Wenn ein Mensch ein Buddha würde, einzig indem er in Meditation
sitzt,
dann wären alle Frösche längst Buddhas (Zenlehrer Sengai <1750 - 1837>)
(mailto: payer@well.com)
Viele Anregungen stammen von: Claudia Guggenbühl, Peter Schreiner, Markus Schüpbach, Christiane Schwarm, Edoardo Zentner.
Zitierweise / cite as:
Texte zum buddhistischen Erloesungsweg / hrsg. von Alois Payer <1944 - >. -- 3. Stufen der Unterweisung. -- . Fassung vom 13. Mai 1998. -- URL: http://www.payer.de/textezurerloesung/texterloes03.htm
Erstmals publiziert: 13. Mai 1998
Überarbeitungen:
Anlaß: Lehrveranstaltung SS 1998
Unterrichtsmaterialien (gemäß § 46 (1) UrhG)
Copyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Verfassers.
So habe ich (1) gehört: Einstmals weilte Buddha in Kosambî (2), im Ghosita-Klosterhain (3). Da lehrte der ehrwürdige Udâyî (4) inmitten vieler Mönche die Buddhalehre. Dies sah der ehrwürdige Ânanda (5) und berichtete es dem Buddha. |
Eva.m me (1) suta.m: Eka.m samaya.m Bhagavâ Kosambiya.m (2) viharati Ghositârâme (3). Tena kno pana samayena âyasmâ Udâyî (4) mahatiyâ gihiparisâya parivuto dhamma.m desento nisinno hoti. Adasâ kho âyasmâ Ânando (5) âyasmanta.m Udâyi.m mahatiyâ gihiparisâya parivuta.m dhamma.m desenta.m nisinna.m. Disvâ yena Bhagvâ ten' upasa°nkami. Upasa°nkamitvâ Bhagavanta.m abhivâdetvâ ekamanta.m nisîdi. Ekamanta.m nisinno kho âyasmâ Ânando Bhagavanta.m etad avoca: °ayasmâ bhante Udâyî mahatiyâ gihiparisâya parivuto dhamma.m desetî ti. |
Da sprach Buddha: "Nicht einfach ist es, Ânanda, andere die Buddhalehre zu lehren. Man soll sich fünf Punkte vornehmen und erst dann andere lehren. Welche fünf? | Na kho Ânando sukara.m paresa.m dhamma.m desetu.m. Paresa.m Ânanda dhamma.m desentena pañca dhamme ajjhatta.m upa.t.thâpetvâ paresa.m dhammo desetabbo. Katame pañca. |
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Diese fünf Punkte soll man sich vornehmen und erst dann andere lehren." | Na kho Ânanda sukara.m peresa.m dhamma.m desetu.m. Paresa.m Ânanda dhamma.m desentena ime pañca dhamme ajjhatta.m upa.t.thâpetvâ paresa.m dhammo desetabbo. ti |
Uddâyîsutta, A°nguttaranikâya III, 184
(1) "So habe ich gehört":
Nämlich Ânanda (5) bei der Befragung vor dem ersten Konzil.
(2) Kosambî:
Hauptstadt des Königreiches Va.msâ.
Abb.: Karte mit der Lage von Kosambî
(3) Ghosita-Klosterhain -- Ghositârâma:
Vom Kaufmann Ghosaka (Ghosita) dem Orden gestifteter Hain. Die Disziplin der Mönche vor Ort ließ schon zu Buddhas Zeit sehr zu wünschen übrig, da sich König Udena um die inneren Zustände der Klöster in seinem Reich nicht kümmerte. Das Kloster war bis 510 n. Chr. bewohnt, dann wurde es durch Weiße Hunnen unter Toramâna zerstört. Ruinen von 16 Bauperioden sind heute noch erhalten.
Abbildung des heutigen Zustands und Plan in: Schumann, Hans Wolfgang <1928 ->: Auf den Spuren des Buddha Gotama : eine Pilgerfahrt zu den historischen Stätten. -- Olten, Freiburg : Walter-Verl., 1992. -- ISBN 3-530-79989-0. -- S. 140 - 143.
(4) Udâyî:
Ein Mönch aus einer Brahmanenfamilie. Wurde ein Arahant.
(5) Ânanda:
Vetter (Vaterbrudersohn) des Buddha (s. Stammbaum väterlicherseits). Gleichaltrig wie Buddha. Buddhas Sekretär während 25 Jahren. Wurde erst nach dem Hinscheiden Buddhas Arahant, unmittelbar vor dem Beginn des ersten Konzils. An ihn wurden bei diesem Konzil von Mahâ-Kassapa die Fragen über das Sutta-Pi.taka gerichtet, nämlich über den Ort und die anderen Umstände der einzelnen Lehrreden. Die Worte Eva.m me sutta.m -- So habe ich gehört, welche die Lehrreden einleiten, beziehen sich auf Ânanda. Wegen seiner außerordentlichen Gedächtniskraft, mit der er jedes Buddhawort bewahrte, war er als der Schatzmeister des Lehrguts bekannt. Spitze an Kenntnis der Reden Buddhas; Spitze an Gedächtnis (sati); Spitze an Kenntnis der Vorgänge im Leben Buddhas und des Ablaufs seiner Reden (gati); Spitze an Ausdauer (dhiti); Spitze der Sekretäre Buddhas.
(6) Stufenweise Unterweisung -- anupubbikathâ:
Der ehrwürdige Buddha Vipassî (7) gab diesen die stufenweise
Unterweisung (8), nämlich
Er machte ihnen klar
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Tesa.m Vipassî (7) araha.m sammâsambuddho
anupubbikatha.m (8) kathesi seyyathîda.m
pakâsesi. |
Als der Ehrwürdige erkannte, daß die Zuhörer im Herzen bereit waren,
daß ihr Herz formbar war, ohne Hemmnisse, da machte er ihnen die herausragende
Lehrunterweisung aller Buddhas klar, die vier edlen Wahrheiten (9),
nämlich
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Yadâ te bhagavâ aññâsi kallacitte muducitte vinîvara.nacitte
udaggacitte pasannacitte atha yâ buddhâna.m sâmukka.msikâ dhammadesanâ (9)
tam pakâsesi
|
Mahâpadânasutta, Dîghanikâya II, 43; sowie -- auf Buddha Gotama bezogen -- an zahlreichen anderen Stellen
(7) Vipassî:
Der sechste Buddha vor Buddha Gotama. Wirkte im 91. Weltzeitalter vor unserem Weltzeitalter. Im Mahâpadânasutta werden anhand des Lebens und Wirkens von Vipassî die Gesetzmäßigkeiten dargelegt, denen jeder Buddha folgt (es ist wohl die älteste ausformulierte Buddhologie).
(8) Erklärung der Stufenweise Unterweisung -- anupubbikathâ in Buddhaghosa's <5. Jhdt. n. Chr.> Kommentar Suma°ngalavilâsinî
Stufenweise Unterweisung = er gab ihnen in der
rechten Abfolge die Unterweisung:
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Anupubbîkathan ti. Dânakatha.m dânânantara.m sîla.m, sîlânantara.m sagga.m, saggânantara.m maggan ti eva.m anupa.tipâ.tiyâ katha.m kathesi. |
Unterweisung über Freigebigkeit: Freigebigkeit
ist nämlich
In dieser und den höheren Welten gibt es keinen Schutz, keine Grundlage, keine Sicherungshilfe, keine Rettung und keinen Zufluchtsort, die der Freigebigkeit gleichkämen. Freigebigkeit ist nämlich
Freigebigkeit ist
Freigebigkeit gibt nämlich in dieser Welt
So und ähnlich lautet die Unterweisung über die Vorzüge der Freigebigkeit.
|
Tattha dânakathan ti. Ida.m dâna.m nâma
sukhâna.m nidâna.m sampattîna.m mûla.m bhogâna.m pati.t.thâ visamagatassa tâ.na.m
le.na.m gati parâyana.m. Idhalokaparalokesu dânasadiso avassayo pati.t.thâ âramma.na.m
tâ.na.m le.na.m gati parâyana.m natthi. Ida.m hi
Idañ hi
Dâna.m hi loke
detî ti evamâdi dânagu.napa.tisa.myutta.m katha.m. |
Da jemand, der freigebig ist die Trainingspunkte der Sittlichkeit auf sich
nehmen kann, deshalb gab Buddha nach der Unterweisung über die Freigebigkeit die
Unterweisung über Sittlichkeit: Unterweisung über Sittlichkeit. Sittlichkeit ist nämlich Schutz, Grundlage, Sicherungshilfe, Rettung und Zufluchtsort. In dieser und den höheren Welten gibt es keinen Schutz, keine Grundlage, keine Sicherungshilfe, keine Rettung und keinen Zufluchtsort, die der Sittlichkeit gleichkämen.
Die Götterwelt bekommt nämlich nie genug davon auf das mit dem Schmuck der Sittlichkeit Geschmückte, mit der Lotusblüte der Sittlichkeit Gezierte, mit dem Duft der Sittlichkeit Parfümierte zu blicken. So und ähnlich lautet die Unterweisung über die Vorzüge der Sittlichkeit. |
Yasmâ pana dâna.m dadanto sîlam samâdâtu.m sakkoti tasmâ
tadanantara.m sîlakatha.m kathesi. Sîlakathan ti. sîla.m
nâm' eta.m avassayo pa.t.thitâ âramma.na.m tâ.na.m le.na.m gati parâyana.m.
Idhalokaparalokesu sîlasadiso avassayo pati.t.thâ âramma.na.m tâ.na.m le.na.m gati
parâyana.m natthi.
Sîlala°nkârena hi ala°nkata.m sîlakusumapilandhita.m sîlagandhânulitta.m sadevako loko olokento titti.m na gacchatî ti evamâdi sîlagu.napa.tisa.myutta.m katha.m. |
Um zu zeigen, daß man aufgrund von Sittlichkeit in einen Himmel kommt,
gab Buddha nach der Unterweisung über Sittlichkeit die Unterweisung über den Himmel. Unterweisung
über den Himmel. Der Himmel ist nämlich erwünscht, lieb und angenehm.
Stets gibt es dort angenehme Unterhaltung und man genießt die Vorzüge des Himmels.
So und ähnlich lautet die Unterweisung über die Vorzüge des Himmels. Der Mund von Buddhas reicht nicht aus, um die Vorzüge des Himmels zu erzählen. So wird auch gesagt: "Ich könnte die Unterweisung über den Himmel auf mannigfache Art geben" [Stelle nicht nachweisbar] |
Ida.m pana sîla.m nissâya aya.m saggo labbhatî ti dassetu.m
sîlânantara.m saggakatha.m kathesi. Saggakathan ti. Aya.m
saggo nâma i.t.tho kanto manâpo niccam ettha kî.lâ dibbasampattiyo labbhanti
evamâdi saggagu.napa.tisa.myutta.m katha.m. Saggasampatti.m kathayantânañ hi buddhâna.m mukha.m na ppahoti. Vuttam pi c' eta.m anekapariyâyena kho aha.m bhikkhave saggakatha.m katheyyan ti âdi |
Wenn der Buddha so mit der Unterweisung über die Himmel die Gier erweckt hat, macht Buddha die Geringwertigkeit, die Niedrigkeit und Schmutzigkeit der Sinnengenüsse klar, indem er sozusagen den Elefanten zuerst schmückt und ihm dann den Rüssel abschneidet: Um zu zeigen, daß auch dieser Himmel ist nicht ewig, unbeständig, nicht wirklich begehrenswert ist, lehrt der buddha, daß die Sinnengenüsse nur geringen Genuß, aber viel Leiden, viele Unannehmlichkeiten bringen, daß in ihnen das Geringwertige überwiegt. In der Phrase Geringwertigkeit, die Niedrigkeit und Schmutzigkeit der Sinnengenüsse bedeutet Geringwertigkeit Mangelhaftigkeit, Niedrigkeit niedriger Zustand, Schmutzigkeit bedeutet, daß durch die Sinnengenüsse die Wesen im Lauf durch die Wiedergeburten beschmutzt werden. Wie gesagt wird: "Die Wesen werden beschmutzt". [Als wörtliches Zitat nicht nachweisbar] | Eva.m saggakakathâya palobhetvâ pana hatthim ala°nkaritvâ tassa so.n.da.m chindanto viya ayam pi saggo anicco adhuvo na ettha chandarâgo kâtatabbo ti dassana.t.tha.m appassâdâ kâmâ bahudukkhâ bahûpâyâsâ âdînavo ettha bhiyyo ti âdinâ nayena kâmâna.m âdînava.m okâra.m sa°nkilesa.m kathesi. Tattha âdînavo ti doso, okâro ti avakâro lâmakabhâvo, sa°nkileso ti tehi sattâna.m sa.msâre sa°nkilissana.m. Yathâha sa°nkilissanti vata bho sattâ ti. |
Wenn der Buddha so mit der Geringwertigkeit der Sinnengenüsse gedroht hat, macht er den Vorzug der Entsagung klar, d.h. er macht den Vorzug des Gehens in die Heimlosigkeit klar. | Eva.m kâmâdînavena tajjetvâ nekkhamme ânisa.msa.m pakâsesî ti. Pabbajjâya gu.na.m pakâsesî ti attho. |
Buddhaghosa: Suma°ngalavilâsinî (Dîghanikâyakommentar), Th 5, 68 - 70 [75 - 76]
(9) Die herausragende Lehrunterweisung aller Buddhas -- buddhâna.m sâmukka.msikâ dhammadesanâ = Ariya-sacca n. -- Die vier edlen Wahrheiten
"Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit vom Leid: Geburt ist leidvoll; Altern ist leidvoll; Krankheit ist leidvoll; Sterben ist leidvoll; mit Unlieben vereint sein, ist leidvoll; von Lieben getrennt sein, ist leidvoll; und wenn man etwas, das man sich wünscht, nicht erlangt, ist das leidvoll; kurz gesagt: die fünf Konstituentien / Komponenten bedingt entstandenen Daseins sind leidvoll." | ida.m kho pana, bhikkhave, dukkha.m ariya-sacca.m: jâti pi dukkhâ, jarâ pi dukkhâ, vyâdhi pi dukkho, mara.na.m pi dukkha.m, appiyehi sampayogo dukkho, piyehi vippayogo dukkho, ya.m piccha.m na labhati ta.m pi dukkha.m. sa.mkhittena pañcupâdâna-kkhandhâ dukkhâ. |
"Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von der Entstehung des Leidens: es ist die Gier, die das Entstehen von Leid bewirkt; die Gier, die Wiederentstehen bedingt, die von Freude und Leidenschaft begleitet ist, die hier und dort ihre Freude findet; die Gier nach Sinnenlust, die Gier nach Werden, die Gier nach Entfaltung und Vergehen." | ida.m kho pana, bhikkhave, dukkha-samudaya.m ariya-sacca.m: yâya.m ta.nhâ ponobbhavikâ nandi-râga-sahagatâ tatratarâbhinandinî, seyyathîda.m kâma-ta.nhâ, bhava-ta.nhâ, vibhava-ta.nhâ. |
"Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von der Aufhebung des Leidens: es ist die Aufhebung eben dieser Gier durch völlige Leidenschaftslosigkeit, das Aufgeben, Sich-Entäußern, Sich-Loslösen, Sich-Befreien, Unabhängigwerden von dieser Gier." | ida.m kho pana, bhikkhave, dukkha-nirodha.m ariya-sacca.m: yo tassâ yeva ta.nhâya asesa-virâga-nirodho, câgo, pa.tinissaggo, mutti, anâlayo. |
"Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit vom zur Aufhebung des
Leidens führenden Weg: es ist der edle achtgliedrige Pfad, nämlich (1)
|
ida.m kho pana, bhikkhave, dukkha-nirodha-gâminî pa.tipadâ
ariya-sacca.m: ayam eva ariyo a.t.tha°ngiko maggo, seyyathîda.m
|
(Dhammacakkappavattana : Vinaya I, 10; und passim)
Zu Kapitel 4: Freigebigkeit