Grundlagen der Formalerschließung

Skript

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 Zusammenfassung


von Margarete Payer

mailto:payer@hdm-stuttgart.de


Zitierweise / cite as:

Payer, Margarete <1942 - >: Grundlagen der Formalerschließung : Skript. -- Zusammenfassung. -- Fassung vom 2016-04-08. -- URL: http://www.payer.de/grundlagenfe/fegscr08koeln.htm .

Überarbeitungen: 2010-03-23 [Einfügen von Bildern], 2012-03-06, 2012-06-25, 2014-03-12, 2015-03-24, 2016-04-08

Anlass: Lehrveranstaltung im Studiengang MALIS der FH Köln [ab 2015: TH Köln]

©opyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung der Verfasserin.

Dieser Text ist Teil der Abteilung Informationswesen, Bibliothekswesen, Dokumentationswesen von Tüpfli's Global Village Library. 


 

 Übersicht zu den Themen am 29.4.2016 und 6.7. 2016:

 Einleitung [s. Kapitel 1 des Skripts]:

 

 Der Zugang zu den Titeln: Die Sucheinstiege und die Beziehungen [s. Kapitel 3 des Skripts]:

 

Internationale Standardformate

Umstiegsszenarien

 

 

 


 Einleitung [http://www.payer.de/grundlagenfe/fegscr01.htm]

1. Abgrenzung Formalerschließung - Sacherschließung

 

 "Descriptive cataloguing - The part of cataloguing that provides both descriptive data and non-subject access points" [Statement of international cataloguing principles]

FE= Beschreibung eines Objekts auf Grund der formalen Gegebenheiten dieses Objekts, der Nachweis dieses Objekts mit Hilfe von normierten Zugangspunkten und die Beziehung dieses Objektes zu anderen Objekten.

Beispiel:

Auf dem Titelblatt:

Bombay Anna


The Real Story and

Remarkable Adventures

of the King and I Governess

 

Susan Morgan

 

    University of California Press

    Berkeley  Los Angeles   London

 

 

 

 


 

 

2. Geschichte

Alexandrina

[2002 eröffnet. Erinnerung an die größte Bibliothek des klassischen Altertums, 3. Jahrhundert v. Chr. bis zur Zerstörung im 3. Jahrhundert nach Chr.]

 

 

                [Daten auf Lochstreifen, Beispiel aus der UB Konstanz von 1973]


 

Online Katalog

 


Schema für eine Titelaufnahme eines Verfasser- oder Urheberwerks nach RAK-WB:

Verfassername in Ansetzungsform:

Hauptsachtitel : erster Zusatz ; zweiter Zusatz / Verfasserangabe in Vorlageform. - Ausgabebezeichnung. - Erscheinungsort : Verlag, Erscheinungsjahr. - Umfangsangabe : Illustrationsangabe

(Gesamttitel ; Zählung)

Fußnoten

ISBN

NE (Nebeneintragungsvermerk):

 

Beispiel einer Aufnahme nach RAK-WB (Übersetzung eines Verfasserwerks):

Kālidāsa:

Sakuntala : Drama in sieben Akten / Kalidasa. Aus dem Ind. übertr. und eingel. von Hans Losch. - Stuttgart : Reclam, 1960. - 102 S.

([Reclams] Universal-Bibliothek ; 2751/51a)

Einheitssacht.: Abhijñāśakuntala <dt.>

NE: Übers.

 


 

 

 

3. Internationale Vorgaben für Regelwerke: das Modell: FRBR = Functional requirements for bibliographic records = Funktionale Anforderungen an bibliografische Datensätze

 

Zusätzlich zur FRBR gibt es:

FRAD = Functional requirements for authority data = Funktionale Anforderungen an Normdaten

FRSAD  = Functional requirements for subject authority data [Bereich Sacherschließung]

Da diese drei Vorgaben nicht ganz übereinstimmen, liegt seit Februar 2016  als Entwurf vor:

FRBR-LRM = FRBR-Library Reference Model

Diese Modelle setzen das Entity-Relationship-Modell voraus. Der Entwurf für ein objekt-orientiertes Modell liegt seit 2015 vor:

FRBRoo = FRBR : object-oriented definition and mapping from FRBRer, FRAD and FRSAD.

 

Die Vorgaben von FRBR und von FRAD liegen dem neuen Regelwerk RDA zu Grunde:

Beim Katalogisieren müssen drei Arten von "Entitäten" unterschieden werden:

  1. Gruppe 1: Ressourcen aller Art  ("die Produkte von intellektuellen bzw. künstlerischen Anstrengungen")

  2. Gruppe 2: Personen, (Familien), Körperschaften

  3. Gruppe 3: Themen: Begriff, Gegenstand, Ereignis, Ort [wird wohl geändert, eingeführt werden soll eine Super-Entität "res" s. FRBR-LRM. Definition: "Any entity in the universe of discourse."]

Diese Entitäten haben jeweils Attribute (Merkmale).

Zwischen allen Entitäten kann es Beziehungen geben.

 

 

2.1 Die Entitäten der Gruppe 1: Werk, Expression, Manifestation und Exemplar

 

Entität Werk ("eine einheitliche intellektuelle bzw. künstlerische Schöpfung", eine abstrakte Entität)


 

 

 

Eine weitere Manifestation dazu

Werk:  Don Giovanni von Wolfgang Amadeus Mozart

Expression 1: eine Aufführung des Salzburger Marionettentheaters

Manifestation 1: die DVD von 2003

Expression 2: die Noten des Komponisten

Manifestation 1: die von Dover 1974 veröffentlichte Ausgabe


 

 

 

Auch eine Manifestation

 

 

Eine weitere Manifestation dazu:

Eine weitere Manifestation dazu:

 

 

Aber eine Manifestation zu einem neuen Werk:

 

Werk 1: Kālidāsa: Abhijñāśakuntala

    Expression 1: Werk in Originalsprache

        Manifestation 1: Manuskript aus Nepal, 12. Jhdt.

    Expression 2: kritische Textausgabe mit engl. Übersetzung von Monier Williams

        Manifestation 1: Printausgabe von 1853

    Expression 3: Übersetzung ins Deutsche von Hans Losch

        Manifestation 1: Reclam-Ausgabe 1960

Werk 2: Eine Bearbeitung der Abhijñāśakuntala als Bharata Natyam-Tanzdrama

    Expression 1: eine Aufführung von Vijaya Rao und Sharmila Rao

        Manifestation 1: Programm für die Aufführung am 20. März 2010

 


 

 

 

 

 


 

 

 

Unterscheidung  zwischen abhängig und unabhängigen Teilen eines Werkes:

Teil und Ganzes

"unabhängig" ["umfasst auch gemeinhin anerkannte Teile von größeren Werken"]:

 


"unabhängig": die Bücher der Bibel

 

Das ganze Werk (die Bibel des Christentums)  in lateinischer Übersetzung:

 


 

Artikel und Zeitschrift

 


 

4. Welche Informationen sollen erfasst werden?

 


 

 

5. Erwartungsverhalten des Benutzers

Anforderungen des Benutzers nach den FRBR:

 

Die RDA verdeutlichen das Finden :

 

Anforderungen des Benutzers nach den Functional requirements for authority data [FRAD]:

 


 

Standardbenutzer??

z.B. Santa Maria - das Schiff des Kolumbus als Verfasser? Santa María (Ship) [LoC]


 

 

 

6. Folgerungen



 

 

 

7. Regelwerke und Formate

Ein Regelwerk schreibt im allgemeinen vor:

Beispiele für Regelwerke

Internationale Vorgaben:

Formate:



 

 

 

 Bibliographische Beschreibung [http://www.payer.de/grundlagenfe/fegscr02.htm]

1. Internationale Vorgaben

Gründe für die ISBD:

ISBD-Beispiel in MARC21: s. http://www.payer.de/grundlagenfe/fegscr01a.htm

Inhalt der ISBD:

Beispiel Bereich 1 der ISBD = Bereich der Sachtitel- und Verfasserangabe:

Wichtigste Deskriptionszeichen:

Content form (content qualification) : media type

Hauptsachtitel = Parallelsachtitel : Zusatz zum Sachtitel / 1. Verfasserangabe ; 2. Verfasserangabe. - Ausgabe / zur Ausgabe gehörende Verfasserangabe. - Materialspezifische Angabe. - Ort : Verlag, Erscheinungsjahr. - Spezifische Materialbezeichnung und Umfang der Vorlage : andere physische Details ; Ausmaße + Angabe des Begleitmaterials. - (Sachtitel der Reihe, ISSN ; Zählung). - 1. Fußnote. - 2. Fußnote. - Standardnummer : Preis

Neu in der ISBD von 2011: Einführung eines Bereichs 0 "Content form and media type area"

 

2. Einzelelemente einer Beschreibung

 

3. Die Fundstellen der einzelnen Elemente

 

4. Die ISBD in Datenbanken

Zuordnung der Elemente zu Feldern

Frage nach Zeichenvorrat und Schrift

 

5. Alternativen zum Erfassen

Scannen von Titelblättern

"Automatisches Katalogisieren" von Printmaterial

Automatisches Katalogisieren von digitalen Materialien (AMeGA Project der LoC)

Dublin Core Metadata Element Set

Vorschlag der RDA, die Erfassung der Daten und die Präsentation der Daten streng zu trennen



 

 

 

 

 Der Zugang zu den Titeln (Sucheinstiege und Beziehungen) [http://www.payer.de/grundlagenfe/fegscr03.htm]

1. Internationale Vorgaben: FRBR und FRAD (Functional requirements for authority data)

 

2. Wahl der formalen Zugangspunkte (Sucheinstiege)

In jedem Fall muss direkt suchbar sein :

zum Ergänzen oder Erweitern der Suche sollte suchbar sein:

 


 

 

3. Die Ansetzung bzw. Normierung


 

4. Personennamensansetzung (Entität Person, "ein Individuum" [FRBR])

[Diskussion zur Zeit: nur lebende Personen und Personen, von denen man annimmt, dass sie gelebt haben, oder auch fiktive Personen z.B. Tiere]

Probleme bei der Ansetzung von Personennamen:

 

Beispiel: Karl V.

Karl <Römisch-Deutsches Reich, Kaiser, V.> [PND, gemäß RAK-WB]

Carlos <España, Rey, I>

Karl V., Heiliges Römisches Reich, Kaiser [GND] + 1500-1558/

Charles V, Holy Roman Emperor, 1500-1558 [LoC]

als Körperschaft: Holy Roman Empire. Emperor (1519-1556 : Charles V) [LoC]

Spain. Sovereign (1516-1556 : Charles I) [LoC]

vgl. http://swb.bsz-bw.de und http://viaf.org 

 

  • Hildegardis <Bingensis> [RAK-WB]

  • Hildegard <von Bingen> [RSWK]

  • Hildegard, von Bingen, Heilige [GND] + 1098-1179

  • Hildegard, Saint, 1098-1179] [LoC]

  • deutsche Tradition: die Person ist eine Entität z.B. Carroll, Lewis + Verweisung von Dodgson, Charles L. [Wirkl. Name]

  • anglo-amerikanische Tradition: es entstehen eine oder mehrere Entitäten; die Werke werden der jeweiligen Entität zugeordnet: z.B. Dodgson, Charles + Carroll, Lewis [RDA]

 

 

 

Lösungsprinzipien:

 

Datensatz in GND: http://d-nb.info/gnd/118598546

Normdateien:


 

 

5. Ansetzung von Sachtiteln

 


 

 

6. Ansetzung von Körperschaften (Entität corporate body)

FRBR: "eine Organisation oder eine Gruppe von Individuen bzw. Organisationen, die als Einheit handeln - ... und mit einem bestimmten Namen identifiziert werden." Dazu gehören Gelegenheitsgruppen, Veranstaltungen, Expeditionen, Ausstellungen, Festivals, Messen u.a.. Außerdem gehören Gebietskörperschaften und Religionsgemeinschaften dazu.

Beispiel: Bibliotheca Alexandrina oder Maktaba <al-Iskandarīya> [RAK-WB] oder Aliksāndrīnā (Library) [LoC] oder Maktabat al-Iskandarīya [GND]

 

Einige Probleme:

Normdateien:



 

 Formate in bibliographischen Datenbanken [http://www.payer.de/dbaufbau/dbauf07.html]

Formate enthalten die Absprachen zur maschinellen Erfassung von Titelaufnahmen. Wichtigstes Format weltweit: MARC  (= Machine readable cataloging), heute MARC 21.

1. Formatarten

 

2. Aufbau von Formaten

(Analytische Datenformate: Abfolge der Elemente nach ISBD oder nach sachlich zueinander passenden Elementen)

International normierte Datensätze bestehen im allgemeinen aus:

 

 Beispiel zu MARC Feld 245 (variables Datenfeld): 245 14 $a The DNA story :  $b a documentary history of gene cloning / $c James D. Watson, John Tooze

 245: Title Statement; Indikator 1: unter dem Sachtitel soll eine Nebeneintragung gemacht werden, Indikator 4: die ersten vier Zeichen sind beim Einsortieren zu übergehen (im Deutschen werden dafür Nichtsortierzeichen benutzt); $a: Hauptsachtitel, $b: Zusatz zum Sachtitel; $c Verfasserangabe

(Die Spatien im Beispiel werden nur wegen der besseren Lesbarkeit eingeführt.)

 

 

 

Beispiel für einen Datensatz:

020 ## $a 0-915283-00-X : (pbk.) $c $6.95

100 1# $a Hehring, George J.

245 10 $a Evangelism : $b programming the body of Christ / $c George J. Hehring, Roxanna Hehring ; [foreword by William G. Wallace].

250 ## $a Limited authors ed.

260 ## $a Baltimore, Md. : $b Paranable Ministries, $c c1985.

300 ## $a 255 p. : $b ill. ; $c 21 cm

700 1# $a Hehring, Roxanna

 

In MARC/XML: http://lccn.loc.gov/83063086/marcxml

 

3. Datenbank-Modelle für RDA-Daten

 

Drei Szenarien werden vorgeschlagen:

Scenario 1: Relational / object-oriented database structure

Scenario 2: Linked bibliographic and authority records

Scenario 3: "Flate file" database structure (no links)

http://rda-jsc.org/docs/5editor2rev.pdf

zum Vergleich: die Dateienstruktur der Datenbank des SWB in den Anfangsjahren:



4. Zukunft: Bibframe [Bibliographic Framework Transition Initiative]

http://www.loc.gov/marc/transition

Dieses Rahmenmodell soll basieren auf

Bei Linked Open Data geht es darum, dass im WWW ein Netz von Daten (Linked Data) entsteht und nicht nur ein Netz von Webseiten. Man will erreichen, dass Daten aus verschiedenen Quellen automatisch zusammen kommen und weiterverarbeitet werden. Dazu müssen die Daten URIs (Uniform Resource Identifier) erhalten. "Open": diese vernetzten Daten sollen für die Öffentlichkeit frei zugänglich sein (freie Nutzung, Weiterverbreitung und Weiterverwendung).

Beispiel:  (ZDB): http://www.zeitschriftendatenbank.de/services/schnittstellen/linked-data/

 

RDF ist eine Sprache um Information über Ressourcen im Web darzustellen. In erster Linie sollen Metadaten zu Webressourcen dargestellt werden. Es geht aber auch um die Darstellung von Dingen, die über das Web identifiziert werden, aber auf die nicht direkt zugegriffen werden kann (z.B. Information zu Gegenständen im online-shopping).

RDF bietet ein allgemeines Rahmenwerk, damit Informationen in verschiedenen Anwendungen ausgetauscht werden können. Dinge werden durch URIs identifiziert.

Einführung s. http://www.w3.org/TR/2004/REC-rdf-primer-20040210/

 

XML (Extensible Markup Language) ist vereinfachte SGML (Standard Generalized Markup Language).

SGML ist eine Dokument-Definier-Sprache, die den Austausch von Informationen beliebiger Komplexität ermöglichen soll - und zwar unabhängig von herstellerspezifischer Soft- und Hardware.

vgl. http://www.payer.de/cmc/cmcs1202.htm

 

Zu Bibframe:

"Das neue bibliographische Rahmenkonzept wird sich auf die Web-Umgebung konzentrieren, auf Linked-Data-Grundsätze und -Funktionsweisen, und auf das Resource Description Framework (RDF) als grundlegendes Datenmodell." ... "Hinsichtlich des allgemeinen Datenmodells ist zu erkennen, dass Web-Modelle sich gegenwärtig zu RDF hinwenden. Das ist eine vom W3C empfohlene Methode zur konzeptionellen Beschreibung oder Modellierung von Information. RDF kann `serialisiert´ oder `ausgegeben´ werden in unterschiedlichen syntaktischen Formaten, wobei eine davon XML ist (eXtensible Markup Language). RDF kann in relationalen Datenbanken genutzt werden," ...

"Indem allgemein übliche Austauschtechniken (das Web und Linked Data) zur Anwendung kommen und weithin akzeptierte Datenmodelle (RDF), wird der existierende bibliothekstechnische Komplex sich aus dem gegenwärtigen Nischenmarkt herausbewegen können, hinein in eine besser verstandene Umgebung, in der heute schon viele Datenerzeuger, Datenmodellierer und Softwareentwickler zu Hause sind." [Ein bibliographisches Rahmenkonzept für das digitale Zeitalter.  Übersetzung von B. Eversberg und R. Heuvelmann, 2011-11-01. EST: A bibliographic framework for the digital age (October 31, 2011) . - http://www.allegro-c.de/regeln/rda/brk.htm 




 

AACR2 -  Anglo-American Cataloguing Rules - 2. ed.

Bibframe - Bibliographic Framework

FRAD - Functional Requirements for Authority Data

FRBR - Functional Requirements for Bibliographic Records

GND - Gemeinsame Normdatei

ICP - Statement of International Cataloguing Principles (früher: Pariser Prinzipien)

ISBD - International Standard Bibliographic Description

MAB - Maschinelles Austauschformat für Bibliotheken

MARC - Machine-readable Cataloging (internat. Austauschformat)

OCLC - Online Computer Library Center (Dublin, Ohio)

PND - Personennamendatei (seit 2012 in der GND)

RAK - Regeln für die alphabetische Katalogisierung

RAK-WB - Regeln für die alphabetische Katalogisierung in wissenschaftlichen Bibliotheken [daneben RAK-ÖB]

RDA - Resource Description & Access