"Sekan" = "Stille und Abgeschlossenheit", Kalligraphie eines japan. Tendai-Priesters
Zitierweise / cite as:
Payer, Alois <1944 - >: Materialien zum buddhistischen Erlösungsweg. -- Kapitel 7: Der Boden, auf dem Einsicht wächst: Grundkategorien und Grundlehren des Buddhismus. -- Fassung vom 9. Februar 1996. -- URL: http://www.payer.de/buddherloesung/vism07.htm. -- [Stichwort].
Letzte Überarbeitung: 9. Februar 1996
Anlaß: Lehrveranstaltung Der buddistische Erlösungsweg, Univ. Tübingen, WS 1995/96
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Theravâdabuddhismus geht nicht von der illusorischen Annahme aus, erlösende Einsicht wachse aus einem Bewußtsein, das tabula rasa ist. Deshalb ist eine Vorbedingung für die erlösende Einsicht und die aus ihr erwachsende Einstellung zur Wirklichkeit, daß man einige grundlegende Kategorien kennt, die einer Sicht der Wirklichkeit angemessen sind, die zur Erlösung führt. Ebenso muß die Aufmerksamkeit und die Sichtweise gelenkt werden durch die theoretische Kenntnis einiger grundlegender Gesetzmäßigkeiten der für Leidenstehung (und damit für Leidbeendigung) gültigen Gesetzmäßigkeiten. Die Aneignung dieser Kategorien und Gesetzmäßigkeiten bildet den Boden, auf dem erlösende Einsicht wachsen kann.
Diesem Boden gewidmet ist Visuddhimagga, Kap. 14, Kap. 15, Kap. 16 Kap. 17
Die wichtigsten Grundkategorien und Gesetzmäßigkeiten sind nach dem Visuddhimagga:
- Die fünf khandha m. - Konstituentien bedingt entstandener Wirklichkeit
- Die zwölf âyatana n. - Sinnesorgane und Sinnesbereiche
- Die achtzehn dhâtu f. - "Elemente"
- Die zweiundzwanzig indriya n. - Potentialitäten
- Die vier edlen Wahrheiten (sacca n.)
- Der pa.ticca-samuppâda m. - die Bedingungszusammenhänge der Entstehung in Abhängigkeit
Eine andere Aufzählung der Grundkategorien und grundlegenden Gesetzmäßigkeiten, die aber der Darstellung im Visuddhimagga nicht zugrunde liegt, sind die bodhi-pakkhiya-dhamma m. - die 37 zur erlösenden Einsicht gehörenden "Dinge" (s. Dhammavibhâga I.37.1. )
Ich habe dieses Gebiet ausführlich dargestellt und online zur Verfügung gestellt in:
- Dhammavibhâga - Begriffsreihen der Buddhalehre
Deshalb verweise ich im Folgenden hauptsächlich auf die entsprechenden Abschnitte im Dhammavibhâga.
Eine kurze Darstellung findet sich auch in:
Materialien zum buddhistischen Erlösungsweg, Kapitel 1
Eine hervorragende, selbststänige, unabhängig vom Buddhismus entwickelte Einführung in das Denken in Bewußtseinselementen, anstelle des Denkens in substantiellen Individualitäten u.ä., ist:
Ernst Mach <1838 - 1916>: Antimetaphysische Vorbemerkungen
Ursprünglich erschienen in:
Mach, Ernst <1838 -1916>:Die Analyse der Empfindungen und das Verhältnis der Physischen zum Psychischen. - 2.,verm. Aufl. - Jena : Fischer, 1900
[Die erste Auflage erschien 1886 u.d.T.: Beiträge zur Analyse der Empfindung]
Neudruck der 9. Aufl. von 1922 mit einem Vorwort von Gereon Wolters: Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1985.
Visuddhimagga, Kap. 14, §§ 33-230
Alle bedingt entstandene Wirklichkeit fällt unter eine der folgenden Kategorien:
- rûpa n. - Materielles (das, worüber man sich mit jemandem anderen durch darauf hinzeigen usw. verständigen kann) (s. Dhammavibhâga II.2.14.
- nâma n. - Bewußtseinselemente i.e.S.
Visuddhimagga, Kap. 15, §§ 1-16
s. Dhammavibhâga I.6.3. zusammen mit I.6.4.
Visuddhimagga, Kap. 15, §§ 17-43
s. Dhammavibhâga III.18.1.
Visuddhimagga, Kap. 16, §§ 1-12
s. Dhammavibhâga III.22.1.
Visuddhimagga, Kap. 16, §§ 13-104
s. Dhammavibhâga I.4.17.
Visuddhimagga, Kap. 17
s. Dhammavibhâga II.11.1.
Im Visuddhimagga werden die vierundzwanzig Arten von Bedingungen (paccaya) (s. Dhammavibhâga III.24.1.) auf den pa.ticca-samuppâda angewandt.
Zu Kapitel 7, Anhang 1: Ernst Mach: Antimetaphysische Vorbemerkungen
Zu Kapitel 8: Der Weg der weltlichen Reinheiten der Einsicht