"Sekan" = "Stille und Abgeschlossenheit", Kalligraphie eines japanischen. Tendai-Priesters
Zitierweise / cite as:
Payer, Alois <1944 - >: Materialien zum buddhistischen Erlösungsweg. -- Kapitel 8: Der Weg der weltlichen Reinheiten der Einsicht. -- Fassung vom 8. Juli 1998. -- URL: http://www.payer.de/buddherloesung/vism08.htm. -- [Stichwort].
Erstveröffentlichung: 12. Februar 1996
Überarbeitungen: 8. Juli 1998 (leichte Korrekturen, Verbesserung von Tippfehlern)
Anlaß: Lehrveranstaltung Der buddhistische Erlösungsweg, Univ. Tübingen, WS 1995/96
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s. Dhammavibhâga II.7.4.
lokiyâ visuddhi f. - weltliche Reinheiten;
- pâtimokkha-sa.mvara m. - Eindämmung durch genauestes Beachten der Mönchsregeln (pâ.timokkha)
- indriya-sa.mvara m. - völliges Zügeln der Sinnesorgane
- âjîva-parisuddhi f. - Reinheit des Unterhaltserwerbes: nur durch Almosengang, keine faulen Tricks
- paccaya-sannissitâ visuddhi f. - richtiger Gebrauch der vier Requisiten des Mönchslebens (Kleidung, Nahrung, Wohnung, Medizin) (s. Dhammavibhâga I.4.12. )
- dhûta°nga n. - die 13 asketischen Praktiken
vipassanâ-kamma.t.thâna n. - Einübung der Einsicht:
- kalâpa-sammasana n. - Erkenntnis der drei Merkmale - unbeständig, leidvoll, herrenlos - in allem: Visuddhimagga, Kap 20, §§ 6-92
- udaya-bbaya-ñâ.na n. - Erkenntnis des ständigen Entstehens und Vergehens:Visuddhimagga, Kap 20, §§ 93-104
- Entstehung der vipassanûpakilesa m. - der zehn Befleckungen der Einsichtsmeditation (Aura, große Freude usw.) und deren Überwindung dadurch, daß man erkennt, daß diese angenehmen Zustände nicht der Weg zur Erlösung sind, sondern selbst unbeständig, leidvoll, herrenlos sind (diese Einsicht ist der Weg): Visuddhimagga, Kap. 20, §§ 105-129
- udaya-bbayânupassanâ-ñâ.na n. - von obigen Befleckungen reines Sehen des Entstehens und Vergehens: Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 3-9
- bha°ngânupassanâ-ñâ.na n. - Sehen nur noch des Vergehens: Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 10-28
- bhayatupa.t.thâna-ñâ.na n. - Sehen, daß in allem Gefahr liegt, da es unbeständig ist: Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 29-33
- âdînavânupassanâ-ñâ.na n. - Sehen, daß alles ohne Zuflucht, ohne Hilfe, voller Übel ist: Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 35-42
- nibbidânupassanâ-ñâ.na n. - Nichtgefallen an allem: Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 43-44
- muñcitu-kamyatâ-ñâ.na n. - Entstehung des Wunsches nach Erlösung: Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 45-46
- patisa°nkhânupassanâ-ñâ.na n. - Um sich von allem loszulösen, ordnet man allem richtig reflektierend nochmals die drei Merkmale zu: Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 47-60
- sa°nkhârupekkhâ-ñâ.na n. - Dadurch wird man gegenüber allem gleichmütig: Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 61-66
- saccanulomika-ñâ.na n. - Jetzt ist man der erlösenden Wahrheit konform. Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 128-133
(Ende der weltlichen Reinheiten)
lokuttarâ visuddhi f. - überweltliche Reinheit:
- sotâpatti-magge ñâ.na n. - Erkenntnis des Weges des Stromeintrittes (sotâpanna)
- sakad-âgâmi-magge ñâ.na n. - Erkenntnis des Weges des Einmalwiederkehrers (sakadâgâmî)
- anâgâmi-magge ñâ.na n. - Erkenntnis des Weges des Nichtwiederkehrers (anagâmî)
- arahatta-magge ñâ.na n.. - Erkenntnis des Weges des Arahat
Weiterführende Ressourcen:
Vajirañâ.na <Paravahera, Mahâthera>: Buddhist meditation in theory and practice : a general exposition according to the Pâli Canon of the Theravâda school. - 2nd ed. - Kuala Lumpur : Buddhist Missionary Society, 1975. - 496 p.
[Kurze Erklärungen der einzelnen Reinheiten]
Visuddhimagga, Kap 18
Es gibt nur Bewußtes (nâma) und Nichtbewußtes (rûpa), deshalb gibt es kein Ich (attâ) und keinen echten Gott (issara).
Ziel: Sicht der Wirklichkeit als aus Elementen bestehend. Das Ich ist unhaltbar. Es gibt nichts Göttliches (anattâ).
Zur Buddhistischen Sicht von Elementen vgl. Ernst Mach: Antimetaphysische Vorbemerkung
Zum buddhistischen Atheismus vgl. die Definition von "einen Gott haben" bei Martin Luther: Auslegung des ersten Gebots
Visuddhimagga, Kap. 19
Überwindung der Zweifel bezüglich des karmischen Zusammenhanges: man erfaßt bei möglichst vielem die Bedingungen. Man sieht, wie gegenwärtige Elemente von Vergangenem bedingt sind und wie sie selbst Zukünftiges bedingen (erfahrbares Karma).
Visuddhimagga, Kap 20
Besteht aus:
- kalâpa-sammasana n. - Erkenntnis der drei Merkmale - unbeständig, leidvoll, herrenlos - in allem
- udaya-bbaya-ñâ.na n. - Erkenntnis des ständigen Entstehens und Vergehens
- Entstehung der vipassanûpakilesa m. - der zehn Befleckungen der Einsichtsmeditation (Aura, große Freude usw.) und deren Überwindung dadurch, daß man erkennt, daß diese angenehmen Zustände nicht der Weg zur Erlösung sind, sondern selbst unbeständig, leidvoll, herrenlos sind (diese Einsicht ist der Weg)
Visuddhimagga, Kap 20, §§ 6-92
Erkenntnis der Implikationsfolge: unbeständig (anicca), deshalb leidvoll (dukkha), deshalb herrenlos, ungöttlich, nicht Ich, nicht mein (anattâ). [Man beachte diese Reihenfolge der Implikationen. Implikationen sind keine symmetrischen Relationen].
Leid (dukkha):
- dukkha-dukkhatâ - körperliches und geistiges Leidensgefühl (dukkha-vedanâ) (grundlegende Leiderfahrung: Alter, Krankheit, Tod, von Liebem getrennt sein, mit Unliebem verbunden sein, Frustration usw.)
- vipari.nâma-dukkhatâ - alle angenehmen und glücklichen Gefühle (sukha-vedanâ) tragen infolge ihrer Vergänglichkeit den Keim des Leidens in sich (Erkenntnis, warum auch Glück zu Leid führt)
- sa°nkhâra-dukkhatâ - alles bedingt Entstandene ist durch ständiges Entstehen und Vergehen bedrückt (upekkhâ-vedanâ) (Erkenntnis, was die Bedingung der Möglichkeit von allem Leid ist: Leid als Grundfaktor des bedingten Daseins) (s. Dhammavibhâga III.3.7.)
Visuddhimagga, Kap 20, §§ 93-104
Konzentration der Sicht auf "unbeständig" (anicca).
Visuddhimagga, Kap. 20, §§ 105-129
Entstehung der vipassanûpakilesa m. - der zehn Befleckungen der Einsichtsmeditation (Aura, große Freude usw.) und deren Überwindung dadurch, daß man erkennt, daß diese angenehmen Zustände nicht der Weg zur Erlösung sind, sondern selbst unbeständig, leidvoll, herrenlos sind (diese Einsicht ist der Weg)
Vipassanâupakilesa durch beginnende Einsicht und durch herabgesetzte Variabilität des Wahrnehmungsfeldes (s. Dhammavibhâga III.10.10.):
- obhâsa - Aura
- ñâ.na - Erkenntnis
- pîti - Verzückung
- passaddhi - Frieden verbunden mit Leichtigkeitsgefühl u.ä.
- sukha - Glücksgefühl
- adhimokkha - Entschlossenheit
- paggaha - Tatkraft
- upa.t.thâna - Gefestigtheit bei der Achtsamkeit
- upekkhâ - Gelassenheit
- nikanti - Anhaften an Einsicht
Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 1-46
Besteht aus:
- udaya-bbayânupassanâ-ñâ.na n. - von obigen Befleckungen reines Sehen des Entstehens und Vergehens
- bha°ngânupassanâ-ñâ.na n. - Sehen nur noch des Vergehens
- bhayatupa.t.thâna-ñâ.na n. - Sehen, daß in allem Gefahr liegt, da es unbeständig ist
- âdînavânupassanâ-ñâ.na n. - Sehen, daß alles ohne Zuflucht, ohne Hilfe, voller Übel ist
- nibbidânupassanâ-ñâ.na n. - Nichtgefallen an allem
- muñcitu-kamyatâ-ñâ.na n. - Entstehung des Wunsches nach Erlösung
Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 3-9
Ziel: von Upakilesa's ungetrübtes Erkennen der drei Merkmale aller Wirklichkeit
Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 10-28
Segnungen dieser Erkenntnis:
- Aufgeben der falschen Ansicht über das Entstehen
- Aufgeben des Anhaftens am Leben (Wille zum Überleben)
- rechter Eifer
- reiner Lebensunterhalt
- Verschwinden der Angst
- Geduld und Milde
- Herrschaft über Lust und Aversion
Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 29-33
Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 35-42
Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 43-44
Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 45-46
Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 47-60
Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 61-66
Visuddhimagga, Kap. 21, §§ 128-133
Damit enden die weltlichen Reinheiten, d.h. die Reinheiten, deren Entfaltung im Bereich unserer alltäglichen Erfahrungen und unseres alltäglichen Umgangs mit der Wirklichkeit liegen.. Die Voraussetzungen für die Erlösung sind gegeben.
Zu Kapitel 9: Erlösung