S. -- (Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus" -- Forschungsberichte). -- Die "Autobiographie" wird nach diesem Buch zitiert

Nyânatiloka centenary volume : on the occasion of the 100th anniversary of the Venerable Nyânatiloka Mahathera 19th February 1978 / ed. by Nyânaponika. -- Kandy : Buddhist Publication Society, 1978. -- 71 S.
Darin: Nyanaponika: Nyânatiloka Mahathera : his life and work. -- S. 1ff.

Hecker, Hellmuth <1923 - >: Lebensbilder deutscher Buddhisten ; ein bio-bibliographisches Handbuch. -- Band I: Die Gründer. -- Konstanz, 1990. -- S. 58-73.
[Dort weitere Literatur]


1903-09

Walther Florus Gueth tritt in Rangoon als Novize in den buddhistischen Orden ein. Ordensname: Nyânatiloka.


1878-02-19


Abb.: Wiesbaden, Altes Kurhaus mit Thermen / Stahlstich von F. Foltz. -- Um 1860

Anton Walther Florus Gueth wird in Wiesbaden geboren, als Sohn eines späteren Gymnasialdirektors

1884 bis 1888

Besuch der Mittelschule in Wiesbaden

1888 bis 1896

Besuch des Kgl. Realgymnasiums Wiesbaden

Nyânatiloka schreibt über seine Kindheit und Jugend:

"My childhood and earliest school days were spent, by and large, happily and without illness. But even before I was ten years old the longing rose in me to devote myself entirely to the religious life, even to go to Africa to convert the savages, even to die the martyr's death. One dare not overlook the fact that I was raised a Roman Catholic. Only under the influence of a Catholic education by a priest could I have expressed such opinions as that whoever feels sorrow at the death of a close relative has no real belief -- especially at the death of a small child, who is certain to go to heaven.

From my earliest childhood I had furthermore a great love for nature, as well as for solitude in the woods and for religious philosophical thinking. I was really happy to lose myself in contemplation of the being of God, the vast night sky of stars, the brotherhood of all creatures, etc.

My whole striving went toward living as a hermit monk. I therefore had a high respect for everything to do with monks, and I imagined how I would preach in the church about the evanescence and vanity of the world, and how all the listeners, convinced of the nothingness of everything earthly, would tear off all jewellery and decoration as they left the church. I had one hidden wish that I told no one, namely, that my oldest brother Armin, who was studying law at that time, would devote himself to the monk's life. And really, after some time, before he finished his studies, he decided to join the Capuchin order in nearby Mainz. Nevertheless he gave up his somewhat hasty plans after a while.

But I became ever more religious, though I discarded foreever all external ceremonialism. I no longer kneeled in church, I no longer took holy water, I no longer crossed myself openly. Nor did I any longer beat my breast, saying 'mea culpa' etc. On the other hand I went to church every evening, when no one was there, and became absorbed in The Imitation of Christ by Thomas a Kempis. The urge toward the solitude of the forest went before me like a red flag through my whole life. Today I live ever in the wooded seclusion of my island."

[Zitiert nach: Carrithers, Michael: The forest monks of Sri Lanka : an anthopological and historical study. -- Delhi [u.a.] : Oxford University Press, 1983. -- S. 28f. -- Die von Carrithers in Übersetzung zitierten Seiten gingen im deutschen Original verloren]

"Die Nachfolge Christi (De imitatione Christi). Lateinisches Andachtsbuch von THOMAS VON KEMPEN. Entstanden um 1400; Erstausgabe 1470; Übs. von J. Arndt 1621, J. M. Sailer 1794 (erneuert v. H. Schiel 1960), F. Braun 1935, u. ö., F. Kern 1947, W. Meyer 1959, P. Mons 1959, O. Karrer 1960, W. Meyer 1990 u. a.
In schlichter Sprache werden Ermahnungen zur Verinnerlichung des spirituellen Lebens sowie Trost in den Widerwärtigkeiten des Daseins gegeben. Die vielleicht ursprünglich selbständigen Traktate sind bei noch nicht geklärter Verfasserfrage von Thomas von Kempen (d.i. Th. Hemerken) zumindest in die letzte Form gebracht. Die Einleitung 'Wer mir nachfolgt, wandelt nicht im Finstern' (Joh. 8,12), gab den Gesamttitel. Die Bücher lehren Weltverachtung, Selbstüberwindung; der Gewinn ist innerer Friede. Der von seiner Umwelt Enttäuschte wird durch die Freundschaft Christi getröstet. Der Verfasser ist mit seiner asketischen Schulung im Kreis der religiösen Erneuerungsbewegung Ende des 14. Jh. (Devotio moderna) beheimatet, die persönliche, innerliche Frömmigkeit anstrebt, nicht mehr die vom Gemeinschaftsbewusstsein getragene des Mittelalters. Der Leser des Andachtsbuches soll sich und seine unrechten Begierden kennenlernen, der historische Christus in seinem Leiden ist ihm Helfer. Die Einladung zur andächtigen Kommunion als Verbindung mit Christus wird weniger sakramental-ontisch gesehen, sondern mehr als Andachtsübung aufgefasst. Die irdische Welt erscheint durchaus negativ, Weltverachtung und Weltflucht bieten sich als einzige Lösung an. Die Entwicklung der Grundgedanken geschieht nach Zitaten aus der Bibel. Augustinus, Bernhard, Ruysbroek brachten Anregungen, maßgebend aber ist vor allem das eigene Gemütsleben des Autors. Bei den christlichen Kirchen hat die Nachfolge Christi als meistgelesenes Buch neben der Bibel das Frömmigkeitsleben stark beeinflusst, besonders die spanische Mystik des 16. Jh. (Johannes vom Kreuz, Cautelas u. Avisos) erhielt davon starke Impulse, sowie Ignatius von Loyola. Die Tradition ähnlicher Schriften führt zu Pascals Gedanken, Guigos des Kartäusers Meditationes und zuletzt Thomas Mertons Verheißungen der Stille."

[Quelle: L. St. -- In: Lexikon der Weltliteratur : Autoren und Werke / Gero von Wilpert. -- Berlin : Directmedia Publ., 2000. -- 1 CD-ROM. -- (Digitale Bibliothek ; 13). -- ISBN 3-89853-113-9]

1896 bis 1898

Privatunterricht in Musik: Theorie, Komposition, Fortsetzung des Studiums von Violine, Klavier, Viola, Klarinette

1897


Abb.: Maria Laach: Klosterkirche mit See von Nordwesten / Stahlstich von Henry Winkles. -- Um 1840

Gueth geht für kurze Zeit ins Kloster Maria Laach.

"Laach (Maria-Laach, Abbatia Lacensis), ehemalige Benediktinerabtei, an der Westseite des Laacher Sees (s. d.) gelegen, wurde 1093 von Heinrich II., Pfalzgrafen bei Rhein, gestiftet, 1112 von Kaiser Heinrich V. bestätigt, 1802 von der französischen Republik aufgehoben und nach dem Übergang der Rheinlande in preußischen Besitz Staatsdomäne. 1863 kam das Kloster in den Besitz der Jesuiten, die hier bis zu ihrer Vertreibung (1873) ein Kollegium unterhielten und eine einflussreiche Zeitschrift, die noch jetzt erscheinenden »Stimmen aus Maria- Laach« (s. d.), danach benannten. Seit 1892 ist das Kloster abermals den Benediktinern überlassen, seit 1893 Abtei. Die 1838 wiederhergestellte sechstürmige Kirche (gewölbte Pfeilerbasilika) mit Krypte und Kreuzgang (aus dem Anfang des 13. Jahrh.) ist das schönste Denkmal romanischer Baukunst im Rheinland. Den neuen Hochaltar stiftete Kaiser Wilhelm II."

[Quelle: Meyers großes Konversations-Lexikon. -- DVD-ROM-Ausg. Faksimile und Volltext der 6. Aufl. 1905-1909. -- Berlin : Directmedia Publ. --2003. -- 1 DVD-ROM. -- (Digitale Bibliothek ; 100). -- ISBN 3-89853-200-3. -- s.v.]

Nyânatiloka schreibt darüber:

"I set my long planned flight to the monastery in motion in 1897. After leaving behind a letter to my parents I took leave of my best friend Viktor Henn at the train station and travelled as far as Schalbach. From there I walked through the snow over Holzhauer Ems, Koblenz, to the lovely, lonely Maria-Lach, the famous Bendictine monastery. After knocking three times on the knocker of the door I waited with my heart beating until it was opened and they let me in. But I only stayed a short time at the monastery. I found that that sort of dependence and lack of freedom was not to my taste, and I returned shortly to my weeping parents.

Thereafter my original belief in a personal God turned more and more into a sort of pantheism. The atmosphere of Weltschmerz at the end of the last century had strengthened my own, and I began to flirt with sorrow. My musical compositions breathed this spirit as well.

It remains still to be noted that from about the age of fifteen I felt a well-nigh divine respect for great mussicians, particularly composers. I thought of them as an expression of the highest and most sublime. ...

My idea of love, quickened by religious enthusiasm, is exactly reflected in my composition to a poem by Hoffmann von Fallersleben: 'I love you in God, and God in you; where you are, you are with me' etc. ...

It was about this time that a great love for philosophy woke in me. The first thing I read sitting on a bench in the forest with one of my few friends, was Plato's Phaedo. Then followed Descartes, The Critique of Pure Reason, von Hartmann, etc. But above all I studied with extreme thoroughness the collected Works of Schopenhauer in six volumes.

...

From about my seventeenth year I renounced alcohol and smoking, which I recognized as being harmful to body, mind, and morals. I remained true to this principle in all circumstance, at home as well as at Maria-lach where, aside from choice fish and meat, wine and beer were constantly set before me."

[Zitiert nach: Carrithers, Michael: The forest monks of Sri Lanka : an anthopological and historical study. -- Delhi [u.a.] : Oxford University Press, 1983. -- S. 28f. -- Die von Carrithers in Übersetzung zitierten Seiten gingen im deutschen Original verloren]

1898 bis 1900

Besuch des Hahnschen Konservatorium in Frankfurt: Theorie, Komposition, Violine, Klavier

Nyânatiloka schreibt über diese Zeit:

"During my stay at Frankfurt, about the beginning of 1899, I became a vegetarian on ethical grounds. After a lecture in the vegetarian restaurant 'Ceres' given by the famous theosophical speaker Edwin Boehme I became an enthusiastic follower of Buddhism, more by feeling than understanding. The next day I told my teacher Professor Bassermann about the lecture, whereupon for the next hour he praised the Buddhist Catechism of Subhadra Bhikshu and likewise recommended the Life and Effect of the Buddha, translated by Pfungst. As he handed the Catechism over to me he said further that I should not go mad and join the Buddhist order. Bassermann himself was very enthusiastic about the Indian hermitage life. My goal was now clear before me, but I was not clear at all about what steps to take to realize it. It seemed to me that a journey to India was, from a financial viewpoint, totally impossible. Where could I come by the thousands I thought would be necessary.

[Zitiert nach: Carrithers, Michael: The forest monks of Sri Lanka : an anthopological and historical study. -- Delhi [u.a.] : Oxford University Press, 1983. -- S. 29. -- Die von Carrithers in Übersetzung zitierten Seiten gingen im deutschen Original verloren]

"Beide Rumänen und ich lasen gemeinsam die Werke von Tolstoi, Plato usw., auch das Buch, das unter allen Büchern den tiefsten und mein ganzes Leben und Denken umwandelnden Einfluss ausübte, die Diätetik der Seele von Feuchtersleben.

Es ließ mich klar erkennen, dass alles geistige Leiden nur durch unser verkehrtes Denken bedingt und es daher eine große Torheit sei, jemals missgestimmt oder verärgert zu sein.

Genau dasselbe lehrt aber auch der Buddha, wenn er sagt, dass nach restlosem Erlöschen von allen persönlichen Wünschen und Begehren (man) von allem Leiden die Befreiung finde."

[Hecker, Hellmuth <1923 - >: Der erste deutsche Bhikkhu : das bewegte Leben des Ehrwürdigen Nyânatiloka (1878-1957) und seine Schüler. -- Konstanz : Universität, 1995. -- 363 S. -- (Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus" -- Forschungsberichte). -- S. 12]

Nyanatiloka bezieht sich auf: Feuchtersleben, Ernst Freiherr von <1806 - 1849>: Zur Diätetik der Seele. -- Wien, 1838


Abb.: Ernst Freiherr von Feuchtersleben [Bildquelle: http://www.schulmuseum.at/ausstellung/ostarrichi/liberalismus/lgestalten1.htm. -- Zugriff am 2003-06-30]

Dieses Werk war sehr populär, bis 1900 erschienen knapp 50 Auflagen!

"Feuchtersleben, Ernst, Freiherr von, Mediziner und Dichter, geb. 29. April 1806 in Wien, gest. daselbst 3. Sept. 1849, studierte seit 1825 in Wien, hielt seit 1844 an der Wiener Hochschule Vorträge zur Vorbildung psychischer Ärzte, wurde 1847 Vizedirektor der medizinisch-chirurgischen Studien und war 1848 kurze Zeit Unterstaatssekretär im Unterrichtsministerium. Feuchtersleben war nicht nur ein scharfsinniger Arzt, sondern auch ein Dichter von seinem ästhetischen Sinn und philosophischer Weltbildung und entfaltete auch eine reiche kritische Tätigkeit, die sich polemisch zur Literatur des »jungen Deutschland« stellte. Er schrieb: »Über das Hyppokratische erste Buch von der Diät« (Wien 1835); »Über die Gewissheit und Würde der Heilkunst« (das. 1839; neue Ausgabe u. d. T.: »Ärzte und Publikum«, 1848); »Lehrbuch der ärztlichen Seelenkunde« (das. 1845).

Ungemeine Verbreitung fand das für das größere Publikum bestimmte Schriftchen »Zur Diätetik der Seele« (Wien 1838, 46. Aufl. 1896). Er lehrte im Gegensatz zu Hufelands »Makrobiotik«, d. h. der Kunst, das Leben zu verlängern, eine »Kalobiotik«, d. h. die Kunst, sich die Harmonie des Lebens zu bewahren, im Sinne Goethes, für den er auch sonst bei jeder Gelegenheit eintrat.

Wertvoll sind auch seine »Beiträge zur Literatur-, Kunst- und Lebenstheorie« (Wien 1837-41, 2 Bde.) und die mit Geschmack ausgeführte Anthologie »Geist der deutschen Klassiker« (3. Aufl., das. 1866). Seine »Gedichte« erschienen Stuttgart 1836 (darin das von Mendelssohn-Bartholdy vertonte und zum Volkslied gewordene: »Es ist bestimmt in Gottes Rat«). Seine »Sämtlichen Werke« (mit Ausschluss der rein medizinischen) wurden von Fr. Hebbel (Wien 1851-53, 7 Bde.) mit Biographie herausgegeben."

[Quelle: Meyers großes Konversations-Lexikon. -- DVD-ROM-Ausg. Faksimile und Volltext der 6. Aufl. 1905-1909. -- Berlin : Directmedia Publ. --2003. -- 1 DVD-ROM. -- (Digitale Bibliothek ; 100). -- ISBN 3-89853-200-3. -- s.v.]

1900 bis 1902


Abb.: Charles-Marie Widor, um 1900
[Bildquelle: http://incursoes.blogspot.com/2004_12_01_incursoes_archive.html. -- Zugriff am 2005-05-03]

Konservatorium in Paris: studiert Komposition bei Charles-Marie Widor (1844 - 1937)

"Widor, Charles-Marie, * 24. Febr. 1844 in Lyon, † 12. März 1937 in Paris. Widor war Enkel eines elsäss. Orgelmachers ungar. Abstammung; Vorfahren seiner Mutter waren die berühmten Ingenieure Marc Seguin und Joseph-Michel Montgolfier. Schon sehr früh zeigte er bemerkenswerte musikalische Begabung, die von seinem Vater, Org. an Saint-Jean in Lyon, von Anfang an gefördert wurde. Widor erhielt seine musikalische Ausbildung am Cons. Brüssel (N. Lemmens, F. J. Fétis). Als L. Lefébure-Wély im Dez. 1869 starb, wurde Widor zu seinem Nachf. an der großen Orgel von Saint-Sulpice, Paris, ernannt; im Jan. 1870 trat er das Amt an, das er 64 Jahre lang ausübte. Nach dem Tode C. Francks im Nov. 1890 übertrug A. Thomas Widor die Orgelklasse des Pariser Cons. Widor spielte eine Hauptrolle bei der Wiedererweckung der frz. Orgelschule auf dem Gebiet der Aufführungs-Technik, indem er sich für die authentische Wiedergabe des Bachschen Werkes einsetzte. 1896 gab er die Orgelklasse auf, um den Kompositions-Lehrstuhl von Th. Dubois zu übernehmen, der zum Dir. des Cons. ernannt worden war. Da Widor für die verschiedensten Ereignisse auf dem Gebiet von Kunst und Lit. aufgeschlossen war, wurde er 1914 zum ständigen Sekretär der Académie des Beaux-Arts gewählt (deren Mitgl. er seit vier Jahren war). Ihm ist auch die Gründung der Villa Vélazquez zu verdanken, einem Madrider Gegenstück zur Villa Medici in Rom.

Eine vielseitige, geistvolle Persönlichkeit, glänzende Einfallskraft und solide Beherrschung des Handwerks ermöglichten es Widor, sich in allen Formen der Vok.- und Instr.-Musik auszuzeichnen. Seine Kompos. sind gekennzeichnet durch eleganten Kp., kraftvollen Rhythmus, geschlossenen Aufbau und sicheres Gefühl für Stärke und Größe. Er war der Schöpfer der Orgelsymphonie und erschloss der liturg. Orgel den Weg mit der Symphonie gothique und der Symphonie romane, Vorläufern der Werke seiner Schüler Ch. Tournemire und M. Dupré."

[Quelle: Felix Raugel. -- In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG). --  Bd. 14. -- 1968. -- S. 584 ff.]

Nyânatiloka schreibt:

"Mein Innerstes drängte mich nun immer mehr zur endlichen Verwirklichung meines bereits in Frankfurt gefassten Planes, nach Indien zu ziehen und dort buddhistischer Mönch zu werden. Als erste Stufe zur Verwirklichung meines Planes nahm ich ein Engagement als Violinist in dem damals noch türkischen Saloniki an, um mich dann von da aus ganz allmählich weiter nach Indien durchzuschlagen, denn ich hatte immer noch die Vorstellung, als ob die Reise dorthin mehrere Tausender kosten würde. Meine Eltern durften natürlich vorderhand nichts von meinen eigentlichen Plänen wissen. Etwa im Hai 1902 nahm ich daher auf dem Bahnhof von meinen beiden rumänischen Freunden unter Tränen Abschied und reiste via Marseille und Petras nach Saloniki. Beide Freunde versprachen mir, später nachzufolgen. Doch dazu kam es nie."

[Hecker, Hellmuth <1923 - >: Der erste deutsche Bhikkhu : das bewegte Leben des Ehrwürdigen Nyânatiloka (1878-1957) und seine Schüler. -- Konstanz : Universität, 1995. -- 363 S. -- (Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus" -- Forschungsberichte). -- S. 13]

1903

Gueth kommt in Bombay an, wo man ihm sagt, dass er, um buddhistischer Mönch zu werden, nach Ceylon gehen müsse. Im Juli kommt er nach Ceylon, wo ein berühmter Mönch seine Bereitschaft erklärt, ihn zu ordinieren. Aber er erfährt von Ananda Metteya und denkt, dass es für ihn leichter sein würde, bei diesem in Englisch den Dhamma zu lernen. Nachdem er Ananda Metteyas Adresse bekommen hatte, fuhr er nach Rangoon, wo er die ersten vierzehn Tage im Hause einer Birmanin leben konnte, die ihn unterstützte. Im September erhält er in Rangoon Pabbajâ (Ordination als Novize) und lebt einen Monat lang mit Ananda Metteya in einem Raum. Dann ging er an einen ruhigeren Ort in Nähe der Shwe Dagon Pagode.

"Während meines kurzen Aufenthalts in Ceylon besuchte ich das Malvatto Kloster am See bei Kandy, das berühmteste Kloster Ceylons. Dort traf ich den Ordensälteren Silananda, den Bibliothekar, der sich sofort bereit erklärte, mich zu ordinieren, und der ein vorzügliches Englisch sprach, wie es damals unter den Mönchen äußerst selten oder fast nie anzutreffen war. Denn damals gab es nur sehr wenige Mönche, die diese Sprache beherrschten. Ich erwiderte ihm, dass ich mich vorerst mit dem (von) mir erwähnten Engländer, einem Schotten, Ananda Metteyya,  der in Burma lebte, .besprechen wollte. Da er nicht die genaue Adresse von ihm wusste, verwies er mich an den Proktor Richard  Pereira in Bambalapitiya,  den Vater des Dr. Cassius Pereira und späteren Kassapa Bhikkhu (ord. 1947). Dort erhielt ich die Adresse Ananda Metteyyas, der übrigens bloß ein oder zwei Jahre vor mir ordiniert worden war, sowie meiner Hauptspenderin Mrs. Hla Oung.

Ich hatte nur noch sehr wenig Geld und reiste daher in der primitivsten Weise via Tutikorin und Madras, wo ich jedesmal auf einer Bank oder dem Boden in Bahnhof schlief, nach Rangoon in Burma, übrigens reise ich fast immer, auch jetzt noch, in primitivster Weise, auf der Bahn dritter Klasse (auch vierter, wenn möglich) und auf dem Schiff auf Deck, ohne Kabine oder Bett, und habe mich von jeher niemals um Komfort gekümmert .

Die ersten 15 Tage lebte ich in der Villa der mir sehr sympathisch erscheinenden Frau Hla Oung, die in höchstem Ansehen unter den Burmesen stand. Sie stammt, soweit ich unterrichtet bin, von einem Talein-Fürsten ab und war die Frau des meist in Kalkutta lebenden Indian Treasurer, Herrn Hla Oung.

Hier lernte ich also Ananda Metteyya kennen und ebenso seinen Freund und Unterstützer, den leitenden Arzt des Regierungshospitals und späteren Oberst Dr. Rost (Sohn des Gelehrten Reinhold Rost, dem das Childers'sche ' Pâli Dictionary gewidmet ist). Mit größtem Interesse las ich dann das wundervolle Buch "The Soul of a People",  das den Charakter des burmesischen Volkes sowie sein Leben und seine Sitten in meisterhafter Weise dem Verständnis näherbringt. In Frau Hla Oungs Haus lernte ich auch die drei buddhistischen Laiengelübde in Pali auswendig, ebenso die zehn Novizengelübde, die ich bei der Aufnahme hersagen musste. Erwähnen mag ich noch, dass ich damals auch ein mir von einer jungen burmesischen Dame vorgesungenes Lied zu Noten brachte und mit einer Klavierbegleitung versah, was mir wegen des unklaren Rhythmus beim Vortrag einige Schwierigkeiten bereitete.

Meine Novizenweihe erhielt ich im Kloster an der Ngda Khi Pagoda von dem hochwürdigen U Asabhathera, und zwar im September 1903, wohnte dann für einen Monat zusammen in einem Raum mit Ananda Metteyya, siedelte dann aber nach dem abseits gelegenen und damals noch an Wald angrenzenden Kyundaw Kloster. "

[Hecker, Hellmuth <1923 - >: Der erste deutsche Bhikkhu : das bewegte Leben des Ehrwürdigen Nyânatiloka (1878-1957) und seine Schüler. -- Konstanz : Universität, 1995. -- 363 S. -- (Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus" -- Forschungsberichte). -- S. 18f.]

Nyanatiloka bezieht sich auf:

Fielding-Hall, Harold <1859-1917>: The soul of a people / by H. Fielding. -- London : Bentley, 1898. -- 363 S. -- ["This book ran into four editions and a further six reprintings between 1898 and 1911. No wonder. The author provides delightful insights into Burmese thought, based on his long years of residence and travel throughout the country. The book uses his understanding of Burmese Buddhism as the framework for explaining Burmese attitudes towards government, crime and punishment, war, death, manners of behaviour, women, divorce, the monkhood, prayer, festivals, nat spirits, and the avoidance of killing many living creatures. The book's charm also lies in the obvious love the author had for the Burmese people and his straightforward writing style." -- http://www.dcothai.com/books/soulofapeople.htm. -- Zugriff am 2003-07-14]

1904-02

Gueth erhält Upasampadâ (Mönchsordination). Ordensname: Nyânatiloka. Er beginnt bald, Pali zu studieren. Nach sechs Monaten konnte er sich mit den Mönchen in Pali unterhalten und beherrschte auch ein Wenig Umgangsbirmanisch.

"Dort erhielt ich nach etwa vier oder fünf Monaten, also im Januar oder Februar 1904, unter dem Namen Nyânatiloka von meinem Vorgesetzten U Kumara Mahâthera die volle Ordensweihe. Somit war ich in der Geschichte des europäischen Buddhismus der erste Europäer des Kontinents, der in den buddhistischen Orden Aufnahme gefunden hat.

Was in Burma einen gewaltigen Eindruck auf mich gemacht hat, war die herrlich gelegene goldene Shwe Dagon Pagode und das so äußerst sympathische Volk, das dort täglich mit tiefster Inbrunst dem . . . Buddha, dem erhabenen Lehrer, seine Verehrung und seine Blumenspenden darbringt.

Ananda Metteyya riet mir davon ab, Pâli zu lernen, dagegen um so intensiver die burmesische Sprache. Ich jedoch bestand auf dem Gegenteil und wollte gerade mit aller Macht das Pâli betreiben und ganz vom Burmesischen absehen. Nach vier Jahren konnte ich daher nicht nur ziemlich gut Pâli sprechen, sondern hatte auch noch außerdem, ohne daß ich mich darum bemüht hätte, mir gleichzeitig eine gute Kenntnis der burmesischen Umgangssprache angeeignet. Das Burmesische, eine äußerst einfache und dem Chinesischen und besonders dem Tibetischen nah verwandte monosyllabe Sprache, halte ich übrigens für eine der leichtesten Sprachen der Welt. Zur leichteren Erlernung der Sprache begünstigt noch außerdem die große Zutraulichkeit und Gesprächigkeit der Burmesen, besonders der Kinder.

Mein Ordensvorgesetzter und geistiger Vater (Upajjhaya) war ein tüchtiger Kenner des Abhidhamma, der buddhistischen Philosophie, und konnte die sechs gewaltigen Bände des Patthâna über die 24 Abhängigkeitsbedingungen ... das Buch ... auswendig (vgl. meinen Führer durch das Abhidhamma-Pitaka VII). Genau genommen habe ich mir das Pâli und ebenso die ganze Abhidhamma-Philosophie ohne jeden Lehrer angeeignet. Wahrlich, nicht leicht war es mir manchmal, mich so ganz allein durchzuringen. Nach einiger Zeit indessen war ich imstande, mit großer Fertigkeit mit burmesischen und singhalesischen . . . über schwierige Punkte der Lehre in Pâli zu diskutieren, wobei ich oft recht viel lernte und vielerlei Aufschlüsse erhielt (vgl. Vorwort zu meinem Milinda-Panha). Schon 1907 hielt ich einmal, von einer großen Volksmenge aufgefordert, einen ganz unvorbereiteten Pâlivortrag über die Vier Edlen Wahrheiten, auf der Plattform einer Pagode bei Moulmein, der von einem dabei anwesenden guten Kenner der Pâlisprache verdolmetscht wurde."

[Hecker, Hellmuth <1923 - >: Der erste deutsche Bhikkhu : das bewegte Leben des Ehrwürdigen Nyânatiloka (1878-1957) und seine Schüler. -- Konstanz : Universität, 1995. -- 363 S. -- (Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus" -- Forschungsberichte). -- S. 19 -21]

1904

Reise nach Singapur

"1904 machte ich, von meinem singhalesischen Aufwärter begleitet, eine Seereise nach Singapore (über deren Zweck ich später berichten werde), wo ich zuerst bei dem irischen buddhistischen Mönch U Dhammaloka, von zweifelhaftem Ruf, abstieg und dann später bei einem sehr freundlichen, zwar verheirateten japanischen Priester ca. 14 Tage wohnte.

Um nicht länger in Singapore warten zu müssen auf das von mir erwartete Schiff, begab ich mich zu diesem Zweck nach Kuala Lumpur, der Hauptstadt das Malaistaates Selangor, wo ich ca. einen Monat lang in einem von Singhalesen gebauten und unterhaltenen, damals aber leerstehenden buddhistischen Tempel wohnte. Von da aus besuchte ich, von Singhalesen dazu eingeladen, die berühmten Batahöhlen, die etwa drei Meilen von der Stadt entfernt liegen. Die Eingänge zu den beiden Höhlen liegen am kahlen Abhang eines bewaldeten Berges. Die von unten zuerst betretene Felsenhöhle ist licht und trocken und hoch wie ein gewaltiger Dom, vorn wie hinten vollkommen offen, und der Boden ist glatt und zum Auf- und Abwandern geschaffen. In einigen der natürlichen Nischen hoch über  dem Boden an den Felswänden fanden wir noch Bambuspritschen von dort noch vor einigen  Jahren lebenden Einsiedlermönchen."

[Hecker, Hellmuth <1923 - >: Der erste deutsche Bhikkhu : das bewegte Leben des Ehrwürdigen Nyânatiloka (1878-1957) und seine Schüler. -- Konstanz : Universität, 1995. -- 363 S. -- (Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus" -- Forschungsberichte). -- S. 21f.]

1904-Ende

Ende 1904 geht er mit dem indischen Mönch Kosambi Dhammananda zu den berühmten Meditationshöhlen bei Sagaing (Ober-Burma), wo er unter einem Mönch, der als Arhant galt, Meditation übte.

1905

Rückkehr nach Ceylon, weiteres Studium des Pali und der kanonischen Texte. Erste deutsche Übersetzungen in: Der Buddhist


1905-04

Der Buddhist : unabhängige deutsche Monatsschrift für das Gesamtgebiet des Buddhismus / Hrsg. von Karl B. Seidenstücker -- Leipzig: Buddhistischer Verlag [der Theosophischen Zentral-Buchhandlung affiliiert].
1. Jahrgang. 2449 nach Buddha. -- April 1905 -- März 1906. -- 12 Nummern, 384 S.
2. Band, Heft 1-3
Dann gerieten die Theosophische Zentralbuchhandlung und der ihr angeschlossene Buddhistische Verlag in Zahlungsschwierigkeiten, deshalb erscheint Heft 4 erst: August 1910. Damit stellt die Zeitschrift der Buddhist ihr Erscheinen ein. Charakterisierung später.

Die buddhistische Welt : deutsche Monatsblätter zur Orientierung über die buddhistische Mission im Morgen- und Abendlande / Publikationsorgan des Buddhistischen Missions-Vereins in Deutschland. Hrsg. von Karl B. Seidenstücker -- Leipzig: Buddhistischer Verlag [der Theosophischen Zentral-Buchhandlung affiliiert]
Beiblatt zu Der Buddhist.
1. Jahrgang. 2449 nach Buddha. April 1905-März 1906. -- 96 S.
2, Nr. 1-3. Dann Zahlungsschwierigkeiten (s. bei Der Buddhist ), deshalb Nr. 4 erst August 1910.


1906

Nyânatiloka nimmt erste Schüler auf:

"Eines Tages erschien hier ein zwanzigjähriger Holländer, Sohn eines reichen Kaufmanns von Amsterdam (N. Bergendahl), ein äußerst schüchterner, aber sehr braver Mensch, mit der Absicht, Mönch zu werden. Kurze Zeit darauf erschien ein Deutscher, namens Stange, ' zusammen mit einem Polen, dem späteren Dr. Sobczack.

Bergendahl und Stange nahm ich unter Veranstaltung großer Festlichkeiten als Novizen auf, Namen: Suñño und Sumano.

Nach einiger Zeit begab sich Suñño auf Wanderungen in Indien, besuchte dort auch Frau Annie Besant,  die Präsidentin der Theosophischen Gesellschaft Adyar, wo ihm infolge seiner pathologischen Geistesverfassung eine Reihe recht bedenklicher Halluzinationen aufstiegen. Diese hatte er für Wirklichkeit genommen, ließ sich aber bald von mir aufklären. Auch als Kind schon hatte Suñño mit Platzangst zu kämpfen. (Über weitere pathologische Fälle unter meinen Schülern möchte ich lieber schweigen, obwohl diese ein gutes Feld für einen Psychiater bieten mögen.)

Bei Sumano kam nach einiger Zeit die in ihm, nach seinem Laienbild zu urteilen, bereits schon vorher latent schlummernde Schwindsucht zum Ausbruch. Er verließ daher Ceylon, wo er die Tage vor seiner Abreise nach Europa in der Maitreya Hall verbrachte. Der deutsche Konsul Freudenberg legte das Geld für das Schiffsbillett aus (das damals bloß 180 Rupees betrug) , wofür der siamesische Prinzmönch seine Garantie ausstellte."

[Hecker, Hellmuth <1923 - >: Der erste deutsche Bhikkhu : das bewegte Leben des Ehrwürdigen Nyânatiloka (1878-1957) und seine Schüler. -- Konstanz : Universität, 1995. -- 363 S. -- (Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus" -- Forschungsberichte). -- S. 21f.]

Zu Fritz Stange s.: Hecker, Hellmuth <1923 - >: Lebensbilder deutscher Buddhisten ; ein bio-bibliographisches Handbuch. -- Konstanz : Universität Konstanz. -- Band II: Die Nachfolger. -- 1992. -- (Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus". Forschungsberichte ; 5). -- S. 232-234.

1906

Nyânatiloka: Das Wort des Buddha : eine Übersicht über das ethisch-philosophische System des Buddha in den Worten des Sutta-Pitakam des Pâli-Kanoins nebst Erläuterungen / Mit einer Einleitung versehen von Karl Seidenstücker. -- Leipzig : Grieben, 1906. -- 72 S. -- Online: http://www.palikanon.com/buddhbib/01wrtbuddhas/00wortbuddhas.htm. -- Zugriff am 2003-07-14

Es erscheinen 5 deutsche Auflagen, sowie Übersetzungen in

  1. Englisch, 1907 (16 Auflagen)
  2. Französisch, 1935 (2 Aufl.)
  3. Italienisch, 1919
  4. Russisch, 1907
  5. Pali, 1914 (mehrere Ausgaben)
  6. Singhalesisch, 1964
  7. Spanisch, 1943 (Buenos Aires)
  8. Bengali
  9. Finnisch
  10. Hindi
  11. Japanisch
  12. Javanisch
  13. Polnisch
  14. Thai
  15. Tschechisch

1906


Abb.: Sîlâcâra, ca. 1907
[Bildquelle: Archiv Hermann Schiewe]

Während eines kurzen Aufenthalts in Burma nimmt Nyânatiloka den Schotten J. F. McKechnie (1871-1951) als Novizen auf (Ordensname als Mönch: Sîlâcâra ).

Sîlâcâra trat 1925 wieder aus dem Orden aus, und kehrte aus Gesundheitsgründen nach England zurück, er starb 1951 in einem Altersheim in Bury.

"THE BHIKKHU SILACARA A Biography

In 1906 a Scotsman in his thirty-fifth year, known as J.F. McKechnie, was admitted to the Sangha by the Thera U Kumara at Kyun Daw Gone Kyaung (Temple), Kemmendine, Rangoon, Burma. He was given the Bhikku's name of Silacara. The new monk had come to the country about the beginning of this century, having, whilst in Glasgow, read about Buddhism in a copy of the magazine Buddhism which he found in the public library, and answered an advertisement of its editor the Bhikkhu Ananda Metteyya (Alan Bennett, in lay life) for one with literary ability to assist him in the editorial work in Rangoon. McKechnie remained with the British Buddhist monk until the magazine ceased publication. Then, prior to his own entering the Sangha as noted above, he taught for a year in the Buddhist boys' school of Mme Hla Oung.

The future Bhikkhu was born in Hull, Yorkshire, on October 22nd, 1871. His father was a famous baritone singer, Sir Charles Santley, and his mother was Caroline Mavis. After the years of schooling, till he was 21, he worked as apprentice to the trade of Stock-cutter in a clothing factory, emigrating therefrom to America to work for four years on a fruit and dairy farm. The Bhikkhu Silacara worked untiringly, writing, preaching, traveling. He once went on a mission to Sikkim, on the Maharajah's invitation, but the mission bore hardly any fruit owing to the point of view of the lamas who thought that pure Buddhism would be corrupted, if in the hands of the ignorant peasant.

He broke down in health, contracting nervous asthma, complicated with heart trouble, and on the advice of the German Buddhist Dr. P. Dahlke, left the robes and for England late in 1925. Here he worked with the Anagarika Dharmapala at the Mahabodhi Society's British branch, lecturing and editing the British Buddhist. His health suffered again and in 1932 when he had to leave London to live in Surrey. But he never ceased to work, for he wrote to Buddhist Magazines in the country, in Ceylon, Burma, Germany, etc.

During World War II his little retreat Wisboro Green having been sold, he entered an Old Persons' Home at Bury, where he, who had led the austere life of a Buddhist monk, bore the hard way of a state charitable institution with equanimity until his death three years ago.

Of the books on Buddhism which he wrote, those perhaps best known to Ceylon Buddhists are The Four Noble Truths, The Eightfold Path, Kamma, Lotus Blossoms. In the early twenties Ceylon readers of the Buddhist Chronicle, a paper started by Mr. P. de. S. Kularatne, the Principal of Ananda College, Colombo, were greatly encouraged by the vigorous contribution which the Bhikkhu made regularly. The interest of these articles was heightened specially by the fact that there was a controversy going on at that time, the leader on the Buddhist side being American Buddhist Scholar of Mahayana, Dr. W. Y. Evans-Wentz

The Bhikkhu also contributed a number of articles to the Buddhist Annual of Ceylon an illustrated magazine of a high order which the firm Messrs. W. E. Bastain & Co. of Colombo were publishing with great acceptance to places and people all over the world wherever Orientalia found welcome, and these were a formidable tally. For this Firm he specially wrote the Young People's Life of the Buddha the popularity of which remains undimmed throughout the decades in which it is being reprinted."


Abb.: Einbandtitel  einer modernen Ausgabe

[Quelle: http://www.angelfire.com/on2/buddhism/life.html. -- Zugriff am 2003-06-17]

1907


Abb.: Dhammânusârî  (Walter Markgraf)
[Bildquelle: Archiv Hermann Schiewe]

Nyânatiloka nimmt in Burma kurz nach McKechnie Walter Markgraf (gefallen 1914/15) als Novizen auf (Dhammânusârî ). Markgraf war Buchhändler in der Schweiz gewesen und kam durch Subhadra Bhikschu's Katechismus zum Buddhismus. Er blieb nur ein halbes Jahr als Novize und kehrte dann nach Europa zurück.

Zu Markgraf s.: Hecker, Hellmuth <1923 - >: Lebensbilder deutscher Buddhisten ; ein bio-bibliographisches Handbuch. -- Konstanz : Universität Konstanz
Band II: Die Nachfolger. -- 1992. -- (Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus". Forschungsberichte ; 5). -- S.123-126.

1907

Nyânatiloka <Übersetzer>: Die Reden des Buddha aus der "Angereihten Sammlung". -- Bd.1 : Einerbuch. -- Leipzig : Buddhistischer Verlag, 1907. -- 96 S.


7. Vihâra-Streit und Vihâra-Sammlung


1907

Buddhistische Warte : Monatshefte für Ethik, Erkenntnis und Geisteskultur / Organ der "Buddhistischen Gesellschaft". Hrsg. von Karl Seidenstücker. -- Leipzig : Verlag der Mahâbodhi-Zentrale. -- 1. Jhrg. 2451 nach Buddha. April 1907 -- März 1908. 12 Nr., 372 S. -- 2. Bd., Nr 1/2-3/4. April -- Juli 1908. -- Nr 5/8: April-Nov. 1908 ohne Zusatz "Organ der Buddhistischen Gesellschaft". -- Nr 9/10-11/12. Mai -- Aug. 1911. -- III.Nr 1/2-3/4. Sept.Dez 1911: Untertitel: Eine Monatsschrift für Buddhismus. Deutsches Organ der Mahâbodhi-Gesellschaft (s.u.)]

Darin in 1.No 9, Dezember 1907: Karl Seidenstücker: Was bringt uns die Zukunft? zur Frage der Einführung eines Sangha im Abendland:

"Bhikkhu Nyânatiloka teilte mir im Sommer 1907 mit, dass er sich mit der Absicht trage, in Deutschland oder in der südlichen Schweiz einen europäischen Vihâro, besonders für Deutsche, ins Leben zu rufen. Ich gab darauf meinen Bedenken Ausdruck, die der Gründung einer buddhistischen Ordens-Niederlassung im Deutschen Reiche entgegenstehen, obwohl mir natürlich der Gedanke an sich sehr sympatisch war. Es handelt sich hierbei um Bedenken, auf die ich im weiteren verlauf meiner Ausführungen noch kommen werde.

Nun existiert in Lugano (Kanton Tessin) eine Siedelung gebildeter und gelehrter Männer unter dem Namen Coenobium. Diese Vereinigung gibt eine sehr vornehme Zeitschrift in italienischer und französischer Sprache heraus unter dem Titel: Coenobium : Rivista internazionale di liberi studi. Die Richtung, in der sich diese Vereinigung mit ihrer Zeitschrift bewegt, ist der des Buddhismus naturgemäß nahe verwandt, und so kann es nicht wunder nehmen, dass in diesen Kreisen eine große Sympathie für die buddhistische Religionsphilosophie besteht. Kurz, Bhikkhu Nyânatiloka setzte sich mit Coenobium in Verbindung zwecks Ventilierung der Frage nach der Gründung einer Bhikkhu-Ansiedlung in der dortigen Gegend. Das Resultat dieses Meinungsaustausches ist ein anscheinend günstiges gewesen. Das Projekt hat jetzt bereits greifbare Gestalt angenommen, wie uns ein heute aus Rangûn von Sâmanero Dhammânusârî zugegangener Brief beweist, aus dem wir folgende Stellen hier wiedergeben wollen:

... »Es wäre nun, wie ich glaube, gut, wenn Sie in der Buddh. Warte eine Mitteilung darüber bringen würden und gleichzeitig zur Gründung eines Fonds aufforderten. Wir haben für den Anfang die Absicht, ein etwa einen Morgen großes Stück Land zu kaufen, das einige Stunden von Lugano entfernt, nach der Mitteilung des Coenobium 1800 bis 3000 fr. kostet. Aus diesem, dem Sangha gehörenden Gebiete, haben wir die Absicht, für jedes Mitglied eine kleine, 3 Meter hohe, 3 Meter breite und 5 Meter lange Hütte zu errichten.

Es ist wahrscheinlich, dass ich für die erste Zeit nur als Laienanhänger dort lebe und gleichzeitig die Geschäfte der Ansiedlung führe, d.h. den Garten bepflanze, das Geld verwalte und für Essen etc. Sorge trage. Ich selbst habe die Absicht, einen Teil des Landes aus eigenen Mitteln zu kaufen oder dicht an die Ansiedlung sich anschließendes Land zu erwerben. So hätten wir durch Gemüse, Obst etc. eine gute Hilfe. Ich erwarte nun ebensowenig wie Nyânatiloka, dass in Deutschland das ganze notwendige Geld erworben werden soll, aber es erscheint doch ziemlich leicht, unter den dortigen Buddhisten einige hundert Mark zu sammeln. Die Gründung des ersten Vihâro in Europa ist der erste wirkliche Fortschritt, durch den die Lehre des Buddha tatsächlich in Europa eingeführt wird. Es will mir scheinen, als sei dieses unser Ziel zunächst das wichtigste, dem gegenüber alle anderen Absichten der deutschen Buddhisten in den Hintergrund treten müsse. Sind einmal tatsächlich Bhikkhus in Europa angesiedelt, wird sich die Lehre schnell ausbreiten, wie ich nicht bezweifle. Ich hoffe, dass Sie uns behilflich sein werden, soviel Sie können, damit ich im Herbste 1908 nach dort kommen kann, um im Verein mit dem Coenobium die Sache in die Wege zu leiten ... «

Dies wäre also die wichtige Sache, um die es sich handelt, der bedeutungsvolle Punkt, mit dem wir uns an dieser Stelle zu beschäftigen haben. ...

Die Frage, ob die Einführung des Sangha im Abendlande wünschenswert und notwendig sei, wird, wie ich glaube, von allen Anhängern und Freunden des Buddhismus mit einem vollen ja! beantwortet werden. ...

Ich sprach soeben von dem ernsten Ringen des Bhikkhu, -- nur für diesen Fall gilt das Gesagte, und hier komme ich auf einen Punkt, der bei der Einführung des Sangha im Abendlande von vornherein berücksichtigt werden muss, wenn anders eine große Gefahr vermieden werden soll. Es gibt hier zu Lande eine ganze Legion von Elementen, die ich unter dem Sammelnamen Lichtscheue Elementargeister zusammenfassen möchte, deren Charakterisierung im Einzelnen mir der geneigte Leser aber ersparen mag. Es ist dies die Schar jener fragwürdigen Naturen, die, wo und wann immer eine neue Institution auftaucht, sich mit einem wahren Feuereifer darauf stürzen in der Hoffnung, dass hier im Trüben zu fischen und »etwas zu machen« sei. So sehen wir diese unsauberen und unlauteren Charaktere häufig in theosophischen und anderen Gesellschaften und Konventikeln ihr Unwesen treiben, wobei ihnen als Leitstern wohl der Gedanke vorschwebt, dort ihrer Trägheit einen Tempel bauen und ihrer Tagedieberei eine Sinecure errichten zu können. Nun ist es ganz und gar nicht ausgeschlossen, sondern im Gegenteil höchst wahrscheinlich, dass Leute aus jenen Reihen, denen nichts heilig, das Heilige vielmehr gerade gut genug ist, um es als Deckmantel für ihre lichtscheuen Absichten zu benutzen, sich auch des Sangha, sobald dieser im Abendlande eingeführt ist, als Zielscheibe ihrer Annäherungsversuche ausersehen werden. Sich einem dolce far niente überlassen, wobei hnen der Vihâro in seiner abgeschlossenen Einsamkeit als willkommenes Elysium erscheint, in dessen Tore sie mit scheinheiliger Miene und gesalbten Gliedern einziehen ... Nur für den Edlen und Aufrichtigen ist in dem Orden des Buddha die Stätte bereitet.

Nun ein anderer Punkt.Europa ist nicht Asien, und die kulturellen und wirtschaftlichen Zustände und Anschauungen hier sind gänzlich verschieden von den dort herrschenden. Dies ist bei der projektierten Vihâra-Gründung wohl im Auge zu behalten. Gewisse Abänderungen in rein äußerlichen, formellen Angelegenheiten des Mönchs-Lebens unter dem Gesichtspunkt der Anpassung an die bei uns obwaltenden Verhältnisse sind vorzunehmen und auch leicht ohne Tangierung der eigentlichen Ordens-Disziplin durchzuführen; Buddha selbst hat dies in seiner weitherzigen Anschauung gestattet. Da wäre z.B. die Frage des Unterhaltes. Es scheint mir ein glücklicher Gedanke Nyânatiloka's zu sein, die Nahrung durch Obst- und Gartenbau zu bestreiten, dessen Pflege einem resp. mehreren Novizen oder dort ansässigen Laienanhängern anvertraut ist. Wäre es ferner nicht zu ermöglichen, dass bei dem Vihâro eine Art Rasthaus gebaut würde, in welchem Gesinnungsfreunde zeitweise verweilen könnten und dass der für den Aufenthalt entrichtete Obolus ebenfalls zum Unterhalt der Bhikkus verwendet würde? Vielleicht wäre auch die Idee nicht von der Hand zu weisen, im Laufe der Zeit mit dem Vihâro ein buddhistisches Lehrinstitut zu verbinden, dessen Leitung in den Händen eines erprobten Mönches läge und die für den Unterricht erstatteten Honorare als dem Sangha vermachte Dotationen zu gelten hätten.

Wie mir Bhikkhu Nyânatiloka vor einiger Zeit schrieb, sollen nun einige Glieder der Niederlassung als Missionare (sit venia verbi!) durch Deutschland (und dann wohl auch durch andere Länder) reisen und in allen größeren Städten Vortäge halten. Der Gedanke selbst ist sehr schön, und wir begrüßen ihn mit lebhafter Freude. Aber ich möchte bei dieser Gelegenheit nicht verfehlen, die Aufmerksamkeit auf einen Punkt zu lenken, der mir von großer Wichtigkeit zu sein scheint. Bekanntlich stehen die Tore des Sangha jedem ernstlich strebenden Manne offen, der gewillt ist, das reine Leben des Bhikkhu zu führen, gleichviel, welcher Rasse, Nationalität und welchem Stande der Aspirant angehören mag. So wird es natürlich auch in unserem Vihâro der Fall sein, und dagegen ist nichts einzuwenden. Es ich nur, ob bei denjenigen Bhikkhus, die zu Vortragenden und Predigern ausersehen werden, nicht gewisse Qualifikationen erforderlich seien. Ich meine, ja! ...Ich meine, es ist unbedingt notwendig, dass die, welche als Vertreter des Buddhismus coram publico im Abendlande auftreten, Männer sind, die auf eine vielseitige Bildung zurückblicken und über ein gediegenes, möglichst umfassendes Wissen verfügen. namentlich Philosophie und Naturwissenschaft dürfen dem für den Buddhismus Wirkenden keine terrae incognitae sein; wenigstens muss er soviel davon wissen, um einem Gegner Rede und Antwort zu stehen. Welchen kläglichen Eindruck macht es z.B. wenn einer der vielen Charlatane, die in theosophischen Kreisen nicht auszusterben scheinen, einen Vortrag über ein hochtönendes Thema hält, dabei mit unverdauten Sanskrit-Ausdrücken um sich wirft, und dann, wenn ihm in der Diskussion die Pistole auf die Brust gesetzt wird, in demselben Grade sich in sein angebliches jenseitiges »Wissen« zurückzieht, je fadenscheiniger und dürftiger sein diesseitiges Wissen über die festgefügte Sinnenwelt ist?! 'Fauler Zauber! Charlatanerie!' Das ist der Eindruck, den der gebildete Zuhörer davon mit nach Hause nimmt.

...

Ein weiteres notwendiges Erfordernis für die in Deutschland missionierenden Bhikkhus ist, dass sie nicht nur Deutsche, sondern sogar deutsche Reichsangehörige sein müsse; es könnte sonst, namentlich in Preußen, gar leicht der Ausweisungs-Apparat in Funktion treten. ... In England ist es möglich, dass ein Universitätsprofessor sich an die Spitze der buddhistischen Bewegung stellt, aber in Deutschland -- --, o ihr gütigen Götter!

...

Alles dieses schreibe ich, um darzutun, dass ein in Deutschland als Missionar wirkender Bhikkhu, der sich auf Grund seiner Ordensssatzung selbst nicht einmal einer schneidigen und schneidenden Replik bedienen darf, hier zu Lande nicht gerade auf Rosen gebettet sein wird. Er bedarf unbedingt eines starken Rückhaltes, eines Schutzes, -- und hier stoße ich auf die Kernfrage: Ist es nicht opportun, mit der Gründung eines Vihâro und der damit verbundenen Missionstätigkeit zu warten, bis wir in Deutschland eine leidlich erstarkte buddhistische Laien-Gemeinde haben?

...

"Die buddhistische Gemeinde müsste sich von vornherein auf denkbar breitester Basis aufbauen; sie dürfte beileibe nicht auf ein besonderes »Bekenntnis« zugeschnitten sein oder einer bestimmten Richtung innerhalb des Buddhismus dienen. Nur um Himmels Willen keine Scholastik, keine Dogmatik, nichts Kirchliches! Innerhalb der Gemeinde könnten sich dann wieder verschiedene Gruppen enger zusammenschliessen. Das Fundament der Gemeinschaft muss aber völlig undogmatisch sein, gleichsam ein Terrain bilden, auf dem alle Richtungen zu stehen vermögen, und die freieste Entfaltung der individuellen Anschauung Gewähr leisten.[sic] Die Aufstellung der Grundprinzipien, auf denen die Gemeinde ruht, dürfte keine besonderen Schwierigkeiten bereiten, und in rituellen Fragen müsste größte Freiheit herrschen."

...

Im Laufe der Zeit würde es die Gemeinde dann auf legalem Wege auch erreichen, in die Reihe der staatlich anerkannten Religions-Gemeinschaften einzutreten."


[Die buddhistische Warte. -- 1 (1907/08). -- S. 257-269].

1907

Eine birmanische Dame, die Hauptunterstützerin Nyanatilokas -- Frau Hla Oung -- kauft Areal bei Rangoon, um abendländischen Mönchen ein Vihâro darauf zu bauen.

"Diese Gründung war insofern nötig und wünschenswert, als es heute für Abendländer in mancher Hinsicht nicht leicht ist, in einem Vihâro von Eingeborenen zu leben. Die Verschiedenheit in Sprache, Sitte Anschauung und manchen anderen Dingen ist zu groß, als dass sie ohne weiteres eliminiert werden könnte. Wir begrüßen deshalb die Gründung des ersten europäischen Vihâro..."

[Buddhistische Warte. -- 1 (1907/08). -- S. 125.]

1908-02

Walter Markgraf (Sâmanera Dhammanusari) und Nyânatiloka versenden von Rangoon aus ein Rundschreiben in mehreren hundert Exemplaren an alle führende Buddhisten in Asien und Europa, in dem sie die Gründung eines Vihâra (Einsiedelei) in Europa anregten und zu einer Spende aufriefen. Auch in Deutschland wurden diese Schreiben in über dreißig Exemplaren verbreitet. Man dachte an einen Ort im Tessin, wo die klimatischen Verhältnisse am günstigsten zu sein schienen. Dieser Aufruf hatte jedoch keinen Erfolg. Markgraf legte bald das Novizengewand ab und kehrte 1909 nach Breslau zurück, gründet dort den (buddhistischen Verlag) Walter Markgraf.

1908-03

Buddhistische Warte 1.No 12. -- März 1908: [Anonymus]: Neo-Buddhismus.zur selben Frage, insbesondere auch, ob asiatische Mönche als Missionare ins Abendland kommen sollen:

 

"Der Schreiber wendet sich dann entschieden gegen einen etwaigen Import asiatischer Bhikkhus, weil »dadurch die Sache heillos kompromittiert und auf den Rang einer exotischen Merkwürdigkeit herabgedrückt würde, die man sich ansieht, wie die Zulukarawane oder die Naturmenschen auf dem Monte Verità bei Locarno, aber die man nicht ernst nimmt. ...

Da die Sache brennend wird, möchte ich Ihnen gleich einige für orthodoxe Ohren ketzerische Sätze vortragen, die für mich das Grundprogramm bilden, auf dem fußend überhaupt in europäischen Landen im buddhistischen Sinne gearbeitet werden kann. ...

  1. Der buddhistische Kanon, wie er durch die jahrtausende Gestalt gewonnen hat und jetzt besteht, ist für Europa unbrauchbar nach Form, Ausdruck, Umfang. Tüchtige Männer, mit dem Buddhismus und moderner Philosophie und Naturwissenschaft gleicherweise vertraut, müssen das Brauchbare ausziehen und in moderne Form bringen, um es weiteren Kreisen zugänglich und genießbar zu machen. Denn nur der Geist und das innere Wesen der Lehre ist bleibend, die Form hinfällig und veraltet.
  2. Die Satzung der Brüderschaft ist indisches Produkt, aus der Zeit, dem Klima und einer vergangenen Epoche geboren, bedarf daher gänzlicher Umwälzung. Kleidung, Lebensweise, Beschäftigung des Bhikkhu müssen gemäß dem Klima, den veränderten Lebensverhältnissen usw. ganz neu gestaltet werden.
  3. Das können nur Europäer tun, und ehe dies nicht durch fähige Köpfe geschehen und durch eine Übereinkunft zwischen den europäischen Buddhisten einigermaßen, wenigstens in den Hauptgrundzügen geregelt ist, kann man an die Errichtung eines Vihâro gar nicht denken, ohne der Sache tiefgehenden Schaden zuzufügen.
  4. Jeder Import asiatischer Lebensformen und Mönchsregeln, geistlicher Exercitien usw. sowie brauner Brüder ist gänzlich unstatthaft, dem sich zu widersetzen für jeden Pflicht wird, der es mit der Verbreitung reformatorischer, buddhistischer Ideen ehrlich meint und Einsicht genug hat, die Wirkung solch' verkehrten Beginnens vorauszushen.«"


[Die buddhistische Warte. -- 1 (1907/08). -- S. 370-371]..

1909-07

Die buddhistische Welt : deutsche Monatsschrift für Buddhismus. Organ der deutschen Pâli-Gesellschaft / Schriftleiter: Karl B. Seidenstücker und Wolfgang Bohn. -- Breslau : Walter Markgraf. -- 3. Jahrgang (1.Juli 19091.Juni 1910). -- 12 Nr., 120 S.
Ist nicht mehr nur Nachrichtenblatt wie Vorgänger, sondern Vollzeitschrift. In Nr 9, März 1910 teilt Seidenstücker mit, dass er die Schriftleitung abgegeben hat

"weil der Standpunkt, den der Herr Verleger und Eigentümer der buddhistischen Welt, Walter Markgraf in Breslau, in seiner Beurteilung des Buddhismus einnimmt, sowie seine Stellung zu gewissen Fragen von theoretischer und praktischer Bedeutung von meiner Anschauung in erheblichen Masse abweichen."

[Die buddhistische Welt. -- 3 (1910). -- S. 90].

1909-09-12

Gründung der Deutschen Pâli-Gesellschaft. Vorsitzender Walter Markgraf. Nach § 2. Abs 4 der Satzung gehört zu den Mitteln, derer sich die Gesellschaft bedienen will die

"Unterstützung eines Vihâro (Einsiedelei) in Europa [auf deutschem Sprachgebiete]."

[Die buddhistische Welt. -- 4 (Aug. 1910). -- S. 58; Text zwischen [ ] wurde am 1.5.1910 hinzugefügt].

Bei der Jahres-Hauptversammlung am 1910-10-09 wird in der Satzung § 2. Abs. "Gründung eines Vihâro in Europa auf deutschem Boden" auf Antrag Markgrafs ersetzt durch

"4. durch allgemeine Unterstützung buddhistischer Bestrebungen."
"Begründung: Viele, sonst ganz buddhistisch denkende Europäer sympathisieren mit der Unterstützung eines Vihâro in Europa nicht; man sollte daher dieselbe nicht ausdrücklich in den Statuten ansprechen. Dieser Antrag wird einstimmig angenommen."


[Die buddhistische Welt. -- 4 (Aug. 1910). -- S. 121]

1909-09

Aufrufe von Markgraf und Vâsettho in der Buddhistischen Welt:

"Die Gründung eines europäischen Vihâro im Kanton Tessin (Schweiz)
von Walter Markgraf (Breslau)

Im Februar 1908 versandte ich als Sâmanero Dhammânusârî , Rangoon, in Gemeinschaft mit Rev. Nyânatiloka, Bhikkhu, in mehreren hundert Exemplaren ein an alle bedeutenden Buddhisten der alten und neuen Welt gerichtetes Rundschreiben, in dem die Gründung eine Vihâro (Einsiedelei) in Europa nahegelegt wurde.

Auch in Deutschland wurden diese Schreiben in einigen dreißig Exemplaren verbreitet, und in der 'Buddhistischen Warte' erschien ein längerer Artikel, der sich mit der fraglichen Angelegenheit beschäftigte. -- Leider mit durchaus negativem Erfolge, ja, die Briefe einiger deutscher Buddha-Interessenten waren in einem Tone gehalten, aus dem nur schwer irgendwelche buddhistische Gesinnung herauszulesen war.

Einige sympathische Briefe liefen aus Amerika, Italien und der Schweiz ein, und Geld, -- je nun, dass nicht viel von Europa zu hoffen war, ist uns von vorneherein klar gewesen, aber ein so gänzliches Versagen jeder Hilfe wirkte doch peinlich.

Besser war es in Asien. Es spendeten die königlichen Prinzen von Siam zusammen 300 Rs., und Yeo Eng Biam Esq., Rangoon, ein reicher chinesischer Kaufherr, 400 Rs., wofür ihnen an dieser Stelle noch gedankt sei.

Es sind demnach zur Verwirklichung des Planes ca 1000 Mk. gesammelt, die z.Z. in der Bank zu Colombo ihrer Verwendung entgegenharren.

Indessen ist dieser Betrag zu unbedeutend, als dass mit seiner Hilfe an irgend welche praktische Ausführung des Projektes herangetreten werden könnte. Es ist freilich nicht nötig, für jeden einzelnen Bhikkhu ca. 2000 Mk. auf Zinsen zu legen, wie ein Buddhist äußerte, denn es fällt einesteils heute keinem Menschen ein, von Zinsen leben zu wollen, und andererseits hätten wir dann keine Bhikkhus, sondern Rentiers in Tessin.

Zur Fertigstellung des Vihâro dürften ca. 10000 Mk. nötig sein. es soll an durchaus einsam gelegener Stelle in den südlichen Alpen, ein kleines Gebiet Land (etwa 2-4 Morgen), angekauft werden, das dem Sangho übergeben werden müsste und an welches keine einzelne Person Besitzrechte geltend machen könnte. Auf diesem Gebiete würde für jeden Bhikkhu eine Hütte aus Stein errichtet werden, die, da es am Lago di Lugano stets warm ist, nur leicht gebaut zu sein brauchte. Für Nahrung und Kleidung hätten einesteils freiwillige Spenden resp. eine Vereinigung zu sorgen, aber der größte Teil der Nahrung würde sich, bei der eminenten Fruchtbarkeit des Landes, leicht durch Gartenbau, Bienenzucht etc. beschaffen lassen. Zu dem Zwecke würde ein guter Buddhist die Leitung der weltlichen Angelegenheiten der Einsiedelei zu übernehmen haben. Dass einesteils die Lage eine durchaus einsame sei, und dass andererseits eine in weltlichen Dingen wohl erfahrene, energische Persönlichkeit die Leitung der äußeren Geschäfte übernehme, ist besonders wichtig, damit den Bhikkhus und Novizen die Ruhe und Stille gewährleistet wird, die eben notwendig ist, und die wir im Weltleben, oft während unseres ganzen Lebens, vergeblich suchen.

Nach dem von Rev. Nyânatiloka, meinem lieben Lehrer, gefassten Plane würde ein fleißiges Pâli-Studium und Übersetzen alter buddhistischer Texte in europäische Sprachen für jeden Bhikkhu obligatorisch sein, und gerade dadurch würde sich der große Einfluss auf die Ausbreitung der Lehre bald zeigen. Man darf nicht vergessen, dass die klimatischen Verhältnisse in Burma durchaus ungesunde sind, und dass oft eine schier übermenschliche Willenskraft dazu gehört, sich bei einer Temperatur von weit über 30° R zum Arbeiten niederzusetzen. Dazu kommt, dass durch Fieber, schlechtes Trinkwasser und oft ganz ungenügende Nahrung (Reis mit etwas Gewürz, und das nur bis 12 Uhr mittags) der Körper eines aus nördlichen Gegenden stammenden Bhikkhu von Stahl sein müsste, der es lange dabei aushielte.

Und wenn wir uns nun Buddhisten nennen und uns bemühen, ernsthaft dem Ziele zuzuschreiten, so sollten wir auch unseren Vorkämpfern, denen, die durch ihre Übersetzungen und Werke uns erst auf die Lehre aufmerksam gemacht haben, ein Plätzchen bieten können, in denen [sic!] sie in Ruhe sich ihrer Arbeit hingeben könnten.

Wie mir Rev. Nyânatiloka s. Z. mitteilte, müsste ein jeder, der Mitglied im Sangho zu werden wünscht, erst eine längere Zeit als Laie (Upâsako) mit strenger Innehaltung der buddhistischen Gebote, und darauf etwa ein Jahr als Novize, sich im Vihâro aufhalten. Erst dann, wenn der Bewerber sich über seinen Wunsch völlig klar geworden ist, würde seine Aufnahme als Bhikkhu erfolgen. Dass ein Bhikkhu jederzeit zum Weltleben zurückkehren kann, also sich nicht für Lebenszeit bindet, dürfte ja bekannt sein. ... "

[Die buddhistische Welt. -- 3 (1909). -- S. 17-18].

[Zum Vergleich: 1913 war der durchschnittliche Jahreslohn eines Arbeiters 1163 Mk. ein preußischer Volksschullehrer verdiente 1911 pro Jahr 2718 Mk].

"Die Einführung des Sangho in Deutschland
von Vâsettho [= Wolfgang Bohn]

...

Ist aber erst einmal die buddhistische Gemeinde eine anderen Gemeinden gleichberechtigte Religionsgenossenschaft geworden, dann ist gar kein Grund vorhanden, den gelben Mönchen nicht ebenso das Einsammeln der Gaben zu gestatten, wie es den braunen, schwarzen und weißen Kutten in allen katholischen und vielen nichtkatholischen Ländern erlaubt ist, allwo selbst die Ausgehschwestern der Nonnenklöster mit dem Wagen herumziehen dürfen, um Kartoffeln, Getreide, Äpfel und andere nützliche Dinge zu erbetteln.

...

Wenn die Verhältnisse es erfordern, dass mit den ersten Bhikkhus unseres Volkes auch Brüder von dunklerer und gelber Hautfarbe bei uns erscheinen, so hieße es doch die Zeit, in der wir leben, verkennen, wenn wir uns weigern wollten, aus deren Hand die Religion Buddhas entgegen zu nehmen. Wir sind heute, besonders in der Medizin und den Naturwissenschaften, gewöhnt, die Japaner z.B. als durchaus gleichwertige Arbeiter zu schätzen, die Ergebnisse ihrer Forscherarbeit durchaus in unsre Wissenschaft aufzunehmen, sind gewöhnt, auf dem Gebiete der Sprachwissenschaften ebenso von Indern zu lernen, wie von europäischen Philologen, dass kein rechter Grund vorhanden ist, gerade auf dem Gebiete der Weltanschauung nur das nehmen zu wollen, was unsre Landsleute bieten, dagegen die Religion Buddhas gerade aus der Hand derer zu verschmähen, bei denen der Erhabene einst gelebt hat, die diese Lehre durch treue Überlieferung durch den Lauf der Jahrtausende am besten kennen gelernt haben.

...

Ich möchte auch noch einen Grund für die Einführung des Sangho anführen, der zwar pro domo gilt, aber bei dem doch einer für viele spricht: nämlich unser Interesse, unsere Freunde und Volksgenossen, welche Erkenntnis und Erlösungsbedürfnis nach dem Sangho treibt, nicht zu verlieren im Kampfe gegen ein mörderisches Klima, oder im Aufgehen innerhalb eines fernen Volkes und Landes, und unser Interesse, uns selbst die Stätte zu sichern, in der wir, einst müde und vom irdischen Werke frei, wenn auch mit weißem Haare und gebeugtem Rücken, uns unserm Seelenheile, dem Streben nach der Erlösung ungestört widmen können, ohne noch den Todesweg nach der fremden Erde zu gehen."

[Die buddhistische Welt. -- 3 (1909). -- S. 18-20].

1910-02

Sumano Samanero [= Fritz Stange (1874-1910)] stirbt in Ceylon an Dysenterie:

"Ein Briefauszug. Was ich über den Tod des S. Sûmano sagen kann, ist folgendes: Im Herbste vorigen Jahres machten Bhikkhu Nyânatiloka, ein burmesischer Mönch Sîlâvamsa und ich eine wöchentliche Fußtour durch Südwest-Ceylon über den Adampspik und kamen nach Bandarawela. Erst suchten wir drei die kleine kaum 3x4 m große Lehmhütte auf, in welcher Sûmano lebte und starb. Dieselbe liegt sehr einsam außerhalb des Dorfes zwischen kahlen Grashügeln, so dass kein Ton zu hören (vom Dorfe) und auch keine menschliche Behausung ringsum zu sehen ist. Es ist dort öde und verlassen wie selten wo anders. Die zweite Hütte, welche zur Sterbezeit Sûmanos Suñño bewohnte, war bereits zerfallen und es war nahezu vom Regen jede Spur weggespült. Wir wollten hernach auch den Verbrennungsplatz aufsuchen, verfehlten diesen aber. Ich ging daher nochmals ohne Nyânatiloka mit dem Thera vom Kloster in Bandaravela dorthin und fand außer geschmolzenen Glasteilen noch einige kleine unverbrannte Knochensplitte, welche ich auflas und Nyânatiloka überbrachte, welche dieser als Andenken noch in Dondanduwa besitzt. Der Verbrennungsplatz liegt auf dem Gipfel eines Grashügels, von der Hütte ungefähr 10 Minuten entfernt. Knaben pflanzten einen Bhodhibaum [sic!] an dieser Stelle. Zur Verbrennung soll es einen großen Auflauf gegeben haben, darunter auch Hunderte von Christen und Mohammedanern, welche im Geheimen doch von der asketischen Lebensweise Sûmanos Respekt hatten und nun die Achtung am Verbrennungstage bezeigten, welche die Buddhisten dem Schwerkranken nicht zukommen ließen, vielfach auf Betreibung des bekannten Dhammapâla (Colombo), welcher nur gelehrten Mönchen Achtung zu geben schien und derenthalben glaubte, in Sûmano einen europäischen Ausreißer zu sehen. Sûmano würde wohl kaum dahingeschieden sein, hätte er bessere Nahrungsunterstützung gehabt, könnte vielleicht jetzt ganz gesund sein bei der Kost in Dodandowa. Ein Mönch in der Nähe, welcher Raum im Überfluss hatte und auch gute Kost, schickte Sûmano hinweg in schwerkrankem Zustande, weil dieser eben krank war und der sechzigjährige Mönch diese Krankheit fürchtete. Dabei ist dieser Mönch noch ein sonst guter. Keine Liebe und Uneigennützigkeit, obwohl er vom Jünglingsalter an vom Geben anderer zehrte. Nach der Verbrennung wurde die Asche unter die Laien gegeben und mancher Christ, Mohammedaner und Hindu nahm dieselbe ebenso gern wie Buddhisten. Suñño ging bald hernach nach Burma und wurde Bhikkhu, um bald darauf in demselben Vihâro, in dem ich nun wohne, zu erkranken, obwohl er reichliche Unterstützung von Mandalay aus hatte. Wir sind halt doch keine Tropenpflanzen.

Die Hütte, in der Sûmano starb, war auf Staatsgrund gebaut. Nyânatiloka kam um Vermessung eines kleinen, diese Hütte umgebenden Grundstücks ein. Dies wurde auch ausgeschrieben und dann versteigert. Der kathol. Missionsgesellschaft muss nun Sûmano ein harter Dorn gewesen sein. Denn viele neue Christen respektierten eben das asketische Leben Sûmanos viel mehr als die christlichen Missionare, welche jagen gehen, Glanzstiefel, Spazierstock, Tropenhut und schöne Kleider tragen, auch sonst sich nichts abgehen lassen, Alkohol trinken, monatlich 60 Rupien (ca. 100 Mk) bei freier Wohnung beziehen und noch sonstige Bezüge erhalten. Um jedenfalls einer weiteren Bewohnung dieser Hütte und weiterem Bekanntwerden derselben vorzubeugen, steigerten die Christen die Hütte mit Platzgrund um 300 Rupien, obwohl alles miteinander keine 50 Rupien wert ist und die Christen damit doch nichts anfangen können. Weiteres ist mir darüber nicht bekannt.

Bhikkhu Kondañño [= Bartel Bauer (1887-1940)]"

1910-03-23

Der Übersetzer Karl Eugen Neumann (1865-1915) in einem Brief an Georg Grimm (1868 - 1945) zum Plan einer Klostergründung in Novaggio:

"... jenen wunderlichen Brüdern in Lugano, die als unerfahrene kindische Schwärmer mit ihrem exotischen Hokuspokus eine hohe Sache lächerlich machen."

[Zitat in: Hecker, Hellmuth <1923 - >: Karl Eugen Neumann : Erstübersetzer der Reden des Buddha, Anreger zu abendländischer Spiritualität. -- Hamburg, 1986. -- 483 S. : Ill. -- S. 114]

1910-05-18

Der Übersetzer Karl Eugen Neumann (1865-1915) auf einer Postkarte an Giuseppe De Lorenzo (1871-1957) zum Plan einer Klostergründung in Novaggio:

"... und zwar in dem Sinne, dass wir jene unwürdige kindisch alberne Hokuspokuspropaganda mit barbarischen Ölgötzen, symbolischen Wagenrädern, Tiara, Rosenkranz, weißen Elefantenkonsolen, und dergleichen modernen Firlefanz-Scherzen, aufgeputzt noch mit einem aus Schopenhauer entwendeten persischen (!) Spruch in schlechtem Französisch und halb verstümmelt obendrein, absolut nichts zu schaffen haben wollen; vielmehr notgedrungen, ohne es zu wollen, unsere Stimme erheben müssen, um zu warnen vor solchem Puppenspiel mit geistigen Gütern, indem wir es als 'abusus optimi pessimus' kennzeichnen. Die Gründung in Novaggio wird in eine fürchterliche Blamage ausklingen"

[Zitat in: Hecker, Hellmuth <1923 - >: Karl Eugen Neumann : Erstübersetzer der Reden des Buddha, Anreger zu abendländischer Spiritualität. -- Hamburg, 1986. -- 483 S. : Ill. -- S. 114f.]

1910-07-21

Der Übersetzer Karl Eugen Neumann (1865-1915) in einem Brief an Giuseppe De Lorenzo (1871-1957) zum Plan einer Klostergründung in Novaggio:

"Andererseits aber wäre es kleinlich, wenn man sich mit jenen Luganern in irgend eine Fehde einließe. Sie wollen nach ihrer Weise glücklich sein und wirken. Wir dürfen eben keinen ungeeigneten Maßstab anlegen. Bleiben wir wir und lassen sie sie sein. ...

Die Brüder in Lugano sind nun aber solchen ebensowohl gotamidischen als wissenschaftlichen Erwägungen nicht gewachsen.

  • Primus [!] loco, weil ihr Haupt, Nyânatiloka, ein ehemaliger katholischer Seminarist und Priester ist: und von jenem gründlichst eingesalbten oleo sancti Spiritus ecclesiastici kann sich so jemand nicht mehr säubern.
  • Secundo loco, weil jenen Brüdern offenbar jede Ader ästhetischer Kultur mangelt, ein Mangel, den sie natürlich gar nicht empfinden"

[Zitat in: Hecker, Hellmuth <1923 - >: Karl Eugen Neumann : Erstübersetzer der Reden des Buddha, Anreger zu abendländischer Spiritualität. -- Hamburg, 1986. -- 483 S. : Ill. -- S. 115.]

1910-10

Subhadra Bhikshu (Friedrich Zimmermann, Degerloch, (1852-1917)) ruft in Die Buddhistische Welt. -- 4. -- S. 65 zu einer Vihâro-Spende auf, die er verwaltet.

1910/1911

Nyânatiloka kommt 1910 nach Europa mit dem Plan, ein Kloster im Tessin zu gründen. Eine Gründung eines Vihâro in Deutschland selbst hielt man für unmöglich, da man nicht glaubte, die staatliche Erlaubnis dafür zu gewinnen. [Die buddhistische Welt. -- 3, No 11 (Mai 1910). -- S. 108]. Er trifft in Lugano Enrico Bignani, den Herausgeber von Coenobium, der Zeitschrift in französischer und italienischer Sprache einer Vereinigung "gebildeter und gelehrter Männer" in Lugano. [Coenobium : rivista internazionale di liberi studi. -- 1 (1906) - 12(1919)]. Bignani fand für Nyânatiloka eine Almhütte am Fuß des Monte Lema bei Novaggio in der Nähe Luganos. Dort arbeite Nyânatiloka an seiner deutschen Pali-Grammatik und der deutschen Übersetzung der Puggala-Paññatti. Dort schloss sich ihm auch der Deutsche Ludwig Stolz (Vappo) (1873-1960) als Laienschüler an.


Abb.: Lage von Novaggio (©MS Encarta)

"Nach meiner Ankunft in Lugano wohnte ich zuerst bei Herrn Bignani, der mir ein sehr lieber Freund wurde. Dort wurde ich auch von Subhadra Bhikshu (Zimmermann) besucht sowie meinem Bruder und anderen. Für die Sennhütte zahlte ich übrigens monatlich 10 Frs.

Ich hatte aber unter der Kälte und dem Schnee, den ich mit Sandalen zu durchschreiten hatte, sowie der einseitigen Ernährung und dürftigen Kleidung sehr zu leiden, so dass sich mir neben meiner immer noch hartnäckigen Bronchitis auch eine schreckliche Furunkulose einstellte, die Kopf, Gesicht und Brust bedeckte und mir keinen angenehmen Schlaf gestattete.

Subhadra Bhikshus Buddhistischer Katechismus war übrigens das erste Buch, das ich über Buddhismus las (s.o.). Hier arbeitete ich auch, im Schnee sitzend, an meiner Paligrammatik und an Puggala Pannatti. Durch die Ankunft des schon lange erwarteten neuen Mönchskandidaten, des späteren Vappa-Thera, d.i. Ludwig Stolz, verbesserte sich meine primitive Lage wesentlich, denn Vappo ist ein Fachmann auf dem Gebiet des Essens und versteht sich aufs Kochen.

Mein Aufenthalt in Europa wird in allen Zeitungen besprochen und rief gewaltiges Aufsehen hervor. Von allen möglichen Reportern für die Schweiz, Italien, Deutschland etc. wurde ich aufgesucht und photographiert usw. Damals erhielt ich auch eine Reihe der phantastischsten Briefe von Medien, Psychopathen und dergleichen mehr; auch wollten sich verschiedene Menschen mir anschließen, ein französischer Graf, ein zwölfjähriger Gymnasiast aus Mailand, der von zu Hause ausgekniffen war, ein Österreicher, der schon "allerhand erreicht" haben wollte (und den ich eben gerade deshalb nicht annahm) . Dann flehte mich ein weibliches Medium an, ihr und ihrem mediumsüchtigen Sohn geistig zu helfen, und kam sogar von Deutschland, um mich zu besuchen, aber leider, nachdem ich schon wieder abgereist war. Eine italienische Schullehrerin (!) bat mich sogar, ihr ein Zahngebiss zu verschaffen, durch Vermittlung der Devas!

Ferner besuchte mich des öfteren ein mit der Blavatski  bekannt gewesener englischer Oberst, ebenso mein Bruder Armin; beide wohnten in dem Hotel hinter dem Dorf, von wo es noch zehn Minuten bis zu meiner Sennhütte waren. Infolge der unsäglichen Kälte und des dadurch bedingten schwierigen Lebens entschloss ich mich, zusammen mit dem Herrn Stolz, nach dem Süden zu ziehen, eventuell gar nach Nordafrika, um dort eine Mönchssiedlung zu errichten."

[Hecker, Hellmuth <1923 - >: Der erste deutsche Bhikkhu : das bewegte Leben des Ehrwürdigen Nyânatiloka (1878-1957) und seine Schüler. -- Konstanz : Universität, 1995. -- 363 S. -- (Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus" -- Forschungsberichte). -- S. 29f.]

Robert Landmann (Pseudonym für Werner Ackermann, 1892 - ) schreibt in seinen 1930 erstmals erschienen Erinnerungen an den Monte Veritá bei Ascona:

"Ab und zu zogen Gruppen von Buddhisten durch Ascona und quartierten sich auf dem Monte Verità ein. Sie trugen indische Gewänder und waren mit seltsamen Abzeichen geschmückt. In überschwenglicher Weise wurden sie auf der Wiese des Monte Verità in Empfang genommen und gefeiert. Es gab neben den auffallenden Sonderlingen auch Leute, die still ihr glückhaftes Dasein in dem paradiesischen Ort lebten und sich von jedem weitanschaulichen Exhibitionismus fernhielten. Es waren darunter Anthroposophen. die versuchten, ihrer Überzeugung nach zu handeln und ohne Aufhebens Gutes zu tun. wo Mitmenschen hilfsbedürftig waren."

[Landmann, Robert <1892 - > <Pseudonym für: Ackermann, Werner>: Ascona, Monte Verità : auf d. Suche nach d. Paradies. -- [Von Ursula von Wiese überarb. u. erg. Ausg. unter Mitarb. von Doris Hasenfratz]. -- Frankfurt/M [u.a.] : Ullstein, 1979. -- 253 S. : Ill.. --  (Ullstein-Buch ; Nr. 34013 : Ullstein-Sachbuch). -- Lizenzausg. d. Benziger-Verl., Zürich.. -- ISBN 3-548-34013-X. -- S. 70]

Johannes Vincent Venner schreibt über das damalige Ascona:

"Was schief an Geist, suchte hier eine Freistatt. Wer nennt sie alle, die Edelanarchisten, Hungerapostel, Neoethiker, Neumystiker, Sexualasketen, die Laller und Stammler, Männlein und Weiblein, die ihre Gebrechen zur Verklärung erhoben, die aus ihrer Not eine Tugend und ein Evangelium und aus meinem grünen Hügel ein Narrenhaus gemacht haben."

[Zitiert in: Landmann, Robert <1892 - > <Pseudonym für: Ackermann, Werner>: Ascona, Monte Verità : auf d. Suche nach d. Paradies. -- [Von Ursula von Wiese überarb. u. erg. Ausg. unter Mitarb. von Doris Hasenfratz]. -- Frankfurt/M [u.a.] : Ullstein, 1979. -- 253 S. : Ill.. --  (Ullstein-Buch ; Nr. 34013 : Ullstein-Sachbuch). -- Lizenzausg. d. Benziger-Verl., Zürich.. -- ISBN 3-548-34013-X. -- S. 106]

1910/1911

Da sich Nyânatiloka von den vielen Neugierigen belästigt fühlte, die ihn in seiner Almhütte aufsuchten, und aus klimatischen Gründen verbrachte er den Winter 1910/11 in einer Oase (Gabes) in Tunesien [in Tunis lebt er auch einige Zeit bei Alexandra David[-Neel]] und lebt auf Einladung Bergiers 1911 eine Zeitlang im Caritas-Vihâra in Lausanne, den der französische Ingenieur R. A. Bergier eingerichtet hatte -- ein einstöckiges, flach gedecktes Gebäude, das vier Personen Platz bot..


Abb.: Caritas Vihara

"So entschlossen wir uns denn, nach Lausanne zu reisen, wo mich Herr Bergier schon lange zu seiner bei der Stadt gebauten schönen buddhistischen Einsiedelei "Caritas" eingeladen hatte.

Wir verließen also Gabes und reisten diesmal mit Schiff ... via Suse und Sfax nach Tunis zurück, wo wir noch einmal Frau David besuchten und dann über Marseille, Lyon und Genf nach Lausanne fuhren. Am Bahnhof wurden wir von dem liebenswürdigen und ganz den Eindruck eines Parisers machenden Monsieur Ber-gier abgeholt, und nachdem wir an seiner Wohnung abgestiegen waren und unser Mittagsmahl eingenommen hatten, brachte uns Herr R. A. Bergier zu seinem buddhistischen Retrait der "Caritas" an der Rue d'Echallens. Allsonntäglich pilgern hier viele Menschen vorbei und bewundern dieses exotisch anzuschauende zweistöckige Häuschen mit flachem Dach und vergoldeten Buddhas, auf dessen Wänden sie die in Rot und Gold geschriebenen Lehren des Buddha studieren.

Während meines Aufenthalts in L., wo mich Herr Bergier in zuvorkommendster Weise unterstützte, wurde ich von vielen Menschen besucht, vor allen Dingen von unserem Freund, dem Schriftsteller Milhoud, Pastuer Vionnet, dem Bürgermeister, einem Ägypter, einer theosophischen Präsidentin von Genf, Berichterstattern usw. Die Aufnahme meiner Rezitation des Metta-Sutta auf einer phonographischen Wachsplatte wurde zur Erinnerung an mich im Lausanner Archiv aufbewahrt. Auch eine Einladung einer deutschen Dame auf ihre Obstplantage bei Bergamo nahm ich an, wo Ferrari, der intime Freund des Prof. Costa, der Leiter war. Ferrari und sein Freund Costa wollten mich dazu bewegen, Costas Gut bei Perugia in eine Mönchsniederlassung umzuwandeln; dabei sollte jeder Mönch sich verpflichten, täglich zehn Stunden Arbeit zu leisten! Solche Pläne hätten wohl in jedem Unbefangenen schweren Verdacht auf ganz niedrige Ausbeutung hervorrufen müssen. Auf alle Falle kommt etwas Derartiges für buddhistische Mönche überhaupt nicht in Betracht."

[Hecker, Hellmuth <1923 - >: Der erste deutsche Bhikkhu : das bewegte Leben des Ehrwürdigen Nyânatiloka (1878-1957) und seine Schüler. -- Konstanz : Universität, 1995. -- 363 S. -- (Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus" -- Forschungsberichte). -- S. 32]

1910-10-23


Abb.: Bartel Bauer, 1915
[Bildquelle: Archiv Hermann Schiewe]

Nyanatiloka ordiniert den ersten Novizen in Europa (Bartel Bauer -- Kondañño (1887-1940)) im Caritas-Vihâra in Lausanne

"Nach einiger Zeit traf Kondañño (alias B.B.), ein Glasmaler, ein, nachdem er mich bei Assisi und Perugia (nördlich von Rom) vergeblich gesucht hatte. Durch mein Büchlein, das "Wort des Buddha", wurde er so gepackt von der Wahrheit des Buddhismus, dass er auf alle Fälle allem Weltleben entsagen wollte, und selbst falls er von mir abschlägig beschieden würde, wie ein Wanderasket in Deutschland leben und sich seine täglichen Almosen erbetteln wollte. Alle Tage drillte ich ihn in Päli, ließ ihn einige Seiten Pâlikonveraation auswendig lernen (während er bei Monsieur Millioud wohnte) und sandte ihn dann nach Ceylon, wo er, ohne ein Wort Englisch zu verstehen, bloß auf die fünf Seiten Konversation angewiesen war. Vorher hatte ich ihn natürlich zum Novizen gemacht, und mit dem gelben Gewand bekleidet zog er fort als erster auf europäischem Boden ordinierter buddhistischer Mönch. Das war gegen Ende des Jahres 1910.

Kaum war Kondañño fort, da erschien Bhaddiyo (alias  Friedrich Beck), und kurz darauf ein junger Deutscher namens Spannring."

[Hecker, Hellmuth <1923 - >: Der erste deutsche Bhikkhu : das bewegte Leben des Ehrwürdigen Nyânatiloka (1878-1957) und seine Schüler. -- Konstanz : Universität, 1995. -- 363 S. -- (Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus" -- Forschungsberichte). -- S. 33]

Der Plan, das buddhistische Mönchtum nach Europa zu verpflanzen war zunächst gescheitert. Das Ergebnis der Geldsammlung war kläglich: Im Ganzen waren bis 31. Dezember 1910 ganze 570.60 Mk eingegangen. Subhadra Bhikshu (Friedrich Zimmermann) schrieb dazu u.a:

"Ein Prüfstein.

...

Das Ergebnis ist kläglich, ja geradezu beschämend. Von den Mitgliedern der D. P.-G. [Deutsche Pâli-Gesellschaft], von den Lesern der »Buddhistischen Welt«, kurz, von sämtlichen deutschen Anhängern haben nur 9 der an sie ergangenen dringenden Aufforderung zum Geben entsprochen, nur 9 ihre Überzeugung durch die Tat bekräftigt.

Dass die liberale Tagespresse durchgängig der an sie gerichteten Bitte um Unterstützung unserer Bestrebungen nicht entsprochen hat, ist bedauerlich, doch unter den heutigen Verhältnissen erklärlich; aber dass die, die sich zur buddhistischen Weltanschauung bekennen, zum größten Teile gänzlich versagt haben, ist unbegreiflich."

[Die buddhistische Welt. -- 4 (1911). -- S. 167].

1911

Der Vihâra bei Novaggio fand sofort in der Literatur Niederschlag im Roman:

Meisel-Hess, Grete <1879 - 1922>: Die Intellektuellen. -- Berlin : Oesterheld, 1911. -- Leicht zugänglich in: Deutsche Literatur von Frauen [Elektronische Ressource] : von Catharina von Greiffenberg bis Franziska von Reventlow / hrsg. von Mark Lehmstedt. -- Berlin : Directmedia Publ., 2001. -- 1 CD-ROM. -- (Digitale Bibliothek ; 45). -- ISBN 3-89853-145-7

 
Abb.: Grete Meisel-Hess, 1903

"Werner horchte hingegeben. »Ich wusste nicht, dass die buddhistische Lehre im Grunde auf Vernunftsschlüsse hinzielt«, sagte er.
»Die vollkommene Reinigung von sentimentalen Motiven hat die modernisierte Schule des Buddhismus erbracht. Es ist ein nüchterner Kodex edler Lebensführung, den sie umschließt. Milde, Verstand und Wissen, logische Ergebung sind ihre Ziele. Untätigkeit bringt sie nur im Sinne einer Loslösung vom Gemenge weltlichen Getümmels mit sich, - dafür rastlose innere Mission an sich selbst. Das ist ihr Sinn. Und ihr letzter Schluss: das Seelenheil - erreichbar hienieden, - durch Verstand und Maß. Keine geheimnisvollen Riten, keine mystische, sondern eine ver
[Meisel-Hess: Die Intellektuellen, S. 291. Digitale Bibliothek Band 45: Frauenliteratur, S. 48741 (vgl. Meisel Hess-Intellekt., S. 288-289)]
nünftige Ergebungstheorie, keine Gottgläubigkeit und auch keine Spekulation auf Nirwana mehr. Eine hochherzige, von Aberglauben gereinigte, vorwiegend intellektuelle Lehre.«
»Geben Sie mir mehr, - noch mehr davon«, stieß Hoffmann hervor, und sein Auge hing, wie der Blick eines Verdurstenden an der labenden Frucht, am Mund der Erzählers.
Mit ernster Freundlichkeit erwiderte Herr von Bredow: »Sie haben mich darnach schon so oft gefragt, mein Freund, und ich konnte Ihnen immer nur Stückwerk geben. Aber es existiert jetzt eine von der buddhistischen Gesellschaft Großbritanniens und Irlands ins Leben gerufene Aktion, die die Verbreitung des modernen Buddhismus bezweckt. Einzelne von ihr entsandte Propagandisten sollen auch schon auf dem Kontinent sein. Ich werde mich erkundigen, wo sie zu finden sind und es Sie wissen lassen. Sie können dann dort direkten Anschluss suchen.«
Hoffmann versank in tiefes Sinnen ..."

[Meisel-Hess: Die Intellektuellen, S. 292. Digitale Bibliothek, S. 48742

" Sie fragten mich damals, als wir uns in Berlin begegneten, wie und wo Sie an die europäische Sekte des Neubuddhismus, von welcher ich Ihnen berichtete, Anschluss finden könnten? Ich wusste Ihnen damals nichts Genaues zu sagen. Heute, da wir uns wieder begegnen - - kann ich Ihnen die gewünschte Mitteilung geben. Drei Deutsche, die in Indien das gelbe Kleid der Buddhistenmönche nahmen, haben in der Nähe von Lugano das erste europäische Buddhistenkloster gegründet. Suchen Sie diese Männer auf, es wird Ihnen nicht schwer fallen, sich ihnen anzuschließen, - denn die Fäden Ihres Schicksals laufen, wenn mich nicht alles trügt, gerade dahin ...« Der Luganer See war in der nächsten Nähe von Werners jetzigem Aufenthaltsort Ascona, am Lago Maggiore, und er hatte nicht gezögert, die Besiedelung bald aufzusuchen. Von den strahlenden Gestaden des Sees ein wenig entfernt, verborgen im Gebirge, standen einige Blockhütten - die erste Niederlassung des indo-europäischen Ordens. Die gewünschte Aufnahme war ihm bewilligt worden, - in wenigen Tagen wollte er ganz dahin übersiedeln.

»Wie bedeutsam ist es doch,« schrieb er, »dass gerade die Hand jenes Mannes, die unsichtbar und ohne ihren Willen beteiligt war, mich in den Abgrund zu stoßen, dass gerade jene Hand mir den Weg weisen muss zu neuem Leben!«... Dann berichtete er über die Hauptgedanken der Lehre, wie sie ihm in Novaggio bei Lugano von den deutschen Buddhisten erläutert worden war. Vor allem erkenne diese Lehre keinen persönlichen Gott an. Es wäre kaum irgendein Grund, sie überhaupt als Religion zu bezeichnen, sondern es gebührte ihr der Name einer rein philosophischen Weltanschauung, wäre nicht der Umstand, dass der Geist, der in diese Lehre hinabtaucht, geläutert und erhoben, von religiöser Andacht dem Dasein gegenüber erfüllt, sich aus ihr erhebt. Die drei deutschen Mönche sind Kolonisten eines Vereins, der seinen Sitz in London hat und sich »The followers of the Buddha« benennt. Kein geheimnisvolles Ritual sei vorgeschrieben; die Erörterung philosophischer Fragen und die moralische Selbsterziehung seien die wichtigsten Prinzipien des Vereins. Dieser modernistische Buddhismus trage einen wissenschaftlich-rationalistischen Zug, den eine starke, sozialistische Unterströmung begleite. Die Übersetzung alter, orientalischer Texte, sowie religiös-philosophischer Vorträge und gewisse Übungen der Versenkung der Seele in sich selbst gehörten mit zu der Beschäftigung der Kolonisten. Der zentrale Glaube, nach welchem die Lebensführung gerichtet werde, sei die altarische Lehre: dass das Seelenheil nur durch die höchste Entwickelung des Verstandes zu erreichen sei, dass nur die Unwissenheit von der richtigen Vorstellung der Dinge trenne und jene Disharmonien erschaffe, an denen sich die Menschheit verblute. Diese Erziehung des Geistes sei die eigentliche Tugend, die hier gepflegt werde; ein Leben in Zurückgezogenheit, in andächtiger Vertiefung in die höchsten Gedanken, - das sei der Weg zu diesem Ziel. Die wahren Strebungen dieser Lehre seien also gerade entgegengesetzt jener gewöhnlichen, europäischen Auffassung, die da behauptet, der Buddhismus erstrebe den geistigen Tod. Schon der beständige Kampf, die moralischen Grundprobleme der Welt zu vertiefen, erfordere unausgesetzte Übung der Vernunft, die von jenem Zustande seelischen Verdämmerns, den man hinter dem Buddhismus vermute, am sichersten bewahre. Der Neu- Buddhismus kenne auch kein Nirwâna, wie es die Europäer verstehen; die stille Andacht, welcher die Seele sich ergibt, bringe sie allerdings einem Zustand näher, der die Bilder der Welt und ihre lauten Kämpfe zurückweichen lasse. »Geh' an der Welt vorbei - es ist nichts«... Über dieses Nichts, als endliches Ziel, schwankten die Meinungen der verschiedenen Sekten. Jedenfalls sei der Begriff ein so transzendenter, dass er das Streben der Jünger nach Vervollkommnung nicht beeinflusse.

Ursprünglich sei ein einziger, deutscher Mönch an das Ufer des Luganer Sees gekommen. Eine kleine Blockhütte war für ihn errichtet worden; dann aber hatte er zwei seiner Schüler deutscher Abstammung zu sich kommen lassen, und nun wurden noch einige Holländer und Engländer erwartet. Die Blockhütten würden denn auch vermehrt. So scheine sich diese Niederlassung in Mitteleuropa zu festigen und zu verbreitern. Er selbst sei bereit, in diese Gemeinde als Kolonist einzutreten. Kein Gelübde werde ihn binden. Wohl werde von ihm erwartet, dass er sich zum Buddhismus ausdrücklich bekenne, aber erst nach einer vorbereitenden Zeitspanne, die er als Schüler in der Gemeinde verbringe. Um die mönchischen Grade zu erringen, müsste er später nach Indien gehen und dort, in alten Klöstern, den Buddhismus an seinen Quellen studieren; aber so weit sei es noch lange nicht; immerhin - so schrieb er - fühle er sich heute freier, als er jemals war; Beruhigung habe sich über ihn gebreitet. Seit der Zeit, da er den Brief des Herrn von Bredow erhalten, habe die böse und giftige Wunde aufgehört zu schwären, - er fühle, wie sie sich schließe ... Und dass ihm hier, in der Sonne des Südens, eine solche Zuflucht beschieden sei, in der sein bestes Teil sich weiter zu entwickeln vermöge und Friede und tiefste Stille, fern vom Getöse der Städte, fern vom Kampfplatz sozialen Ringens, ihn erwarte, das sei für seine Seele heute ein überaus glückliches Wissen. Ob es wohl immer so sein würde? Ob er vom Schüler zum Jünger und vom Jünger zum Mönch weiter steigen würde, - er wisse es heute noch nicht ...
Als sie den Brief gelesen hatte, blieb sie lange in Gedanken versunken. Dann schüttelte sie den Kopf. Dass ihm diese Zuflucht, diese Weltflucht, jetzt erwünscht war, begriff sie wohl. Aber ihr war, als dürfte gerade er dem Kampfplatz nicht für immer entweichen. Und es war ein tröstlicher Gedanke für sie, - dass zum mönchischen Grad noch ein weiter Weg war, - und dass sie wusste, dass Werners Seele ein neues Kleid nicht allzu lange trug ...

[Meisel-Hess: Die Intellektuellen, S. 424 - 429. Digitale Bibliothek, S. 48874 - 48879]

Über Grete Meisel Hess:

"Meisel-Hess, Grete
verh. Gellert
* 18.4.1879 in Prag
+ 18.4.1922 in Berlin

Romane, Novellen, Essays

Grete Meisel-Hess wuchs in einem wohlhabenden jüdischen Elternhaus als Tochter des Prager Fabrikanten Leopold Meisel-Hess [sic!] und dessen Frau Julie, geb. Freud, auf. Als sie zehn Jahre alt war, kam sie zur Ausbildung in das Landerziehungsheim in Prachatitz im Böhmerwald, das nur Kinder der gehobenen Gesellschaft besuchten. 1893 siedelte sie mit ihren Eltern nach Wien über und schloss dort nach drei Jahren ihre Schulausbildung an der ersten Mittelschule für Mädchen in Wien ab. Die damalige Mittelschule entsprach dem heutigen Gymnasium. Grete Meisel-Hess hatte somit als Frau für ihre Zeit eine privilegierte Ausbildung genossen. Anschließend war sie fünf Jahre lang Gasthörerin an der Wiener Universität. Sie besuchte Vorlesungen in Philosophie, Soziologie und Biologie. In dieser Zeit entstanden ihre ersten kritischen Schriften zur Frauenfrage. Engagiert setzte sie sich in ihrem Buch "Weiberhass und Weiberverachtung" (1904) gegen die frauenfeindlichen Thesen von Otto Weininger zur Wehr. 1902 war der Roman "Fanny Roth" erschienen, in dem sie ihre theoretischen Gedanken über die Ehe erzählerisch umgesetzt hatte. Sie trat für die monogame Ehe ein, hielt jedoch die freie Partnerwahl und die Ehe auf Probe für eine notwendige Voraussetzung. Dass damit keine Garantie für eine richtige Lebensentscheidung verbunden ist, zeigte sie an der Geschichte der Violinistin Fanny Roth. Diese gibt ihrem sexuellen Verlangen vor der Eheschließung nach, heiratet ihren Geliebten und muss dann erfahren, dass er zwar ein guter Liebhaber ist, aber den geistigen Ansprüchen einer intelligenten Frau nicht gerecht werden kann. Mit ihrer radikalen Position, die in der vorehelichen Beziehung die Voraussetzung zur Selbstfindung junger Menschen sah, stieß sie auf starke Kritik, da sie die moralischen Werte so offen in Frage stellte. In ihrem Roman "Die Intellektuellen" (1911) thematisierte sie das Spannungsverhältnis zwischen Selbstbefreiung und Selbstversklavung großstädtischer Intellektueller. von 1908 an lebte Grete Meisel-Hess in Berlin. 1909 heiratete sie den Architekten Oskar Gellert. Im gleichen Jahr erschien ihre sozialpsychologische Untersuchung "Die sexuelle Krise", der gründliche Recherchen vorausgegangen waren. Hierin vertiefte sie ihren theoretischen Ansatz, indem sie als notwendige Voraussetzung für die sexuelle Befreiung der Frau eine Veränderung der Wirtschafts- und Sozialform forderte. Grete Meisel-Hess gehörte zu den wenigen Frauen ihrer Zeit, die über die herrschende Sexualmoral und Sexualität schrieben. Zunächst stand sie dem Bund für Mutterschutz in Berlin nahe, der eine Sexualreform anstrebte und sich gegen die Doppelmoral der bürgerlichen Gesellschaft wandte. Nach dem Ersten Weltkrieg kehrte sie sich von dieser Position ab und nahm eine zunehmend konservative Haltung ein, die "rassehygienische" Gedanken implizierte. In den letzten Lebensjahren litt Grete Meisel-Hess an Depressionen, sie starb 1922 in Berlin. "

[Quelle: Budke, Petra ; Schulze, Jutta: Schriftstellerinnen in Berlin 1871 - 1945 : ein Lexikon zu Leben und Werk. -- Berlin : Orlanda-Frauenverl, 1995. -- 407 S. : Ill. ; 24 cm. -- (Der andere Blick). -- Zugl. Teildruck von: Berlin, Freie Univ., Diss. -- ISBN: 3-929823-22-5. -- Zitiert: http://www.onb.ac.at/ariadne/vfb/bio_meiselhess.htm. -- Zugriff am 2005-06-06

1911

"Ich habe noch zu erwähnen, dass ich von vielen Menschen um geistige Hilfe angefleht wurde. Z.B. kam eines Tages ein Medium zu mir, das mir sagte, dass es immer wieder vom Teufel heimgesucht würde und dass er mich bäte, ihm ein Mittel anzugeben, wie er diesem schrecklichen Zustand entgehen könne. Ich sagte ihm, dass er gegen alle lebenden Wesen und Geschöpfe ein Gefühl der Liebe und Güte erwecken solle und dass, wenn er so alle Welt mit Liebe durchdränge, ihm kein Teufel etwas anhaben könne und ihm alle bösen Bilder schwänden. Eine mit uns gut befreundete polnische Gelehrte hatte ein Buch über Chemie zu schreiben begonnen, aber durch ihre Minderwertigkeitskomplexe wurde sie gehindert, das Buch zu Ende zu führen und zu veröffentlichen.

Als wir, d.i. Herr Bergier, ich, Stolz (Vappo), Spannring und Beck (Bhaddiyo) zum Bahnhof gefahren waren und den Zug bestiegen hatten, kam unsere polnische Dame, die mir übrigens ein gelbes Satingewand angefertigt hatte, und überreichte mir einen herrlichen Blumenstrauß zum Abschied. So fuhren wir denn über Mailand nach Genua, wo wir uns nach Colombo einschifften."

[Hecker, Hellmuth <1923 - >: Der erste deutsche Bhikkhu : das bewegte Leben des Ehrwürdigen Nyânatiloka (1878-1957) und seine Schüler. -- Konstanz : Universität, 1995. -- 363 S. -- (Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus" -- Forschungsberichte). -- S. 34f.]

1912-08

Die Vihâro-Sammlung wird eingestellt. Damit ist der Versuch, ein Vihâro mit deutschen Mönchen in Europa zu gründen, zunächst einmal gescheitert.


8. Gründung der Island Hermitage auf Polgasduwa (Ceylon)


1911

Kondañño [= Bartel Bauer] (1887-1940) fährt nach Ceylon und entdeckt an der Südspitze Ceylons, unweit Galle, im Ratgama-See die Insel Polgasduwa als geeigneten Ort für eine Klostergründung. Nyânatiloka und drei Laienschüler folgen nach Ceylon und Nyânatiloka gründet am 9.7.1911 auf Polgasduwa die Island Hermitage indem fünf einfache Holzhütten in Besitz genommen wurden, die ceylonesische Laienanhänger gebaut hatten.

"Dem Kodañño hatten Dâyakas in einem Dschungel unfern der Halle ein Lehmhüttchen gebaut, wo ich oft mit ihm zusammen lebte. Eines Tages erzählte er mir, dass er einstmals, als er im Kloster bei Dodanduwa (Dagalla) war, er mit anderen Mönchen zusammen mit einen Kanu nach einer dort im See gelegenen, ganz mit Dschungel bedeckten Insel gefahren sei, die sich wohl gut für eine Einsiedelei eignen möchte. Sofort entschloss ich mich, nähere Auskunft zu erhalten, um uns die Insel zu sichern. Mein Dayaka Weeraratna kannte in der Tat sogar einen Mann in Dodanduwa, der wohl Bescheid wüsste. Es war der Coroner Wijeyesekera, dessen Vater früher einmal Eigentümer dieser Insel, genannt Polgasduwa, war, nämlich der Notar Mendis Wijeyesekera. Wir fuhren also eines Tages mit Ochsenwägelchen dorthin. Zuerst wurden wir sehr formell und offenbar etwas misstrauisch empfangen, (doch) da der Plan einer Inseleinsiedelei bei der Bevölkerung Anklang fand, sollte der Versuch gemacht werden. Dann fuhren wir mit Auslegerkanus nach der Insel, wo wir an der Ostküste eine zum Landen geeignete Stelle vorfanden. Alsbald ging es ans Durchforschen der Insel. Einige kräftige Männer machten sich mit Äxten und Beilen daran, einen kleinen Pfad durch den undurchdringlichen Dschungel zu schlagen. Schon gleich als erstes Empfangszeichen sah man Kobras vorbeihuschen. Das Schlimmste aber war der Überfall durch die bösartigen großen roten Ameisen, die von den Asten, wo sich diese ihre riesigen Nester gewebt hatten, auf unsere nackten Oberkörper herabregneten. Langsam drangen wir vor, bis wir etwa die Mitte zwischen der Ost- und Westküste der Insel erreicht hatten. Man versprach uns, hier einen quadratischen Platz freizulegen und etwa fünf primitive Holzhütten zu bauen, zu denen man von diesem Platz aus auf Schlangenwegen hingelangen könnte. Nach einigen Tagen, d.i. kurz vor Eintritt der Regenzeit 1911, konnten wir auf unserer Einsiedelei einziehen, der ich seitdem den Namen "Eiland (Island) Hermitage" gegeben habe und der auch unter allen westlichen Buddhisten bekannt ist.

Die Hüttchen waren also fertig, ebenso hatte man einen Brunnen gegraben.

Die "Island Hermitage" wurde gegründet am 9. Juli 1911. Obwohl wir in der Folgezeit in den für uns gebauten Häusern wohnten, ohne vom Eigentümer die Erlaubnis eingeholt zu haben, hat jedoch erst Herr Bergier im Jahre 1914 die Insel endgültig von dem Eigentümer, einem Ceylon-Holländer, ... käuflich erworben. Die Insel war damals noch ganz von einem undurchdringlichen Dschungel bedeckt, der sich aber im Lauf der Jahre ganz allmählich in Hochwald verwandelt hat, indem eben die kleinen Bäumchen und Sträucher abstarben und den Dünger bildeten für die sich immer höher entwickelnden Bäume. Aus diesem Grund ist heute die Insel bei weitem luftiger, schattiger und kühler als am Anfang.

Auf der Insel hausen vielerlei Tiere. An großen giftigen Schlangen finden wir vor allem die Kobra und die wegen ihrer leichten Erregbarkeit sehr gefährliche Tik Polonga (Vipernart). Seit 1926 bis 1938 sind 14 Hunde den Bissen dieser beiden Schlangen erlegen; die Schlangen würden den Hunden nichts tun, wenn sie nicht von ihnen stets attackiert würden. Dann finden sich die kleinen, aber sehr giftigen Schlangen wie Karawela, Lemadilla usw., dann die große harmlose und ungiftige Gerandiys (Rattenschlange), die man ohne Gefahr anfassen mag; dann die dünne und schlanke, geschwind davonfliehende Asgulla ("Augenverschluckerin"), die längs des Rückens mit einer dunkelgrünen Linie gezeichnet ist; auch diese, schön wie mit gemustertem Samt bedeckte Riesenschlange (Pimbura) macht uns öfters Besuche, sie ist nämlich wie die meisten Schlangen eine gute Schwimmerin. Keine Schlange greift, ohne gereizt oder geschlagen zu werden, Hunde oder Menschen an. Einstmals kam unter dem Stuhl, auf dem ich saß, eine gewaltige Kobra hervor, die ich mindestens zehn Minuten lang mit erhobenem Hals und aufgeblähter Haube ruhig in ihrer Defensivstellung um mich kreisen ließ. Dass sie sich in Defensivstellung versetzte, lag daran, dass ich sie etwas zu laut begrüßt hatte. Niedlich waren die ungefähr ein Dutzend zählenden Miniaturhirschchen ("mouse-deer" <Miminna>) genannt, die sich in unserer Speisehalle füttern ließen, die aber später durch die Hunde umgekommen sind, während sie mit unseren Katzen spielen durften.

Dann trifft man alle Augenblicke die dem oberflächlichen Beobachter als Krokodile erscheinenden Riesenleguane, die genauso im Wasser wie auf dem Lande zu Hause sind, nur (auch?) die bloß auf dem Lande lebenden kleinen Leguane (thala-goya) . Ferner fanden sich die Mungos, die sogenannten Schlangentöter, Fischottern, Hasen, große und kleine Eidechsen, Chamäleone, Waldratten, Fledermäuse und unzählige fliegende Hunde (mivaruli), die besonders des Nachts auf den Mangobäumen und anderen Fruchtbäumen sich an den Früchten zugute taten. Unzählige Arten von kleinen und großen Vögeln sind hier anzutreffen, anfangend mit einer Art von Kolibris bis zu den Kranichen und Habichten; natürlich fehlen nirgends in der Welt unzählige Krähen. Daneben gibt es große gelbe Vögel, Königsfischer, Sumpfhühner, Papageien, Eulen und andere Nachtvögel. Die unbeliebtesten Tiere sind jedoch die Skorpione, kleine und große Hundertfüßler und die Moskitos. Malariamoskiten gibt es aber hier keine

An Fruchtbäumen haben wir hier die herrlichen Mangobäume, Kokospalmen, Kajubäume mit ihren wie Mandeln schmeckenden und auch statt Mandeln gebrauchten Bohnen, ferner Papayabäume, Jackbäume (kos), Brotfruchtbäume (del) und wilde Frucht- und Beerensträucher wie Himbutu, Virale (wie Oliven) usw.

Was nun die auf der Insel lebenden Hunde und Katzen anbetrifft, so sind diese alle gelegentlich hier heimlich abgesetzt worden, offenbar von Leuten, die ihre Tiere nicht länger füttern konnten oder aus irgendeinem anderen Grunde loswerden wollten. Auf diese Weise hatten wir bisweilen bis zu 16 Hunde. Immerhin hat hier niemand Hunger zu leiden, auch die Tiere nicht.

Am 8. Oktober 1911 trafen Karl Hilliges (Maler) und Viktor Stomps (Apotheker, Westfalen) ein und wurden kurz darauf zu Acht-Sila-Laienbrüdern gemacht. Stomps, den es damals noch sehr stark nach Europa hinzog, reiste am 29. Oktober wieder zurück, kam aber nur bis Ägypten und Italien, wo er bei Prof. Costa lebte, sich aber sehr bald eines Besseren besann und seine Rückkehr zu uns antrat. Hilliges aber, der am 4. November 1911 von mir die Samanero-Weihe unter dem Namen Mahânâma (erhielt), kehrte endgültig am 22. Dezember mit der "Bremen" zurück. Nach Aussagen Kondannos soll er behauptet haben, dass er die vier Jhânas (Vertiefungen) erreicht habe. Er war völlig theosophisch eingestellt, äußerst überheblich und konnte sehr heftig und rechthaberisch werden, wenn man mit ihm über die Lehre sprach. Er beschwerte sich übrigens über die von frommen Singhalesen dargebrachte zu reichliche Kost!

Stomps dagegen (der spätere Mahânâma) hatte eine allerdings etwas an Phlegma grenzende Ruhe und Gelassenheit, zeigte aber die ganzen Jahre hindurch ein durchaus tadelloses und bescheidenes Benehmen.

Ich glaube, es war gegen Ende 1912, dass Frau Alexandra David-Neel erschien und bei meinem Hauptdayaka, dem Coroner Wijeyesekera wohnte. Sie begann, Pali unter mir zu studieren, und zwar im Walde auf dem Boden vor mir sitzend, musste aber wegen Migräne bald das kühle Oberland aufsuchen.

1912, 12. Februar: Fertigstellung meines am höchsten Abhang gegen den See befindlichen und nur durch einen ganz schmalen Schlangenpfad durch den Dschungel erreichbaren Häuschens. Alle vor den Ersten Weltkrieg hergestellten Häuschen waren aus Sonnenziegeln mit Kalkmörtel gebaut, mit einheimischen Ziegeln bedeckt, und das zum Dachstuhl sowie zu den zwei Fenstern und der Tür verwendete Holz war bestes Jackholz. Die Böden waren meist mit Fliesen belegt.

Ich gebe nun eine kurze Übersicht über die Geschichte der "Island Hermitage" bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. (Ludwig Ankenbrand und Frau müssen wohl 1912 oder 1913 angekommen sein.

9. Mai: ' Besuch durch den ersten Buddhisten Europas, C.T. Strauss und seinen Freund Anagarika Dhammapale .

1. Mai: Samanera-Ordination des ergrauten Amerikaners Franklin als Assaji.

21. Juni: Schenkung eines europäischen Bootes.

23. Juni: Ankunft eines amerikanischen Diplomaten und offenbaren Abenteurers, Henry Clark, der indessen nur kurze Zeit auf der Insel weilte, ich glaube, in der Robe eines Upasaka (Laienbruders).

1913, 19. Januar: Vappo und Vipulanana (der spätere Nyanavipula) ...

16. Februar: Grundsteinlegung der Speisehalle durch Frau Jeremias Dias, Panadu. Bei solchen Gelegenheiten wurde stets eine große Festhalle errichtet, viele Mönche eingeladen, die sich alle in der Festhalle versammelten und gespeist wurden. Oft waren ca. 3000 Menschen anwesend. Der ganze See war von morgens bis abends mit zahllosen großen Segelbooten bedeckt. Bisweilen waren Extrazüge eingelegt.

Ich glaube, es war 1913, dass ich in Verbindung mit dem Lehrer Cooray und später zu meinem Schüler gewordenen ceylonesisch-holländischen Mönch Nyanavipula eine Mission für die sogenannten Ausgestoßenen (Rodiya) ins Leben rief, und zwar zuerst für die Gruppe bei Kadugannava. Der erste Anlass hierzu geht auf ein Buch von Prof. Günter zurück. Zuerst verwandelten wir die von einer christlichen Mission errichtete Schulbaracke in eine buddhistische. Dann bauten uns die Ausgestoßenen ein kleines Avasa, dem wir noch ein aus Granit erbautes Avasa höher hinauf am Abhang des steilen Berges folgen ließen, wozu wir das Geld durch Sammlung erhalten hatten. Einige der sogenannten Ausgestoßenen wohnten und lernten auf unserer Insel. Der dreizehnjährige, von uns Rajasinha nach dem letzten König genannte Sohn des Häuptlings (Hulavaliya) wurde 1914 nach meiner Himalayareise von mir zum Novizen (Samanera) gemacht. Noch heute ist er als 48jähriger Thera (Ordensältester) noch immer mein ergebener Schüler und von allen geliebt und geschätzt. Früher wurden wegen der Kastengleichmachung viele Vorwürfe gemacht.

24. Mai: Samanera-Ordination von Viktor Stomps als Mahânâma.

25. Mai: Übergabe eines Avasa (Wohnhäuschens) durch Frau A.E. de Silva, wo Vappo später wohnte.

3. Juni: Kondannos Rückkehr aus Burma. 8. Juli: Ankunft von Dr. Artur Fitz (dem späteren Sono).

11. Juli: Schenkung eines Auslegerkanus durch Joanis de Silva.

18. August: Spendung eines Auslegerkanus, das durch Abangama Spender mit großer Prozession gebracht wurde.

27. September: Samanera-Ordination von Dr. Fitz als Sono; anwesend waren auch der deutsche Konsul Freudenberg u.a. Bei dieser Gelegenheit ... Tausende von Menschen am See, wobei ... Extrazüge usw.

1913 . .. mein Vater ... (gestorben),

[Hecker, Hellmuth <1923 - >: Der erste deutsche Bhikkhu : das bewegte Leben des Ehrwürdigen Nyânatiloka (1878-1957) und seine Schüler. -- Konstanz : Universität, 1995. -- 363 S. -- (Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus" -- Forschungsberichte). -- S. 37 - 44]


Abb.: Lage von Polgasduwa [©MS Encarta]

Webpräsenz der Island Hermitage: http://www.metta.lk/temples/ih/. -- Zugriff am 2003-05-26

ORIGINAL TEXT OF THE ENCYCLOPAEDIA
Volume V, Fascicle 4
Page 593 ISLAND HERMITAGE

ISLAND HERMITAGE. The Island Hermitage is a Theravâda Buddhist monastery in the "Forest Dwelling" (araññavâsî) tradition. It was founded in 1911 by the venerable Nyanatiloka Mahâthera as a secluded place to live the life of a monk, study and meditate in the Buddhist tradition. Currently, in 1992, Venerable Anuragoda Piyaratana Mahâthera is the chief monk in residence, while the incumbent Venerable Vajirârâma Siridhamma Maháthera lives in Kandy.

The Island Hermitage is located in Ratgama Lake, a salt-water lagoon about two kilometers from the coast near Dodanduwa, Sri Lanka. It is 105 kilometers south of Sir Lanka's principal city, Colombo, and about 12 kilometers north of the provincial capital, Galle.

The hermitage actually consists of two islands: Polgasduwa and Metiduwa (or Meddeduwa). They are low, wooded islands with a shady park like atmosphere, no more than a few hundred meters across in any direction and now connected by a short causeway of earth, mangroves and bricks. Polgasduwa (Coconut Island) was the original site. As the hermitage grew, Metiduwa (Clay Island) or Meddeduwa (Middle Island) also became part of the hermitage.

The Island Hermitage was the first centre of Theravâda Buddhist study and practice set up by and for Westerners. Its many prominent residents, monks and laymen, have progressed from Buddhist studies and Pali translations to actual meditation practice, from merely hearing and knowing about Buddhism to actually living and experiencing the Dhamma. Thus the Island Hermitage forms an essential link with Theravâda Buddhism in the West.

The history of the Island Hermitage starts with the saintly and scholarly Venerable Nyanatiloka Mahâthera. Born on February 19, 1878 in Wiesbaden, Germany, Anton Walter Florus Gueth traveled to India with the hope of learning more about Buddhism. From India he proceeded to Sri Lanka and then Burma. He was greatly influenced by Bhikkhu Ananda Metteyya, the first Britisch Buddhist monk who kindled in him a desire for ordination. After ordination as a novice in 1903, he received full ordination (upasampadâ) in 1904 from Venerable U Kumara Mahâthera. Thus, he became the first Buddhist monk of German origin.

Ven. Nyanatiloka returned to Sri Lanka in 1905 where he continued his studies and practice of meditation in a small island off the southern coast near Matara. There he also received his first students. Over the next few years, he visited Burma, Germany, Switzerland, Italy and North Africa spreading the Dhamma. He also lived in Lausanne, Switzerland in a small house, built by a Swiss engineer, Monsieur Bergier. In this first Buddhist Monastery in Switzerland, he conferred the pabbajja ordination as a novice on European soil to a German named Bartel Bauer who assumed the name Venerable Kondañño.

Ven. Kondanno then went to Sri Lanka and, while traveling by train, noticed a little island in a lagoon near the village of Dodanduwa. He then informed Ven. Nyanatiloka, who had also returned to Sri Lanka, about the island. When Ven. Nyanatiloka saw the uninhabited island it appealed to him at once. On this island of Polgasduwa was established the Island Hermitage on July 9, 1911, when five simple wooden huts (kuti) built by lay supporters were formally occupied.


Abb.: Vappo, 1915
[Bildquelle: Archiv Hermann Schiewe]

Among the early Western residents were the Venerables Vappo (who died in 1960 after spending much of his monk's life at the Island Hermitage), Mahanama, Assaji and Bhaddiya. The founder dâyaka or lay supporter was William Mendis Wijesekera. He and other lay supporters from around Dodanduwa conveyed alms food and other requisites to the hermitage by boat every morning. As the hermitage gained a reputation as the abode of pious Western monks, hundreds of devotees were attracted on full moon (poya) days. Even Western visitors started arriving, including Alexandra David-Neel, the French Tibetan Buddhist, and Paul Dahlke, the German Buddhist writer, in 1912.

In 1913 a dânasâla (refectory) was constructed.

It was not until 1914, however, that the Island Hermitage at Polgasduwa actually came into the legal possession of the Sangha, having been bought and donated with money from Ven. Nyanatiloka's Swiss supporter, Monsieur Bergier. Since that time, though interrupted by two world wars, Western as well as Sinhalese monks and laymen have lived, studied, practiced, and spread the Dhamma from the Island Hermitage.

Ven. Nyanatiloka served as the first abbot of the Island Hermitage from its inception in 1911 until his death on May 28, 1957. During his tenure, the Island Hermitage grew into the most significant and vibrant centre for the study, practice and spread of Theravâda Buddhism for the Western world. Many famous and lesser known monks were ordained or spent their time at the Island Hermitage. Hundreds of laymen stayed at the hermitage, and thousands of lay men and women visited and supported the hermitage. Thousands more read the writings of or heard the Dhamma from the Island Hermitage's residents. Therefore, it is possible here to give only a sketch of the significant persons and events after the Island Hermitage was founded.

In 1914, two young Tibetans, brothers of the scholar Kaji Sandup, arrived at the Island Hermitage and took Theravâda ordination. The younger brother stayed on in Sri Lanka and, under the name of Mahinda, became a famous poet in the Sinhalese language, with his poems still included in Sinhalese school books.

Likewise in 1914, a young Sinhalese, Rajasinghe, was ordained a novice at the age of 14 with the name of Nyanaloka. He grew up to become a monk of true nobility of character and appearance. Ever helpful, he was deeply devoted  to his revered teacher, nursing him in times of illness, attending to all administrative tasks of the hermitage and guiding the first steps into monk hood of young Western entrants who called him their "Sangha Mother". After Ven. Nyanatiloka's death in 1957, he succeeded him as the abbot of the Island Hermitage until his death in 1976.

On the outbreak of World War I in 1914, the German monks were first permitted to stay at the Island Hermitage under surveillance. However, after four months, they were taken into civil internment in Sri Lanka and then sent to Australia. When Ven. Nyanatiloka was finally able to return to Sri Lanka in 1926, he found his beloved Island Hermitage in utter ruin and had to rebuild it all anew.

Soon new huts were being built for the newcomers who started to arrive again from all over the world. A few of the better known residents during this period between the wars can be mentioned here.

In 1928, E.L.Hoffmann, who became Lama Anagarika Govinda, came and lived for some time at the Island Hermitage, studying Pali. A very dedicated German monk, Nyanadhara, was ordained and lived at the Hermitage until he died on a trip to Burma in 1935.

Another earnestly striving monk was Nyanasisi, who received ordination in 1937 together with the German Jew Siegmund Feniger, who is still living as the Venerable Nyanaponika Mahâthera. The Venerable Nyanasisi passed away in 1950. The Ven. Nyanaponika became the closest disciple of Ven. Nyanatiloka, the editor of his works, and his literary heir.


Abb.: Nyanasatta
[Bildquelle: Archiv Hermann Schiewe]

The Venerable Nyanasatta Mahâthera of Czechoslovakia was ordained in 1939. Shortly after his ordination, he went to Bandarawela where he established the Verdant Hermitage. He had several publications in Esperanto as well as English to his credit. He returned to the Island Hermitage in 1981 for the last few years of his life and passed away there in 1984.

Probably the most important Sri Lankan monk to come to live at the Island Hermitage during this time was the Venerable Soma Mahâthera who returned to Sri Lanka in 1937 after his ordination in Burma in 1936. He was born Victor Pulle of Roman Catholic parents on December 23, 1898 and died on February 23, 1960.

Although primarily known for his scholarly works, in his later years the Ven. Soma's thoughts turned more to poetry.

As soon as the restoration of the Island Hermitage was completed and it was making rapid progress the Second World War broke out in 1939. The Ven. Nyanatiloka and his German disciples were again interned in camps first in Sri Lanka and then in India. They were allowed to return in 1946.

This time, on Ven. Nyanatiloka's return, he found the Island Hermitage in a well preserved and even improved condition, thanks to his devoted Sinhalese disciple, the Venerable Nyanaloka Mahâthera, who had looked after the place well, despite the great difficulties he had to contend with during the long war years.

The hermitage was officially enlarged after World War II to include the adjacent small island of Metiduwa (Meddeduwa) which had been used for some time, but was now acquired and donated by Lady Evadne de Silva, a long time supporter of Ven. Nyanatiloka.

In these post-war years, the Island Hermitage also started the Island Hermitage Publications with the purpose of making known works principally by Ven. Nyanatiloka and his pupils on the authentic teachings of the Buddha. They published Ven. Nyanatiloka's Buddhist Dictionary and Ven. Nyanaponika's Abhidhamma Studies in 1949.

Also in 1949, two Englishmen arrived at the Island Hermitage and received ordination as Bhikkhus in 1950. Osbert Moore who became Venerable Ñanamoli and Harold Musson who became Venerable Ñanavira met as English army officers during World War II, at which time their interest in Buddhism began. They shared a flat in London after the war and then came to Sri Lanka together to become monks. Each was a genuine monk embodying the virtues extolled by the Buddha. The Ven. Ñanamoli became a great scholar and translator of some of the most difficult Pali texts of Theravâda Buddhism and died suddenly two weeks after Ven. Soma, who had given him unfailing assistance in Pali. Ven. Ñanavira left the Island Hermitage in 1957 to live in solitude in a small hut in Bundala, where he died in 1965.

In 1951, Ven. Nyanatiloka and Ven. Nyanaponika were invited from the Island Hermitage to Burma by the Burmese Government to discuss preparations for the Sixth Buddhist Synod. They both returned to Burma to participate in the opening ceremony in 1954 as the first and only Western Bhikkhu members of a Buddhist Synod. However, Ven. Nyanaponika hat to go alone for the closing ceremony, due to Ven. Nyanatiloka's increasing ill health.

From late 1951 until he peacefully passed away in Colombo 1957, Ven. Nyanatiloka spent most of his time at the Forest Hermitage in Kandy. After an official state funeral at Independence Square in Colombo, his ashes were brought back to the Island Hermitage and interred near his kuti with a monument on which is engraved the famous stanza of Assaji which had brought Venerable Sâriputta to the Dhamma:

"Of things that proceed from a cause,
Their cause the Tathâgata proclaimed;
And also their cessation.
Thus taught the Great Sage."

The Ven. Nyanaponika also moved to the Forest Hermitage in Kandy in 1952 and still lives there. Among his various services to the cause of Dhamma, the most outstanding has been the establishment of the Buddhist Publication Society in Kandy which is now one of the major institutions in the world disseminating the message of the Buddha to 85 countries through its publications, entitled the "Wheel Publications" and the "Bodhi Leaves", as well as numerous full-size books.

Ven. Nyanaloka took over officially as the second abbot in 1957 and served in this capacity until his own death on February 22, 1976. Although he was not a prolific translator and writer like his predecessor, the Island Hermitage, under his leadership, continued attracting both monks and laymen. A few notable names from the pages of the Visitors' Book are: I.B.Horner, former president of the Pali Text Society; Aung San, first president of Burma; Paul Debes, German meditation teacher; and R.D.Laing, British psychiatrist. As can also be seen from the Visitors' Book, Ven. Nyanaloka opened the hermitage to tourists, thus exposing many people from around the world to Theravâda Buddhism and the life of forest monks.

Another resident and visitor was the British Buddhist writer Francis Story or Anagarika Sugatananda. He had met the Venerables Nyanatiloka and Nyanaponika at the Sixth Buddhist Synod. His ashes and memorial stone are just behind Ven. Nyanatiloka's. Two other memorial stones complete the Island Hermitage's small burial ground: one for the Venerables Nyanaloka, Soma, Ñanamoli and Nyanavipula with the inscription "Meetings End in Partings" and the other for a Brahmacari S. Osowski born August 20, 1913 and died December 17, 1963.

Since February 25, 1976, the Venerable Anuragoda Piyaratana Mahathera has served as the third abbot or chief monk in residence at the Island Hermitage. Under him, the Island Hermitage, like other monasteries in the Forest Monk tradition, has been helping to preserve a little of the earth's remaining tropical rain forests in the face of the mounting pressures of the modern world.

The Island Hermitage still safeguards the original environment and ecology of the area, except for the snakes, which have disappeared since the arrival of a family of mongooses in 1986. In fact, the trees are now much older and bigger, providing an umbrella for the life teeming in the shade beneath their branches. It would be necessary to be an expert in plants, animals and insects to be able to name all the types of life at the hermitage, but anyone quickly notices the coconut, mangrove, bamboo, jak fruit, papaya, jasmine, hibiscus and other native trees, bushes, ferns, vines, flowers and weeds, along with the multitude of birds, bats, iguanas and monitors, mongooses, centipeds, snails, mosquitoes, ants, and all the other small and large life forms of the tropical rain forest.

As part of maintaining the natural beauty and ecology of the Island Hermitage and the Forest Monk tradition, tourists are no longer allowed to simply drop in at the hermitage. Now, visitors need to write in advance to receive personal invitations which permit them to arrive by Island Hermitage boats for a day visit or a longer stay.

Also due to Ven. Piyaratana's and the Island Hermitage's efforts, Ratgama Lake and its islands were declared a natural reserve where fishing is no longer allowed since a visit in 1986 by the then Sri Lankan Prime Minister Ranasinghe Premadasa. The few boats that now paddle slowly and quietly on the lake only ferry people and supplies to and from the islands.

At present, the only intrusion from the outside world are occasional loudspeakers blaring from nearby villages along the lake's shore. Otherwise, the Island Hermitage is still a true natural refuge where men live in harmony with nature and life is very similar to what it was when the hermitage was founded in 1911.

Although there have not been any great scholar monks in residence in recent years, the Island Hermitage does still have one further great asset for those inclined to study: a well stocked library with a fairly full collection of Pali texts in Roman Script and English translations of the Buddhist scriptures.

At present, there are only a few Western monks at the Island Hermitage --- perhaps only one or two at any given time --- who take care of themselves in their quest to learn and practice the Dhamma. There are also usually two or three Sinhalese monks, three to five foreign and Sinhalese novices and one or two laymen in residence. Two or three caretakers cum boatmen also live at the hermitage.


Abb.: Plan von Polgasduwa und Metiduwa heute

Nine kutis or huts, including one under construction, a sîmâ, an unused vihâra, and a meditation hall are spread over Polgasduwa. There is also the small burial ground with four memorial stones near Ven. Nyanatiloka's kuti on Polgasduwa. Five kutis, a boat house and a former colonial mansion now serving as the vihâra, dânasâlâ (refectory), kitchen and library are situated on Metiduwa. The kutis are simple but adequate, well screened to protect against mosquitoes, and fairly well spaced for privacy. Some have attached toilets and walkwaays, but most have no electricity. There are several wells and toilets also scattered on the paths around the islands.

The daily routine includes voluntary group sitting in the meditation hall from 5.30 to 5.30 AM and from 8.30 to 9.30 PM. Breakfast is at 6.00 AM and the main meal at 11.00AM. Food is still brought by lay supporters from around the lake each morning. If lay supporters are present at the main meal, the Ven. Piyaratana administers the Three Refuges and Five Precepts followed by a Dhamma talk. There is gilanpasa, usually a cup of tea served around 6.30 p.m. Otherwise, time is spent studying and practicing the Dhamma in the quiet and seclusion of the Forest Monk tradition.

Recently, Ratgama Lake's third island, Parappuduwa (Pebble Island), which had been leased to Ven. Nyanaloka during World War II but used only as a no-man's-land and cremation ground for Island Hermitage monks, became "Nun's Island" for women following the ten precepts and to study and practice the Dhamma. Although the Nun's Island has no official connection with the Island Hermitage, the Committee of the Parappuduwa Nun's Island and Meditation Centre gained its inspiration from the Island Hermitage and, after constructing buildings, opened the Nun's Island on September 9, 1984. Thus, the Island Hermitage continues to influence and inspire others to study and live the Buddha's teachings in close harmony with nature as envisioned by its founders in 1911.*

*This article was compiled by Island Hermitage residents from materials in the Island Hermitage library. Assistance rendered by Ven. Ñânasanta and Mr. Mark Bullock to obtain this article is much appreciated. E-in-C. "

[Encyclopedia of Buddhism. -- Volume V, Fascicle 4. -- S. 593 -  596. -- Online: http://www.metta.lk/temples/ih/Encycl1.htm. -- Zugriff am 2003-05-26]

1914

Die Insel Polgasduwa geht durch eine Schenkung des französischen Ingenieurs R. A. Bergier in den Besitz des Ordens über, später, nach dem 2. Weltkrieg auch die Nachbarinsel Mätiduwa durch eine Schenkung einer singhalesischen Dame. Mätiduwa wurde mit einem Damm mit Polgasduwa verbunden.1984 gründete Ayya Khema (1923 - 1997) auf Parappuduwa-Island in der Nähe eine Nonneninsel.

1914

Nyânatiloka bricht nach Tibet auf, um dort für den Theravâdabuddhismus zu werben. Er trifft mit Alexandra David Neel zusammen. Sie müssen aber umkehren, da die Pässe verschneit waren und das Geld ausging. Erfolg dieser Reise war, dass zwei junge Tibeter zur Island Hermitage kamen und Theravâda-Ordination empfingen. 1914 wurde Nyânatiloka nach dem Ausbruch des ersten Weltkriegs interniert, zuerst in Ceylon, dann 1915 in Australien, wo die buddhistischen Mönche mit deutschen Missionaren zusammen interniert waren.

1916

Den buddhistischen Mönchen wird der Status als Geistliche zuerkannt und sie werden aus der Internierung entlassen, sie dürfen aber nur in neutrale Länder, d.h. nicht nach Ceylon und auch nicht in ein Commonwealth-Land gehen. So ging Nyânatiloka nach China, wo er über Yunnan die Klöster an der birmanischen Grenze erreichen wollte. Auf Druck der englischen Regierung wurde er in Tschunking (am oberen Jangtse) zurückgehalten. Im Dreigespensterkloster in Tschunking setzt er die Übersetzung des Anguttaranikâya fort.

"Zu dieser Zeit' kam gerade, z. T. wohl aufgrund meiner vielen Petitionen, die Erlaubnis für alle Geistlichen des Ostens, vie Amerika nach Deutschland zurückkehren zu dürfen, vorausgesetzt, dass sie ihre Reise selber bezahlten. - Kurz vorher hatte ich vom Gouverneur von Ceylon eine freundliche Absage bekommen, und zwar auf mein Gesuch, mich, zum wenigsten in einem Zuchthaus, in Ceylon leben zu lassen. -  Nun konnte ich plötzlich nach Deutschland zurückkehren, was ich aber nicht im geringsten zu tun beabsichtigte. Ich wollte auf alle Fälle erst einmal nach Honolulu fahren und versuchen, in einem japanischen Tempel unterzukommen. Gelang mir das nicht, so wollte ich dort die berühmte buddhistische Philanthropin Frau Mary Foster [1844 - 1930] aufsuchen, die Freundin und unermüdliche Unterstützerin des buddhistischen Propagandisten Dhammapala von Ceylon in allen seinen Bestrebungen, mir die Reise nach China und dem an Burma angrenzenden chinesischen Shangebiet in Yünnan zu ermöglichen, wo ich dann in einem der Theravâda-Klöster Unterkunft finden konnte. Da ich in Australien über keinen Pfennig Geld verfügte, versetzte ich für 5 Pfund unserem deutschen Lagerführer Kosak aus Singapore meine schöne Underwood-Schreibmaschine, ein unerwartetes Geschenk von Bhikkhu Silâcâra. Ferner erhielt ich von einem Siam-Deutschen, dem ich Paliunterricht erteilt hatte, 200 Pfund. So verließ ich denn zusammen mit Sobczak und einigen anderen Deutschen am 15. November 1916 Sydney mit dem amerikanischen Schiff "Sierra". Der amerikanische Konsul, der der deutsche Interessenvertreter' war und bis kurz vor unserer Abreise an Bord blieb, wollte mich mit aller Gewalt zum Ablegen des gelben Mönchsgewandes veranlassen, da bei solcher Tracht man mir die Landung in Amerika verweigern würde, was natürlich gar nicht den Tatsachen entsprach. Übrigens fuhren Lenga (Yasa), die beiden Bauers (Kondanno, Vimalo), die alle drei schon längst das Gewand abgelegt und sich Geld verdient hatten, ebenso wie Heinrich Siemer, unser früherer Upasaka, ungefähr 14 Tage später nach Amerika, während es Vappo und Mahanamo an Geld zur Abreise fehlte und sie daher bis zum Ende des Krieges in Gefangenschaft verblieben.

Am 27. November 1916 trafen wir in Honolulu ein. Dort versuchte ich sofort, in irgendeinem japanischen Tempel unterzukommen, wurde jedoch überall mit höflichen und bedauernden Worten abgewiesen. Die japanischen Priester sind nämlich im allgemeinen verheiratet und leben mit ihren Frauen und Kindern zusammen, und übrigens war ja Japan mit Deutschland im Krieg. So begab ich mich denn, zusammen mit Sobczak, zu der hier gebürtigen buddhistischen Philanthropin Frau Mary Foster,  die die Freundin und Unterstützerin des singhalesischen Propagandisten Dhammapäla in allen seinen Unternehmungen war. Dort wurden wir auf das Liebenswürdigste empfangen, und die Dame versprach mir ihre volle Unterstützung, so dass ich meine in Sobczaks Tratte eingeschlossenen 5 Pfund Sobczak überließ und er seine Fahrt nach Amerika fortsetzte. Dann wurde ich im Hotel Majestic, eine Art Hotel garni, untergebracht. Bei Frau Foster lernte ich eine, wenn ich mich richtig erinnere, deutsche Frau Dishins kennen, zu der ich dann, zusammen mit dem gelehrten, aber griesgrämigen Verwalter des von dem verstorbenen Herrn Foster gegründeten Botanischen Gartens, zum Essen eingeladen wurde und wo wir auch ein deutsches Ehepaar und den deutschen Konsul (?) antrafen. Durch den Konsul ließ ich ein sieben Bogen langes Schreiben an den deutschen Gesandten Graf von Bernsdorff' abgehen, worin ich die Lage der gefangenen buddhistischen Mönche schilderte und um Bewilligung der Reisekosten nach China für mich, Vappo und Mahanamo bat.

Am 28. Dezember traf der telegrafische Bescheid ein, dass mir der Konsul die Reisekosten nach China auslegen solle: "Advance fare China Bernsdorff". (Wie ich später erfuhr, hat man die 800 Mark Reisekosten bei meiner Mutter eingezogen!) Am 29., dem nächsten Tag, traf das nach Shanghai fahrende Schiff "China" ein, mit dem ich fahren sollte. In Japan durfte ich leider nicht landen als Deutscher, wo ich mich gerne in einem Kloster niedergelassen und eventuell an der Universität Palivorlesungen gehalten hätte (alles das kam in Wirklichkeit einige Jahre später) . Ich entschloss mich daher, nach China weiterzureisen, um in der Nähe Shanghais oder Pekings in einem Kloster Unterkunft zu finden. Wegen Reparaturen musste das Schiff noch einige Tage liegenbleiben. Da es mir unmöglich war, in der zweiten Klasse, die eher dem Zwischendeck glich und wo in der Kabine nebenan sieben japanische Babys, zwei Japaner und eine Japanerin verstaut waren und man keine Luft bekam und die ganze Nacht hindurch infolge des Schreiens und Jammerns der Babys kein Auge zumachen konnte (einige der Babys sind dabei gestorben), verlangte ich erste Klasse vom Konsul. Endlich am 1. Januar 1917 fuhren wir ab. Die Passagiere der ersten Klasse waren zum großen Teil Presbyterianische Missionare, mit denen ich mich häufig über Buddhismus unterhielt und die mich wiederholt erfolglos baten, am Gesang ihrer heilsarmeemäßigen Gesänge teilzunehmen. Einer der Missionare," namens Reisschauer,  offenbar ein Deutsch-Amerikaner, war mit Abfassung eines Werkes über japanischen Buddhismus beschäftigt. An der Speisetafel saßen neben mir rechts ein junger, etwas verstockt scheinender und offenbar deutschfeindlicher Holländer, links ein Deutsch-Amerikaner, der wegen des elterlichen Zwanges, ein reiches Mädchen zu heiraten, Amerika verlassen hatte, um sich in Shanghai eine Stelle zu suchen; weiter links der Lehrer oder Direktor einer Missionsschule in Peking und seine Frau; dann weiter links an der Ecke ein junger Philippino Dentist; auf der gegenüberliegenden Seite der Tafel als erste links die Schwiegermutter des Pekinger Missionsdirektors; dann ein chinesischer Kaufmann aus Peking; dann mir gegenüber drei deutsche junge Damen (zwei davon aus Bremen), die ihre Bräutigame in Shanghai treffen und sofort heiraten wollten und daher von Zweifeln und innerer Unruhe gequält wurden; dann ein Deutsch-Amerikaner aus Bingen. Unter den Passagieren befanden sich außerdem noch ein Kaufmann, Herr Fischer, der die ganze Gesellschaft animierte; dann der junge 24jährige Chinese Tschang, der Enkel des Ende des letzten Jahrhunderts in der ganzen Welt bekannten Generals Li-Hung-Tschang, der auch etwas Deutsch sprach und in England studiert hatte und sich gleich mit mir befreundete; ferner ein junger chinesischer Ingenieur. In der zweiten Klasse: ein Holländer namens Zahn, der ein gutmütiger, aber in seinem Presbyterianertum erstarrter Mensch war; ferner ein junger intelligenter Amerikaner, der meinen Schiffsstuhl ganz durchsaß und den ich ihm daher als Geschenk überließ; dann eine amerikanische Riesendame, die durch ihre ungeheure Dicke und die Tanzkunst ihrer hübschen Tochter ein hübsches Geld verdiente; dann ein junger Chinese, der ein außerordentlich klarer Kopf war und mit dem ich über alle möglichen Probleme diskutierte.
Im chinesischen Zwischendeck herrschte ein lautes und tolles Treiben bis weit über Mitternacht hinaus; überall standen elektrisch beleuchtete Spieltische mit aufgeschichteten Dollars, ebenso Delikatessenstände usw. Abwechslung war den Passagieren geboten durch das tägliche Schwimmbad und die von Fischer geleiteten Vergnügungsspiele. Beim Vorbeifahren an Japan bot sich uns der herrliche Anblick des fast ganz mit Schnee bedeckten Fuji, und Tag für Tag nahm die Kälte zu. In den drei japanischen Häfen Yokohama, Kobe und Nagasaki wurden unsere Papiere von der Polizei geprüft."

[Hecker, Hellmuth <1923 - >: Der erste deutsche Bhikkhu : das bewegte Leben des Ehrwürdigen Nyânatiloka (1878-1957) und seine Schüler. -- Konstanz : Universität, 1995. -- 363 S. -- (Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus" -- Forschungsberichte). -- S. 69 - 72]

1917

Als China (14. Aug. 1917) den Mittelmächten (u.a. Deutschland) den Krieg erklärt, kommt Nyânatiloka in Internierung im Polizeigefängnis Hankau, wo er die Anguttaraübersetzung abschloss. Aus dem Vorwort der 2. Auflage:

"Durch mancherlei Umstände bedingt, hat sich leider die Fertigstellung meiner Übersetzung der elf Bücher des Anguttara-Nikâya länger hingezogen, als ich anfangs erwartete. Dazu kam der unselige Krieg, der mich aus meiner kaum gewonnenen Ruhe und Einsamkeit herausriss und meine lange Gefangenschaft und Überführung nach Australien zur Folge hatte. Aus all dem erklärt es sich auch, dass ich an meiner Übersetzung oft unter den schwierigsten Verhältnissen und an den verschiedensten Plätzen der Erde zu arbeiten hatte: in Burma, Ceylon, den Himalayabergen, dem Shanland, der Oase bei Gabes, den Abhängen des Montelema im Tessin, der Charitas bei Lausanne, in Santa Maria a Vico, Neapel, Australien, Honolulu; und zu guter Letzt im Innnersten Chinas, wohin mich mein Schicksal nach meiner Freilassung aus dem australischen Interniertenlager über Hawaii und Japan verschlagen hatte und wo ich, auf meiner reise nach Südwest-Yunnan, am oberen Yangtse (Chungking) auf den Druck der englischen Regierung hin unter Bewachung zurückgehalten und später in Hangkow offiziell verhaftet wurde, habe ich als Gefangener auf der Polizei schließlich mein Werk vollständig zu Ende geführt.
Polizei, Hangkow, im Dezember 1917
Nyânatiloka"

1919

Anfang 1919 wurde Nyânatiloka nach Deutschland repatriiert. Er lebte in Hamburg bei seinem Bruder und wird von Else Buchholtz (1888-1982), einer Pianistin, wohlhabenden Pflegetochter eines Berliner Bankiers, nach Oberhambach an der Bergstrasse eingeladen und unterstützt.

Dr. Grimm schickte mir der Reihe nach alle von ihm verfassten Bücher und suchte mich auf diese Weise für seinen Pseudo-Buddhismus zu gewinnen, lud mich auch zum dauernden Aufenthalt in seine Waldvilla bei Neubiberg, München, ein. Alle seine Bemühungen blieben jedoch ohne den gewünschten Erfolg.

Dagegen erhielt ich eines Tages von einem reichen Fräulein Buchholz eine herzliche Einladung zu ihrem herrlichen Waldhäuschen im Walde bei Oberhambach an der Bergstraße, gegenüber der von dem berühmten Pädagogen Dr. Geheeb geleiteten Freideutschen Schule. Da ich gegen Vorzeigen einer Karte als Repatriierter überall in Deutschland freie Bahnfahrt, Essen und Wohnen hatte, nahm ich sofort die Einladung an und machte mich auf den Weg nach Oberhambach."

[Hecker, Hellmuth <1923 - >: Der erste deutsche Bhikkhu : das bewegte Leben des Ehrwürdigen Nyânatiloka (1878-1957) und seine Schüler. -- Konstanz : Universität, 1995. -- 363 S. -- (Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus" -- Forschungsberichte). -- S. 104f.]

1920

Nyânatiloka wollte nicht in Deutschland bleiben, deshalb reisen Nyânatiloka, Vappo (Ludwig Stolz (1873-1960)) und Else Buchholtz nach Ceylon ab. Die Reisekosten für alle und die Kaution von je 25.000 Mark für die beiden Mönche trägt Frau Buchholtz. In Colombo wurde ihnen die Einreise verweigert, obwohl sich singhalesische Freunde für sie einsetzten. So beschlossen sie nach Japan weiterzureisen. In Tokyo erhielt Nyânatiloka durch die Vermittlung von Dr. Kaikioku Watanabe (1872 - 1933) ein Lektorat für Pali an der Taisho-Universität, hielt viele Vorträge.

"Ich hätte wirklich zu gern in einem japanischen Kloster gewohnt, doch war dies auf die Dauer geradezu unmöglich. Auch das dort erhältliche Klosteressen ist ganz und gar ungenügend und besteht häufig gar bloß aus poliertem, also vitaminlosem Reis und zwei kleinen Scheibchen Salzrettich. Dazu kommt noch, dass die Priester der etwa 52 Sekten zählenden Mahâyâna-Schulen fast alle verheiratet sind, alle ganz öffentlich ihren Reiswein trinken und nichts Böses sehen im Töten von Tieren usw., kurzum, dass ihr Leben, weder theoretisch noch praktisch, irgend etwas zu tun hat mit dem ursprünglichen Buddhismus des Buddha, in dem die Sittlichkeit die Grundlage bildet.

Hier jedoch möchte ich nicht vergessen zu betonen, dass die Japaner trotz al-ledem andererseits wieder von anderen Völkern nicht übertroffen werden in ihren vielen und edlen menschlichen und sozialen Eigenschaften und Tugenden."

[Hecker, Hellmuth <1923 - >: Der erste deutsche Bhikkhu : das bewegte Leben des Ehrwürdigen Nyânatiloka (1878-1957) und seine Schüler. -- Konstanz : Universität, 1995. -- 363 S. -- (Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus" -- Forschungsberichte). -- S. 113f.]

1926

Nach 5 Jahren Japan und einer 12 Jahre dauernden Abwesenheit aus Ceylon Rückkehr über Siam nach Ceylon. Auf der Island Hermitage waren die meisten Hütten verfallen. Aber neue wurden für die Neuankömmlinge, die bald aus vielen Ländern kamen, erbaut.

1928


Abb.: Else Buchholtz

[Bildquelle: Hecker, Hellmuth <1923 - >: Lebensbilder deutscher Buddhisten ; ein bio-bibliographisches Handbuch. -- Konstanz : Universität Konstanz. -- Band II: Die Nachfolger. -- 1992. -- (Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus". Forschungsberichte ; 5). -- S. 23]

Else Buchholtz (1888-1982) wird in Ceylon de-facto-Nonne (Ordensname: Uppalavannâ), die erste deutsche Frau, die in den buddhistischen geistlichen Stand eintrat.

Zu Else Buchholtz s.: Hecker, Hellmuth <1923 - >: Lebensbilder deutscher Buddhisten ; ein bio-bibliographisches Handbuch. -- Konstanz : Universität Konstanz
Band II: Die Nachfolger. -- 1992. -- (Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus". Forschungsberichte ; 5). -- S. 23-25.

(Nyânatiloka kehrte nie mehr nach Deutschland zurück, wurde während des zweiten Weltkriegs nochmals interniert -- u.a. zusammen mit Heinrich Harrer -- kehrte 1946 wieder nach Ceylon zurück, wurde 1950 ceylonesischer Staatsbürger, nahm 1954 am 6. Buddhistischen Konzil in Rangoon teil, wurde 1955 Ehrenmitglied der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft und starb 1957. Er erhielt ein Staatsbegräbnis.)

1928-12-25


Abb.: Govinda

Ernst Lothar Hoffmann (1898 - 1985), der spätere Lama Anagarika Govinda, kommt in Colombo an, um den Pali Buddhismus zu studieren. Er lebt ca. neun Wochen bei Nyanatiloka auf der Island Hermitage. Er erhält von Nyanatiloka den Namen Govinda.

"Was mich nach Ceylon brachte, war die Überzeugung, dass ich dort die reinste Tradition des Buddhismus finden würde, und vor allem Gelegenheit, tiefere Meditationserfahrungen zu gewinnen und meine Palistudien fortzusetzen, die ich bereits in meinem Heim in Capri und an der Universität von Neapel begonnen hatte. Diese besaß dank der Generosität des Königs Chulalongkorn von Siam eine vollständige Ausgabe des in siamesischer Schrift gedruckten Pali-Kanons. Ceylon erwies sich in der Tat in mancher Hinsicht fruchtbar, und unter der freundlichen Führung von Nyanatiloka Mahathera, dem Gründer und Abt des idyllischen Inselklosters von Polgasduwa (bei Dodanduwa), der einer der größten Pali-Gelehrten seiner Zeit war, fand ich reiche Gelegenheit, meine Studien fortzusetzen und persönliche Erfahrungen zu sammeln, sowohl in Bezug auf das mönchische Leben wie auf die Tradition der Theravada-Schule des südlichen Buddhismus. Ich war tief beeindruckt von der Freundlichkeit des singhalesischen Volkes und dem hohen Niveau der Disziplin und des religiösen Wissens unter den Mönchen. Aber irgend etwas fehlte hier - was es war, entdeckte ich erst später, als sich mir während meines Aufenthaltes in Yi-Gah Tschö-Ling plötzlich neue Horizonte religiöser Erfahrung eröffneten und der große Guru in mein Leben trat."

[Govinda <Anagarika> <1898 - 1985>: Der Weg der weißen Wolken : Erlebnisse eines buddhistischen Pilgers in Tibet / Anangavajra Khamsum Wangchuk. Anagarika Govinda.-- Zürich [u.a.] : Rascher, ©1969. -- 456 S., 1 Titelbild : Ill.  -- Originaltitel:: The way of the white clouds (1966). -- S. 122]

1929

Govinda gründet mit Nyanatiloka den Jatyantara Bauddha Samagama (International Buddhist Union). Dieser besteht bis 1931.

"A. Ziele der Union

Die Union will eine Arbeitsgemeinschaft aller ernsthaft strebenden Buddhisten sein, d.h. aller derer, die den Buddha als ihren geistigen Führer verehren und gewillt sind, seine Lehre im praktischen wie im geistigen Sinne zu verwirklichen. Es ist nicht die Aufgabe der IBU, die Welt zum Buddhismus zu bekehren, sondern die bereits vorhandenen Kräfte desselben zusammenzufassen. Bevor wir andere belehren wollen, müssen wir erst selbst die buddhistischen Tugenden der Selbstverleugnung und Toleranz in die Tat umgesetzt haben und durch das Beispiel unserer Solidarität und gegenseitiger Hilfsbereitschaft den Beweis für den Wert unserer Weltanschauung erbracht haben. Wenn alle diejenigen, welche sich als Buddhisten betrachten, auch danach handeln, wird die übrige Welt bald von der Wahrheit des Buddhismus überzeugt sein. Das Beispiel ist die einzig faire Propaganda, die edelste Art, andere zu überzeugen.

Unsere Parole lautet also nicht "Propaganda nach außen", sondern Aufbau von "Innen" her, Festigung im Innern. Hieraus ergibt sich eine Taktik, die von denjenigen der bisherigen internationalen buddhistischen Gesellschaften grundverschieden ist. Es kommt nicht darauf an, in möglichst kurzer Zeit eine möglichst große Anzahl von Mitgliedern zu werben, sondern in ruhiger besonnener Arbeit mit einem kleinen Kreise zuverlässiger, erprobter Buddhisten zu beginnen und auf dieser sicheren Grundlage in organischem Wachstum den Bau weiter und weiter auszudehnen, bis die gesamte buddhistische Welt in ihm vereint ist. Nicht das geschriebene Wort, sondern der persönliche Kontakt soll die Basis gegenseitiger Verständigung sein. Erst wenn die Beziehungen von Mensch zu Mensch hergestellt sind, können auch auf schriftlichem Wege wertvolle Resultate erzielt werden. Es ist daher die erste Aufgabe des Generalsekretärs der "IBU", alle zunächst in Betracht kommenden buddhistischen Länder Asiens und Europas zu bereisen und mit den führenden Persönlichkeiten und Gelehrten dieses Gebietes Fühlung zu nehmen .

B. Arbeitsprogramm
C. Mittel zu dessen Verwirklichung
(Diese beiden Teile werden hier nicht abgedruckt.)

D. Gegenwärtiger Stand der Dinge

  1. In vielen Ländern des Ostens wie des Westens haben sich bereits buddhistische Ortsgruppen, Vereine und größere buddhistische Gesellschaften gebildet, wie z.B. "Young men Buddhist Association" in Eastern Countries, the Buddhist Lodge in England, der Bund für buddhistisches Leben in Deutschland, das buddhistische Haus in Frohnau, die Gemeinde um Buddha in Berlin, die zahlreichen buddhistischen Ortsgruppen in vielen Großstädten Deutschlends, die Mahabodhigesellschaft usw. Alle derartigen Gesellschaften und Gruppen finden ihre Zusammenfassung in der "IBU" (ohne jedoch ihre selbständige Verfassung zu verlieren). Eine Liste sämtlicher der "IBU" angeschlossenen Gesellschaften wird in Kürze veröffentlicht.
  2.  Die persönliche Fühlungnahme mit den führenden Buddhisten- verschiedener Länder geschieht durch den vom Präsidenten der Union bevollmächtigten Generalsekretär. Das Reiseprogramm dieses Jahres erstreckt sich auf folgende Länder: Ceylon, Burma, Indien, Italien, Österreich, Schweiz, Deutschland. Der Reisefonds wurde zu einem Teil durch den Benares Verlag (früher Oskar-Schloss-Verlag) bzw. seinen Inhaber Herrn Ferdinand Schwab, München-Neubiberg, zum anderen aus privaten Mitteln zur Verfügung gestellt.
  3. Das Hauptquartier der Union, in dem Bhikkhus und Upasakas aus allen Erdteilen zu gemeinsamem Studium zusammenkommen, ist die "Island
    Hermitage" Polgasduwa im Ratgamasee bei Dodanduwa, unter der Leitung des Maha-Nayaka-Thera Nyanatiloka, Hier ist allen denjenigen Buddhisten, in deren Heimatländern noch kein Sangha existiert, Gelegenheit gegeben, unter besonders günstigen Bedingungen das religiöse Leben aus eigener Erfahrung kennen zu lernen bzw. dem Orden beizutreten, insbesondere wenn die Absicht vorliegt, im eigenen Lande für den Dhamma zu wirken. Auf diese Weise werden sowohl die Einseitigkeiten des Buchwissens wie gewisser westlicher Denkgewohnheiten vermieden.

    Die erwähnten günstigen Bedingungen sind folgende:

    1. Gesundes Klima
    2. Ruhige, landschaftlich schöne Umgebung
    3. Trotz aller Abgeschiedenheit gute Schiffs- und Eisenbahnverbindungen
    4. Verständigungsmöglichkeiten und Unterricht in mehreren europäischen und orientalischen Sprachen
    5. Reger geistiger Austausch auf Grund der Verschiedenartigkeit der auf der Insel vertretenen Nationen. Angehörige folgender Länder waren bis dato auf Polgasduwa anwesend: Amerika, Burma, Ceylon, Deutschland, England, Japan, Tibet.
    6. Aufrechterhaltung altbuddhistischer Tradition unter Vermeidung jeglicher Sonderbestrebungen, Sektierereien etc.
    7. Vorhandensein einer reichhaltigen Bibliothek (Pali, Singhalesisch, Deutsch. Englisch etc.)
    8. Unterkunft für Bhikkhus in einzelnen kleinen auf der Insel verstreuten Häuschen, für Laienanhänger in besonderem Bungalow
    9. Zahlreiche zur Meditation geeignete Plätze.

    Polgasduwa ist die erste internationale buddhistische Klostergemeinschaft, in der eine lebendige Zusammenarbeit von Orient und Occident verwirklicht worden ist und die eine wahre Pflanzstätte buddhistischer Kultur zu werden berufen ist. Anstatt buddhistische Missionare in fremde Länder zu senden, in denen ihnen aus der Verschiedenheit der Sprache, der Volkspsyche und der Lebensgewohnheiten fast unüberwindliche Hindernisse erwachsen, mögen aus allen Ländern der Welt solche, die bereits auf dem Wege zum Buddhismus sind oder solche Buddhisten, die sich zum geistlichen Leben berufen fühlen, ohne in ihrem Lande Gelegenheit dazu zu haben, in Polgasduwa zusammenkommen und nach Vollendung ihres geistigen Trainings in ihre Heimatländer zurückkehren, um dort für den Dhamma zu wirken.

  4. Alle näheren Auskünfte über den jeweiligen Stand der Dinge aus Polgasduwa und über alles, was für die Reise nach dort von Bedeutung ist (Spesen, beste Verbindungen, beste Reisezeit, Passformalitäten, Landungsbestimmungen, Reiseausrüstung) werden durch die Konsuln, deren Namen noch in besonderen Listen bekannt gegeben werden, bereitwilligst erteilt. (Bei schriftlichen Anfragen, die kurz und sachlich sein sollen, ist Rückporto beizufügen.) Fragen über die Lehren sollten nur mündlich gestellt werden, da schriftliche Beantwortungen in den meisten Fällen zu zeitraubend sind. "

[Deutsche Übersetzung in: Hecker, Hellmuth <1923 - >: Der erste deutsche Bhikkhu : das bewegte Leben des Ehrwürdigen Nyânatiloka (1878-1957) und seine Schüler. -- Konstanz : Universität, 1995. -- 363 S. -- (Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus" -- Forschungsberichte). -- S. 156 - 159]

1929-04


Abb.: Bei einem Besuch in Burma (April 1929): Mr. Maungg Maungg Hwin; Mr. U Kyaw Hla;
Ehrw. Lama Anagarika Govinda; Ehrw. Ñânatiloka; Ehrw. Adinavaysa Thera
[Bildquelle: http://www.buddhistisches-haus.de/de/index.html. -- Zugriff am 2003-06-19]

1929

The Buddhist Annual of Ceylon. -- Vol. 3, No.3; 2473/1929. -- S. 189. -- Online: http://www.metta.lk/temples/ih/1929.htm. -- Zugriff am 2003-05-26

berichtet über den Wiederaufbau der "Island Hermitage":

"The "Island Hermitage" (Polgasduwa Tapas-arama).


Abb.: Auf Polgasduwa

This picturesque little island in the midst of the palm-bordered Ratgama Lake near Dodanduwa, Southern Province Ceylon, is the seat of a little band of European and Asiatic Buddhist monks under the leadership of the Ven. Nyanatiloka Thera.

The island had been dedicated to the Ven. Nyanatiloka by his Buddhist friend, a Swiss Knight, Monsieur R.A. Bergier. Here , in complete solitude and far away from the turmoil of the world, the Ven. Nyanatiloka and his pupil monks before the war lived in little single-roomed cottages - about 12 in number - which had been erected here and there in the midst of the jungle, and were engaged in study and meditation. However, when war broke out in 1914 all the Germans on the island were made prisoners and later on in 1915 transferred to Australia. It was only in 1926, after about 12 years of banishment from Ceylon, that the Ven. Nyanatiloka again was allowed to return to Ceylon. However, during these long years the houses had crumbled down and the ruins were covered with impenetrable jungle. At present there are found again 4 little houses and a good number of cottages are under construction; besides the neighbouring island with a large bungalow on it has been leased, and again European and Asiatic monks and lay brothers are to be found in these islands and many more Europeans are expected in the near future."


Abb.: Auf Polgasduwa

1929-06-01 bis 1929-10-18

Anagarika Govinda (1898 - 1985) begibt sich auf Werbetour für die International Buddhist Union durch Europa (Deutschland, Frankreich, England, Sakandinavien, Italien). Die Kosten trägt der Verleger Ferdinand Schwab (1882 - 1976)

ca. 1930


Abb.: Nyanatiloka, Island Hermitage, ca. 1930 [Bildquelle: http://www.buddhistisches-haus.de/en/picturebook/mixed/mixed-old.html. -- Zugriff am 2003-07-15]

1931-04-02 bis 09

Anâgârika Govinda nimmt als Abhidhamma-Kenner als Delegierter Ceylons an der 3. All-India Buddhit Conference in Darjeeling teil. In Darjeeling lernt er Ngawang Kalzang, genannt Tomo Geshe Rimpoche (1864-1936) kennen. Tomo Geshe Rimpoche Ngawang Kalzang ist ein Gelugpa-Großabt. Nach zwölf Jahren Einsiedlerleben in Südtibet wandte er sich der Verkündigung zu:

Hoffmann wird Tomo Geshe Rimpoche's Schüler (Cela), erhielt Initiationen und den Namen Lama Ananga-vajra Khamsum Wangchuk (bekannt als Lama Anagarika Govinda). Lama Anagarika Govinda wohnte nahe Darjeeling, war aber meistens als Dozent in Santiniketan, wo er Französisch, Archäologie und Buddhismus lehrte.

Zum weiteren Wirken Govindas siehe:

Payer, Alois <1944 - >: Materialien zum Neobuddhismus.  --   Kapitel 15: Buddhismus in Deutschland zwischen den beiden Weltkriegen. -- URL: http://www.payer.de/neobuddhismus/neobud15.htm

1936-06-04


Abb.: Siegmund Feniger, 1934-02-04

[Bildquelle: "Nicht derselbe und nicht ein anderer" : Beschreibungen und Gespräche, Texte, Bilder und Dokumente zum 90. Geburtstag des Ehrwürdigen Nyanaponika Mahathera / hrsg. von Detlef Kantowsky. -- Konstanz : Univ., Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus,  1991. -- 168 S. : Ill. --  (Forschungsberichte / Universität Konstanz, Arbeitsbereich Entwicklungsländer, Interkultureller Vergleich, Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus" ; 3). -- S. 6]

Siegmund Feniger (1901 - 1994), der spätere Nyanaponika, wird von Nyanatiloka in der Island Hermitage als Novize aufgenommen.

Zu Nyanaponika siehe besonders:

"Nicht derselbe und nicht ein anderer" : Beschreibungen und Gespräche, Texte, Bilder und Dokumente zum 90. Geburtstag des Ehrwürdigen Nyanaponika Mahathera / hrsg. von Detlef Kantowsky. -- Konstanz : Univ., Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus,  1991. -- 168 S. : Ill. --  (Forschungsberichte / Universität Konstanz, Arbeitsbereich Entwicklungsländer, Interkultureller Vergleich, Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus" ; 3)

Nyanaponika : a farewell tribute : life sketch, bibliography, appreciations, and selections from the writings of venerable Nyanaponika Mahathera (1901-1994) / edited by Bhikkhu Bodhi. -- Kandy : Buddhist Publications Society, ©1995. -- 70 S. : Ill.

Ein edler Freund der Welt : Nyãnaponika Mahãthera (1901 - 1994) ; Gedenkschrift zum 100. Geburtstag / hrsg. von Matthias Nyãnacitta Scharlipp. -- Uttenbühl : Jhana-Verl., ©2002. -- 367 S. : Ill. -- ISBN: 3-931274-21-7

Briefe einer Freundschaft / [Hrsg.: Orden Ãrya Maitreya Mandala]. Lama Anagarika Govinda und Mahathera Nyanaponika. [Zsstellung und Glossar: Aryavajra Miervaldis Millers]. -- Limierte Aufl. von 200 Ex. -- München : Lama-und-Li-Gotami-Govinda-Stiftung, ©1997. --  295 S.

Lebenslauf Siegmund Fenigers bis1936

1901

Am 21. Juli in Hanau (Hessen) geboren als Sohn Siegmund des Kaufmanns Isaak Feniqer und dessen Frau Scheindel geb. Fränkel

1916

Nach Schulabschluss (Mittlere Reife) in Königshütte (Schlesien) beginn einer Buchhändlerlehre in Kattowitz

1920

Weitere Berufsausbildung in Leipzig und München

1922- 1924

Berlin. Schon als überzeugter Buddhist erster Kontakt mit Buddhisten, wie Paul Dahlke und Martin Steinke, sowie buddhistischen Gruppen

1924-1932

Königsberg. Führung des Geschäftes seiner betagten Eltern. Kontakt mit Buddhisten (Georg und Otto Krauskopf, Joseph Lenga) und Mitarbeit in der Buddhistischen Gemeinde Königsberg

1931

Tod des Vaters und - um seine Mutter nicht allein zu lassen - Aufgabe der Absicht, in den Orden einzutreten

1932

Übersiedlung mit der Mutter nach Berlin

1933

Verlust der Stellung in einem Verlag und Tätigkeit im "Zentralausschuß der deutschen Juden für Hilfe und Aufbau" in Berlin

1936

Übersiedlung der Mutter nach Wien. - Reise nach Ceylon und Eintritt in den buddhistischen Mönchsorden als Novize

[Quelle: "Nicht derselbe und nicht ein anderer" : Beschreibungen und Gespräche, Texte, Bilder und Dokumente zum 90. Geburtstag des Ehrwürdigen Nyanaponika Mahathera / hrsg. von Detlef Kantowsky. -- Konstanz : Univ., Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus,  1991. -- 168 S. : Ill. --  (Forschungsberichte / Universität Konstanz, Arbeitsbereich Entwicklungsländer, Interkultureller Vergleich, Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus" ; 3). -- S. 7]

Nyanatiloka wird vom deutschen Konsulat in Colombo vorgeladen und verwarnt, weil er deutsche Juden (d.h. Nyanaponika) ordiniert habe.

1937


Abb.: Nyanaponika
[Bildquelle: Archiv Hermann Schiewe]

Siegmund Feniger wird als Nyanaponika in Ovakande auf dem Festland in den Mönchsorden aufgenommen. Ordinierender Mönch ist nicht Nyanatiloka (vermutlich wegen der jüdischen Abstammung Fenigers und der Verwarnung Nyanatilokas durch das deutsche Konsulat).

1939

Nyanaponika gelingt es, seine jüdische Mutter nach Ceylon zu holen, dort wohnt sie bis zu ihrem Tod 1956 bei einer buddhistsichen Laienefamilie

1939-09-08


Abb.: Paul Debes

[Bildquelle: Baumann, Martin: Deutsche Buddhisten : Geschichte und Gemeinschaften. -- 2., durchges. und aktualisierte Aufl. -- Marburg : Diagonal-Verl., 1995. -- 465 S. : Ill. -- (Religionswissenschaftliche Reihe ; Bd. 5). -- Zugl.: Hannover, Univ., Diss., 1993. -- ISBN: 3-927165-32-8. -- S.116]

Die Brüder Paul Debes (1906 - 2004) und Heinrich Debes (1903 - 1943) kommen zur Island Hermitage.

"Ein halbes Jahr, nachdem Govinda Ceylon in Richtung Indien verlassen hatte, traf Paul Debes auf der Island Hermitage ein. Ebenso wie Govinda hatte auch er schon Jahre vorher in Europa die Lehre kennengelernt, und ebenso wie Govinda wollte auch er sein weiteres Leben auf Ceylon im Orden verbringen. Aber bei beiden liefen die Fäden des Karma anders.

Paul Debes, am 8. 9. 1906 in Wuppertal geboren, wollte, ebenso wie Nyanatiloka, ursprünglich christlicher Missionar werden. Er hatte im Sommer 1927 in Sondershausen in einem Antiquariat nach geistlicher Literatur, gesucht, nachdem er sich schon intensiv mit Ekkehard und Laotse befasst hatte. Dort fand er eines der Bücher von Hans Much, Universitätsprofessor in Hamburg, über den Buddha und seine Lehre. Sofort schlug es bei ihm ein, und er merkte, dass er hier das gefunden hatte, was er suchte: die Wahrheit über die Existenz. Er merkte auch den Unterschied zwischen dem emotionalen Kommentar Muchs und den abgeklärten Aussagen des Buddha.


Abb.: Hans Much (1880 - 1932)
[Bildquelle: Archiv Hermann Schiewe]

In Kiel kaufte er sich in einer Buchhandlung dann den zweiten Band der Längeren Sammlung der Lehrreden, der dort allein greifbar war, aber bald auch alle Übersetzungen Neumanns. Die Lehre ergriff ihn so, dass er kein anderes Lebensziel mehr sah, als Mönch zu werden. Und weil das nur in Asien möglich war, wollte er zu Fuß nach Indien pilgern. Unterwegs weilte er eine Zeitlang in einem katholischen Kloster in Fürstenfeldbruck. Als er nach Wien kam, suchte er Ernst Reinhold,  den Verwalter des geistigen Erbes von Karl Eugen Neumann, auf, dessen Adresse er vom Piper Verlag in München erhalten hatte. Reinhold konnte ihn davon überzeugen, dass er schon an der ungarischen Grenze ohne Visum abgewiesen werden würde, erst recht in den weiteren Ländern. Er riet ihm, sich das Geld für eine Schiffskarte nach Ceylon zu verdienen.

Das tat er. Durch Vermittlung von Walter Persian, der in Hamburg eine buddhistische Gemeinde leitete, schrieb er an Nyanatiloka und erhielt von ihm 1931 eine Zusage, nach Polgasduwa kommen zu können. Zusammen mit seinem Bruder Heinrich (geb. 26. 12. 1903 in Wuppertal), der inzwischen auch zum Buddhisten geworden wer, fuhr er im August 1931 mit einem Frachtschiff in der billigsten Fahrgelegenheit von Triest nach Colombo. An seinem 25. Geburtstag am 8. 9. 31 kamen die Brüder auf der Island Hermitage an. Nyanatiloka nahm sie zunächst als Upasakas im erdfarbenen Gewand an. Da sie Mönche werden wollten, war es ihnen ganz selbstverständlich, mit den 10 Silas der Novizen zu leben. Ihre Zivilkleider wollten sie im Ratgama-See versenken, aber der weise Nyanaloka verwahrte sie. Beide wurden von Nyanatiloka ins Pali eingeführt. Er sagte ihnen, ein Hausloser solle von den Übersetzungen unabhängig werden und die Lehrreden im Original lesen können, nur so käme man an ihren tiefen Gehalt heran. Die Brüder erhielten je eine Hütte auf Polgasduwa, während spätere Mönche meist auf der Nachbarinsel Mätiduwa untergebracht wurden und zum Essen und Unterricht herüberrudern mussten.

Paul Debes begann bald mit strenger Meditation: Körperbetrachtung. Die auf Polgasduwa übliche morgendliche Reissuppe ließ er aus und begnügte sich in der ersten Zeit mit dem vor 12 Uhr zu beendenden Mittagsmahl. Er magerte ab, bis er eines Tages als Ausgleich eine so große Menge Reis und Gemüse verzehrte, dass ihm das Gewissen so schlug, dass er fast am Verzweifeln über sein vermeintliches "Versagen" war. Er ließ alle Anspannung los. Damit überschritt er die fünf Hemmungen und erlebte - auf dem Rand des Brunnens von Polgasduwa sitzend - eine Entrückung mit unbeschreiblicher Seligkeit, von der Seuse gesagt haben würde:

"Wenn das nicht Himmelreich ist, dann weiß ich nicht, was Himmelreich sein sollte."

Über seine Übungen, die zu jener Frucht und noch zu einer anderen Transzendierung führten, berichtet er selber folgendes:

"In den vielen regenfreien Zeiten führte ich meine Besinnungen außerhalb der Hütte im Freien durch. Ich saß dort meistens vor einer dicht mit kleinen, dunklen Blättern bewachsenen Buschreihe, die meinen Augen nichts Ablenkendes anbot. Hier pflegte ich täglich mehrere Stunden die stille, immer deutlichere Betrachtung der Veränderung des Körpers vom Augenblick des Sterbens über alle Stadien der Verwesung (wie in der 10. Rede der "Mittleren Sammlung" beschrieben) bis zu den letzten Resten eines keinen Staubes, in den sich selbst die Knochen verwandelt hatten, und bis auch diese Reste vom Wind weggeblasen oder vom Regen fortgespült waren.

[Erläuterung: "10. Rede der Mittleren sammlung" = Satipatthânasutta. -- Siehe:

Payer, Alois <1944-- >: Materialien zu einigen Lehrreden des Dîghanikâya. -- D II, 9: Mahâsatipatthânasutta. -- URL: http://www.payer.de/dighanikaya/digha209.htm

Diese Transzendierung bis völlige Auflösung der "Ich-bin-Vorstellung" durch das Verschwinden der Körperlichkeit brachte mir jedes Mal für mehrere Stunden die Empfindung einer nicht beschreiblichen Unverletzbarkeit, Leichtigkeit und Freiheit, die in einer anderen Weise fast noch mehr Wohltat als jene unwillkürlich erfahrene selige Entrückung. Aber während bei der Entrückung alle fünf Sinne schweigen, so dass weder Welt noch Ich erlebt wird, weil alles das verschwunden ist, so gibt diese so weit geführte Körperbetrachtung das ganz positive Gefühl, dass diese Welt samt dem eigenen Körper etwas ganz, ganz Nebensächliches ist und dass das so sieghaft gewordene Bewusstsein durch nichts, nichts in der Welt irgend angetastet werden könne. In dieser Verfassung können auch alle plötzlichen transzendenten Erfahrungen in keiner Weise erschrecken, sondern umgekehrt: selbst unverwundbar blickt man auf das, was man auch sehen mag, nur so eben hin, nimmt es zur Kenntnis.

Und so ging es mir damals einmal: Gegen Ende einer solchen Besinnung schien die gewohnte Buschreihe sich vor meinen Augen aufzulösen oder zu verwandeln - jedenfalls sah ich von der rechten Seite her eine Reihe in Panik fliehender Frauen in mein Blickfeld kommen, die dann an mir vorüberjagten - Angst und Entsetzen im Gesicht - bis sie links aus dem Blickfeld traten. Die langen Haare standen vom Kopf fast waagerecht ab wie im Wind. - Und eine dieser gejagten Frauen blickte, als sie an mir vorüberkam, mich an -und ich erkannte eine nahe Verwandte.

Aber während ich unter normalen Umständen sehr erschrocken eine solche Vision abgebrochen hätte, so war jetzt nicht die leiseste Befremdung oder Erschütterung. Ich sah, und ich wusste: dies ist eine Szene aus einer Station im Samsara. Wir alle waren auf unserer anfangslosen Wanderung schon alles, und auch immer wieder, bis wir den Ausgang verstehen - und den Weg nach dem Ausgang gehen.

Diese beiden Erlebnisse: die freie Bewusstseinsweise durch die Entrückung und jene andere Bewusstseinsweise durch die Erfahrung der anderen Dimension haben mir endgültig ein anderes Verhältnis zu dem normalen Welterlebnis vermittelt, haben mich verändert."

Etwas später wünschte er eine größere Abgeschiedenheit. So brachte Nyanaloka ihn zu einem Gebiet von Felsenhöhlen südlich von Dodanduwa in Richtung auf Galle zu, wo öfter Einsiedler meditiert hatten. Dort pflegte Paul Debes intensiv Betrachtungen der Entlarvung, kehrte aber nach einiger Zeit auf die Island Hermitage zurück, wo sein Bruder geblieben war. Er merkte nämlich, dass es nicht möglich war, länger mit solchem außerordentlichen Krafteinsatz zu meditieren. Wie ein chinesisches Wort sagt: Man kann nicht 14 Tage auf Zehenspitzen gehen. Später sagte er darüber:

"Ich weiß wohl, dass von manchen buddhistischen Lehrern von Anfang an bestimmte Übungen empfohlen und eingeübt werden ohne rechte Orientierung über die eigene Existenz, aus welcher sich erst die Bedeutung der Übungen ergibt. Auch ich bekam vor fünfzig Jahren in Ceylon Anleitungen zu Übungen, die der Erwachte als die letzten zum Nirvana führenden Schritte lehrt, während von denjenigen Übungen, die nach der gesamten wohlgegliederten Wegweisung des Buddha an den Anfang gehören, viel weniger gesagt wurde."

Und so verließen die "Debes Brothers", wie Nyanaloka sie nannte, in der von ihm gehüteten westlichen Kleidung die Island Hermitage im Frühjahr 1932 und fuhren nach Deutschland zurück. Nyanatiloka bedauerte dies, denn so ernsthaft und intensiv Strebende hatte er selten gesehen. Am 5. 1. 32 hatte er über sie an Govinda geschrieben, der am 12. 1. antwortete:

"Ich freue mich, dass Ihre neuen Upasakas so gute Fortschritte machen. Schreiben Sie mir doch bitte mal Näheres von ihnen."

Heinrich Debes ist als Wehrmachtsangehöriger seit 1943 in Russland vermisst. Paul Debes aber überstand die so bedrückende Militärzeit und fand in englischer Kriegsgefangenschaft auf der Isle of Man 1944/ 45 die Muße, die ihn auf seinen künftigen Lebensweg vorbereitete. Als er im Oktober 1945 aus der Gefangenschaft entlassen wurde, ließ er aber innerlich die Lehre noch weiter reifen und trat erst im Februar 1948 mit Vortragen über die Lehre an die Öffentlichkeit. Damit entstand das Buddhistische Seminar, das seit über 45 Jahren Tausenden von Menschen die ursprüngliche Heilslehre Gotamos nahebringt. Der Keim zu diesem Wachstum aber wurde 1931/32 auf Polgasduwa gelegt.


Abb.: Paul Debes
[Bildquelle: Archiv Hermann Schiewe]

32 Jahre später, von Mai 1963 bis Mai 1964, weilte er, wie er es lange gewünscht hatte, noch einmal auf Polgasduwa. Sechs Jahre vorher war Nyanatiloka schon gestorben, und seine Asche war auf der Island Hermitage beigesetzt, aber Nyanatilokas Geist war noch sehr lebendig und wirksam. Sein Schüler und Nachfolger als Abt, Nyanaloka, leitete umsichtig und gütig die Schar der Bewohner der Island Hermitage. Er betreute Debes als Upasaka wiederum und bot ihm die Gelegenheit, ein Jahr lang auf der Grundlage seiner inzwischen gewachsenen Lebenserfahrungen im Umgang mit der Lehre unabgelenkt intensiv zu meditieren. Er überließ ihm eine der Hütten. In dieser stillen Zeit der asketischen Übung zog er immer wieder auch die Verbindung zum ersten Aufenthalt auf Polgasduwa. Er verglich die Zeit von 1932 - 1963 mit dem Zustand eines durch äußeren Druck gepressten Butterbrotpapiers und die Rückkehr zur Island Hermitage mit dem langsamen Zurückgleiten des Papiers in seine natürliche Ausdehnung, so befreit habe er sich gefühlt. Als eine Spätfolge der damaligen Erfahrungen gewann er nun eine innere Sicherheit, die alle Angst, sich im Samsaro zu verlieren, endgültig auslöschte. Das war am 5. Juni 1963. In seinem Tagebucheintrag vom 8. 6. 63 schlägt er nun den Bogen von den beiden Durchbrüchen von 1931/32 zu dem jetzigen Sicherheitsgefühl:

"So sehr ich auch die jhana liebe, ihren gewaltigen Wert schätze und sie darum auch planmäßig anstrebe, so würde ich den Tag, an dem ein solches Erlebnis hier auf Polgasduwa zum ersten Male eintritt, doch nicht so hoch bewerten wie jenen kürzlichen Tag. Nach meinen Einsichten und Erfahrungen schätze ich zunächst noch die Sicherung gegen Absturz und Untergang höher ein, weit höher ein, als ungesicherte, sporadische und oft zufällige Aufstiege, die mehr Hochsprünge sind, nach denen man sich bald genug wieder auf dem alten Niveau vorfindet. Wie hilfreich diese 'Hochsprünge' sind, weiß ich seit über 30 Jahren seit solchen Erlebnissen damals hier am gleichen Ort. Das Bewusstsein dieser Erfahrung - einer Erfahrung unvergleichlicher überweltlicher Seligkeit und einer Erfahrung überweltlicher Vision - war für mich das einzig wirkliche Licht in der 30jährigen Dunkelheit.

Ich sah schon vor den Erlebnissen aus der Folgerichtigkeit der Lehrreden, dass es dergleichen 'gibt', geben muss, dass wir durstverklebt, mit Finsternis geschlagen sind. Mein Vertrauen (saddhâ) war unumstößlich, aber vom eigenen Erleben geht eben doch eine schlechthin totale Evidenz aus. Aber dieses Licht aus den beiden damaligen Erlebnissen war ebenso schmerzlich wie hilfreich die ganze Zeit. Wohl hat es mich gemahnt und mir keine Ruhe gelassen in der Welt und hat mich darum bewahrt und endlich hierher geführt, aber es hat aus einer entsetzlichen Ferne geschienen und hat mich immer an die Ferne erinnert. Und ich war ihm ferne selbst in den Tagen, da ich es erlebte. Ich war damals nicht etwa zu dem überweltlichen Niveau dieser Erlebnisse herangewachsen, sondern hatte damals, unwissend über die rechte Wachstums- und Reihenfolge der asketischen Übungen zu einer der höchsten asketischen Übungen gegriffen und diese eisern-beharrlich viele Stunden gepflogen. Aus der angesammelten Kraft dieser von der Sinnenwelt weit abstoßenden Übungen wurde ich dann im Geiste zweimal so hoch geschleudert. Aber weil ich nicht auf festem Boden hinaufgestiegen, nicht hinaufgewachsen war, weil eben die (fünf) niederzerrenden Fesseln noch keineswegs abgetan waren, darum fiel ich wieder herunter .

Letztlich verdanke ich diesen Erlebnissen und dem schmerzlichen Eindruck ihrer großen, großen Ferne, dass ich gründlich und umfassend nach den Gesetzen des geistig-seelischen Wachstums, nach den Wirkungen der einzelnen Übungen für dieses unumgängliche Wachstum forschte, bis ich durch ununterbrochene Vergleiche meiner praktischen Erfahrung mit der zentralen Aussage des Erhabenen in der Mittleren Sammlung heute sicher geworden bin."

Wie Aussagen des Erwachten lauten, so hatte Paul Debes es erlebt: Er hatte Satipatthana geübt (7. Stufe), dadurch hatte er ein jhana als samadhi erfahren (8. Stufe), dadurch war der Blick auf die Wirklichkeit des Samsaro als Vision frei geworden (9. Stufe), und dann kam nach 32 Jahren als Spätfolge der Gesundheit die erwähnte Sicherheit einer Befreiung (10. Stufe).

[Erläuterung: bezieht sich auf folgende Begrifsreihe:

Sammatta n. -- Rechtes
  1. sammâ-di.t.thi f. -- Rechte Ansicht
  2. sammâ-sa°nkappa m. -- Rechte Gesinnung
  3. sammâ-vâcâ f. -- Rechte Rede
  4. sammâ-kammanta m. -- Rechtes Handeln
  5. sammâ-âjîva m. -- Rechter Lebensunterhalt
  6. sammâ-vâyâma m. -- Rechte Anstrengung
  7. sammâ-sati f. -- Rechte Achtsamkeit
  8. sammâ-samâdhi m. -- Rechte Sammlung
  9. sammâ-ñâ.na n. -- Rechte Einsicht / Erkenntnis
  10. sammâ-vimutti f. -- Rechte Erlösung

(Micchattasutta : Anguttaranikâya V, 212; Nal IV, 271, 19-26; Th 24, 226 - 227)

Das alles aber spielte sich ab auf dem Hintergrund, den Nyanatiloka mit der Island Hermitage bereitgestellt hatte. Paul Debes hatte diese Gelegenheit auf bestmögliche Weise genutzt. So sind die Island Hermitage, Polgasduwa und Nyanatiloka aus der Geschichte des Buddhistischen Seminars nicht wegzudenken.

Nicht unerwähnt bleiben soll, wiederum als eine Spätfolge der ersten Zeit auf der Island Hermitage, dass sich dort nach der Ankunft von Paul Debes im Herbst 1963 eine Konstellation ergab, die in der Geschichte der Island Hermitage hervorragte. Paul Debes unterwies täglich eine Gruppe von sechs jungen Deutschen,  die dort von Nyanaloka ordiniert worden waren, und führte sie in die Praxis der buddhistischen Askese ein. So erfüllte er für ein halbes Jahr das, was Nyanatiloka nicht gegeben war, die Funktion eines seelsorgerischen Novizenmeisters, allerdings nicht lange genug."

[Hecker, Hellmuth <1923 - >: Der erste deutsche Bhikkhu : das bewegte Leben des Ehrwürdigen Nyânatiloka (1878-1957) und seine Schüler. -- Konstanz : Universität, 1995. -- 363 S. -- (Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus" -- Forschungsberichte). -- S. 177 - 183]

"Biographie des großen, deutschsprachigen Buddhisten: Paul Debes

Die älteste Tochter von Paul Debes, Monika Debes-Schneider, berichtet:

„Wir werden in einem Zeitraffer das Leben meines Vater, Paul Debes, aus unserer Sicht beschreiben:

 

Biographische Daten

 

Unser Vater erblickte das Licht der Welt am 8. September 1906 als viertes von acht Kindern in Wuppertal-Elberfeld in armen Verhältnissen. Seine Mutter war gläubige Katholikin, sein Vater evangelisch. Er liebte seine Mutter und achtete seinen Vater.“

 

Das Elternhaus war eine Handwerkerfamilie, ergänzt Martin Baumann.

 

Monika Debes-Schneider fährt mit Ihren Ausführungen fort:

 

„Sonst teilte Paul Debes wenig die Interessen seiner Familie, zog sich gern allein in die „gute Stube“ zurück, wo er dichtete und grübelte. Auch während seiner kaufmännischen Ausbildung kam er von Botengängen oft lange nicht zurück, und als man ihm jemanden nachschickte, berichtete dieser, Paul Debes bleibe alle paar Schritte wie angewurzelt auf einem Fleck stehen. Befragt, was er denn mache, antwortete er frei, er denke nach über das Leben und die Welt.

 

Er schrieb seitenlange Gedichte, die er uns noch in den 90ger Jahren auswendig vortrug. Aus ihm sprach immer wieder die Angst, gewogen und für zu leicht befunden zu werden, verworfen und verdammt.

 

Die Katholische Lehre, obwohl in seinem Herzen tief verwurzelt, ließ für seinen Geist viele Fragen unbeantwortet. Er nahm Lateinunterricht, suchte bei griechischen und römischen Philosophen Antwort auf die Frage: „Was soll das ganze hier?“ bei der christlichen Mystik fand er Wege beschrieben zu überweltlichem Glück, aber die Sinnfrage löste er nicht.

 

1927 erster Kontakt mit dem Buddhismus

 

In seiner Freizeit unternahm er Radtouren und Wanderungen an Rhein und Oder und quer durch Deutschland allein und mit Freunden. Auf einer dieser Wanderungen, im Jahre 1927, mit zwei Freunden im Thüringer Wald fand er in Rudolfstadt in einem Antiquariat ein Buch über den Buddha. Der Titel lautet „Die Heimkehr des Vollendeten“ und der Autor war Hans Much. Paul Debes ließ die Freunde weiterwandern an die Saale und verbrachte den ganzen Tag in einer Burgruine mit diesem Buch. Er wusste sofort: „Das ist es!“ Hier ist über einen geschrieben, der nichts für sich will, eine andere Luft wehte ihn an: so still, so erhaben.

 

Über dieses Buch kam Paul Debes in Kiel an die Übersetzungen des Pāli-Kanon von Karl Eugen Neumann. Von jetzt an ging sein ganzes Denken und Trachten um diese Lehrtexte. Er erwarb alle Übersetzungen, wobei ihm die „Mittlere Sammlung“ vorrangig erschien.

Diese 152 Lehrreden (Pāli: Suttas) mit den Grundaussagen des Erwachten studierte er, wann immer möglich. Er fand Antwort auf all die offenen Fragen. Sein älterer Bruder, Heinrich Debes, war ihm ein Weggefährte.

08.09.1931 bis Frühjahr 1932 erster Aufenthalt auf der„Island Hermitage“ auf Polgasduwa auf Ceylon als „Mönch auf Zeit“ beim ehrwürdigen Mahathera Nyānatiloka

Eine große Sehnsucht nach Verwirklichung war geweckt. Er sah die Welt als Spiegelbild des Herzens, als Fata Morgana; die Wahrnehmung der Welt musste durchschaut werden, wie man durch einen Film im Kino die Leinwand sieht als das Beständige auf dem die Bilder tanzen und Lachen und Weinen auslösen. In Platons Höhlengleichnis fand er eine ähnliche Sichtweise. Aber wie war das umzusetzen???

Der Welt den Rücken kehren? Als Brahmacarin auf der „Island Hermitage“ auf Polgasduwa auf Ceylon (dem heutigen Sri Lanka), bei dem Mönch Nyanatiloka sich der Konzentration, Innenschau und dem Studium der Lehrtexte hingeben? Kahl geschoren mit selbstgefertigter Kutte, mit Almosenschale zog er gesenkten Blickes durch Deutschland, um per Autostopp weiter nach Indien und von dort nach Sri Lanka zu kommen. Mit einigen Umwegen gelang das auch. Er arbeitete in Hamburg bei den NUXO-Werken, wo er es bis zum Verkaufsleiter brachte, während Bruder, Heinrich, in einer Nussfabrik arbeitete. Als Sie Geld und Papiere beisammen hatten, fuhren sie im August 1931 mit dem Schiff von Triest nach Colombo (Ceylon dem heutigen Sri Lanka), wo sie an seinem 25.ten Geburtstag eintrafen.

Tiefe Sammlung, tiefe Konzentration (Pāli: samādhi) war Glück und Ansporn für all die kommenden Jahre. Er erlebte den Wegfall der sinnlichen Wahrnehmung mit Frieden und Glückseligkeit – Kostprobe eines ganz anderen Erlebens - . Da unser Vater und Großvater, damals ein junger Mann, die Lehrreden des Buddha las und nicht wusste, in welcher Reihenfolge sie umzusetzen seien, er ohne seelische Führung und die selbst auferlegten Übungen zu streng waren, neigte sich sein Herz immer mehr zur Rückkehr nach Deutschland.

Dennoch, Ina Foerster (1910 – 1968) und Paul Debes verlieben sich und heirateten 1936.

Das großbürgerliche Leben in Großflottbek mit großem Haus und Garten, gong zu den Mahlzeiten und Personal hatte bald ein Ende. Im Wohnwagen kutschierte beide durch Deutschland, weil unser Vater Molkur und andere Reformartikel an Reformhäuser verkaufte. Die Wohnung war aufgegeben, die Möbel auf Lager. Das bohemige Leben gefiel beiden sehr. Als ich (Monika Debes-Schneider) zur Welt kam, zog unsere Mutter zu ihrer Mutter. Unser Vater arbeitete in Berlin und wurde bald eingezogen. Er war in der Ukraine und in Frankreich im Krieg und zuletzt in englischer Kriegsgefangenschaft auf der Isle of Man.

Sein siebter Sinn hat ihn manches Mal vorm Tode bewahrt. Er war bei den Pionieren und für Aufräumungsarbeiten zuständig. In Minden hatte er eines nachts die Vision: Er sah seine Mutter mit nassen Decken über dem Kopf durch das brennende Wuppertal laufen. Er weckte seine Kameraden und sagte, sie würden gleich nach Wuppertal abtransportiert. So war es, und er konnte seine Eltern nach Ahrensburg in die Eilshost bringen. Dort hatten Omi und ihr Sohn, Onkel Ernst-Wilhelm“ inzwischen ein Haus mit großen Garten gekauft auch für Ina und die beiden Kinder Helmut und Monika zu denen sich noch im Laufe der Jahre Helfriede, Angela und Sabine gesellten.

1944 / 1945 erste Begegnung mit Fritz Schäfer und Hellmuth Hecker

In der englischen Kriegsgefangenschaft, im Jahre 1944, tauschte unser Vater Papier gegen Zigaretten, um zu schreiben zu können, und er hielt Vorträge über Ethik. Dazu erschien u.a. Fritz Schäfer, 22 Jahre alt, Jurastudent. Nach dem Krieg brachte er  seinen Freund Hellmuth Hecker, ebenfalls Student der Rechte in die Eilshorst. Beide Männer, Schäfer und Hecker, wurden seine Freunde.

Nach der Entlassung aus der Gefangenschaft 1945, arbeitete Paul Debes 2 Jahre lang als Kreisjugendpfleger in Norddeutschland, doch bald beschloss er, sein Leben nur noch der Lehrverbreitung zu widmen.“

Paul Debes beginnt seine Lehrtätigkeit: Vorträge

 

Martin Baumann schreibt in seinem Buch „Deutsche Buddhisten“ auf den Seiten 117 bis 119 folgende Einzelheiten über Paul Debes Lehrtätigkeit: Das Buch ist in 2. Auflage 1995 in Marburg im Diagonal-Verlag erschienen.

 

„Ab 1948 hielt Paul Debes in Hamburg und anderen Großstädten Norddeutschlands öffentliche Vorträge. Diese Vorträge mit bis zu 500 Zuhörern schlossen sich vertiefende Abendseminare mit etwa 80 Teilnehmern an.

 

(Die Zahlenangaben finden sich in: Schäfer, Fritz: „Zwölf Jahre Buddhistisches Seminar“ in Zeitschrift „Die Einsicht“ 13.ter Jahrgang 1960, Heft 2 auf Seiten 48 bis 59. Hier Seite 53)

 

Die Vorträge hatten laut Monika Debes-Schneider u.a. folgende Themen:

 

  • „Buddhismus als Brücke zwischen Religion und Naturwissenschaft.
  • Christentum oder Buddhismus.
  • Vom Schein und Sein.“

 

Martin Baumann berichtet weiter:

 

Forschungswochen

 

„Schon ein Jahr später, 1949, führte Debes seine ersten „Forschungswochen“ durch. Ebenso wie die Hamburger Vortragszyklen sollten diese Ferienseminare in der Lüneburger Heide „dem westlichen Menschen eine Brücke von seinem Standort zu den vier Heiligen Wahrheiten“ bauen.

 

(Schäfer, Fritz: „Zwölf Jahre Buddhistisches Seminar“ in Zeitschrift „Die Einsicht“ 13.ter Jahrgang 1960, Heft 2 auf Seiten 48 bis 59. Hier Seite 53)

 

Die „Forschungswochen“ und „Besinnungswochen“ sollten einen Zugang zur buddhistischen Lehre schaffen, systematisch einführen und gewonnene Erkenntnisse vertiefen. An den Seminaren nahmen bis zu 70 Personen verschiedenster Kreise, Berufe und Altersgruppen teil. Bis 1983 fanden sie 23mal in Hustedt (Lüneburger Heide) unter der Leitung von Paul Debes statt.

 

(Siehe zu den Forschungswochen weitergehend: Hecker, Hellmuth: „Lehrverbreitung durch  Forschungswochen“,  in: Zeitschrift: „Mitteilungsblatt der Buddhistischen Gesellschaft“, 1,7, 1955, Seite 68-71; Hecker, Hellmuth: „Das Buddhistische Seminar. Was ist es? Was will es?“, Hamburg 1974, Seite 15-18; Hecker, Hellmuth: „Chronik“, 1985, Seite 74)

 

Außer den Hustedter Ferienseminaren leitete Debes noch zehn weitere Forschungswochen und 21 Wochenendseminare, davon 1962 bis 1967 zehn in Roseburg.

 

(Angeben aus den privaten Unterlagen von Herrn Hellmuth Hecker).

 

Monika Debes-Schneider schreibt:

 

„Drei Jahrzehnte lang führte er 14-tägige Forschungswochen durch in der Heimvolkshochschule Hustedt mit 80 bis 1000 Personen und einwöchige Besinnungszeiten in Insmühlen, Kuddewörde, Bad Bevensen u.a. Orten: eine große Leistung, denn Paul Debes sprach vormittags 3 bis 5 Stunden und nachmittags 2 bis 4 Stunden und oft noch abends.“

 

Weiter lesen wir bei Martin Baumann:

 

„Aus den zahlreichen Vorträgen, Einführungs- und Lehrredenseminaren entstanden in verschiedenen Städten Norddeutschlands buddhistische Kreise. Sie wurden von Debes, von Ingetraut Anders und den engen Mitarbeitern, dem Rechtsanwalt Fritz Schäfer und dem Privatdozenten Hellmuth Hecker betreut.

 

(Zu Schäfer und Hecker siehe die in  Hecker, Hellmuth (HG): „Deutsche Buddhisten des Jahrgangs 1923, Hamburg 1993 , ungedruckte Festschrift), Seite 29 bis 63 und Seite 77 bis 85; Schäfer, Fritz: „Der Buddha sprach nicht nur für Mönche und Nonnen, Heidelberg)

 

Streitlosen Gesprächen am Runden Tisch

 

Auf großes Interesse stiessen die öffentlichen Diskussionen zwischen Vertretern der christlichen Kirchen und Paul Debes als Fürsprecher des Buddhismus. Diese Diskussionen wurden auch mit Vertretern anderer Religionen im Auditorium Maximun der Universität Hamburg durchgeführt. Hellmuth Hecker berichtet, dass je 200 bis 300 Personen den „Streitlosen Gesprächen am Runden Tisch“ folgten.“

 

(Hecker, Hellmuth: „Lehrverbreitung durch  Forschungswochen“, in: Zeitschrift: „Mitteilungsblatt der Buddhistischen Gesellschaft“, 1,7, 1955, Seite 93)

 

Monika Debes-Schneider nennt einige Themen der „Streitlosen Gesprächen am Runden Tisch“:

 

  • Der Erlösungsweg nach Christus und nach der Wirklichkeitslehre
  • Glauben oder Erkenntnis?
  • Islam oder Wirklichkeitslehre?
  • Wie ist Wahrheit zu finden?
  • Was bestimmt unser Schicksal?
  • Der Mensch und die Welt
  • Was ist es mit der Gnade?
  • Das Schicksal erwächst aus dem Wesen des Menschen
  • Welche Kräfte bauen an der Welt?“

 

 

Martin Baumann führt weiter aus:

 

Mitwirken bei der Gründung der „Buddhistischen Gesellschaft Hamburg

 

„1954 war Debes an der Gründung der „Buddhistischen Gesellschaft Hamburg“, dessen Vorstandsmitglied er auch wurde, und 1955 an der Gründung der „Deutschen Buddhistischen Gesellschaft“ beteiligt.“

 

 

Monika Debes-Schneider berichtet:

 

Die Zeitschrift WISSEN UND WANDEL

 

„Paul Debes gründete die Zeitschrift „Rundbriefe zur Orientierung in der Wirklichkeit“, die, als sie umfangreicher wurde, durch „WISSEN UND WANDEL, Buddhistische Anschauung und Lebensführung“ abgelöst wurde.

Die Zeitschrift „WISSEN UND WANDEL“ ist jetzt (2004) im 50sten Jahrgang erschienen und gehört damit zu den traditionsreichsten buddhistischen Publikationen in Deutschland.“ 

Martin Baumann ergänzt:

 

„Die Zeitschrift „WISSEN UND WANDEL“ wird von etwa 400 festen Beziehern, oft von mehreren Familienmitgliedern, gelesen. Dem Kreis werden sich allein wohl mehr als 600 bis 700 Personen zugehörig fühlen. Die „Kernaussagen des Erwachten“ sind seit 1955 durch die Zeitschrift „WISSEN UND WANDEL“ vermittelt worden. Die Zeitschrift erscheint seit 1955 zweimonatlich in einer Auflagenhöhe von etwa 450 Stück.

 

 

(Hecker, Hellmuth: „Das Buddhistische Seminar. Was ist es? Was will es?“, Hamburg 1974, Seite 5; und nach mündlicher Auskunft von Herrn Hecker April 1991.)“

 

 

Dann erfahren wir von Monika Debes-Schneider weiter:

 

Streitlosen Blätter / Erste Begegnung mit Ingetraut Anders

 

„Als Adenauer sich gegen Russland eng an Amerika schloss und unser Vater überzeugt war, das verhindere die Wiedervereinigung beider Teile Deutschlands, gründete er von 1951 bis 1954 die „Streitlosen Blätter“ und wanderte mit einer kleinen Schar – darunter war auch Ingetraut Anders – durch Deutschland unter dem Motto „Frieden durch Verhandeln“.

Doch bald kehrte er zu seinem eigentlichen Anliegen, der Erforschung der Wirklichkeit zurück.“

Martin Baumann schreibt:

 

„Ingetraut Anders (geboren 1932) kam 1951 über die Theosophie durch einen Vortragszyklus in Lübeck zur buddhistischen Lehre. Sie gab ihre Berufspläne als Dolmetscherin auf und ist seit 1954 vollberuflich für das „Buddhistische Seminar“ als Verlagsleiterin, Lektorin und Organisatorin tätig. „Durch ihre Hilfe war es möglich, dass Paul Debes sich ganz der Arbeit an der Lehrdarlegung widmen konnte“, siehe Hecker, Hellmuth: „Chronik, 1985, Seite 79.“

 

Monika Debes-Schneider schreibt:

 

Das Buddhistische Seminar

 

„Das „Buddhistische Seminar“ wurde 1948 in der Eilshorst (Ahrensburg) gegründet und hatte seinen Sitz unter anderem später am Berliner Tor. Dort im Holzhaus erschloss Paul Debes alle 14 Tage einer immer größeren Hörerschaft die Lehrtexte, die für westliche Ohren nicht leicht zu verstehen sind.

 

Seit über 50 Jahren steht Inge Anders, die „Säule des Seminares“ an seiner Seite, Und aus seinem Munde hörte ich sagen: „Inge ist meine beste Interpretin“.

 

1959 zog das „Buddhistische Seminar“ nach Rohlfshagen, dort waren auch Irma und ich 5 bis 6 Jahre hilfreich dabei.

 

1966 zog das „Buddhistische Seminar“ nach Hamburg-Neugraben.

 

1974 zog das „Buddhistische Seminar“ nach Wangen am Bodensee

 

1978 zog das „Buddhistische Seminar“ nach Bindlach (bei Bayreuth).“

 

Herr Kurt Onken berichtet, dass das Klima am Bodensee nicht vertragen wurde.

 

Monika Debes-Schneider fährt in Ihren Bericht weiter fort:

 

 

 

1963 - 1964 zweiter Aufenthalt auf der„Island Hermitage“ auf Polgasduwa auf Ceylon dem heutigen Sri Lanka als „Mönch auf Zeit“

 

„Im Jahre 1963 ergriff unseren Vater wieder  das große Sehnen nach Stille und unabgelenkter Geistes- und Herzensarbeit, und er erbat sich eineinhalb Jahre Urlaub.“

 

Durch Martin Baumann erfahren wir, dass die Leitung des „Buddhistischen Seminars“ in dieser Zeit Ingetraut Anders inne hatte.

 

Monika Debes-Schneider berichtet weiter:

 

„Über einen einmonatigen Aufenthalt in Bruma im Kloster von U-Tin, zog es ihn wieder zu  seinem alten Ort auf Sri Lanka, der „Island Hermitage“. Er übte strengste Disziplin, ließ sich nichts durchgehen, hatte ein Programm von verschiedenen Meditationsübungen und spürte immer mehr die Wucht der Triebe, die Macht der Psyche. Er fand das Bild vom kleinen Mäuschen, das vor einen Möbelwagen gespannt wurde, analog der westlichen Psychologie, die von der kleinen Spitze des Eisberges spricht. Erst jetzt fielen ihm die vielen Aussagen des Buddha im Pāli-Kanon auf, über ein langsam gemerktes Ergebnis, so wie der Meeresboden sich nur allmählich absenkt.

 

Ich holte Pappa 1964 am Flughafen in Hamburg ab, meine erste Fahrt mit dem gerade erhaltenen Führerschein. Er brachte so viele kleine gelbe Mangos für uns mit. Er hatte ganz kurzes Stoppelhaar. Er war so sanft und bescheiden.

1968 stirbt Ina Foerster, Paul Debes frühere Ehefrau, an den Folgen eines Motorradunfalls, so berichtet Kurt Onken.

  

Die Laienethik steht im Mittelpunkt

 

In seinen Vorträgen hörte man nun häufiger das Wort des Buddha an Mahanamo „Man kann auch in einem Haus voller Kinder sein Herz an Milde gewöhnen“.

 

Paul Debes entwickelte die Psychenlehre, die sagen will: Nicht bitterer Verzicht bringt zu Glück und Freunde, sondern die Einübung der Tugend und Ethik:
  • Großzügigkeit,
  • Schonen von allem, was atmet und leben will,
  • nichts nehmen, was mir nicht gehört,
  • Paarverbindungen akzeptieren und selber treu zum Partner stehen,
  • aufrichtige und ehrliche Worte sprechen, zur rechten Zeit, sanft und sinnvoll.
  • Die Wahrheit ergründen durch Lesen und Nachdenken.
  • Das Verstehen bringt inniges Glück und unendliche Dankbarkeit.

 

Eltern wollen Erfahrungen weitergeben

 

Ich glaube, wir Eltern lieben nichts mehr als unsere Kinder und möchten ihnen unsere Lebens-, und Wertvorstellungen vermitteln und haben die Erfahrung gemacht, das wir nicht die richtigen Worte finden, nicht den Ton, der sie erreicht, nicht sagen, was sie so gern gehört hätten.

 

So hat auch unser Vater uns dieses Juwel, das sein ganzes Leben bestimmte immer wieder angeboten, auch wenn wir dafür nicht offen waren. Ich bin ihm dafür sehr dankbar.“

 

 

Alter, Krankheit und Tod

 

Aus „WISSEN UND WANDEL“ 50. Jahrgang, Heft 11/12 teilt uns Ingetraut Anders-Debes folgendes mit:

 

„Als ich beim Schreiben dieser Hefte war, bekam Paul Debes eine Erkältung, die in eine leichte Lungenentzündung überging, und ein plötzliches Herzversagen war der Grund für ein schnelles Ablegen des 97 ½- jährigen grobstofflichen Körpers ohne körperliche Leiden. Nach achtjähriger Demenzkrankheit von der Behinderung durch das „verkalkte“ Gehirn befreit, stehen ihm nun sein Gedächtnis und alle seine geistigen Fähigkeiten im feinstofflichen Körper wieder  zur Verfügung. Die vielen vor ihm hinüber gegangenen Freunde, die durch seine Vorträge und Veröffentlichungen die Lehre des Buddha kennen gelernt und bewahrt haben, werden ihm nun „drüben“ wieder begegnen.

 

Als „Götterboten“ bezeichnet der Erwachte Altern und Sterben. Sie mahnen uns, dass auch wir bald diese Erde verlassen und dem, was wir hier gesät haben, gegenüber stehen. Nutzen wir die uns auf der Erde verbleibende Zeit zum immer tieferen Erfassen der dem Erleben innewohnenden Gesetzmäßigkeiten.

 

Wie viel Paul Debes uns an Hilfe zum Verstehen der Daseinsgesetze und des rechten Vorgehens gegeben hat, ist nicht zu ermessen, und viele von uns werden wissen, das sie ohne diese Hilfe die Lehre des Erwachten nicht hätten verstehen und ihr nachfolgen können.

 

Wie denken an Paul Debes in Dankbarkeit, und unsere guten Wünsche begleiten ihn.“

 

 

Ihren Bericht schließt Monika Debes-Schneider mit folgenden Worten:

 

 

Paul Debes letzten Worte

 

„Bei einem meiner letzten Besuche fragte ich Pappa: „Hast Du Angst vorm Sterben?“, er lachte schallend und sagte „überhaupt nicht“. Auf die Frage „wirst Du Drüben wieder ein Seminar gründen?“ kam spontan die Antwort „selbstverständlich“.

 

Immer sah unser Vater und Euer Großvater und Onkel den Körper als sein Vehikel an, als ein Auto, das, wenn es nicht mehr fährt, überflüssig geworden ist, oder als einen Mantel, den man ablegt, wenn verschliessen.

 

 

 

Noch ein Vierteljahr und er wäre 98 Jahre alt geworden. Sein Körper war so klein und steif geworden und für seine weiten und tiefen Gedanken zu verbraucht.

Am Sonntag, den 6.Juni 2004 um 14 Uhr – Paul Debes saß im Bett, Inge Anders-Debes hatte ihm einen Teller Suppe gegeben, wurde blass und verließ seinen Körper. Für seine Frau war dieser plötzliche Tod überraschend. Sie hat ihn aufopfernd versorgt. An unserem Dank in den kommenden Jahren sollte es nicht fehlen.

 

Urnenbeisetzung / Gedenkfeier

 

Am 28.Juni 2004 um 15:00 Uhr wurde die Asche von Paul Debes in einer Urne auf dem Friedhof Großhansdorf beigesetzt.

 

Im Rahmen einer Gedenkfeier wird am 19.11.2004 um 18:00 bis 20:00 Uhr an Paul Debes und sein Lebenswerk in der „Buddhistischen Gesellschaft Hamburg“ (Beißerstraße 23, Hamburg) erinnert."

[Quelle: http://www.theravada.ch/12_Grosse.htm. -- Zugriff am 2005-05-03]

1939-05-22

Anagarika Govinda (1898 - 1985) in einem Brief aus Ghoom an Nyanatiloka:

"Ich freue mich sehr, dass Nyanakhetto und Nyanamalito wieder bei Ihnen sind  und dass Sie die Nazis, die den Frieden Dodanduwas verpesteten und Sie augenscheinlich überall diskreditierten, wieder los geworden sind. Leute, deren politische Einstellung mit der Lehre des Buddha unvereinbar ist, würde ich überhaupt nicht ordinieren: denn man kann nicht zwei Herren dienen . "

[Zitat in: Hecker, Hellmuth <1923 - >: Der erste deutsche Bhikkhu : das bewegte Leben des Ehrwürdigen Nyânatiloka (1878-1957) und seine Schüler. -- Konstanz : Universität, 1995. -- 363 S. -- (Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus" -- Forschungsberichte). -- S. 174]

Auf wen sich die Anspielung auf die Nazis bezieht, ist nicht bekannt.

1942

Wirz, Paul <1892 - 1955>: Einsiedler auf Taprobane : Geschichte dreier Inseln. -- Bern : Huber, ©1942. -- 134 S. : Ill.


Abb.: Umschlagtitel

Darin schildert der Ethnograph und Weltenbummler Paul Wirz sehr anschaulich seine Begenungen mit Nyanatiloka sowie Uppalavannâ:

"Hermitage Island

Parapuwa ist, wie ich schon sagte, nicht die einzige Insel dieser Lagune. Zwei weitere befinden sich in unmittelbarer Nähe, die bis vor kurzem noch durch einen schmalen Kanal voneinander geschieden waren. Herrlich grün und schattig nehmen sie sich aus, und die kleinere der beiden wird überragt von einigen schlanken Palmen. Recht öde und trostlos ist Parapuwa, vom grünen Mangrovengürtel abgesehen, im Vergleich zu jenen. Polgasduwa, d. h. die Kokosinsel, die größere der beiden, doch zu Unrecht so benannt, da erst in jüngerer Zeit etliche Kokospalmen auf ihr gepflanzt wurden, ist zum größten Teil mit regelrechtem Dschungel überwuchert, aber schon aus einiger Entfernung betrachtet, sieht es aus, als wäre jeder einzelne Baum sorgsam gepflanzt worden. Beim Näherkommen wird man auch gewahr, dass die Insel bewohnt ist und eine ganze Anzahl kleiner, nach dem gleichen Schema gebauter Häuschen birgt.


Abb.: Landungsplatz auf Hermitage Island, Ende 1930er-Jahre [Bildquelle: Wirz, a.a.O., nach S. 16]

Reingehaltene Pfade, mit blühendem Hibiscus und buntblättrigem Croton eingefasst, schlängeln sich durch das urwaldähnliche Dickicht und von Häuschen zu Häuschen, in denen fromme, mit safrangelben und ziegelroten Gewändern bekleidete Bhikshu und Samanera hausen. Die weiße Hautfarbe der meisten verrät auf den ersten Blick, dass es nicht lauter Eingeborene, sondern zum größten Teil Europäer sind, die sich dieses Hermitage Island, wie sie selbst die Insel nennen, als Wohnstätte gewählt haben. In der Tat hat dieses Inselchen eine recht bewegte Geschichte zu verzeichnen. Bis zum Jahre 1911 war es Regierungsdomäne, worauf es von einem reichen Singhalesen der benachbarten Ortschaft Dodanduwa übernommen und einem bekannten deutschen Buddhisten und Paliforscher zur Verfügung gestellt wurde, der den Plan hegte, die Insel zu einer Heim- und Lehrstätte in- und ausländischer, vor allem aber weißer Buddhisten zu machen. Angeregt durch Vorträge des Theosophen Edwin Böhme in Frankfurt a/M., fasste der begeisterte junge Mann den Entschluss, Buddhist zu werden. Zweiundzwanzigjährig begab er sich nach Burma, wo er sich dem Studium des Pali und anderer orientalischer Sprachen widmete und im Jahre 1903 als Bhikshu ordinieren ließ. Einige Jahre später kehrte er wieder nach Europa zurück, hielt sich in Italien (Rom, Neapel, Capri), in der Schweiz (Lausanne, Novaggio) und in Deutschland, einige Zeit auch in Tunesien (Gabes) auf, wo er die bekannte Buddhistin und Tibetforscherin Alexandra David-Neel kennenlernte, um sich dann mit einem ändern gleichgesinnten Landsmann, dessen Bekanntschaft er im Tessin gemacht, und mit dem zusammen er einige Zeit in einer Sennhütte gelebt hatte, nach Ceylon zu begeben. Dies war im Jahre 1910 gewesen. Hier fasste er nun den Entschluss zu bleiben und seine Pläne zu verwirklichen. Fürs erste ließ er sich auf einer kleinen Insel bei Matara nieder, doch gelang es ihm bald darauf durch Vermittlung eines singhalesischen Bhikshu, in der Nähe von Dodanduwa etwas Geeigneteres zu finden, eben jenes in der Lagune gelegene Polgasduwa, das dann auch von einem reichen Singhalesen für diesen Zweck für ihn erworben wurde. Volles Verständnis für seine Pläne wurde ihm von allen Seiten entgegengebracht und auch die Gelder zusammengebracht, die zum Bau von Häusern, zur Beschaffung einer Bibliothek u. s. w. benötigt wurden. Aber auch im westlichen Europa und in Amerika war das Interesse für Buddhismus schon damals ein recht ansehnliches. Drei andere Deutsche, ein Italiener, ein österreichischer Prinz waren seine ersten Schüler, zu denen sich später noch ein Amerikaner gesellte, und nach kurzer Zeit schon war das Hermitage Island in den buddhistischen Kreisen weit und breit bekannt.

Viele Deutsche und Amerikaner kamen im folgenden für längere oder kürzere Zeit nach Polgasduwa, um sich beim deutschen Bhikshu und Pandita die Kenntnisse des Pali anzueignen und sich ordinieren zu lassen, viele, ja die meisten wohl allerdings auch nur aus Neugier, oder aber vom bloßen Wunsch nach etwas anderem beseelt, wobei sie jedoch selten auf ihre Rechnung kamen und dann auch bald wieder gingen.

Der wenige Jahre später ausbrechende Weltkrieg bereitete jedoch dem ganzen Unternehmen ein jähes Ende. Der deutsche Pandita, der rechtmäßiger Besitzer der Insel geworden war, ging seiner erworbenen Insel wieder verlustig und wurde mitsamt den ändern auf Ceylon und in Indien ansässig gewesenen Deutschen nach Australien verbracht. Nach Beendigung des Krieges begab er sich, nachdem er vergebens versucht hatte, über China nach Burma zu gelangen, nach Japan, wo er an der Universität von Tokio einen Lehrauftrag für Pali zugewiesen erhielt, bis es ihm im Jahre 1926 wieder möglich wurde, nach Ceylon zurückzukehren. Polgasduwa war inzwischen in die Hände eines Singhalesen übergegangen, an den es die Regierung für wenig Geld wieder verkauft hatte, doch gelang es dem Pandita durch Vermittlung einiger Gönner, wiederum in dessen Besitz zu gelangen. Von neuem wurde aufgebaut, was in der Zwischenzeit eingefallen und mutwilligerweise zerstört worden war, und wieder machte sich der Pandita mit unverminderter Energie an die Arbeit. Zahlreiche wissenschaftliche Werke, größere und kleinere Abhandlungen und Übersetzungen aus dem Pali waren die Früchte dieser Arbeit, die weiterhin dazu beitrugen, dass der Pandita unter den Buddhisten und Paliforschern eine mehr und mehr prominente Stellung einzunehmen begann. Polgasduwa, das „Hermitage Island", begann von neuem seine Blüten zu entfalten. Freunde des Buddhismus aus allen Ländern kamen und gingen, die meisten freilich auch jetzt wieder nur von Neugier oder aber von dem Hintergedanken getrieben, hier unter dem immerblauen Himmel und den Palmen Ceylons, fernab vom zermürbten Europa, ein sorgenfreies, beschauliches Leben führen zu können, oder gar in der Hoffnung, hier schon zu Lebzeiten so etwas wie ein Paradies zu finden. Manche mochten auch aus Not getrieben ihren Weg nach Polgasduwa gefunden haben, und war auch da der Buddhismus nur Mittel zum Zweck. Und dann gab es zweifellos auch solche, denen der Boden Europas zu heiß geworden war oder die sonst aus einem Grunde diesem Erdteil den Rücken kehren wollten, ohne sich jedoch ernstlich Rechenschaft darüber zu geben, was sie auf Polgasduwa erwarten würde. So war es denn auch weiterhin kein Wunder, wenn mancher in seinen Erwartungen bitter enttäuscht wurde. Das einförmige Leben, die erdrückende Einsamkeit, der plötzliche Verzicht auf alles und jedes, was sie bis dahin gewohnt waren und nicht zuletzt die höchst einförmige, karge Nahrung, die sie auf dem morgendlichen Almosengang durchs Dorf von den ihnen gutgesinnten Singhalesen in ihre Almosenschale gelegt bekamen, das alles bedeutete wohl für die allermeisten dieser weißen Jünger Buddhas große Opfer und Entsagungen, denen sie körperlich und seelisch nicht gewachsen waren. Kein Wunder, wenn die allermeisten von ihnen dann auch nur den Zeitpunkt abwarteten, bis sie ordiniert waren und das safrangelbe Gewand anziehen durften, um sich gleich darauf auf die Wanderschaft nach Indien oder Burma zu begeben und so der bedrückenden Einsamkeit zu entfliehen. Wenige, sehr wenige nur blieben auch späterhin auf dem nun einmal eingeschlagenen Pfad, während die anderen über kurz oder lang ihren eigenen Weg beschritten. Denn was wussten in Wirklichkeit die meisten, die frischgebacken und schwärmerisch angehaucht aus Europa kamen, vom praktischen Buddhismus, und was wussten sie vor allem von dem, was sie auf Polgasduwa tatsächlich erwarten werde? Voller Begeisterung und voller Enthusiasmus hatten sie Europa den Rücken gekehrt, hatten es nicht erwarten können, bis das Schiff sie aufgenommen und dem Land der Verheißung zuführte, um dann, am Bestimmungsort angelangt, alles ganz anders zu finden, als sie es sich vorgestellt hatten. Wohl entzückte das Auge die herrliche Natur, und befreit atmete der Körper die während der Wintermonate durchaus nicht zu heiße Luft. Die ersten Tage und Wochen waren auch reichlich ausgefüllt durch all das Neue und Ungewohnte, das das Leben hier bot, und durch das Lernen und Beobachten in der näheren und ferneren Umgebung. Aber wie rasch verlor das alles seinen Reiz, und sobald das Neue und Ungewohnte zum Alltäglichen geworden war, so war es auch mit der Begeisterung vorbei, und es blieb nichts wie die nackte und nüchterne Wirklichkeit.

Über all die vielen Menschen, die in dieser oder jener Absicht, meist aber hoffnungsvoll und erfüllt von allerhand Illusionen, Europa den Rücken gekehrt hatten, um hier auf Polgasduwa eine neue Heimat zu finden, ließe sich allein ein ganzes Buch schreiben. Lässt man aber die Eingeborenen der benachbarten Dörfer berichten, so wird man von ihnen eine Menge erheiternder Geschichten, gewürzt mit dem ihnen eigenen, trockenen Humor, zu hören bekommen, und man mag sich vorstellen, welcher Gesprächsstoff sich da im Laufe der Zeit angesammelt hat. Wie immer in solchen Fällen, so fehlte es auch da an bösen Zungen nicht, und so sehr der Pandita selbst von den Singhalesen geachtet und geschätzt wurde, so war dies keineswegs auch bei all den weißen Bhikshus, die aus seiner Schule hervorgingen, der Fall.

Nach all den üblen Erfahrungen mochte der Pandita mit der Zeit wohl eingesehen haben, dass in Tat und Wirklichkeit nur sehr wenige Menschen für das Leben auf Polgasduwa, das die Nachfolge des großen Meisters heischte, geeignet waren, und dass es doppelter Vorsicht bedurfte, um einen auch nur anzumachen, in die Fußstapfen des großen Meisters zu treten. War es nicht an und für sich ein gewagtes Unterfangen, einen Menschen, der nie zuvor in den Tropen gewesen war, gleich nach Polgasduwa zu verpflanzen, wo er das Leben der Heimatlosigkeit auf sich nehmen sollte, um es als Bettelmönch in der brütenden Hitze und Einsamkeit weiterzuführen und zu beschließen? Manchen Ärger hätte er sich jedenfalls ersparen können, wenn er sich insbesondere den allzu enthusiastisch und optimistisch Gesinnten gegenüber, die sich aus diesem oder jenem tiefsten Grund ihres Herzens Einlass auf Polgasduwa erbeten hatten und es nicht erwarten konnten, bis sie Europa hinter sich hatten, nicht so entgegenkommend gezeigt hätte. Denn es kamen auch Leute, jüngere und ältere, die durchaus nicht immer die friedfertige Natur eines Bhikshu an den Tag legten, und auch solche, die die Lehre des großen Meisters, sobald sie auf Polgasduwa festen Fuß gefasst hatten, nur allzugerne auf ihre eigene Weise auslegten. So hatte es mehr denn einmal den Anschein, als wäre es mit dem Frieden auf Polgasduwa endgültig vorbei. Meist aber endete dann die Sache damit, dass diese Friedensstörer sehr bald von selbst wieder gingen und auch einsahen, dass sie für Polgasduwa und für das Leben der Heimatlosigkeit ein für allemal nicht taugten.

Gar mancherlei Menschen haben im Laufe der Zeit ihren Fuß nach dem „Hermitage Island" gesetzt; Engländer, Franzosen, Italiener, Polen, Tschechen, vor allem aber Deutsche und vereinzelt auch Japaner, Burmesen und Inder kamen für kurze oder längere Zeit, aus diesem oder jenem Grunde und von den verschiedensten Motiven getrieben, hierher, und doch waren sie alle beseelt von dem einen und einzigen Gedanken an den großen Meister, der der Menschheit die eine, unumstößliche Wahrheit verkündet hat, die Wahrheit vom Leiden und vom achtteiligen heiligen Pfad, der zur Aufhebung des Leidens führt. Ein Psychologe hätte hier entschieden interessante Studien machen können, und man konnte es sozusagen einem jeden ansehen, welches die eigentlichen Triebfedern seines Herkommens gewesen waren. Und war er auch noch so schweigsam, noch so verschlossen, über kurz oder lang musste er doch seinem Herzen Luft machen.

Da war ein junger Mensch, ehemaliger katholischer Geistlicher aus der Pfalz, der fast gleichzeitig mit uns nach Lanka gekommen war, voller Enthusiasmus und voller Eifer für die neugewählte Religion, die er mitsamt dem ziegelroten Gewand, das er jetzt trug, gegen die frühere eingetauscht hatte. Voller Entrüstung konnte er jetzt über den Katholizismus und die katholischen Pfaffen sich auslassen, denen er selbst bis vor kurzem noch angehört hatte. Jetzt aber war er mit einemmal ebenso überzeugter Buddhist, saß den ganzen Tag hinter Büchern, bis ihm der Kopf rauchte, schrieb schwülstige Artikel, in denen er seine Handlungsweise rechtfertigte und die Lehre Gautamas als alleinseligmachend in allen Tönen pries. Auch benützte er jede Gelegenheit, die sich ihm bot, um mit seinen Kollegen und auch anderen Leuten, die nach dem „Hermitage Island" kamen, Diskussionen anzuknüpfen, wobei er nur allzu gerne Hiebe austeilte und über die Ketzer zu schimpfen begann. Er besaß seine eigenen, oft recht seltsamen Ideen, auch was den Buddhismus anbetraf, den zu reformieren er als dringlich notwendig erachtete und sich selbst dazu berufen fühlte, die Rolle eines Vorkämpfers für die „moderne Richtung" zu spielen. „Es sollte mehr Leben kommen in die ganze Sache", meinte er immer wieder, „und die Bonzen seien eine entsetzlich faule und moralisch verkommene Gesellschaft." Und wozu die vielen Regeln, das Sichabsondern, Sichkasteien, Fasten, der Verzicht auf alles und jedes, und wozu vor allem diese Ängstlichkeit, dieses Versteckspielen gegenüber dem ändern Geschlecht? Wozu vor allem das Studium des Pali, wo doch schon so vieles ins Deutsche und Englische übersetzt worden ist? — Das alles sollte und musste anders werden, meinte er, schrieb Artikel über Artikel und hielt geistreiche Vorträge, die an Überzeugungskraft und Genialität entschieden nichts zu wünschen übrig ließen, aber bei den singhalesischen Buddhisten, vor allem aber bei seinem Lehrer und Vorgesetzten wenig Anklang fanden. Wie sehr er sich zu allem dem ins eigene Fleisch schnitt, darüber schien er sich allerdings keinerlei Gedanken zu machen, und ebensowenig kam es ihm zum Bewusstsein, dass er sich durch sein ganzes Verhalten wenig beliebt machte und besser täte, in seinen Äußerungen zurückhaltend zu sein. Jedermann schien ihm aus dem Wege zu gehen, aber er merkte es noch immer nicht, bis man ihm deutlich zu verstehen gab, dass es für ihn besser wäre, zu gehen. So verließ er bald nach seiner zweiten Ordination das „Hermitage Island", um sich nach Ratnapura zu begeben, wo ihn ein größeres Kloster aufnahm und wo er sich an einem „College" nützlich machte. Aber auch dort war sein Aufenthalt nicht von langer Dauer. Auch dort vermochte er keine Freunde zu erwerben, stieß im Gegenteil durch sein ganzes Wesen und Verhalten ab, bis man ihm abermals zu erkennen gab, dass es besser sei zu gehen, und zwar gleich zurück nach Europa, was er sich dann auch nicht zweimal sagen ließ. Mit dem Vertauschen der schwarzen Kutte gegen das gelbe Gewand hatte er eben nicht vermocht, seine jesuitische Gesinnung gegen die eines Bhikshu einzutauschen So nahm er das für eine eventuelle Rückfahrt sorgsam aufgehobene Geld und trat mit sichtbarer Erleichterung den Weg nach der Heimat an, die ihm nach den gemachten Erfahrungen wieder lieb geworden war.

Und nicht anders erging es manchem anderen. Da war zu ebenderselben Zeit ein Pole von Geburt, ein etwas älterer Jüngling, zwar weniger temperamentvoll, aber ebensowenig für das Leben auf dem „Hermitage Island" geeignet. Er war zwar kein Buddhist, schien auch nicht sonderlich viel für den Buddhismus übrig zu haben, umsomehr aber war er von der indischen Yoga-Lehre eingenommen, die zu studieren er hergekommen war. Kaum aber war er nach dem „Hermitage Island" gekommen, wo er sich vorerst mal umsehen wollte, so stöhnte er ob der unerträglichen Hitze und mehr noch ob der erdrückenden Einsamkeit, die er mit einer regelrechten Verbannung verglich; er wusste dann auch nichts Eiligeres zu tun, als sich dem Land der Verheißung, Indien, zuzuwenden. Diesen Weg, als den nächstliegenden, schlugen übrigens die meisten, die nach dem „Hermitage Island" gekommen waren, nach kürzerer oder längerer Zeit ein, oder sie warten bloß ihre Ordination ab, um dann in der einen oder anderen Weise zu verschwinden.

Da war auch ein bejahrter, weißhaariger Herr, Apotheker von Beruf, und noch Besitzer einer Apotheke in Lüneburg, die er, weiß der Himmel aus welchem Grunde, vor vielen Jahren schon im Stich gelassen hatte, um hier auf Lanka unter tropischem Himmel eine neue Heimat zu finden. Er war einer der ersten Schüler des Pandita und lebte seither in völliger Abgeschlossenheit in einem kleinen Hüttchen irgendwo im Gebirge auf einer trostlosen Teepflanzung, nicht als eigentlicher Bhikshu so gut oder so schlecht, als er mit den zehn Mark, die er monatlich aus seiner Heimat zugeschickt erhielt, eben leben konnte, bis er schließlich, aus Not getrieben, zur Einsicht kam, dass es doch besser sei, wieder als Bhikshu nach dem „Hermitage Island" zurückzukehren. Aber allzulange hielt der bereits 75-Jährige dieses dürftige Leben nicht mehr aus. Zunehmens nahmen seine Kräfte ab, und sein baldiges Ende schien bevorzustehen. Dann aber fasste er plötzlich den Entschluss, nach Deutschland zurückzukehren, und dort zu sterben. Seine Freunde brachten ihn aufs Schiff, denn zu gehen vermochte er nicht mehr, — und niemand glaubte, dass er die Reise überstehen werde. Aber es überstand sie doch und gelangte knapp vor Ausbruch des Krieges wieder in seine Heimat, wo er, ins Spital gebracht, gerade noch eine Woche am Leben bleiben durfte. Da war weiterhin ein anderer alter Herr, Doktor der Rechte, der gleichfalls nach dem „Hermitage Island" gekommen war, um hier sein Leben zu beschließen. Aber lange hielt auch er es nicht aus. Das Klima und das Ungeziefer sei, wie er meinte, ein für allemal nichts für ihn, — und dann die erdrückende Einsamkeit. Alles hätte er sich so anders gedacht nach all den Schilderungen und den Briefen u. s. w. Und wie lange müsse er auf seine Ordination warten und wozu dieser ganze Klimbim. — „Ich werde wahnsinnig, wenn ich noch lange hier bleiben muss", meinte er immer wieder, und man konnte ihm ansehen, wie sehr er seelisch unter der Einsamkeit litt. Tatsächlich wartete er nur ab, bis er ordiniert war und das safrangelbe Gewand anziehen durfte, um die kühleren Regionen aufzusuchen, eben jenes Hüttchen, das der alte Apotheker kurz zuvor verlassen hatte.

Viele, viele waren es, die nach dem „Hermitage Island" kamen und wieder gingen, aber es würde zu weit führen, hier von jedem einzeln zu berichten. Aber am meisten von sich reden machte zweifellos ein deutsches Ehepaar, das sich für einige Zeit in Dodanduwa niedergelassen hatte. Zwar sind seit jener Zeit und heute, wo ich dies schreibe, bereits zwölf Jahre verstrichen, und ihr Aufenthalt in Dodanduwa hatte kaum drei Monate gedauert. Dessenungeachtet haben die Bewohner dieser Ortschaft ihr Angedenken an diese beiden Fremdlinge bewahrt, was indessen seinen guten Hintergrund hat. Denn den beiden Leutchen, die nie zuvor in den Tropen, vielleicht nicht einmal jenseits der Grenze Deutschlands gewesen waren, schien das Einleben in die hiesigen Verhältnisse recht schwer gefallen zu sein. Durch ihr ganzes Benehmen, vor allem aber durch ihre geradezu feindselige Haltung den Eingeborenen gegenüber machten sich die beiden tatsächlich unmöglich, so dass schließlich die Polizei einschreiten und das deutsche Konsulat sich ihrer annehmen musste, um sie wieder nach ihrer Heimat zurückzubeordern. Viel Staub hatten die beiden in Dodanduwa und wo sie sich sonst noch aufgehalten haben, aufgewirbelt, kein Wunder, dass die Eingeborenen noch heute von ihnen zu erzählen wissen.

Was die dritte Insel, Mätiduwa, d. h. die Lehminsel, anbetrifft, so hat auch diese lange Zeit eine umstrittene Rolle gespielt. Sie ist mit etwas Zimt und Kokospalmen bepflanzt und trägt weiterhin ein altes, baufälliges Haus, das bald nur noch eine Ruine sein wird, sollte es dem Besitzer nicht bald einfallen, es wieder instandzustellen und besser zu unterhalten.

Ein wenig tiefer Kanal trennte sie noch bis vor kurzem von Polgasduwa, aber heute sind die beiden miteinander verbunden, so dass man trockenen Fußes von der einen nach der ändern Insel gelangen kann. So versteht es sich auch, dass man auf Polgasduwa schon immer auch ein Auge auf Mätiduwa hatte und nur auf den Augenblick wartete, bis sie einem geschenkt oder doch bedingungslos zur Verfügung gestellt werde. Aber dazu schien der damalige Besitzer doch nicht so ohne weiteres geneigt zu sein, gestattete jedoch den Novizen, das alte, baufällige Haus zu bewohnen und die Kokosnüsse der wenigen Palmen zu pflücken, womit er, wie er meinte, schon ohnehin des Guten genug tue. Gleichwohl hatte er es nicht an Versprechungen fehlen lassen, den guten Gedanken in absehbarer Zeit restlos in die Tat umzusetzen. Dann aber spielte — es war dies gerade um die Zeit, da wir mit dem Bau unseres Häuschens beschäftigt waren — ein böses Missgeschick mit hinein."

[Wirz, Paul <1892 - 1955>: Einsiedler auf Taprobane : Geschichte dreier Inseln. -- Bern : Huber, ©1942. -- S. 33 - 42]

"Wirklich willkommen sind uns die Besuche unserer Freunde auf Hermitage Island, aber bei der wohlbegründeten Zurückhaltung, die sie üben und als Bhikshu beachten müssen, kommt es nur selten vor, dass uns der eine oder andere mit einem Besuche beehrt.

Als wir noch drüben in dem großen Haus wohnten, verging selten ein Tag, dass nicht auch wir dem Hermitage Island einen Besuch abstatteten. Später schränkten wir unsere Besuche ein, aber es blieb nach wie vor die begehrteste und willkommenste Abwechslung in unserem täglichen Einerlei, von der wir immer gerne Gebrauch machten. Es lag ja ohnehin am Wege, wenn wir nach Parapuwa fuhren, und so ergab es sich eigentlich von selbst, dass man dort anlegte. Manchmal stiegen wir gleich an der Westseite den steilen Felsenpfad zum Häuschen des Pandita hinauf, das sich auf dem höchsten Punkt der Insel der bestgewählten Lage erfreute, oder wir fuhren erst nach dem Landungsplatz, der sich auf der Ostseite in einer kleinen Bucht unmittelbar gegenüber der dritten Insel, Mätiduwa, befand, von wo wir dann durch den Kanal gleich nach Parapuwa weiterfahren konnten. Wann wir auch kamen, immer wurden wir von dem alten Herrn willkommen geheißen. Immer freundlich, immer liebenswürdig, immer hilfsbereit gegen jedermann und doch von einer vornehmen Zurückhaltung, hatte er etwas ungemein Einnehmendes. Man fühlte es schon bei der ersten Begegnung, dass man es mit einem langsam gereiften, durchgeistigten Menschen zu tun hatte, dem keine Stürme mehr etwas anzutun vermochten. Kein Wunder, dass sich alle so zu ihm hingezogen fühlten. Und sie wussten es auch alle, dass das Hermitage Island nur durch ihn das geworden war, was es heute war, und dass es mit ihm auch fallen und vergehen würde.

Von nah und fern kamen die Eingeborenen herbei, um ihn zu sehen, um ihm, dem „großen Lehrer", wie es hier üblich ist, ihre Ehrbezeugung zu erweisen. Von weither kamen sie, und sei es auch nur, um eine kurze Weile in seiner Nähe zu sein und zu seinen Füßen zu knien, um dann still und gesenkten Hauptes, doch vollauf befriedigt, den Rückweg wieder anzutreten. So geschah es vor allem an den Tagen des Vollmondes, dem Festtag der Buddhisten, wenn alles, alt und jung, mit reinen weißen Kleidern angetan, des Nachmittags oder abends nach dem Tempel pilgerte, um die mitgebrachten Blumen vor dem Bildnis des Erleuchteten niederzulegen.

Aber auch von Europäern erhielt er zuweilen Besuch. Jedermann kannte ihn oder hatte doch schon von ihm gehört. Selbst die Offiziere eines deutschen Kriegsschiffes, das vor etlichen Jahren einige Tage in Galle vor Anker lag, versäumten nicht, das Hermitage Island und die Bhikshu daselbst mit einem Besuch zu beehren. Ja, das Inselchen allein war es wert, dass man es besuchte, obschon es keinerlei besondere Sehenswürdigkeiten aufzuweisen hatte. Die alten schattigen Dschungelbäume, die saubergehaltenen Wege, die das Inselchen nach verschiedenen Richtungen durchzogen, die kleinen, im dunklen Grün versteckten Häuschen, die die Heimstätten der Bhikshu bildeten, dazu die wohltuende Stille, alles übte einen besonderen Reiz aus und schuf eine Atmosphäre, die jeden fremden Besucher in ihren Bann zog. Es war, als fühlte man, dass die Zeit hier still stand und dass ein jeder, der hier wohnte, nur das Leben selbst lebte, zeitlos und wunschlos, ohne Sorgen, ohne Gedanken an heute und morgen.
Oft und gerne weilte ich hier, mich willenlos der unsagbar wohltuenden Einwirkung dieser Atmosphäre hingebend, bis auch in mir ein williges Unterwerfen und völliges Sicheinordnen in die Welt und die Gesetze des Lebens die Oberhand gewannen. Dann schien auch für mich die Zeit stillezustehen und eine wundersame Ruhe und Gelassenheit mich zu erfüllen. Eine völlige Wunschlosigkeit trat ein, die jeden ändern Gedanken ganz von selbst in den Hintergrund drängte.

Unvergesslich werden mir die Stunden bleiben, die ich in dem kleinen gelben Häuschen des ehrwürdigen Meisters und Gelehrten verbrachte, der sogleich Bücher und Arbeit beiseite legte, wenn ich eintrat, und mich freundlich lächelnd willkommen hieß. Zu welcher Zeit des Tages es auch sein mochte, nie schien mein Besuch ihm ungelegen zu sein. Dann plauderten wir über dies und jenes oder redeten über ein Thema, das uns beiden nahe lag, oder aber ich ließ mir von ihm diese oder jene Unklarheit bezüglich der buddhistischen Lehre erläutern, in der er wie kein zweiter zu Hause war.

Manchmal auch liefen wir zusammen die schattigen Pfade entlang, statteten dem einen oder ändern Bhikshu einen Besuch ab und erkundigten uns nach seinem Befinden.

Solcherlei Bande einer zurückhaltenden und sich in keiner Weise aufdrängenden oder gar eigennützigen Freundschaft verbanden mich mit ihm, und wenn mir Parapuwa so rasch zur zweiten Heimat geworden ist, so war es nicht zuletzt der Anwesenheit des deutschen Pandita auf dem Hermitage Island zu verdanken, der mir unbewusst und obschon er nicht mein Lehrer im üblichen Sinne war, durch seine Persönlichkeit außerordentlich viel gegeben hat."

[Wirz, Paul <1892 - 1955>: Einsiedler auf Taprobane : Geschichte dreier Inseln. -- Bern : Huber, ©1942. -- S. 85f.]

"Bei den Einsiedlern im Oberland

Auch wir schlössen uns einer dieser, auf den Vollmond fallenden Pilgerfahrten an, kamen jedoch bald zur Einsicht, eine Dummheit begangen zu haben. Denn die Bahnen, Hotels, Rasthäuser und Herbergen, alles war überfüllt, und man bewegte sich unausgesetzt in einem Gedränge. So zogen wir vor, einige Tage und Nächte in Gampola, der zweiten Ortschaft an der Kandy-Oberlandbahn, zu verbringen und die Besteigung des Schmetterlingsberges zu verschieben. Auch wollten wir die Gelegenheit benützen, die in der Nähe auf einer Teeplantage hausenden deutschen Buddhisten zu besuchen, die des erträglicheren Klimas wegen Hermitage Island den Rücken gekehrt und es vorgezogen hatten, sich hier oben anzusiedeln.

Steil führte der Weg bergan, nachdem man die Ortschaft hinter sich gelassen hatte, aber je weiter wir kamen, um so trostloser schien die Landschaft zu werden. Nachdem wir eine gute Stunde gewandert waren, langten wir an. Vor uns dehnte sich ein mit niederen Teesträuchern bepflanzter, im übrigen völlig kahler Hügel, auf dessen Anhöhe drei kleine Häuschen hingeworfen waren. Unbegreiflich, wie man gerade diesen wenig anmutigen Flecken zur Ansiedelung in Betracht ziehen konnte, aber man hatte eben das Land, auf dem die Häuschen standen, unentgeltlich zugewiesen bekommen, und die Häuschen selbst hatten auch nur sehr wenig gekostet.

Als wir uns dem ersten näherten, wurden wir von einer Unmenge kläffender Hunde empfangen. Ein kleines verhutzeltes, aber in Wirklichkeit entschieden viel jüngeres, mit vollkommen glattrasiertem Schädel und ein ziegelrotes Gewand tragendes Weiblein, trat aus der Tür. Es war die aus Hamburg stammende deutsche Buddhistin, von der wir bereits mehrfach gehört hatten. Fünf Jahre waren es her, dass sie die Heimat verlassen hatte und nach Ceylon gekommen war, um sich zunächst in den Orden aufnehmen zu lassen und fortan das Leben der Heimatlosigkeit zu führen, ohne bis jetzt enttäuscht worden zu sein.


Abb.: Uppalavannâ mit Erna Wirz, Ende der 1930er-Jahre

„Ich bin glücklich mit meinem Los, das ich mir selbst gewählt habe", bemerkte sie immer wieder, „und ein Zurück wird es für mich nicht wieder geben. Was ich mein eigen nenne", und damit forderte sie uns auf, in den einzigen Raum des kleinen Häuschens zu treten, „das sind die Kleider, die ich auf meinem Leib trage, und die Decke, die mein Lager bildet, dazu etwas Schreibpapier und Bücher, lauter Gaben gütiger Menschen, und nicht zu vergessen die Almosenschale. Was brauche ich mehr ? — Das große Leben vermag mir nicht mehr zu bieten, aber lieber noch wäre mir, wenn ich noch tiefer in die Einsamkeit dringen könnte. Zu viele Menschen kommen noch hierher und die meisten nur aus Neugier. Bereits ist mir eine Höhle zugewiesen worden, das wäre die idealste Wohnstätte, wie ich sie mir schon immer gewünscht habe."

Lange unterhielten wir uns mit der seltsamen Frau, die, wie wir später erfuhren, die einzige auf Ceylon war, die diesen Weg beschritten hatte. Denn praktisch gesprochen, existiert eine Gemeinschaft von Bhikshuni, d. h. Nonnen, auf Ceylon schon lange nicht mehr, die wurde auch nicht von Gautama Buddha, sondern erst viel später gegründet, aber viele Anhänger hat sie zu keiner Zeit gezählt. Um so mehr aber war die deutsche Buddhistin stolz darauf, eben das erreicht zu haben, was ihr bereits in ihrer Heimat vorgeschwebt hatte: eine Bhikshuni zu werden und als solche in der Heimatlosigkeit ihr Leben zu beschließen. „Ich bin glücklich", sagte sie immer wieder, „und Wünsche habe ich keine mehr."

In dem zweiten Häuschen wohnte der alte Apotheker aus Lüneburg, nun auch schon mehrere Jahre völlig allein. Dieses Häuschen, das etwas größer war als die beiden ändern, hatte vor einigen Jahren eine deutsche Frau Doktor bauen lassen, hatte auch selbst einige Zeit darin gewohnt, um es dann den deutschen Buddhisten zur Verfügung zu stellen. Sie selbst aber nahm sich in mütterlicher Weise eines jungen, schwärmerisch veranlagten deutschen Künstlers und Schriftstellers an, der ebenfalls Zuneigung zum Buddhismus gefasst hatte, doch vorgezogen hatte, zusammen mit seiner „Pflegemutter" nach dem nördlichen Indien überzusiedeln, wo sich dem jungen Mann ein reicheres und erträglicheres Betätigungsfeld eröffnete. Denn es war ihm tatsächlich gelungen, mit seiner Malkunst die Aufmerksamkeit selbst eines Maharaja auf sich zu lenken, der ihm einige Aufträge erteilte.

Noch immer war der alte Apotheker, von dem ich bereits in einem anderen Abschnitt dieses Buches berichtet habe, im Besitz seines Geschäftes, das er, wie er sagte, vermietet hatte. Er war auch im Besitz eines ansehnlichen Bankguthabens. Beides aber hatte er im Stich gelassen, er hat sich nach Ceylon begeben, um dort das Leben als Einsiedler zu beschließen. Ein hundertprozentiger Bhikshu war er, wie wir bereits wissen, freilich nicht geworden, denn er trug weder das gelbe Gewand, noch lebte er von Almosen, ließ sich vielmehr ab und zu etwas Geld überweisen, um seinen übrigens recht bescheidenen Lebensunterhalt zu bestreiten. Als ihm jedoch kein Geld mehr aus Deutschland überwiesen werden konnte, zog er es vor, sich nach dem Hermitage Island zu begeben, wo er einstweilen aller Sorgen enthoben war.

Und in dem dritten Häuschen wohnte einer der ältesten und ebenfalls schon bejahrten deutschen Bhikshu, der seinerzeit als erster mit dem Pandita nach Ceylon gekommen war, aber das Klima der Küste mit der Zeit nicht mehr vertragen konnte und infolgedessen ins Oberland geflüchtet war. Diesen Weg hatte übrigens auch mancher andere früher oder später eingeschlagen, aber gleichwohl hielten es die wenigsten lange Zeit aus. Es war eben nicht ein jeder für die Einsamkeit und das Leben der Heimatlosigkeit geschaffen. Aber gerade bei diesem letztgenannten machte sich bereits eine gewisse Ernüchterung bemerkbar. Zu lange lebte er schon das Leben des Bedürfnislosen und Einsamen, und aus seinen Worten, seinem ganzen Benehmen konnte man entnehmen, dass er dieses ewige Einerlei, dieses ständige Verzichten auf alles und jedes, was das Leben eben lebenswert macht, überdrüssig geworden war, wenn er sich auch dieses Gefühl keineswegs eingestehen wollte. Immer häufiger suchte er in sein eintöniges Leben Abwechslung zu bringen, indem er plötzlich auf Hermitage Island auftauchte, um dann ebenso plötzlich wieder zu verschwinden und schließlich ständig zwischen Hermitage Island und seinem Heim auf der Teeplantage hin und her zu pendeln. Eines Tages aber fasste er ebenso spontan den Entschluss, für gut und ganz nach Burma überzusiedeln. „Dort ist das Klima viel besser, die Leute freigebiger und die Möglichkeit, sich eine passende Wohnstätte zu suchen, ungleich größer als hier", meinte er voller Überzeugung, „und bin ich erst einmal dort, so werde ich nicht wieder zurückkehren. Schon immer war es mein Wunsch gewesen, in Burma mein Leben zu beschließen."

Das Geld zur Überfahrt verschaffte ihm einer der Gönner, der gegenüber diesem bescheidenen Wunsch eines Bhikshu seine Hand nicht verschließen konnte, und eine Zeitlang hörte man nichts mehr von ihm. Aber wenige Monate nur waren vergangen, so tauchte er plötzlich auf Hermitage Island wieder auf. Bitter hatten ihn Burma und das Leben in den dortigen Klöstern, auf die er angewiesen war, enttäuscht und ebenso die Menschen dort, mit deren Freigebigkeit es auch nicht viel weiter her war als hier. Reis war auch dort sozusagen das einzige, was er in die Almosenschale gelegt bekam. Und jetzt war er wieder hier und pendelte zwischen Hermitage Island und der Teeplantage hin und her. Aber lange währte auch das nicht mehr. Der ausbrechende Krieg bereitete auch dem ein jähes Ende, und mitsamt den ändern Deutschen musste er bald darauf den unfreiwilligen Gang nach dem Konzentrationslager antreten."

[Wirz, Paul <1892 - 1955>: Einsiedler auf Taprobane : Geschichte dreier Inseln. -- Bern : Huber, ©1942. -- S. 100 - 103]

"Die dritte Insel

Etwas Unerwartetes, Empörendes hat sich auf Hermitage Island zugetragen. Der Pandita und alle Bhikshu sind außer sich und sehen sich einer fatalen Situation gegenübergestellt. Einer der unlängst eingetroffenen und bereits als Samanera eingekleideten Jünglinge, der das gelbe Gewand und die Heimatlosigkeit auf Hermitage Island gegen seine eigene Heimat in dem bedrängten Saargebiet eingetauscht hat, hat seinen Lehrer und Meister und damit den ganzen Sangha aufs gröblichste verletzt und betrogen. In seinem Enthusiasmus und von Begeisterung erfüllt, die ihm als Neuling wohl zu entschuldigen waren, hat er hinter dem Rücken des Pandita und der anderen Bhikshu und ohne auch nur ein Sterbenswörtchen zu sagen, das Inselchen Mätiduwa gekauft und ist somit rechtmäßiger Besitzer geworden. Unüberlegt und unverzeihlich war diese Tat, denn erstens hatte der Pandita, wie jedermann wusste, schon längst ein Auge auf Mätiduwa gehabt und danach getrachtet, auch diese Insel in den Besitz des Sangha zu bekommen. Sie war ihm bereits von ihrem bisherigen Besitzer zugesichert worden. Aber wie die Singhalesen sind: gerne möchten sie Gutes tun und schenken, doch sehen sie dabei immer auch zu, dass es bezahlt wird. Wer aber Geld hat, befiehlt, das ist auch hier auf Ceylon nicht anders. So war der Handel rasch abgeschlossen.

Zweitens aber hätte der Saarländer Jüngling doch wissen sollen, dass ihm, dem angehenden Bhikshu, nicht zustand, Geld zu berühren, geschweige denn ein Grundstück zu kaufen, und dies zu allem hin in ausschließlich eigenem Interesse und nicht etwa zum Nutzen und Frommen des Sangha. Drittens schließlich, und das war entschieden das Schlimmste an der ganzen Sache, hatte er bereits seine Eltern und Geschwister von seinem Vorhaben benachrichtigt und sie aufgefordert, unverzüglich nach Ceylon zu kommen, wo sie ein von ihm erworbenes Eiland als zukünftige Heimstätte vorfinden würden, die ihnen gestatten sollte, sorgenfrei, unter einem immerblauen Himmel und unter Palmen wandelnd, ihr Leben zu beschließen. Hatte er denn als Buddhist und angehender Bhikshu nicht gewusst, dass ihm jetzt nicht mehr zustand, mit einer Frau, sei es auch seine Mutter, unter einem Dach zu leben noch ihr die Hand zu reichen? — In dreifacher Hinsicht hatte sich also der allzu draufgängerische junge Mann eines schweren Vergehens gegenüber dem Sangha schuldig gemacht; das Schlimmste an der Sache war, dass es keine Möglichkeit mehr gab, das Geschehene wieder gutzumachen. Die Insel war sein Eigentum, Eltern und Geschwister bereits unterwegs, in wenigen Tagen schon sollten sie eintreffen. Ein wahrer Sturm von Entrüstung hatte sich auf Hermitage Island erhoben, und der Schuldige wurde mit bitteren Vorwürfen überschüttet. Der Pandita ließ natürlich nichts unversucht, den Kauf rückgängig zu machen, aber es war zu spät. Es blieb nichts anderes übrig als abzuwarten und zu sehen, die Familie mit der Zeit anderswo unterzubringen. Fürs erste aber musste man sehen, wie man mit den Leuten unter möglichster Vermeidung von Reibungen auskam. Vielleicht, so hoffte man wenigstens, würde es besser gehen, als man zuerst befürchtet hatte. Auch bestand die Hoffnung, dass ihnen das Einsiedlerleben, von dem sie bestimmt keine richtige Vorstellung besaßen, auf die Dauer wenig zusagen werde. Ältere Leute sind für derartiges ohnehin nicht geeignet. Und dann musste man sehen, dass man selber in den Besitz dieser einem längst zugesicherten Insel kam.

Nach etlichen Tagen trafen die Erwarteten ein: ein schon älterer, nicht mehr ganz rüstiger Vater, die bedeutend jüngere Mutter, zwei junge Brüder. Die ganze Haushaltung haben sie aus dem Saargebiet nach hier geschleppt, als ob man hier nicht ebensogut alles kaufen kann, was man braucht, abgesehen davon, dass man zu einem Einsiedlerleben eigentlich recht wenig benötigt. Schon die Ankunft in Colombo, das Wiedersehen mit dem das ziegelrote Gewand des Samanera tragenden Sohnes, vollends aber der Einzug in das alte, halbzerfallene Haus auf Mätiduwa bildeten die ersten bitteren Enttäuschungen der vierköpfigen Familie, umsomehr als der Sohn den Eltern gar nicht mitgeteilt hatte, wie die Dinge in Wirklichkeit lagen. Wohl hatte er ihnen von einer wundervollen und üppigen Vegetation seiner Insel geschrieben, von herrlichen Früchten, die da gedeihen, von sanften braunen Menschen, die ein selbstzufriedenes, beschauliches Dasein führen, aber dass auf der Insel nebenan sich eine Heimstätte von Buddhisten befand und er jetzt selbst im Begriff war, ein Bhikshu zu werden, und bereits den Weg der Heimatlosigkeit beschritten hatte, das alles sollte für sie eine Überraschung sein.

Enttäuschung über Enttäuschung folgten. Am meisten schien der bejahrte Vater enttäuscht zu sein, dessen Gesundheit bereits zu wünschen übrig ließ. Aber auch die Mutter war enttäuscht. Musikalisch, wie sie war, hatte sie zum mindesten gehofft, ein Klavier vorzufinden. Und enttäuscht waren auch die Brüder, die weder für Buddhismus noch für ein Einsiedlerleben etwas übrig hatten. Was sollten sie hier beginnen, wo und wie einen Beruf ergreifen können? — Aber es blieb nichts anderes übrig, als aus der Not eine Tugend zu machen. Man suchte, mit den gelben Brüdern auszukommen, man suchte sich auch abzufinden mit dem alten baufälligen Haus und allem, was drum und dran war, dass es kein Piano gab und keine Möglichkeit zu musizieren und Konzerte anzuhören. Und ewig sollte ja dieses Einsiedlerleben auch nicht dauern. Nein, es dauerte auch gar nicht lange — vier volle Wochen, dann hatte die ganze Familie genug davon und trat mit der ersten sich bietenden Gelegenheit die Rückreise nach dem Saargebiet an. Einzig der Besitzer der Insel blieb noch eine Weile, obschon er jetzt von seiner Besitzung ebenfalls genug hatte und sich nunmehr veranlasst sah, sich nach einem zahlungsfähigen Käufer umzusehen, um wenigstens einen Teil seines Geldes wieder zu bekommen. Er hatte auch darin Glück, unter Umständen hätte er Jahrzehnte warten müssen. Aber kaum hatte er das Geld in der Tasche, so war es auch mit dem Gedanken um die Nachfolge Buddhas endgültig vorbei. Das Gewand des Samanera flog in die Ecke und das nächste Schiff, das Colombo in der Richtung Suez verließ, brachte ihn wieder nach Europa zurück, das er vor wenigen Monaten erst als schwärmender Jüngling verlassen hatte.

Nun war Mätiduwa wiederum im Besitz eines Singhalesen, der aber klug genug war, sie nicht gleich als Geschenk den deutschen Bhikshu anzubieten, denn schon waren reichlich Anzeichen zu einem neuen Krieg vorhanden, denen der Pandita und die ändern deutschen Buddhisten auch diesmal wieder zum Opfer fallen sollten."

[Wirz, Paul <1892 - 1955>: Einsiedler auf Taprobane : Geschichte dreier Inseln. -- Bern : Huber, ©1942. -- S. 114 - 117]

"Allerhand Veränderungen hat es aber auf Hermitage Island gegeben. Manches neue, unbekannte Gesicht ist zu sehen und manches nicht mehr da. Wir vermissen vor allem den ehemaligen katholischen Geistlichen, der immer salbungsvolle Reden führte. Auch der alte Doktor der Hechte ist nicht mehr da. Der erstgenannte weilt in einem Kloster am Fuß des heiligen Berges, der andere irgendwo im Oberland. Statt dessen sind unlängst ein paar junge Leute frisch aus Europa eingetroffen. Noch etwas unsicher in ihrem ganzen Benehmen, auf alle Fälle aber entzückt und berauscht ob all der vielen neuen Eindrücke und der Großartigkeit der tropischen Vegetation, die sie nie zuvor gesehen und die zu betrachten sie reichlich Zeit und Muße haben, wandeln sie einstweilen noch voller Begeisterung in ihren neuen ziegelroten Gewändern als Samanera auf Hermitage Island umher und tun, als hätten sie die Welt erobert. Doch wie lange wird dieses Entzücken anhalten? Am liebsten möchte ich es einem jeden ins Gesicht sagen, dass es kein halbes Jahr dauern wird, bis sie vom Hermitage Island und von Ceylon überhaupt wie auch von den sanften braunen Menschen, von denen sie jeden Morgen unter tiefer Verneigung und anbetender Gebärde eine Schale voll Reis erhalten, bis zum Hals hinauf genug haben werden.

Für diese neu eingetroffenen Jünglinge sind auch bereits eine Anzahl neuer Häuschen errichtet worden, und auch sonst hat es allerhand Veränderungen gegeben. Nur der Meister selbst ist derselbe geblieben."

[Wirz, Paul <1892 - 1955>: Einsiedler auf Taprobane : Geschichte dreier Inseln. -- Bern : Huber, ©1942. -- S. 119]

"Unser Freund kommt seit einiger Zeit nicht mehr. Einen großen Krach hat es gegeben, und unser andere Freund, der singhalesische Bhikshu auf Hermitage Island, der uns immerzu gewarnt hat, hat recht gehabt. Hinter allerlei kleinere und größere Betrügereien sind wir gekommen, und ein loses Maul hat er auch. Auch haben wir erfahren, dass er während unserer Abwesenheit den Zimt schneiden ließ und verkaufte und den Leuten angab, dass er von uns beauftragt worden war. Vermutlich war auch der verübte Einbruch sein eigenes Werk.

Schon immer äußerte er sich in abfälliger Weise über die Bhikshu auf Hermitage Island, ohne jedoch bei mir Gehör zu finden. Ich wusste wohl, dass einzig grenzenloser Neid die eigentliche Ursache dieser Gesinnung war, denn er sah es nie gerne, dass wir auch dort verkehrten, wo man uns die Augen öffnete und uns sagte, wie die Dinge in Wirklichkeit lagen. Auf Jahrzehnte ging dieses unfreundliche Verhältnis zurück, an dem nicht bloß unser Freund, sondern dessen ganze Familie Anteil hatte. Ein jeder schien etwas auf dem Kerbholz zu haben, aber der größte Gauner schien ein unlängst verstorbener Onkel zu sein, der seinerzeit eine namhafte Summe verdüstert hatte, die ihm zur Erwerbung Polgasduwas für den Pandita anvertraut worden war.

Am wenigsten gut zu sprechen schien er aber von jeher auf den singhalesischen Bhikshu vom Hermitage Island zu sein, der einer niederen Kaste angehörte und in jungen Jahren vom Pandita adoptiert worden war. Jetzt, da die weißen Bhikshu zum größten Teil interniert und der Singhalese allein noch auf Hermitage Island ansässig war, glaubte unser Freund, zu einem entscheidenden Schlag gegen ihn ausholen zu können, beschuldigte ihn eines unsittlichen Lebenswandels und brachte auch uns damit in Beziehung. Schon immer war ihm unser gutes Einvernehmen ein Dorn im Auge gewesen, dazu gesellte sich sein Kastendünkel und was damit zusammenhing. Er hatte auch bereits vernommen, dass wir Parapuwa, falls wir das Land wieder verlassen sollten, den Bhikshu von Hermitage Island zur Verfügung stellen würden. Allerhand Schikanen und Erpressungen, mit denen er jetzt gegen uns aufrückte, waren die Folge der von uns getroffenen Vereinbarung, denn schon immer hatte er gehofft, wenn wir das Land wieder verlassen sollten, die Rolle eines Verwalters von Parapuwa übernehmen zu können und Geld daraus zu schlagen, wie er es in unserer Abwesenheit bereits getan hatte. Nun war ihm ein dicker Strich durch die Rechnung gemacht worden.

Bald wusste ganz Dodanduwa, wie das Verhältnis zwischen uns und unserm alten Freund jetzt stand, und für uns hieß es auf der Hut sein. Schon zeigte sich, dass wir auch bei den ändern Dorfbewohnern nicht mehr sonderlich beliebt waren. Natürlich ging auch dies auf unsern Freund zurück. Fuhren wir nach Dodanduwa hinüber und ließen wir das Boot eine Weile unbewacht, so konnten wir sicher sein, es in beschmutztem oder beschädigtem Zustand wieder vorzufinden. Unfreundliche Blicke verfolgten uns, und die Kinder warfen uns aus dem Hinterhalt Steine nach. Auch für uns schien die Zeit hier abgelaufen zu sein.

So ist es besser, wir fahren so wenig wie möglich hinüber und meiden die Menschen, wo es geht. Einzig auf Hermitage Island lassen wir uns ab und zu noch blicken, um zu erfahren, wie es dem Pandita geht und ob man etwas Neues erfahren habe. Noch viel stiller und einsamer ist es jetzt hier geworden. Scheu und misstrauisch geht uns der Tscheche aus dem Weg. Aber auch der singhalesische Bhikshu ist jetzt, wo er alleiniger Herr und Meister hier ist, nicht mehr derselbe.

Mit Unkraut bewachsen sind bereits die Wege, die quer durch und rings um die Insel führen, und die Häuschen stehen, bis auf eines, leer. Bald wird das Unkraut meterhoch stehen, der Dschungel von dem ihm entrissenen Bereich wieder Besitz ergreifen, die Häuschen zerfallen und vermodern. Zum zweitenmal hat dieses Eiland die Unbarmherzigkeit des Schicksals erfahren müssen, zum zweitenmal ist dem Schaffen und Wirken eines edlen Mannes hier ein jähes Ende bereitet worden. Verriegelt und versiegelt ist die Türe des Häuschens, das seine Heim- und Arbeitsstätte war, durch dessen Fenster man oft bis in die Nacht hinein das Licht brennen sah, wenn er, arbeitend und über dicke Bücher gebückt, sich keine Ruhe gönnte, um ein angefangenes Werk zu vollenden.

Zwei Polizisten halten Wache. Niemand weiß zur Stunde, was die nächsten Tage und Wochen bringen werden, aber es heißt, dass Polgasduwa, da Eigentum eines Deutschen, von der Regierung übernommen und versteigert werden soll. Aber auch an ändern Gerüchten fehlt es nicht. Man hat ja reichlich Zeit und Muße, sich Gedanken zu machen und Gerüchte zu verbreiten.

Unsagbar still ist es hier geworden, unsagbar leer in mir. — Was suche ich länger hier, was hat mein Hiersein noch für einen Sinn?"
Im Geiste aber sehe ich die hochgewachsene Gestalt über die schattigen Pfade schreiten, freundlich lächelnd und mir zunickend. — So ist mein letztes Bild von ihm."

[Wirz, Paul <1892 - 1955>: Einsiedler auf Taprobane : Geschichte dreier Inseln. -- Bern : Huber, ©1942. -- S. 124 - 126]

Über Paul Wirz:

"WIRZ Paul, geb. 29.5.1892 Moskau, gest. 31.1.1955 Ulupu (Papua Neuguinea), agnost., von Gelterkinden. Sohn des Jakob, Fabrikant, und der Esther Louise Nidecker. 1. Heirat 1912 Elisabeth Wirz von Gelterkinden; 2. Heirat 1930 Hanna Wenige von Trüningen; 3. Heirat 1934 Erna Liebeck von Drebkau. Schulen in Moskau und Zürich; Ausbildung zum technischen Fachlehrer an der ETH Zürich; Ethnologie-Studium in Zürich und Basel, Dr. phil. 1920, Habilitation 1928. Schon seine Dissertation über das Volk der Marindanim auf Neuguinea wird zu einem Standardwerk der Völkerkunde. Als Privatgelehrter von 1915 bis 1955 fast jedes Jahr auf Reisen in Südostasien (besonders Neuguinea), Asien, Indien, Afrika, in den Mittelmeerländern, in Kuba und auf dem Bismarck-Archipel. Arbeitet zwischen den Reisen unablässig an wissenschaftlichen Publikationen, die sich vor allem durch Exaktheit und Zuverlässigkeit auszeichnen. Verfasst auch populäre Schriften. Übergibt seine reichen ethnographischen Sammlungen zur Hauptsache dem Basler Museum für Völkerkunde und dem Königlichen Tropeninstitut in Amsterdam. "

[Quelle: http://www.baselland.ch/docs/archive/hist/bio/9/WIRZ_Paul.htm. -- Zugriff am 2005-05-06]

1939 bis 1946

Alle Deutschen in britischen Gebieten (so auch Ceylon) werden als Angehörige einer feindlichen Macht im Zweiten Weltkrieg interniert. Die deutschen Mönche werden zunächst in Ceylon interniert, nach der Eroberung Singapurs durch die Japaner (1942-02-15) in Dehra Dun. Dort leben Nyanaponika und Lama Anagarika Govinda in derselben Baracke. Daraus entstand - trotz Unterschieden in der Lehre - eine lebenslange Freundschaft


Abb.: Internierungslager Dehra Dun Indien (1943): vorn v.l.: Ehrw. Ñânaponika; Ehrw. Lama Anagarika Govinda; Ehrw. Ñânamalita [Bildquelle: http://www.buddhistisches-haus.de/de/index.html. -- Zugriff am 2003-06-19]

Da über das Verhalten Nyanatilokas in Dehra Dun vielerlei Behauptungen verbreitet werden, soll hier die Darstellung Helmuth Heckers wörtlich wiedergegeben werden:

"Die deutschen Buddhisten waren nicht alle im gleichen Block des Lagers:
  1. In den Wing der "Sumatra-Heinis" kam Dr. Fitz aus Java 1942,
  2. im deutsch-nationalen Block der Bara-Sahibs (Wing 1) blieben: Nyäaatiloka, Vappo, F. Möller und wahrscheinlich auch Nyinabruhano.
  3. Im Antinazi-Wing war am 12. 10. 41 auch Govinda, aus dem Antinazi-Wing anderer Lager in Indien kommend, eingetroffen. Am 3. 8. 42 erwähnt Govinda, dass Nyanaponika, Nyanamalito und Nyanakkhetto aus dem Wing l kommend bei ihm in seinem Häuschen eingetroffen seien. Sie hatten schon gleich nach ihrer Ankunft zu ihm gewollt, es war aber zunächst kein Platz gewesen.

Warum diese Trennung? Um das zu verstehen, ist folgendes zu bedenken: Nyanatiloka stammte aus einem deutschnationalen Elternhaus, in der Atmosphäre der Gründerjahre aufgewachsen. Als er 1919/20 ins Reich repatriiert worden war, fand er in der Weimarer Republik nur Chaos und kommunistische Wühlarbeit vor. Schließlich erlebte er die extrem deutschfeindliche Haltung der Briten, die ihn sechs Jahre nicht nach Ceylon zurückkehren ließen. Aus solchen Gründen musste er den Nationalsozialismus als Aufbruch und Wiederbelebung empfinden, während er die Exzesse, soweit er überhaupt davon wusste, als vorübergehende Begleiterscheinungen angesehen haben dürfte. Diese Haltung hatte er mit vielen Deutschen gemeinsam. So blieb er im nationalen Lager, und sein treuer Vappo folgte ihm. Nyanaponika hingegen, als Opfer des Faschismus, hatte die Schikanen gegen die Juden bis 1936 selber miterlebt und hatte seine Mutter gerade noch vor dem Holocaust bewahren können. Dass er das Antifaschisten-Lager wählte, war selbstverständlich. Die Trennung von seinem verehrten Lehrer wird ihm nicht leichtgefallen sein, und auch Nyäaatiloka wird diese Trennung sehr bedauert haben. So berichtet Govinda, dass Nyinatiloka über den Exodus seiner Schüler verstimmt gewesen sei, aber es sei damals schwer mit ihm auszukommen gewesen, und so hätten sie ihn wegen politischer und spiritueller Gründe verlassen. Bald aber normalisierte sich das Verhältnis zu Nyanaponika wieder. Die Wege von Govinda und Nyanatiloka aber trennten sich nun, und es kam auch nach dem Krieg zu keinem Briefwechsel mehr."

[Hecker, Hellmuth <1923 - >: Der erste deutsche Bhikkhu : das bewegte Leben des Ehrwürdigen Nyânatiloka (1878-1957) und seine Schüler. -- Konstanz : Universität, 1995. -- 363 S. -- (Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus" -- Forschungsberichte). -- S. 240f.]

1945

Uppalavannâ (1888-1982) zieht in das Haus im Hochland ein, das Govinda für sich und seine Pflegemutter 1930 gebaut hatte, die Wariyagoda Hermitage.

1948 bis 1961

Die Einsicht : Schweizerische Zeitschrift für Buddhismus / Red. Max Ladner ; Hrsg. P.Christiani & Cie. -- Kreuzlingen : Buddhistischer Verlag
1.(1948) -- 2.(1949) zweimonatlich

Die Einsicht : Vierteljahreshefte für Buddhismus [1954: Monatsschrift]; ab 1960: Zeitschrift für Buddhismus / Red. Max Ladner ; Hrsg. Buddhistische Gemeinschaft Zürich. - Kreuzlingen : Buddhistischer Verlag
3.(1950) -- 6.(1953) vierteljährlich
7.(1954) monatlich
8.(1955) -- 14.(1961) zweimonatlich

Anfangs viele Beiträge von Nyanaponika.

1949-01-11


Abb.: Nyânamoli
[Bildquelle: Archiv Hermann Schiewe]

Gebert Moore (1905 - 1960) kommt nach Polgasduwa, wird am 19049-04-24 Novize und 1950 in Colombo Mönch mit dem Ordensnamen Nyânamoli. Nyânamoli wird zu dem wohl bedeutensten Übersetzer buddhistischer, besonders auch scholastischer Literatur.

1950


Abb.: Titelblatt, S. V und S. 4 [Textmontage von Detlev Kantowsky]

Satipatthâna : Der Heilsweg buddhistischer Geistesschulung. Die Lehrrede von der Vergegenwärtigung der Achtsamkeit. (Satipatthana-Sutta) / Text u. Kommentar. Übersetzt, eingeleitet u. erläutert von Nyanaponika. -- Konstanz : Christiani, 1950. -- 239 S.

1950

Nyanatiloka nimmt Verhandlungen mit dem Verlag Christiani (Verleger: Dr. Paul Christiani <1901 - 1974>, Schwager des Buddhisten Kurt Onken <1914 - >)) in Konstanz auf. [Webpräsenz: http://www.christiani.de. -- Zugriff am 2003-07-16]

1950


Abb.: Nanamoli, 1958-10-25
[Bildquelle: http://www.geocities.com/Athens/9366/pic2.htm. -- Zugriff am 2005-05-06] 

Harold Musson (Nanavira) (1920 - 1965) und Osbert Moore (Nanamoli) (1905 - 1960) werden auf der Island Hermitage von Nyanatiloka in den Mönchsorden aufgenommen. Beide Britten waren Freunde, die sich aus dem Kriegsdient kannten. Nanamoli bleibt bis zu seinem Tod auf Island Hermitage und widmet sich vor allem der Übersetzung buddhistischer Texte. Er ist wohl der beste Paliübersetzer überhaupt. Nanavira zog sich 1954 in die Einsamkeit zurück. 1962 erkrankte er an Amoebiase. Die Medikamente, die er dagegen nehmen müssen, führen zu schwerster sexueller Erregung. Da er den Orden nicht verlassen will, wählt er 1965 den Freitod. Er ist überzeugt, dass er seit sechs Jahren Sotâpanna (Stromingetretener) ist.

"[Brief vom] 28 April 1963 [to the Hon. Lionel Samaratunga]

As you probably know, I have been suffering, for many years, from the effects of chronic amoebiasis. But what perhaps you do not know is that last June I developed a complication of a nervous nature. This nervous disorder is particularly disagreeable for a bhikkhu, and involves the practice of a restraint that is not required of laymen. These disorders not only make my life uncomfortable, but also (which is of far greater consequence) leave me with little hope of making any further progress in the Buddhasásana in this life. This being the situation, I decided upon suicide; and I did in fact, several months ago, make an attempt (which failed only because the method chosen was inadequate). My doctor is fully informed both of my bodily disorders and of my intentions, and he has done and continues to do what he can to ease the situation. However, my condition does not improve, and I am still of the same mind.

As regards Vinaya and Dhamma I am well aware of the situation and do not need to seek the advice of others. Suicide, though a fault, is not (contrary to a widespread opinion) a grave offence in Vinaya (it is a dukkata);[1] and as regards Dhamma I know better than anyone else how I am placed. Taking all these matters into consideration I do not find, at least as far as my own personal situation is concerned, any very strong reason (though I regret the dukkata) to restrain me from taking my life (naturally, I am speaking only of my own case -- for others there may be, and most probably are, very grave objections of one kind or another to suicide). My condition and my state of mind vary from time to time; and whereas on some days I may think weeks or possibly even months ahead, on others it is painful and distasteful to me to think even a few days ahead.

There remains, of course, the practical difficulty of actually killing oneself (having already tried once, I am aware that it is not very easy), but with sufficient determination it should not prove altogether impossible. "

[Quelle: http://www.geocities.com/Athens/9366/lett6c.htm#l45. -- Zugriff am 2005-05-06]


Abb.: Nanavira
[Bildquelle: http://www.geocities.com/Athens/9366/pictures.htm. -- Zugriff am 2005-05-06]

Nanaviras literarischer Nachlass ist online zugänglich: http://www.geocities.com/Athens/9366/nanavira.htm. -- Zugriff am 2005-05-06


Abb.:  Nanavira, Nanamoli und Nanavimala auf Island Hermitage.
[Bildquelle: http://www.geocities.com/Athens/9366/pic2.htm. -- Zugriff am 2005-05-06]

1951

Nyanatiloka und Nyanaponika nehmen die ceylonesische Staatsbürgerschaft an

1951


Abb.: Forest Hermitage, ca. 1980 [Bildquelle: http://www.buddhistisches-haus.de/en/picturebook/mixed/mixed-old.html. -- Zugriff am 2003-07-15]

Nyanatiloka erhält im Naturschutzgebiet des Udawatakele-Waldes bei Kandy (imklimatisch günstigen Hochland) ein ehemaliges Kolonialgebäude. Er zieht dorthin und so entsteht die Forest Hermitage (Jarmen Pansala). Im darauffolgenden jahr zieht auch Nyanaponika hierher um.

1952

Nyanatiloka und Nyanaponika reisen zu Teilnahme an den Vorbereitungen für das Sechste Konzil (Chatthasangayana) nach Burma. Nach dem Vorbereitungstreffen bleibt Nyanaponika eine Zeitlang in Burma und übt unter Mahasi Sayadaw (Bhikkhu Sobhana) (1904 - 1982) dessen Vipassanamethode.

Nyanaponika schreibt darüber in einem Rundbrief (Abgedruckt in: "Nicht derselbe und nicht ein anderer" : Beschreibungen und Gespräche, Texte, Bilder und Dokumente zum 90. Geburtstag des Ehrwürdigen Nyanaponika Mahathera / hrsg. von Detlef Kantowsky. -- Konstanz : Univ., Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus,  1991. -- 168 S. : Ill. --  (Forschungsberichte / Universität Konstanz, Arbeitsbereich Entwicklungsländer, Interkultureller Vergleich, Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus" ; 3). -- S. 81 - 89)

"Rundbrief über meinen Aufenthalt in Burma im Frühjahr 1952

Nyanaponika

Wir wurden untergebracht auf dem Anwesen der fahrenden buddhistischen Laienvereinigung Burmas, der Buddha Sasana Nuggaha Organisation, in einem nahen Vorort Rangoons, der auf dem Wege zur neuen, großen "Weltfriedens-Pagode" liegt. Wir bewohnten Räume in einem gerade fertig gestellten großen Gebäude, in dem nach etwa 1-2 Jahren eine "Internationale Buddhistische Bibliothek" eröffnet werden wird.

Es "war ein bemerkenswertes Zusammentreffen, dass sich auf dem rückwärts gelegenen Teil des gleichen, etwa 12 Hektar großen Grundstückes eines der bedeutendsten Satipatthana-Schulungsklöster befand. Es steht unter der Leitung von U Sobhana Thera, in Burma weit bekannt als Mahasi Sayadaw, einem etwa 48-jährigen Mönch. Es war eine weitere bemerkenswerte Fügung, dass er den Ehrw. Soma Thera (Verfasser des Way of Mindfulness und Mitbewohner unserer Hermitage) von dessen Burma-Aufenthalt her gut kannte. Er hatte damals, vor etwa 16 Jahren, auf demselben Hügelzug bei Moulmein gewohnt, wo sich Soma Theras Ordinations-Kloster befand, und er hatte auch dem Ordens-Kapitel angehört, das die Ordination vollzog. Er steht auch heute noch mit Soma Theras Ordinations-Lehrer in enger Verbindung, der seiner Zeit jenen Satipatthana-Kurs arrangiert hatte, der in meinem Buch erwähnt wird. Wegen seiner vielseitigen Fähigkeiten ist Mahasi Sayadaw in Burma sehr bekannt und geschätzt: Er ist ein trefflicher Meditationslehrer mit reifer Übungserfahrung, besitzt aber auch ein ausgedehntes Dbamma-Wissen und die Gabe klarer Darlegung. Er ist dabei von ganz sehlichtem und natürlichem Wesen. Diejenigen, die ihn kennen, haben keinen Zweifel daran, dass er ein hoch entwickelter Mönch ist, und auch ich habe den gleichen Kindruck empfangen.

In diesem, vor 3-4 Jahren begründeten Meditations-Kloster erhalten durchschnittlich 50-60 Mönche und eine noch größere Anzahl von Upasakas und Upasikas Schulung in Satipatthana, in strikten, höchstens 2 Monate dauernden Übungskursen. Nach dieser Höchstdauer kommt eine neue Gruppe von Übenden und die Zellen stehen nie leer. Die weiblichen Übenden (es sind meist: über 50) sind separat in einem angrenzenclen kleinen Tal untergebracht und stehen unter weiblicher Leitung. Es sei hier bemerkt, dass auch sie, und darunter junge Mädchen, bemerkenswerte Fortschritte erzielt haben. Die Zusammensetzung der Übenden ist mannigfach: Mönche und Laien, Gelehrte und Ungelehrte, jung und alt, reich und arm; auch pensionierte Regierungsbeamte oder solche auf Ferien. Ich sprach mit einem reichen Reismüller, einem der Hauptförderer des Klosters, der gleichfalls durch den Übungskurs gegangen war und mit großer Begeisterung von der Methode sprach; ich sah mehrere Übende, die zweifellos einfache Bauern aus der Provinz waren. Man sagte mir, dass gewöhnlich Menschen, die intellektuell unkompliziert sind, schnellere Fortschritte gemacht haben, vor allem wohl zu Beginn. Fs wird natürlich erwartet, dass der Übende nach Abschluss des Schulungskursus die Übung in seinem Kloster oder Wohnplatz nach bester Möglichkeit fortsetzt.

Mein Reiseprogramm hatte ich absichtlich auf Mandalay (und die Sagaing-Höhlen) und Moulmein (Wohnort von Soma Theras Lehrer) beschränkt, und ich freute mich, nach meiner Rückkehr gerade noch Zeit für eine Übungswoche zu haben, die für mich sehr förderlich war. Sie hat meine Überzeugung von der Wirkungskraft der Methode noch durch eigene vertiefte und erweiterte Erfahrung verstärkt.

Der Meditations-Meister beherrscht kein Englisch und gab seine Unterweisungen in einfachem, klaren Pali, das in seinem Falle, im Vergleich zu der stark abweichenden burmesischen Aussprache, fast ausnahmslos gut verständlich war. Bei seinen abendlichen Besuchen wurde er aber von einem älteren übungserfahrenen Laien begleitet, der, um seines Verständnisses sicher zu sein, seine Worte ins Englische übersetzte und näher ausführte.

Die Prinzipien der Übungsmethode sind die gleichen wie die in meinem Buch dargestellten. Der Ehrw. Mahasi Sayadaw hat jedoch die Atmungsachtsamkeit durch einen anderen, einfachen körperlichen Vorgang als Haupt-Betrachtungsgegenstand ersetzt, der sich als sehr ergiebig und wirkungsvoll erwies und der durch die ganze Übung hindurch, bis zu ihren höchsten Ergebnissen, beibehalten wird. Die Pflege dieses Haupt-Betrachtungsgegenstandes wird umrahmt und gestützt durch ganztätige, ununterbrochene Achtsamkeit und Wissensklarheit: Vom ersten Gedanken und der ersten Bewegung beim Aufwachen bis zur letzten geistigen und körperlichen Tätigkeit vor dem Einschlafen. Das "Leitseil" bildet dabei die Achtsamkeit auf die vier Körperhaltungen, d.h. beim Aufwachen zum Beispiel wird man sich bewusst: "Ich liege", ferner: "Ich berühre" (oder "Berührung ist da") und so fort. Als "Unterbrechungslosigkeit der Achtsamkeit" in dem hier gemeinten Sinn gilt auch das sofortige Gewahrsein etwaiger Unterbrechungen. Die Achtsamkeit hat sich sofort auf alles gerade Auftretende, körperlich oder geistig zu richten und in dieser Weise kommen alle vier Salipatthana-Betrachtungen in den Übungsbereich, wenn auch der Hauptgegenstand stets im Gebiet der Körper-Betrachtung bleibt. Hat man seine kleinen täglichen Verrichtungen achtsam beendet, so wendet man sich dem Haupt-Betrachtungsthema zu. Nach vorheriger Fühlungsnahme mit Burma werde ich vielleicht später für diejenigen, die ernstlich üben wollen, eine knappe anfängliche Übungsanweisung folgen lassen.

Die Anweisungen des Meditations-Meisters sind knapp und sachlich. Antizipierendes, reflektierendes und abstraktes Denken wird entmutigt und die Aufmerksamkeit wird immer wieder auf das reine Beobachten oder Kenntnisnehmen gelenkt: "Die Erkenntnis wird von selber aufsteigen." Der Meditations-Meister selbst enthält sich gleichfalls jeder theoretischen Erörterung (im Allgemeinen oder der Übungsresultate), jeder Vorwegnahme höherer Stufen, jeder "Suggestion", jeder Beeinflussung der Eigen-Beobachtung. Damit wird u.a. verhindert, dass die Betrachtung "voreingenommen" wird und man sich bemüht, das Erwartete zu sehen; sich schließlich suggeriert, es erfahren zu haben, während es nur der unterbewusste Einfluss theoretischer Vorwegnahme war. Es war erquickend zu sehen, mit welcher Entschiedenheit hier der echte Geist der Satipatthana-Methode bewahrt wird; radikalste Ehrlichkeit im Hinweis des Übenden auf seine Eigen-Erfahrung. Um so stärker ist dann die Überzeugungskraft des selber Erlebten, Gesehenen und dann Eingesehenen, um so stärker die Freude am selbst Erarbeiteten. Bei den täglichen Besuchen beschränkte sich der Meditations-Meister meist darauf, nach den Ergebnissen zu fragen und kleine Korrekturen anzubringen; bei sich schärfender Achtsamkeit und gesteigerter Konzentration kamen dann noch solche auf weitere Verfeinerung abzielende Fragen wie: "Hast du auch die etwaigen Gefühle der Befriedigung und Unbefriedigung beachtet? Das ist wichtig!"

Außer bei der ersten Unterweisung gab er auch sonst manchmal kurze Worte des Ansporns oder der Warnung: "Denke daran, dass es eben dieser Weg ist, der zum höchsten Ziele führt!" -

"Denke nicht, dass es schwer ist, die geistigen Befleckungen zu überwinden! Dass es leicht ist, so sollst du denken!" - "Der Übende auf dem Satipatthana-Weg soll auf ihm gehen wie auf einem schmalen fußbreiten Steig, zu dessen beiden Seiten der Abgrund gähnt." Das heißt: jeder Schritt erfordert Vorsicht und Achtsamkeit. Mein Laienberater gab hierzu noch einen anderen guten Vergleich: "Wir Übenden schwimmen gegen den Strom. Wenn wir nur einen Moment mit dem Schwimmen aufhören, werden wir von der Strömung zum Ausgangspunkt zurückgetragen und alle Mühe war umsonst." Da ich nur eine Woche üben konnte, wurden mir, wie man mir nachher sagte, etwas mehr Hinweise gegeben als denjenigen, die länger übten. Doch auch diese Hinweise deuteten gerade nur leicht die Richtung an und darüber hinaus konnte man mit ihnen nicht viel anfangen, bevor man sich die Erfahrungen selber erarbeitet hatte. Ein Beispiel: "Kümmere dich nun nicht so sehr um einen unterbrechungslosen Fluss der Achtsamkeit, sondern merke jetzt dabei auf das Gehaben der körperlichen und geistigen Vorgänge." Dies habe ich nur erwähnt, um wenigstens andeutungsweise den geistigen Stimmungsgehalt dieser Übungsperiode zu charakterisieren, nicht um über Einzelheiten der Übungen selbst zu informieren. Dies muss, wie gesagt, einer anderen Gelegenheit vorbehalten bleiben.

Diese konsequent durchgeführte Satipatthana-Schulung führt auf den Weg des reinen oder, bloßen Klarblicks", d.h. es wird nicht nach vorheriger Erreichung der Versenkungen gestrebt wie bei der "Entfaltung der Geistesruhe". Abgesehen von den sicher nicht sehr zahlreichen, die eine natürliche Begabung für die Erreichung der Versenkungen mit sich bringen, werden wohl die meisten recht lange Zeit mit Anfangsbemühungen und wechselnden Übungsobjekten zubringen, dadurch vielleicht entmutigt werden oder an Anfangserfolgen wie Visionen, geistigen Nachbildern hängen bleiben. Es ist daher die ausdrückliche Botschaft meiner Satipatthana-Lehrer an alle ernst Strebenden, es mit dem Wege reinen Klarblicks zu versuchen. Die dadurch erreichte Sammlungsstufe wird auch die Gewinnung der Versenkungen fördern, wenn man danach strebt, was gewiss nicht entmutigt werden soll. Denn wer nach Austritt aus einer Versenkung sich dem Klarblick zuwendet, mag schnellere und größere Erfolge haben können. Nach mir gegebenen Berichten ist es auch wahrscheinlich, dass Versenkungszustände während der Übungsperioden erreicht wurden, obwohl sie nicht eigentlich auf dem Übungswege liegen. Hin anderer meiner Laien-Berater, dem eine besondere entschiedene Haltung und Ausdrucksweise zu eigen war, sagte hierzu: "Uns liegt nicht daran, unseren Erfahrungen Namen zu geben oder gar zu sagen, dass 'wir' diese oder jene Zustände erreicht haben; es genügt uns, dass wir solche oder solche Erfahrungen hatten. Wir haben nicht viel Verwendung für allerart Visionen oder Bilder, noch für solche so missverständliche Worte wie Meditation, Kontemplation usw. Was wir wollen, ist: kennen lernen, erfahren, wissen, verstehen. Das ist unsere Hauptaufgabe hier." Der Meditations-Meister sagte einmal hierzu: "Durch hohe geistige Einspitzigkeit oder Sammlung lernt man wohl das eine Übungsobjekt genau kennen und meistern. Doch wenn man direkt nach dem Ziele strebt, muss man ja alles (oder vieles) kennen, nicht nur Eines."

Die Satipatthana-Methode zielt mit großer Entschiedenheit direkt auf das höchste Ziel ab und tut es mit einer Zuversicht, die ihre Stütze im letzten Sutten-Abschnitt findet. Viele in Burma streben nach diesem höchsten Ziele der Lehre mit ernstem Bemühen und höchster Kraftanstrengung. Anzeichen dafür konnte ich an Ort und Stelle beobachten. Ein kleines Beispiel: Als ich, um einen Besucher zu treffen, zu einem falschen Raum gewiesen wurde, sah ich dort, zur Zeit der stärksten und in Rangoon beträchtlichen Mittagshitze, zwei Mönche im Kreuzsitz (von einer
Trennungswand geschieden), gerade aufgerichtet, das Gesicht der Wand zugekehrt.

Die Erfolge dieses Mühens sind nicht ausgeblieben. Viele im Lande - und Urteilsfähige - sind überzeugt, dass im heutigen Burma die vier Heiligkeitsstufen, beginnend mit dem Strom-Eintritt erreicht worden sind, und zwar eben auf dem Satipatthana-Wege. Man glaubt, dass eine recht beträchtliche Anzahl von Übenden die Stufe des Sotapanna erreicht haben, einige die beiden folgenden Stufen und dass es heute zumindest drei Mönche im Lande gibt, von denen man annehmen darf, dass sie die Heiligkeit erreicht haben. Als einer von ihnen gilt der Ehrw. U Narada, bekannt als Mengon Sayadaw, dem die Neubelebung systematischer Satipatthana-Praxis zu danken ist; er lebt, 85-jährig, in Tatoon. Der zweite ist einer seiner Schüler, Okkan Sayadaw, der die Heiligkeits-Erkenntnis auf dem Almosengang gewonnen haben soll. Der dritte, der 74-jährige Myingyan Sayadaw, war in seinem Laienleben ein armer Bauer, ohne Schulbildung, und kann auch heute noch nicht schreiben und lesen. Ich hoffe, seinen Lebenslauf in einem späteren Rundbrief mitteilen zu können und will heute nur Folgendes erwähnen: Mehrere erfahrene, gelehrte und hochangesehene Mönche haben, zuletzt noch im Jahr 1948, dem Ehrw. Myingyan Sayadaw Fragen gestellt und ihr Urteil war: Objektiv gesprochen, seien sie von seinen Antworten und Fragen, die die Pfad- und Heiligkeits-Erkenntnisse betrafen, befriedigt; persönlich gesprochen, glaubten sie, dass er tatsächlich ein Arahat sei. Auch der burmesische Premier-Minister hatte ihm Fragen gestellt, die zusammen mit den Antworten in einer burmesisch geschriebenen Broschüre veröffentlicht wurden. Ich hoffe, dass mir dieses und anderes Material allmählich zugänglich werden wird. Der Ehrw. Myingyan Sayadaw wurde gerade vier Tage nach meiner Abreise in Rangoon für einen kurzen Besuch erwartet, doch es war mir nicht möglich, meinen Reisetermin zu ändern. Von all dein hatte ich erst in der letzten Zeit meines Aufenthaltes gehört, sodass es mir nicht mehr möglich war, Anstalten zu treffen, um einen der als Arhats geltenden Mönche aufzusuchen. Diese Zunahme in der Erreichung meditativer Ergebnisse und der Gewinnung der Heiligkeits-Stufen habe sich, so sagte man mir, besonders in den letzten 25 Jahren gezeigt und ihren Höhepunkt in den letzten 10 Jahren erreicht (also gerade in der für Burma schlimmsten Zeit). Man schreibt dies der zu Beginn dieses Jahrhunderts einsetzenden verstärkten Pflege systematischer Klarblicks- und Satipatthana-Übung zu, die jetzt allmählich ihre Früchte zeitige. Diejenigen, mit denen ich über diese Dinge sprach, sind sich natürlich darüber klar und betonen es, dass nur einer, der auf gleicher oder höherer Stufe steht, über die Heiligkeits-Stufe eines anderen Gewissheit haben könne, nicht aber ein "Weltling", der nur von einer Wahrscheinlichkeit sprechen könne. Wie dem auch sei, meine Begegnung mit übungs-gereiften Mönchen und Laien hat in mir keinen Zweifel gelassen, dass beträchtliche Ergebnisse erreicht wurden und erreichbar sind.

All dies wird es verständlich machen, dass in den Satipatthana-Kreisen Burmas - und natürlich auch unter den anderen vielen, der Meditation Ergebenen - eine Begeisterung, Zuversicht und ein Übungseifer herrscht, die man in der Zeit eines "jungen Evangeliums" erwartet, nicht aber so leicht von einer 2500 Jahre alten Religion. Doch diese Religion ist eben der Dhamma, der, solange es Übende gibt, seine Jugendkraft behalten wird. In dieser Atmosphäre, sei es auch nur für wenige Wochen, gelebt zu haben, war wahrhaft beglückend. Von dieser Entwicklung in Burma darf man noch viel Gutes für die Zukunft erwarten.

Die Satipatthana-Kreise Burmas, durchdrungen von der universalen Bedeutung der Methode, wünschen ihre weltbreite Verbreitung und werden sicher allen solchen Schritten Unterstützung geben. Der erste Schritt besteht freilich nicht in Propaganda, sondern in der Bildung von kleinen Gruppen solcher, die selber Übungserfahrung gesammelt haben.

Es gibt im Lande mehrere solcher Satipatthana-Übungsstätten (nähere Angaben hoffe ich zu erhalten). Von derjenigen in Mandalay hörte ich erst am letzten Tag meines dortigen Aufenthaltes. Als ich sie besuchte, traf ich leider den englisch sprechenden Meditations-Meister nicht an. Es gab dort 40 Meditations-Hüter. Während des etwa dreijährigen Bestehens des Platzes in Rangoon sollen etwa 2.000 Mönche und Laien an den Kursen teilgenommen haben. Man sagte mir, dass, seit der Ehrw. Mahasi Sayadaw (zuerst in Ober-Burma) seine Lehrtätigkeit begann, durch ihn, seine Schüler und Schüler-Schüler im ganzen Land etwa 30.000 in strikte Satipatthana-Praxis eingeführt wurden. Diese Ziffer muss ich mir allerdings noch bestätigen lassen. Um dies würdigen zu können, muss man bedenken, dass diese Kurse wahrlich kein "Kinderspiel" sind, sondern, besonders für den Ungeschulten, harte Arbeit bedeuten, die man kaum aus bloßer intellektueller Neugier oder einer frommen Tradition folgend auf sich nehmen oder durchhalten wird. Abgesehen von den jeweiligen konkreten Übungsergebnissen, haben manche durch diese wenigen Übungswochen eine völlige Änderung ihres Charakters und ihrer Lebenshaltung erfahren und keiner dürfte wohl die dort gemachten Erfahrungen vergessen."

1952


Abb.: Einbandtitel

Erstmals erscheint vollständig:

Visuddhi-magga oder Der Weg zur Reinheit : Die größte und älteste systematische Darstellung des Buddhismus / Zum ersten Male aus dem Pali übers. von Nyanatiloka. -- 2. Aufl. -- Konstanz : Christiani, 1952. -- 981 S. -- Dünndruckausgabe

1952

Nyanaponika <1901 - 1994>: Die Schwierigkeiten buddhistischen Mönchslebens. -- In: Wissen und Wandel (studia Paili-Buddhistica). -- Heft 7 (1952). -- S. 21f. -- Abgedruckt in: "Nicht derselbe und nicht ein anderer" : Beschreibungen und Gespräche, Texte, Bilder und Dokumente zum 90. Geburtstag des Ehrwürdigen Nyanaponika Mahathera / hrsg. von Detlef Kantowsky. -- Konstanz : Univ., Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus,  1991. -- 168 S. : Ill. --  (Forschungsberichte / Universität Konstanz, Arbeitsbereich Entwicklungsländer, Interkultureller Vergleich, Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus" ; 3). -- S. 76 - 80

"Die Schwierigkeiten buddhistischen Mönchslebens
Nyanaponika

In "Wissen und Wandel" Nr. 2 wird in der Zeitschriftenschau ein englischer Aufsatz zitiert, in dem von den Schwierigkeiten für einen Europäer gesprochen wird, der in Ceylon dem buddhistischen Mönchsorden beitreten will. Da es nicht wünschenswert ist, dass gerade die dort angegebenen, nicht ganz zutreffenden Gründe abschreckend wirken, seien einige Bemerkungen hierzu gestattet.

Es trifft nicht zu, dass der Mönch in Ceylon barfuss gehen muss; Sandalen östlichen Stils sind zulässig und durchaus gebräuchlich. Wir haben hier nie etwas davon gehört, dass von einem europäischen Mönch "viel Auswendiglernen" erwartet wurde. Einige wenige für das Mönchsleben nötige Pali-Formeln müsste er freilich kennen und es ist wünschenswert, dass er dazu noch eine kleine Anzahl kurzer, gebräuchlicher Texte, wie das Metta-Sutta, beherrscht. Doch dies erfordert wahrlich keine große Gedächtnisleistung, zumal es sich durch häufiges Hören rasch einprägt.

"Mangel an Einsamkeit" braucht man hier wahrlich nicht zu befürchten, wenn man sich seinen Aufenthaltsort seinen Wünschen gemäß mit Hilfe von Landeskundigen wählt und dabei geräuschvolle Plätze, die es ja überall auf dieser Erde gibt, vermeidet, wie etwa Mönchsseminare (pirivenas).
"Sitzen mit untergeschlagenen Beinen" ist, wenn dies Schwierigkeiten macht, meist nur für die kurze Dauer von Mahlzeiten und ähnlichen Gelegenheiten erforderlich und auch hier nicht immer, da in manchen Klöstern und Laienhäusern (bei Einladungen) Bänke oder andere Sitzgelegenheiten vorgesehen sind.

"Belehrung im europäischen Sinne" ist hier allerdings selten, aber sollte wohl kaum erwartet werden. Zur Einführung in das Pali-Studium gibt es reichliche Möglichkeiten. Über die Anfangsgründe hinaus muss freilich von einem Europäer soviel geistige Selbständigkeit erwartet werden, dass er sich durch Eigenstudium selbst weiterhelfen kann. Für seine Fragen und Schwierigkeiten während des Studiums wird er stets gelehrte Mönche als Helfer finden.

Für einen Europäer, der gesund genug ist, sich an Klima und Ernährungsweise anzupassen, liegen die eigentlichen Schwierigkeiten nicht in diesen Äußerlichkeiten, sondern in seiner inneren Einstellung und Charakterveranlagung. Man glaube nicht, dass Begeisterung, hohes Ideal und ein unerprobter guter Wille genügen. Was erforderlich ist, ist zunächst:

  1. Anpassungsfähigkeit und -Willigkeit (eigentlich selbstverständlich für einen, der unter den Lebensbedingungen eines fremden Landen leben will; doch schon hierbei versagen viele);
  2. Lernfähigkeit und -Willigkeit, einschließend die Bereitschaft, Rat und Belehrungen anzunehmen;
  3. friedfertiges, ruhiges Temperament, frei von extremen Gefühlsschwankungen;
  4. Geduld (zunächst mit anderen und den Umständen, bis man gemerkt hat, dass man vor allem Geduld mit sich selbst haben muss) und Ausdauer, die nicht bei der ersten Schwierigkeit versagt und in Kleinmut, Unlust oder gar Ärger umschlägt;
  5. Fähigkeit sich (in irgendeiner angemessenen Art) ausschließlich geistig zu beschäftigen und sich dabei glücklich zu fühlen (d.h. äußere Geschäftigkeit entbehren zu können).

Man glaube nicht so ohne Weiteres, dass man diese Eigenschaften wirklich besitzt, bloß weil man sie intellektuell "billigt". Eine systematische und praktische Charakterprüfung ist für jeden unerlässlich, der sich mit dem Gedanken trägt, Mönch zu werden. Emotionelle Charaktere werden besser warten, bis sie innerhalb des Hauslebens "Maß und Mitte" gefunden haben. Allzu viele sind in den Osten gekommen, die erstaunlich voreilig waren in ihrem Handeln, Urteilen und Aburteilen, und die allzu schnell bereit waren, andere zu belehren und alles Mögliche "reformieren" zu wollen, nur nicht sich selbst.

Bei Karl E. Neumann gibt es eine treffliche (obwohl als Übersetzung unrichtige) Wortprägung: "geduldiges Einsichtnehmen". Dies ist es, was nicht nur Mönchskandidaten, sondern auch der europäische Laienbuddhist besonders pflegen sollte: angewandt auf sein Lehrstudium und auf die Übersetzungen anderer, auf sich selbst und auf die Umwelt. Summarisches und voreiliges Urteilen beeinträchtigt ernstlich das Reifen eigener Erkenntnis und auch friedliche und verständnisvolle menschliche Beziehungen.

Abschließend muss gesagt werden, dass, wie die Verhältnisse heute liegen, man Europäern nur sehr selten raten kann, zwecks Eintritt in den Mönchsorden in den Osten zu kommen, und zwar hauptsächlich aus den erwähnten inneren Gründen. Wer freilich wirklich weiß, was er als Mönch zu tun hat, d.h. zunächst einmal Selbstkontrolle zu lernen, wird sich durch all diese Schwierigkeiten nicht abschrecken lassen. Im Allgemeinen aber ist vorher eine langsame charakterliche Akklimatisierung an das mönchische Lebensideal notwendig, für die freilich die schwere Zeit, die Deutschland durchlebte, nicht gerade förderlich war.

Es erscheint daher von großer Wichtigkeit für den deutschen Laienbuddhismus zunächst einmal das zu schaffen, was ich als "f laus der Stille "bezeichnen möchte, in dem sich ernst Strebende für kürzere oder längere Zeit oder auch für ständig zu Studium und Meditation zurückziehen können. Auch von nicht-buddhistischer Seite her hörte man vor dem Kriege häufig den Ruf nach "weltlichen Klöstern". Hin solches "Haus der Stille" in Deutschland zu gründen, verdient die opferwillige Unterstützung deutscher Buddhisten. Ks soll zunächst natürlich Selbstzweck sein, mag aber auch als Vorbereitungs- und Prüflingsstätte für Mönchskandidaten dienen und eine Keimzelle bilden für einen künftigen deutschen Sangha."

1952-09-21


Abb.: Vor dem Trainingszentrum in Colombo/Kelaniya ca. 1953:
Mr. Simpson Wijeratne; Ehrw. Galle Anuruddha; Ehrw. Ñânaponika;
Ehrw. Ñânatiloka; Upâsaka Friedrich Möller;
Ehrw. Kudawella Vangîsara; Mr. Asoka Weeraratna

[Bildquelle: http://www.buddhistisches-haus.de/de/index.html. -- Zugriff am 2003-07-17]

Asoka Weeraratna (1918 - 1999) gründet in Ceylon die Lanka Dhammaduta Society (heute German Dhammaduta Society) zur Missionierung des Westens, besonders Deutschlands. [Webpräsenz: http://www.buddhistisches-haus.de/. -- Zugriff am 2003-07-17]

"Die Ausbreitung des Buddhismus in Deutschland

Von Senaka Weeraratna,
ehrenwerter Sekretär der "German Dharmaduta Society" Colombo
 

Der Ehrwürdige Mîtirigala Dhammanisanti verstarb am 2. Juli 1999 im Alter von 80 Jahren.
Bekannt war er als Laie unter dem Namen Asoka Weeraratna. Es war ihm beschieden, sich als eine der angesehensten Persönlichkeiten der Wiederbelebung des Buddhismus nach der Unabhängigkeit Sri Lankas in die Geschichte einzureihen.
Man wird sich durch zwei gewaltige Vermächtnisse, die er der Sache des Buddhismus machte, seiner erinnern:

1) Die Einrichtung des Berliner Buddhistischen Klosters (1957) mit dort lebenden, hauptsächlich aus Sri Lanka stammenden Mönchen, und 2) Die Gründung eines der nobelsten Waldklöster Sri Lankas, dem Mîtirigala Nissarana Vanaya (Mîtirigala Forest Hermitage).

Beides waren beachtliche Werke, die die Vorstellung und den Geist der buddhistischen Öffentlichkeit in den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts bewegten und den Namen Asoka Weeraratnas weithin bekannt machten.

Der Ehrwürdige Dhammanisanti wurde am 12. Dezember 1918 geboren als jüngster Sohn von P.J. Weeraratna, einem renommierten Juwelenhändler in Galle. Ihm wurde, dem Modetrend im kolonialen Sri Lanka folgend, der Namen eines Mitgliedes der (englischen) königlichen Familie gegeben, und er wurde Alfred genannt. Als Erwachsener gab er diesen Namen auf und nannte sich Asoka. Ein zutreffender Name für die buddhistische Dharmaduta Arbeit, die er später leistete. Er war, speziell von Seiten der Familie seiner Mutter her, einem starken buddhistischen Einfluss ausgesetzt. Die jüngere Schwester der Mutter war buddhistische Nonne. Er besuchte eine der führenden buddhistischen Schulen, das Mahinda College in Galle, im Süden Sri Lankas.

Nach dem Tode seines Vaters wurden Asoka und sein älterer Bruder Dharmasena Partner im familiären Edelsteinhandel. 1948 verlegten sie das Geschäft nach Colombo. Das Geschäft wuchs schnell, nachdem sie sich auf den Import von Uhren spezialisiert hatten. Asoka machte in den fünfziger Jahren eine Reihe von Geschäftsreisen nach Europa und importierte eine Auswahl bekannter Schweizer Uhren, so zum Beispiel die Marken Paul Buhre, Boilat, Henry Sandoz, Roamer und Enicar und den deutschen Federhalter 'Reform'. In den späten fünfziger Jahren wurde die Firma P.J. Weeraratna & Söhne der führende Importeur Schweizer Uhren nach Sri Lanka.

Obwohl Asoka energisch die Entwicklung des Familienbetriebes vorantrieb, und dieser so zur Quelle des Einkommens wurde, galt sein Hauptinteresse dem Aufschwung des Buddhismus. Tatsächlich wurde der spirituelle Weg durch zwei fundamentale Fragen bestimmt, die er sich im frühen Erwachsenenalter gestellt hatte:
a) Wie kann das Leben lebenswert gestaltet werden? und
b) Wie kann man am besten der Botschaft des Buddha dienen?
 

Erster Besuch in Deutschland

Bei seinem ersten Besuch in Westdeutschland 1951, wurde Asoka auf den wachsenden Hunger in diesem Land aufmerksam, welches sich langsam von der totalen Zerstörung durch den Zweiten Weltkrieg erholte, dem Hunger nach einer alternativen Moral und einer spirituellen Philosophie, die stark dem Frieden und der Friedfertigkeit zugewandt war. Kriegsmüde Deutsche konnten keine Antwort auf ihre persönlichen und politischen Probleme in ihrer eigenen westlichen religiösen Tradition finden und suchten, mit den moralischen und ethischen Ideen zu experimentieren, die aus dem Osten hereinströmten. Zur selben Zeit, zum ersten Mal nach 450 Jahren unter kolonialem Recht, begannen Sri Lankas Bürger von allen Restriktionen der fremd bestimmten Vergangenheit losgelösten Visionen zu träumen. Sie erwarben ein neues Gefühl für ihre historische Bestimmung und ein wachsendes Vertrauen in die Möglichkeit, eine größere Rolle in der Welt zu spielen als es bis dahin möglich gewesen war. Den Buddhismus in den Westen zu bringen war eine dieser großen und ambitionierten Ideen, die die Energie und die Vorstellungskraft der Öffentlichkeit anfeuerte, speziell die des buddhistischen Ordens.

Es war das Zusammentreffen dieser Faktoren, die Aufwallung des Interesses der Deutschen, 'nach Osten zu schauen' und der Geist in Sri Lanka, den 'Buddhismus nach Westen zu bringen', das zu den nachfolgenden Ereignissen führte.

Nach seiner Rückkehr aus Westdeutschland und von der potentiellen Möglichkeit des Wachstums des Buddhismus dort überzeugt, gründete Asoka am 21. September 1952 die Lanka Dharmaduta Society, die später in Deutsche Dharmaduta Society umbenannt wurde. Die Idee, diese Gesellschaft zu gründen, hatte Asoka bereits, als er im Jahr zuvor Europa besuchte. Das erste Treffen der Gesellschaft fand in seinem Geschäft, der Firma P.J. Weeraratna & Sons, 2nd Division, Maradana, Colombo 10 statt. Die Gesellschaft hatte verschiedene Ziele. Das Wichtigste, 1956 eine buddhistische Mission nach Deutschland zu senden, gleichzeitig zu den Buddha Jayanti Feiern. Als weitere Ziele galten:
a) ein Kloster, eine Bibliothek und eine Predigthalle in Deutschland zu errichten,
b) den Tipitaka ins Deutsche zu übersetzen und zu veröffentlichen
c) die Botschaft des Buddha ständig in Deutschland zu etablieren, so wie es Arahant Mahinda in Sri Lanka getan hatte.
 

Der Verwaltungsausschuss

Der erste Verwaltungsausschuss der Lanka Dharmaduta Society setzte sich aus folgenden Personen zusammen:

1) Schirmherr: Ehrw. Ñânatiloka Mahâthera;
......

Zweiter Besuch in Deutschland

Am 20. Februar 1953 reiste Asoka Weeraratna erneut von Sri Lanka nach Deutschland. Er war beauftragt von der neu gegründeten Lanka Dharmaduta Society die in Deutschland existierenden Bedingungen für den Buddhismus zu begutachten, Bericht zu erstatten und die Möglichkeiten und Mittel für die Verbreitung des Buddhismus zu erkunden. Diese Reise brachte ihn weit in Deutschland herum, und er traf sich mit Leitern buddhistischer Organisationen in verschiedenen deutschen Städten und gewann ihre Unterstützung, die buddhistische Lehre (Sâsana) zu etablieren. Er war ebenfalls beauftragt, einen passenden Platz für ein buddhistisches Zentrum und ein Kloster zu suchen, sowie für eine Ansiedlung für buddhistische Laien und Upâsakas. Asoka besuchte einige deutsche Städte, wie zum Beispiel Hamburg, München, Berlin, Stuttgart, Bremen, Frankfurt, Bonn und Köln. In Hamburg traf er Dr. Helmut Palmié, Präsident der Hamburger Buddhistischen Gesellschaft. Dr. Palmié war ein Pâli-Gelehrter und begeisterter Buddhist. Dr. Palmié organisierte am 10. März 1953 aus Anlass des Besuches von Asoka ein spezielles Treffen der Hamburger Buddhistischen Gesellschaft. Etwa 200 deutsche Buddhisten nahmen an dem Treffen teil. Asoka schenkte ein Palmblattbuch als ein Zeichen der guten Wünsche der Lanka Dharmaduta Society.
 

In München traf Asoka Dr. von Meng, den Präsidenten der Münchner Buddhistischen Gesellschaft, nahm an einem ihrer Treffen teil und schenkte eine kleine Buddha-Statue. Diese Gesellschaft veröffentlichte ein monatliches Journal, "Indische Welt", das der Verbreitung des Buddhismus gewidmet war.

In Berlin gab es 1953 zwei buddhistische Gesellschaften. Eine war die "Gesellschaft der Freunde des Buddhismus" geleitet von Herrn Knobloch. Die andere nannte sich "Buddhistische Gemeinde". Lionel Stutzer war der Leiter dieser Vereinigung. Asoka war bei einem Treffen in Stutzes Haus anwesend. In Berlin traf er auch Dr. K. Schmidt, der ein Pâli-Gelehrter und Redner über Buddhismus war.

In Stuttgart zählte Asoka auf Georg Krauskopf, den Leiter der dortigen buddhistischen Gruppe und Bruder des Verstorbenen Ehrw. Ñânasiri Thera auf der Insel-Einsiedelei Dodanduwa. Krauskopf war der Autor eines populären Werkes über Buddhismus "Die Heilslehre des Buddha". Herr und Frau Ankenbrand waren zwei andere bekannte Buddhisten, die Asoka in Stuttgart traf. Sie waren außerordentlich fromm und belesen und besaßen eine der größten buddhistischen Bibliotheken, die Asoka in Deutschland kennen gelernt hatte.

In Bremen traf er Severloh Mohr in Hämelingen, Bahnhofstraße 10. Serverloh Mohr führte eine Zeit lang das Leben eines Mönches in Siam (Thailand). Auch in Deutschland lebte er das Leben eines Mönches, obwohl er meistens wie ein Laie gekleidet war. Mohrs Haus besaß einen schönen buddhistischen Schrein und erschien inwendig wie ein buddhistischer Tempel. Der König von Siam (Thailand) hatte ihm ein Buddha-Bildnis für sein Haus, in dem er buddhistische Kurse abhielt, geschenkt.

Für seine Rückkehr nach Sri Lanka bereitete Asoka einen Bericht unter der Überschrift "Buddhismus in Deutschland" vor, in dem er seine Eindrücke und Details von den Treffen mit deutschen Buddhisten wiedergab.
 

Deutsche Aussicht auf den Buddhismus

In diesem Bericht sagte Asoka:

"Der generelle Ausblick der Deutschen hat sich nach dem Krieg sehr verändert. Die bitteren Erfahrungen aus zwei großen Kriegen haben ihnen mindestens diese Lektion beigebracht: 'Alles bedingt Entstandene ist unbeständig.' Wenn man anhielte und sie über den letzten Krieg befragte, ein Deutscher hätte nichts weiter zu sagen als 'Alles kaputt!'

Der Buddhismus mit seiner Erklärung der Vier Edlen Wahrheiten und den drei Zeichen allen Daseins, 'Unbeständigkeit, Leiden und Nicht-Ich' als die charakteristischen Merkmale aller Dinge, ist ihnen als die perfekteste Unterweisung erschienen, die jemals der Menschheit bekannt gegeben wurde."

Friedrich Möller

Ein herausragendes Ergebnis von Asokas Reise 1953 nach Deutschland für die Verbreitung des Buddhismus war die Verpflichtung von Friedrich Möller, einem Lehrer des Rackow Gymnasiums, Hamburg. Möller kam im Juni 1953 in Sri Lanka an. Er wurde Upâsaka und ließ sich in der Insel-Einsiedelei Dodanduwa nieder. Der Ehrw. Ñânatiloka Mahâthera unterwies ihn. Möller war der erste deutsche Praktikant der Gesellschaft. Es war beabsichtigt, dass Möller Mitglied der ersten buddhistischen Missionsreise nach Deutschland werden sollte, die für 1956 geplant war, dem Jahr des Buddha Jayanti.

Der 'Buddhagosa' von Deutschland

Die Lanka Dharmaduta Society hatte das Glück, den Ehrw. Ñânatiloka Mahâ Thera als Präsidenten zu haben. ...

Die Botschaft des Ehrw. Ñânatiloka

Der Ehrwürdige sagte in einer denkwürdigen Botschaft für die Veröffentlichung "Buddhismus in Deutschland" Folgendes:

"Vor genau 50 Jahren kam ich zum ersten Mal auf diese Insel, die ich seitdem als meine spirituelle Heimat betrachte. Deswegen bin ich glücklich, nun ein Bürger Sri Lankas zu sein. Sicher ist es verständlich, dass es mein großer Herzenswunsch war, meinem Herkunftsland das Beste zu geben was ich besitze, den Dhamma. Bisher habe ich den größten Teil meines Lebens im Orden verbracht. Ich tat das in der festen Überzeugung, dass der Dhamma in meinem Heimatland Wurzeln schlagen wird und dort eine große Zukunft haben möge.

Für mich war es eine große Freude zu hören, dass Asoka Weeraratna mit dieser Überzeugung zurück kam und über lebendige buddhistische Aktivitäten von dort berichtete. Ich bin überzeugt, dass die Chancen für ein buddhistisches Missionswerk in Deutschland jetzt größer sind als je zuvor. Deshalb bin ich glücklich, dass die Lanka Dharmaduta Society die große Aufgabe übernommen hat, eine gut vorbereitete Mission nach Deutschland zu schicken und die buddhistische Arbeit dort generell zu unterstützen.
Ich schätze die einleitende Arbeit, die die Society bisher geleistet hat sehr, und besonders die aufopfernde Arbeit, Spende und Energie durch den Gründer und Sekretär der Lanka Dharmaduta Society, Herrn Asoka Weeraratna. Ich will es wirklich als einen glücklichen Höhepunkt meines Lebens betrachten, wenn wir zu Vesak 1956, d.h. dem Jahr 2500, auf eine gut etablierte Mission in Deutschland schauen können, der es gelingen kann, auch einen weitreichenden Einfluss auf andere westliche Länder auszuüben. Ich wünsche der Gesellschaft vollen Erfolg bei ihrem großen und noblen Unternehmen. Selbstlose Anstrengung, den Dhamma denen zu bringen, die es am meisten benötigen, wird ein großer Segen sein für beide, für diejenigen die geben und für diejenigen die nehmen."

Ñânatiloka (25. Mai 1953)

Das Trainingszentrum der Society

Bald nach der Rückkehr von seiner zweiten Europareise 1953 stellte Asoka fest, dass ein Trainingszentrum für Dhammadutas die dringlichste Aufgabe für die Gesellschaft war. Ein vorläufiges Zentrum wurde zu diesem Zweck in der Kandy Road 145, Dallugama, Kelaniya eröffnet. Der bekannte Mönch, Ehrw. Ñânaponika Thera und einige andere Mönche fanden hier ihren Wohnsitz. Weiterhin hielt die Gesellschaft aber nach einem ständigen Trainingszentrum an einem passenden Ort in Colombo Ausschau.

Die Lanka Dharmaduta Society war erfolgreich, von der ceylonesischen Regierung im November 1955 ein Stück Land von ca. 4000 qm in der Bullers Road zur Pacht auf 99 Jahre zu erhalten. Die Zeremonie der Grundsteinlegung wurde am 9. November 1955 abgehalten und zwei Gebäude wurden errichtet. Ein Gebäude wurde als Hauptbüro benutzt, das andere war das Trainingszentrum und die Wohnstätte der Mönche. Der ehrenwerte Premierminister S.W.R.D. Bandaranaike eröffnete es unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit am 7. August 1956.

Der Kauf einer Druckerei

In Vorausschau auf die beabsichtigte Buddhistische Mission in Deutschland beschloss die Gesellschaft dort das Feld mit buddhistischer Literatur zu düngen. Zu diesem Zweck erwarb sie eine Multilith Off-Set Presse und das Zubehör und installierte diese in der Zentrale der Hamburger Buddhistischen Gesellschaft, deren Präsident Dr. Helmut Palmié war. Diese beschloss 10.000 Erstexemplare einer kostenlosen Broschüre zu drucken.

Passage für die deutschen Praktikanten

Die Gesellschaft bezahlte die Passage für Friedrich Möller, dem deutschen Lehrer vom Rackow-Gymnasium Hamburg, der am 5. Juni 1953 in Sri Lanka ankam, um dort 2 ½ Jahre lang in der Dhammaduta-Arbeit unterrichtet zu werden.

Der "Eine-Million-Rupie-Treuhandfond"

Mit großer Entschlossenheit und Energie rief Asoka Weeraratna unter der Schirmherrschaft der Gesellschaft den "Eine-Million-Rupie-Treuhandfond" zur dauerhaften Einrichtung der Buddha Sâsana in Deutschland ins Leben und rief die Öffentlichkeit Sri Lankas zu Spenden auf. Der Fond wurde am 6. September 1954 während einer öffentlichen Veranstaltung in der Stadthalle von Colombo eingeführt, bei welcher Dudley Senananayake, der frühere Premierminister präsidierte.

Eine der Hauptanliegen dieses Fonds war, die Finanzierung einer buddhistischen Mission nach Deutschland im Jahre B.E. 2500, d.h. 1956 u.Z., bestehend aus Laien und Deutschen, die in Sri Lanka ausgebildet worden waren. Friedrich Möller, der erste Deutsche der durch die Gesellschaft angeworben worden war, sollte die Mission zusammen mit anderen deutschen Praktikanten begleiten, und er erhielt die höhere Ordination 'Upasampadâ' auf deutscher Erde. Dies war der erste Schritt einen Sambuddha Sâsana zu etablieren.

Der Verwaltungsausschuss des Fonds setzte sich wie folgt zusammen:

1. Dudley Senanayake der frühere Premierminister; 2. H.H. Basnayake, Justizminister; 3. H.W. Amarasuriya, Plantagenbesitzer; 4. H. Nelson H. Soysa, Prokurator S.C.; 5. Asoka Weeraratna, Kaufmann.

Asoka Weeraratna spendete 25.000,- Rupies aus seinem eigenen Vermögen bei der Einführung des Fonds, zusätzlich zu den 1.000,- Rupies, die er bereits der Gesellschaft bei der Gründung am 1. September 1952 gespendet hatte. Zu dieser Zeit war dies eine recht hohe Summe Geldes.

Die Sammlung für den Fond

Das Geld begann in den Fond zu fließen, und die Gesellschaft erwarb ein neues Fahrzeug, einen Van. Asoka besuchte mit diesem Van viele Teile des Landes, hielt Versammlungen ab und sammelte 1956 Geld von der Bevölkerung. Etwa 125.000,- Rupies innerhalb kurzer Zeit. Dies waren ungefähr die Kosten für alle Gebäude des German Dharmaduta Society Zentrums in Colombo 7, Bauddhaloka Mawatha 417.

Die erste Buddhistische Mission für Deutschland

Drei angesehen Mönche vom Vajiraramaya, Colombo waren für die erste Mission in Deutschland ausgewählt worden, der Ehrw. Soma Thera, Ehrw. Kheminda Thera und Ehrw. Vinîta Thera.

Es war am Poson Poya Tag, dem 11. Juni 1957, als die erste Mission Mihintale verließ. Ein großes Treffen wurde unter der Schirmherrschaft der Mahânayaka Theras der drei Nikâyas abgehalten. Der Ehrw. Purijjala Sri Siddhartha Saranankara Mahâ Thera vom Malwatta Chapter hatte den Vorsitz. Nach der öffentlichen Versammlung, bei welcher die Mission bekanntgegeben wurde und der Segen des Mahâ Sangha, der Regierung und der Menschen erteilt wurde, wurden die die Missionare nach Colombo geleitet, um die Ankunft ihres Schiffes, der 'SS Orantes' am 15. Juni 1957 zu erwarten.

Asoka Weeraratna hatte Mihintale als Ausgangspunkt für die Mission ausgewählt. Mihintale, der Ort, von wo die Lehre des Buddha über ganz Sri Lanka ausgebreitet worden war, erschien ihm als der richtigste, von wo aus eine neue buddhistische Mission in ein fremdes Land beginnen sollte.

Der zweite Teil der Reise nach Deutschland begann am 15. Juni 1957 vom Hauptquartier der Gesellschaft in der Bullers Road 417, Colombo 7, heute Bauddhaloka Mawatha. Eine Fahrzeugkarawane mit ungefähr 100 Fahrzeugen nahm an der Prozession teil, die die Mönche zum Elizabeth Kai im Hafen von Colombo brachten.

Viele hochrangige Ehrengäste, eingeschlossen der Premierminister S.W.R.D. Bandaranaike, der frühere Premierminister Dudley Senanayake und Sri Lankas Repräsentant bei den Vereinten Nationen, R.S.S. Gunawardene, waren bei der Verabschiedung der Mission anwesend. Ein Zusammentreffen wurde von der Buddhistischen Hafengesellschaft und der Deutschen Dharmaduta Society unter der Schirmherrschaft von Ehrw. Kalukondayawe Paññasekera Nayaka Thera arrangiert. Der Premierminister übergab an den Ehrw. Soma Thera ein Kästchen mit Reliquien, und Herr Dudley Senanayake schenkte die buddhistische Flagge, um sie im Tempel von Berlin zu benutzen. Die drei Mönche schifften sich an Bord der "SS Orantes unter den 'Sadhu, Sadhu'-Rufen der Menschen ein, die gekommen waren, um Zeugen dieser denkwürdigen Zeremonie zu sein.

Die 'Orantes' erreichte Neapel am 29. Juni 1957, und die Mission reiste über die Schweiz weiter nach Frankfurt, wo sie Asoka Weeraratna traf, der mit dem Flugzeug aus Colombo gekommen war. Zusammen flogen sie nach Berlin weiter. Dort wurden sie von den Mitgliedern der Buddhistischen Gesellschaft auf dem Flughafen am 2. Juli 1957 begrüßt und hielten im Buddhistischen Haus in Berlin Frohnau ihren Einzug.

Der Erwerb des 'Buddhistischen Hauses'

Dr. Paul Dahlke, ein deutscher Arzt, baute ‚Das Buddhistische Haus' 1924. Beinahe 30 Jahre nach Dr. Dahlkes Tod im Jahre 1928, nämlich am 13. Dezember 1957, handelte Asoka Weeraratna auf Sylt mit dem Neffen des Verstorbenen den Kauf des Hauses im Auftrag der fünf Treuhänder der German Dharmaduta Society aus. Asoka konnte die folgenden Vorteile während der Verhandlung erreichen: a. Den Kauf von fast 2/3 der Liegenschaften (15.510 qm) zusammen mit den Gebäuden des Buddhistischen Hauses zu einem recht günstigen Preis von 100.000,- DM, b) zahlbar in 3 Raten ohne Zinsaufschlag, c) das Vorkaufsrecht für das restliche Drittel der Liegenschaft (8.015 qm) des Buddhistischen Hauses, welches in drei Grundstücke aufgeteilt werden konnte. Asoka verbrachte mehr als 5 Monate in Deutschland für die Abwicklung des Hauskaufes und den Empfang der drei Mönche der ersten Buddhistischen Mission, den Ehrw. Soma Thera, Ehrw. Kheminda und Ehrw. Vinîtha Thera.

Das Vermächtnis des Walther Schmidt

1954 las Asoka Weeraratna eine Anzeige in einer Zeitung in Sri Lanka, dass ein Deutscher am Buddhismus interessiert war. Asoka hatte sich nach dem Deutschen erkundigt und traf ihn öfter. Sein Name war Walther Schmidt. Dieser war beeindruckt von Asokas tiefen Glauben an den Buddhismus und er lud ihn immer wieder zu einem Treffen ein, solange er im Lande war. Walther Schmidt besuchte Sri Lanka drei Jahre hintereinander und blieb jedes mal 3 bis 4 Monate dort. Asoka besuchte Schmidt häufig nach Feierabend.

Während dieser Besuche versicherte Walther Schmidt, dass Asoka sich um Geld für die Dharmaduta Arbeit nicht sorgen solle, da er eine große Hinterlassenschaft zu Gunsten der edlen Arbeit der Gesellschaft widmen würde. Dies war auch auf die Tatsache zurückzuführen, dass Asoka ein so vertrauenswürdiger und energischer Verwalter der Gesellschaft war.

Nach Walther Schmidts Tod in den späten fünfziger Jahren erhielt die German Dharmaduta Society ein Vermächtnis in Höhe von 550.000,- DM. Dieses Geld wurde angelegt um Zinsen für den Unterhalt des Berliner Buddhistischen Klosters zu gewinnen und um weitere Programme von Aktivitäten der Society zu ermöglichen.

Dharmadutas im Berliner Buddhistischen Kloster

Seit 1957 gab es einen Strom buddhistischer Mönche aus Sri Lanka und anderen Ländern, die im Berliner buddhistischen Kloster residierten. Sie hielten den Wintern in Europa stand und den unzähligen Schwierigkeiten, die westliche Länder bereithalten, besonders für buddhistische Mönche aus Asien. Diese Mönche haben zusammen mit Dharmadutas anderer europäischer buddhistischer Institutionen ganz entschieden dazu beigetragen, die alten negativen Eindrücke im westlichen Bewusstsein über Buddhismus zu zerstreuen. Sie haben einer großen Anzahl Europäern Trost gegeben, die nach einer Philosophie suchten, welche den Schwerpunkt auf Selbstverantwortung, Friedfertigkeit und liebende Güte zu allen Lebewesen legt. Dies ist ein bemerkenswerter Erfolg.

Das volle Ausmaß von Asoka Weeraratnas Beitrag zur Ausbreitung des Buddhismus in Deutschland wartet noch auf ein genaueres Studium. Wie auch immer, seine bahnbrechenden Anstrengungen beim Aussenden der ersten buddhistischen Mission nach Deutschland und sein Engagement, das erste buddhistische Kloster dort zu etablieren, sind unbestreitbar und verdienen die Bewunderung und Dankbarkeit der gesamten buddhistischen Welt."

[Quelle: Daily News. -- 2001-01-31. -- URL: http://www.buddhistisches-haus.de/de/index.html. -- Zugriff am 2003-07-17]

1954-05

Eröffnung des 6. Konzils in Rangoon (heute. Yangoon). Nyanatiloka und Nyanaponika nehmen zusammen mit 2500 Mönchen daran teil. Sie waren nach Rangoon geflogen.

1956


Abb.: Vor der Forest Hermitage (ca. 1956): Ehrw. Piyadassi Thera; Ehrw. Ñânatiloka; Ehrw. Ñânaponika, Udawattakele, Kandy, Ceylon
[Bildquelle: http://www.buddhistisches-haus.de/de/index.html. -- Zugriff am 2003-06-19]

1957-05-28

Nyanatiloka stirbt in Colombo.


Abb.: Grabmal Nyantilokas , Island Hermitage, Polgasduwa
[Bildquelle: http://www.buddhistisches-haus.de/de/index.html. -- Zugriff am 2003-06-199


9. Nyanaponika (1901 - 1994)


Zur gemeinsamen Zeit mit Nyanatiloka bis zu dessen Tod siehe oben.

1958-01-01


Abb.: Gedenkbriefmarke

Der Rechtsanwalt A. S. Karunaratne, der pensionierte Lehrer Richard Abheyasakara und Nyanaponika gründen in Kandy die Buddhist Publication Society, die neben einem Buchverlag vor allem ein Vertrieb von Traktaten (Reihe "Wheel Publication") und Traktätchen (Reihe Bodhi Leaves) ist. Ein Teil der Publikationen ist online zugänglich: http://www.accesstoinsight.org/lib/bps/index.html. -- Zugriff am 2003-07-17

1968 bis 1981


Abb.: Nyanaponika und Stadtpfarrer Wilhelm Restle (1884 - ) in einem Lokal in Meersburg, 1972

[Bildquelle: "Nicht derselbe und nicht ein anderer" : Beschreibungen und Gespräche, Texte, Bilder und Dokumente zum 90. Geburtstag des Ehrwürdigen Nyanaponika Mahathera / hrsg. von Detlef Kantowsky. -- Konstanz : Univ., Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus,  1991. -- 168 S. : Ill. --  (Forschungsberichte / Universität Konstanz, Arbeitsbereich Entwicklungsländer, Interkultureller Vergleich, Forschungsprojekt "Buddhistischer Modernismus" ; 3). -- S. 135]

Nyanaponika weilt fast jedes Jahr ein bis zwei Monate in der Schweiz und trifft sich u.a. mit europäischen Buddhisten.

1972

Der spätere Mönch Bodhi kommt nach Sri Lanka

"Venerable Bhikkhu Bodhi

 Bhikkhu Bodhi is an American Buddhist monk from New York City. Born in Brooklyn, New York, in 1944, he obtained a BA in philosophy from Brooklyn College (1966) and a PhD in philosophy from Claremont Graduate School (1972).

Drawn to Buddhism in his early 20s, after completing his university studies he traveled to Sri Lanka, where he received novice ordination in 1972 and full ordination in 1973, both under the late Ven. Ananda Maitreya, the leading Sri Lankan scholar-monk of recent times.

He was appointed editor of the Buddhist Publication Society (in Sri Lanka) in 1984 and its president in 1988.  Ven. Bodhi has many important publications to his credit, either as author, translator, or editor, including The Middle Length Discourses of the Buddha (Majjhima Nikaya, 1995) and The Connected Discourses of the Buddha (Samyutta Nikaya, 2000).

In May 2000 he gave the keynote address at the United Nations on its first official celebration of Vesak (the day of the Buddha's birth, enlightenment, and passing away). He returned to the U.S. in 2002 and since July 2002 has been living and teaching at Bodhi Monastery."

[Quelle: http://bodhimonastery.net/ven2.html. -- Zugriff am 2003-07-16]

1984-06

Nyanaponika übergibt die Herausgereberschaft bei der Buddhist Publication Society an Bodhi (geb. 1944). Bhikkhu Bodhi ist Nyanaponikas Lebensgefährte in der Forest Hermitage in dessen letztem Lebensabschnitt.


Abb.: Bodhi und Nyanaponika, 1991-04 [Bildquelle: http://www.buddhistisches-haus.de/en/picturebook/mixed/mixed-old.html. -- Zugriff am 2003-07-16]

1994-10-19

Nyanaponika (geb. 1901) stirbt.


Zu 3.1. : Anfänge des Buddhismus in Deutschland: Schopenhauer