Religionskritik

Antiklerikale Karikaturen und Satiren II:

Deutsche und österreichische Satirische Zeitschriften


kompiliert und herausgegeben von Alois Payer

(payer@payer.de)


Zitierweise / cite as:

Antiklerikale Karikaturen und Satiren II: Deutsche und österreichische  Satirische Zeitschriften  / kompiliert und hrsg. von Alois Payer. -- Fassung vom 2005-02-10. -- URL:  http://www.payer.de/religionskritik/karikaturen2.htm  

Erstmals publiziert: 2004-04-19

Überarbeitungen: 2005-02-10 [Abtrennung von "Jugend"]; 2005-02-07 [Ergänzungen]; 2004-12-16 [Ergänzungen]; 2004-11-08 [Ergänzungen]; 2004-06-21 [Ergänzungen]; 2004-06-07 [Ergänzungen]; 2004-04-30 [Aufteilung in mehrere Kapitel]; 2004-04-29 [Ergänzungen und Änderungen]

©opyright: abhängig vom Sterbedatum der Künstler

Dieser Text ist Teil der Abteilung Religionskritik  von Tüpfli's Global Village Library


0. Übersicht



Siehe auch:


1. Berliner Figaro



Abb.: Titelleiste

Der Berliner Figaro : neue freie Zeitung ; Organ für volks- und weltstädtische Interessen. -- Berlin : Krause. -- 1831 - 1879[?]
Hauptsacht. 1831,1-180: Till Eulenspiegel
1831,181-206 u.233-252: Berliner Eulenspiegel-Courier
1831,207-232: Geräucherter Berliner Eulenspiegel-Courier
Periodizität: tägl. außer Sonntag
Darin: Belletristisches Sonntagsblatt



Abb.: Zukunftstraum. -- Probebild aus dem Berliner Figaro. -- In: Berliner Montags-Zeitung. -- 1872-03-25

Erläuterung: Bismarck als Engel mit dem Schulaufsichtsgesetz

[Bildquelle: Koch, Ursula E. <1935 - >: Der Teufel in Berlin : von der Märzrevolution bis zu Bismarcks Entlassung ; illustrierte politische Witzblätter einer Metropole, 1848 - 1890. -- Köln : Informationspresse Leske, 1991. -- 880 S. : zahlr. Ill. ; 25 cm. -- (Reihe ilv-Leske-Republik Satire und Macht). -- (ISBN 3-921490-38-3). -- S. 231]


2. Leuchtkugeln 1847 - 1851


Leuchtkugeln : Randzeichnungen zur Geschichte der Gegenwart. -- München : Roller.  --  1.1847/48 - 8.1851 = Nr. 1-181; damit Erscheinen eingestellt


In: Leuchtkugeln. -- Bd. I, Nr. 5

Es ist wohl kaum ein zweites Fremdwort zu finden,
das solchen Meinungskampf hervorgerufen hat,
in dem sich Unnatur und Herrschsucht so verbinden,
als in dem oft verwünschten Wörtchen ,Zölibat'.
Die Kirch verbietet eine Frau zu nehmen,
der Priesterstand ist für das Weib zu hoch gestellt,
ihm ist's Gebot, sich jenes mächtigen Trieb's zu schämen,
wodurch sich die Natur erhält . . .
Doch ganz im Stillen pflegen Fälle vorzukommen,
zu der bekannten Art von Frauen-Surrogat . . .
Sie wissen den Pantoffel gut zu dirigieren
und gehen dem Gebieter auf den Leib.
Es soll, wie unsre Kirchensatzungen besagen,
ein solches Surrogat zwar im Kanonenalter1 sein,
allein, wer wird die Mädchen nach dem Alter fragen,
und hier entscheidet doch am Ende nur der Schein.

Erläuterung:

1 Kanonenalter = kanonisches Alter: vom Kirchenrecht vorgeschriebenes Alter für Pfarrhaushälterinnen: wenn es sich nicht um nahe Verwandte handelt, müssen sie "von fortgeschrittenem Alter" sein

[Quelle: Jürgensmeier, Friedhelm <1936 - >: Die katholische Kirche im Spiegel der Karikatur der deutschen satirischen Tendenzzeitschriften von 1848 bis 1900. -- Trier : Neu, 1969. -- XVIII, 265 S. : 6 Bl. Abb. ; gr. 8. -- Zugleich: Diss., Univ. Gregoriana. Rom.  -- S. 112f.]


In: Leuchtkugeln. -- Bd. I, Nr. 22

Es lebe die Freiheit zu lieben!
doch solang manch Nönnlein nicht frei und froh,
solang ist nicht Freiheit zu lieben!

[Quelle: Jürgensmeier, Friedhelm <1936 - >: Die katholische Kirche im Spiegel der Karikatur der deutschen satirischen Tendenzzeitschriften von 1848 bis 1900. -- Trier : Neu, 1969. -- XVIII, 265 S. : 6 Bl. Abb. ; gr. 8. -- Zugleich: Diss., Univ. Gregoriana. Rom.  -- S. 112]



Abb.: Ausschnitt aus "Deutscher Nationalreichtum". -- In: Leuchtkugeln. -- 1849

"Volk, mein Volk!, was soll Dein Klagen?
Sag was drückt Dich noch so schwer?
Ist's nicht schön in unsern  Tagen?
Deutsches Volk, was willst Du mehr?

...

Und der Frommen Lust und Freude,
Kirch' und Consistorium:
Glaubst Du denn, man macht die Leute
Hier umsonst zu Lande dumm?"

[Quelle: Humor aus zwei Jahrhunderten : das Beste aus illustrierten Blättern für Satire, Witz und Humor / hrsg. u. eingeleitet von Petra Eisele. -- Bern [u.a.] : Scherz, 1977. -- 208 S. : Ill. -- ISBN: 3-502-30017-8. -- S. 37]


In: Leuchtkugeln. -- Nr. 119, Bd. V.

Viel lieber als ein dürres Kreuz
ist mir im Wald ein grünes Holz.
Natur allein ist mein Prophet,
in ihrem Dienste bin ich stolz . . .
Mein Evangelium war da,
Eh Bibel noch und Koran war . . .

Solange sich noch die Welten drehn,
bleibt unverrückbar mein Altar . . .

Wozu der hochmutsvolle Wahn,
die Priester Spekulation,
auf ein da-capo-Leben dort
wo man für's Hier sich holt den Lohn?
Du bist frei!
Die Pfaffenkette sank zerbrochen
hin vor dir —
O Natur! Du wonneliche lass mich fühlen,
dass ich frei!
Oh, an meines Glaubens Leiche
schleich ich zitternd nur vorbei . . .

[Quelle: Jürgensmeier, Friedhelm <1936 - >: Die katholische Kirche im Spiegel der Karikatur der deutschen satirischen Tendenzzeitschriften von 1848 bis 1900. -- Trier : Neu, 1969. -- XVIII, 265 S. : 6 Bl. Abb. ; gr. 8. -- Zugleich: Diss., Univ. Gregoriana. Rom.  -- S. 93]


In: Leuchtkugeln. -- Nr. 119, Bd. V.

Wozu, o Mensch, das Wichtigtun
mit deiner Gottesherrlichkeit? . . .

Wozu als Himmelsspekulant
dich vornehm spreizen vor dem Tier?
Die Erde ist so schön, so reich
und du auf ihr die schönste Zier!

[Quelle: Jürgensmeier, Friedhelm <1936 - >: Die katholische Kirche im Spiegel der Karikatur der deutschen satirischen Tendenzzeitschriften von 1848 bis 1900. -- Trier : Neu, 1969. -- XVIII, 265 S. : 6 Bl. Abb. ; gr. 8. -- Zugleich: Diss., Univ. Gregoriana. Rom.  -- S. 94]


In: Leuchtkugeln. -- Nr. 139, Bd. VI.

In des Waldes Zauberkreis
kann der Pfaffenspuk nicht dringen,
hier kann keine Klerisei
mich in ihre Netze schlingen . . .
Vom Hochmut kam der Sündenfall,
vor ihm war Paradieseswonne, . . .
da schlich der Pfaffe schlau verkleidet,
der Böse zu den Menschen hin:
,Ihr seid zur Ewigkeit erschaffen,
die Erde ist ein Prüfungstal!'
O Urquell aller Erdenqual!
O heillos Wort des ersten Pfaffen!

[Quelle: Jürgensmeier, Friedhelm <1936 - >: Die katholische Kirche im Spiegel der Karikatur der deutschen satirischen Tendenzzeitschriften von 1848 bis 1900. -- Trier : Neu, 1969. -- XVIII, 265 S. : 6 Bl. Abb. ; gr. 8. -- Zugleich: Diss., Univ. Gregoriana. Rom.  -- S. 107]



Abb.: Die Stände: Ich nähre — Ich lehre — Ich wehre. -- In.: Leuchtkugeln. -- Nr. 147, Bd. VII.

[Bildquelle: Jürgensmeier, Friedhelm <1936 - >: Die katholische Kirche im Spiegel der Karikatur der deutschen satirischen Tendenzzeitschriften von 1848 bis 1900. -- Trier : Neu, 1969. -- XVIII, 265 S. : 6 Bl. Abb. ; gr. 8. -- Zugleich: Diss., Univ. Gregoriana. Rom.  -- Abb. 6.]



Abb.: Turnübungen des deutschen Michel. -- In: Leuchtkugeln. -- Nr. 154, Bd. VII.

[Bildquelle: Jürgensmeier, Friedhelm <1936 - >: Die katholische Kirche im Spiegel der Karikatur der deutschen satirischen Tendenzzeitschriften von 1848 bis 1900. -- Trier : Neu, 1969. -- XVIII, 265 S. : 6 Bl. Abb. ; gr. 8. -- Zugleich: Diss., Univ. Gregoriana. Rom.  -- Abb. 4.]


3. Das schwarze Blatt 1877 - 1902


Das Schwarze Blatt : politisches Wochenblatt für das Katholische Volk. - Berlin : Germania   1.1877 - 28.1904[?]

Nicht eigentlich eine satirische Zeitschrift, aber komisch


Johann Baptist Sigl (1839 - 1902): Zu Bismarcks 60. Geburtstag. -- In: Das Schwarze Blatt : politisches Wochenblatt für das Katholische Volk. -- Berlin : Germania. -- 1875

Der Himmel, Bismarck, schenke Dir
Noch so viel Jahr das Leben,
Als Du Redakteure hast
Dem Kerker übergeben.

An Geld und Gut sei'n Dir beschert
Per Wochen so viel Kronen,
Als Du im Leben ausgefüllt
Schon Strafantragsschablonen.

Dein Stamm mög blühen und gedeih'n,
Es wachs die Zahl der Lieben:
So viele mögen ihrer sein,
Als Priester sind vertrieben!

[Quelle: Dr. Sigl, ein Leben für das Bayerische Vaterland / hrsg. von Rupert Sigl. -- Rosenheim : Rosenheimer, 1977. -- 327 S. : Ill. ; 21 cm. -- (Rosenheimer Raritäten). --  ISBN 3-475-52201-2. -- S. 259]


An die Lacher. -- In: Das Schwarze Blatt. -- Nr. 4. -- 1878-01-25

Ihr Spötter! die ihr über Alles frevelnd
Den Mund verzieht, von Stolz und Hass gebläht,
Und hämisch lacht, wo glaubenstreue Einfalt
Die Kniee beugt und Gottes Wunder schaut,
Uns bangt für euch noch mehr, als wir euch zürnen.
Wohl bäumt sich in des Edlen Brust der Zorn
Gleich feur'gem Ross bei rauher Eselsstimme,
Doch Schrecken füllt sein Herz, wenn er gedenkt
Der Stunde, wo die Spötter, die da höhnen
Der Allmacht Wunderkraft, erblicken werden
der letzten Zeiten Wunder, die bezeugen,
Dass Gottes Sohn allein die Herrschaft habe.
Es stirbt der Spott auf blassen Lippen weg,
Und jammernd rufen sie: O, stürzt ihr Berge,
Ihr Felsen nieder, uns're Schmach zu decken!
"Doch der im Himmel wohnet, lachet ihrer."1

Erläuterung:

1 Psalm 2,4

[Quelle: Koch, Ursula E. <1935 - >: Der Teufel in Berlin : von der Märzrevolution bis zu Bismarcks Entlassung ; illustrierte politische Witzblätter einer Metropole, 1848 - 1890. -- Köln : Informationspresse Leske, 1991. -- 880 S. : zahlr. Ill. ; 25 cm. -- (Reihe ilv-Leske-Republik Satire und Macht). -- (ISBN 3-921490-38-3). -- S. 244]


4. Berliner Montags-Zeitung 1861 - 1884


Unfehlbar. -- In: Berliner Montags-Zeitung. -- 1870-02-21

Ganz von Herzen möcht' ich wünschen, dass sie Ihn unfehlbar machen,
Denn's gibt heuer gar zu wenig wirklich guten Stoff zum Lachen.

[Quelle: Koch, Ursula E. <1935 - >: Der Teufel in Berlin : von der Märzrevolution bis zu Bismarcks Entlassung ; illustrierte politische Witzblätter einer Metropole, 1848 - 1890. -- Köln : Informationspresse Leske, 1991. -- 880 S. : zahlr. Ill. ; 25 cm. -- (Reihe ilv-Leske-Republik Satire und Macht). -- (ISBN 3-921490-38-3). -- S. 751]


In: Berliner Montags-Zeitung. -- 1871-01-30

Nun gilt's des Reiches Leib zu schützen
Vor miasmat'schen, faulen Winden;
Von Würmern, die in tausend Ritzen,
In Schlössern und in Kutten sitzen,
Germania, Dich zu entbinden.

[Quelle: Koch, Ursula E. <1935 - >: Der Teufel in Berlin : von der Märzrevolution bis zu Bismarcks Entlassung ; illustrierte politische Witzblätter einer Metropole, 1848 - 1890. -- Köln : Informationspresse Leske, 1991. -- 880 S. : zahlr. Ill. ; 25 cm. -- (Reihe ilv-Leske-Republik Satire und Macht). -- (ISBN 3-921490-38-3). -- S. 512]


Roma's fromme Jagd <Auszug>. -- In: Berliner Montags-Zeitung. -- 1871-03-27

Was dämmert dort hinten im Sonnenschein
Bei der Wasserkatz mächtigem Brausen?
Es wälzt sich zum Sitzungssaale herein,
Es erfüllet die Rechte in dunklen Reihn
Und die Linke — erfüllt es mit Grausen.
Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt:
Das ist Roma's fromme reichstägliche Jagd!

Erläuterung: Parodie auf "Lützow's wilde Jagd" (1813) von Theodor Körner (1791 -1813)

Für Melodie "Lützows Jagd" hier drücken

[Quelle der midi-Datei: http://ingeb.org/Lieder/wasglanz.html.  -- Zugriff am 2004-10-29]

 

[Quelle: Koch, Ursula E. <1935 - >: Der Teufel in Berlin : von der Märzrevolution bis zu Bismarcks Entlassung ; illustrierte politische Witzblätter einer Metropole, 1848 - 1890. -- Köln : Informationspresse Leske, 1991. -- 880 S. : zahlr. Ill. ; 25 cm. -- (Reihe ilv-Leske-Republik Satire und Macht). -- (ISBN 3-921490-38-3). -- S. 513]


In: Berliner Montags-Zeitung. -- 1871-09-18

Mein heil'ger Glaube ist, unheil'ge Pfaffenzunft,
Dass endlich Euch besiegt die heilige Vernunft.

[Quelle: Koch, Ursula E. <1935 - >: Der Teufel in Berlin : von der Märzrevolution bis zu Bismarcks Entlassung ; illustrierte politische Witzblätter einer Metropole, 1848 - 1890. -- Köln : Informationspresse Leske, 1991. -- 880 S. : zahlr. Ill. ; 25 cm. -- (Reihe ilv-Leske-Republik Satire und Macht). -- (ISBN 3-921490-38-3). -- S. 511]


In: Berliner Montags-Zeitung. -- 1871-10-08

Fort mit dem Ordensbunde,
Dass Keiner mit giftigem Munde
Die Deutsche Kultur belecke;
Dass Mittel heil'gen die Zwecke.

Erläuterung: Gegen den Jesuitenorden, dem u.a. nachgesagt wird, er lehre, dass der Zweck die Mittel heilige.

[Quelle: Koch, Ursula E. <1935 - >: Der Teufel in Berlin : von der Märzrevolution bis zu Bismarcks Entlassung ; illustrierte politische Witzblätter einer Metropole, 1848 - 1890. -- Köln : Informationspresse Leske, 1991. -- 880 S. : zahlr. Ill. ; 25 cm. -- (Reihe ilv-Leske-Republik Satire und Macht). -- (ISBN 3-921490-38-3). -- S. 511]


Richard Schmidt-Cabanis (1838 - 1903). -- In: Berliner Montags-Zeitung. -- 1880-05-24

Jetzt wissen's die Zeitgenossen,
Die Enkel des Barbarossa:
Im Himmel ist sie beschlossen,
Die Reise gen — Canossa!

Erläuterung: Canossa, verfallene, auf steilem Felsen gelegene Burg in der italienischen Provinz Reggio nell' Emilia, gehörte einem Geschlechte, das im 11. Jahrh. in den Besitz der Mark Tuscien gelangte, und wurde berühmt durch die Buße des Kaisers Heinrich IV. vor Papst Gregor VII., der sich dorthin zur Markgräfin Mathilde begeben hatte. 25.-28. Jan. 1077. Die liberale Seite betrachtete den Abschluss des Kulturkampfes 1880 als Canossagang.

[Quelle: Koch, Ursula E. <1935 - >: Der Teufel in Berlin : von der Märzrevolution bis zu Bismarcks Entlassung ; illustrierte politische Witzblätter einer Metropole, 1848 - 1890. -- Köln : Informationspresse Leske, 1991. -- 880 S. : zahlr. Ill. ; 25 cm. -- (Reihe ilv-Leske-Republik Satire und Macht). -- (ISBN 3-921490-38-3). -- S. 586]


6. Lustige Blätter 1888 - 1944



Abb.: Titelleiste

Lustige Blätter : schönstes buntes Witzblatt Deutschlands. -- Berlin : Verl. der Lustigen Blätter. --   3.1888 - 59.1944 nachgewiesen



Abb.: Exkommuniziert! Graf Tolstoi: "Blitzt mir den Buckel lang!". -- Karikatur von Lyonel Feininger <1871 - 1956>. -- In: Lustige Blätter. -- 16. Jhrg. (1901), Nr. 17.

Erläuterung: Der russische Schriftsteller Graf Lew Nikolajewitsch Tolstoj (Лев Николаевич Толстой, wiss. Transliteration Lev Nikolaevič Tolstoj) (1828 - 1910) wurde 1901 wegen seines Romans "Auferstehung" von dem Heiligen Synod der russisch-orthodoxen Kirche exkommuniziert. 

"Auszüge aus der Begründung zur Exkommunikation Tolstois, in der er als Feind der Kirche deklassiert wird:

»Gott hat erlaubt, daß zu unseren Tagen ein neuer falscher Doktor, der Graf Leo Tolstoi, erschienen ist; Schriftsteller von Weltruf, Russe von Geburt, orthodox durch Taufe und Erziehung, hat Graf Tolstoi, von seinem Stolz angestachelt, sich frech und kühn gegen Gott, gegen die Kirche und gegen sein heiliges Erbe erhoben. Offen und vor allen hat er die orthodoxe Kirche, die Mutter, die ihn genährt und aufgezogen hat, verleugnet und seine literarische Tätigkeit ebenso wie das Talent, das Gott ihm gegeben hat, dazu benutzt, Christus und der Kirche entgegengesetzte Lehren unter dem Volk zu verbreiten und im Geist wie im Herzen der Menschen den Glauben der Väter zu zerstören ... Darum erkennt ihn die Kirche nicht mehr als eines ihrer Mitglieder an und wird ihn nicht als solches anerkennen können, solange er nicht bereut und seine Gemeinschaft mit ihr wiederhergestellt hat.«"

[Quelle für Bild und Text: Chronik 1901 / Norbert Fischer ; Klaus Gille ; Wolfgang Jung. -- Gütersloh : Chronik-Verl., 1991. -- 232 S. : zahlr. Ill. . -- (Die Chronik-Bibliothek des 20. Jahrhunderts). -- ISBN 3-611-00153-8. -- S. 48]



Abb.: "Der konfessionelle Gemeinde-Bulle. (Idyll aus Franken)": "Pfui Hansl, schamst die net, dös san ja von dene liberale Küh'!". -- Karikatur von Lyonel Feininger (1871 - 1956). -- In Lustige Blätter. -- No. 12, 1903

[Bildquelle: Luckhardt, Ulrich: Lyonel Feininger Karikaturen. -- Köln : DuMont, 1998. -- 104 S. : zahlr. Ill. -- ISBN 3-7701-4443-0. -- S. 40]

Hintergrund:


Abb.: Lage von Oberstetten und Bernloch (©MS Encarta)

Die katholische Gemeinde Oberstetten (Württemberg) ließ im protestantischen Nachbarort Bernloch bekannt geben, dass von jetzt ab die Bernlocher Kühe von dem Bullen von Oberstetten nicht mehr besprungen würden. Bernloch hat bei der Landtagsersatzwahl demokratisch gewählt.



Abb.: "Römisches Obst". -- Karikatur von Lyonel Feininger (1871 - 1956). -- In Lustige Blätter. -- No. 15, 1904

[Bildquelle: Luckhardt, Ulrich: Lyonel Feininger Karikaturen. -- Köln : DuMont, 1998. -- 104 S. : zahlr. Ill. -- ISBN 3-7701-4443-0. -- S. 43]



Abb.: "Im Eifer": "Es gibt ja Parteien, die behaupten, dass wir Geistlichen von der Kindererziehung nichts verstehen, weil wir selbst keine Kinder haben. Das ist aber nicht der Fall!". -- Karikatur von Lyonel Feininger (1871 - 1956). -- In Lustige Blätter. -- No. 18, 1904

[Bildquelle: Luckhardt, Ulrich: Lyonel Feininger Karikaturen. -- Köln : DuMont, 1998. -- 104 S. : zahlr. Ill. -- ISBN 3-7701-4443-0. -- S. 44]



Abb.: "Das Wahlwunder: Nicht nur das Blut des heiligen Januarius kocht, auch der Lebenssaft des deutschen Michel kann überschäumen — wenn ihm zu stark eingeheizt wird!". -- Karikatur von Lyonel Feininger (1871 - 1956). -- In Lustige Blätter. -- No. 4, 1907

[Bildquelle: Luckhardt, Ulrich: Lyonel Feininger Karikaturen. -- Köln : DuMont, 1998. -- 104 S. : zahlr. Ill. -- ISBN 3-7701-4443-0. -- S. 59]

"Im Jahre 300 nach Christi wurde der Hl. Januarius geköpft. In der Kirche von Neapel befindet sich eine goldgeschmückte Ampulle mit den Resten seines Blutes, das auf den Henkerstein getropft war. Natürlich ist es längst geronnen, doch dreimal im Jahr verflüssigt es sich auf wundersame Weise in den Händen der katholischen Priester. Für die Neapolitaner ein sicherer Gotteswink für eine gesegnete Zukunft. Als 1944 das Blut fest blieb, brach der Vesuv aus.

Doch der Vatikan erkennt dieses Wunder nicht an, zu unsicher ist die Herkunft der edlen Tropfen.

Und auch heutige Chemiker halten es eher für einen guten Jahrmarktstrick als für ein göttliches Zeichen. Einfache chemische Verbindungen können dafür sorgen, dass eine blutähnliche Flüssigkeit sich bei erhöhter Raumtemperatur verflüssigt und wieder erstarrt. Das "Blutwunder von Neapel“ wurde erstmals im 14. Jahrhundert dokumentiert, dem Zeitalter der Alchimisten. Auch wenn sie niemals den Stein der Weisen fanden, legten sie doch die ersten wichtigen Grundlagen der heutigen Chemie und hatten durchaus das Können für solche Kunststücke."

[Quelle: http://www.discovery.de/de/pub/tv/wissenschaft/itempageW/item_ID/2322/seriesteaser/no. -- Zugriff am 2004-04-22]



Abb.: Ernst Haeckel1 fragt Giordano Bruno2, wohin er ginge. Bruno: "Nach Rom, es ist Zeit, mich wieder einmal verbrennen zu lassen.". -- In: Lustige Blätter. -- 1907

Erläuterung: bezieht sich auf die Enzyklika "Pascendi Dominici gregis", die Papst Pius X. am 8. September 1907 erlassen hat. Diese Enzyklika wendet sich gegen die "Irrtümer" des Modernismus, verteidigt die katholische Hierarchie, Thomas von Aquin, die Zensur und Ähnliches.

1 Ernst Haeckel

"Haeckel, Ernst, geb. 16. Februar 1834 in Potsdam, seit 1865 Prof. der Zoologie in Jena. [Gestorben 9. August 1919 in Jena.]

Haeckel ist der Hauptvertreter des naturalistisch-evolutionistischen Monismus in Deutschland. Er ist ein scharfer Gegner aller transzendenten Spekulation, alles Theismus, Dualismus, Spiritualismus, aller Teleologie. Gegenüber Dubois-Reymond hält er alle »Welträtsel« für lösbar. Alle unsere Begriffe stammen aus der Erfahrung. Ein »Ding an sich« gibt es nicht; dann aber heißt es wieder, wir kennen das letzte Wesen der Dinge nicht. Ein gewisses Schwanken findet sich überhaupt öfter. Unter Monismus versteht Haeckel die »einheitliche Auffassung der Gesamtnatur«, die Ansicht, dass die Welt eine »kosmische Einheit« bildet und dass Gott und Welt eins sind. Der Monismus ist die naturgemäße Weltanschauung, die allen »Anthropismus«- überwindet und rein auf den Ergebnissen der Naturwissenschaft und Entwicklungstheorie (Darwinismus) beruht. Es gibt im Universum nur eine einzige Substanz, die »Gott und Natur« zugleich ist. Körper und Geist (oder Materie und Energie) sind untrennbar verbunden. Materie und Geist sind die Attribute der universalen. Substanz (»Realmonismus«). Da alles, auch das Atom (hier macht sich in Pluralismus, die Annahme einer Vielheit von Elementen, geltend), belebt, beseelt ist, alles Fühlung (Ästhesis) und Strebung (Tropesis) besitzt (wenn auch zum Teil unbewußt), so ist die Substanz physisch und psychisch zugleich (Hylozoismus). In den »Lebenswundern« bezeichnet Haeckel Materie, Kraft (Energie) und »Psychom« (Empfindung) als Attribute der Substanz. Das Substanzgesetz ist das Gesetz von der Erhaltung der Kraft und des Stoffes; es ist zugleich das universale Entwicklungsgesetz. Das Weltall ist ewig, unendlich und unbegrenzt, ewig bewegt, in allem Wechsel ewig sich erhaltend (»Axiom von der Konstanz des Universums«); das Entropiegesetz in seiner kosmischen Deutung ist abzulehnen. Mit J. G. Vogt ist der »pyknotische« Substanzbegriff anzunehmen, wonach die Urkraft Verdichtung einer den Raum stetig erfüllenden Substanz ist, durch deren Kontraktionsstreben die »Pyknatome« entstehen. Nur die Masse, nicht der Äther ist in Atome gegliedert. Bei Verdichtung entsteht Lust, bei Spannung Unlust. Äther und Masse stehen in Wechselwirkung. Überall herrschen nur physikalisch-chemische Gesetze, wirken nur mechanische Kräfte, gibt es nur »Werkursachen«, keine Zweckursachen. Die »Dysteleologie« (Unzweckmäßigkeitslehre) widerlegt die teleologische Naturauffassung. Alle Zweckmäßigkeit ist rein kausal-mechanisch entstanden, ein Produkt des Kampfes ums Dasein, der Selektion oder der Übung. Ohne jede Zielstrebigkeit ist die Vervollkommnung (»Teleosis«) der Organismen zu erklären. Von einer Lebenskraft kann nicht die Rede sein, das Leben ist ein physikalisch- chemischer Prozess. Durch Urzeugung ist das Plasma entstanden; die niedrigsten Lebewesen sind die Moneren. In der Entwicklung herrscht das bekannte »biogenetische Grundgesetz«, wonach die Ontogenese eine kurze und schnelle Rekapitulation der Phylogenese ist. Der Mensch stammt nach der »Pithekoidentheorie« von einem affenartigen Vorfahren ab und ist ein Glied der Natur wie alles andere.

Die Psychologie ist nur ein Teil der Physiologie, Einen immateriellen Geist gibt es nicht. Das Seelenleben ist vielmehr »eine Summe von Lebenserscheinungen, welche gleich allen anderen an ein bestimmtes materielles Substrat gebunden sind«. Dieses Substrat ist das »Psychoplasma«, bei dein höheren Tieren das »Neuroplasma«. Durch Differenzierung und »Assozion« hat sich das menschliche Geistesleben aus dem tierischen entwickelt. Die. Psyche ist nur ein »Kollektivbegriff für die gesamten psychischen Funktionen des Plasma«. Empfindung kommt schon den niedersten Organismen zu; es gibt ferner »Zellseelen«, »Gewebeseelen«, »Nervenseelen«. Die Psyche des Menschen entsteht durch »Seelenmischung« aus der Verschmelzung der. »Seelen« der Sperma- und Eizelle. Die empfindenden organischen Moleküle nennt Haeckel »Pastidule«. Das eigentliche Bewusstsein ist an ein zentralisiertes Nervensystem geknüpft. Der Wille ist streng determiniert, teils von der Außenwelt, teils durch die Organisation des vollendeten Individuums selbst, die wiederum durch die Vererbung bedingt ist. Das stärkste Motiv gibt beim Handeln stets den Ausschlag, Nach dem »Thanatismus« ist die Seele sterblich. - Der Mensch ist ein »soziales Wirbeltier«. Neben dem Egoismus ist der Altruismus ein ursprüngliches Gefühl und muss in der Gesellschaft mit jenem in Einklang gesetzt werden. Das »goldene Sittengesetz« lautet: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Die Sittlichkeit hat also nach Haeckel eine biologisch-soziologische Basis.

Alle Dogmen positiver Religionen sind abzulehnen. Gott, die Summe der Naturkräfte, ist für den Pantheismus eins mit der Natur, die Natur selbst, im Innern der Substanz als Kraft oder Energie tätig. Dieser Pantheismus ist zugleich Atheismus, da es nach ihm keinen Gott außerhalb der Natur gibt. Gegen das (theologische) Christentum übt Haeckel scharfe Polemik.

Unter der Ägide Haeckels entstand 1896 der »Deutsche Monistenbund«, dessen Vorsitzender jetzt W. Ostwald ist. Organ desselben ist die Zeitschrift »Der Monismus« (seit 1906, früher unter dem Titel »Blätter des deutschen Monistenbundes«). Außerdem gibt der Monistenbund Flugschriften heraus. Schriften gegen Haeckel und den naturalistischen Monismus verfassten Adickes, Paulsen, Loofs, Wobbermin, Engert, Br. Weiß, Gutberlet, V. Brander, Dennert, Reinke, Chwolson u. a."

[Quelle: Eisler, Rudolf <1873-1926>: Philosophen-Lexikon : Leben, Werke und Lehren der Denker. -- Berlin : Mittler, 1912. -- 889 S. -- S. 221ff.]

2 Giordano Bruno

"Bruno, Giordano, geb. 1548 in Nola (Campanien), lernte in Neapel Logik und Dialektik, wurde 1563 Mönch, beschäftigte sich als solcher mit den Schriften antiker und mittelalterlicher Philosophen, aber auch mit der Lehre des Kopernikus, Nicolaus von Cusa, Cardanus, Telesius u. a. Er musste wegen seiner freien Anschauungen das Kloster verlassen, ging 1576 nach Genua, dann nach Venedig, Mailand u. a. Städten, lebte eine Zeitlang in Genf, Toulouse seit 1579 in Paris als Lehrer an der Sorbonne und als Dichter (Drama »Il candelajo«) und mit der »Lull'schen Kunst« beschäftigt. 1583 ging Bruno nach London, weitere Schriften ausarbeitend. 1584 schrieb er die Satire »Spaccio della bestia trionfante« (Austreibung der menschlichen Gemeinheit), dann die »Cabala del cavallo Pegaseo con l'aggiunta del' asino Cillenico« (Ränke des Pegaseischen Rosses) sowie die halb poetische, halb Prosa-Schrift »Degli eroici furori« (Über die heroische Raserei, d.h. den Enthusiasmus für das göttliche Unendliche, für das der Philosoph in Liebe und Bewunderung erglüht). Die Schrift »La cena delle ceneri« (Aschermittwochsmahl) enthält Gespräche über die Weltanschauung des Nicol. Cusanus. Von England ging Bruno über Wittenberg, Prag, Helmstedt, wo er Vorlesungen hielt, nach Venedig, wo er am 23. Mai 1592 infolge der Denunziation eines Edelmannes, Mocenigo, von der Inquisitionsbehörde verhaftet wurde. Vor allem verübelte man ihm seine heliozentrische Weltauffassung. Er wurde 1593 nach Rom gebracht, sieben Jahre im Kerker gehalten, 1600 zum Tode verurteilt und am 17. Februar auf dem Campofiore in Rom als Ketzer verbrannt, ohne widerrufen zu haben. Im 19. Jahrh. wurde ihm eine Statue in Neapel, dann auch in Rom errichtet. Im Jahre 1900 wurde der dreihundertste Todestag Brunos glänzend gefeiert, und es erschienen viele Publikationen über ihn. In Deutschland wurde sogar ein »Giordano Bruno- Bund« (mit Flugschriften) gegründet (Kuhlenbeck u. a.).

Bruno war eine künstlerisch-religiös gerichtete Natur; in seinem Philosophieren kommt die leidenschaftlich erregte Phantasie zu vollster Geltung, in einem lebendigen Einheitsschauen und Einheitsfühlen. Die »Natur«, die von der mittelalterlichen Philosophie so oft verachtet oder gering geschätzt wurde, ist für ihn das Höchste, sie ist göttlich, ja (als »natura naturans«) Gott selbst. Bruno ist von der Naturphilosophie seiner Zeit, insbesondere von der Lehre des Kopernikus, die ihn begeisterte, beeinflusst, aber auch von Epikur, den Stoikern, den Neuplatonikern, u. a. Wie die Lehre der Stoiker ist seine Weltanschauung eine organische, ein naturalistischer Pantheismus. Das Universum ist ihm eine lebendige Einheit, deren Leben in allem wirkt und an der alles eine Modifikation ist. Das All ist unendlich, ewig besteht es und im unendlichen Kaum existieren unendliche Welten, die alle ihre Seele haben. Gott ist die »natura naturans«, die wirkende Natur, der innere Urgrund, das Prinzip, die Einheit, die Substanz der Dinge. Gott ist der Welt immanent, die Einheit aller Gegensätze und in allem ganz enthalten. Alles ist in und aus Gott; aus ihm geht alles ohne Willkür, ohne zeitliche Schöpfung, mit innerer Notwendigkeit hervor. Die Welt (»natura naturata«) ist (wie bei Nic. von Cusa) die entfaltete Gottheit, die auf absolute Weise alles sein kann und ist. Gott ist das positiv Unendliche, Unteilbare, das Maximum und das Minimum, Einheit und Mannigfaltigkeit, die Viel-Einheit, die ewig wirksame und im Wechsel der Formen sich gleichbleibende Substanz und Weltseele. Macht, Weisheit und Liebe sind seine Prädikate.

Die Materie ist nicht trag, nicht leblos, der Form nicht entgegengesetzt, nicht von der Kraft verschieden, sondern aus ihr selbst entfalten sich alle Formen und wirken in ihr. Das Universum ist ein lebendiges Wesen. Die Dinge sind Modifikation, Erscheinungsweisen der einen Substanz; nur sie, als einzelne, sind vergänglich und veränderlich. Die Weltseele durchdringt alles, fasst alles harmonisch-zweckmäßig zusammen zu höchster Schönheit, so dass die Natur höchst »liebenswürdig« ist (Ästhetischer Pantheismus). Die Übel tragen nur zur Harmonie der Welt bei (Optimismus). In allen Dingen ist (wenigstens der Anlage, Potenz nach) Leben, Seele, Empfindungsfähigkeit (Panpsychismus).

Die Dinge bestehen aus Elementen (»Monaden«, »Minima«), welche physische (aber nicht ausgedehnte) Kraftzentren sind, die zugleich empfindungsfähig sind (Hylozoismus). Solcher Einheiten gibt es unendlich viele und verschiedene. Die höchste Monade, die Monade der Monaden, ist Gott. Eine Monade ist auch die unsterbliche (aber nicht immaterielle) Seele. Der Mensch ist ein Mikrokosmus, ein Spiegel des Universums. Seine Seele ist eine Modifikation der Weltseele. Agiles ist entwicklungsfähig, zielstrebig und niemals ist die Entwicklung abgeschlossen, immer neue Formen gehen aus der sich im Werden erhaltenden Substanz hervor.

Von Einfluss wurden Brunos Lehren auf Spinoza, Leibniz, Herder, Goethe, Schelling u. a."

[Quelle: Eisler, Rudolf <1873-1926>: Philosophen-Lexikon : Leben, Werke und Lehren der Denker. -- Berlin : Mittler, 1912. -- 889 S. -- S. 79ff.]

[Bildquelle: Chronik 1907 / Bernhard Pollmann . -- Gütersloh : Chronik-Verl., 1991. -- 240 S. : zahlr. Ill. . -- (Die Chronik-Bibliothek des 20. Jahrhunderts). -- ISBN 3-611-00159-7. -- S. 163]



Abb.: "Jubiläum (Zu Darwins 100jährigem Geburtstag.)": "Du, Darwin, in Deinem Werk stimmt aber verschiedenes nicht!" — "Ach, lieber Gott, in deinem auch nicht!". -- Karikatur von Lyonel Feininger (1871 - 1956). -- In Lustige Blätter. -- No. 8, 1909

[Bildquelle: Luckhardt, Ulrich: Lyonel Feininger Karikaturen. -- Köln : DuMont, 1998. -- 104 S. : zahlr. Ill. -- ISBN 3-7701-4443-0. -- S. 88]



Abb.: "Die Bibel ist verfilmt! Zur Premiere wird der liebe Gott persönlich anwesend sein.". -- Karikatur von Paul Simmel (1867 - 1933). -- In: Lustige Blätter. -- 1920

[Quelle: Humor aus zwei Jahrhunderten : das Beste aus illustrierten Blättern für Satire, Witz und Humor / hrsg. u. eingeleitet von Petra Eisele. -- Bern [u.a.] : Scherz, 1977. -- 208 S. : Ill. -- ISBN: 3-502-30017-8. -- S. 172]


7. Kikeriki 1861 - 1932



Abb.: Titelleiste

Kikeriki : humoristisch- politisches Volksblatt. -- Wien   1.1861 -  1932



Abb.: Am Mehlmarkt1: "Schauderhaft!". -- In Kikeriki. -- 1870

1 Mehlmarkt = heute: Neuer Markt in Wien I, dort steht der "Donnerbrunnen" von Raphael Donner (1693 - 1741)

[Quelle: Fuchs, Eduard <1870 - 1940>: Die Karikatur der europäischen Völker vom Jahre 1848 bis zur Gegenwart. -- Berlin : Hofmann, 1903. -- 486 S. : Ill. -- S. 455]



Abb.: Der letzte Aktschluss eines Trauerspiels. -- Karikatur auf die Fortdauer der militärischen und klerikalen Reaktion. -- In: Kikeriki. -- 1871

[Quelle: Fuchs, Eduard <1870 - 1940>: Die Karikatur der europäischen Völker vom Jahre 1848 bis zur Gegenwart. -- Berlin : Hofmann, 1903. -- 486 S. : Ill. -- S. 303]



Abb.: Wilhelm II. predigt — jetzt wird die Sache bösartig. -- In: Kikeriki. -- 1903

[Quelle: Wendel, Friedrich <1886 - >: Die Kirche in der Karikatur : eine Sammlung antiklerikaler Karikaturen, Volkslieder, Sprichwörter und Anekdoten. -- Berlin : Der Freidenker, 1927. -- 154 S. : Ill. -- S. 139.]


8. Der Scherer 1899 - 1914


Der Scherer : erstes illustriertes Tiroler Witzblatt für Politik, Kunst und Leben. -- Wien [u.a.]. --  1.1899 - 5.1903,148; 1=5.1903,149 - 2=6/7.1904/05[?]; 15.1913 - 16.1914 nachgewiesen

"Der Scherer, politisches Witzblatt, vielverfolgtes und dauerzensuriertes Organ deutschnationaler Kreise in Tirol, böses Hetzblatt gegen kirchliche und konservative "Volksschädlinge".""

[Quelle: http://lithaus.uibk.ac.at/9901/prg/lang.html. -- Zugriff am 2004-04-23]



Abb.: Vignette. -- In: Der Scherer

[Quelle: Fuchs, Eduard <1870 - 1940>: Die Karikatur der europäischen Völker vom Jahre 1848 bis zur Gegenwart. -- Berlin : Hofmann, 1903. -- 486 S. : Ill. -- S. 298]



Abb.: Die Schulmonarchen. -- In: Der Scherer

[Quelle: Fuchs, Eduard <1870 - 1940>: Die Karikatur der europäischen Völker vom Jahre 1848 bis zur Gegenwart. -- Berlin : Hofmann, 1903. -- 486 S. : Ill. -- S. 309]



Abb.: Naturgeschichte der Urviecher: Gattung: Koprologie [Exkremente], Species: Nudiätenriech. -- In: Der Scherer

Erläuterung: bezieht sich auf die lex Heinze (siehe oben).

[Quelle: Bilderlexikon der Erotik : Universallexikon der Sittengeschichte und Sexualwissenschaft / Institut für Sexualforschung. -- 
Wien, 1928-1932. -- CD- ROM-Ausgabe: Berlin : Directmedia, 1999. -- (Digitale Bibliothek ; 19). -- ISBN 3932544242. -- S. 6867. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie diese CD-ROM  bei amazon.de bestellen}]



Abb.: Auf zur Protestversammlung. -- Karikatur von Arpad Schmidhammer (1857-1921). -- In: Der Scherer

[Quelle: Fuchs, Eduard <1870 - 1940>: Die Karikatur der europäischen Völker vom Jahre 1848 bis zur Gegenwart. -- Berlin : Hofmann, 1903. -- 486 S. : Ill. -- S. 310]


9. Figaro 1857 - 1916


Figaro : humoristisches Wochenblatt. - Wien   -- 1.1857 - 60.1916[?]



Abb.: Das Unfehlbarkeitsdogma: Der Papst hat schon wieder etwas für die Christenheit—erkeit getan. -- In: Figaro. -- 1871



Abb.: "Gebt, gebt!". -- In Figaro. -- 1875

[Quelle: Wendel, Friedrich <1886 - >: Die Kirche in der Karikatur : eine Sammlung antiklerikaler Karikaturen, Volkslieder, Sprichwörter und Anekdoten. -- Berlin : Der Freidenker, 1927. -- 154 S. : Ill. -- S. 6.]


10. Die Reform 1848 - 1892


Die Reform : ein Volksblatt. - Altona : Hamburg-Altonaer Volksbuchhandlung.   -- 1848,23.März - 1892,27.Febr.; damit Erscheinen eingestellt


Abb.: Erster Pilger: "Hört ihr den metallenen Klang da drinnen, geliebter Bruder? Mir scheint es, als klapperten unsere Peterspfennige." — Zweiter Pilger: "O, wie seid Ihr im Irrtum! Das ist das Geklirre der Ketten des erhabenen Gefangenen im Vatikan.". -- In: Die Reform. -- 1872

[Quelle: Wendel, Friedrich <1886 - >: Die Kirche in der Karikatur : eine Sammlung antiklerikaler Karikaturen, Volkslieder, Sprichwörter und Anekdoten. -- Berlin : Der Freidenker, 1927. -- 154 S. : Ill. -- S. 113.]



Abb.: In: Die Reform. -- 1872
 Solang' die Dummheit währt, kann mit Vertrauen
Auf diesen Fels er seine Kirche bauen!

[Quelle: Wendel, Friedrich <1886 - >: Die Kirche in der Karikatur : eine Sammlung antiklerikaler Karikaturen, Volkslieder, Sprichwörter und Anekdoten. -- Berlin : Der Freidenker, 1927. -- 154 S. : Ill. -- S. 122.]



Abb.: Karikatur auf die Mac Mahon-Periode in Frankreich. -- In: Die Reform. -- Um 1873

"Mac-Mahon, Marie Edme Patrice Maurice Comte de {makma'oñ}, *Sully (Saône-et-Loire) 13.6.1808, Schloß La Forêt (Loiret) 17.10.1893, frz. Marschall (1859). Im Krimkrieg General, war Mac-Mahon der gefeierte Sieger gegen die Österreicher 1859 und wurde zum Herzog von Magenta ernannt. Im Deutsch-Französischen. Krieg geriet er 1870 in Gefangenschaft; schlug den Aufstand der Pariser Kommune nieder, 1873/1879 Staatspräsident."

[Quelle: http://www.infobitte.de/free/lex/allgLex0/m/macMahon.htm. -- Zugriff am 2004-04-27]

[Quelle: Wendel, Friedrich <1886 - >: Die Kirche in der Karikatur : eine Sammlung antiklerikaler Karikaturen, Volkslieder, Sprichwörter und Anekdoten. -- Berlin : Der Freidenker, 1927. -- 154 S. : Ill. -- S. 106.]



Abb.: "Alte Hüte!"  Aus Rom wird berichtet, dass der Papst noch eine Anzahl von Kardinalshüten zu verleihen gedenkt. -- In: Die Reform. -- 1874

[Quelle: Wendel, Friedrich <1886 - >: Die Kirche in der Karikatur : eine Sammlung antiklerikaler Karikaturen, Volkslieder, Sprichwörter und Anekdoten. -- Berlin : Der Freidenker, 1927. -- 154 S. : Ill. -- S. 115.]


11. Deutsche Reichs-Bremse 1849 - 1851


Deutsche Reichs-Bremse : Organ für politische-satyrische Sticheleien. -- Leipzig : Keil   -- 1849 - 1851,24[?]


Abb.: Karikatur auf die Leichtgläubigkeit der Frauen. -- In: Deutsche Reichsbremse

[Quelle:  Fuchs, Eduard <1870 - 1940>:  Die Frau in der Karikatur. -- 3. Aufl. -- München : Langen, 1928. -- 487 S. : Ill. -- S. 23]


12. Panoptikum 1928


Panoptikum. -- Leipzig. -- 1(1928), Nr. 1 - 3 [Bibliographisch nicht nachweisbar]



Abb.: Hans Landwehrmann: Moderne Inquisition. -- In: Panoptikum. -- 1928, Nr. 2

[Bildquelle: Frau Republik geht pleite : deutsche Karikaturen der zwanziger Jahre / Klaus Haese ; Wolfgang U. Schütte. -- Kiel : Neuer Malik-Verl., 1990. -- 144 S. : 205 Ill. ; 28 cm. -- Lizenzaug. d. Ed. Leipzig, Leipzig. - Ausg. für d. Bundesrepublik Deutschland, Berlin (West), Österreich u.d. Schweiz. -- ISBN 3-89029-047-7. -- S. 125]


13. Eulenspiegel 1928 - 1931


Der Eulenspiegel : Zeitschrift für Scherz, Satire, Ironie u. tiefere Bedeutung. -- Berlin . --  1.1928 - 4.1931.


 


Abb.: Alois Erbach (1888 - 1972): Die schwarze Hand der Zensur. -- In: Eulenspiegel 1929, Nr. 4

[Bildquelle: Frau Republik geht pleite : deutsche Karikaturen der zwanziger Jahre / Klaus Haese ; Wolfgang U. Schütte. -- Kiel : Neuer Malik-Verl., 1990. -- 144 S. : 205 Ill. ; 28 cm. -- Lizenzaug. d. Ed. Leipzig, Leipzig. - Ausg. für d. Bundesrepublik Deutschland, Berlin (West), Österreich u.d. Schweiz. -- ISBN 3-89029-047-7. -- S. 99]


14. Die Wahrheit 1880/82, 1885


Konservativ-antisemitisches Witzblatt


In: Die Wahrheit. -- 1880-11-06

Fort muss Kulturkampf wüten!
Der Tag, der Friede bringt,
Sie wissen's, an dem Tage
Ihr Reich in Nacht versinkt.

[Quelle: Koch, Ursula E. <1935 - >: Der Teufel in Berlin : von der Märzrevolution bis zu Bismarcks Entlassung ; illustrierte politische Witzblätter einer Metropole, 1848 - 1890. -- Köln : Informationspresse Leske, 1991. -- 880 S. : zahlr. Ill. ; 25 cm. -- (Reihe ilv-Leske-Republik Satire und Macht). -- (ISBN 3-921490-38-3). -- S. 586]


15. Die Auster 1903 - 1904



Abb.: Titelleiste

Die Auster. -- München. -- 1903-05-27 - 1904-09-24



Abb.: Richard Gräf (1879 - 1945): Hinter den Kullissen: "Geh, Katherl, geh naus, mach d Läden zu, nacha les ma d pornographische Auster.". -- In: Die Auster. -- 1904-03 (Nr. 10)

[Bildquelle: Grobe Wahrheiten - wahre Grobheiten, feine Striche - scharfe Stiche : Jugend, Simplicissimus und andere Karikaturen-Journale der Münchner "Belle Epoque" als Spiegel und Zerrspiegel der kleinen wie der großen Welt ; Katalog zur gleichnamigen Ausstellung des Instituts für Kommunikationswissenschaft (Zeitungswissenschaft) der Ludwig-Maximilians-Universität München / Hrsg.: Ursula E. Koch und Markus Behmer mit Irmgard Bommersbach ... -- München : Fischer, 1996. -- 99 S. : zahlr. Ill. ; 30 cm. -- ISBN 3-88927-198-7. -- S. 43]


16. Der lachende Pädagog 1904 - 1905



Abb.: Titelleiste

Der lachende Pädagog. -- München. -- 1904-04-03 - 1905-09-24



Abb.: Alfred Stiffel: Moderne Illustration zu Schillers Ausspruch: "Die Elemente hassen das Gebild der Menschenhand" [Schiller: Das Lied von der Glocke (1799)]. -- In: Der lachende Pädagog. -- 1904-04 (Nr. 16)

[Bildquelle: Grobe Wahrheiten - wahre Grobheiten, feine Striche - scharfe Stiche : Jugend, Simplicissimus und andere Karikaturen-Journale der Münchner "Belle Epoque" als Spiegel und Zerrspiegel der kleinen wie der großen Welt ; Katalog zur gleichnamigen Ausstellung des Instituts für Kommunikationswissenschaft (Zeitungswissenschaft) der Ludwig-Maximilians-Universität München / Hrsg.: Ursula E. Koch und Markus Behmer mit Irmgard Bommersbach ... -- München : Fischer, 1996. -- 99 S. : zahlr. Ill. ; 30 cm. -- ISBN 3-88927-198-7. -- S. 43]


17. Der Komet 1911 - 1912



Abb.: Titelleiste

Der Komet. -- München. -- 1911-03-01 - 1912-04-08



Abb.: Hanns Bolz (1885 - 1918): Die Nackttänzerin vor der Sittlichkeitskommission: "Confratres, das sittliche Ärgernis nicht vergessen!". -- In: Der Komet. -- 1911-12-02 (Nr. 40)

Abb.: Erläuterung: Bezieht sich auf den seit 1908 bestehenden "Zensurbeirat der Münchener Polizeidirektion" bzw. den "Münchener Männerverein zur Bekämpfung derr Unsittlichkeit" (seit 1908)

[Bildquelle: Grobe Wahrheiten - wahre Grobheiten, feine Striche - scharfe Stiche : Jugend, Simplicissimus und andere Karikaturen-Journale der Münchner "Belle Epoque" als Spiegel und Zerrspiegel der kleinen wie der großen Welt ; Katalog zur gleichnamigen Ausstellung des Instituts für Kommunikationswissenschaft (Zeitungswissenschaft) der Ludwig-Maximilians-Universität München / Hrsg.: Ursula E. Koch und Markus Behmer mit Irmgard Bommersbach ... -- München : Fischer, 1996. -- 99 S. : zahlr. Ill. ; 30 cm. -- ISBN 3-88927-198-7. -- S. 68]



Abb.: Der Platz an der Sonne. -- In: Der Komet. -- 1912-01-13

[Bildquelle: Grobe Wahrheiten - wahre Grobheiten, feine Striche - scharfe Stiche : Jugend, Simplicissimus und andere Karikaturen-Journale der Münchner "Belle Epoque" als Spiegel und Zerrspiegel der kleinen wie der großen Welt ; Katalog zur gleichnamigen Ausstellung des Instituts für Kommunikationswissenschaft (Zeitungswissenschaft) der Ludwig-Maximilians-Universität München / Hrsg.: Ursula E. Koch und Markus Behmer mit Irmgard Bommersbach ... -- München : Fischer, 1996. -- 99 S. : zahlr. Ill. ; 30 cm. -- ISBN 3-88927-198-7. -- S. 30]


18. Das Reibeisen 1867 - 1868


LinkDas Reibeisen  : humoristisch-satyrisches Volksblatt. -- Wien. -- 1.1867,1(5.Jan.) - 2.1868,52(26.Dez.). -- Erscheint wöchentlich. -- Beilage zu, dann Rubrik in: Der g'rade Michel


 
Abb.: "Ich bin wie ein Schlachtross, welches voll Kot und Schmutz heimkehrt." (Ausspruch Greuters nach den Reichsratsverhandlungen von 1868). -- In: Das Reibeisen (Wien). -- 1868

Erläuterung:

Greuter: Joseph Greuter (1817 - 1888)

"Greuter, Joseph, österreichischer Abgeordneter, geb. 1817 zu Tarrenz im Oberinntal, gest. 22. Juni 1888 in Innsbruck, ward 1850 zum Priester geweiht und als Professor am Gymnasium zu Innsbruck angestellt. 1861 in den Tiroler Landtag gewählt, erlangte er die Führung der ultramontanen Majorität, die ihn 1864 in den Wiener Reichsrat sandte, wo er mit Ignaz Freiherr von Giovanelli (1815-89) den äußersten rechten Flügel der Ultramontanen führte. Er zeichnete sich durch grobkörnige, kapuzinerhafte Redeweise aus, das geflügelte Wort von den »Auchdeutschen« wurde von ihm provoziert."

[Quelle: Meyers großes Konversations-Lexikon. -- DVD-ROM-Ausg. Faksimile und Volltext der 6. Aufl. 1905-1909. -- Berlin : Directmedia Publ. --2003. -- 1 DVD-ROM. -- (Digitale Bibliothek ; 100). -- ISBN 3-89853-200-3. -- s.v.]

[Bildquelle: Fontana, Josef <1937 - >: Der Kulturkampf in Tirol. -- Bozen : Verlagsanstalt Athesia, 1978. -- 528 S. : Ill. ; 19 cm. -- (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes ; Bd. 6). -- ISBN 88-7014-049-0. -- S. 112]


19. Mephistopheles 1847 - 1852


Mephistopheles. -- Hamburg : Müller. --  Nr.1-18.1847;[N.F.] Nr.1.1848 - 222.1852; damit Erscheinen eingestellt


In: Mephistopheles. -- 1852-06-16

Mit dem Kreuze kommt der Teufel,
eh es sich die Welt versieht,
ist gelöst der letzte Zweifel,
denn der Teufel ward Jesuit.
Prächtig dienet ihm zum Schütze
die Tonsur und die Kapuze.

Mit dem Kreuze kommt der Teufel.
Mit gespitzten langen Ohren
kommt er aus der Polakei . . .
in das Land der Protestanten . . .
unser Glaube, der ward ranzig . . .
drum in Breslau, Posen, Danzig
und in ganz Borussia
sucht der Teufel sich sein Futter,
in der Tinte sitzt der Luther . . .

Mit dem Kreuze kommt der Teufel.
Reißt die Kreuze aus der Erden!
Und es wird noch einmal Licht.
Soll die Welt des Teufels werden?
Nein, das soll, das darf sie nicht!
Mit dem Kreuze sei's zu Enden,
denn es ist in Teufels Händen . . .

[Quelle: Jürgensmeier, Friedhelm <1936 - >: Die katholische Kirche im Spiegel der Karikatur der deutschen satirischen Tendenzzeitschriften von 1848 bis 1900. -- Trier : Neu, 1969. -- XVIII, 265 S. : 6 Bl. Abb. ; gr. 8. -- Zugleich: Diss., Univ. Gregoriana. Rom.  -- S. 115.]


20. Seifenblasen 1865 - 1870


Seifenblasen : humoristisch-satyrisches Sonntagsblatt. -- Dresden : Gärtner. --  1.1865,1 (2.Juli) - 6.1870[?]


Die Klosterrevision. -- In: Seifenblasen. -- 1869-08-08

Durchforschen nur wollt ihr die alten Bronnen,
in denen träg' sich Molch und Unken mästen!?
Damit ist wenig oder nichts gewonnen.
Verschüttet sie!
Damit sie nicht die Luft verpesten.

Erklärung: Anlass ist die Entdeckung der wohl geistesgestörten Nonne Barbara Ubryk, die bei einer staatlichen Visitation des Karmelitenklosters in Krakau in erbärmlichem Zustand in einer Zelle eingesperrt aufgefunden wurde.

[Quelle: Jürgensmeier, Friedhelm <1936 - >: Die katholische Kirche im Spiegel der Karikatur der deutschen satirischen Tendenzzeitschriften von 1848 bis 1900. -- Trier : Neu, 1969. -- XVIII, 265 S. : 6 Bl. Abb. ; gr. 8. -- Zugleich: Diss., Univ. Gregoriana. Rom.  -- S. 128.]


In: Seifenblasen. -- 1869-10-03

Pater Hyacinthus1 mannhaft Schreiben
schädigt das Konzil an seinem Glanze.
Doch ist diese schöne Glockenblume
nicht die echte, rechte Frühlingspflanze?
Ja es läuten ihre Glöcklein
selbst im Herbst den Geistesfrühling ein.

Erläuterung:

1 Pater Hyacinthus = Charles Loyson

"Loyson (spr. luasóng), Charles, bekannt unter dem Namen Pere Hyacinthe (spr. iassängt'), franz. Prediger, geb. 10. März 1827 in Orléans, empfing 1851 die Priesterweihe, ward 1854 Lehrer der Dogmatik in Nantes, dann Vikar an der Kirche St.-Sulpice in Paris und trat 1863 in Rom in den Karmeliterorden. Mit ungeheuerm Beifall predigte er in Notre-Dame, bis ihm 1869 wegen seiner antiultramontanen Anschauungen vom Karmelitergeneral Schweigen auferlegt wurde. Er trat aus dem Orden, wurde exkommuniziert, verließ Paris und wandte sich nach New York, wo er sehr gefeiert wurde. Noch Ende 1869 nach Europa zurückgekehrt, protestierte er 1870 gegen das Dogma von der Unfehlbarkeit, trat mit den deutschen Altkalholiken in Verbindung, heiratete 1872 eine zum Katholizismus übergetretene Amerikanerin und ließ sich 1873 in Genf nieder, wo er schon 1874 mit den ihm zu weit gehenden Altkatholiken zerfiel. Er verzog nach Paris und eröffnete dort 1879 die »Église catholique gallicane«, als deren Rektor er bis 1884 fungierte, wo die Gemeinde sich an die altkatholische Kirche Hollands anschloss. Seitdem lebt er in Genf, neuerdings viel beschäftigt mit der Idee einer Zukunftskirche, in der Christen, Juden und Mohammedaner Gott einmütig verehren sollen. Er schrieb unter anderm: »La société civile dans ses rapports avec le christianisme« (1867); »De la réforme catholique« (1872-73, 2 Tle.); »Les principes de la réforme catholique« (1878); »Liturgie de l'Église catholique-gallicane« (4. Aufl. 1883); »Ni cléricaux ni athées. Discours et lettres« (1890); »Edmond de Pressensé«, Gedächtnisrede (1891); »Mon testament« (1893)."

[Quelle: Meyers großes Konversations-Lexikon. -- DVD-ROM-Ausg. Faksimile und Volltext der 6. Aufl. 1905-1909. -- Berlin : Directmedia Publ. --2003. -- 1 DVD-ROM. -- (Digitale Bibliothek ; 100). -- ISBN 3-89853-200-3. -- s.v.]

[Quelle: Jürgensmeier, Friedhelm <1936 - >: Die katholische Kirche im Spiegel der Karikatur der deutschen satirischen Tendenzzeitschriften von 1848 bis 1900. -- Trier : Neu, 1969. -- XVIII, 265 S. : 6 Bl. Abb. ; gr. 8. -- Zugleich: Diss., Univ. Gregoriana. Rom.  -- S. 131f.]


Die päpstliche Unfehlbarkeit. -- In: Seifenblasen. -- 1869-12-12

Es wallt aus allen Hemisphären
nach Rom ein bunter Priesterzug,
zu weihen einen neuen Trug . . .
Und Herrschsucht blitzt aus vielen Augen,
und Hochmut prahlt aus manchem Blick:
Der Neuzeit Bildung soll nichts taugen,
schraubt sie Jahrhunderte zurück!

Erklärung: Bezieht sich auf die Eröffnung des Ersten Vatikanischen Konzils

[Quelle: Jürgensmeier, Friedhelm <1936 - >: Die katholische Kirche im Spiegel der Karikatur der deutschen satirischen Tendenzzeitschriften von 1848 bis 1900. -- Trier : Neu, 1969. -- XVIII, 265 S. : 6 Bl. Abb. ; gr. 8. -- Zugleich: Diss., Univ. Gregoriana. Rom.  -- S. 132.]


In: Seifenblasen. -- 1869-12-19

Gesetzt ist nun der ,Marktstein der Jahrhunderte'
(so nämlich will man das Concilium1 nennen),
des Pius2 größte Tat, die meistbewunderte . . .
Nur schade war's, dass es in Strömen regnete,
als Pius' Scharen nach St. Peter zogen.
Kein Sonnenstrahl, der ihr Beginnen segnete,
dass sie ,des Himmels Gunst' ins Herz sich logen.
Darauf verflucht der ,Fromme' die Verschworenen,
die mit der Freiheit Mantel sich bedeckt,
Freigeister und die anderen Auserkorenen,
der Neuzeit Geist, der nur das Unheil heckt.
Die Jüngerschar der heiligen Cäcilia3
fiel ein im Halleluja der Kastraten,
als Pius schloss die himmlisch Homilie4.
Und ,Amen, Amen' summten die Prälaten.
. . .,Welch kläglich Licht,
als es vorzeitig dunkelte
und finster wurde auf den sieben Hügeln,
dass helles Licht
in Rom recht spärlich funkelte,
konnte kaum besser der Antichrist ausklügeln.
Rings Finsternis trotz aller ,Seelenfreudigkeit',
die ,demi-monde' nur ist's, die brilliert.
Sie hat in ungeniertester Zweideutigkeit
mit manchem Kirchenlicht illuminiert.
Doch ringsher strömen Schätze
unermesslich reich
und machen flott die trockensten Finanzen.
Man sieht, sans gêne6, ist's hässlich gleich,
ums güldne Kalb die Kardinale tanzen.
Selbst wer so alt ist wie Methusalem7,
fühlt, wie vom Gold das Herz rascher schlägt,
zwar wusste Christus einst nicht in Jerusalem,
wohin er das Haupt, das müde, legt8.
Nur zu, nur in Konflikte mit der Sittlichkeit
muss ein ,erhabnes Konzil' sich setzen!
Dann reißt die neue Zeit mit Unerbittlichkeit
der Jesuiten Gaukelwerk in Fetzen.
Schlagt auf die linke Wange nur der Gegenwart!
und trefft ihr dann mit eurem tück'schen
Schlag die rechte Wange9,
die auf den gleichen Segen harrt,
dann steigt aus Roma's Nacht hervor der neue Tag!

Erläuterungen:

1 Concilium: das Erste Vatikanische Konzil (1869/70, eröffnet am 1869-12-08)

2 Pius IX. (1792 - 1878,  Papst von 1846 bis 1878)

3 Cäcilia: sagenhafte Heilige, die seit dem 15. Jhdt. Schutzpatronin der Kirchenmusik ist

4 Homilie = Predigt

5 demi-monde: "(franz., spr. dömi-móngd'), »Halbwelt«, eine durch das gleichnamige Drama des jüngern Dumas (1855) in Aufnahme gekommene Bezeichnung für die in Großstädten (namentlich Paris) stark vertretene Klasse von Abenteurern höherer Gattung, die im Äußern Sitten und Lebensweise der vornehmen Gesellschaft (grand monde) nachzuahmen sucht; insbes. für anrüchige und zweifelhafte, aber äußerlich in aller Eleganz auftretende Frauenzimmer." [Quelle: Meyers großes Konversations-Lexikon. -- DVD-ROM-Ausg. Faksimile und Volltext der 6. Aufl. 1905-1909. -- Berlin : Directmedia Publ. --2003. -- 1 DVD-ROM. -- (Digitale Bibliothek ; 100). -- ISBN 3-89853-200-3. -- s.v.]

6 sans gêne (französisch): ungeniert, hemmungslos

7 Nach Genesis 5,27 wurde Methusalem 969 Jahre alt

8 Matthäusevangelium 8,20: "Jesus sagt zu ihm: Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber des Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt hin lege."

9 Lukasevangelium 6,29: "Und wer dich schlägt auf einen Backen, dem biete den anderen auch dar!"

[Quelle: Jürgensmeier, Friedhelm <1936 - >: Die katholische Kirche im Spiegel der Karikatur der deutschen satirischen Tendenzzeitschriften von 1848 bis 1900. -- Trier : Neu, 1969. -- XVIII, 265 S. : 6 Bl. Abb. ; gr. 8. -- Zugleich: Diss., Univ. Gregoriana. Rom.  -- S. 132ff.]


21. Der industrielle Humorist 1868 - 1870


Der industrielle Humorist. -- Hamburg : Hollander. -- 1.1868 - 3.1870,18. -- Erscheint wöchentlich. -- Fortgesetzt durch: Deutsche Reichs-Fackel. -- 1870 - 1873



Abb.: Karnevalsbilder aus dem Tierreich: ein ökonomisches — nicht ökumenisches — Konzil. -- In: Der industrielle Humorist. -- 1870, Nr. 7

Erläuterung: Bezieht sich auf das Erste Vatikanische Konzil (1869/1870) mit der Unfehlbarkeitserklärung des Papstes.

[Bildquelle: Jürgensmeier, Friedhelm <1936 - >: Die katholische Kirche im Spiegel der Karikatur der deutschen satirischen Tendenzzeitschriften von 1848 bis 1900. -- Trier : Neu, 1969. -- XVIII, 265 S. : 6 Bl. Abb. ; gr. 8. -- Zugleich: Diss., Univ. Gregoriana. Rom.  -- Abb. 8.]


Zu: Antiklerikale Karikaturen und Satiren III: Varia

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