"Sekan" = "Stille und Abgeschlossenheit", Kalligraphie eines japan. Tendai-Priesters
Zitierweise / cite as:
Payer, Alois <1944 - >: Materialien zum buddhistischen Erlösungsweg. -- Kapitel 1: Zusammenfassende Darstellung des buddhistischen Erlösungsweges gemäß dem Visuddhimagga. -- Fassung vom 8. Februar 1996. -- URL: http://www.payer.de/buddherloesung/vism01.htm. -- [Stichwort].
Letzte Überarbeitung: 8. Februar 1996
Anlaß: Lehrveranstaltung Der buddistische Erlösungsweg, Univ. Tübingen, WS 1995/96
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Bild des Baumes:
s. Materialien zum buddhistischen Erlösungsweg, Kapitel 7: Grundlegende Kategorien und Lehren
s. Materialien zum buddhistischen Erlösungsweg, Kapitel 2: Sittlichkeit (sîla).
Meditationsmethoden der Ruhigwerdemeditation:
s. Materialien zum buddhistischen Erlösungsweg,
Kapitel 3: Einleitung zur
Sammlung (samâdhi)
Kapitel 4: Die Kasi.na-s
Kapitel 5: Übrige Methoden
der Ruhigwerdemeditation
Kapitel 6: Wirkungen der
Ruhigwerdemeditation
Ende der weltlichen Erkenntnisse
s. Materialien zum buddhistiscehn Erlösungsweg, Kapitel 8: Der Weg der weltlichen Reinheiten der Einsicht
Nibbâna:
s. Materialien zum buddhistischen Erlösungsweg, Kapitel 9: Erlösung
Grundtext: Visuddhimagga XIV, 32
"Katha.m bhâvatabbâ" ti ettha pana, yasmâ imâya paññâya khandâyataba-dhâtu-indriya-sacca-pa.ticcasamuppâdâdibhedâ dhammâ bhûmi, sîlavisuddhi c'eva cittavisuddhi câ ti imâ dve visuddhiyo mûla.m, di.t.thivisuddhi, kañkhâvitara.navisuddhi, maggâmaggañâ.nadassanavisuddhi, pa.tipadâñâ.nadassanavisuddhi, ñâ.nadassanavisuddhi ti imâ pañca visuddhiyo sarîra.m, tasmâ tesu bhûmibhûtesu dhammesu uggahaparipucchâvasena ñâ.naparicaya.m katvâ mûlabhûtâ dve visuddhiyo sampâdetvâ sarîrabhûtâ pañca visuddhiyo sampâdentena bhâvetabbâ. Ayam ettha sañkhepo.
Übersetzung:
Inbezug auf die Frage: "Wie ist [Erkenntnis, Einsicht, paññâ] zu entfalten?", gilt Folgendes:
Boden für diese Einsicht sind die Gesetzmäßigkeiten und letzten Realitäten (dhamma) der Wirklichkeit. Hiezu gehören:
- Konstituentien bedingt entstandener Wirklichkeit (khandha)
- Sinnesorgane und Sinnesbereiche (âyatana)
- "Elemente" (dhâtu)
- Fähigkeiten (Potenzialitäten, indriya)
- vier edle Wahrheiten (sacca)
- Entstehung in Abhängigkeit
- u.s.w.
Wurzel für diese Einsicht sind folgende zwei Reinheiten:
- Reinheit der Sittlichkeit
- Reinheit des Geistes (Denkens, Bewußtseins).
Stamm für diese Einsicht sind folgende fünf Reinheiten:
- Reinheit der Ansicht
- Reinheit des Überwindens der Zweifel
- Reinheit der Erkenntnis und des Sehens (oder: des Sehens durch die Erkenntnis, Erkenntnisblick) von Weg und Nicht-Weg
- Reinheit der Erkenntnis und des Sehens des Pfades
- Reinheit der Erkenntnis und des Sehens.
Da dies so ist, deshalb muß man die erlösende Einsicht folgendermaßen entfalten:
- man verwirklicht die fünf Reinheiten, die die den Stamm bilden,
- nachdem man sich durch Lernen und intensives Fragen vertraut gemacht hat mit den Gesetzmäßigkeiten und letzten Realitäten, die den Boden bilden,
- und nachdem man die beiden Reinheiten, die die Wurzel sind, verwirklicht hat.
Dies ist hier die Zusammenfassung.
Der eben übersetzte Text stammt aus der Einleitung zum dritten Teil des Visuddhimagga, der der paññâ gewidmet ist.
Der Visuddhimagga ist ein - unbezweifeltes - Werk des Buddhaghosa und entstand in der ersten Hälfte des 5. Jhdts. n. Chr. Er ist die in der ganzen Paliliteratur umfangreichste systematische Darstellung des buddhistischen Heilsweges.
Inhaltlich stellt der Visuddhimagga einen gewissen Abschluß der Lehrentwicklung dar (die späteren Entwicklungen sind von untergeordneter Bedeutung), indem er die Abhidhamma-Literatur zu einem sytematischen Abschluß bringt.
Der Visuddhimagga ist in Ceylon geschrieben. Seine Hauptvorlagen sind der Pa.tisambhiddâmagga des Khuddakanikâya (in Wirklichkeit ein früher Abhidhammatext) sowie der Vimuttimagga (der bisher nur in Chinesisch zugänglich ist <und in einer englischen Übersetzung aus dem Chinesischen>). An mindestens zwei Stellenzitiert der Visuddhimagga Texte, die nicht mehr erhalten sind (alte Kommentare ?).
Der Visuddhimagga wurde sehr bedeutsam für die nachfolgende Geschichte des Buddhismus. Besonders wirksam wurde er dadurch, daß der Abhidhammatthasañgaha des Anuruddha (12. Jhdt.) im Wesentlichen eine Zusammenfassung aus dem Visuddhimagga bildet. Der Abhidhammatthasañgaha wird z.B. noch heute in Burma von sehr vielen Novizen und Mönchen auswendig gelernt.
Dies bezieht sich auf den Einleitungsabschnitt, wo die zu behandelnden Fragen aufgezählt werden. U.a.: Was ist paññâ? Wievielfach ist sie? In welcher Hinsicht ist sie paññâ? ...
Im Folgenden wird der buddhistische Heilsweg im Bild eines Baumes dargestellt. Damit ist unser Text neben dem Einleitungsvers I,1 der Grundtext für den Aufbau des Visuddhimagga:
Während in Visuddhimagga I,1 - wie im Vimuttimagga - die Folge sîla (Sittlichkeit) - samâdhi (Versenkung) - paññâ (Einsicht, Erkenntnis) das Grundschema (mâtikâ) abgibt, stülpt unser Text diesem Schema ein anderes über, bzw. stellt ein anderes darunter. Neu hinzukommt der theoretische Boden, der im Visuddhimagga auch nicht etwa am Anfang behandelt wird, sondern erst im Anschluß an unsere Stelle in der Einleitung zur Behandlung der paññâ.
Sonst ist die Zuordnung so:
I,1 <-> XIV,32
Sittlichkeit (sîla) <-> Reinheit der Sittlichkeit (sîlavisuddhi)
Versenkung (samâdhi) <-> Reinheit des Geistes (cittavisuddhi)
Einsicht (paññâ) <->
Das Schema der Reinheiten (visuddhi) kommt im Tipi.taka nur an einer einzigen Stelle nicht nur als Aufzählung vor: im Rathavinîtasutta des Majjhimanikâya: dort werden die einzelnen visuddhi's mit Etappenwagen verglichen, bei denen jeder Wagen bis zum nächsten fährt, und einen so die Gesamtheit der Wagen zum Ziel bringt. So heißt das Werk auch Visuddhimagga - Weg der Reinheiten (oder besser: Weg der Reinheiten zu der Reinheit).
Den Boden bildet das genaue theoretische Erfassen der aufgezählten dhamma's (Gesetzmässigkeiten und letzte Entitäten). Die fünf Konstituentien bedint entstandener Wirklichkeit (khandha) bilden die Grundeinteilung aller letzten, echten Entitäten (dhamma's), die nicht nibbâna sind:
dhamma - letzte Entitäten:
- nibbâna - Nirvâna - Erlösungszustand
- rûpa - Materielles (Bewußtseinsloses)
- nâma - Bewußtes
- cetasika - bewußtseinbegleitende Zustände
- vedanâ - Gefühl
- saññâ - Wahrnehmung
- sankhâra - übrige bewußtseinbegleitende Zustände
- citta=viññâ.na - Bewußtsein
(s. Dhammavibhâga II.2.6. )
Dieses Schema zeigt auch die Zuordnung der verschiedenen Schemas des Abhidhamma zueinander, wie sie im Visuddhimagga verwendet werden.
Alle Wirklichkeit - außer nibbâna - ist eine jeweils momentane (sofort wieder vergehende und neu entstehende) koordinierte und interaktive Konstellation von khandha's: wie ein Rad nichts anderes ist als eine koordinierte Konstellation von Speichen, Nabe, Radkranz u.s.w., so ist die Wirklichkeit nichts anderes als eine koordinierte Konstellation von khandha's. (Die dhamma's sind notwendig, weil sonst eine Zerlegung in Komponenten immer weiter geführt werden könnte, ad infinitum. Dann gäbe es letzendlich überhaupt keine Komponenten und damit auch keine bedingt entstandene Wirklichkeit).
Das Verstehen der khandha's ist wichtig für die Reinheit der Ansicht (di.t.thivisuddhi): es gibt nur Bewußtsein (nâma) und Materielles (rûpa), keinen Herrn, d.h. keine Seele oder dergleichen (attâ), keinen "Gott" (im Sinne eines monotheistischen Gottesverständnisses) (issara).
Wichtig ist diese Gesamterfassung auch für die Reinheit des Überwindens der Zweifel (khankhavitara.navisuddhi): die Erkenntnis der Bedingungen von allem, die Einsicht in das Entstehen und Vergehen (udayabbayañâ.na) u.s.w.
Zu den einzelnen Konstituentien bedingt entstandener Wirklichkeit (khandha):
Im Visuddhimagga sind die Listen zu den einzelnen Gliedern der khandha gegenüber den Listen in der Dhammasañga.nî von Wiederholungen gereinigt sowie logisch geglättet.
Mir ist im Deutschen kein einzelnes Wort bekannt, das denn Inhalt dies Begriffes "âyatana" wiedergibt: Sinnesorgane und Sinnesbereiche. Auch dies ist eine vollständige Klassifikation der Wirklichkeit:
innere (ajjhatta) - äußere (bâha)
- cakkhu : Sehorgan - rûpa : Gestalt und Farbe
- sota : Gehörorgan - sadda : Ton
- ghâna : Riechorgan - gandha : Geruch
- jivhâ : Schmeckorgan - rasa : Geschmack
- kâya : somatisches Organ - pho.t.taba : Berührbares
- mano : Denkorgan - dhamma : erkennbares Objekt, Geistobjekt
Diese Klassifikation ist in denselben Stadien des Heilsweges wichtig wie die vorhergehende. cakkhu (wörtl. "Auge") u.s.w. meint nicht das fleischliche Auge, sondern den Sitz der Sinneswahrnehmung in diesem Auge.
Elemente: dasselbe wie oben bei den âyatana, nur wird mano aufgeteilt in einzelne Bewußtseinselemente (viññâ.nadhtu):
- cakkhudhâtu - rûpadhâtu - cakkhuviññâ.nâdhâtu (Sehbewußtseins-Element)
- ...
- manodhâtu - dhammadhâtu - manoviññâ.nadhâtu (Denkbewußtseins-Element)
Anwendung: wie oben.
Eine Liste von 22 Dingen, die irgendwo im Tipi.taka mit "indriya" bezeichnet werden (s. Dhammavibhâga III.22.1.). Vermutlich hier aufgenommen wegen der Stellen, in denen die Kenntnis des Funktionierens der 6 ersten - der 6 Fähigkeiten, durch die etwas aufgenommen wird (Auge, Ohr ... Denkorgan), d.h. der erweiterten Sinnesorgane - als heilsnotwendig bezeichnet wird.
Von geringer Bedeutung im Folgenden.
Die vier edlen Wahrheiten. Inhalt der erlösenden Erkenntnis (s. Dhammavibhâga I.4.17.
Der Formel von der Enstehung in Abhängigkeit widmet der Visuddhimagga die umfassendste Darstellung anhand der 24 Arten von Bedingungen (paccaya) widmet. Die Darstellung der Einzelheiten würde hier zu weit vom Gesamtüberblick wegführen (s. Dhammavibhâga II.11.1. ).
Verwendung: besonders in Reinheit des Überwindens der Zweifel (Kañkhâvitara.navisuddhi).
Weitere Distinktionen, die bei einzelnen Einsichten ñâ.na's eine Rolle spielen.
Die Reinheit der Sittlichkeit besteht aus:
Sittlichkeit (sîla) führt aber nicht zur Erlösung, sondern nur zu den niederen günstigen Existenzformen.
Cittavisuddhi wird erreicht durch Einübung der Ruhe (Ruhigwerdemeditation) (samathakamma.t.thâna). Sie macht den Geist geeigneter zur Einübung der Einsicht (vipassanâkamma.t.thâna). Während es in unserem Text und im Rathavinîtasutta so aussieht, als sei dies eine notwendige Voraussetzung für das weitere, lehrt Buddhaghosa bei der Behandlung der di.t.thivisuddhi ausdrücklich, daß es zwei Möglichkeiten gibt:
den Weg:
Der Mönch bekommt von seinem Meditationsmeister ein seiner Konstitution entsprechendes Meditationsobjekt, nämlich eines von folgenden vierzig:
(s. Dhammavibhâga II.2.2. )
Diese Meditationen führen je nachdem zu einem der vier (bzw. acht) ekstatischen Zustände (jhâna) (s. Dhammavibhâga II.4.13. , II.4.7. ). Sie führen aber nicht zur Erlösung. Bleibt man bei ihnen stehen, wird man in einer höheren günstigen Existenz (Brahmawelten u.s.w.) wiedergeboren (s. Dhammavibhâga II.3.26. , II.4.21. .
Nach Sittlichkeit (sîla) und Versenkung (samâdhi) folgt nun Einsicht (paññâ).
Hier legt Buddhaghosa dem Schema der visuddhi's ein Schema von Einsichten (ñâ.na) unter - wie es teilweise auch im Vimuttimagga angelegt ist:
- di.t.thivisuddhi - Reinheit der Anschauung
- ka°nkhâvitara.navisuddhi - Reinheit der Überwindung der Zweifel (bezüglich des karmischen Zusammenhanges)
- maggâmaggañâ.nadassanavisuddhi - Reinheit durch Sehen, was Weg (zur Erlösung) ist und was nicht:
- kalâpasammasana - Erkenntnis der drei Merkmale - unbeständig, leidvoll, herrenlos - in allem
- udayabbayañâ.na I - Erkenntnis des ständigen Entstehens und Vergehens
- Überwindung der vipassanûpakilesa, der 10 Befleckungen der Einsichtsmeditation (Aura, große Freude usw.) und deren Überwindung dadurch, daß man erkennt, daß diese angenehmen Zustände nicht der Weg zur Erlösung sind, sondern selbst unbeständig, leidvoll, nicht Ich sind (diese Einsicht ist der Weg)
- pa.tipadâñâ.nadassanavisuddhi - Reinheit der Erkenntnis des Pfades zur Erlösung
- udayabbayânupassanañâ.na - (von obigen Befleckungen reines) Sehen des Entstehens und Vergehens
- bhangânupassanañâ.na - Sehen nur noch des Vergehens
- bhayatûpa.t.tânañâ.na - Sehen, daß in allem Gefahr liegt, da es unbeständig ist
- âdînavânupassanâñâ.na - Sehen, daß alles ohne Zuflucht, ohne Hilfe, voller Übel ist
- nibbidânupassanâñâ.na - Nichtgefallen an allem
- muñcitukamyatâñâ.na - Entstehung des Wunsches nach Erlösung
- pa.tisañkhânupassanâñâ.na - Um sich von allem loszulösen, ordnet man allem richtig reflektierend nochmals die drei Merkmale zu
- sañkhârûpekkhâñâ.na - Dadurch wird man gegenüber allem gelassen (gleichmütig)
- saccanulomikañâ.na - Jetzt ist man der erlösenden Wahrheit konform
- <gotrabhûñâ.na> - Übertritt aus dem Geschlecht der Weltlichen in das der Edlen
- ñâ.nadassanavisuddhi - Reinheit der erlösenden Erkenntnis
- sotâpattimagge ñâ.na - des Weges des Stromeintreters (sotâpanna)
- sakadâgâmimagge ñâ.na - des Weges des Einmalwiederkehrers (sakadâgâmî)
- anâgâmimagge ñâ.na - des Weges des Nichtwiederkehrers (anagâmî)
- arahattamagge ñâ.na - des Weges des Arahant
Nun eine Einzelauslegung dieser Glieder
Überwindung der Ansicht (di.t.thi), daß es einen Herrn, d.h. eine Seele oder dergleichen (attâ) oder einen "Gott" (issara) gibt, durch die Einsicht, daß alles nur Bewußtes (nâma) und Materielles (rûpa) ist: Anwendung der oben genannten Schemata der dhamma's u.s.w.
Überwindung der Zweifel: "Bin ich, war ich, werde ich sein?" u.s.w. dadurch, daß man die Bedingungen von allem erfaßt, soweit dies für einen Nicht-Buddha möglich ist (die genauen kammischen Zusammenhänge kann nur ein Buddha erfassen). Anwendung der Formel von der Entstehung in Abhängigkeit (pa.ticcasamuppâda).
besteht aus folgenden Gliedern:
Nun ordnet der Meditierende allem in Gruppen die drei Merkmale anicca, anattâ, dukkha zu:
- anicca unbeständig, im Sinne von Hinschwindemn (khaya.t.thena)
- dukkha leidvoll, im Sinne von Gefahr (bhaya.t.thena)
- anattâ ohne Herrn / Ich, im Sinne von Substanzlos (asâra.t.thena)
Nun wendet der Meditierende seine Aufmerksamkeit dem ständigen Entstehen und Vergehen zu.
Ist er hierin weit fortgeschritten, kann es sein, daß er eine Aura (obhâsa) bekommt, sehr glücklich ist u.s.w. (10 Befleckungen der Einsichtsmeditation (vipassanâ): vipassanûpakilesa. s. Dhammavibhâga III.9.5.). Nun gilt es zu sehen, daß auch diese Freude u.s.w. anicca, anattâ und dukkha sind, und daß sie nicht das nibbâna sind, zu welcher Meinung der Meditierende verführt werden könnte; er sieht: diese Freude u.s.w. ist nicht der Weg (amagga). Der Weg (magga) ist: auch dies hat die drei Merkmale. Wenn der Meditierende den Weg kennt, macht er sich auf den Pfad (pa.tipadâ).
Dieses besteht aus folgenden Gliedern:
Damit sind die weltlichen Einsichten (lokiya ñâ.na) durchlaufen und - mit bestimmten Ausnahmen, z.B. Buddhagelübde - kann man nun aus dem Geschlecht (gotra) der Ordinären (putthijja) ins Geschlecht der Edlen (ariya) treten:
Dieser Übergang geschieht schematisch so (jeweils 1 Bewußtseinsmoment):
- saccanulomikañâ.na - Objekt: Gestaltungen
- gotrabhûñâ.na - Objekt: nibbâna
- magge ñâ.na - Objekt: nibbâna
- magge ñâ.na - Objekt: nibbâna
- phala: unmittelbare Frucht des Weges (magga) - Objekt: nibbâna
- phala: unmittelbare Frucht des magga - Objekt: nibbâna
- phala: unmittelbare Frucht des magga - Objekt: nibbâna
Das Gotrabhûñâ.na muß Buddhaghosa in sein Schema zusätzlich einfügen: es steht nicht in der Linie der Einsichten (ñâ.na), sondern der Reinheiten (visuddhi), kommt unter diesen aber nicht vor.
Bei den einzelnen ñâ.na's bezüglichg des Weges gibt es je nach den vier Grundarten der edlen Personen (ariyapuggala) ñâ.na bezüglich:
- des Wegs des Stromeingetrtenen (sotâpttimagge ñâ.na): ein solcher hat höchstens noch sieben Wiedergeburten
- des Wegs des Einmalwiederkehrers (sakadâgâmimagge ñâ.na): ein solcher hat höchstens noch eine Wiedergeburt als Mensch
- des Wegs des Nichtwiederkehrers (anâgâmimagge ñâ.na): ein solcher hat keine menschliche Wiedergeburt mehr
- des Wegs des Arahant (arahattamgge ñâ.na): ein solcher verlöscht mit dem Aufhören seines jetzigen Leibes vollständig (parinibbâna).
So geschieht die Entfaltung von Einsicht (paññâ), die zur Erlösung führt.
Sehr empfehlenswerte Übersetzung des Visuddhimagga:
Buddhaghosa: The path of purification (Visuddhimagga). - Transl. from the Pâli by Nâ.namoli. 3. ed. - Kandy : Buddhist Publication Society, 1975. - 885 S.
Empfehlenswerte Kurzdarstellung:
Vajirañâna: Buddhist meditation in theory and practice : A general exposition according to the Pâli canon of the Theravâda school / by Paravahera Vajirañâna Mahâthera. - 2. ed. - Kuala Lumpur : Buddhist Missionary Society, 1975. - 496 S.
Zu Kapitel 2: Sittlichkeit (sîla)