Grundlagen der Formalerschließung
Skript
Zusammenfassung
von Margarete Payer
mailto:payer@hdm-stuttgart.de
Zitierweise / cite as:
Payer, Margarete <1942 - >: Grundlagen der Formalerschließung
: Skript. -- Zusammenfassung. -- Fassung vom
2016-04-08. -- URL: http://www.payer.de/grundlagenfe/fegscr08koeln.htm .
Überarbeitungen: 2010-03-23 [Einfügen von
Bildern], 2012-03-06, 2012-06-25, 2014-03-12, 2015-03-24, 2016-04-08
Anlass: Lehrveranstaltung im Studiengang
MALIS der FH Köln [ab 2015: TH Köln]
©opyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine
Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der
ausdrücklichen Genehmigung der Verfasserin.
Dieser Text ist Teil der Abteilung Informationswesen,
Bibliothekswesen, Dokumentationswesen von
Tüpfli's Global Village Library.
Übersicht zu den Themen am 29.4.2016 und 6.7.
2016:
Einleitung [s. Kapitel 1 des Skripts]:
-
Abgrenzung Formalerschließung - Sacherschließung
-
ein bisschen Geschichte [+ ein praktisches Beispiel]
-
Internationale Vorgaben für Regelwerke: das Modell: FRBR
-
Erwartungsverhalten der Benutzer
-
Internationale Zusammenarbeit: (Beispiel das Regelwerk RDA
s. Skript Kap. 2.1.1)
Der Zugang zu den Titeln: Die Sucheinstiege und
die Beziehungen [s. Kapitel 3 des Skripts]:
Internationale Standardformate
Umstiegsszenarien
1. Abgrenzung Formalerschließung - Sacherschließung
"Descriptive cataloguing - The part of cataloguing
that provides both descriptive data and non-subject access points" [Statement
of international cataloguing principles]
FE= Beschreibung eines Objekts auf Grund der formalen
Gegebenheiten dieses Objekts, der Nachweis dieses Objekts mit Hilfe von
normierten Zugangspunkten und die Beziehung dieses Objektes zu anderen Objekten.
Beispiel:
Auf dem Titelblatt:
Bombay Anna
The Real Story and
Remarkable Adventures
of the King and I Governess
Susan Morgan
University of California Press
Berkeley Los Angeles London
2. Geschichte
Alexandrina
[2002 eröffnet. Erinnerung an die größte Bibliothek des klassischen
Altertums, 3. Jahrhundert v. Chr. bis zur Zerstörung im 3. Jahrhundert nach
Chr.]
-
Zettelkatalog [Kartenkatalog]
[Daten auf Lochstreifen, Beispiel aus der UB Konstanz von 1973]
Online Katalog
-
Hildegard <von Bingen> oder Hildegardis <Bingensis>
Schema für eine Titelaufnahme eines
Verfasser- oder Urheberwerks nach RAK-WB:
Verfassername in
Ansetzungsform:
Hauptsachtitel : erster Zusatz ;
zweiter Zusatz / Verfasserangabe in Vorlageform. - Ausgabebezeichnung. -
Erscheinungsort : Verlag, Erscheinungsjahr. - Umfangsangabe :
Illustrationsangabe
(Gesamttitel ; Zählung)
Fußnoten
ISBN
NE (Nebeneintragungsvermerk):
Beispiel einer Aufnahme nach RAK-WB
(Übersetzung eines Verfasserwerks):
Kālidāsa:
Sakuntala : Drama in sieben Akten /
Kalidasa. Aus dem Ind. übertr. und eingel. von Hans Losch. - Stuttgart :
Reclam, 1960. - 102 S.
([Reclams] Universal-Bibliothek ;
2751/51a)
Einheitssacht.: Abhijñāśakuntala <dt.>
NE: Übers.
3. Internationale Vorgaben für Regelwerke: das Modell: FRBR = Functional requirements for
bibliographic records = Funktionale Anforderungen an bibliografische Datensätze
Zusätzlich zur FRBR gibt es:
FRAD = Functional requirements for authority data =
Funktionale Anforderungen an Normdaten
FRSAD = Functional requirements for subject
authority data [Bereich Sacherschließung]
Da diese drei Vorgaben nicht ganz übereinstimmen,
liegt seit Februar 2016 als Entwurf vor:
FRBR-LRM = FRBR-Library Reference Model
Diese Modelle setzen das Entity-Relationship-Modell
voraus. Der Entwurf für ein objekt-orientiertes Modell liegt seit 2015 vor:
FRBRoo = FRBR : object-oriented definition and mapping
from FRBRer, FRAD and FRSAD.
Die Vorgaben von FRBR und von FRAD liegen dem neuen
Regelwerk RDA zu Grunde:
Beim Katalogisieren müssen drei Arten von "Entitäten"
unterschieden werden:
-
Gruppe 1: Ressourcen aller Art ("die Produkte
von intellektuellen bzw. künstlerischen Anstrengungen")
-
Gruppe 2: Personen, (Familien), Körperschaften
-
Gruppe 3: Themen: Begriff, Gegenstand, Ereignis, Ort
[wird wohl geändert, eingeführt werden soll eine Super-Entität "res" s.
FRBR-LRM. Definition: "Any entity in the universe of discourse."]
Diese Entitäten haben jeweils Attribute (Merkmale).
Zwischen allen Entitäten kann es Beziehungen geben.
2.1 Die Entitäten der Gruppe 1: Werk, Expression,
Manifestation und Exemplar
Entität Werk ("eine einheitliche intellektuelle bzw.
künstlerische Schöpfung", eine abstrakte Entität)
-
Entität Expression ("die intellektuelle bzw.
künstlerische Realisierung eines Werkes", ebenfalls eine abstrakte
Entität)
-
z.B. Walther von der Vogelweide:
" Ich saz uf eime steine
und dahte bein mit beine.
dar uf satzt ich den ellenbogen.
ich hete in mine hant gesmogen
daz kinne und ein min wange..."
-
Entität Manifestation ("die physische Verkörperung
einer Expression eines Werkes")
Eine weitere Manifestation dazu
Werk: Don Giovanni von Wolfgang
Amadeus Mozart
Expression 1: eine Aufführung des
Salzburger Marionettentheaters
Manifestation 1: die DVD von 2003
Expression 2: die Noten des Komponisten
Manifestation 1: die von Dover 1974
veröffentlichte Ausgabe
Auch eine Manifestation
Eine weitere Manifestation dazu:
Eine weitere Manifestation dazu:
Aber eine Manifestation zu einem neuen
Werk:
Werk 1: Kālidāsa: Abhijñāśakuntala
Expression 1: Werk in
Originalsprache
Manifestation 1: Manuskript aus Nepal, 12. Jhdt.
Expression 2:
kritische Textausgabe mit engl. Übersetzung von Monier Williams
Manifestation 1: Printausgabe von 1853
Expression 3:
Übersetzung ins Deutsche von Hans Losch
Manifestation 1: Reclam-Ausgabe 1960
Werk 2: Eine Bearbeitung der Abhijñāśakuntala
als Bharata Natyam-Tanzdrama
Expression 1: eine
Aufführung von Vijaya Rao und Sharmila Rao
Manifestation 1: Programm für die Aufführung am 20. März 2010
-
Entität Exemplar (item) ("ein einzelnes Stück einer
Manifestation")
Unterscheidung zwischen
abhängig und unabhängigen Teilen eines Werkes:
Teil und Ganzes
"unabhängig" ["umfasst auch gemeinhin
anerkannte Teile von größeren Werken"]:
"unabhängig": die Bücher der Bibel
Das ganze Werk (die Bibel des
Christentums) in lateinischer
Übersetzung:
Artikel und Zeitschrift
4. Welche Informationen sollen erfasst werden?
-
Minimalanforderungen (vgl.: FRBR: der
nationalbibliografische Basisdatensatz; RDA: Kernelemente)
-
z.B. Heidenreich, Elke: Nero Corleone
-
Zusatzanforderungen von Seiten der Benutzer bzw. der
Bibliothekare
5. Erwartungsverhalten des Benutzers
Anforderungen des Benutzers nach den FRBR:
-
Finden
-
z.B. alle Werke des Komponisten Karl Marx (1897 -
1985) und nicht die von Karl Marx (1818 - 1883)
-
Identifizieren (entspricht das im Datensatz
beschriebene Dokument dem Dokument, das ich suche?)
-
Auswählen (z.B.: Gibt es eine Fassung in deutscher
Sprache? Kann mein Computer die CD-ROM lesen?)
-
Zugang erhalten (Ist ein Online-Zugriff möglich?
Welche Bibliothek besitzt die gewünschte Ressource und stellt sie zur
Ausleihe zur Verfügung?)
-
[Erkunden: die Beziehungen zwischen zwei Ressourcen verwenden,
um sie miteinander in einen Zusammenhang zu stellen - gemäß FRBR-LRM]
Die RDA verdeutlichen das Finden :
-
Finden der Informationen z.B. über ein Werk und
Finden aller Ressourcen, die zu diesem bestimmten Werk gehören
-
Finden der Informationen zu Person, Familie oder
Körperschaft und Finden aller Ressourcen, die mit einer solchen Person, Familie oder Körperschaft
verbunden sind
-
alle Ressourcen zu einem bestimmten Thema
-
alle Ressourcen, die in Beziehung zu dem Gesuchten stehen
(z.B. Rezensionen)
Anforderungen des Benutzers nach den Functional
requirements for authority data [FRAD]:
-
Finden
-
Identifizieren
-
Verknüpfen [in RDA: "Klären"] z.B. Josemaría Escrivá de Balaguer zum
Opus Dei
-
Rechtfertigen (die Quelle muss angegeben werden) [RDA:
Verstehen]
Standardbenutzer??
z.B. Santa Maria - das Schiff des Kolumbus als
Verfasser? Santa María (Ship) [LoC]
6. Folgerungen
-
Traditionelle Lösungen:
-
Wertung der Ressourcen (PI)
-
Kannvorschriften (RAK)
-
Aufnahmestandards (AACR2)
-
z.B. First level: Hauptsachtitel / eventuell
Verfasserangabe. - Ausgabebez. - Spezifische Materialbez. - 1. Verleger,
Jahr. - Umfangsangabe. - Fußnoten. - Standardnummer
-
FRBR: nationalbibliografischer Basisdatensatz
(Minimalanforderung)
-
RDA: core elements neben Alternativregeln und
Optionen (optional addition and optional omission). [Für die
deutschsprachigen Bibliotheken "D-A-CH" wurden verpflichtende
Anwendungsregeln erarbeitet: das Standardelemente-Set mit den Kernelementen
und Zusatzelementen].
-
Zusätzliche Angebote in unseren Verbunddatenbanken:
-
Kataloganreicherung
-
"Social tagging"
7. Regelwerke und Formate
Ein Regelwerk schreibt im allgemeinen vor:
-
was aus der Vorlage abgeschrieben werden soll
-
wie abgeschrieben werden soll
-
worunter gesucht werden soll
-
in welcher Form das Suchbare erfasst werden soll
-
wie geordnet werden soll (nicht in AACR2 und RDA)
-
welche Beziehungen zwischen den Entitäten
erfasst werden sollen (RDA)
Beispiele für Regelwerke
-
Anglo-American cataloguing rules. - 2. ed. - 2002. [AACR2]
-
Resource description and access : RDA. - 2010 ff.
-
Regeln für die alphabetische Katalogisierung in wissenschaftlichen
Bibliotheken : RAK-WB. - 2. Ausg. Stand 2006.
-
RAK-ÖB (1986); RAK-NBM; RAK-Musik; RAK-Karten; RAK-UW
-
Dublin Core Metadata Element Set. Version 1.1. 2006.
Internationale Vorgaben:
-
Functional requirements for bibliographic records [FRBR]. - 1998 (korr.
Fassung 2008)
-
Functional requirements for authority data [FRAD]. -
2009
-
Statement of international cataloguing principles. - 2009. Ersatz für
die "Pariser Prinzipien" Statement of principles von 1961
-
International standard bibliographic description (ISBD). - Consolidated
ed. - 2007 [korr. 2011]
Formate:
-
MARC 21
-
UNIMARC
-
MAB 2 [von der DNB seit 2013 nicht mehr unterstützt]
-
Bibframe [in Entwicklung]
1. Internationale Vorgaben
Gründe für die ISBD:
-
Austauschbarkeit gewährleisten
-
Lesbarkeit über Sprachgrenzen hinweg ermöglichen
-
Aufbereitung zum Umsetzen in maschineller Form erleichtern
-
Beispiel: Holl, Adelaide:
Kawan-kawan baru si gajah kecil / oleh Adelaide Holl.
Digambari oleh Jan Neely dan Peter Alvarado. Di Indonesiakan oleh Korrie
Layun Rampan . - 1. cetakan. - Jakarta : Cypress, 1988. - 24 S. : Ill. -
(Seri tupai emas ; 028)
Inhalt der ISBD:
-
Nennung der Elemente, die für die Beschreibung des jeweiligen Objekts
herangezogen werden sollen
-
Reihenfolge der Elemente
-
Verbindliche Deskriptionszeichen
Beispiel Bereich 1 der ISBD = Bereich der Sachtitel- und Verfasserangabe:
-
Hauptsachtitel
-
Parallelsachtitel
-
Zusätze zum Sachtitel
-
Verfasserangabe
Wichtigste Deskriptionszeichen:
Content form (content qualification) : media type
Hauptsachtitel = Parallelsachtitel : Zusatz zum Sachtitel / 1.
Verfasserangabe ; 2. Verfasserangabe. - Ausgabe / zur Ausgabe gehörende
Verfasserangabe. - Materialspezifische Angabe. - Ort : Verlag, Erscheinungsjahr.
- Spezifische Materialbezeichnung und Umfang der Vorlage : andere physische
Details ; Ausmaße + Angabe des Begleitmaterials. - (Sachtitel der Reihe, ISSN ;
Zählung). - 1. Fußnote. - 2. Fußnote. - Standardnummer : Preis
Neu in der ISBD von 2011: Einführung eines Bereichs 0 "Content form and
media type area"
-
Content form: die grundlegende Form der Ressource: Image, Music, Text,
Dataset, Program,Sound, Movement, Object, Spoken word
-
Content qualification: die genauere Beschreibung der Content form:
Specification of type (z.B. performed), Sensory specification (z.B. tactile).
Für die Content form Image gibt es zusätzlich Specification of
dimensionality und Specification of motion ("moving" bei einem Film)
-
Media type: die Art des Trägers, die benutzt wird, um den Inhalt der
Ressource zu übermitteln: Audio, Electronic, Microform, Microscopic,
Projected, Stereographic, Unmediated (keine speziellen Einrichtungen zum
Benutzen nötig), Video
-
Beispiel einer Audio CD: "Prokofiev, S..: Romeo and Juliet. Decca, 1998.
Content form = Music; Content qualification = performed; Media type = audio.
Wird eingetragen in den Bereich 0 "Music (Performed) : Audio"
2. Einzelelemente einer Beschreibung
-
Benennung des Inhalts
-
Informationen zu Personen und Körperschaften, die für das Entstehen
eines Objekts verantwortlich sind
-
Ausgabevermerk
-
Informationen zu Herstellung, Vertrieb und
Identifikatoren
-
Informationen zur äußeren Form
3. Die Fundstellen der einzelnen Elemente
4. Die ISBD in Datenbanken
Zuordnung der Elemente zu Feldern
Frage nach Zeichenvorrat und Schrift
5. Alternativen zum Erfassen
Scannen von Titelblättern
"Automatisches Katalogisieren" von Printmaterial
Automatisches Katalogisieren von digitalen Materialien (AMeGA Project der
LoC)
Dublin Core Metadata Element Set
Vorschlag der RDA, die Erfassung der Daten und die Präsentation der Daten
streng zu trennen
1. Internationale Vorgaben: FRBR und FRAD (Functional requirements for
authority data)
2. Wahl der formalen Zugangspunkte (Sucheinstiege)
In jedem Fall muss direkt suchbar sein :
-
verantwortliche Personen
-
Sachtitel
-
Körperschaft
-
ISBN und weitere Nummern
zum Ergänzen oder Erweitern der Suche sollte suchbar sein:
-
Erscheinungsdatum
-
Sprache der Ressource
-
Erscheinungsort und eventuell das Land
-
Verlag
-
Inhaltstyp und Medientyp
-
Beziehungen
3. Die Ansetzung bzw. Normierung
-
Verzicht auf Normierung?
-
Einsatz von Retrievalsoftware?
-
z.B.: Khomeiny, Khumayni, Chomeini, Chomaini,
Khomeyni, Khomeini, Ḫumainī
-
aber nicht Ibn-Rushd = Averroes
-
das Angebot von Normdatenbanken
-
Library of Congress authorities [LC/NAF]
-
Virtual International Authority File [VIAF]
-
! Gemeinsame Normdatei [GND] ! [Übergangsregeln
beachten, seit Mitte 2014 Anwendung der RDA]
4. Personennamensansetzung (Entität Person, "ein
Individuum" [FRBR])
[Diskussion zur Zeit: nur
lebende Personen und Personen, von denen man annimmt, dass sie gelebt haben,
oder auch fiktive Personen z.B. Tiere]
Probleme bei der Ansetzung von Personennamen:
Beispiel: Karl V.
Karl <Römisch-Deutsches Reich, Kaiser, V.> [PND,
gemäß RAK-WB]
Carlos <España, Rey, I>
Karl V., Heiliges Römisches Reich, Kaiser [GND]
+ 1500-1558/
Charles V, Holy Roman Emperor, 1500-1558 [LoC]
als Körperschaft: Holy Roman Empire. Emperor
(1519-1556 : Charles V) [LoC]
Spain. Sovereign (1516-1556 : Charles
I) [LoC]
-
unterschiedliche Namensarten
-
Namen der Antike
-
Namen des Mittelalters
-
Hildegardis <Bingensis> [RAK-WB]
-
Hildegard <von Bingen> [RSWK]
-
Hildegard, von Bingen, Heilige [GND]
+ 1098-1179
-
Hildegard, Saint, 1098-1179] [LoC]
-
Namen von
Fürsten
-
Victoria <Great Britain, Queen> [RAK-WB]
-
Viktoria <Großbritannien, Königin> [RSWK]
-
Viktoria, Großbritannien, Königin [GND]
+ 1819-1901
-
moderne Familiennamen mit Präpositionen,
Konjunktionen und Artikeln; Mehrfachnamen [Beispiel: Zur Mühlen,
Erich]
-
Pseudonyme
-
deutsche Tradition: die Person ist
eine Entität z.B. Carroll, Lewis + Verweisung von Dodgson,
Charles L. [Wirkl. Name]
-
anglo-amerikanische Tradition: es
entstehen eine oder mehrere Entitäten; die Werke werden der
jeweiligen Entität zugeordnet: z.B. Dodgson, Charles +
Carroll, Lewis [RDA]
-
außereuropäische Namen
-
Namensänderung
Lösungsprinzipien:
-
Herkunftsprinzip: z.B. Gertrud von Le Fort = Le
Fort, Gertrud von
-
von der Person selbst gebrauchter Name in der von der Person selbst
gebrauchten Form
-
Staatsbürgerschaftsprinzip: z.B.: Von Braun, Wernher
(amerikanischer Staatsbürger)
-
Nachschlagewerkprinzip
-
"Landesprinzip" z.B. RDA "preferred name
for the person": Benedict XVI, Pope, 1927-;
-
"variant name for the person": Ratzinger, Joseph;
Benedetto XVI u.a.
-
aber nicht: Benedictus <Papa, XVI.> [RAK-WB]
-
oder: Benedikt <Papst, XVI.> [RSWK]
-
Benedikt XVI., Papst [GND] +1927-
-
Namensvariante: Benedikt XVI., Emeritierter
Papst (Späterer Name) [GND]
Normdateien:
-
Library of Congress Authorities
-
GND (seit Mai 2012)
-
VIAF (Virtual International Authority File)
-
WorldCat Identities
5. Ansetzung von Sachtiteln
-
Probleme bei der Ansetzung des Titels der Entität
Werk:
-
Beispiel zu Franz Schubert aus den RDA:
-
Preferred title: Quintets
-
Variant title for the work:
Forellen-Quintett
-
und weitere Titelfassungen: Quintette de la
truite; Trout quintet; Trucha; Truite; Trota; Forelius kvintetas;
Forelle...
alter Einheitssachtitel (Deutsches Musikarchiv):
Quintette, Vl Va Vc Kb Kl, D 667
normierter Sucheinstieg in der GND: Quintette,
Violine, Viola, Violincello, Kontrabass, Klavier, D 667 (A-Dur)
6. Ansetzung von Körperschaften (Entität corporate body)
FRBR: "eine Organisation oder eine Gruppe von Individuen
bzw. Organisationen, die als Einheit handeln - ... und mit einem bestimmten
Namen identifiziert werden." Dazu gehören Gelegenheitsgruppen, Veranstaltungen,
Expeditionen, Ausstellungen, Festivals, Messen u.a.. Außerdem gehören
Gebietskörperschaften und Religionsgemeinschaften dazu.
Beispiel: Bibliotheca Alexandrina oder Maktaba
<al-Iskandarīya> [RAK-WB] oder Aliksāndrīnā (Library) [LoC]
oder Maktabat al-Iskandarīya [GND]
Einige Probleme:
-
Was gilt als Körperschaft? Catholic Church. Pope
(2005-: Benedict XVI) [LoC]
-
Namensänderungen (Split entry)
-
Welche Sprache soll für die Ansetzung gelten? RDA
bevorzugt wie RAK-WB die Ansetzung in der Sprache der Körperschaft. Geht es
allerdings um Gebietskörperschaften und Religionsgemeinschaften fordert die
RDA die Ansetzung in der Sprache der bibliografischen Agentur:
-
Florence [RDA]; Firenze [RAK-WB]; Florenz [RSWK];
Florenz [GND]
-
Ecclesia Catholica [RAK-WB]; Katholische
Kirche [RSWK: Sachbegriff nicht Körperschaft]; Katholische Kirche [GND]
-
die Form: z.B. Kurzformen (Initialenformen)
werden nach RDA bevorzugt
z.B. UNICEF; z.B. International Bank for Reconstruction and Development [RAK-WB];
Weltbank [GND]
-
Wann gelten Körperschaften als selbstständige
Einheiten, wann als untergeordnete Körperschaften? z.B. British Broadcasting
Corporation. Political Unit. "Political Unit" gilt als untergeordnete
Körperschaft, da der Begriff "unit" auf eine Unterordnung hinweist.
-
Ortsbindung von Körperschaften? der Unterschied
zwischen ortsgebundenen und nicht ortsgebundenen Körperschaften wird
aufgehoben: z.B. EBay Inc. <San José, Calif.> [RAK-WB]; eBay Inc. [GND]
Normdateien:
-
Library of Congress authorities
-
GKD seit Mai 2012 in der GND
Formate enthalten die Absprachen zur
maschinellen Erfassung von Titelaufnahmen. Wichtigstes Format weltweit: MARC
(= Machine readable cataloging), heute MARC 21.
1. Formatarten
-
Internformat
-
Externformat
-
Austauschformate : MARC 21, MAB 2, UNIMARC
2. Aufbau von Formaten
(Analytische Datenformate: Abfolge der Elemente nach ISBD oder nach sachlich
zueinander passenden Elementen)
International normierte Datensätze bestehen im allgemeinen aus:
-
record label (leader, Satzkennung)
-
directory (Inhaltsverzeichnis - in MAB 2 nicht mehr vorhanden)
-
variable fields (variable Datenfelder) (diese
Datenfelder können Indikatoren und Unterfelder haben)
Beispiel zu MARC Feld 245
(variables Datenfeld): 245 14 $a The DNA story : $b
a documentary history of gene cloning / $c James D. Watson, John Tooze
245: Title Statement; Indikator 1: unter dem
Sachtitel soll eine Nebeneintragung gemacht werden, Indikator 4: die ersten vier
Zeichen sind beim Einsortieren zu übergehen (im Deutschen werden dafür
Nichtsortierzeichen benutzt); $a: Hauptsachtitel, $b: Zusatz zum Sachtitel; $c
Verfasserangabe
(Die Spatien im Beispiel werden nur wegen der besseren
Lesbarkeit eingeführt.)
Beispiel für einen Datensatz:
020 ## $a 0-915283-00-X : (pbk.) $c $6.95
100 1# $a Hehring, George J.
245 10 $a Evangelism : $b programming the
body of Christ / $c George J. Hehring, Roxanna Hehring ; [foreword by William G.
Wallace].
250 ## $a Limited authors ed.
260 ## $a Baltimore, Md. : $b Paranable
Ministries, $c c1985.
300 ## $a 255 p. : $b ill. ; $c 21 cm
700 1# $a Hehring, Roxanna
In MARC/XML:
http://lccn.loc.gov/83063086/marcxml
3. Datenbank-Modelle für RDA-Daten
Drei Szenarien werden vorgeschlagen:
Scenario 1: Relational / object-oriented
database structure
Scenario 2: Linked bibliographic and
authority records
Scenario 3: "Flate file" database structure
(no links)
http://rda-jsc.org/docs/5editor2rev.pdf
zum Vergleich: die Dateienstruktur der
Datenbank des SWB in den Anfangsjahren:
4. Zukunft: Bibframe [Bibliographic Framework
Transition Initiative]
http://www.loc.gov/marc/transition
Dieses Rahmenmodell soll basieren auf
- linked data principles
- Resource Description Framework [RDF] des
World Wide Web Consortiums in der Darstellungsform in XML
Bei Linked Open Data geht es darum, dass im
WWW ein Netz von Daten (Linked Data) entsteht und nicht nur ein Netz von Webseiten. Man will erreichen, dass Daten aus
verschiedenen Quellen automatisch zusammen kommen und weiterverarbeitet werden.
Dazu müssen die Daten URIs (Uniform Resource Identifier) erhalten. "Open": diese
vernetzten Daten sollen für die Öffentlichkeit frei zugänglich sein (freie
Nutzung, Weiterverbreitung und Weiterverwendung).
Beispiel: (ZDB):
http://www.zeitschriftendatenbank.de/services/schnittstellen/linked-data/
RDF ist eine Sprache um Information über
Ressourcen im Web darzustellen. In erster Linie sollen Metadaten zu
Webressourcen dargestellt werden. Es geht aber auch um die Darstellung von
Dingen, die über das Web identifiziert werden, aber auf die nicht direkt
zugegriffen werden kann (z.B. Information zu Gegenständen im online-shopping).
RDF bietet ein allgemeines Rahmenwerk, damit
Informationen in verschiedenen Anwendungen ausgetauscht werden können. Dinge
werden durch URIs identifiziert.
Einführung s.
http://www.w3.org/TR/2004/REC-rdf-primer-20040210/
XML (Extensible Markup Language) ist
vereinfachte SGML (Standard Generalized Markup Language).
SGML ist eine Dokument-Definier-Sprache, die
den Austausch von Informationen beliebiger Komplexität ermöglichen soll - und
zwar unabhängig von herstellerspezifischer Soft- und Hardware.
vgl.
http://www.payer.de/cmc/cmcs1202.htm
Zu Bibframe:
"Das neue bibliographische Rahmenkonzept wird
sich auf die Web-Umgebung konzentrieren, auf Linked-Data-Grundsätze und
-Funktionsweisen, und auf das Resource Description Framework (RDF) als
grundlegendes Datenmodell." ... "Hinsichtlich des allgemeinen Datenmodells ist
zu erkennen, dass Web-Modelle sich gegenwärtig zu RDF hinwenden. Das ist eine
vom W3C empfohlene Methode zur konzeptionellen Beschreibung oder Modellierung
von Information. RDF kann `serialisiert´ oder `ausgegeben´ werden in
unterschiedlichen syntaktischen Formaten, wobei eine davon XML ist (eXtensible
Markup Language). RDF kann in relationalen Datenbanken genutzt werden," ...
"Indem allgemein übliche Austauschtechniken
(das Web und Linked Data) zur Anwendung kommen und weithin akzeptierte
Datenmodelle (RDF), wird der existierende bibliothekstechnische Komplex sich aus
dem gegenwärtigen Nischenmarkt herausbewegen können, hinein in eine besser
verstandene Umgebung, in der heute schon viele Datenerzeuger, Datenmodellierer
und Softwareentwickler zu Hause sind." [Ein bibliographisches Rahmenkonzept für
das digitale Zeitalter. Übersetzung von B. Eversberg und R. Heuvelmann,
2011-11-01. EST: A bibliographic framework for the digital age (October 31,
2011) . -
http://www.allegro-c.de/regeln/rda/brk.htm
AACR2 - Anglo-American
Cataloguing Rules - 2. ed.
Bibframe -
Bibliographic Framework
FRAD - Functional Requirements
for Authority Data
FRBR - Functional Requirements
for Bibliographic Records
GND - Gemeinsame Normdatei
ICP - Statement of International
Cataloguing Principles (früher: Pariser Prinzipien)
ISBD - International Standard
Bibliographic Description
MAB - Maschinelles
Austauschformat für Bibliotheken
MARC - Machine-readable
Cataloging (internat. Austauschformat)
OCLC - Online Computer Library
Center (Dublin, Ohio)
PND - Personennamendatei
(seit 2012 in der GND)
RAK - Regeln für die
alphabetische Katalogisierung
RAK-WB -
Regeln für die alphabetische Katalogisierung in wissenschaftlichen Bibliotheken
[daneben RAK-ÖB]
RDA - Resource Description
&
Access