Materialien zum buddhistischen Erlösungsweg

 

Japanische Kalligraphie: "Stille und Abgeschlossenheit"

"Sekan" = "Stille und Abgeschlossenheit", Kalligraphie eines japanischen. Tendai-Priesters

Kapitel 8: Der Weg der weltlichen Reinheiten der Einsicht


von Alois Payer

mailto:payer@well.com


Zitierweise / cite as:

Payer, Alois <1944 - >: Materialien zum buddhistischen Erlösungsweg. -- Kapitel 8: Der Weg der weltlichen Reinheiten der Einsicht. -- Fassung vom 8. Juli 1998. -- URL: http://www.payer.de/buddherloesung/vism08.htm. -- [Stichwort].

Erstveröffentlichung: 12. Februar 1996

Überarbeitungen:  8. Juli 1998 (leichte Korrekturen, Verbesserung von Tippfehlern)

Anlaß: Lehrveranstaltung Der buddhistische Erlösungsweg, Univ. Tübingen, WS 1995/96

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ÜBERSICHT


Übersicht über die Visuddhi's f. - Reinheiten


s. Dhammavibhâga II.7.4.

lokiyâ visuddhi f. - weltliche Reinheiten;

vipassanâ-kamma.t.thâna n. - Einübung der Einsicht:

(Ende der weltlichen Reinheiten)

lokuttarâ visuddhi f. - überweltliche Reinheit:

Weiterführende Ressourcen:

Vajirañâ.na <Paravahera, Mahâthera>: Buddhist meditation in theory and practice : a general exposition according to the Pâli Canon of the Theravâda school. - 2nd ed. - Kuala Lumpur : Buddhist Missionary Society, 1975. - 496 p.
[Kurze Erklärungen der einzelnen Reinheiten]


di.t.thi-visuddhi f. - Reinheit der Ansichten


Visuddhimagga, Kap 18

Es gibt nur Bewußtes (nâma) und Nichtbewußtes (rûpa), deshalb gibt es kein Ich (attâ) und keinen echten Gott (issara).

Ziel: Sicht der Wirklichkeit als aus Elementen bestehend. Das Ich ist unhaltbar. Es gibt nichts Göttliches (anattâ).

Zur Buddhistischen Sicht von Elementen vgl. Ernst Mach: Antimetaphysische Vorbemerkung

Zum buddhistischen Atheismus vgl. die Definition von "einen Gott haben" bei Martin Luther: Auslegung des ersten Gebots


ka°nkhâ-vitara.na-visuddhi f. - Reinheit der Überwindung der Zweifel


Visuddhimagga, Kap. 19

Überwindung der Zweifel bezüglich des karmischen Zusammenhanges: man erfaßt bei möglichst vielem die Bedingungen. Man sieht, wie gegenwärtige Elemente von Vergangenem bedingt sind und wie sie selbst Zukünftiges bedingen (erfahrbares Karma).


maggâmmagga-ñâ.na-dassana-visuddhi f. - Reinheit durch Sehen, was Weg zur Erlösung ist und was nicht


Visuddhimagga, Kap 20

Besteht aus:

  1. kalâpa-sammasana n. - Erkenntnis der drei Merkmale - unbeständig, leidvoll, herrenlos - in allem
  2. udaya-bbaya-ñâ.na n. - Erkenntnis des ständigen Entstehens und Vergehens
  3. Entstehung der vipassanûpakilesa m. - der zehn Befleckungen der Einsichtsmeditation (Aura, große Freude usw.) und deren Überwindung dadurch, daß man erkennt, daß diese angenehmen Zustände nicht der Weg zur Erlösung sind, sondern selbst unbeständig, leidvoll, herrenlos sind (diese Einsicht ist der Weg)

kalâpa-sammasana n. - Erkenntnis der drei Merkmale - unbeständig, leidvoll, herrenlos - in allem


Visuddhimagga, Kap 20, §§ 6-92

Erkenntnis der Implikationsfolge: unbeständig (anicca), deshalb leidvoll (dukkha), deshalb herrenlos, ungöttlich, nicht Ich, nicht mein (anattâ). [Man beachte diese Reihenfolge der Implikationen. Implikationen sind keine symmetrischen Relationen].

Leid (dukkha):


udaya-bbaya-ñâ.na n. - Erkenntnis des ständigen Entstehens und Vergehens


Visuddhimagga, Kap 20, §§ 93-104

Konzentration der Sicht auf "unbeständig" (anicca).


Entstehung der vipassanûpakilesa m. - der zehn Befleckungen der Einsichtsmeditation (Aura, große Freude usw.) und deren Überwindung

Visuddhimagga, Kap. 20, §§ 105-129

Entstehung der vipassanûpakilesa m. - der zehn Befleckungen der Einsichtsmeditation (Aura, große Freude usw.) und deren Überwindung dadurch, daß man erkennt, daß diese angenehmen Zustände nicht der Weg zur Erlösung sind, sondern selbst unbeständig, leidvoll, herrenlos sind (diese Einsicht ist der Weg)

Vipassanâupakilesa durch beginnende Einsicht und durch herabgesetzte Variabilität des Wahrnehmungsfeldes (s. Dhammavibhâga III.10.10.):

pa.tipadâ-ñâ.nâ-dassana-visuddhi f. - Reinheit der Erkenntnis des Pfades zur Erlösung


Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 1-46

Besteht aus:

  1. udaya-bbayânupassanâ-ñâ.na n. - von obigen Befleckungen reines Sehen des Entstehens und Vergehens
  2. bha°ngânupassanâ-ñâ.na n. - Sehen nur noch des Vergehens
  3. bhayatupa.t.thâna-ñâ.na n. - Sehen, daß in allem Gefahr liegt, da es unbeständig ist
  4. âdînavânupassanâ-ñâ.na n. - Sehen, daß alles ohne Zuflucht, ohne Hilfe, voller Übel ist
  5. nibbidânupassanâ-ñâ.na n. - Nichtgefallen an allem
  6. muñcitu-kamyatâ-ñâ.na n. - Entstehung des Wunsches nach Erlösung

udaya-bbayânupassanâ-ñâ.na n. - von obigen Befleckungen reines Sehen des Entstehens und Vergehens


Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 3-9

Ziel: von Upakilesa's ungetrübtes Erkennen der drei Merkmale aller Wirklichkeit


bha°ngânupassanâ-ñâ.na n. - Sehen nur noch des Vergehens


Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 10-28

Segnungen dieser Erkenntnis:

  1. Aufgeben der falschen Ansicht über das Entstehen
  2. Aufgeben des Anhaftens am Leben (Wille zum Überleben)
  3. rechter Eifer
  4. reiner Lebensunterhalt
  5. Verschwinden der Angst
  6. Geduld und Milde
  7. Herrschaft über Lust und Aversion

bhayatupa.t.thâna-ñâ.na n. - Sehen, daß in allem Gefahr liegt, da es unbeständig ist


Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 29-33


âdînavânupassanâ-ñâ.na n. - Sehen, daß alles ohne Zuflucht, ohne Hilfe, voller Übel ist


Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 35-42


nibbidânupassanâ-ñâ.na n. - Nichtgefallen an allem


Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 43-44


muñcitu-kamyatâ-ñâ.na n. - Entstehung des Wunsches nach Erlösung


Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 45-46


patisa°nkhânupassanâ-ñâ.na n. - Um sich von allem loszulösen, ordnet man allem richtig reflektierend nochmals die drei Merkmale zu


Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 47-60


sa°nkhârupekkhâ-ñâ.na n. - Dadurch wird man gegenüber allem gleichmütig / gelassen


Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 61-66


saccanulomika-ñâ.na n. - Jetzt ist man der erlösenden Wahrheit konform


Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 128-133


Damit enden die weltlichen Reinheiten, d.h. die Reinheiten, deren Entfaltung im Bereich unserer alltäglichen Erfahrungen und unseres alltäglichen Umgangs mit der Wirklichkeit liegen.. Die Voraussetzungen für die Erlösung sind gegeben.


Zu Kapitel 9: Erlösung